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HEISSE SEHNSUCHT NACH DEM SEXY MILLIARDÄR von HEIDI RICE
Katie stockt der Atem, als sie in Conall O’Riordans stahlblaue Augen schaut. Doch der Selfmade-Milliardär ist ihr neuer Boss, und sie braucht diesen Job dringend, um ihre Firma zu retten. Sie muss unbedingt einen kühlen Kopf bewahren! Als Conall sie allerdings zu einem Ball in Paris einlädt, kann Katie ihm nicht widerstehen. In seinen Armen fühlt sie sich wie Cinderella … bis er ihr Ungeheuerliches enthüllt!
UNWIDERSTEHLICHES VERLANGEN NACH DIR von HEIDI RICE
Als Milliardär Ross De Courtney zufällig die betörende Unbekannte wiedertrifft, mit der er vor vier Jahren eine einzige sinnliche Nacht verbracht hat, stockt ihm jäh der Atem. Denn Carmel hält einen kleinen Jungen an der Hand, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Was jetzt? Liebe und Familie kommen für Ross aus gutem Grund nicht infrage! Doch auch wenn er Carmel nicht bieten kann, was sie verdient, verspürt er in ihrer Nähe sofort wieder Verlangen – so unvernünftig wie unwiderstehlich!
VERLIEBT IN DEN SEXY MILLIARDÄR von ANNIE WEST
Verzweifelt sucht Jake Maynard eine Nanny für seine verwaiste Nichte. In der Not bleibt ihm nichts anderes übrig, als die unerfahrene Caro Rivage einzustellen. Etwas zieht ihn unwiderstehlich zu der betörenden jungen Frau hin. Aber er wird das Gefühl nicht los, dass Caro ein Geheimnis verbirgt. Ein Geheimnis, das nicht nur sein Herz in Gefahr bringen könnte …
MEIN HERZ UND DEINE KRONE? von ANNIE WEST
Prinzessin Eva spürt ein verräterisches Prickeln, als sie den Ballsaal betritt und ihren Verlobten erblickt. Auch wenn ihre Verbindung einst zum Wohl ihres Landes arrangiert wurde, ist sie vom ersten Moment an heimlich in den König von St. Ancilla verliebt. Doch was empfindet er? Wird er lernen sie zu lieben, wenn sie erst einmal verheiratet sind? Kaum schwebt sie in Pauls starken Armen über das Parkett, schockiert er sie mit einem folgenschweren Geständnis …
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Seitenzahl: 818
Cover
Titel
Inhalt
Heiße Sehnsucht nach dem sexy Milliardär
Cover
Titel
Impressum
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
13. KAPITEL
14. KAPITEL
15. KAPITEL
Unwiderstehliches Verlangen nach dir
Cover
Titel
Impressum
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
EPILOG
Verliebt in den sexy Milliardär
Cover
Titel
Impressum
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
13. KAPITEL
14. KAPITEL
EPILOG
Mein Herz und deine Krone?
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Titel
Impressum
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
13. KAPITEL
14. KAPITEL
EPILOG
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Contents
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2021 by Heidi Rice Originaltitel: „The Billionaire’s Proposition in Paris“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA , Band 2538 4/2022 Übersetzung: Anja Görgens
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 4/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck
ISBN 9783751509596
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag: BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de
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„Ich erwarte von Ihnen vierundzwanzig Stunden Bereitschaft, sieben Tage die Woche. Und dass Sie mir bei Bedarf unverzüglich zur Verfügung stehen.“
Eigentlich bin ich Veranstaltungsmanagerin, keine Mätresse.
„Tatsächlich?“ Die leise gestellte Frage war heraus, bevor Katherine Hamilton es verhindern konnte, und unterbrach die Flut von Anweisungen, der sie ausgesetzt war, seit sie vor fünf Minuten Conall O’Riordans verglastes Büro betreten hatte. Es befand sich im dreißigsten Stock der Zentrale von Rio Enterprises auf Londons Goldener Meile.
Sie bereute ihre unbedachte Äußerung sofort, als O’Riordan den Blick von den Papieren auf seinem Schreibtisch hob.
Zum ersten Mal blickte sie in seine leuchtend blauen Augen. Ihr stockte der Atem. Ein ungewohntes Kribbeln erfasste sie, gleichermaßen erschreckend wie elektrisierend.
Du meine Güte!
