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Wie wir ausbrechen können aus dem Gefängnis, das wir uns selbst gebaut haben, indem wir irgendwann mal angefangen haben, anderen Folge zu leisten und an uns selbst zu zweifeln. Wenn wir mit mehr Freude und Hoffnung leben wollen, dann sollten wir uns auf den Weg zu uns selbst machen, um in uns zu entdecken, dass wir nicht allein unterwegs sind. In uns könnte ein Feuer brennen. Vielleicht kann dieses Buch hier helfen, dieses Feuer zu entfachen. «Sich selbst sein» ist zusammen mit «Lehrermangel» und «Richtig (v)erziehen» ein Buch aus der Reihe Philosophie und Bildung des Verlags denkmalnach. Diese Werke bilden den Versuch, über Nachdenken verkrustete Systeme und Ansichten positiv zu beeinflussen, indem jeder einzelne Mensch sich Gedanken darüber macht, wie unsere Gesellschaft uns prägt und oft genug an unserer Entwicklung hindert.
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hoffnung
3. Sinn
4. Vertrauen
5. Natur
6. Verbundenheit
7. Schönheit
8. Wahrnehmung
9. Erkennen
10. Verstehen
11. Ruhe
12. Überfluss
13. Genugtuung
14. Dankbarkeit
15. Freude
16. Rührung
17. Einfühlungsvermögen
18. Selbstsicherheit
19. Loslösung
20. Bestimmung
21. Der Fluss
22. Nachwort
Michael von Känel
Sich selbst sein
Auf den Weg in die persönliche Unabhängigkeit
Wie wir ausbrechen können aus dem Gefängnis, das wir uns selbst gebaut haben, indem wir irgendwann mal angefangen haben, anderen Folge zu leisten und an uns selbst zu zweifeln.
Copyright und Layout:
Michael von Känel
BE/Schweiz
Publikation und weitere Werke:
www.denkmalnach.ch
Teil A
Als der Autor die Bücher «Lehrermangel» und «Richtig (v)erziehen» am Schreiben war, wurde ihm bewusst, dass alles Lehren und Erziehung formlos ist, solange die Lehrperson oder der Erzieher, das Vorbild selbst also, leer ist. Wie soll andern Menschen das Feuer weitergereicht werden können, wenn es nicht brennt?
Wie viele Leute gibt es, die Erwartungen an Erziehende und Lernende stellen, die sie selbst nicht erfüllen? Was braucht es, um etwas weitergeben zu können, das mehr ist als in Konserven abgepacktes Wissen?
Wir leben nach Regeln, Normen und Prinzipien, die so fest und starr sind, dass wir sie als Teil von uns selbst erfahren, ohne zu merken, dass sie uns einschränken. Sollten wir nicht zuerst über uns und unsere Freiheit nachdenken, bevor wir genau die gleichen Einschränkungen an die nächste Generation weiterreichen?
Wir alle sind Menschen! Und wir sind nicht allein. Um uns ist Leben und Schönheit. Wer hat uns abgeschnitten, dass wir das nicht mehr zu erkennen vermögen? Warum gibt es diesen schmerzhaften Schnitt, der die Kindheit vom Erwachsenwerden trennt, und der Sorge, Gram und Mühsal in unser Leben bringt?
Es umgibt uns eine riesige Denkfabrik, eine Matrix, die wir als Wirklichkeit erachten, die es aber nicht ist, weil es sie nicht gibt. Die Wirklichkeit, die Wahrheit, schlummert in uns selbst, um durch uns neu erschaffen zu werden. Der Mensch hat durch Intuition Zugang zu Inspiration – Inspiration ist immer wieder neu erschaffene, lebendige und individuelle Wahrheit. Wir haben so viele um uns, die sagen, was alles nicht geht. Wer aber ausprobiert, der findet heraus, dass fast alles geht, solange wir nicht in unseren Starrsinn, sondern in den Fluss des Lebens vertrauen. Die Grenzen setzen wir uns selbst, indem wir nicht in der Lage sind, das als gegeben zu akzeptieren, was wir nicht verändern können, und das zu verändern, wozu wir fähig sind.
Wenn wir mit mehr Freude und Hoffnung leben wollen, dann sollten wir uns auf den Weg zu uns selbst machen, um in uns zu entdecken, dass wir nicht allein unterwegs sind. Indem wir anfangen, nicht mehr an uns zu denken, sondern an das, was uns umgibt, werden wir zu einem Teil dieses Umgebenden – wir werden nach und nach zu einem Teil des Ganzen. Indem wir uns selbst dort hineingeben, legen wir unser ganz persönliches Puzzle-Teil in ein Bild, das irgendwann mal fertig und perfekt sein wird. Aber was brauchen wir, damit uns das gelingt?
