Sizilianisches Verderben - Ann Baiano - E-Book
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Sizilianisches Verderben E-Book

Ann Baiano

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Beschreibung

Der Journalist Luca Santangelo recherchiert in einem Kloster mitten in Palermo. Früher war es sehr berühmt, jetzt leben hier nur noch drei betagte Nonnen. Als eine von ihnen plötzlich tot zusammenbricht, wird Luca misstrauisch – sie scheint keines natürlichen Todes gestorben zu sein. Will jemand die Schwestern beseitigen, um an die wertvollen Schätze des Klosters zu kommen? Oder geht es um eine persönliche Fehde? Während Luca noch nach dem wahren Motiv sucht, ereignet sich ein weiterer Mord. Lucas Freundin Ada stößt unterdessen in der Bibliothek des Klosters auf ein altes Tagebuch, dem eine junge Nonne die Geschichte um eine große Liebe anvertraut hat, um falsche Versprechen und bittere Rache …

Luca Santangelo - ein pfiffiger Reporter ermittelt unter der Sonne Italiens.

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Über das Buch

Der Journalist Luca Santangelo recherchiert in einem Kloster mitten in Palermo. Früher war es sehr berühmt, jetzt leben hier nur noch drei betagte Nonnen. Als eine von ihnen plötzlich tot zusammenbricht, wird Luca misstrauisch – sie scheint keines natürlichen Todes gestorben zu sein. Will jemand die Schwestern beseitigen, um an die wertvollen Schätze des Klosters zu kommen? Oder geht es um eine persönliche Fehde? Während Luca noch nach dem wahren Motiv sucht, ereignet sich ein weiterer Mord.

Lucas Freundin Ada stößt unterdessen in der Bibliothek des Klosters auf ein altes Tagebuch, dem eine junge Nonne die Geschichte um eine große Liebe anvertraut hat, um falsche Versprechen und bittere Rache …

Luca Santangelo – ein pfiffiger Reporter ermittelt unter der Sonne Italiens.

Über Ann Baiano

Ann Baiano, Jahrgang 1973, studierte Romanistik und lebte viele Jahre auf Sizilien. Sie hat Romane aus dem Italienischen ins Deutsche übersetzt, bevor sie anfing, Krimis zu schreiben.

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Ann Baiano

Sizilianisches Verderben

Luca Santangelo ermittelt

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Impressum

1

Ave Maria, gratia plena, Dominus tecum …«

Das hohe Kirchenschiff lag im Halbdunkel, obwohl die Strahlen der Nachmittagssonne die Piazza Bellini draußen in gleißendes Licht tauchten.

Drei alte Nonnen saßen hinter dem Altar im Chorraum auf unbequemen Holzstühlen und murmelten ihr Gebet, wie sie es seit Jahr und Tag um diese Uhrzeit taten. Die abgegriffenen Holzkugeln der Rosenkränze glitten durch ihre steifen Finger. Eine der drei, deren Rücken gebeugt war, wippte im Takt der Worte vor und zurück, die zweite trug eine dicke Brille, deren Gläser im Schein der Kerzen funkelten. Die dritte saß sehr aufrecht, ihr standen Schweißtropfen auf der wächsernen Stirn. Die drei Frauen schauten sich nicht an, jede war versunken in ihr Gebet.

Ein Sonnenstrahl, der sich durch die schmalen Glasfenster hoch oben in der Kuppel verirrt hatte, erleuchtete einen der nackten Engel auf dem Fresko, der hinablächelte in das dunkle Kirchenschiff.

Fasziniert schaute Luca Santangelo auf die drei Frauen, die verloren in der großen Kirche saßen und deren brüchige Stimmen zwischen den Schatten verhallten. Die alten Nonnen in ihren schlichten hellen Gewändern wollten nicht in die prächtige Kirche passen: verschlungene Marmorintarsien in Rosa und Grün auf dem Boden und an den Wänden; gedrechselte, aprikosenfarbene Säulen, die auf den Schultern schelmisch lächelnder Putten zu ruhen schienen; überlebensgroße Heiligenfiguren aus strahlend weißem Marmor; die farbenfrohen Fresken an der Decke des mächtigen Kirchenschiffes und in der Kuppel mit Heerscharen von Engeln und Heiligen, alle lächelnd, entweder nackt oder in fließende Stoffe gehüllt: sizilianischer Barock, überbordend und verschwenderisch.

Immer wieder sank Lucas linker Arm mit der schweren Lampe herab, die er auf Anweisung seines Freundes Matteo Aiello hochhalten sollte, damit der genügend Licht hatte, um die drei Schwestern beim Ave-Maria zu filmen. Ungeduldig räusperte sich Matteo und gab ihm Zeichen, ein wenig nach rechts zu rücken. Das Murmeln der Nonnen schwoll an, und Luca sah, dass die wippende Nonne eine Grimasse zog, als hätte sie Schmerzen. Ihr Gesicht war faltendurchzogen, der Haaransatz unter der Haube grau und die Augen zusammengekniffen. Sie sah wie die Hexe aus einem Märchenbuch aus, und Luca erinnerte sich, dass sie im Gegensatz zu den beiden anderen ihnen zur Begrüßung nicht die Hand gegeben hatte, sondern geschäftig hin- und hergelaufen war und dabei unverständliche Worte gemurmelt hatte. Madre Benedetta hatte ihnen zugeflüstert, dass Suor Agata geistig schon in einer anderen Welt weile.

Madre Benedetta war die Tante seines Freundes Matteo und Äbtissin des Klosters. Obwohl sie weit über achtzig war, hielt sie sich sehr aufrecht, ihr Händedruck war entschlossen, und das freundliche Gesicht hatte beinahe mädchenhafte Züge, die sie Luca sofort sympathisch gemacht hatten.

Jetzt sah sie sehr blass aus, und Luca überlegte, ob sie nicht lieber unterbrechen sollten, um der Äbtissin ein Glas Wasser zu holen. Er wollte Matteo schon ein Zeichen geben, ließ es dann aber bleiben: Er ging schon seit langer Zeit nicht mehr in die Kirche. Wer wusste schon, wie heilig dieses Rosenkranzgebet war und ob man es überhaupt unterbrechen durfte.

Zu seiner Rechten sah Luca zwei mächtige Engelsfiguren mit silbernen Flügeln, die in dem Dämmerlicht, das die Kerzen auf dem Altar verbreiteten, geheimnisvoll schimmerten. Luca versuchte, die Lampe so hoch wie möglich zu halten. Er kannte Matteo – der würde immer wieder filmen, bis er alles genau so im Kasten hatte, wie er es haben wollte. Das konnte Stunden dauern, und das würden die drei Alten nicht aushalten.