Nachdem Katherine erfahren hatte, dass ihre noch junge Veranstaltungsmanagement-Firma die Chance hatte, einen lukrativen Auftrag von O’Riordans Unternehmen zu ergattern, hatte sie im Internet Nachforschungen über ihn angestellt. So hatte sie vor diesem Gespräch bereits gewusst, dass Conall O’Riordan, der es mit landwirtschaftlichen Maschinen und Agrartechnologie zum Milliardär gebracht hatte, ungewöhnlich gut aussah. Seine Anziehungskraft und Energie, sein Ehrgeiz und Charisma waren legendär. Er stammte aus bescheidenen Verhältnissen und hatte es mit nur einunddreißig Jahren zu einem der begehrtesten Junggesellen Irlands gebracht. Nichts davon hatte sie jedoch auf die Wirkung vorbereitet, die sein ausschließlich auf sie gerichteter intensiver Blick aus diesen unglaublichen blauen Augen auf sie ausübte. Oder auf die Hitze, die sich darunter in ihrem Inneren wie eine Feuersbrunst ausweitete.
Unerbetene Gefühle, wie sie sie seit Toms Tod nicht mehr verspürt hatte. Oder, um ehrlich zu sein, auch vor Toms Tod noch nie. Die Trauer, die sie beim Gedanken an ihren verstorbenen Mann erfasste, half ihr, sich wieder zu beruhigen und ihre unerwartete Reaktion auf O’Riordan genauer zu betrachten.
Ihre Beziehung mit Tom war nie von wilder Leidenschaft geprägt gewesen, nicht einmal annähernd. Die Freundschaft, die sie seit Kindertagen verbunden hatte, hatte sich irgendwann in Liebe verwandelt. Eine Liebe, die platonisch geblieben war. Körperliche Intimität war ihr geringstes Problem gewesen, als Tom plötzlich schwer krank geworden war. Vielleicht erklärte das ja ihre erschreckende Reaktion auf O’Riordan – ihr chronischer Mangel an sexueller Erfahrung.
O’Riordan runzelte die Stirn und verzog den Mund zu einem schmalen Strich, doch die Intensität seines Blickes blieb … Spürte er dasselbe wie sie – diesen Adrenalinstoß, der ein Prickeln in ihrem ganzen Körper auslöste?
„Haben Sie etwas gesagt, Ms. Hamilton?“, fragte er mit rauer, tiefer Stimme, die sie nur noch mehr erregte.
Atme, du Idiotin! Und hör auf, seinen Mund anzustarren!
Katie bemühte sich, ihre Fassung und ihr inneres Gleichgewicht zurückzuerlangen.
Das Honorar für diesen Auftrag konnte ihrer Firma völlig neue Perspektiven eröffnen und ihr eigenes Leben verändern. Sie und ihr Team hatten die letzten achtundvierzig Stunden dafür verwendet, sich auf diese einmalige Chance vorzubereiten. Der Ordner, den sie auf den Stuhl neben sich gelegt hatten, steckte voller Ideen, die sie in Rekordzeit zusammengetragen hatten, nachdem einer von O’Riordans Mitarbeitern sie wegen dieses Projekts kontaktiert hatte.
Wenn sie dieses Honorar jedoch haben wollte, musste es ihr gelingen, mit O’Riordan ein wie auch immer geartetes Arbeitsverhältnis aufzubauen – ungeachtet ihrer vollkommen unangemessenen Reaktion auf ihn.
Ob ihr die Art gefiel, mit der er seine Liste beinahe unverschämter Anforderungen heruntergerasselt hatte, wusste sie noch nicht. Er hatte nicht einmal erwähnt, um was für eine Veranstaltung es eigentlich ging, wenn man im Vorfeld auch angedeutet hatte, es handele sich um ein einwöchiges Teambuilding-Event im Anschluss an eine Feier in der Dubliner Zentrale der O’Riordan Corp.
Was hier allerdings vor sich ging, fühlte sie eher an wie ein Verhör statt eine Vorbesprechung.
„Ich … ich frage mich nur, warum es Ihnen wichtig ist, dass ich vierundzwanzig Stunden lang verfügbar bin“, brachte Katie schließlich hervor.
„Stellt das ein Problem für Sie dar?“ Der raubvogelhafte Blick, mit dem er sie bedachte, fachte das Feuer in ihrem Inneren noch an.
Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen.
Er ist nur ein extrem attraktiver und mächtiger Mann. Es ist nur dein Instinkt. Du bist auch nur ein Mensch. Eine Frau. Es hat rein gar nichts zu bedeuten.
„Nein, eigentlich nicht. Es ist nur …“, setzte sie an, um das angespannte Schweigen zu durchbrechen. „Wenn ich einen Auftrag erhalte, erarbeite ich üblicherweise einen Veranstaltungsplan, den meine Kunden, mein Team und ich dann besprechen, und dann – wenn der Kunde glücklich ist –, übernehmen mein Team und ich …“ Sie brach ab, weil ihr aufging, dass sie unter seinem konzentrierten Blick zu viel redete.