In diesem Buch versucht der Autor Möglichkeiten und Denkansätze aufzuzeigen, die zu Inspiration führen können. Da es nie möglich sein wird, eine Anleitung zum Glück auf Erden zu schreiben, sind die folgenden Inhalte eher als Atelier für geistige Kreativität anzusehen. Finden Sie Ihren eigenen Weg. Machen Sie die Inhalte dieses Buches nicht zu einer weiteren Matrix, die wiederum begrenzt und einschliesst. Nein, werden Sie sich selbst. Vielleicht können manche Gedankengänge oder manche Erklärungen dieses Buches dazu beitragen, dass Sie auf Ihren persönlichen Weg finden. Aber gehen müssen Sie ihn selbst.
Der Autor schreibt dieses Buch, weil er erfahren durfte, wie erfüllend tiefe Emotionen und subjektive, aber wahre Erkenntnis sein können. Wenn öde Dinge zu glänzen beginnen, und der schnöde Alltag zum Sinn wird, dann fängt die Freiheit und Unabhängigkeit erst an. Vieles können wir nicht ändern, weil wir davon lernen und daran wachsen sollen. Aber wir können von unserem Standpunkt aus immer die Blickrichtung bestimmen. Das zu tun, bedeutet, entscheiden zu dürfen. Diese Freiheit haben wir als Mensch. Wir sollten sie uns nie nehmen lassen! Und wir sollten uns immer für das Gleiche entscheiden: Nämlich für das Gute – in all seinen Formen und Erscheinungen.
Im nachfolgend ersten Teil des Buches soll es um Grundlagen gehen, die uns als Mensch bedingungslos gegeben sind, die wir aber zu erkennen und anzunehmen lernen müssen. Im zweiten Teil soll versucht werden, Wissen zu vermitteln, was zum Erkennen der Matrix und deren Auflösung beitragen kann. Immer mit dem Vorbehalt, dass es sich nur um Gedankenkonstrukte handelt, nicht um Allgemeingültigkeiten. Legen Sie alles Gelesene am Schluss weg und lassen Sie ihre eigene Überzeugung heranwachsen. Eine Überzeugung, die Sie später auch wieder weglegen oder gar verwerfen werden, denn das gehört zum Weg, der zu uns selbst führt. Wer laufen lernen will, muss möglichst schnell den ersten Schritt tun, und zwar allein und ohne Hilfsmittel. Krücken sind kein Dauerzustand, sie sind vorübergehende Lernhilfen, die aber schnell zu Einschränkungen werden. Und genau das Ablegen dieser Einschränkungen bringt uns auf den Weg in unsere eigene persönliche Unabhängigkeit.
Im bewussten Dasein des Menschen gibt es nichts Stärkeres als die Hoffnung. Sie ist stärker als Neugierde, dauerhafter als Glück und vorantreibender als Freude. Hoffnung kann zu Glaube werden, so dass sie unser Denken zu beeinflussen beginnt. Energie folgt bekanntlich den Gedanken. Somit vermag Hoffnung unser Leben zu verändern, denn unser Denken bestimmt unsere Umwelt.
Vertrauen Sie darum lieber auf Hoffnung, als dass Sie anderen Leuten glauben. Hoffnung ist der Glaube daran, dass es gut kommt und gut sein wird. Darauf dürfen Sie schon jetzt bauen. Warten Sie nicht darauf, dass irgendein Versprechen wahr werden wird. Denn es wird nur wahr werden, wenn es aus Ihnen selbst kommt. Wenn es von aussen kommt, ist es ein Versuch, Sie zu manipulieren.
Nehmen wir als Beispiel den Ruhestand. Sie arbeiten über vierzig Jahre, um Geld zu verdienen. Dabei verzichten Sie wegen Karriere, Stellung, Dienstalter und Sicherheit auf so manches. Und wenn Sie in den Ruhestand eintreten und endlich Zeit zum Nachdenken finden, stellen Sie fest, dass Sie alt sind. Ihr Leben ist vorbei, Sie sind ins letzte Drittel eingetreten, das mit einem garantierten und sicheren Ausgang endet. Was nützt Ihnen da die sichere Rente und das Versprechen der materiellen Sicherheit im Alter? Ihre Kinder, sofern Sie welche haben, sind gross und entzücken Sie nicht mehr mit ihrem Lachen, und zeigen Ihnen nicht mehr die Welt, wie sie aus Kinderaugen betrachtet aussieht. Zurück zur Jugend können Sie nie mehr – darum steigen Sie schon jetzt aus, anstatt zuzuwarten.
