Shades of the Caribbean - Die Abenteuer der Piratin Maria Amante - Maria Weinberger - E-Book

Shades of the Caribbean - Die Abenteuer der Piratin Maria Amante E-Book

Maria Weinberger

0,0
0,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Eine Mischung aus Shades of Grey und Fluch der Karibik

 

Die Geschichte spielt in der Karibik, im sogenannten "Goldenen Zeitalter der Piraten", um 1700.

Die submissive Piratin Marie ist Erster Maat auf Käpt'n Lessnyas Schiff Pearl, die mit ihrer Piratenbande auf einer namenlosen Insel in der Karibik lebt. Marie beginnt als Sklavin, wird aber bald zum Ersten Maat. Sie ist hautnah dabei, wie Käpt'n Lessnya ihre Gruppe aufbaut, verschiedenste Abenteuer erlebt und so manche Herausforderung besteht.

In diesem Buch werden Piratenabenteuer episodenhaft beschrieben, die auch Gewalt und Sex beinhalten. Besonders die Episoden "mein Brandmal", in der Marie in Gefangenschaft gerät, gefoltert wird und nur knapp dem Galgen entkommt, und "Im Rosa Frosch", in der Marie als Arbeits- und Lust-Sklavin benutzt wird, fallen in diese Kategorie. Sie liegen auch hart an der Grenze zu BDSM.

Es wird zwar vieles ungeschönt und detailliert beschrieben, doch werden keine derben Ausdrücke verwendet. Stellenweise sachlich, stellenweise rührend und emotional werden spannungsgeladene Inhalte geboten, die durch die menschlichen Höhen und Abgründe führen. Trotzdem kommt auch der Humor nicht zu kurz.

 

Die Autorin bezeichnet ihr Werk als "bessere Klolektüre", eine ihr nahestehende Freundin nennt es "Schundroman", doch ist es weit mehr als das: eine feine Mischung aus Fluch der Karibik und Shades of Grey, in der die Protagonistin jedoch ihre Submissivität akzeptiert, stolz auf ihr Halsband ist und die Konsequenzen ihrer Unterwerfung geradezu herbeisehnt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Maria Weinberger

Shades of the Caribbean - Die Abenteuer der Piratin Maria Amante

Eine (ein wenig submissiv-masochistische) Erzählung im Piratenmilieu

Dieses Buch ist allen gewidmet, die zu seiner Entstehung beigetragen haben, insbesondere Frank, ohne den es dieses Buch überhaupt nicht gäbe, sowie "Escornalbou" und "Rudgar". Sie waren bereit, mir ihre Teilnahme und Aufmerksamkeit monatelang mehrere Abende in der Woche zu schenken; Frank sogar jahrelang. Auch Fabian, Kathi, Lexy, Sandra, Stephan und viele andere waren noch dabei und sollen nicht unerwähnt bleiben. Maria BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Wie Marie zu Käpt'n Lessnya gekommen ist

Es ist eine Eigenart von mir, dass ich es öfters erwähne, dass ich nicht immer Käpt'n Lessnyas Erster Maat war, sondern einmal ihre Beute war, und erst im Laufe der Zeit von der Beute zum Ersten Maat wurde.

Das erzähle ich besonders dann gerne, wenn es darum geht, Soldaten, Seeleute oder andere Piraten zu überreden, sich uns anzuschließen. Ich möchte ihnen klarmachen, dass sie nicht immer bei uns als Sklaven oder Gefangene bleiben müssen, wenn sie Käpt'n Lessnya nur die entsprechende Treue erweisen.

 

Hier möchte ich jetzt einmal erzählen, wie es dazu gekommen ist, dass ich Käpt'n Lessnyas Beute wurde. Diese Geschichte erzähle ich sehr selten, denn so schön oder aufschlussreich sie auch sein mag, sie tut Käpt'n Lessnya immer noch weh.

 

 

Es war vor mehreren Jahren in Cartagena, in einer Offiziers-Kneipe namens Crazy Seahorse (Zum Verrückten Seepferd). Gut, es waren nicht nur Offiziere dort, häufiger eher einfache Soldaten und Seeleute, aber auch Händler und Bürger der Stadt. Alle wollten sich einen schönen Abend und eine noch schönere Nacht mit einem der Mädchen, die ebenfalls dort waren, machen und haben diese natürlich auch bekommen.

 

Eines dieser Mädchen war ich: Maria Amante, von allen einfach nur Marie gerufen.

 

Ich war vom Land in die Stadt gekommen, hatte meine Eltern und Geschwister verlassen. Die Wahl, in die Stadt zu gehen, hatte ich getroffen, weil ich gehört hatte, es sei in der Stadt sehr leicht, besonders für Frauen, viel Geld und reiche Geschenke zu bekommen. Allerdings hatte man mir weniger genau beschrieben, was eine Frau dafür tun muss.

Nun, das haben mir die Soldaten und Seeleute rasch beigebracht. Unter den ersten Dingen, die ich gelernt hatte, war, dass ich mir aussuchen kann, ob es nur meinen Stolz verletzt, oder mir wirklich weh tut: Gebe ich mich gleich freiwillig hin, oder muss der Soldat oder Seemann mich mit Gewalt nehmen. So oder so, das Ergebnis war das gleiche. Und meinen Stolz hatte ich sehr bald abgelegt.

Rasch habe ich entdeckt, dass ich tatsächlich öfters Geschenke bekommen habe. Besonders von Händlern oder Offizieren, denen ich stets besonders schöne Stunden oder manchmal auch eine für sie äußerst schöne Nacht bereitete.

Vielleicht habe ich irgendetwas Besonderes an mir gehabt, aber ich glaube eher, dass ich einfach nur Glück hatte. Doch ich war immer unter den begehrtesten Mädchen.

 

So schlug ich mich durch und hatte mich auch mit ein paar anderen Mädchen angefreundet. Aber es gab auch mehrere Mädchen, die uns – meine Freundinnen und mich – hassten, der Neid war groß.

Es gab einen Priester, der uns immer auf den "rechten Weg" führen wollte, und es gab auch eine Reihe von ehrbaren (Ehe‑)‌Frauen, die uns am liebsten das Gesicht zerkratzt und aus der Stadt vertrieben hätten.

 

Ich war letztlich als "Dauereinrichtung" im Crazy Seahorse gelandet, in dem es täglich recht wild zuging. Es war das beste Wirtshaus in der Stadt, es verkehrten hier mehr Offiziere und Kaufleute als in jedem anderen Wirtshaus, und hier arbeiten zu dürfen, war das höchste, was eine von uns jemals erreichen konnte.

Wir hatten zwar eine Bühne für Auftritte, aber die wurde nie benutzt. Meistens tanzten wir mitten unter den Gästen bei ihren Tischen – oft auch auf den Tischen – und manchmal auch auf dem Schoß der Gäste und wurden dafür öfters auch eingeladen und beschenkt.

Einmal hatte ich sogar die Ehre, den Gouverneur persönlich beglücken zu können. Ein fetter Mann, der mich mit seinem Gewicht beinahe erdrückte, als er auf mir lag. Aber es gelang mir, meinen Ekel vor ihm und seinen Ausdünstungen und Säften zu überwinden, und ich bekam am nächsten Morgen von ihm eine silberne Halskette geschenkt.

 

Der Wirt vom Crazy Seahorse war sehr nett zu seinen Mädchen, was mich sehr überraschte, weil es in den anderen Wirtshäusern in der Stadt nicht so war. Dort wurden wir oft geschlagen, wenn wir nicht sofort den Gästen zu Diensten sein wollten oder wenn wir nicht völlig nackt tanzen wollten, aber das ist eine andere Geschichte. Der Wirt vom Crazy Seahorse machte sich nichts aus Frauen, jedenfalls ließ er uns in Ruhe, im Gegensatz zu allen anderen Wirten aller anderen Wirtshäuser, in denen ich je gearbeitet habe. Es gab auch einen jungen Mann, von dem ich nie herausfand, was genau er im Crazy Seahorse arbeiten sollte, doch er war fast immer in der Nähe des Wirts. Ich hatte diesbezüglich so meine Vermutungen, aber es ging mich nichts an. Egal, ich hatte meinen festen Platz im Crazy Seahorse, den ich um nichts in der Welt mehr hergeben wollte.

 

So war es auch an jenem Abend, als die Stadt von Piraten überfallen wurde. Einen Piratenangriff auf eine so große Stadt hatte ich noch nie erlebt. Genaugenommen hatte ich überhaupt noch nie einen Piratenangriff erlebt. Man hatte mir erzählt, die Piraten würden lieber kleinere Städte überfallen, die nicht so gut bewacht sind, und bei uns gab es doch eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Soldaten. Aber gerade an diesem Abend war die Stadt praktisch soldatenleer, weil der Gouverneur mit einem Großteil seiner Männer auf irgendeiner Mission auswärts war, von der niemand ganz verstanden hatte, was er eigentlich bezweckte.

 

Der Überfall kam völlig überraschend. Die Tür ging auf, es kamen ein paar wild aussehende Männer herein, wobei ich mir noch nicht viel dachte. Aber als der erste einen Säbel zog und drei Soldaten niederstreckte, bevor die an Gegenwehr denken konnten, hörten die anderen Mädchen und ich zu tanzen auf und die meisten von uns erstarrten. Die Musik wurde abgebrochen und es wurde still. Es gab nur wenig Kampflärm, denn es gab kaum Gegenwehr, es waren ja keine Handvoll Soldaten anwesend. Die Piraten töteten oder verletzten alle, die sich wehrten. Wer sich nicht wehrte, wurde ausgeraubt. Nachdem mehrere Kaufleute anwesend waren, die es vorzogen, nicht zu kämpfen, dürften die Piraten doch etliches an Beute gemacht haben.