Matteo hatte ihn wie so oft überrumpelt, als er am Vormittag angerufen und Luca gesagt hatte, dass er heute Nachmittag die letzten drei Nonnen des Klosters der Santa Caterina von Alessandria, über die er einen Dokumentarfilm für seinen Fernsehsender drehte, beim Rosenkranz-Gebet filmen durfte, dass aber einer seiner Kameramänner ausgefallen sei. Luca müsse einspringen, er wisse sonst nicht, was er tun solle – endlich habe seine Tante nachgegeben und es ihm erlaubt. Wenn er heute nicht drehe, sei die Chance verpasst. Diese Szene sei die wichtigste seines Films über das einstmals größte Kloster im Herzen Palermos, und viel Zeit bleibe nicht, die Nonnen seien alt, wenn ihnen etwas zustoße, ginge wieder ein Teil des sizilianischen Erbes unwiederbringlich verloren.

An dieser Stelle hatte Luca nachgegeben – nicht, weil er sich sonderlich um das sizilianische Erbe sorgte, sondern weil er Matteos Redefluss stoppen wollte, nein musste: Bereits zwei Minuten zuvor hatte die tägliche Sitzung in der Nachrichtenagentur, in der er seit einiger Zeit arbeitete, begonnen, und sein Chef hatte schon zweimal den Kopf in sein Büro gesteckt und ungeduldig mit den Armen gewedelt.

Von seinem Film sprach Matteo seit Monaten, er hatte unermüdlich um die Finanzierung gekämpft, hatte alles gelesen, was er zu dem Kloster finden konnte, und zahlreiche Nachmittage bei seiner Tante verbracht, die bereitwillig verschlossene Türen öffnete und erzählte – der aber das Gebet heilig war und die lange gezögert hatte, sich dabei filmen zu lassen. Atmosphäre, hatte Matteo immer wieder gesagt, er brauche doch Atmosphäre, damit sein Film diese heute so fremde Welt lebendig mache.

»Ja, ist gut, ich bin um vier Uhr auf der Piazza Bellini!«, hatte Luca schließlich gerufen, aufgelegt, war seinem Chef hinterhergelaufen und hatte sich da schon über sich selbst geärgert.

Denn eigentlich hatte er nach Dienstschluss am frühen Nachmittag mit seiner Freundin Ada nach Mondello, dem Villenvorort von Palermo, fahren und am um diese Jahreszeit menschenleeren Strand die warme Maisonne genießen wollen. Ada tagsüber von ihrem Schreibtisch und ihrer Übersetzung französischer Kriminalromane wegzulocken, war nicht einfach. Am Abend wollten sie dann in ein Fischrestaurant essen gehen, und Luca dachte seit Tagen darüber nach, ob das nicht die richtige Gelegenheit für einen Heiratsantrag wäre: nach einem sonnigen Tag am Strand bei einem kühlen Glas Weißwein im schönsten Restaurant von Mondello.

Ada und er waren seit über zwei Jahren zusammen, und Luca hatte schon länger das Gefühl, dass es nicht weiterging, dass sie sich ihm immer ein Stück weit entzog. Er kam ihr einfach nicht näher, sosehr er es auch versuchte. Vielleicht musste er die Initiative ergreifen und ihr zeigen, wie ernst er es meinte. Endlich hatte er sich dazu durchgerungen, hatte alles von langer Hand geplant – und stand nun in dieser Kirche und hielt eine heiße, schwere Lampe hoch, statt mit Ada am Strand zu flanieren. Ada … sie hatte sich nicht beklagt, im Gegenteil: Hocherfreut hatte sie Matteos Angebot, sich bei der Gelegenheit die Klosterbibliothek anzuschauen, angenommen. Die war sonst – wie das Kloster auch – nicht zugänglich. Sie würde den ganzen Abend von ihren Funden erzählen, von alten Büchern, von diesem und jenem Autor, und er würde niemals überleiten können zu der Frage, die er eigentlich stellen wollte.

Das Gemurmel der drei Frauen wurde schwächer. Luca ließ den Arm mit der Lampe einen Moment lang sinken, er musste die Position wechseln. Der Lichtkegel ruhte nun auf dem Boden, die Nonnen waren kaum noch zu erkennen, sie waren nur mehr dunkle Umrisse. Auch die Nachmittagssonne draußen stand inzwischen so tief, dass kein Strahl mehr durch die Kuppel hineinfiel. Plötzlich fröstelte ihn, die hohen, dünnen Stimmen klangen unheimlich in dem dunklen Raum.

Matteo stieß ihn in die Seite, Luca riss den Arm hoch, dann quietschte irgendwo eine Tür, und ein Luftzug ging durch das Kirchenschiff. Aus dem Augenwinkel meinte Luca, einen dunklen Schatten durch das linke Seitenschiff huschen zu sehen, aber gerade als er sich umschauen wollte, stöhnte die Äbtissin auf. Ihre Haut war weiß wie der Marmor der Heiligenstatuen, ihr Gesicht verzog sich wie unter Schmerzen, dann sank sie auf dem Stuhl zusammen, und der Rosenkranz fiel zu Boden.

2

Meine Geliebte,

wenn Du das liest, bin ich nicht mehr auf dieser Welt. Mein letzter Wunsch ist, dass Dich meine Zeilen erreichen, nachdem ich kein Zeichen von Dir erhalten habe, in all den Monaten nicht, seit Du Palermo verlassen hast und in die schwarze Stadt am Ätna gezogen bist.

Du warst und bist alles, was ich habe. Dein Schweigen schmerzt mich mehr als alles andere. Du hast die Abkehr von der Welt gewählt, und es war Sünde, Deine Ruhe zu stören. Das weiß ich jetzt.

Ein Unglück hat meine Familie ereilt, das vielleicht eine Strafe Gottes ist für unsere Liebe, die nicht sein durfte.

Ein Leben ohne Dich ist für mich nicht länger vorstellbar. Ich habe versucht, meine Pflicht zu erfüllen, und es ist mir nicht gelungen. Mir bleibt nur der Weg in eine andere, bessere Welt.

Mein Erbe geht an das Kloster in Catania, in dem ich Dich weiß. Es gibt niemanden mehr, dem ich es zusprechen kann. Land und Besitz, das Erbe: Es hat uns auseinandergetrieben.

Gedenke meiner, wann immer Du kannst.

Corrado

Palermo, Februar 1840

Ada ließ das vergilbte Blatt mit der zittrigen Schrift sinken. Sie sah so aus, als hätte der Schreiber mit letzter Kraft geschrieben. Wer war er? Und wer war die Geliebte? Was machte der Brief hier in diesem Kloster, wo jahrhundertelang Nonnen in vollkommener Abgeschiedenheit gelebt hatten? Sie hatte ihn in einem hölzernen Buch gefunden, einer Attrappe zwischen zwei in Leder gebundenen Büchern.

Unter dem Brief war eine Art lederner Tasche, abgegriffen und abgeschabt. Als Ada sie öffnete, fiel ihr ein ebenfalls in braunes Leder gebundenes Heft in die Hände. Sie schlug es auf – ein Tagebuch. Diese Schrift war verschnörkelt und sehr klein, aber gestochen scharf, sie erkannte Daten und den Ort, Catania. Es würde Mühe kosten, aber die Schrift ließ sich entziffern. Ob sie die Äbtissin bitten konnte, wiederzukommen und das Tagebuch lesen zu dürfen? Aber wusste die überhaupt von seiner Existenz? Sie kämpfte einen Augenblick mit sich, schaute sich nach allen Seiten um, dann steckte sie das Tagebuch mit schlechtem Gewissen in ihre Tasche. Wer weiß, ob man sie es lesen ließ, wenn sie von ihrem Fund berichtete. Sie würde es zurückbringen, aber ihre Neugier war einfach zu groß – schon immer hatten sie alte Schriftstücke fasziniert, Boten aus einer fernen Welt.