Wer gut aufgepasst hat, hat sicherlich bemerkt, dass etwas in den oberen Abschnitten nicht aufgeht. Wenn Hoffnung so stark ist und etwas Gutes zu sein scheint, wie kann es denn sein, dass sie uns beim Eintritt ins Rentenalter enttäuscht? Wir haben doch gehofft, dass all das Mühsal und die Belastung der täglichen Arbeit enden werden. Man hat uns doch immer wieder bestätigt, dass der Ruhestand etwas vom Schönsten sei – etwas, worauf es sich darauf hinzuarbeiten lohne. Haben wir uns in der Hoffnung selbst getäuscht?
Nein, die Hoffnung hat uns nicht getäuscht. Hoffnung ist eine Kombination aus Zukunft und dem Willen, der uns dorthin führt. Hoffnung ist ein nicht in die Realität umgesetzter, sondern ein aufgeschobener Plan. Und gerade weil Hoffnung so stark ist, eignet sie sich hervorragend, um Menschen zu lenken. Wenn die Menschen aus einer miserablen Situation ans Licht geführt werden, dann ist Hoffnung hilfreich, denn sie bringt so Gutes. Aber wenn Hoffnung als manipulatives Mittel eingesetzt wird, um ganze Massen von Menschen Tag für Tag das Gleiche machen zu lassen und sie vom eigentlichen Leben abzuhalten, dann ist sie negativ besetzt.
Jeder Politiker weiss, wie man mit Hoffnung «arbeitet». Und jeder Politiker weiss auch, wie schnell Menschen vergessen. Ein Wahlversprechen macht Hoffnung. Und bevor die geschürte Hoffnung sich erfüllt hat, haben die Wähler das Versprechen schon wieder vergessen. Den paar wenigen, die sich erinnern, erklärt man, wie viele widere Umstände dazu geführt hätten, dass das Versprechen noch nicht umgesetzt werden konnte, und lässt sie so weiterhoffen. Den anderen gibt man bei nächstbester Gelegenheit eine neue Hoffnung, falls sie dies wünschen. Aber da «Hoffnung machen» und «Versprechen abgeben» eine Verbindlichkeit schaffen, was sogar auch für einen Politiker etwas Unangenehmes darstellt, ist es viel einfacher, die Menschen abzulenken, so dass sie gar nie Fragen zu stellen beginnen, darum auch zu keiner Erkenntnis gelangen und so keine Hoffnung brauchen.
Achten Sie doch mal darauf, wie viel Bullshit Sie in Ihrem Alltag antreffen. Den grössten Teil von dem, was täglich an Sie herangetragen wird, brauchen Sie gar nicht! Alles, was durch Medien an Sie herankommt, macht Sie nicht wirklich glücklich. Die Nachrichten berichten vom Elend auf der Welt, von Konflikten, Gewalt und Krisen. Die so erzeugte Angst macht verletzlich und hilflos. Als Resultat suchen die Menschen Sicherheit, schliessen Versicherungen ab, kaufen Waffen, und flüchten sich in die Hoffnung, dass all dieses Elend bald vorbei sein wird. Aber das Elend endet nie, weil die Berichterstattung nie endet. Und weil viele Menschen müde geworden sind vom Warten darauf, dass es besser werden wird, flüchten sie sich in den Konsum. Und darum liefern uns die Medien zwischen den Nachrichten Werbung. So wissen wir, was uns fehlt zum glücklich Sein und können – wenn wir nur immer tüchtig und brav arbeiten – das Glück bald kaufen, das uns aus dem Elend führen wird. Dadurch wird der nicht erfüllte Konsum zu einer Hoffnung. Eine weitere Hoffnung, die von aussen kommt und uns enttäuschen wird, sobald wir das Geld für unseren langgehegten Wunsch ausgegeben haben.
Und weil mit der Zeit die Leute auch von dieser Art der Hoffnung enttäuscht und müde werden, liefern die Medien zwischen der Werbung Unterhaltung. Talkshows, wo wir sehen können, dass andere noch doofer sind als wir. Actionfilme, wo wir darauf hoffen, dass unser Held überleben wird. Krimis, bei denen unser Ekelgefühl wenigstens ein paar Emotionen in unserem Gefühlskörper hervorzukratzen vermag. Und wenn wir von alledem auch müde sind, dann können wir uns selbst mit schnöden Äusserlichkeiten auf «social Media» in Szene setzen und regelmässig nachchecken, ob wir ein paar Likes oder zumindest ein paar verletzende Kommentare erhalten haben.
All the Shit I never needed…!