 

Schließlich kam eine Frau herein, die auf den ersten Blick als jemand Besonderer zu erkennen war. Sie trug eine gutaussehende Piratenkluft, und alle Piraten machten ihr sofort Platz und traten zur Seite, als sie das Crazy Seahorse betrat.

Sie schaute sich kurz im Raum um. Wir waren sechs oder sieben Mädchen, die getanzt hatten und jetzt neben den Tischen der Gäste standen, und ausgerechnet an mir blieb ihr Blick haften. Ich bin noch nie zuvor von jemandem so durchdringend angesehen worden, und mir blieb fast das Herz stehen. Nach wie vor unfähig, mich zu bewegen, sah ich wie unbeteiligt zu, wie die Frau auf mich zukam. Sie blieb dicht vor mir stehen, starrte mir einige Sekunden lang ins Gesicht, dann bewegte sie langsam ihre Hand zu meinem Hals. Ich erwartete, dass sie mir nun mein silbernes Halsband abreißen würde, aber sie griff nur an mein Kinn und schloss meinen Mund, von dem ich nicht bemerkt hatte, dass er mir die ganze Zeit offen gestanden war. Sie lächelte kurz, dann packte sie mich an meinem Handgelenk, sagte zu ihren Leuten "Wir gehen" und zog mich mit sich aus dem Wirtshaus. Ich folgte ohne jeden Widerstand. Sie schwieg und ging raschen Schrittes mit mir Richtung Hafen. Die Piraten gingen voraus, die Frau mit mir an der Hand hinten nach.

 

Ein paar Häuser weiter rief plötzlich ein Mann von hinten: "Käpt'n Lessnya! Mit Verlaub, Ihr habt nicht besonders viel Gold als Beute mitgebracht".

Sie blieb stehen und starrte mich an. Ich hatte den Eindruck, dass ihr erst jetzt bewusst wurde, wen sie da mit sich führte. Sie sagte nur "Ja, äh. Das kann sein. Ich weiß nicht, aber irgendwie schon".

Der Mann, der zu ihr gesprochen hatte, erwies sich als besser gekleideter Pirat, der ziemlich voll beladen war mit mehreren goldenen Trinkbechern, einem Stapel Papiere, die wie Urkunden und Landkarten aussahen, und aus seinen Taschen hingen einige goldene Halsketten und Armbänder halb heraus.

"Ich erkläre es später, auf der Pearl, Maat", sagte Käpt'n Lessnya. Sie nannte ihn nicht bei seinem Namen sondern sprach ihn mit seinem Rang an, doch ich hatte keine Zeit, mich darüber zu wundern.

Im selben Moment bekam der Maat große Augen, hustete, spuckte mir dabei Blut ins Gesicht und auf meine Brust, ließ seine Beute fallen und kippte um. Erst jetzt bemerkte ich, dass sich von hinten jemand im Schutz der Dunkelheit herangeschlichen und ihm einen Dolch in den Rücken gestoßen hatte. Ich kannte den Mörder sogar, es war ein stadtbekannter Taschendieb. Ich wurde wütend, ich fand es ungerecht, dass der Maat nicht im Kampf umgekommen war, sondern einem ehrlosen Dieb und Mörder zum Opfer gefallen war.

Im nächsten Moment hatte Käpt'n Lessnya ihre Waffe gezogen und den Mörder durchbohrt, aber das machte den Maat auch nicht wieder lebendig. Ich trat auf ihn zu und zog ihm den Dolch aus dem Rücken.

Mir war aufgefallen, dass Käpt'n Lessnya keinen Säbel sondern ein Schwert gezogen hatte. Die Klinge war nicht krumm sondern gerade und zweischneidig gewesen. Aber es war nicht viel Zeit, darüber nachzudenken.

 

"Komm!" rief mir Käpt'n Lessnya zu, steckte ihr Schwert wieder weg und lief Richtung Hafen weiter. Ich raffte ein paar von den Papieren zusammen, die der Maat getragen hatte, und die nun verstreut auf dem Boden lagen. Als ich auch nach ein paar goldenen Bechern greifen wollte, rief Käpt'n Lessnya über die Schulter mir zu: "Die sind nicht wichtig, komm du!". Ich ließ alles Weitere liegen und lief ihr hinterher.

Erst im Hafen holte ich sie wieder ein. Sie kletterte in ein Boot, das voll mit Piraten und Beute war und streckte mir ihre Hand entgegen. Ohne viel nachzudenken, dass ich jetzt Piraten folgte, griff ich nach ihrer Hand und kletterte ebenfalls in das Boot.

 

"Unser Erster Maat ist tot", sagte Käpt'n Lessnya, "wer fehlt noch aller?" Erst jetzt konnte ich sehen, dass ihr Tränen die Wangen hinunter liefen.

Zwei weitere Namen wurden genannt und Käpt'n Lessnya nickte langsam.

 

"Wir haben Glück gehabt, reiche Beute, Käpt'n" sagte irgendjemand.

Käpt'n Lessnya wischte sich mit einer raschen Handbewegung die Tränen aus dem Gesicht und schaute mich lächelnd an. Lange. Sehr lange. Dann sagte sie "Ja, das haben wir tatsächlich. Sehr reiche Beute. Vielleicht nicht unbedingt teuer und wertvoll, aber sie ist dennoch eine Menge wert. Davon bin ich überzeugt."

 Sie tauchte ihre Hand kurz ins Wasser und wusch mir die Blutspritzer, die vom Ersten Maat stammten, aus dem Gesicht.

"Wie heißt du?" fragte sie dann. –

"Maria. Maria Amante", antwortete ich, "aber alle nennen mich Marie". –

"Marie" wiederholte Käpt'n Lessnya, "ja, das passt zu dir".

Ich wusste darauf nichts zu sagen und starrte nur ihre faszinierenden Augen an. Sie lächelte erneut.

Dann griff sie nochmals zu meinem Kinn und schloss meinen wieder offenstehenden Mund.

 

 

Das Weitere ist rasch erzählt.

Wir erreichten unbehelligt das Piratenschiff, und konnten auch ohne Schwierigkeiten auf das offene Meer entkommen.

 

Der Name des Schiffs ist Pearl. Sie wurde mir rasch zu meiner neuen Heimat, ebenso wie die namenlose Insel, die Käpt'n Lessnya als Versteck benutzte. Doch wir waren anfangs häufiger auf der Pearl unterwegs, als wir uns auf der Insel aufhielten, auf der damals noch die Behausung erst im Aufbau war.

Ich wurde Käpt'n Lessnyas persönliche Sklavin und stand gegenüber der Mannschaft unter ihrem Schutz.

 

Den Namen des Ersten Maats, der dem Mörder zum Opfer gefallen war, weiß ich bis heute nicht. Ich habe Käpt'n Lessnya nie danach gefragt. Ich weiß, wie sehr ihr diese Sache nahe geht und spreche sie nie darauf an. Auch mit niemandem anderen habe ich jemals über den Tod dieses Mannes oder über seine Bedeutung für Käpt'n Lessnya gesprochen. Wenn ich an ihn denke, sehe ich immer nur seinen erstaunten Blick vor mir, den er hatte, bevor er sterbend zusammengebrochen war.

 

Den Dolch habe ich bis in Käpt'n Lessnyas Kajüte in der Hand gehalten, ohne es zu bemerken. Erst dort habe ich ihn fallen gelassen.

Ich trage ihn übrigens immer bei mir, an meinem linken Oberschenkel. Es ist die einzige Waffe, die ich trage, aber er hat mir gute Dienste geleistet. Vielleicht kann ich mit der Zeit mit diesem Dolch gut machen, was durch ihn geschehen ist. Aber ich weiß, dass das noch einige Zeit dauern wird.

 

 

Wie ich später Käpt'n Lessnyas Erster Maat wurde, ist nun eine andere Geschichte.

 

Es war ein weiter Weg dort hin und wir sind sogar auch einmal auseinander gegangen, haben aber zum Glück wieder zueinander gefunden.

 

Ebenso gibt es noch die Geschichte, wie ich zu dem Brand "Pirat" auf meinem Rücken gekommen bin. Ich möchte nur kurz festhalten, dass ich damals in Gefangenschaft geraten bin und mit dem Brandmal auf dem Rücken drei Tage am Pranger gestanden bin. Hätte mir eine alte Frau nicht immer wieder heimlich Wasser gebracht, wäre ich verdurstet. Der Gouverneur hat dann beschlossen, dass ich gehenkt werden soll, und es sollte besonders lange dauern, der Scharfrichter solle darauf achten, dass mir beim Hängen nicht das Genick gebrochen wird. Mein Kopf sollte danach auf einem Pflock am Hafen anderen Piraten, vor allem aber Käpt'n Lessnya, als Abschreckung dienen.

Nun, so weit ist es nicht gekommen, Käpt'n Lessnya hat mich vor dem Galgen bewahrt.

Aber, wie gesagt, das ist eine andere Geschichte. Es gibt noch viele andere Geschichten.

Wir haben noch viele Abende dafür.

von Käpt'n Lessnya zu Käpt'n Rin

Heute möchte ich Euch einmal eine für mich nicht unbedingt ehrenvolle Geschichte aus meinem Leben erzählen. Es ist die Geschichte, wie ich gelernt habe, was wahre Loyalität ist und was sie für diejenigen bedeutet, denen gegenüber man loyal oder illoyal ist.