Der Brief war ein Abschiedsbrief. Hatte jener Corrado im Sterben gelegen? Hatte er vor, sich das Leben zu nehmen? Die Geliebte – das konnte eine Nonne sein. Eine Novizin? Eine Laienschwester? Oder eine Frau, die man ins Kloster verbannt hatte, nachdem ruchbar wurde, dass sie ein Verhältnis gehabt hatte? Offensichtlich jemand, der in Catania gelebt hatte – den man nach Catania verbannt hatte. Was machte ihr Tagebuch hier in Palermo?

»Dein Schweigen schmerzt mich mehr als alles andere …« Der Satz ging ihr nicht aus dem Kopf, als sie das hölzerne Buch zuklappte und zurück an seinen Platz im Regal stellte. Wieso verschwindet einer im Schweigen? Die Frage, die sich Männer und Frauen schon immer gestellt hatten. Und die wir uns bis heute stellen, dachte sie. Trotz Mails und SMS. Ada schüttelte gedankenverloren den Kopf.

Noch einmal schaute sie sich in der Klosterbibliothek um: Luca und Matteo hatten recht – einen solchen Schatz durfte man nicht einfach wegschließen, all das Wissen in den alten, wertvollen Büchern, die der Staub unter sich begrub. Hohe Bücherregale aus dunklem Holz bis unter die Decke, in Leder gebundene, schwere Bände, Stehpulte und Tische, auf denen Folianten lagen. Eine dünne Staubschicht hatte sich über alles gelegt, so als würde hier nur alle paar Monate einmal notdürftig saubergemacht. Nur dort, wo das hölzerne Buch stand, lag kein Staub, das war ihr aufgefallen. Es unterschied sich zwar kaum von seinen ledernen Nachbarn, aber Ada hatte ein gutes Auge für Materialien. Ihr Blick schweifte über die Regalreihe, in der sie das hölzerne Buch gefunden hatte. Dort oben waren noch mehr, sie erkannte mindestens zwei Bücher, die ebenfalls aus Holz sein mussten. Gerade wollte sie wieder auf die Leiter steigen, als Luca in die Bibliothek stürmte.

»Ada, hier bist du! Komm schnell, es ist etwas Furchtbares passiert!«

3

Wieso habt ihr nicht den Notarzt gerufen?«

»Das ging nicht … in der Kirche hatten wir keinen Empfang, und Suor Carmela – das ist die Nonne mit der Brille – hatte dann schon vom Kloster aus den Arzt gerufen, der die Äbtissin seit Jahren behandelt. Der war sofort da, es hat keine fünf Minuten gedauert …«

»Und er ist mit Madre Benedetta nicht ins Krankenhaus gefahren? Das ist doch unverantwortlich!«

Ada war sichtlich empört. Sie war Luca aus der Bibliothek gefolgt, der jetzt verloren in dem langen Gang zur Kirche stand. Es war still im Kloster.

»Sie war plötzlich sehr blass in der Kirche beim Gebet. Ihr muss schlecht geworden sein oder schwindelig«, sagte er. »Wir wussten gar nicht, was wir tun sollten, haben sie auf eine der Kirchenbänke gelegt.«

»Was hat der Arzt gesagt?«

»Nicht viel, das Herz, es ging alles sehr schnell. Er hat sie hinüber ins Kloster getragen, in ihre Zelle. Dorthin sind Matteo und ich nicht mitgekommen. Die strengen Klosterregeln von früher gelten zwar nicht mehr, aber in die Zellen der Nonnen kommen keine Besucher. Selbst Matteo hat die seiner Tante noch nie von innen gesehen, obwohl er das Kloster recht gut kennt.«

»Und wie geht es ihr jetzt?« Ada ließ nicht locker. »Sollten wir nicht nach ihr schauen?«

Luca stand unschlüssig da. »Matteo ist zu seiner Mutter gefahren und wollte mit ihr zurückkommen. Sie hängt sehr an ihrer großen Schwester und besucht sie mindestens einmal pro Woche. Suor Carmela hat mich weggeschickt. Sie vertrauen diesem Arzt blind, er behandelt sie seit über zwanzig Jahren. Ins Krankenhaus gehen sie sowieso nicht. Was sollen wir machen?«

Ada sah sich um, sie schien nachzudenken. »Du hast recht, wir sind ja auch Fremde für sie. Gut, dass Matteo noch einmal herkommt.«

Sie verließen das Kloster und traten in den warmen Frühsommerabend. Die Geräuschkulisse der Stadt – Verkehr, Stimmen, Musik – überfiel sie, und schweigend liefen sie zum Auto.

»Komm, lass uns etwas essen fahren«, sagte Luca und schlug, als er Ada nicken sah, die Richtung Mondello ein. Nein, das war sicher nicht der richtige Abend für einen Heiratsantrag. Aber dort war es ruhiger als hier in der Stadt, und das Meer würde sie auf andere Gedanken bringen.

Der Verkehr war unerbittlich, und sie brauchten eine halbe Stunde, bevor sie auf der Terrasse eines Restaurants saßen und über die erleuchtete Bucht und den Monte Pellegrino schauten, hinter dem Palermo lag. Nur wenige Tische waren besetzt, es wehte ein leichter Wind, und die Luft roch nach Jasminblüten und dem nahen Meer. Luca sah, dass der Vorfall Ada keine Ruhe ließ. Sie war von Madre Benedetta, die sie so herzlich begrüßt und bereitwillig in die Bibliothek geführt hatte, tief beeindruckt gewesen.

»Sie war so freundlich, hatte etwas … etwas Warmes und Herzliches. Eine Frau, die in sich ruht, die mit sich und ihrem Leben im Reinen ist – so seltsam dieses Leben uns auch vorkommen mag. Und der man genau das ansieht, dieser offene, warme Blick, diese Züge – ein immer noch schönes Gesicht nach einem, ja, schönen Leben. Luca, ich weiß nicht, vielleicht hättet ihr sie doch ins Krankenhaus fahren sollen!«

»Ada, diese Nonnen sind weit über achtzig, sie sind seit den fünfziger oder sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts im Kloster. Damals wurden die Klausurregeln noch streng eingehalten, das hat mir Matteos Mutter mal erzählt. Die hat selbst ihre Schwester lange Zeit nur sehr selten besuchen können. Auch wenn das Kloster mitten in der Stadt liegt, haben die Nonnen damals das Leben draußen hauptsächlich durch vergitterte Fenster wahrgenommen. Sie verlassen auch jetzt das Kloster nur, wenn sie müssen.«

»Ich mache mir einfach Sorgen. Ich weiß auch nicht, warum, aber Madre Benedetta habe ich sofort ins Herz geschlossen. Sie ist eine besondere Frau, eine der Frauen, die man zur Freundin haben will. Auch wenn sie eine Nonne ist, eine Äbtissin, wie seltsam, dazu ist sie mehr als doppelt so alt wie ich …« Nachdenklich schaute Ada aufs Wasser, dann kam der Kellner und servierte das Essen, gegrillte Dorade mit ein wenig Olivenöl, so wie Ada es am liebsten mochte. Der Fisch war noch nicht filetiert, und die silbernen Schuppen schimmerten im Licht der Kerzen.