Lassen Sie sich Ihre Hoffnung nicht nehmen. Lassen Sie sich aber durch Hoffnung auch nicht manipulieren und in die Irre führen. Sie brauchen keine Hoffnung, die Sie aus dem Elend führt, denn es geht uns doch schon gut! Und wenn es uns nicht so gut geht, dann könnte es uns doch noch schlechter gehen. Unser Schicksal, oder besser gesagt unser momentaner Daseinszustand, ist kein Grund, anderen zu glauben, weil sie es womöglich nur auf unsere Wahlstimme oder unser Geld abgesehen haben. Seit jeher hat sich bei den meisten Menschen immer alles um Macht und Geld gedreht. Und immer gab es solche, die gescheiter waren und so die Dümmeren ausgenutzt haben. Geben wir uns doch Mühe, dass wir weder zu der einen noch zu der anderen Gruppe gehören – indem wir nachdenken und uns nicht manipulieren lassen! Hoffnung ist stark, aber das Gute ist stärker! Glauben Sie, dass es bereits jetzt und heute gut ist, dann brauchen Sie nicht auf Hoffnung zu vertrauen und können mit dem Leben schon jetzt anfangen.
Wenn Sie Hoffnung brauchen, dann machen Sie sich selbst Hoffnung. Denken Sie darüber nach, was Sie brauen, damit Sie in Ihrem Leben vorwärtskommen. Aber lassen Sie sich dabei nicht von Materialismus oder Macht blenden. Nutzen Sie die Hoffnung als Hilfsmittel, um sich selbst Ihre Welt vorzustellen und zu erdenken. Eine gute Welt, in der es nicht nur Ihnen, sondern auch den andern besser gehen wird. Aber lassen Sie es ums Himmels Willen nicht dabei bewenden! Setzen Sie Ihre Hoffnung um, indem Sie die Angst überwinden, welche Sie schon immer davon abgehalten hat, Ihren eigenen Weg zu gehen. Hoffnung wird also Ihre Brücke sein, um den Abgrund der Angst hinter sich zu lassen. Reissen Sie die Brücke dann ein, sobald sie sie benutzt haben, denn Sie wollen ja nicht mehr zurück zur Angst. So eliminieren Sie Ihre Hoffnung. Das ist von grosser Bedeutung, denn sonst wird die Hoffnung wieder zur Krücke für Sie, zu einer Art Ausrede, und hindert Sie im Vorwärtskommen.
Aber statt dem Versuch, sich mit der Illusion der Hoffnung zu helfen, wählen Sie lieber gleich den Königsweg. Lösen Sie sich von Ihren negativen Emotionen, von Ihren Wünschen und Hoffnungen, indem Sie positiv denken. Denken Sie, dass alles einen Sinn hat. Denken Sie, dass es für den Wissenden noch etwas viel Stärkeres als Hoffnung gibt, nämlich Liebe! Wer auf Liebe zu sich und seinem Nächsten baut, der wird nie allein sein. Wer Liebe gibt – lieben ist ja bekanntlich kostenlos – der wird immer mehr als genug haben, weil er zurückerhält.
Liebe macht Hoffnung überflüssig. Sie gibt allem nicht nur einen Sinn, sondern fördert das Vertrauen, das Miteinander und die Schönheit in allem Existierenden. Sie schützt gegen Angst genauso, wie gegen Geiz, Hass, Gewalt und Gier. Und wenn Sie sich vorstellen, wie Ihr Leben sich gestaltet, wenn Sie all diese hässlichen Dinge selbst und in kurzer Zeit auflösen können, dann führt das zu wahrer Hoffnung, dass alles irgendwann mal gut kommen wird. Es ist aber die Liebe, die zum Weltfrieden und dem Einssein führt, nicht die Hoffnung darauf.
Einer der grössten Feinde für Lebendigkeit und für das Leben an sich, ist die Sinnlosigkeit. Wer in seinem Leben und in dem, was er tut, keinen Sinn sieht, der begibt sich auf einen Pfad, der an einen Ort führt, den wir als Tod bezeichnen.
Als Alternative zur Sinnlosigkeit gibt es den Sinn, der ans Licht führt. Das Problematische, aber Schöne am Sinn ist, dass wir ihn uns selbst geben müssen. Wobei das Modalverb «müssen» nur zu Beginn richtig gewählt ist. Viele Menschen erachten es als anstrengend, nach einem Sinn zu suchen und dann auch noch an diesen Sinn zu glauben. Sie übernehmen viel lieber die Sinnstiftung, die ihnen andere vorgeben, oder vielleicht auch vorgaukeln. Manche Religionen haben die Tendenz, solche Sinnstiftung vorzugeben. Etwa, dass man ein gutes Leben führen sollte, weil man sonst in die Hölle komme. Oder dass man alle in einem kanonischen Buch gesammelten Regeln beachten sollte, um vor Gott nicht fehlbar zu sein und sich den Weg ins Paradis selbst zu verbauen. Oder dass der im Namen der Religion geführte Krieg direkt in den Himmel führe…
Wer die Mühe der Suche nach dem Sinn aber lange genug auf sich genommen hat, wer den Willen aufgebracht hat, nach dem Sinn zu suchen, der wird das Modalverb «müssen» schon sehr bald durch das Modalverb «dürfen» ersetzen können.
