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Die Schamesröte steigt Kira in die Wangen, wenn sie an die Nacht vor sechs Wochen denkt: Auf Anordnung des Scheichs sollte sie sich um dessen Gast Tarek Azzmar kümmern - und hat sich dem faszinierenden Mann mit den glutvollen Augen hemmungslos hingegeben! Nun hat der Scheich das nächste Anliegen. Er will, dass sie zwei Wochen lang als Tareks Assistentin arbeitet. Aber das ist unmöglich. Kira kann nicht Tag für Tag eng mit ihm zusammenarbeiten. Früher oder später wird er merken, was sie vor ihm, vor der Königsfamilie, vor der ganzen Welt verbirgt …
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Seitenzahl: 190
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2015 by Kristi Goldberg Originaltitel: „The Sheikh’s Secret Heir“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1942 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Kristina Krüger-Barhoumi
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 09/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733723101
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Als Hausdame des königlichen Palasts von Bajul war Kira Darzin es gewohnt, jederzeit auf Abruf bereitzustehen. Aber als sie das Büro des Königs betrat, fuhr sie beim Anblick des gut aussehenden Mannes, der in der Besucherecke saß, erschrocken zusammen.
Das dunkle Haar war sorgfältig frisiert, der graue Anzug saß perfekt, und die Schuhe waren mit Sicherheit teure italienische Maßarbeit. Damit entsprach er ganz dem Klischee des erfolgreichen Milliardärs. Die eleganten und doch kräftigen Hände ruhten gelassen auf den mit rotem Brokat bezogenen Armlehnen. Das leicht vorgeschobene Kinn verlieh ihm einen Anflug von Arroganz und Machtbewusstsein.
Als Kira Tarek Azzmars charismatischem Blick begegnete, vergaß sie alles um sich herum. Genau wie in jener folgenschweren Nacht vor einigen Wochen …
Kira spürte das ungebrochene Selbstbewusstsein, das er ausstrahlte, und seine geheimnisvolle Aura. Sofort fühlte sie sich wieder unwiderstehlich zu ihm hingezogen – obwohl sie sich geschworen hatte, nie wieder in ihrem Leben dem Sog dieser Gefühle nachzugeben.
Mit seiner Persönlichkeit und männlichen Präsenz dominierte Tarek den Raum. Man hätte meinen können, dieses Büro gehörte ihm und nicht Rafiq Mehdi, dem offiziellen Monarchen von Bajul.
Im Hintergrund nahm Kira Mr. Deeb wahr, den persönlichen Assistenten des Königs. Sie registrierte seine höfliche Begrüßung kaum, denn jetzt stand Tarek auf, und der Anblick seiner hochgewachsenen Gestalt ließ sie erschauern.
Reiß dich zusammen, Kira! Tu so, als ob du ihn nur flüchtig von einem Empfang im Palast kennst.
Eine dreiste Lüge. „Es freut mich, Sie wiederzusehen, Mr. Azzmar“, brachte sie hervor. Ihr Lächeln war gezwungen, und ihre Stimme klang belegt.
„Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, Miss Darzin“, erwiderte er mit Betonung auf dem Wort Vergnügen.
Heiße Bilder fluteten ihr Bewusstsein: leidenschaftliche Küsse, zwei nackte Körper zwischen zerwühlten Laken, eine Nacht voll unbeschreiblicher Leidenschaft.
Und sechs Wochen nach dieser Nacht immer noch kein einziges Wort von Tarek.
Die bittere Erinnerung an ihre Enttäuschung holte Kira rasch in die Realität zurück. „Was kann ich für Sie tun?“
Tarek schenkte ihr sein unwiderstehliches Lächeln, das sie vom ersten Augenblick an zu Wachs in seinen Händen hatte werden lassen. „Das erklärt Ihnen am besten Mr. Deeb.“
Der persönliche Assistent des Königs, ein Mann in mittleren Jahren mit beginnender Stirnglatze, trat vor und rückte seine randlose Brille zurecht. „Ich spreche im Namen Seiner Exzellenz. Er und Mr. Azzmar brauchen Ihre Unterstützung.“
Sie sah sich schon eine aufwendige Soiree organisieren. Na, toll. „Tut mir leid, ich habe den offiziellen Terminkalender nicht dabei. Wahrscheinlich treffen wir uns am besten noch einmal, dann kann ich gleich mit der Planung des Events beginnen.“
„Kein Event“, sagte Tarek. „Sie müssten mir zehn, vielleicht auch vierzehn Tage zur Verfügung stehen.“
„Worum geht es denn genau?“, hakte sie irritiert nach. Vierzehn Tage? So lange dauerte doch kein gesellschaftliches Ereignis.