Luca überlegte, wie er das Thema wechseln konnte. Ob das überhaupt sinnvoll war. Ada schaute jetzt konzentriert auf den Fisch, das schwarze, glatte Haar fiel ihr in das schmale Gesicht mit den großen dunklen Augen und dem fein gezeichneten Mund, der wie immer tiefrot geschminkt war. Sie war schön, von einer zeitlosen Schönheit, an der er sich nicht sattsehen konnte. Wenn sie lachte, schien ihr Gesicht zu leuchten. Er hatte sich sofort in sie verliebt, als er in das Haus an der Piazza Olivella mitten in der Altstadt Palermos gezogen war – in den vierten Stock. Ada wohnte im zweiten. So war es geblieben, obwohl er immer wieder einmal vorgeschlagen hatte, sich gemeinsam eine Wohnung zu suchen, aber sie hatte … ja, was eigentlich? Nicht abgelehnt, aber immer eine Ausrede gefunden. Meistens hatte er den Vorschlag gemacht, wenn sie bei einem Glas Wein auf seiner Dachterrasse saßen. Dann hatte sie gesagt, dass es keine schönere Terrasse in der Stadt gebe und dass man so eine Wohnung nicht aufgeben dürfe – selbst wenn das Dach etwas undicht sei und das Wasser nur tröpfelnd aus der Dusche käme. Manchmal hatte er dann die Wohnungsanzeigen studiert und ihr recht geben müssen. Aber war das wirklich der Grund? Die Terrasse? Oder passte es ihr einfach besser, eine eigene Wohnung zu haben, einen Rückzugsort? So oft übernachtete sie nicht bei ihm, häufig ging sie nach einem gemeinsam verbrachten Abend zurück in ihre Wohnung. Weil es dort kühler sei. Weil sie am nächsten Morgen sehr früh aufstehen müsse, um zu arbeiten. Weil, weil, weil. Plötzlich kam er sich albern vor – wieso sollte sie ihn heiraten, wenn sie nicht einmal mit ihm zusammenziehen wollte? Über ihre Ehe und deren Scheitern hatte sie kaum je ein Wort verloren. Er wusste eigentlich nicht viel über sie.

»Hat Diego schon etwas aus Mailand gehört?«

Adas Frage riss Luca aus seinen Gedanken. Sein Sohn Diego hatte sich um einen Studienplatz in Mailand beworben. Luca hatte das einerseits gefreut: Endlich zeigte Diego Ehrgeiz, war unzufrieden mit der juristischen Fakultät in Palermo, wollte eine andere Stadt kennenlernen. Und er hatte sich die juristische Fakultät ausgesucht, die als die beste in Italien galt – nicht eine in Rom, wo seine Freundin Giulia studierte. Giulia, die Luca nicht besonders mochte. Die mit seinem Sohn spielte und ihn im vergangenen Jahr in eine schwierige Situation gebracht hatte, als einer ihrer Kommilitonen ermordet worden war und es einen Moment lang so aussah, als hätte Diego der Mörder sein können. Luca hatte Giulia nie verziehen, dass auch sie Diego eine Weile für den Täter gehalten hatte. Diego schon, sie hatten sich nach der Aufklärung des Mordes versöhnt, und inzwischen stritten und vertrugen sie sich wie eh und je. Beide waren ungeheuer eifersüchtig und hingen ständig an ihren Handys, wenn sie nicht beieinander waren. Luca fand das lächerlich, musste sich aber manchmal eingestehen, dass er auch nicht viel besser war, was die Eifersucht anging, es sich Ada gegenüber jedoch niemals anmerken lassen würde …

Nun also Mailand, weit weg von Rom. Diego würde noch mehr chatten, skypen oder was immer sie mit ihren Handys machten. Der Haken an der Sache war, dass Mailand auch weit weg von Palermo war. Würde sein Sohn nach Sizilien zurückkommen? Wenn er einmal in einer Stadt gelebt hatte, die so anders funktionierte als der Süden? Er glaubte nicht daran. Gestern hatte Diego die Zusage bekommen.

»Ja, er hat den Platz, Ende September geht er.«

»Aber das ist ja fantastisch – wieso hast du mir das nicht erzählt?«

Da war es wieder, dieses Strahlen, das Luca so liebte.

»Wollte ich noch. Ach so – ich werde eine Woche nach Mailand fahren, Wohnung suchen und so. Würdest du … willst du nicht mitkommen? Mailand ist wunderschön, gerade jetzt im Mai, wir könnten …«

Er sah, wie das Strahlen erlosch. Jetzt runzelte Ada die dunklen Brauen. »Luca, ich habe noch sechs Wochen, dann muss ich meine Übersetzung abgeben. Ich kann einfach nicht, nicht jetzt.«

»Aber wann dann? In sechs Wochen gibst du ab, dann kommt der nächste Auftrag. Und danach wieder einer. So geht das immer weiter. Wie viele Bücher hat dieser Simenon eigentlich geschrieben? Hört das niemals auf?« Er merkte, wie ärgerlich er klang, konnte sich aber nicht bremsen. Er war enttäuscht über die verpasste Chance, die wahrscheinlich eh keine gewesen war, was ihn noch mehr enttäuschte. Sie kam nicht einmal ein paar Tage nach Mailand mit. Seit zwei Jahren bemühte er sich um eine Frau, die wie eine Sphinx war, schön und unerreichbar.

Sein Telefon klingelte.

»Das ist Matteo … entschuldige, aber da gehe ich besser ran.« Ihn überkam eine böse Vorahnung.

»Pronto?«

»Luca …« Matteos Stimme klang atemlos. »Madre Benedetta ist tot.«

4

In dem großen Raum brannten zwei hohe, weiße Kerzen. Auf einem alten Flügel standen weiße Lilien – Luca erkannte eins der Gestecke, das er am Nachmittag in der Kirche gesehen hatte und das hier einen betäubenden Duft verströmte.

In der Mitte des Zimmers war Madre Benedetta aufgebahrt. Ihre Züge waren wächsern wie in der Kirche, aber entspannt und friedlich. Beinahe lächelte sie, und ihre Wangen und Stirn sahen noch glatter aus, als Luca sie in Erinnerung hatte. Das Gesicht eines jungen Mädchens, umrahmt von einem weißen Haaransatz, der unter der Haube hervorschaute.