Sich von einem neuen Lebensumstand überraschen zu lassen und dann nach dem Sinn, nach dem Grund dieses Umstandes, suchen zu dürfen, ist etwas Wunderbares und bedeutet wahre Freiheit. Denn wenn ein herausfordernder Lebensumstand Sinn hat und macht, dann verwandelt er sich von selbst von einem Problem zu einer Herausforderung. Und Herausforderungen bergen immer Möglichkeiten und Chancen in sich. Somit ist Sinnstiftung in der Lage, unser Leben fundamental zu verändern. Anstatt dass wir uns vor möglichen Problemen, die uns erwarten könnten, fürchten, freuen wir uns auf neue Herausforderungen. Wir freuen uns, weil wir erkannt haben, dass wir an Herausforderungen wachsen und daraus lernen. Herausforderungen bringen uns also weiter, während Probleme zurückbinden, hindern und bremsen.
Und wenn wir schon dabei sind, darf hier auch noch gleich verraten werden, dass aus irgendeiner göttlichen Vorsehung immer nur die Probleme an uns herangetragen werden, die wir zu meistern in der Lage sind. Somit beweisen uns schwere Prüfungen im Leben, dass wir in Zwischenzeit auf unserem Lebensweg sehr stark geworden sind und darum mit neuen, grösseren Herausforderungen betraut werden können.
Sinnhaftigkeit zu finden will gelernt sein. Wer einen Sinn finden will, muss von der Idee des Guten beseelt sein. Denn nur diese Idee birgt die immense Kraft in sich, vorübergehende Durststrecken auszuhalten, um dann schliesslich in die Oase der Sinnhaftigkeit einkehren zu dürfen.
Nehmen wir als Beispiel Liebeskummer. Wohl die meisten Menschen kennen ihn. Sie wissen nicht, wie ihr Leben weitergehen soll, nachdem sie den liebsten Menschen in ihrem Leben verloren haben. All die schönen Erinnerungen scheinen wie nutzlos, wertlos und ausgelöscht. Alle Sicherheit und alle Geborgenheit sind weg. Das Leben scheint völlig sinnlos geworden zu sein.
Wer jetzt aber die Kraft aufbringt zu glauben, dass der Verlust dieser Person sicherlich einen Sinn hat, und wer auch an wahre Liebe glaubt, der wird dieses fürchterlich bedrückende Gefühl des Liebeskummers ertragen und geduldig darauf warten, dass es uns weiterbringen wird. Wer so denkt, der sieht für sich persönlich nicht den Weltuntergang als Zukunft vor sich, sondern etwas, das noch viel besser sein wird als das, was man verloren hat. Wer die Aussicht auf etwas Besseres hat, will auf einmal das Alte, das ja somit schlechter war, gar nicht mehr zurück. Auf einmal wird die vermeintliche Liebe als Anhaftung und Einschränkung entlarvt. Wem das gelingt, der entdeckt eine neue Lebensfreiheit, die lebensfroh und somit attraktiv macht. Diese Lebensfreude und Attraktivität wird sich auf die Beziehungsfähigkeit auswirken. Vielleicht kommt die verlorengeglaubte, geliebte Person wieder zurück und die Beziehung darf auf einer neuen Ebene, einer Ebene mit weniger Einschränkungen und Anhaftungen neu beginnen. Oder man lernt eine neue Person kennen, die einen in einen neuen Lebensabschnitt begleitet und uns schliesslich aufzuzeigen vermag, dass man gar nicht in Liebe und Verliebtheit, sondern in Bequemlichkeit und Verharren gelebt hat – dass man grosse Gefahr lief, in Sachen Beziehung in den Wartsaal des Lebens einzutreten und zu warten…
Schmerz, Elend und Unglück sind für uns nur schlecht, weil wir keinen Sinn darin zu erkennen vermögen. Sobald wir darüber nachgedacht haben, warum wir uns in einer unangenehmen Situation befinden, werden wir in der Lage sein, dem Negativen und Bedrohlichen auch etwas Positives abzuringen. Jede Sonnenseite hat auch eine Schattenseite. Somit hat auch jede Schattenseite eine Sonnenseite. Wenn wir das Glas nicht als halbleer, sondern als halbvoll betrachten, starten wir einen Weg, der aufwärtsführt. Wer die Mühe des Hinaufsteigens auf sich nimmt, wird an Sichthöhe gewinnen und wird eine neue, erweiterte Perspektive einnehmen und erfahren dürfen. Genau diese neue Perspektive wird es sein, die uns Erkenntnis bringt. Wer erkennt, der versteht meistens auch. Wir erkennen und verstehen den Sinn von etwas also erst, wenn wir zuerst gehofft, geglaubt und nachgedacht haben. Wer einmal erfahren hat, dass diese Abfolge immer wiederkehrt, und dass jede Herausforderung so angegangen und gelöst werden kann, der hört auf, mit seinem Schicksal zu hadern. Er lässt sich viel lieber überraschen von dem, was kommt. Die Geduld, die es dazu braucht, bringt er mit der Zeit sehr gerne auf. Er weiss, dass Erkenntnis, Sinnhaftigkeit und Vorwärtskommen im Verhältnis zum Mass der aufgebrachten Geduld stehen.