Es ist die Geschichte, wie ich Käpt'n Lessnya verlassen habe, um zu Käpt'n Rin zu gehen. Auch jetzt, mehrere Jahre später, kommen mir immer noch die Tränen, wenn ich an Käpt'n Lessnyas Gesicht denke, als ich sie gebeten habe, mich aus ihren Diensten zu entlassen. Auch mein Ende bei Käpt'n Rin macht mich immer noch traurig, obwohl ich inzwischen Käpt'n Rin nicht mehr nur durch die rosarote Brille sehe.

 

Ich bringe es nicht fertig, die ganze Geschichte auf einmal zu erzählen, hier ist einmal der Anfang, wie ich Käpt'n Rin kennen lernte und Käpt'n Lessnya verließ.

 

 

Als ich erst einige Monate lang Sklavin von Käpt'n Lessnya war, nahm sie mich eines Abends in eine Kneipe mit, die den schönen Namen Drunken Mermaid (Zur Betrunkenen Meerjungfrau) hatte.

Käpt'n Lessnya trat forsch durch die Tür in das Innere, während sich in mir, als ich ihr folgen wollte, alles verkrampfte. Da saßen an Tischen eine Reihe von Piraten und Seeleuten, Männer wie Frauen gemischt, von denen einer blutrünstiger aussah als der andere.

 

Käpt'n Lessnya marschierte ungeniert zu einem Tisch, an dem zwei Piratinnen und ein Pirat saßen und wurde lautstark begrüßt. Sie nahm unaufgefordert Platz und als ich unschlüssig hinter ihr stehen blieb, forderte mich eine Piratin auf, mich doch zu setzen.

Zu setzen! Ich als Sklavin sollte an einem Tisch mit meiner Herrin und anderen Piraten sitzen! Meiner Meinung nach gehörte ich zu den Füßen meiner Herrin aber doch nicht neben sie und zur Bande der Piraten. Ich hatte viel zu viel Respekt vor den Anwesenden und so setzte ich mich auf einen Stuhl, zwar am Tisch, aber möglichst weit entfernt von allen. Käpt'n Lessnya schaute nur kurz auf und meinte dann zu mir, ich solle mich gefälligst neben sie setzen, schließlich sei ich ihre Sklavin und nicht jemand fremder.

Sie erzählte den Piraten und Piratinnen am Tisch kurz, dass ich ihr gehöre, und das in einem Ton, der durchblicken ließ, dass sie stolz auf mich sei und dass sie mich keinesfalls hergeben werde. Außerdem konnten alle mein Lederhalsband mit dem Eisenring, das ich trug, seit ich zu Käpt'n Lessnya gekommen war, deutlich sehen. Und mir bedeutete dieses Halsband viel. Käpt'n Lessnya hatte es mich selber aussuchen lassen und es zeigte, dass ich ihr diente und gleichzeitig unter ihrem Schutz stand.

 

Eine Piratin an diesem Tisch schaute mich besonders oft an und war besonders freundlich, und sie erwies sich als gute Bekannte, wenn nicht gar als enge Freundin von Käpt'n Lessnya. Ich erfuhr, dass diese Piratin die Besitzerin der Drunken Mermaid war.

Sie ging hinter die Theke und kehrte mit einem Kleid zurück, das sie mir überreichte. Ich fragte Käpt'n Lessnya, ob ich dieses Kleid annehmen dürfe, was sie bejahte.

Das Kleid war um vieles besser und hübscher, als das mittlerweile schon etwas zerschlissene, das ich trug, und Käpt'n Lessnya forderte mich zur Freude aller Anwesenden auf, mich auszuziehen und das neue Kleid gleich hier im Raum anzulegen.

Die Piratin und Kneipenbesitzerin, die mir das Kleid geschenkt hatte, wurde mir als Käpt'n Rin vorgestellt, die andere Piratin und der Pirat an unserem Tisch als Käpt'n Kim und Maat Ben. Mit beiden hatte Käpt'n Rin ein Verhältnis, wie ich im Laufe des Abends erfuhr und auch selber sehen konnte.

 

Der Rest des Abends verging damit, dass ich für Käpt'n Lessnya und ihre Freunde tanzte – oft tanzten sie auch mit – und dass Unmengen von Krügen geleert wurden, bis am Ende fast alle betrunken waren. Nur Käpt'n Lessnya und Käpt'n Rin schienen noch halbwegs nüchtern zu sein: sie konnten noch gehen, während die anderen alle, einschließlich Käpt'n Kim und Maat Ben, mit dem Kopf auf dem Tisch oder zum Teil auch unter dem Tisch liegend eingeschlafen waren. Zum Abschied küsste Käpt'n Rin Käpt'n Lessnya und dann zu meiner großen Überraschung auch mich. "Eine treue Sklavin ist beinahe Gold wert", sagte sie, dann zog sie sich auf ihr Zimmer zurück, während Käpt'n Lessnya mit meiner stützenden Begleitung zurück auf ihr Schiff ging. Die anderen Piratinnen und Piraten im Raum hatte Käpt'n Rin einfach so liegen gelassen wie sie waren, nur Käpt'n Kim und Maat Ben hatte sie jeweils ein Kissen unter den Kopf geschoben und mit einer Decke zugedeckt.

"Rin wird noch mein Untergang sein", sagte Käpt'n Lessnya, als wir auf der Pearl angelangt waren und ich sie in ihre Kajüte brachte.

In der nächsten Zeit besuchte Käpt'n Lessnya mit mir zusammen öfters die Drunken Mermaid und ich lernte Käpt'n Rin besser kennen und mochte sie sehr, sie war eine faszinierende Persönlichkeit. Sie erzählte einiges von sich und von ihren Taten und Leistungen, was mich sehr beeindruckte.

 

Eines Tages meinte Käpt'n Lessnya, dass sie für eine geheime Unternehmung ein paar Tage weg müsse und in dieser Zeit Käpt'n Rin das Kommando übernehmen werde. Während noch die näheren Details besprochen wurden, flüsterte Käpt'n Rin mir heimlich zu "Ich liebe Dich". Ich errötete und schwieg dazu. Als es dann zur Verabschiedung kam, raunte sie mir noch einmal zu "Glaubs oder glaubs nicht, ich liebe dich".

Die nächsten Tage während Käpt'n Lessnyas Abwesenheit waren sehr schön für mich. Käpt'n Rin bemühte sich ausschließlich um Käpt'n Lessnyas Schiff samt Mannschaft, es schien mir fast so, als ob sie ihr eigenes dafür sogar vernachlässigen würde. Sie hatte während dieser Zeit auch keine Kontakte zu Käpt'n Kim oder zu Maat Ben, soweit ich es beurteilen konnte. Sie beschäftigte die Mannschaft in derselben Funktion, die sie auch bei Käpt'n Lessnya gehabt hatte. Ich war in dieser Zeit somit ihre persönliche Sklavin, wie ich es ansonsten für Käpt'n Lessnya war. Ich begann Käpt'n Rin sehr zu schätzen. Aber sie blieb immer auf Distanz und betonte immer wieder, dass sie nur Käpt'n Lessnyas Vertretung sei, aber nicht mehr als das. Dass sie mir zugeflüstert hatte, sie liebe mich, schien sie vergessen zu haben. Doch ich hatte viel zu viel Respekt vor Käpt'n Rin, um diesbezüglich nachzufragen oder auch nur Andeutungen zu machen.

 

Sie führte sehr viele Gespräche mit mir, erzählte mir von sich, ich mochte mittlerweile Käpt'n Rin sehr und hatte großes Vertrauen in sie. Schließlich sagte sie mir, für mich ziemlich überraschend, dass ich keine Sklavin sein sollte, sondern eine freie Frau. Mir wurde bei diesen Worten mulmig zumute, ich hatte mich an Käpt'n Lessnya gewöhnt und wollte gar nicht mehr frei sein, aber das konnte ich Käpt'n Rin nicht verständlich machen, und sie beharrte sogar darauf, dass ich ungeeignet als Käpt'n Lessnyas Sklavin sei.

Käpt'n Rin hatte, wie sie mir erzählte, mehrere Sklaven und Sklavinnen gehabt, hatte jetzt niemanden, weil sie keine Sklavin mehr haben wollte, aber sie wusste Sklaven und Sklavinnen sehr gut einzuschätzen. Das bedeutete für mich, dass sie somit auch beurteilen konnte, was ich war und was ich nicht war.

In weiteren Gesprächen überzeugte mich Käpt'n Rin, dass ich nicht nur ungeeignet als Sklavin von Käpt'n Lessnya sei, sondern überhaupt ungeeignet als Sklavin. Ich bin eine freie Frau, ich bin vielleicht im Inneren verletzt und glaube nur ich wäre eine Sklavin, aber ich sollte das machen, was ich möchte. Sie wird mir gerne helfen, meinen Weg zu finden, aber mein Weg ist nicht der einer Sklavin, ich bin nicht zur Sklavin geboren.

Ich kam zu dem Schluss, dass ich mir meine Loyalität zu Käpt'n Lessnya offensichtlich nur eingebildet hatte und dass ich ihr daher all die Zeit nur vorgespielt haben musste, ihre treue Sklavin zu sein.

 

In mir brach eine Welt zusammen.

 

Ich war in Wirklichkeit gar nicht so, wie ich immer geglaubt hatte zu sein, ich war eine Lügnerin, ich spielte nur, ohne es selbst zu bemerken, ich hatte mir nur selber eingeredet, als Käpt'n Lessnyas Sklavin, überhaupt als Sklavin, glücklich zu sein. Ich hatte die ganze Zeit über Käpt'n Lessnya belogen, ohne mir dessen bewusst zu sein.