Jetzt trug sie auch nicht mehr ihre schlichte helle Kutte, sondern ein weißes, aufwendig besticktes Gewand. An der Liege kniete Matteos Mutter und schluchzte. Am Kopfende saß Suor Carmela, eine der beiden anderen Schwestern, und betete, ein leises Murmeln, ein Singsang, der manchmal anschwoll und dann wieder leiser wurde.

Matteo kam auf Luca und Ada zu. »Danke, dass ihr noch gekommen seid. Es ging alles so schnell …«

Er sah müde und blass aus. Es war inzwischen beinahe elf Uhr, aber Luca und Ada hatten nach Matteos Anruf sofort gezahlt und waren zurück ins Kloster gefahren. Matteo und seine Mutter hatten Suor Carmela geholfen, Madre Benedetta zu kämmen, umzuziehen und aufzubahren, wie es die Tradition verlangte. Die Tote durfte nicht allein bleiben, sie sollte von den Menschen umgeben sein, die ihr im Leben nahegestanden hatten.

»Der Arzt, er hatte ja erst gesagt, wir sollen uns keine Sorgen machen, und hat sie in ihre Zelle getragen. Als ich mit meiner Mutter wiederkam, war sie schon tot. Herzversagen, hat er gesagt.«

»Wie alt war sie?«

»87 Jahre. Sie wäre im Juli 88 geworden.«

»Das ist ein hohes Alter, Matteo. Vielleicht hat der Arzt recht gehabt, sie nicht mehr ins Krankenhaus zu schleppen. Sie ist in ihrer Umgebung gestorben, schau nur, wie friedlich sie aussieht.« Er legte dem Freund die Hand auf den Arm. Matteos Mutter schluchzte auf, löste sich von der Toten und kam zu ihnen. Sie sah anders aus als ihre Schwester, kleiner, die Haare waren noch nicht weiß, sondern grau meliert. Ihre braun-grünen Augen, die normalerweise fröhlich blitzten, standen voller Tränen.

»Herzversagen! Meine Schwester hat es nie am Herzen gehabt, die hatte das stärkste Herz, das man sich vorstellen kann! Wie konnte das passieren, meine Benedetta, meine Benedetta …« Sie begann wieder zu schluchzen.

»Aber Signora, in dem Alter kann das Herz versagen, auch wenn jemand nie zuvor eine Herzkrankheit hatte«, sagte Luca vorsichtig.

»Sie wollen uns umbringen«, sagte eine brüchige Stimme hinter ihm, »das weiß ich schon lange, und jetzt haben sie Madre Benedetta erwischt.« Er drehte sich um. Die kleine Nonne mit dem faltigen Gesicht stand vor ihm. Ihre braunen Augen hatten den bläulichen Schimmer des Alters. Jetzt lachte sie kurz auf, eine Mischung aus Kichern und Krächzen. Er erinnerte sich – das war die Schwester, von der es hieß, sie sei dement.

»Wer ›sie‹, Suor Agata?«, fragte Matteo. Die beachtete ihn gar nicht, näherte sich Madre Benedetta und begann zu singen.

Luca kam die Situation skurril vor: der große Raum mit dem Flügel und der Bahre in der Mitte, auf der Madre Benedetta wie eine Braut gekleidet lag, der betäubende Geruch der weißen Lilien, die singenden Nonnen mit ihren Verschwörungstheorien, Matteos weinende Mutter und Ada, die stocksteif neben dem Flügel stand.

Er nahm Matteo zur Seite. »Willst du deine Mutter nicht nach Hause bringen? Das ist doch alles viel zu anstrengend für sie. Ada und ich können hierbleiben, bis du zurück bist.«

Matteo nickte erschöpft. »Der Arzt kommt gleich, er hat den Priester geholt, und in spätestens einer Stunde bin ich auch wieder da. Wir halten die Nacht über Wache, und morgen kann dann alles andere in die Wege geleitet werden.«

Er ging zu seiner Mutter, legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie weg. Luca sah den beiden nach, wie sie aus dem Zimmer hinaus in den Kreuzgang und über den dunklen Innenhof gingen, in dem nur die Umrisse eines Brunnens erkennbar waren. Dann hatte die Dunkelheit sie verschluckt. Wieder überkam ihn das Gefühl vom Nachmittag in der Kirche: dass hier etwas unheimlich war, nicht stimmte. Er schüttelte den Gedanken ab – er war einfach nicht an ein fast verlassenes Kloster und diese uralten Nonnen gewöhnt. Und nun noch die Tote, die hier aufgebahrt war und mit der er vor ein paar Stunden noch geredet hatte.

Sein Vater war aus der Kirche ausgetreten – ein Skandal in dem kleinen Dorf bei Cefalù, aus dem er stammte. Kirchen waren Luca deshalb fremd, er besichtigte sie aus kunsthistorischem Interesse, aber Gebete und Liturgien waren für ihn Hokuspokus.

Auch die Tradition auf Sizilien, die Toten im besten Gewand aufzubahren und bei ihnen zu wachen, war ihm unheimlich. Schon als Junge hatte er sich gefürchtet, wenn seine Mutter ihn mitgenommen hatte ans Totenbett eines der unzähligen Geschwister oder Cousins und Cousinen seiner Großeltern.

Ada hatte sich inzwischen einen Stuhl genommen und etwas abseits der Bahre hingesetzt. Sie schien in ihre Gedanken versunken. Ob sie betete? Glaubte sie eigentlich an Gott? Religion war ein weiterer Punkt, über den sie nie gesprochen hatten.

Zögernd sah Luca sich um. Er wollte sich nicht setzen. Vielleicht kamen ja gleich der Arzt und der Priester. Würden sie die Glocke überhaupt hören? Oder gab es eine Klingel? Als etwas seine Beine berührte, zuckte er zusammen. Er entdeckte eine grau getigerte Katze, die in Richtung des Totenbetts lief. Wo die wohl herkam? Jetzt stieß sie klagende Laute aus, die wie das wimmernde Schreien eines Babys klangen.

Suor Agata unterbrach ihren Gesang und lief auf die Katze zu.

»Pino, komm her! Du hast hier nichts zu suchen, du dummer Kater!« Ihre Stimme klang scharf, und sie packte das Tier so schnell und sicher, dass Luca staunte. Suor Agata trug ihn aus dem Raum, setzte ihn unsanft vor die Türschwelle und schlug die Tür hinter ihm zu. Die Schreie des Katers mischten sich mit Suor Carmelas brüchiger Stimme, und Luca lief ein Schauer den Rücken hinunter.

