Sexueller Kindesmissbrauch. Folgeschäden und Therapiemöglichkeiten - Britta Daniel - E-Book

Sexueller Kindesmissbrauch. Folgeschäden und Therapiemöglichkeiten E-Book

Britta Daniel

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2008
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1,0, HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fachhochschule Hildesheim, Holzminden, Göttingen (Fakultät für Soziale Arbeit und Gesundheit), Veranstaltung: Gewalt in der Familie – Sexueller Missbrauch, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit geht es um die Folgen sexuellen Missbrauchs für die Opfer und entsprechende Therapiemöglichkeiten. Die Folgen von sexuellem Missbrauch sind wissenschaftlich gesehen noch ein recht junges Thema. Nachdem Freud erste Versuche mit der Psychoanalyse unternahm, um auf diesem Gebiet zu forschen, begannen erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Forscher mit der Aufarbeitung von Entwicklungsschäden. In den 70er Jahren gab es erstmals breitere Fachliteratur. In den 80er Jahren erfuhr das Thema in den USA bereits unsachliche Überbewertung. Die Folgen sexuellen Missbrauchs werden heute teils vernachlässigt, teils überschätzt, teils bagatellisiert, teils politisiert. In der öffentlichen Diskussion um sexuellen Missbrauch vermischen sich zwei Betrachtungsweisen: zum einen der sexuelle Missbrauch als ein Verstoß gegen die sozialen Normen, zum anderen sexueller Missbrauch als schädigendes Verhalten mit der Annahme, dass etwas, was ich als besonders abscheulich empfinde, auch besonders starke Schädigungen hervorrufen muss. In dieser Hausarbeit werden wir versuchen herauszufinden, was die heutige Wissenschaft zum jetzigen Zeitpunkt über die Folgen sexuellen Missbrauchs, z.B. die Enstehung späterer Krankheiten, und die Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten, sagt. Dazu werden wir in Kapitel eins zunächst sexuellen Missbrauch definieren. Ebenso halten wir eine Definition von Kindesmissbrauch und dessen möglicher Formen überhaupt für sinnvoll, da sexueller Missbrauch häufig von anderen Gewaltformen des Kindesmissbrauchs begleitet wird. Dieser Hintergrund ist wichtig für die Betrachtung der Folgen von sexuellem Missbrauch, die unter diesem Aspekt differenzierter und nicht eindimensional und monokausal betrachtet werden müssen. Am Ende dieser Arbeit werden wir ein Fazit über den bisherigen Forschungsstand ziehen und aus diesen Ergebnissen Schlussfolgerungen für unsere sozialpädagogische Arbeit ziehen.

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Darstellung des Aufbaus der Arbeit:

(Punkte 1 und 2erarbeitete Hans-Peter Tonn, Punkte 3 und 4 erstellte Britta Daniel.

Die Einleitung und das Fazit wurden gemeinsam formuliert.)

Inhalt

 

Darstellung des Aufbaus der Arbeit:

Einleitung

1. Kindesmisshandlung und sexueller Kindesmissbrauch

1.1 Formen der Kindesmisshandlung

1.2 Sexueller Kindesmissbrauch

2. Die Folgen sexuellen Missbrauchs bei Kindern

2.1 Folgen aus entwicklungspathologischer Sicht

2.2 Längerfristige psychische Entwicklungsfolgen

2.3 Psychische Störungen als Langzeitfolgen

2.4 Ehemalige Missbrauchsopfer als Täter

2.5  Bewertung der Folgen bei Gutachten

3. Verarbeitung von sexuellem Missbrauch bei Kindern

3.1 Psychosoziales Befinden nach sexuellem Missbrauch

3.1.1 Variablen des Kindes

3.1.2 Reaktionen des sozialen Umfeldes

4. Therapie bei sexuellem Kindesmissbrauch

4.1 Aufbau einer therapeutischen Beziehung

4.2 Familientherapie bei sexuellem Missbrauch

4.3 Therapeutische Ziele und Interventionsmöglichkeiten

4.3.1 Interventionstechniken bei posttraumatischen Belastungsstörungen

4.3.2 Begleitende Psychopharmakatherapie

4.4 Beendigung der Therapie

Fazit

Quellenangaben

Literatur

Internet

 