„Mr. Azzmar braucht Unterstützung bei einem Projekt“, meldete sich Mr. Deeb zu Wort. „König Mehdi hat ihm Ihre Dienste angeboten.“
Das konnten sie doch unmöglich ernst meinen! Aber ein Blick in Tareks geschäftsmäßige Miene bedeutete ihr, dass er es sogar sehr ernst meinte. Egal, sie würde sich auf keinen Fall darauf einlassen. In Gedanken erfand sie bereits ein halbes Dutzend Ausreden, um sich aus der Affäre zu ziehen.
„In Anbetracht der großen Verantwortung und vielfältigen Pflichten, die meine Position im Palast mit sich bringt, fürchte ich, dass ich ablehnen muss. In drei Tagen kommt Prinz Zain mit seiner Familie zurück. Und nächste Woche erwarten wir Prinz Adans Schwägerin und Scheich Rayad. Jemand muss sich darum kümmern, alles für ihre Ankunft vorzubereiten.“
„Dieses Problem konnten wir bereits aus der Welt schaffen“, informierte sie Mr. Deeb. „Elena hat sich bereit erklärt, für Sie einzuspringen, solange Sie Mr. Azzmar zur Verfügung stehen.“
Elena? Die ehemalige Gouvernante der Mehdis und leibliche Mutter des jüngsten Prinzen Adan? Das konnte sich Kira beim besten Willen nicht vorstellen. „Elena hat mich als Hausdame eingestellt, damit sie sich zur Ruhe setzen kann. Es erscheint mir nicht fair, einen solchen Gefallen von ihr zu erbitten.“
Deeb zog die Brauen zusammen. „Es handelt sich nicht um einen Gefallen, sondern um einen Befehl des Königs, dem auch Elena untersteht.“
„Und meine Meinung ist in dieser Angelegenheit nicht gefragt?“
Bevor Deeb etwas erwidern konnte, wandte Tarek sich an den königlichen Attaché. „Erlauben Sie, dass ich kurz allein mit Miss Darzin rede?“
Deeb neigte leicht den Kopf. „Selbstverständlich. Ich bin in meinem Büro, falls Sie etwas wünschen.“
Nachdem Deeb die Tür hinter sich geschlossen hatte, funkelte Kira Tarek wütend an. „Es hätte sich gehört, Rafiqs Angebot höflich abzulehnen, als er einfach über mich bestimmt hat. Würdest du mir bitte erklären, warum du das nicht getan hast?“
Tarek lehnte sich lässig gegen den Schreibtisch und verschränkte die Arme. „Es war meine Idee, nicht Rafiqs.“
Unglaublich! „Ach, wirklich? Und warum wolltest du ausgerechnet mich, wo dir doch ganz sicher sämtliche weiblichen Palastangestellten liebend gerne zu Diensten sein würden?“
„Keine andere kommt für diese Aufgabe infrage.“
Kira ging zum Fenster und wandte Tarek den Rücken zu. Als sie sich wieder umdrehte, sagte sie: „Du meinst, keine der anderen hat schon mit dir geschlafen, stimmt’s?“
„Ich kann mich nicht erinnern, in jener Nacht überhaupt geschlafen zu haben“, erwiderte er süffisant.
Kira auch nicht. Aber an eines erinnerte sie sich ganz genau. „Du warst sehr plötzlich verschwunden. Ich nahm an, du seist nach Marokko zurückgekehrt.“
„Nicht sehr wahrscheinlich, oder? Wo ich doch gerade erst meinen Wohnsitz hierher nach Bajul verlegt habe.“
Er hatte recht, ihre Schlussfolgerung ergab keinen Sinn. Aber das war eigentlich auch völlig egal. Wäre sie bloß nicht so leichtsinnig gewesen, sich auf diesen gefährlich attraktiven Mann einzulassen, dann bräuchte sie diese Unterhaltung jetzt gar nicht zu führen.