 

Der Tag, an dem Käpt'n Lessnya zurückkehrte, kam. Käpt'n Rin übergab Schiff und Mannschaft wieder an Käpt'n Lessnya. Sie lächelte mir noch einmal zu, bevor sie die Pearl verließ.

 

Am selben Abend bat ich Käpt'n Lessnya um ein Gespräch. Auch wenn ich ihre Sklavin war, so hatte Käpt'n Lessnya immer ein offenes Ohr für meine Probleme gehabt und so zog sie sich auch diesmal mit mir in ihre Kajüte zurück, wo wir ungestört reden konnten.

Ich bat gleich vorweg Käpt'n Lessnya, mich gehen zu lassen. Sie brach daraufhin beinahe zusammen, war sehr getroffen und musste sich setzen. Ich versuchte meine Gründe zu erklären: Ich bin gar nicht so, wie wir immer geglaubt hatten. Ich hatte ihr nur vorgespielt, ihre treue Sklavin zu sein, und ich wollte damit nicht mehr weitermachen. Ich wollte Käpt'n Lessnya nicht weiter anlügen, das wäre ihr gegenüber nicht richtig. Ich könnte zwar bei ihr bleiben, aber ich würde die Treue zu ihr nur spielen, bzw. ich hatte die Treue immer schon nur gespielt, aber jetzt war mir bewusst geworden, dass ich sie nur spielte, und mit dieser Lüge konnte und wollte ich nicht bei Käpt'n Lessnya bleiben. Es klang ziemlich wirr, was ich erklärte, ich glaubte nicht mehr an meine eigenen Empfindungen sondern nur noch an das, was Käpt'n Rin mir gesagt hatte, und Käpt'n Lessnya verstand mich wahrscheinlich überhaupt nicht. Aber sie wollte, dass ich glücklich sei und entließ mich ohne weitere Fragen oder Einschränkungen.

Sie nahm mir mein Halsband ab und mit einemmal kam ich mir völlig nackt vor. Selbst wenn ich wie oft zuvor nackt gewesen war, hatte ich immer mein Halsband anbehalten, und ich hatte mich noch nie so nackt gefühlt wie jetzt ohne Halsband, obwohl ich Kleidung trug; es war absolut ungewohnt kein Halsband zu tragen. Es war überhaupt schrecklich, keines mehr tragen zu dürfen.

"Geh zu Rin", sagte Käpt'n Lessnya mit gebrochener Stimme zu mir. Das war auch für mich das einzige, was mir jetzt noch vorstellbar erschien. Ich ließ Käpt'n Lessnya alleine.

 

Als ich die Pearl verließ, kamen mir die ersten Tränen. Ich vermisste Käpt'n Lessnya, kaum dass ich ihr den Rücken zugekehrt hatte. Erst jetzt wurde mir bewusst, was sie mir bedeutet hatte. Aber es war zu spät um umzukehren.

 

Die nächsten Tage und Wochen verbrachte ich mit Gelegenheitsarbeiten in der Hafenstadt, wie Teller waschen, putzen, oder Schmutzarbeiten. Alles Arbeiten, die mir von früher her nicht fremd waren, aber ich fühlte nur noch Leere in mir. Immer wieder griff ich mir an meinen bloßliegenden Hals. Oft wurde ich gefragt, warum ich fast dauernd weinte. Ich gab nie eine Antwort darauf.

 

Ab und zu begegnete ich Käpt'n Lessnya, aber wir wechselten immer nur ein paar belanglose Worte, wenn wir überhaupt etwas sagten, es gab nichts mehr zwischen uns, was wir uns hätten sagen können.

So oft wie möglich suchte ich Käpt'n Rin auf, und wir führten stundenlange Gespräche. Sie versprach mir nochmals, mich auf meinem neuen Weg begleiten zu wollen und mir zu helfen, mich selbst zu finden, so gut sie könne. Aber ich sei nun mal keine Sklavin, eine geborene Sklavin habe das natürliche Bedürfnis, sich unterzuordnen. Das verwirrte mich noch mehr, denn damit hatte sie eigentlich genau meine Gefühle und Wünsche beschrieben, doch wenn sie urteilte, ich sei ungeeignet, dann musste sie, da sie doch gesagt hatte, sie kenne sich damit aus, mit ihrer Einschätzung wohl recht haben.

Sie erzählte mir auch, dass es ihr gar nicht gut gehe, sie war schwerkrank und hatte es nur vor allen verborgen. Nur Käpt'n Kim und Maat Ben wussten Bescheid, selbst Käpt'n Lessnya gegenüber hatte sie nur Andeutungen gemacht, aber nichts Näheres erklärt. Dieses Bekennen einer Schwäche vertiefte meine Zuneigung zu Käpt'n Rin nur noch weiter.

 

Als ich einmal bei Käpt'n Rin war, und Käpt'n Kim ebenfalls anwesend war, da kam auch Käpt'n Lessnya vorbei. Sie klagte darüber, dass sie offensichtlich kein guter Kapitän sei, weil sie mich verloren hatte. Nach mir hatten sie dann noch mehrere aus ihrer Mannschaft verlassen. Es kam mir vor, als hätte ich mit meinem Weggehen von ihr irgendwie eine Welle des Abwanderns ausgelöst, der Käpt'n Lessnya nun hilflos gegenüberstand, und ich fühlte mich schuldig.

Während Käpt'n Kim ungeniert Käpt'n Rin süße Worte sagte und zwischendurch immer wieder zusammenhanglos fluchte, und auf diese Weise demonstrativ ignorierte, dass Käpt'n Lessnya sich hilfesuchend an Käpt'n Rin gewandt hatte und mit ihr eigentlich gerne in Ruhe geredet hätte, versuchte Käpt'n Rin, zusammen mit meiner Unterstützung, Käpt'n Lessnya zu erklären, dass mein Weggang von ihr nichts mit einer mangelnden Eignung als Kapitän zu tun hatte. Aber Käpt'n Lessnya verstand offenbar weder Käpt'n Rins, noch meine Argumente und Erklärungen, sie sagte sie wolle die Pearl aufgeben und zu Käpt'n Rin gehen, um von ihr zu lernen. Sie kniete sich nieder, legte ihren Kopf auf den Boden, nahm Käpt'n Rins Fuß und stellte ihn auf ihren Kopf. Käpt'n Kim lachte schallend, während die überraschte Käpt'n Rin ihren Fuß sofort wieder wegnahm. Erst später begriff ich, wie peinlich diese Aktion Käpt'n Rin gewesen war. Sie brauchte anschließend fast eine Stunde, um Käpt'n Lessnya all das wieder auszureden.

Ich verstand überhaupt nicht, wieso Käpt'n Lessnya, die mir immer eine gute Herrin und ein hervorragender Kapitän gewesen war, derartige Selbstzweifel haben konnte und beteuerte immer wieder, dass das ganze eigentlich meine Schuld war. Schließlich stritten Käpt'n Lessnya und ich beinahe darum, wer von uns beiden der weniger wertvolle Mensch sei, bis Käpt'n Rin jeder von uns eine schallende Ohrfeige gab. Ich entschuldigte mich und schwieg, während Käpt'n Rin danach weiter auf Käpt'n Lessnya einredete.

Doch gab mir diese Ohrfeige ein tiefes Gefühl der Befriedigung. Mein Herz hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits längst Käpt'n Rin zugewandt, und diese Ohrfeige bewies mir, dass ich ihr etwas bedeutete. Gleichzeitig verband diese Ohrfeige auch mich mit Käpt'n Lessnya, da wir beide zur selben Zeit und von der selben Person eine erhalten hatten. Leider konnte das nicht verbergen, dass Käpt'n Lessnya in einer Krise steckte, die ich verursacht hatte.

Als wir uns schließlich voneinander verabschiedeten, versprach mir Käpt'n Rin, Käpt'n Lessnya so gut wie möglich zu helfen. Aber mein schlechtes Gewissen gegenüber Käpt'n Lessnya blieb.

 

Trotzdem war ich nach wie vor glücklich, wenn sich eine Gelegenheit ergab, mit Käpt'n Rin zu reden und vor allem mit ihr zusammen sein zu können, sie war einzigartig. Sie war eine Königin. Ihre Worte waren für mich wie Wasser für einen Verdurstenden. Und nach allem, was sie für mich getan hatte und auch noch versprochen hatte, zu tun, wollte ich nun ihr, nicht nur angesichts ihrer Krankheit, sondern überhaupt, um auch grundsätzlich etwas für sie tun zu können, unbedingt helfen. Ich wollte sie so gut wie möglich unterstützen, ich wollte für sie da sein. So fragte ich Käpt'n Rin, wie ich ihr am besten helfen könne und sie antwortete:

"Du kennst mich und du weißt es."

Ich erstarrte. Meine Knie wurden weich und ich spürte in meiner Brust ein eigenartiges Gefühl. Meine Hände wurden kraftlos. Hätte ich etwas in meinen Händen gehalten, ich hätte es abstellen müssen, um es nicht fallen zu lassen. Ich konnte mich kaum mehr bewegen. Ich senkte meinen Blick und sagte:

"Solange es mich gibt, werde ich Euch dienen, Käpt'n Rin."

 

Sie schwieg eine Weile, dann fragte sie "Hart für dich?" und ich schüttelte meinen Kopf und antwortete "Nein. Wundervoll."

 

von Käpt'n Rin zurück zu Käpt'n Lessnya

Die nächsten Wochen und Monate wurde ich die ständige Begleiterin von Käpt'n Rin, genauso, wie ich es zuvor von Käpt'n Lessnya gewesen war.