Als er sich umsah, glaubte er, durch das Fenster einen Schatten im Innenhof zu sehen, aber vielleicht war das eine Täuschung. Ein leichter Wind war aufgekommen, und die Äste des Baums bewegten sich. Der Mond stand als schmale Sichel hoch am Himmel, sein spärliches Licht war fahl. Als Luca zwei dunkle Umrisse hinter dem Brunnen auftauchen sah, musste er an die wirren Reden der Nonne denken, dass man sie umbringen wollte. Dann erkannte er das Priestergewand des einen und schalt sich innerlich – diese Ängstlichkeit war wirklich lächerlich. Aber dieses riesige, leere Kloster – immerhin einst das größte der Stadt, das sich von der Piazza Bellini in Richtung Meer bis zum Cassaro, einer der Hauptachsen der Stadt, hingezogen hatte und auch jetzt, nachdem die Kirche im neunzehnten Jahrhundert einen Großteil ihres Besitzes verloren hatte, immer noch beeindruckend groß war – war nachts einfach unheimlich. Die langen, hohen Gänge mit all den Figuren und Statuen, die den Betrachter aus blinden Augen anstarrten, viel zu große Räume mit schweren Holztüren, die kaum aufzuschieben waren und knarrten … Wie hatten die drei alten Frauen hier gelebt? Hatten sie sich nachts in ihre Zellen eingeschlossen?

Der Priester war alt und gebeugt, er sah müde aus und stand beinahe hilflos an Madre Benedettas Bahre. Die beiden Nonnen hatte er nur mit einem Kopfnicken begrüßt, schweigend schaute er auf die Tote.

Der Arzt – ein großer, schlanker und attraktiver Mann um die fünfzig mit grau meliertem, exakt geschnittenem Haar – war währenddessen zu Luca getreten und hatte ihm die Hand gegeben.

»Tragisch. Und so schnell, sie konnte sich nicht einmal verabschieden. Dabei schien sie die Gesündeste von den dreien zu sein. Aber in dem Alter heißt das nichts, da kann es sehr schnell gehen. Sie wird uns fehlen.« Er sprach schnell, leise und entschieden.

An seinem Handgelenk sah Luca eine große, goldene Uhr aufblitzen. In den schweren Lilienduft mischte sich der eines teuren Rasierwassers.

»Spataro. Anselmo Spataro. Und Sie sind …«

Luca stellte sich und Ada vor, der Arzt nickte flüchtig.

»Ich habe sie seit meiner Kindheit gekannt. Schon mein Vater war hier Arzt, damals durfte eigentlich niemand das Kloster betreten. Außer dem Priester. Und ein, zwei Adelsfamilien, die das Kloster früher unterstützt haben. Alte Bräuche, an denen man festgehalten hat, obwohl die strenge Klausur längst aufgehoben war. Ich durfte manchmal mitkommen, wenn mein Vater hier eine der Schwestern behandelt hat. Dann bin ich in die Dolceria gelaufen und habe zugeschaut, wie sie gebacken haben. Ich erinnere mich an Madre Benedetta als junge Frau. Ich fand sie wunderschön …«

Anselmo Spataro fuhr sich durch das Haar, auch seine Finger waren gepflegt und sahen nach regelmäßiger Maniküre aus.

»Woran ist sie gestorben?«, fragte Luca.

»Herzversagen.« Die Antwort kam schnell, und Luca hatte den Eindruck, dass der Arzt seinem Blick auswich. Aber vielleicht war das Unsinn. Es war spät, er hatte Kopfschmerzen von dem Geruch der Lilien und stand am Totenbett einer alten Frau, die er kaum kannte. Der alte Priester hatte inzwischen zu beten begonnen, und Luca schaute zu Ada: Sie saß immer noch auf ihrem Stuhl, und er konnte an ihrem Gesichtsausdruck nicht ablesen, was sie dachte.

Als Matteo kurz darauf kam, war Luca froh, dass sie nach Hause fahren konnten. Schweigend gingen sie über die verlassene Piazza Bellini zum Auto, und schweigend fuhren sie das kurze Stück über die Via Vittorio Emanuele und die Via Roma nach Hause.

»Glaubst du, dass sie freiwillig ins Kloster gegangen ist?«, fragte Ada unvermittelt, als sie ausstiegen.

»Wieso … wieso denn nicht?«

»Jahrhundertelang sind unzählige Frauen gegen ihren Willen hinter Klostermauern verschwunden. Zweit- und drittgeborene Töchter adliger Familien, um das Erbe nicht durch eine weitere teure Mitgift zu verkleinern. Halbwaisen und Waisen aus weniger wohlhabenden Verhältnissen, die keine Familie mehr hatten oder deren verwitweter Elternteil neu heiratete. Ich habe darüber mal was gelesen …«

»Ja, aber das war früher. Madre Benedetta ist irgendwann Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts ins Kloster gegangen. Und Matteo erzählt immer, wie liberal seine Großeltern waren. Nein, sie war eben schon immer sehr gläubig – ganz im Gegensatz zu ihren Eltern und ihrer Schwester.«

»Vielleicht war sie von einer großen Liebe enttäuscht«, sagte Ada träumerisch. »Wer weiß das schon.«

Inzwischen standen sie vor ihrer Wohnungstür, und Ada gab ihm einen Kuss, bevor sie verschwand. Allein stieg er die zwei Treppen zu seiner Wohnung unter dem Dach hinauf, schloss die Tür auf und ließ sich auf das kleine, abgewetzte Sofa sinken. Als er sich ein Glas Weißwein einschenkte, fiel ihm ein, dass sie noch nicht einmal die Rosenkranz-Szene für Matteos Film zu Ende gedreht hatten: Sein Freund würde sich mit ein paar kurzen Schnipseln begnügen müssen …

5

Mord. Das war Mord. Sie hatte nichts am Herzen.«

Matteo trommelte ungeduldig mit dem rechten Daumen auf das Lenkrad. In der Linken hielt er sein Zigarillo, und obwohl das Fenster heruntergekurbelt war, bekam Luca kaum Luft. Es war der erste heiße Tag des Jahres, der Scirocco wehte, und sie standen im dichten Vormittagsverkehr mitten in der Altstadt.

»Matteo, das ist Unsinn. Und statt ihn deiner Mutter auszureden, machst du mit bei diesen Verschwörungstheorien. Deine Tante war fast neunzig Jahre alt. Sie war in ärztlicher Behandlung.« Er musste husten. So gern er selbst geraucht hatte – seit einigen Wochen hatte er zum x-ten Mal aufgehört und versuchte nun, Adas verführerische Zigaretten zu ignorieren –, so unangenehm war ihm gerade bei Hitze der Geruch von Matteos Zigarillos. Er bildete sich ein, allergisch dagegen zu sein, aber Ada lachte dann immer und schob das auf sein hypochondrisches Wesen.

Hinter ihnen wurde wild gehupt, als Matteo unvermittelt zwei Spuren wechselte, um rechts abzubiegen.

»Weißt du eigentlich, wo wir hinmüssen?«

»Ja, aber die Via Vergine ist gesperrt und die Via Camposanto Einbahnstraße. Und falls wir irgendwann ankommen, finde ich eh keinen Parkplatz.« Matteo begann wieder zu trommeln, fuhr über eine rote Ampel und nahm einem riesigen weißen SUV die Vorfahrt, der eine Vollbremsung hinlegte. Sie waren spät dran, beide hatten noch Redaktionssitzungen gehabt und mussten sich beeilen, wenn sie pünktlich zur Beerdigung kommen wollten.

Zehn Minuten später parkte Matteo vor dem Haupteingang des alten Friedhofs an der Piazza Sant’Orsola im absoluten Halteverbot, und Luca glaubte, ein deutliches Kratzen im Hals zu verspüren.