„Ich finde es nur seltsam, dass du während der letzten sechs Wochen wie vom Erdboden verschluckt warst.“ Und ziemlich verletzend, aber das würde sie natürlich nicht zugeben.
„Nun, ich war auf Reisen in Übersee.“
Fast hätte sie gefragt, ob Übersee auch einen Namen hatte, besann sich dann aber anders. „Als Rucksacktourist in Europa?“, sagte sie sarkastisch.
Auf ihre Frage erntete sie einen leicht irritierten Blick. „Nein, es ging um einen milliardenschweren geschäftlichen Deal.“
Genau das, was er brauchte – noch mehr Geld. Kira verkniff sich eine weitere sarkastische Bemerkung. „Wie auch immer, ich fände es klüger, wenn wir nicht mehr Zeit miteinander verbringen als unbedingt nötig. Schon gar keine zwei Wochen. Natürlich bin ich gerne bereit, dir zu helfen, eine passende Assistenzkraft zu finden.“
Er stieß sich vom Schreibtisch ab und kam langsam auf sie zu. Sein Blick hielt ihren gefangen. „Du widersetzt dich einer Anordnung deines Königs?“
Wenn er noch einen Schritt näher kam, würde sie sich wahrscheinlich gar nichts mehr widersetzen … „Ich bin sicher, er hätte Verständnis, wenn ich ihm erkläre, warum ich dir nicht behilflich sein kann.“
Ein listiges und gleichzeitig sehr sinnliches Lächeln umspielte Tareks Lippen. „Du würdest ihm wirklich erzählen, dass wir auf dem Marmorfußboden im Ballsaal Liebe gemacht haben?“
Wieder stiegen heiße Bilder in ihrer Erinnerung auf. „Natürlich nicht. Außerdem hatten wir nur Sex, Liebe war nicht im Spiel. Darüber hinaus würde ich meinen Job riskieren, wenn jemand erfährt, dass ich ein flüchtiges sexuelles Intermezzo mit einem Palastgast hatte. Und glaub mir, meinen Job möchte ich nicht verlieren. Also werde ich dem König einfach erzählen, dass mein Terminkalender bis zum Anschlag voll ist.“
Dicht vor ihr blieb Tarek stehen. „Du bildest dir doch nicht etwa ein, dass Rafiq Mehdi diese Ausrede akzeptiert?“
Nicht wirklich. „Einen Versuch ist es wert. Falls er sich querstellt, überlege ich mir etwas anderes.“
Tarek hob die Hand und strich ihr eine Strähne ihres kinnlangen Haars hinters Ohr. „Deine Augen faszinieren mich. Diese dunkelblaue Farbe ist ganz außergewöhnlich und unterstreicht deine Schönheit.“
Jetzt geht das wieder los. Schon einmal war es ihm gelungen, sie mit seinem Charme einzuwickeln. Trotzdem schaffte Kira es nicht, sich auch nur einen Schritt von der Stelle zu rühren. „Spar dir die Komplimente. Du hast dein Ziel bei mir doch bereits erreicht.“
„Oh, gegen eine Wiederholung hätte ich nichts einzuwenden.“
Jetzt begriff sie. „Ist es das, worum es hier geht?“
Zum Glück zog er seine Hand zurück. Erst da wurde Kira bewusst, dass sie den Atem angehalten hatte.
„Nein. Ich brauche wirklich eine Assistenzkraft, der ich vertrauen kann. Du bist intelligent und vorzeigbar, außerdem stehst du bei den Mehdis hoch im Kurs. Und ich sehe keinen Grund, warum wir uns nicht eine schöne Zeit machen sollten, wenn du mich zu meiner Strandvilla begleitest.“
Sie schnappte überrascht nach Luft. Bajul lag in den Bergen, nicht am Meer. „Du hast vor, mich ins Ausland mitzunehmen?“
„Ja. Genauer gesagt nach Zypern. Dort bereite ich meinen nächsten unternehmerischen Coup vor, eine exklusive Hotelanlage. Dafür brauche ich deine Unterstützung.“
Zypern … Kira hatte sofort Bilder von lauschigen Buchten, romantischen Sonnenuntergängen und Mitternachtsschwimmen im Kopf. „Was genau wäre meine Aufgabe bei diesem Coup?“
„Ich möchte, dass du die Pläne für die Küchenausstattung und das Innendekor abnimmst. Außerdem könntest du den Hotelmanager beim Einstellen des Personals beraten.“
„Ich bin aber kein Profi im Bereich Innenausstattung.“ Obwohl das eine geheime Leidenschaft von ihr war.