Machen Sie bloss nicht den Fehler, die Geduld zu verlieren! Alle bisher aufgebrachte Kraft geht damit schlagartig verloren und fehlt dann, um die Herausforderung doch noch zu überwinden.
Vielleicht lohnt sich die Frage noch, was denn überhaupt Sinn macht.
Sicherlich macht es keinen Sinn, wenn etwas dabei kaputtgeht. Wenn etwa die Umwelt leidet, oder wenn anderen Lebewesen Schaden zugefügt wird, dann macht es keinen Sinn. Denn wahre Sinnhaftigkeit mehrt das Glück aller. Im Gegensatz dazu kennen wir den Egoismus als Scheinsinnhaftigkeit. Er täuscht uns, und wir werden früher oder später einen hohen Preis zu bezahlen haben. Denn Egoismus trennt uns von den andern. Nützen tut er zwar vermeintlich uns selbst, aber das ist eine Täuschung. Was nur uns nützt, schadet zwangsläufig den andern, weil das Leben nur als Ganzes vorwärtsschreiten kann. Was den andern schadet, schadet früher oder später, direkt oder indirekt, auch uns.
Wenn wir zum Beispiel ein Handelsgeschäft unlauter abschliessen und so einen höheren und schnelleren Gewinn erzielen, hinterlässt das beim Handelspartner, aber auch in uns selbst, eine Wirkung. Früher oder später wird der Handelspartner erkennen, dass er übers Ohr gehauen wurde. Er wird andern von unseren Machenschaften erzählen und diese werden auf Distanz zu uns gehen.
Wir selbst wissen sehr genau, dass wir jemanden betrogen haben. Wenn sogar wir selbst betrügen, dann müssen wir ja davon ausgehen, dass auch andere betrügen. Somit haben wir uns selbst das Vertrauen in andere Menschen genommen. Macht das Sinn?
Um es gleich vorwegzunehmen: Vertrauen geht damit einher, dass man bereit ist, sich übers Ohr hauen zu lassen. Wie soll man sonst herausfinden, ob jemand vertrauenswürdig ist?
Aber Vertrauen geht viel weiter. Jemandem Vertrauen entgegenzubringen hat eine Wirkung. Diese Wirkung kann nicht erfasst oder gemessen werden. Aber sie ist existent. Wir wollen versuchen, der Wirkung von Vertrauen genauer auf den Grund zu gehen.
Stellen Sie sich vor, jemand bringt Ihnen Vertrauen entgegen, und zwar so, dass Sie das ganz klar merken und auch fühlen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird Ihnen diese Person auf einen Schlag sympathisch. Als Folge davon, bemühen Sie sich sehr stark, diese Person nicht zu enttäuschen. Wir enttäuschen nicht gerne Menschen, die uns sympathisch sind.
Genau diesen Effekt können Sie selbst auch erzielen, indem Sie jemand anderem Vertrauen schenken. Das Einzige, was Ihnen dabei passieren kann, ist, dass die andere Person Ihre Erwartungen nicht erfüllt. Aber was tut Ihnen das?
Was passiert, wenn jemand nicht mit dem ihm entgegengebrachten Vertrauen umgehen kann? Da müssen wir zuerst fragen, warum diese Person das Vertrauen nicht zu schätzen weiss. Machen wir ein Beispiel: Thomas vertraut Peter. Peter nutzt das Vertrauen und die Mittel, die er von Thomas kriegt. Er macht damit aber nicht das, was Thomas als gut für beide erachtet, oder was er erwartet, sondern Peter handelt in seinem eigenen Interesse. Somit sieht das Resultat, das Peter erschaffen oder herbeigeführt hat anders aus, als Thomas erwartet hätte. Das Resultat ist dann also ein äusseres Zeichen oder Merkmal dafür, dass Peter seine eigenen Interessen verfolgt hat und nicht die von Thomas, von beiden oder von der Allgemeinheit. Thomas hat also eine Art Beleg dafür erhalten, wie Peter denkt und handelt. Vertrauen hilft also, etwas, was sich im Innern eines Menschen abspielt, an die Öffentlichkeit zu bringen, so dass man nachher darüber sprechen kann.