In der Drunken Mermaid bediente ich die Gäste, machte für sie jene Arbeiten, die Käpt'n Rin zuvor selber getan hatte, oder ich tanzte. Niemals auf der Bühne, die es in der Drunken Mermaid ebenso gab wie sie es im Crazy Seahorse gegeben hatte, und die hier ebenso wenig genutzt wurde wie dort, sondern entweder bei den Tischen, auf der Tanzfläche zusammen mit den Gästen oder auch auf einem Tisch, je nachdem, was gewünscht wurde.

 

Ein paar mal kam es auch noch zu Treffen zwischen Käpt'n Rin und Käpt'n Lessnya, aber Käpt'n Rin verstand es sehr gut, vor Käpt'n Lessnya zu verbergen, dass ich nun als ihre Sklavin bei ihr war. Oft schickte sie mich mit Aufträgen fort, und ich erfuhr bei meiner Rückkehr nach Ausführung von anderen Anwesenden, dass Käpt'n Lessnya "soeben gegangen" war.

Aber im Prinzip war mir das egal. Käpt'n Rin führte lange Gespräche mit mir, wir redeten über Gott und die Welt, über ihre Krankheit, über unsere Zukunft, über ihre Verhältnisse zu Käpt'n Kim und Maat Ben, wobei Käpt'n Rin beteuerte, dass sie mich ebenso liebe, sie liebe jeden auf seine eigene Weise; und natürlich redeten wir auch über mich. In diesen Gesprächen kamen wir uns sehr nahe, es gefiel mir nur nicht, dass Käpt'n Rin nach wie vor darauf bestand, dass ich keine richtige Sklavin sei, aber mir auch nicht erklären konnte oder wollte, wer oder was ich denn dann sonst sei.

 

Doch auch das war mir vorerst gleichgültig. Ich genoss jedes Wort von Käpt'n Rin, sie war, wie gesagt, eine faszinierende Persönlichkeit, sie konnte wunderbar Geschichten aus ihrem Leben erzählen, ich wurde regelrecht süchtig auf Käpt'n Rin.

 

Wir trafen oft Käpt'n Kim und Maat Ben und ich freundete mich mit den beiden ebenfalls an. Maat Ben war umgänglicher, wenn auch nicht sehr gesprächig, aber Käpt'n Kim machte einen ausgesprochen harten und unnahbaren Eindruck, sie ließ mir gegenüber deutlich durchblicken, dass sie mehr Rechte auf Käpt'n Rin habe als ich und wurde erst eine Spur freundlicher, als ich ihr beteuerte, dass ich als Käpt'n Rins Sklavin ja überhaupt keine Ansprüche auf sie hatte. Ich hatte nie das Gefühl, dass Käpt'n Kim mich vollständig akzeptieren würde. Deshalb war mir jede Minute, jede Sekunde, die ich Käpt'n Rin für mich alleine hatte, unendlich wertvoll.

 

Eines Tages, als ich alleine in der Drunken Mermaid war, kam Käpt'n Lessnya in Begleitung eines übel zugerichteten jungen Mädchens vorbei, das im Gesicht und auf den Armen, soweit man sehen konnte, mehrere Narben hatte. Käpt'n Lessnya stellte sie mir als Lara vor. Sie war ein neues Mannschaftsmitglied, und Käpt'n Lessnya bat mich, Lara bei einigen Problemen zu helfen, bei denen Käpt'n Lessnya selbst nichts oder nur wenig tun konnte. Ich war nach Käpt'n Rins Berichten Käpt'n Lessnya gegenüber etwas skeptisch, aber darunter sollte Lara nicht leiden, und ich unterhielt mich mit ihr. Es war übrigens das einzige mal, dass Käpt'n Lessnya in Begleitung jemandes anderen gekommen war, aber das fiel mir erst später auf. Doch so lernte ich Lara kennen.

Lara besuchte mich in der drauffolgenden Zeit mehrmals in der Drunken Mermaid und diese Besuche wurden rasch häufiger. Lara lernte klarerweise auch Käpt'n Rin kennen und war von ihr sehr beeindruckt, was mich nicht weiter überraschte.

 

Aus Käpt'n Rins Erzählungen konnte ich entnehmen, wie die Freundschaft zwischen ihr und Käpt'n Lessnya stückweise zerbrach. Mir tat zwar Käpt'n Lessnya leid, aber Käpt'n Rin war mir inzwischen wesentlich wichtiger geworden.

 

Ich bat Käpt'n Rin um ein Halsband, sie versprach, mir eines zu besorgen, mit ihrem Namen darauf, ich solle warten.

 

Und mehrmals war sie mir auch eine großartige Liebhaberin. Es war unschätzbar, dass sie mich, ihre Sklavin, als Bettgespielin auswählte, und ich tat immer mein Bestes, um Käpt'n Rin zufriedenzustellen.

 

 

Leider begann dann die Zeit, in der Käpt'n Rin auf See hinaus fuhr und mich in der Drunken Mermaid zurückließ. Anfangs waren es nur kurze Fahrten, ich war immer glücklich, wenn sie wieder heimkehrte, aber die Fahrten wurden bald länger. Schließlich dauerten sie mehrere Tage, oft mehr als eine Woche. Käpt'n Rin kehrte für einen Tag zurück und fuhr am nächsten Tag wieder eine Woche oder länger fort. Ich wartete täglich auf ihre unvorhersagbare Rückkehr, hielt täglich nach ihrem Schiff Ausschau, stundenlang, und hoffte, dass sie zumindest irgendwann wieder käme.

Wenn jemand "Schiff in Sicht" rief, ließ ich in der Drunken Mermaid alles liegen und rannte hinaus um zu schauen, ob es die Estafadora sei, Käpt'n Rins Schiff.

 

Da es länger zu dauern schien, bis Käpt'n Rin ein Halsband für mich haben würde, besorgte ich mir eine Halskette aus Blutstein, die ich stattdessen ständig trug.

 

Ungeachtet dessen waren die wenigen Tage, die sie so mit mir verbrachte, unvergleichlich. Ich erinnere mich an ein Gespräch, das wir einmal führten: Sie meinte, sie werde nach ihrem Tod wohl in der Hölle schmoren. Ich sagte daraufhin, dass ich ihr überallhin folgen werde, auch in die Hölle, wenn ihr Weg sie dorthin führe, wir würden uns dort treffen, und ich werde sie aus der Hölle wieder hinausführen. Und ich war davon überzeugt, dass ich, wenn ich freiwillig aus Liebe in die Hölle eindringen würde, auch wieder hinauskommen und dabei auch jemanden mitnehmen konnte. Ich war bereit, alles, wirklich alles für Käpt'n Rin zu tun.

Eines Abends gab es einen Streit zwischen Käpt'n Rin und einem Soldaten, der zu eskalieren drohte. Als der Soldat zu seinem Säbel griff und Käpt'n Rin zu ihrem, stand ich schneller, als ich es selber begreifen konnte, zwischen den beiden. Dabei war es wahrscheinlich gar nicht notwendig, Käpt'n Rin konnte sehr gut sich selber verteidigen. Es war mir auch völlig gleich, was der Soldat mir antun hätte können, mir war nur wichtig, dass Käpt'n Rin nichts geschehen sollte. Als der Soldat abgezogen war, sagte Käpt'n Rin zu mir "Du würdest dein Leben für mich geben. Nicht wahr?" Ich konnte nur nicken, mir liefen die Tränen hinunter. Käpt'n Rin umarmte mich und sagte sanft: "Brave Marie".

 

 

Es änderte sich jedoch nichts an den langen Abwesenheiten von Käpt'n Rin. Ich erfuhr auch nie, was sie auf diesen Fahrten machte. Vielleicht traf sie sich mit Käpt'n Kim und Maat Ben, wenn diese ebenfalls auf ihrem eigenen Schiff, der Unfavorable, unterwegs waren. Es ging mich nichts an. Meine Aufgabe war, in der Drunken Mermaid auf die Rückkehr Käpt'n Rins zu warten und die Gäste zufriedenzustellen. Oft gab es Beschwerden darüber, dass ich hinausgelaufen war, um zu sehen, ob ein ankommendes Schiff die Estafadora war.

 

Lara war mir in der Zwischenzeit eine gute Freundin geworden und war mehrmals in der Woche in der Drunken Mermaid anzutreffen. Sie leistete mir Gesellschaft und oft warteten wir zusammen auf die Ankunft der Estafadora. Lara mochte Käpt'n Rin inzwischen sehr. Es gab aber auch Gäste, die mir Schauergeschichten über Käpt'n Rin erzählten, wahrscheinlich amüsierten sie sich über meine Ergebenheit Käpt'n Rin gegenüber. Eines Tages erzählte mir ein weiblicher Gast namens Mouse, dass Käpt'n Rin einmal ihre Sklavin gewesen sei. Mir war bekannt, dass Käpt'n Rin eine Affäre mit Mouse gehabt hatte, das war gerade um die Zeit gewesen, als ich mich Käpt'n Rin unterworfen hatte, aber diese Affäre war nur von kurzer Dauer gewesen. Käpt'n Rin hatte mir auch erzählt, dass sie ein abenteuerliches Leben hatte, das konnte tatsächlich auch einschließen, dass sie einmal Sklavin gewesen war, und es traf mich, dass Käpt'n Rin, die mir so viel bedeutete, Sklavin dieser großsprecherischen Mouse gewesen sein sollte. Als ich bei Käpt'n Rin wegen dieser Geschichte nachfragte bestrafte Käpt'n Rin mich, weil ich dieser Erzählung Glauben geschenkt hatte: Ich musste meine täglichen Pflichten erfüllen, durfte Käpt'n Rin aber einen Tag lang weder ansprechen noch sonst irgendwie ihr eine Mitteilung zukommen lassen. Ich durfte ihr nicht folgen, wenn sie wo hin ging, ich durfte ihr überhaupt nicht zu nahe kommen. Genau den einen Tag, an dem sie an Land war! Es war für mich die härteste Strafe, die ich je bekommen konnte. Und als ich am nächsten Tag sie wieder ansprechen hätte dürfen, war sie schon wieder zur See gefahren.