»Das ist keine Verschwörungstheorie, glaub mir«, sagte Matteo. Nachdem er die Autotür schwungvoll zugeworfen und dem Friedhofswärter, der ganz offensichtlich ansetzte, ihm zu sagen, dass er hier auf keinen Fall stehen bleiben könne, fröhlich gewunken hatte, zog er Luca nun am Ärmel in Richtung der Friedhofskapelle.

»Meine Tante hatte keine Herzprobleme. Niemals. Und was genau dieser Arzt behandelt hat, konnte meine Mutter nicht herausfinden. Benedetta hat ihr seit Monaten erzählt, er gebe ihr Spritzen, die sie dringend brauche. Meine Mutter hat sich erst keine Sorgen gemacht, aber seit zwei Wochen ging es meiner Tante nicht mehr gut. Schwindel, Übelkeit, Schweißausbrüche.«

»Wieso sollte er sie mit Spritzen langsam umbringen? Ich dachte, dieser Spataro hält dem Kloster seit Jahrzehnten die Treue?« Luca war stehen geblieben und schüttelte den Kopf.

»Luca!« Matteo hob dramatisch die Arme. »Du glaubst, alte Menschen werden nicht ermordet. Alle glauben das. Aber das ist ein Irrtum! Meine Mutter hat mir viel erzählt. Immer mal wieder hat sie Andeutungen gemacht, die ich natürlich nicht ernst genommen habe. Dass man ihrer Schwester das Leben schwermacht. Dass das Kloster geräumt werden soll. Dass Dinge aus der Sakristei verschwinden, wertvolle Dinge. Wie gesagt, ich habe nicht zugehört, aber inzwischen glaube ich auch, dass da etwas nicht stimmt.« Er schaute hektisch auf die Uhr. »Minchia, wir haben keine Zeit mehr, ich erzähle es dir hinterher. Komm jetzt.«

Luca starrte den Freund ungläubig an und folgte ihm dann. Mord an einer fast Neunzigjährigen im Kloster. Nicht sehr wahrscheinlich.

Als sie die kleine Kapelle betraten, begann gerade die Feier. Luca und Matteo drängelten sich durch die vollbesetzten Reihen bis zu Matteos Mutter und Isabella, seiner Frau, neben der Ada stand. Luca sah viele Geistliche und Nonnen und an der Seite, beinahe versteckt, Suor Carmela und Suor Agata. Suor Carmela wischte sich mit einem weißen Stofftaschentuch Tränen aus dem runden Gesicht. Suor Agata kniete in der Kirchenbank, den Kopf in die Hände vergraben. Als er an ihr vorbeiging, hörte Luca sie murmeln. Recht weit vorn entdeckte Luca Anselmo Spataro, den Arzt – im schwarzen Maßanzug –, und neben ihm einen etwas älteren und kräftigeren Mann, der den Zügen nach zu urteilen sein Bruder sein musste.

Luca staunte über die Vielzahl der Trauernden. Man hatte das Portal der Kapelle geöffnet, weil nicht alle hineinpassten, und mindestens zwanzig Leute mussten draußen in der glühenden Mittagshitze ausharren. Sein Bild von den einsamen drei Nonnen in dem alten, verlassenen Kloster stimmte offenbar nicht. Alte und junge Menschen waren gekommen, Luca entdeckte ein paar wichtige Lokalpolitiker, den stellvertretenden Bürgermeister, der neben dem Arzt und seinem Bruder stand, eine Schulklasse mit ihrer Lehrerin und eine kleine Gruppe jüngerer Nonnen, die fremd aussahen und sicher keine Sizilianerinnen waren.

Lucas Hemd war inzwischen durchgeschwitzt, und er bewunderte Ada, die selbst bei größter Hitze so aussah, als hätte sie eben geduscht. Sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid, dessen dünner Stoff ihre schmale Silhouette zeigte. Als sie von der Kapelle zum Grab gingen, legte sie die Hand auf seinen Unterarm.

Die vier Träger schwankten unter dem schweren, mit weißen Blumen über und über bedeckten Sarg, und nur langsam bewegte sich der Zug in Richtung Grab.

Matteos Mutter schluchzte, und Luca sah, dass Suor Carmela sich die Nase putzte. Dann stützte sie sich auf den Arm einer Frau um die vierzig, die ein tief ausgeschnittenes, enges schwarzes Kleid und viel zu roten Lippenstift trug und sich theatralisch mit einem schwarzen Spitzentaschentuch die Augen abtupfte. Auf ihren hohen Absätzen stolperte sie mehrmals auf dem Kiesweg, und Luca fürchtete, dass sie gemeinsam mit Suor Carmela stürzen würde, die sich wie eine Ertrinkende an den Arm der seltsamen Frau klammerte. Neben ihr lief mit versteinerter Miene ein kleinerer Mann mit deutlichem Bauchansatz, dem der Schweiß über das fahle Gesicht rann. Auch er rieb sich mit dem Ärmel seines dunklen, nicht sorgfältig gebügelten Hemds die Augen.

Die Hitze setzte allen zu, und der Priester hatte ein Einsehen, sodass sie den Friedhof bald verlassen konnten. Man hatte nach der Beerdigung in den Empfangsraum des Klosters gebeten, und Luca war eigentlich eher unwohl bei dem Gedanken gewesen, noch einmal dorthin zurückkehren zu müssen, wo die Tote gerade noch aufgebahrt gelegen hatte.

Doch bei Tageslicht sah alles anders aus, und obwohl die Lilien immer noch auf dem Flügel standen, wirkte der große Raum nun freundlich und einladend. Luca warf einen Blick in den Innenhof, auf die wunderschönen blauweißen Majoliken, die sich sternförmig um den Brunnen in der Mitte zogen. Der Kreuzgang, der mit gedrechselten Säulen geschmückt war, strahlte Ruhe und Frieden aus.

Jetzt standen sie an dem Tisch, der in der Mitte des Raums aufgebaut war und sich unter den traditionellen Süßwaren, den berühmten Dolci bog, die hier im Kloster seit Jahrhunderten hergestellt wurden: kleine, halbrunde Kuchen mit schneeweißem Zuckerguss überzogen, die minni di virgini, Jungfrauenbrüste, mit einer roten kandierten Kirsche verziert; die berühmte Torte trionfo di gola, Triumph des Gaumens, mit Ricotta gefüllt und über und über mit Pistazien und kandierten Orangenscheiben bedeckt; dazu muschelförmiges Marzipan und kleine, goldbraune crespelle, süße Teigtaschen, die ebenfalls mit süßer Ricotta gefüllt waren, einer leichteren, cremigeren Variante, die auf der Zunge schmolz.