„Hm, ich dachte, du bist mit der Aufsicht über die Renovierungsarbeiten im Palast betraut, die in ein paar Monaten beginnen? Und organisierst du nicht jede Veranstaltung im Palast, Essen und Dekor mit eingeschlossen?“
„Ja, aber …“
Sanft legte er ihr den Zeigefinger auf die Lippen. „Du sollst wissen, ich werde dich nicht zwingen, mich zu begleiten. Wenn du davon überzeugt bist, meine Gegenwart keine zwei Wochen ertragen zu können, finde ich eine andere Lösung für mein Problem. Ich bitte dich nur, wenigstens darüber nachzudenken.“
Das würde sie tun. Sie würde sowieso an nichts anderes denken können. Und dann würde sie ihm eine Abfuhr erteilen. „Wann erwartest du meine Antwort?“
„Morgen Vormittag. Morgen Nachmittag ist mein Privatjet zum Abflug bereit.“
Völlig durcheinander warf sie einen hektischen Blick auf ihre Armbanduhr. „Gut. Ich sage dir so bald wie möglich Bescheid. Jetzt entschuldige mich bitte, ich werde dringend woanders erwartet.“
Seine Miene verdüsterte sich. „Ein neuer Liebhaber?“
„Ein Termin beim Arzt.“ Als ob ihn das überhaupt etwas anging.
Sofort wirkte er besorgt. „Fühlst du dich nicht wohl?“
Sie fühlte sich müde und reizbar, aber gesund genug, um zu funktionieren. „Nur eine Nachuntersuchung. Ich hatte letzte Woche einen kleinen Infekt“, informierte sie ihn und rauschte an ihm vorbei Richtung Tür.
Sie hatte die Hand schon auf der Klinke, da sagte Tarek: „Kira, warte bitte.“ Seine Stimme klang dunkel und samtig und ließ sie erschauern.
Seufzend drehte sie sich noch einmal um. „Was denn?“
„Vielleicht musst du dich noch ein bisschen von diesem Infekt erholen. Und dafür gibt es keinen besseren Ort als Zypern.“
„Hast du keine Angst, dass ich krank darniederliege, anstatt zu arbeiten?“
In seinen Augen blitzte ein mutwilliges Lächeln auf. „Oh, keine Sorge. Ich habe es schon einmal sehr genossen, als du darniedergelegen hast.“
Sie verdrehte genervt die Augen. „Wenn dir wirklich daran gelegen ist, dass ich dich bei deinem Projekt unterstütze, spar dir bitte solche Zweideutigkeiten und die unterschwellige Anmache, ja?“
Er setzte eine Unschuldsmiene auf, die sie wenig beeindruckte. „Ich kann nur versprechen, dass ich es versuchen werde. Außerdem verspreche ich dir, dass du diesen Trip nicht bereuen wirst.“
Genau darum machte sie sich am meisten Sorgen. „Okay, ich denke darüber nach. Jetzt muss ich gehen.“
Sekunden später war er bei ihr, nahm ihre Hand und drückte einen sanften Kuss darauf. „Bis bald“, murmelte er verheißungsvoll.
Kira floh regelrecht aus dem Zimmer. Der gesunde Menschenverstand sagte ihr – er schrie es geradezu heraus –, dass sie Tareks Vorschlag auf keinen Fall annehmen durfte. Sie durfte ihn nirgendwohin begleiten und schon gar nicht in eine luxuriöse Villa auf einer traumhaften Insel, wo sie alle ihre Bedenken – und wahrscheinlich sogar sich selbst – auf der Stelle vergessen würde.
Tarek war genau der Typ Mann, dem sie dringend aus dem Weg gehen sollte. Morgen würde sie ihm mitteilen, dass er sich jemand anderen suchen musste. Und danach bestand dann absolut kein Grund mehr, jemals wieder ein Wort mit ihm zu wechseln.