 

Aber meistens war Käpt'n Rin verständnisvoll und führte an den seltenen Abenden, an denen sie anwesend war, in der Zeit, in der wir alleine waren, immer noch lange Gespräche mit mir. Sie erzählte mir über ihre Krankheit, und dass diese besonders schlimm sei, wenn sie auf See war, aber sie lehnte mein Angebot ab, dass ich sie auf See begleiten und sie pflegen könnte.

Sie erzählte mir über ihre zerbrochene Freundschaft mit Käpt'n Lessnya und dass Käpt'n Lessnya sie verraten hatte, nur mit Glück war sie einer Gefangennahme entgangen.

Dieser Treue- und Freundschaftsbruch, den Käpt'n Lessnya begangen hatte, tat mir im Herzen weh. Ich war froh, dass Käpt'n Rin entkommen hatte können und wagte es nicht mir auszumalen, was alles nun sein könnte, wenn ihr das nicht geglückt wäre.

Und sie erzählte mir auch viel über ihren Werdegang als Piratin, über ihre Verletzungen, die sie sich bei früheren Kämpfen zugezogen hatte, über ihre anderen Freundschaften, über ihre ehemaligen Sklavinnen oder über ihre Liebe zu mir.

 

Aber sehr oft waren auch Käpt'n Kim und Maat Ben anwesend, und dann verschwand jede Vertrautheit zwischen Käpt'n Rin und mir. So sehr ich versuchte, mit Käpt'n Kim auszukommen – ich achtete Käpt'n Kim, die von Käpt'n Rin als ihre Ehefrau bezeichnet wurde, ebenso wie Käpt'n Rin selbst – es war vergebens. Käpt'n Kim behandelte mich oft, als ob ich Luft wäre, und das, obwohl sie selbstverständlich stets die hauptsächliche Aufmerksamkeit von Käpt'n Rin genoss.

 

Käpt'n Kim und Maat Ben besuchten mich niemals in der Drunken Mermaid, wenn ich alleine dort war. Sie kamen nur dann, wenn Käpt'n Rin anwesend war, oder aber Käpt'n Rin ging in das etwas heruntergekommene, sehr eigenwillig eingerichtete Wirtshaus von Käpt'n Kim, das den Namen Voodoo hatte, und ich durfte nachkommen, wenn alle Gäste in der Drunken Mermaid gegangen waren.

Umgekehrt besuchte auch ich niemals Käpt'n Kim oder Maat Ben, wenn ich alleine war und sie nicht auf der Unfavorable unterwegs waren. Ich begleitete zwar stets Käpt'n Rin zu den beiden, wenn sie sie besuchte, so wie ich Käpt'n Rin überallhin begleitete, wenn sie an Land war, aber ich war dauernd nur ein Anhang, eine Gefolgschaft, für Käpt'n Rin. Zu mehr hatte ich gar nicht das Recht, außerdem hatte ich vor den beiden viel zu viel Respekt, um sie ohne Anwesenheit von Käpt'n Rin zu treffen.

 

Käpt'n Rin nannte Käpt'n Kim "Sweetheart", Maat Ben "Schatz" und mich meist "Marie", nur in ganz vertrauten Situationen nannte sie mich "Süße". Es stand mir nicht zu, darüber zu urteilen oder gar mich zu beschweren. Wer war Käpt'n Rin und wer war ich? Sie war meine Sonne, ohne sie war der Tag grau und öde, ihre Worte waren Gesetz für mich. Was auch immer Käpt'n Rin sagte, es hatte für mich hundertprozentige Gültigkeit und Wahrheit. Und ich war ihre treu ergebene Sklavin. Auch wenn ich immer noch kein Halsband von Käpt'n Rin bekommen hatte, war es allen offensichtlich, dass ich das war.

 

Ich weinte oft an den Tagen, an denen Käpt'n Rin abwesend war, weil ich wusste, dass es ihr schlecht ging, und ich dagegen nichts unternehmen konnte, nichts unternehmen durfte. Sie lehnte nach wie vor ab, dass ich sie auf ihren Fahrten begleiten und pflegen durfte. Wenn sie nach mehreren Tagen plötzlich unvermutet wieder da war, und auf meine Frage, wie es ihr gehe, meist antwortete "nicht so besonders", tat mir das Herz weh und ich bemühte mich, sie besonders liebevoll zu behandeln, was sie zwar sehr genoss, aber sie ließ sich durch nichts dazu umstimmen, mehr von mir anzunehmen, als einfach meine bloße Anwesenheit während dieser vergleichsweise kurzen Zeit, in der sie bei mir an Land war.

 

 

Eines Abends, als Käpt'n Rin wie schon üblich tagelang irgendwo unterwegs war, ging die Tür auf und Käpt'n Lessnya kam herein. Wir hatten uns nicht mehr gesehen, seit sie Lara mir vorgestellt hatte. Sie erkannte auf einen Blick, dass ich nicht einfach nur für Käpt'n Rin arbeitete, sondern dass nun, auch wenn ich kein Halsband trug, Käpt'n Rin meine Herrin war. Ich hatte inzwischen aus Käpt'n Rins Erzählungen genug über die Falschheit Käpt'n Lessnyas erfahren und begrüßte sie mit den spöttischen Worten "Guten Abend, mein Ex-Käpt'n" –

"Nenn mich bitte nicht so", sagte Käpt'n Lessnya darauf nur.

Wir wechselten ein paar Worte, dann sagte sie überraschend "Bitte richte Rin aus, dass sie mir immer noch sehr viel bedeutet".

Ich war empört. Käpt'n Lessnya hatte Käpt'n Rin verraten, und jetzt versuchte sie offenbar sich über mich bei Käpt'n Rin wieder einzuschmeicheln. Diese Lüge war die größte Dreistigkeit, die ich je von Käpt'n Lessnya gehört hatte. Ich funkelte sie an: "Nach allem, was Käpt'n Rin mir über Euch erzählt hat, kann ich Euch überhaupt nichts mehr glauben".

Käpt'n Lessnya schaute mich lange an, dann ging sie ohne ein weiteres Wort. Ich frage mich immer noch, warum sie damals nicht einfach ihr Schwert zog und mich niederstreckte. Es hätte mir allerdings auch nichts ausgemacht. Ich war nach wie vor bereit, für Käpt'n Rin zu sterben, selbst wenn der Zweck nur darin bestanden hätte, für die Wahrheit zu sterben und das offen auszusprechen, was Käpt'n Lessnya Käpt'n Rin angetan hatte.

Ich wäre auch bereit gewesen, mir von Käpt'n Rin die Kehle durchschneiden zu lassen und so für sie zu sterben, falls ihr das gefallen hätte, wenn sie mich nur in der Zeit in ihren Armen gehalten hätte, bis ich verblutet gewesen wäre. Selbstverständlich wollte Käpt'n Rin das niemals, aber selbst das hätte ich für sie getan, wenn es ihr Wunsch gewesen wäre.

 

Als ich Käpt'n Rin nach ihrer Rückkehr vom Besuch Käpt'n Lessnyas erzählte, meinte sie nur, ich solle Käpt'n Lessnya auf diese Geschichte mit dem Verrat nicht ansprechen, wenn sie wieder einmal kommen sollte. "Ich will nicht, dass in alten Wunden gestochert wird und möchte Gras über die Sache wachsen lassen", erklärte sie.

 

 

Irgendwie verging die Zeit. Es hatte sich dahingehend eingependelt, dass Käpt'n Rin nur an einem Tag in der Woche anwesend war, meist an den Wochenenden, zwischen Freitag und Montag, jedoch war nie sicher, an welchem dieser Tage, ebenso war die Uhrzeit ein Glücksspiel. Ich weinte oft, fast täglich, weil ich Käpt'n Rin so vermisste und ich nichts für sie tun konnte, obwohl ich wusste, dass es ihr nicht gut ging, wenn sie nicht da war. Lara versuchte, wenn sie zugegen war, so gut wie möglich mich zu trösten, doch meist ohne Erfolg.

 

Es gab tatsächlich noch ein paar Zusammentreffen zwischen Käpt'n Lessnya und mir, aber wir wechselten nie viele Worte, und wenn, dann meinte Käpt'n Lessnya nur, ich würde ihr ohnehin nicht glauben, was sie sage, ich würde ihr nicht einmal glauben, wie das Wetter ist, solange mir Käpt'n Rin das nicht bestätigen würde. Auch wenn das nun etwas übertrieben war, irgendwie hatte sie Recht.

Mir fiel jetzt auch auf, dass Käpt'n Lessnya niemals in Begleitung war. Sie war immer alleine. Diese Zusammentreffen mit Käpt'n Lessnya wurden rasch seltener, und bald kam sie überhaupt nicht mehr.

 

 

Es gab keine nennenswerten Ereignisse mehr. Sehnsüchtig, fast gierig, wartete ich täglich auf die Rückkehr der Estafadora und Käpt'n Rin, die irgendwann, manchmal nach ein paar Tagen, meist aber nach einer Woche oder länger, wieder kam und mir dann immer phantastische Geschichten erzählte, von den Ländern, in denen sie war, den Personen, die sie getroffen hatte und den Fabelwesen, die sie gesehen hatte. Und mir wurde warm in der Brust, mein Herz ging über, wenn sie mit mir zusammen war, ich war glücklich in diesen Stunden. Aber das konnte selbst mich nicht auf Dauer darüber hinwegtäuschen, dass Käpt'n Rin eigentlich so gut wie nie anwesend war. Es war eine tränenreiche Zeit.