Einleitung

In dieser Prüfungsleistung werden wir uns mit den Folgen sexuellen Missbrauchs für die Opfer und mit Therapiemöglichkeiten beschäftigen. Die Folgen von sexuellem Missbrauch sind wissenschaftlich gesehen noch ein recht junges Thema. Nachdem Freud erste Versuche mit der Psychoanalyse unternahm, um auf diesem Gebiet zu forschen, begannen erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Forscher mit der Aufarbeitung von Entwicklungsschäden. In den 70er Jahren gab es erstmals breitere Fachliteratur. In den 80er Jahren erfuhr das Thema in den USA bereits unsachliche Überbewertung. Die Folgen sexuellen Missbrauchs werden heute teils vernachlässigt, teils überschätzt, teils bagatellisiert, teils politisiert. In der öffentlichen Diskussion um sexuellen Missbrauch vermischen sich zwei Betrachtungsweisen: zum einen der sexuelle Missbrauch als ein Verstoß gegen die sozialen Normen, zum anderen sexueller Missbrauch als schädigendes Verhalten mit der Annahme, dass etwas, was ich als besonders abscheulich empfinde, auch besonders starke Schädigungen hervorrufen muss.

In dieser Hausarbeit werden wir versuchen herauszufinden, was die heutige Wissenschaft zum jetzigen Zeitpunkt über die Folgen sexuellen Missbrauchs, z.B. die Entstehung späterer Krankheiten, und die Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten, sagt.

Dazu werden wir in Kapitel eins zunächst sexuellen Missbrauch definieren. Ebenso halten wir eine Definition von Kindesmissbrauch und dessen möglicher Formen überhaupt für sinnvoll, da sexueller Missbrauch häufig von anderen Gewaltformen des Kindesmissbrauchs begleitet wird. Dieser Hintergrund ist wichtig für die Betrachtung der Folgen von sexuellem Missbrauch, die unter diesem Aspekt differenzierter und nicht eindimensional und monokausal betrachtet werden müssen.

1. Kindesmisshandlung und sexueller Kindesmissbrauch

 

1.1 Formen der Kindesmisshandlung

 

Kindesmisshandlung

 

Eine Kindesmisshandlung ist nach Anette Engfer eine gewaltsame körperliche oder psychische Beeinträchtigung von Kindern durch Eltern oder Erziehungsberechtigte.  Hervorgerufen werden diese Beeinträchtigungen durch Missbrauchshandlungen wie sexuellem Missbrauch und körperlichen Misshandlungen oder durch Unterlassung, z.B. emotionale und psychische Vernachlässigung.

 

Es gibt zwei Begriffe von Misshandlung, einen engeren und einen weiteren. Von Misshandlungen „im engeren Sinn“ spricht man dann, wenn Kinder körperlich verletzt werden. Bei psychischer Misshandlung, aber auch bei den meisten Fällen von sexuellem Missbrauch, können diese körperlichen Zeichen nicht beobachtet werden. Aus diesem Grund wird versucht, den Stärkegrad des schädigenden Verhaltens abzuschätzen. Hierfür wird bewertet, wie stark ein im Rahmen der Misshandlung gefordertes oder erduldetes Verhalten des Kindes von kulturell normativem Verhalten abweicht. Bei sexuellem Missbrauch zählt hierzu z.B. versuchter oder erzwungener Geschlechtsverkehr. Der Begriff der Misshandlung ist vor allem bei strafrechtlichen Entscheidungen grundlegend von Bedeutung. Durch die Feststellung, ob eine Kindesmisshandlung vorliegt oder nicht (weil das Kind z.B. durch Krankheit oder Unfall verletzt wurde), soll falschen Diagnosen und Strafen für Eltern bzw. für andere Täter vorgebeugt werden.

 

Kindesmisshandlung „im weiteren Sinn“ liegt dann vor, wenn es um Handlungen oder Unterlassungen geht, die nicht zwangsläufig physische oder psychische Schädigungen bei Kindern zur Folge haben. Sie weichen deutlich weniger von der Norm ab und werden heute noch von vielen Eltern ausgeübt (z.B. Schlagen, Bestrafen mit Liebesentzug, häufiges Schimpfen). In bezug auf sexuellen Missbrauch zählen hierzu Fälle ohne Körperkontakt wie Exhibitionismus oder einmalige, kaum schädigende Handlungen wie Küsse in sexualisierter Form oder die Berührung der Brust eines Mädchens.