„Du bist schwanger.“
Kira versuchte, auf der unbequemen Untersuchungsliege das Gleichgewicht zu halten, und starrte Dr. Maysa Mehdi ungläubig an. Maysa war Königin von Bajul und gleichzeitig Hofärztin. „Wie bitte?“, krächzte Kira.
„Das Ergebnis des Bluttests, den ich letzte Woche angeordnet habe, ist eindeutig.“
„Das kann nicht sein.“
„Ich fürchte, doch. Wie es aussieht, freust du dich nicht über die Nachricht.“
Kira atmete tief durch. „Ich bin geschockt. Erstens nehme ich schon ewig die Pille. Und zweitens hatte ich während der letzten Jahre nur ein einziges Mal Sex.“ Und was für welchen …
Maysa überflog Kiras Patientenakte. „Hier steht, dass du kein neues Rezept für die Pille angefordert hast. Das letzte ist zwei Monate her.“
Schuldig. „Wahrscheinlich war ich so beschäftigt, dass ich es einfach vergessen habe. Und ich brauchte die Pille ja auch nicht wirklich.“ Bis Tarek Azzmar aufgetaucht war und sich ihre selbst auferlegte Enthaltsamkeit in Luft aufgelöst hatte.
„Vielleicht warst du so beschäftigt, dass du vergessen hast, die Pille zu nehmen?“
Wieder schuldig. „Ja, aber höchstens für zwei oder drei Tage.“
„Das reicht schon, Kira.“
Plötzlich kam sie sich wie ein ausgemachter Dummkopf vor. „Glaub mir, ich hatte wirklich nicht geplant, mit diesem Mann zu schlafen.“ Sie seufzte schwer.
Maysa lächelte verständnisvoll. „So ist das Leben. Leider lässt sich nicht alles vorausplanen. Kannst du dir vorstellen, wie der Mann die Nachricht von der Schwangerschaft aufnehmen wird?“
Kira hatte keinen Schimmer, wie Tarek reagieren würde. Und ob sie es ihm überhaupt erzählen sollte. „Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Tatsächlich kenne ich ihn kaum. Wir waren wohl beide ziemlich überrascht von dem, was passiert ist.“
„Wenn er ein Ehrenmann ist, wird er sich anständig verhalten.“
War Tarek ein Ehrenmann? Alle Anzeichen sprachen dagegen. „Das wird sich mit der Zeit erweisen.“
Maysa stand auf. „Nun, ich denke, das wirst du schon recht bald merken. In der Zwischenzeit empfehle ich dir, ein bisschen kürzerzutreten und auf dich aufzupassen.“
Zwar hatte Kira sich immer gewünscht, irgendwann einmal ein Kind zu haben, aber doch bitte nicht jetzt! Was war mit ihrer Arbeit? „Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich die Schwangerschaft mit meinem Job vereinbaren soll. Und ich mag gar nicht daran denken, wie meine Eltern auf die Nachricht reagieren.“
„Sie würden sich nicht über ein Enkelkind freuen?“
„Meine Mutter sicher schon, sie ist Kanadierin und denkt modern. Aber mein Vater stammt aus Bajul und ist ein ziemlicher Traditionalist. Er wird nicht gerade begeistert sein, zu erfahren, dass seine ledige Tochter ein Kind erwartet.“
Maysa legte Kira tröstend die Hand auf die Schulter. „Wenn du wirklich glaubst, dass der Zeitpunkt für ein Baby völlig unpassend ist, bleibt dir immer noch eine Möglichkeit: Du könntest das Kind zur Adoption freigeben.“
Da sie selbst ein Adoptivkind war, was kaum jemand wusste, betrachtete Kira diese Option mit gemischten Gefühlen. „Ich weiß nicht, ob ich mein Baby fremden Menschen anvertrauen könnte.“
„Du musst das nicht jetzt entscheiden. Denk in Ruhe über alles nach und pfleg dich. Ich verschreibe dir noch ein paar Vitamintabletten.“
Kira stand auf und presste die Hand auf ihr schmerzendes Kreuz. Wenigstens hatte sich jetzt eine Erklärung für die Müdigkeit und die Anfälle von Übelkeit gefunden, die sie in letzter Zeit geplagt hatten. Und dafür, weshalb ihre Periode ausgeblieben war. Sie wusste jetzt, woran sie war, und konnte Pläne für die Zukunft schmieden. Und entscheiden, ob diese Pläne den Vater des Kindes mit einbezogen.