 

Schließlich erzählte mir Lara, dass Käpt'n Lessnya ihre Mannschaft zum Teil verloren, zum Teil entlassen hatte und sich in ein kleines Häuschen zurückgezogen hatte; ihr Schiff lag auf dem Trockenen, sie wolle nie mehr zur See fahren, sie lebe einsam und alleine. Lara war knapp nachdem ich Käpt'n Lessnya verlassen hatte, auf die Pearl gekommen, war nur kurz dort geblieben, hatte aber dann trotz ihrer häufigen Besuche in der Drunken Mermaid auch weiterhin Kontakt zu Käpt'n Lessnya behalten. Lara wollte nun Käpt'n Lessnya einen Besuch abzustatten und fragte mich, ob ich mitkommen wolle.

 

Beim Gedanken an eine einsame Käpt'n Lessnya ohne die Pearl und ohne ihre Mannschaft wurde ich traurig. Sie tat mir leid, so sehr sie auch meine geliebte Herrin, Käpt'n Rin, belogen und betrogen hatte. Aber ich konnte es nicht wagen, so wie ich war, zu Käpt'n Lessnya zu gehen.

 

Ich verkleidete und schminkte mich bis zur Unkenntlichkeit, dann gingen wir zu dem Häuschen, in dem Käpt'n Lessnya nun wohnte. Als wir vor Käpt'n Lessnyas Tür standen, meinte Lara, sie habe noch etwas anderes zu erledigen und ging fort ohne weitere Erklärungen. Ich stand alleine vor Käpt'n Lessnyas Tür. Ich klopfte an, die Tür wurde geöffnet, und ich hoffte, Käpt'n Lessnya würde mich nicht erkennen. Sie bat mich herein.

 

Ich weiß bis heute nicht, warum ich das folgende getan habe, aber ohne viel darüber nachzudenken erklärte ich Käpt'n Lessnya, mein Name sei Bettina und ich hätte gehört, sie sei ein guter Kapitän, sie fahre zu See, und ich wolle mit ihr fahren. Aus irgendeinem inneren Irrsinn heraus war ich davon überzeugt, ich könnte gleichzeitig als Marie bei Käpt'n Rin und in Verkleidung als Bettina bei Käpt'n Lessnya sein. Warum mich meine Liebe zu Käpt'n Rin nicht davor bewahrt hat, sie derart zu hintergehen, kann ich mir nicht erklären. Aber ich wollte gleichzeitig auch, dass Käpt'n Lessnya wieder glücklich werden sollte und wollte alles dazu tun.

Ich bemühte mich auch sehr, nicht so wie Marie zu sprechen und mich nicht so zu benehmen.

 

Doch Käpt'n Lessnya erklärte mir, dass sie sich zur Ruhe gesetzt habe, und nicht mehr fahren wollte. Ich versuchte sie zu überreden, es doch noch einmal zu versuchen, man könne das zur See fahren doch nicht so einfach aufgeben, sie sollte doch an die schönen Zeiten denken, die sie sicherlich gehabt haben werde. Es kam mir irgendwie vor, als würde ich um mein Leben reden.

Nach etlichem Hin und Her sagte Käpt'n Lessnya: "Gut, ich habe mich entschieden, wir werden die Pearl wieder zu Wasser lassen und ich fahre wieder zur See".

 

Wir gingen in ein Wirtshaus, das den Namen Kupfer Club hatte, um die weitere Mannschaft anzuheuern. Ich wurde von Käpt'n Lessnya aufgefordert, mich hinter die Bar zu stellen und bediente dort die Gäste. Ich erfuhr, dass dieses Wirtshaus einer weiteren Piratin gehörte, ihr Name war Kaleyani, die seit längerer Zeit ohne Kapitän war und die ebenfalls wieder zur See fahren wollte. Sie heuerte noch am selben Abend bei Käpt'n Lessnya als Steuerfrau an.

(Erst mehrere Monate später erzählte mir Käpt'n Lessnya, dass sie Kaleyani wenige Tage zuvor kennen gelernt hatte, und bereits mit dem Gedanken gespielt hatte, möglicherweise wieder zur See zu fahren. Doch es war erst Bettinas Frage gewesen, die den entscheidenden Ausschlag dazu gegeben hatte, dass sie den Entschluss fasste, mit Bettina zu Kaleyani in den Kupfer Club zu gehen, um wieder eine Mannschaft zusammenzustellen.)

 

Im Lauf des Abends kreuzte dann auch Lara auf und bat ebenfalls Käpt'n Lessnya darum, wieder mit ihr fahren zu dürfen. Es war eine Freude, mitansehen zu können, wie Käpt'n Lessnya fast von Minute zu Minute immer mehr aufblühte, es war offensichtlich, dass sie glücklich war. Sie bemerkte nicht einmal, dass Lara mich einmal versehentlich mit "Marie" ansprach, und ich antwortete ihr mit aller Selbstverständlichkeit, bevor mir das auffiel und ich der über ihren eigenen Fehler erschrockenen Lara entsetzt zuflüsterte, sie solle doch aufpassen, was sie sage.

 

Nach einem sehr schönen Abend hatte Käpt'n Lessnya ihre Mannschaft beisammen, wir verabschiedeten uns und ich kehrte glücklich in die Drunken Mermaid zurück.

 

Am nächsten Tag kehrte Käpt'n Rin heim. Sie fragte mich wie jedesmal, wie ich die Zeit ohne sie verbracht hatte. Zunächst verheimlichte ich ihr meinen Besuch bei Käpt'n Lessnya, aber mein Gewissen plagte mich zu sehr; als ihre Sklavin war es mir nicht möglich, sie anzulügen oder ihr irgendetwas zu verschweigen. Wenn ich sie schon hintergangen hatte, so wollte ich doch wenigstens ehrlich sein. Ich erzählte ihr von meinem Besuch bei Käpt'n Lessnya. Sie fragte mich sanft, was ich bei Käpt'n Lessnya zu suchen gehabt habe. Erst jetzt erkannte ich, wie sehr ich damit Käpt'n Rin verletzt hatte. Mir wurde bewusst, wie sehr es ihr wehtun musste, dass ich zu ihrer Feindin gegangen war. Ich war vor Entsetzen sprachlos und schaute nur noch schuldbewusst zu Boden. Käpt'n Rin fragte mich mit leiser Stimme um eine Erklärung für mein Verhalten, aber ich hatte keine, ich war wie gelähmt. Käpt'n Rin schwieg und ich schwieg. Nach mehreren Minuten gegenseitigen Anschweigens ging sie zu meiner Truhe, nahm alle meine Sachen heraus, schnürte sie zu einem Bündel zusammen, das sie mir in die Arme drückte. Dann schob sie mich zur Tür hinaus, sagte "Leb wohl", schloss die Tür hinter mir und verriegelte sie.

Ich brachte immer noch kein Wort heraus. Mir liefen die Tränen hinunter. In einer Scheune übernachtete ich, am nächsten Morgen nahm ich zum ersten mal seit Monaten meine Halskette aus Blutstein ab und ging immer noch weinend zu Käpt'n Lessnya, sie war die einzige Person, zu der ich jetzt noch gehen konnte.

 

Käpt'n Lessnya war erstaunt, mich zu sehen, bat mich aber herein und war auch bereit, sich mit mir zu unterhalten. Ich erzählte ihr unter Tränen, dass Käpt'n Rin die letzte Zeit immer seltener bei mir in der Drunken Mermaid gewesen war, dass ich es nicht mehr ausgehalten hatte, nur noch geweint hatte, wenn sie nicht da war und mich vor zwei Tagen in Verkleidung bei "jemandem" eingeschlichen hatte, der mir, so wie es ausschaue, doch noch sehr viel mehr bedeute, als mir selber bewusst gewesen war, und dass ich für diesen Treuebruch gestern von Käpt'n Rin entlassen worden war. Käpt'n Lessnya nickte und meinte nur: "Jetzt weiß ich, warum mir Bettina so sympathisch war".

Danach führten wir ein langes Gespräch, in dem ich Käpt'n Lessnya vor allem über ihren Verrat an Käpt'n Rin genau befragte. Käpt'n Lessnya gab mir nach einigem Zögern Auskunft und erzählte mir eine Geschichte, die um einige Details anders war, als diejenige, die Käpt'n Rin mir erzählt hatte. Sie erzählte mir auch, dass Maat Ben verhindert hatte, dass sie sich mit Käpt'n Rin treffen und aussprechen konnte und dass vor allem Käpt'n Kim sie sehr hasse und angedroht habe, sie bei ihrem nächsten Zusammentreffen zu töten, was auch mit schuld an der Trennung zwischen Käpt'n Rin und ihr gewesen war.

Letztlich fand ich, dass die Version von Käpt'n Lessnya glaubwürdiger war, als die Version von Käpt'n Rin. Käpt'n Rin hatte etwas zu dick aufgetragen und ihre Bedeutung zu sehr als wichtig und mächtig dargestellt, sie war stets die Gute, wogegen das, was Käpt'n Lessnya erzählt hatte, realistisch war und mir ehrlich erschien, auch Käpt'n Lessnya selbst kam dabei nicht allzu gut weg.