In unserem Fall fragt Thomas Peter, warum er in Eigeninteresse gehandelt habe. Peter sagt dann entweder die Wahrheit und merkt, dass er fehlbar war und sich ändern muss, oder er lügt Thomas mit irgendeiner Ausrede oder einem Täuschungsmanöver an. Thomas kann sich in beiden Fällen ein Bild von Peter machen. Wenn sich Thomas noch zu wenig sicher ist, dann kann er ja Peter ein weiteres Mal vertrauen. Wenn dabei wieder das Gleiche herauskommt, darf sich Thomas schon recht sicher sein.
Es zeigt sich also, dass Vertrauen hilft, andere Menschen kennen und einschätzen zu lernen. Je nachdem, wie die anderen Menschen auf unser Vertrauen reagieren, erscheinen sie uns vertrauenswürdig und sympathisch, oder eben nicht. Dabei geht es eigentlich nur um die persönlichen Eigenschaften und Haltungen des andern. Wenn sich unser Gegenüber in uns hineinfühlen kann und zudem nicht nur an sich selbst denkt, sondern auch an uns, haben wir es mit einer äusserst wertvollen Person zu tun. Kann sie sich nicht in uns hineinversetzen und handelt sie in Eigeninteresse, dann haben wir ihr die Möglichkeit gegeben, sich durch Erlebnisse und Erfahrungen weiterzuentwickeln und so die persönlichen Charaktereigenschaften auf eine höhere Stufe zu heben. In diesem Fall hat unser Vertrauen jemanden weitergebracht und wir dürfen stolz auf dessen Persönlichkeitsentwicklung sein.
Sollte das Gegenüber unser Vertrauen aber zu selbstsüchtigen Zwecken missbraucht haben, oder uns sogar mutwillig geschadet haben, und sieht dann trotz der gemachten Erfahrung keinen Grund, sich zu verändern, oder uns zumindest um Entschuldigung zu bitten, was eine Art von Einsicht bekunden würde, dann wissen wir, dass wir einer solchen Person wohl besser aus dem Weg gehen sollten.
Wenn unser Vertrauen enttäuscht wird, dann sollten wir selbst nicht den Fehler machen, über jemanden zu urteilen oder ihn gar zu VERurteilen. Dieses Recht steht uns nicht zu! Es steht uns deshalb nicht zu, weil wir mit grösster Wahrscheinlichkeit selbst etwas aus dem Vertrauensmissbrauch lernen können. Wir tun also besser daran, darüber nachzudenken, wie uns dieser Vertrauensmissbrauch weiterbringt, als dass wir Energie in tiefschwingende, negative Emotionen fliessen lassen, die niemanden weiterbringen, und zuletzt nur uns selbst schaden. Wer will schon mit jemandem zu tun haben, der andere verurteilt und hasst?
Zu verstehen, dass man selbst das Vertrauen eines andern missbraucht hat, lehrt und bringt uns weiter. Dafür sollten wir dankbar sein. Es ist also nichts als recht, wenn wir zu der Person, die wir enttäuscht haben, hingehen und die Situation ansprechen. Wir danken zuerst für das anfänglich entgegengebrachte Vertrauen, und bitten im Anschluss daran, uns für unsere Fehlbarkeit zu entschuldigen. Dadurch zeigen wir, dass wir nachgedacht und Einsicht gewonnen haben. Unser Verhalten ist also wiederum ein äusseres Indiz, dass wir uns positiv entwickelt haben, und dass uns das Vertrauen nicht umsonst geschenkt wurde.
Zu erkennen, dass jemand unser Vertrauen missbraucht hat, bringt eine klare Verpflichtung mit sich: Wir sollten der betreffenden Person vergeben. Indem wir dies tun, lösen wir die negativen Verbindungen auf, die zwischen uns und dieser Person entstanden sind. Wir werden dadurch nicht mehr energetisch durch den Vorfall belastet. Die andere Person kann uns keine Vorwürfe machen, sie kann sich nicht rechtfertigen – sie hat nur die Möglichkeit, mit sich selbst ins Reine zu kommen, oder die Last ihres Handelns für immer mit sich zu tragen. Glauben Sie dem Autor, ein Vertrauensmissbrauch löst sich NIE von selbst auf. Wir tun also gut daran, solche Situationen von uns aus umgehend an die Hand zu nehmen und zu erledigen. Je länger wir warten, je mehr drängen wir uns in eine Abseitsposition. Und wenn dann niemand mehr mit uns etwas zu tun haben will, weil wir von einer Notlüge zur anderen springen müssen, weil wir nicht mal mehr uns selbst vertrauen können, ja, nicht mal mehr wissen, was wahr ist und was nicht, weil wir so oft Notlügen als Ausweg für fehlbares Verhalten missbraucht haben, dann wären wir dann dankbar, wenn wir schon ganz von Anfang an den edlen Weg der Tugend und der Einsicht gegangen wären.