Plötzlich überlegte sie ernsthaft, ob es nicht das Beste war, Tareks Angebot anzunehmen. Auf diese Weise würde sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sie könnte sich ein bisschen ausruhen und ihn etwas kennenlernen. Nach vierzehn Tagen in seiner Gesellschaft konnte sie bestimmt besser beurteilen, ob er zum Vater taugte.
„Miss Darzin wünscht Sie zu sprechen, Sir.“
So rasch schon? Tarek blickte erstaunt von seinem Schreibtisch auf. „Bitten Sie sie herein, Adara.“ Er legte die Quartalsberichte auf den Beistelltisch und erhob sich aus seinem Stuhl. Wie schon beim ersten Mal, als er Kira auf dem Empfang gesehen hatte, fand er sie auch heute einfach hinreißend.
Nervös zupfte sie am Saum ihres blauen Blazers und fuhr sich mit der Hand durch das kinnlange goldbraune Haar.
„Ich hatte nicht erwartet, dich so schnell wiederzusehen“, begrüßte Tarek sie.
Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen. „Hier hat sich ja einiges verändert seit meinem ersten Besuch.“
Ein Besuch, den Tarek nie vergessen würde. Geendet hatte das Ganze auf dem Fußboden im Ballsaal. „Die Suiten im dritten Stock sind noch nicht ganz fertig. Entschuldige meine Neugier, aber wie war der Termin beim Arzt?“
„Alles bestens, ich bin kerngesund.“ Sie durchquerte den Raum, um das prall gefüllte Bücherregal an der Wand hinter ihm zu inspizieren. „Du hast wirklich einen außergewöhnlichen Büchergeschmack. Ich wusste gar nicht, dass du dich für Krimis interessierst.“
Die Hände in die Hosentaschen geschoben, gesellte er sich zu ihr. „Du bist doch sicherlich nicht gekommen, um meine Bücher zu begutachten.“
Endlich sah sie ihn an. „Nein, natürlich nicht. Ich bin hier, weil ich noch ein paar Fragen zu dem Trip nach Zypern habe, bevor ich mich entscheide.“
Sie dachte also tatsächlich darüber nach? Das hatte er nach ihrem letzten Zusammentreffen gar nicht erwartet. „Was möchtest du wissen?“
„Bist du sicher, dass wir nicht länger als zwei Wochen weg sein werden?“
„Ja, falls nicht gerade etwas völlig Unvorhergesehenes passiert. Und selbst wenn, brauchst du nicht länger als vierzehn Tage zu bleiben, das verspreche ich dir. Für den Fall, dass du früher abreisen möchtest, bin ich bereit, dir entgegenzukommen.“
„Dann hast du also nicht vor, mich gegen meinen Willen dort festzuhalten?“, konterte sie mit einem gezwungenen Lächeln.
Ihre Bemerkung ärgerte ihn. „Ich würde nie auf die Idee kommen, eine Frau gegen ihren Willen irgendwo festzuhalten.“ Das hatte er auch gar nicht nötig.
„Nun, das beruhigt mich.“
„Hast du noch weitere Fragen?“
„Allerdings. Ehrlich gesagt mache ich mir Sorgen über deine wahren Motive.“
Das konnte er sogar verstehen. „Hast du Angst, ich will dich verführen? Zu Sex am Strand? In meinem Pool? Oder unter der Dusche?“
„Genau darüber mache ich mir Sorgen.“
Er gab sich unschuldig. „Als wir das erste Mal miteinander geschlafen haben …“
„Das einzige Mal“, korrigierte sie ihn scharf.
Eine Tatsache, die er bald zu ändern hoffte. Allerdings mit sanfter Überzeugungskraft, nicht mit Gewalt. „Wie ich bereits sagte, ich würde dich niemals zwingen, etwas zu tun, was du nicht tun möchtest. Und ich versichere dir, mir geht es einzig und allein ums Geschäftliche. Wobei ich dem Vergnügen allerdings nicht abgeneigt bin, das gebe ich zu.“
„Das ist mir schon klar, und genau das bereitet mir Kopfschmerzen.“ Sie rauschte an ihm vorbei und setzte sich in einen Clubsessel.