»Sie haben die ganze Nacht gebacken«, sagte jetzt Matteos Mutter mit leiser Stimme. »Suor Carmela, Suor Agata und der Pasticciere – Signor Gaetano. Sonst reden sie wenig miteinander, aber heute …«

»Ein Pasticciere?« Ada klang überrascht. »Wird die Dolceria nicht mehr von den Nonnen betrieben? Das war eine Institution. Ich weiß noch, dass mein Vater vor besonderen Feiertagen hierherkam und Gebäck und Kuchen kaufte. In den siebziger Jahren haben sie ihre Dolci noch durch das hölzerne Rad verkauft. Man durfte die Nonnen ja nicht sehen. Sie legten die Ware in das Rad, drehten es, man nahm alle entgegen und legte das Geld hinein.«

»Ach Kindchen, das ist so lange her. Damals lebten noch viele Nonnen hier. Laienschwestern ebenfalls, in der Dolceria buken bis zu dreißig oder manchmal auch vierzig Personen. Zu allen Festen wurde ständig geklingelt und das Rad drehte und drehte sich. Aber dann starben die Nonnen eine nach der anderen. Junge kamen nicht nach. Wer will heute noch ins Kloster gehen? Meine Schwester hat immer wieder Aushilfen engagiert, das ging eine Zeitlang gut. Aber jetzt? Die letzten Jahre? Drei alte Frauen, wie sollen die die schwere Arbeit allein schaffen? Kiloweise Mandeln zerstoßen, die Ricotta mit dem Zucker cremig schlagen, das ist Knochenarbeit. Du müsstest dir ihre Küchengerätschaften anschauen – wie aus dem Mittelalter. Sie bestehen darauf, alles so zu machen wie immer. Nur dann schmeckt es auch so wie immer. Der trionfo di gola aus dem Kloster hier wird auf ganz Sizilien gerühmt. Und die minni di virgini – so gute bekommst du sonst nur in Catania, wo sie herstammen. Seht ihr die Marzipanmuscheln? Innen ist eine Füllung aus Pistazien und Feigen, die auf der Zunge zergeht … Und die cannoli, die mir meine Schwester aus der Dolceria mitgebracht hat, waren die besten, die ich jemals gegessen habe. Diese Ricottacreme, so leicht und süß zugleich. Himmlisch …

Aber sie haben es eben nicht mehr geschafft. Meine Schwester hat das eingesehen, die anderen beiden nicht. Benedetta hat entschieden, dass es so nicht weitergehen kann. Und hat einen Pasticciere gefunden, dem sie die Dolceria verpachtet hat. Sie haben nur noch zu seltenen Anlässen selbst gebacken.«

»Und der Pasticciere führt die Tradition fort? Er hat alle Rezepte?«

Matteos Mutter lachte. Einen Moment lang blitzten ihre vom Weinen geröteten Augen fröhlich. »Ihr stellt euch das sicher alles friedlich und freundlich vor hier im Kloster. Drei alte Nonnen, die stillen Räume, der schöne Innenhof – eine Oase der Ruhe mitten in dieser verrückten Stadt.« Ihr Lachen klang hell wie das eines jungen Mädchens. Dann wurde sie ernst und beugte sich etwas vor. Sie flüsterte, und auch Luca und Ada mussten sich zu ihr beugen, um etwas zu verstehen.

»Meine Schwester war in einer furchtbaren Situation: Das Gebäude sollte verkauft werden, aber sie wollte es als Kloster retten. Also hat sie gedacht, sie kann mit der Verpachtung der Dolceria Geld verdienen, um die notwendigen Sanierungsarbeiten durchzuführen. Aber die beiden …«, sie wurde noch leiser und sah sich um, »… die beiden anderen wollten keinen Fremden in der Dolceria. Und die Rezepte durfte der Pasticciere auf keinen Fall bekommen.« Jetzt richtete sie sich auf und sprach etwas lauter: »Der kleine Dicke da drüben ist der Pasticciere – ein hilfloser Versager. Das kam noch dazu. Wahrscheinlich hätte es gar nichts genützt, ihm die Rezepte zu geben. Meine Schwester hatte ein großes Herz, sie wollte ihm helfen. Und die dort« – sie zeigte auf die auffällig gekleidete Frau, die jetzt Suor Carmela ein Glas Wasser reichte – »ist seine Frau. Vanda. Benedetta hat sie immer in Schutz genommen, aber schaut sie euch an – was hat so eine hier im Kloster zu suchen? Meine liebe Schwester wollte es nicht wahrhaben – Gott hab sie selig – aber ich bin sicher, dass Vanda diejenige ist, die all die schönen Sachen gestohlen hat!«

Luca schaute Ada an und wusste nicht, was er sagen sollte. Es wurde gestohlen? Was denn? Signora Aiello hatte sich in Rage geredet, sie war aufgebracht, und wieder standen ihr Tränen in den Augen. Und sprachen nicht alle alten Leute davon, dass sie bestohlen würden? Eigentlich ein Klassiker. Er verzichtete darauf nachzuhaken.

»Meine Schwester glaubte an das Klosterleben, daran, dass es gerade in unserer Zeit wichtig ist, solche Orte der Zuflucht und des Friedens zu erhalten. Um Gutes zu tun, auch für die, die in der Welt leben, für die Armen und Vergessenen. Sie wollte diese Tradition bewahren und einen Zufluchtsort schaffen. Das hat eben einigen Leuten nicht gepasst …« Ihr brach die Stimme, und Luca war froh, dass in dem Moment Matteo und Isabella zu ihnen traten und Matteo seine Mutter in den Arm nahm.

»Mamma, beruhige dich, komm, setz dich, da drüben ist ein Stuhl. Es ist heiß heute, du darfst dich nicht so aufregen.« Isabella hatte ein Glas Wasser geholt und reichte es ihrer Schwiegermutter, die sich mit einem Taschentuch die Stirn abwischte.

Als Luca sich umschaute, zuckte er einen Moment zusammen: Der Mann, den er für den Bruder des Arztes hielt, war ins Gespräch vertieft mit dem Erzbischof und dem stellvertretenden Bürgermeister von Palermo. Was machte Vincenzo Arcuro hier? Luca hatte nur unangenehme Erinnerungen an den kleinen Mann mit den leuchtend blauen Augen und den schlohweißen Haaren. Der hatte ihm einen Prozess angehängt, als Luca über einen Korruptionsskandal berichtet hatte, in den Arcuro, damals noch im Stadtrat zuständig für die Denkmalspflege, verwickelt gewesen war. Luca hatte für den Giornale di Sicilia geschrieben und eine Abmahnung bekommen. Ein Zeuge, der ausgepackt hatte, hatte nach Erscheinen von nichts wissen wollen; plötzlich war seine mühsam recherchierte Geschichte wie aus der Luft gegriffen gewesen.

»Was will Arcuro hier?«, fragte Luca Matteo.

»Der war Lieblingsschüler meiner Tante auf dem Gymnasium. Sie hat dort unterrichtet, höchst ungewöhnlich für die damalige Zeit, aber es fand sich gerade kein anderer Griechischlehrer. Alte Sprachen waren neben der Dolceria ihre Leidenschaft. Die Klosterbibliothek …«

»Und wer ist der andere neben dem Erzbischof?«, unterbrach Luca den Freund.

»Das ist Spataro.«

»Spataro wie der Arzt?«