Vertrauen ist das, was wir investieren können, was uns aber nichts kostet. Es kann zwar sein, dass wir einen materiellen oder finanziellen Schaden erleiden, oder dass unser Image oder gar unsere Karriere darunter leiden. Aber das sind aus einer genügend weitblickenden Perspektive betrachtet nur Kleinigkeiten, die uns im Fluss des Lebens weiterbringen.
Wer das nicht verstehen kann, dem versucht der Autor das Ganze kurz aufzuzeigen, auch wenn in den Büchern «Philosophie und Bildung – Neue Denkansätze für frische Köpfe» die verschiedenen Aspekte wie Geld, Fluss des Lebens oder Perspektive eingehender behandelt werden.
Nehmen wir ein Beispiel mit der Karriere. Ein Chef vertraut einem Mitarbeiter und muss nachher die Verantwortung für dessen Fehlbarkeit übernehmen. Der Mitarbeiter hat zum Beispiel den Firmenwagen am Wochenende mit der Erlaubnis des Chefs brauchen dürfen und hat dann unter Alkoholeinfluss, völlig entgegen seinem üblichen Verhalten, den Wagen schrottgefahren. Der Firma entsteht ein finanzieller Schaden, und Verpflichtungen einigen Kunden gegenüber können nicht pünktlich wahrgenommen werden. Der Chef muss sich vor der Geschäftsleitung rechtfertigen. Er erklärt, dass er dem Mitarbeiter auf dessen Bitte hin entgegengekommen sei, weil er an den Mitarbeiter geglaubt habe. Wenn man einem Mitarbeiter entgegenkomme und Vertrauen schenke, dann komme ja üblicherweise etwas zurück. In diesem Fall sogar noch mehr, weil ja der Mitarbeiter etwas lernen könne und erfährt, in was für einer guten Firma er arbeitet. Die Geschäftsleitung hat jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder, sie gibt dem Mitarbeiter eine Chance und sucht eine faire Lösung, die die Firma und alle anderen Angestellten zusammenschweisst und verbindet, oder sie entlässt den Mitarbeiter und erteilt dem Chef einen Verweis. Oder sie entlässt gleich beide.
Für den Fall, dass die Geschäftsleitung dem Mitarbeiter bis zu einem gewissen Grad entgegenkommt, hebt sie den Charakter der Firma auf eine höhere Stufe. Das wird sich mit der Zeit positiv auf die Firma auswirken. Und das Ansehen des Chefs steigt in den Augen der Mitarbeitenden und auch in den Augen der weitsichtigen Geschäftsleitungsmitgliedern massiv, weil jeder erkennt, dass er an die Mitarbeiter der Firma glaubt, und dass er bereit ist, für sie hinzustehen und sie zu decken. Wer möchte nicht einen solchen Chef?
Für den Fall, dass die Geschäftsleitung Köpfe rollen lässt, nimmt das Image oder die Karriere des Chefs Schaden. In der klassischen, männerdominierten, hierarchisch und karriereorientierten Denkweise, die uns anerzogen wurde, ist das für den Chef sehr schlimm. Es ist so schlimm, dass weder er noch irgendein anderer Chef noch irgendwann mal einem Mitarbeiter in dieser Art durch Vertrauen entgegenkommen werden. In der Firma wird von da an die Angst vor dem Versagen der Mitarbeiter wie ein Gift in den Räumen und Gängen kleben und gären. Unser Chef kann also froh sein, wenn er gleich entlassen wird, so dass er diese negative Atmosphäre und Arbeitswelt hinter sich lassen darf. Sein Leben wird sich dadurch verändern. Wenn der Chef offen für die Veränderungen ist, wird es ihm besser gehen, als wenn er in der Firma verblieben wäre – an einem Ort, wo er als Mensch ständig in Angst und Einschränkung leben muss.
Vertrauen ist etwas, was wir gewähren. Wie wertvoll unser Vertrauen aber ist, hängt davon ab, wie oft uns selbst bereits Vertrauen geschenkt wurde. Jeder von uns hat mal erlebt, dass ein guter Mensch an uns geglaubt hat. Jeder kennt also dieses wohlige, warme, gute Gefühl, das uns mit diesem Menschen verbindet. Ist es nicht ein Wunsch in jedem von uns, dieses schöne Gefühl auch anderen Menschen weitergeben zu dürfen?