Tarek ließ sich lässig auf das Ledersofa ihr gegenüber fallen. Fasziniert beobachtete er, wie sie sich über die festen Schenkel strich, um ihren Rock zu glätten. Sofort stellte er sich vor, wie sie die Hand über seinen Körper gleiten ließ. Energisch verdrängte er die verlockende Fantasie. „Keine Sorge, ich werde auf Distanz bleiben, wenn du das wünschst.“
„Das wünsche ich“, behauptete sie, doch ihr unsicherer Blick strafte sie Lügen. Was Tarek natürlich nicht entging.
„Selbstverständlich werde ich deine Wünsche respektieren.“ Es sei denn, das heiße Prickeln zwischen ihnen würde so übermächtig, dass er es nicht länger ignorieren konnte …
Sie wirkte nicht überzeugt. „Tarek, du bist ein sehr leidenschaftlicher Mann. Wenn es drauf ankommt, müsstest du dich wirklich zusammenreißen können.“
Da wollte er ihr nicht widersprechen. „Du wirst selbstverständlich deine eigenen Räume haben und musst dich nur während der Arbeitszeit mit mir abgeben.“
Nervös drehte sie den silbernen Ring an ihrer linken Hand. „Weißt du, ich genieße deine Gesellschaft, das war von Anfang an so. Nur möchte ich sie diesmal nicht allzu sehr genießen.“
Äußerst zufrieden über dieses Geständnis neigte er leicht den Kopf und fixierte sie aufmerksam. „Dann hat dir unser … Intermezzo also Spaß gemacht?“
Sie zögerte kurz. „Ja, das gebe ich zu. Bis auf die Sache mit dem Marmorfußboden.“
„Deswegen habe ich dir erlaubt, oben zu sein.“
„Nachdem du mich auf dem Rücken hattest.“
„Weil ich dich so leichter ausziehen und mit meinem Mund …“
„Nicht nötig, ins Detail zu gehen.“ Sie wurde rot.
Jetzt konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Nicht? Ich dachte, du erinnerst dich gerne daran. Nach deinen lustvollen Seufzern zu schließen habe ich dich nicht enttäuscht.“
Abrupt stand sie auf. „Ich bin nicht in der Stimmung, in Erinnerungen zu schwelgen. Ich muss zum Palast zurück.“
Tarek erhob sich ebenfalls. „Also sehe ich dich morgen im Flieger?“
Sie antwortete nicht sofort. „Ich sage dir heute Abend beim Dinner im Palast Bescheid.“
Nachdem Kira gegangen war, setzte sich Tarek wieder hinter seinen Schreibtisch, um seinen täglichen Anruf bei der anderen Frau in seinem Leben zu machen. Wenn er das nicht sofort erledigte, würde er die Nachlässigkeit später bereuen, das wusste er. Wenige Sekunden später hörte er das vertraute „Ahlan?“
Er beschloss, ihr nicht auf Arabisch, sondern auf Englisch zu antworten, um ihre Fortschritte beim Erlernen dieser Sprache zu testen. „Hast du mein Geschenk bekommen, Yasmin?“
„Oh ja!“, jubelte sie mit der typischen Begeisterung eines fünfjährigen Mädchens. „Er ist so süß.“
Süß? Sehr schmeichelhaft für die zerzauste Promenadenmischung. „Schön, dass du dich gefreut hast. Wirst du auch gut auf ihn aufpassen?“
„Ja. Ich verspreche dir, ihn immer zu füttern und ihm Wasser zu geben und ihn Gassi zu führen. Wie sollen wir ihn nennen?“
„Das darfst du ganz allein entscheiden, Yasmin.“
„Ich überlege mir einen Namen. Wann kommst du nach Hause? Hoffentlich bald.“
Da musste er sie leider enttäuschen. „Ich habe dir doch von dem neuen Hotel erzählt. Da wartet noch eine Menge Arbeit auf mich.“
„Immer musst du arbeiten. Kannst du mich nicht mitnehmen?“