 

Es gibt verschiedene Formen von Gewalt gegen Kinder. Dazu zählen körperliche Vernachlässigung, körperliche Misshandlung, sexueller Missbrauch und emotionale Vernachlässigung. In bezug auf die Häufigkeit des Vorkommens lässt sich feststellen, dass Vernachlässigung deutlich mehr vorkommt als körperliche Misshandlung oder sexueller Missbrauch.

 

In den USA sind alle genannten Misshandlungsformen meldepflichtig. Dort wurden 1995 etwa drei Millionen Misshandlungsfälle gemeldet. Von diesen wurde etwa ein Drittel bis die Hälfte statistisch ausgewertet. Bei dieser Auswertung von Emery und Laumann-Billings (1998) kam man zu folgenden Ergebnissen, bezogen auf die Häufigkeit der unterschiedlichen Gewaltformen:

 

54% körperliche Vernachlässigung

25% körperliche Misshandlung

11% sexueller Missbrauch

  3% emotionale Vernachlässigung

  7% nicht eindeutig einstufbar

 

Zwar können diese us-amerikanischen Verhältnisse nicht eins zu eins auf die Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland übertragen werden. Es gibt jedoch deutsche Studien von Wetzels aus dem Jahr 1997, die zu einem ähnlichen Ergebnis kommen, nämlich, dass doppelt so viele Kinder körperliche Gewalt erfahren im Verhältnis zu der Zahl der Kinder, die Opfer sexuellen Missbrauchs werden.

 

Die oben genannten Gewaltformen voneinander zu trennen, ist nicht ohne weiteres möglich, da es zwischen den einzelnen Formen von Gewalt oft zu Überschneidungen und zeitlichen Verkettungen kommt. In Fällen, die in amerikanischen Kinderschutzregistern gelistet sind, konnte eine Überschneidung und Verkettung in 36 – 94 % der Fälle festgestellt werden. Dies führt dazu, dass sich die spezifischen Auswirkungen der verschiedenen Gewaltformen nur schwer nachweisen lassen. Ebenfalls ist es dadurch kaum möglich, die Frage zu beantworten, welche Form von Gewalt die schädlichsten Folgen verursacht (Engfer, Anette in Egle et al.2005, S. 3f).

 

Um Kinder vor Kindesmisshandlung zu schützen und in bekannt gewordenen Fällen zu intervenieren, gibt es in Deutschland Kinderschutzzentren, Jugendämter und präventiv ausgerichtete Einrichtungen wie Mütterzentren, Besuchsdienste von Säuglingsschwestern und pädiatrische Einrichtungen.

 

In den Kinderschutzzentren werden die meisten der heute üblichen Therapieformen bei den Kindern praktiziert: Familientherapie, Gesprächs- und Verhaltenstherapie, Partnerschaftsberatung, Kriseninterventionstherapie, Spieltherapie und Traumatherapie. Ob und wie effizient diese Maßnahmen wirken, kann bislang nicht ausreichend festgestellt werden, da die wissenschaftliche Auswertung auf diesem Gebiet gerade erst begonnen hat.

 

Eine Analyse von Präventionsprogrammen in den USA hat ergeben, dass vor allem diejenigen Programme Wirkung zeigen, die

 

mindestens sechs Monate Betreuung und mehr als zwölf Familienkontakte beinhalten

 

soziale Unterstützung auf Basis eines ressourcenorientierten Ansatzes bieten

 

eine aktive Beteiligung der betroffenen Familien gewährleisten.

 

Präventive Kinderschutzmaßnahmen sind dieser Analyse zu Folge wirksamer als reaktive Maßnahmen (Engfer, Anette in Egle et al.2005, S. 11).

 

Vernachlässigung

 

Nach Anette Engfer findet eine Vernachlässigung von Kindern dann statt, wenn Eltern oder betreuende Personen Kinder nicht ausreichend ernähren, pflegen, fördern, gesundheitlich versorgen, beaufsichtigen oder vor Gefahren schützen.

 

Vernachlässigung ist die häufigste Form von Kindesmisshandlung. Sie verläuft meist chronisch und tritt oft in Verbindung mit anderen Gewaltformen wie körperlichen Misshandlungen und sexuellem Missbrauch auf (Engfer, Anette in Egle et al.2005, S. 4f).

 

Psychische Kindesmisshandlung