Das alles sagte ich auch Käpt'n Lessnya. Ich sagte, dass ich ihr glaubte und dass es mir leid tat, sie so beschuldigt zu haben, ohne sie anzuhören. Ich war blind gewesen in meinen Gefühlen zu Käpt'n Rin. Und ich spürte, dass meine Entschuldigung unsere neuerliche Bindung besiegelte.

Erst sehr viel später wurde mir bewusst, dass auch Käpt'n Lessnya Käpt'n Rin geliebt hatte.

 

Am nächsten Tag erhielt ich einen Brief von Käpt'n Kim. Er war voll von wüsten Beschimpfungen, sie schrieb, dass ich mich schämen solle, dass ich es nicht fertig gebracht hatte, das bisschen Loyalität Käpt'n Rin gegenüber zu wahren, ich hätte Käpt'n Rin missbraucht, ich hätte die Grenze zu Käpt'n Rins Güte und Freundlichkeit nicht nur überschritten, sondern meilenweit überrannt, und es sei Käpt'n Kim nun klar, dass ich ebenso verlogen und heuchlerisch bin wie Käpt'n Lessnya. Wir beide würden gut zusammenpassen in unserer Falschheit. Sie werde mich jedoch nicht töten, falls wir uns zufällig begegnen sollten, sondern sie will, dass ich mit meiner Schuld leben muss, und das möglichst lange.

Vor allem der Vorwurf, ich hätte Käpt'n Rin missbraucht, traf mich sehr. Ich zeigte Käpt'n Lessnya diesen Brief, aber sie meinte, der einzige Zweck dieses Briefes sei nur, mich und auch sie zu verletzen, das Beste wäre, ihn zu verbrennen und zu vergessen.

 

 

In den nächsten Tagen machten wir die Pearl wieder flott und ich bemühte mich, das Vertrauen von Käpt'n Lessnya wieder zu erlangen, das ich bei ihr einmal gehabt hatte. Es erschien mir trotzdem wie ein Wunder, dass Käpt'n Lessnya nach den Beleidigungen und Kränkungen, die ich ihr an den Kopf geworfen hatte, mich überhaupt noch aufgenommen hatte. Ich hätte mich an ihrer Stelle zum Teufel gejagt.

 

Ich weinte noch tagelang wegen meiner Entlassung von Käpt'n Rin. Auch darüber sah Käpt'n Lessnya verständnisvoll hinweg. Ich war traurig und glücklich zugleich. Glücklich, weil ich mein zu Hause bei Käpt'n Lessnya wiedergefunden hatte. Ich bekam ein neues Halsband, das ich auch heute noch trage, obwohl ich nicht mehr Käpt'n Lessnyas Sklavin sondern mittlerweile ihr Erster Maat bin. Ich trage es um zu zeigen, dass mein Herz ihr gehört.

 

Lara erzählte mir später auf meine Frage, warum sie mich zum Besuch bei Käpt'n Lessnya überredet hatte, dass sie gesehen hatte, dass Käpt'n Rin mir "nicht gut tat", wie sie es ausdrückte. Sie hatte mitbekommen, dass ich am Ende fast nur noch geweint hatte, wenn Käpt'n Rin nicht da war, und das war fast dauernd gewesen. Und dann sagte Lara etwas, was mich tief berührte: "…und ich habe gewusst, dass Käpt'n Lessnya die einzige war, die dich von Käpt'n Rin wieder wegholen konnte."

 

Trotzdem war Käpt'n Lessnya nach meiner Meinung nach sehr kurzer Zeit wieder bereit, mir ihr volles Vertrauen zu schenken. Doch ich habe sie seither nie wieder enttäuscht. Ich werde meinen Fehler, einem Trugbild zu folgen, nicht wiederholen.

 

Selbst, als Käpt'n Lessnya Lady Sūrya, die mittlerweile ebenfalls in meinem Leben eine besondere Rolle spielt, kennenlernte, war, trotz aller Bedenken von Käpt'n Lessnya, Lady Sūrya und mir von Anfang an bewusst, dass ich Käpt'n Lessnya die Treue halten werde. Käpt'n Lessnya hatte gesehen, wie gut Lady Sūrya und ich uns verstehen und wäre bereit gewesen, mich freizugeben und Lady Sūrya folgen zu lassen, nur, damit ich glücklich sei. Aber meine Verbundenheit mit Lady Sūrya besteht auf einer anderen Ebene, mein Herz hängt, wie gesagt, an Käpt'n Lessnya.

 

Aber das ist eine andere Geschichte. Meine Loyalität gilt jetzt und in Zukunft uneingeschränkt Käpt'n Lessnya, und ich werde ihr folgen, bis wir gewaltsam getrennt werden.

 

Eine Sklavin wird Erster Maat

Nachdem ich es schon so oft erwähnt habe, dass ich, bevor ich Käpt'n Lessnyas Erster Maat war, ihre Beute und damit ihre Sklavin war, bin ich Euch nun auch jene Geschichte schuldig, wie ich Erster Maat wurde.

 

 

Es war kurze Zeit, nachdem ich von Käpt'n Rin zu Käpt'n Lessnya zurückgekehrt war. Ich hatte immer noch ein schlechtes Gewissen wegen der Angelegenheit mit Käpt'n Rin und versuchte das wieder gut zu machen, indem ich Käpt'n Lessnya gegenüber besonders zuvorkommend war.

 

Auf unserer geheimen Insel, in unserem dortigen Unterschlupf, tanzte ich besonders reizvoll für Käpt'n Lessnya auf dem Tisch, bediente sie besonders liebevoll und wenn es darum ging, neue Mannschaftsmitglieder aufzunehmen, half ich Käpt'n Lessnya dabei so gut ich konnte.

 

Und selbstverständlich nahm Käpt'n Lessnya im Gegensatz zu Käpt'n Rin mich auf ihren Fahrten mit. Auch wenn ich ihre Sklavin war, und es meine Aufgabe war, für Käpt'n Lessnyas Wohl zu sorgen, wozu auch gehörte, sie zu verarzten, wenn sie bei einem Kampf einmal verletzt worden war, so gab sie mir einen Säbel, mit dem ich, wenn ich Zeit hatte, üben sollte.

 

"Man kann nie wissen, wofür man es braucht", meine Käpt'n Lessnya. Ebenso setzte sie sich, sooft es die Situation zuließ, mit mir zusammen und brachte mir Kenntnisse über Geographie, Seefahrt, Navigation, über Wind und Wetter, Schiffe und Mannschaften, sowie über das Piratenleben alles bei, was sie für notwendig hielt. "Vielleicht musst du einmal dein eigenes Schiff führen", meinte sie scherzhaft. Ich zweifelte allerdings daran. Wie sollte ich zu einem Schiff kommen, zudem hatte ich nicht vor, Käpt'n Lessnya jemals wieder zu verlassen. Es war allerdings recht praktisch, zu verstehen, was Käpt'n Lessnya meinte, wenn sie mal irgendein Seefahrts-Kauderwelsch sagte, was mir noch Wochen zuvor komplett fremd gewesen war.

 

Trotz aller Fortschritte bei dem, was Käpt'n Lessnya mir über Seefahrt beibrachte, war ich eher eine schwache Kämpferin, was den Säbel betraf. Es gab einen Matrosen, namens Long Louis, der mit dem Säbel sogar besser als Käpt'n Lessnya war, der mir Säbelfechten beibringen wollte, aber sein mehrwöchiger täglicher Unterricht endete mit eher schwachen Ergebnissen. Ich konnte mich zwar halbwegs gut verteidigen, aber bei einem Angriff auf ein anderes Schiff hätte ich niemals bei der kämpfenden Truppe mitmachen können.

 

So hatte ich immer unter Deck zu bleiben, wenn ein Schiff angegriffen wurde, was mich natürlich sehr um Käpt'n Lessnya bangen ließ, die stets eine der ersten war, die beim Entern des anderen Schiffes dabei waren. Manchmal kam sie mit Stich- oder Schnittwunden oder mit Schussverletzungen zurück, oft musste ich Löcher und Risse in ihrem Gewand nähen und selten, aber leider doch vorkommend, musste ich nicht nur Käpt'n Lessnyas Kleidung nähen sondern auch sie selbst.

 

 

Eines Tages gelang es Käpt'n Lessnya, ein besonders lohnendes Schiff auszumachen, es war ein Handelsschiff, das tief im Wasser lag und nur langsam vorwärts kam.

Doch so sehr es als leichte Beute erschienen war, so sehr wehrte sich die gesamte Mannschaft gegen uns, es waren auch Soldaten an Bord, die Käpt'n Lessnya und dem Enterkommando das Leben schwer machten.

Nach langem, zähem Kampf gelang es Käpt'n Lessnya dann doch, den Sieg zu erringen, leider gab es auch auf unserer Seite mehrere Tote, unter anderem kam auch Käpt'n Lessnyas Erster Maat ums Leben.

"Irgendwie scheine ich immer Pech mit meinem Ersten Maat zu haben", meinte Käpt'n Lessnya bedauernd. Ich erinnerte mich an den Ersten Maat, der ums Leben gekommen war, als ich Käpt'n Lessnya kennengelernt hatte und fragte mich, wieviele in der Zwischenzeit bei ihr Erster Maat gewesen waren und ebenfalls mit dem Leben bezahlt hatten.

Es wurde ein Prisenkommando auf das andere Schiff gesetzt, das zu unserem Versteck segelte. Die gesamte Beute blieb an Bord des anderen Schiffes, Käpt'n Lessnya nahm nur ein kleines Kästchen mit Schmuck, das sie in der Kajüte des Kapitäns gefunden hatte, mit zu uns an Bord und schloss es in ihrer Kajüte ein.