Versuchte er absichtlich, sie nervös zu machen? Falls ja, hatte er damit Erfolg.
„Mein Job ist es, mich um die Details zu kümmern“, fuhr sie schließlich fort. „Im Grunde genommen wäre ich schlecht in meinem Beruf, wenn Sie das Gefühl hätten, mich mitten in der Nacht anrufen zu müssen“, endete sie schließlich, froh darüber, so etwas wie ein Argument hervorgebracht zu haben.
O’Riordan legte seinen Füller auf den Stapel Papiere, die er unterschrieben hatte. Dann hoben sich seine Mundwinkel. Es war nicht wirklich ein Lächeln, eher ein spöttischer Ausdruck, doch dummerweise machte ihn diese Mischung aus Intensität und dunkler, maskuliner Attraktivität noch atemberaubender.
„Ich führe ein internationales Unternehmen, Ms. Hamilton. Derzeit arbeiten wir an Projekten in acht unterschiedlichen Zeitzonen, und ich bin viel unterwegs. Was für Sie mitten in der Nacht ist, könnte für mich gerade hellster Tag sein. Außerdem schlafe ich nachts nie mehr als drei oder vier Stunden“, fügte er hinzu. Dann furchte er die Stirn, vielleicht, weil er etwas Persönliches preisgegeben hatte. Katie änderte ihre Sitzposition. Der Anflug von Mitgefühl darüber, dass er an Schlaflosigkeit litt, war ebenso unangemessen wie all die anderen Gefühle, mit denen sie kämpfte, seit sie O’Riordans Heiligtum betreten hatte.
„Wenn ich eine Frage zur Veranstaltung habe, möchte ich eine Antwort. Sofort. Von Ihnen. Nicht von einem Ihrer Mitarbeiter“, stellte er klar. Sein Tonfall war herablassend und scharf. „Wenn die Frage der Verfügbarkeit ein Problem für Sie ist, können wir diese Besprechung sofort beenden.“
„Ist sie nicht“, beeilte Katie sich zu sagen. „Wenn Sie mich brauchen, bin ich für Sie da. Ich wollte nur betonen, dass das nicht nötig sein sollte“, fügte sie rasch hinzu. Sie wollte diesen Auftrag, koste es, was es wolle. Und das nicht nur aus beruflichen Gründen.
Conall O’Riordan stellte eine Herausforderung dar. Für ihre Firma genauso wie für sie persönlich. Eine Herausforderung, wie sie sie seit Toms Tod vor fünf Jahren gemieden hatte. Denn in ihr war einiges mit ihm gestorben. Sie war noch immer nicht bereit, sich auf einen anderen Mann einzulassen. Aber die völlig überraschende sexuelle Anziehungskraft eines Kunden zu genießen – der dann noch das Kaliber eines Conall O’Riordan hatte –, bedeutete vielleicht auch einen Schritt zurück ins richtige Leben.
„Schön, dass wir uns einig sind, was das angeht.“
Ihre Anspannung ließ nach – zumindest ein bisschen. Dass sie sich körperlich so zu diesem Mann hingezogen fühlte, war nichts, was ihr Angst machen musste. Zumal sie dem um nichts auf der Welt jemals nachgeben würde. Und es außerdem ausgeschlossen war, dass es O’Riordan ähnlich ging. Nach ihrer eingehenden Internetrecherche wusste sie, dass er sich bevorzugt mit Models, Schauspielerinnen und anderen auserwählten Frauen umgab, die ebenso umwerfend aussahen wie er selbst.
Um das Gespräch wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, griff sie nach ihrem Aktenordner. „Möchten Sie die Konzepte sehen, die wir auf Wunsch Ihrer Mitarbeiter bereits erstellt haben?“ Katie stand auf, um den Ordner auf O’Riordans Schreibtisch zu legen. „Es hieß, es ginge um ein einwöchiges Teambuilding-Event in Ihrer Dubliner …“
„Nein.“
„Wie bitte?“ Schützend hielt sie den Ordner vor sich. Zu den völlig unangemessenen Gefühlen, die sie plagten, gesellte sich jetzt auch noch Angst.
Hatte Caroline Meyer, ihre Assistentin, etwas falsch verstanden? Doch das war unwahrscheinlich. Caro war brillant, ihr unterliefen keine Fehler. Und wenn doch, würden sie diesen Auftrag niemals erhalten, und die Arbeit der letzten achtundvierzig Stunden wäre umsonst gewesen.
Doch bevor sich Katies Sorge in eine echte Panikattacke verwandeln konnte, bedeutete O’Riordan ihr, sich wieder zu setzen.
„Ich habe Sie absichtlich falsch informieren lassen.“
„Aber … wieso?“ Katie wusste nicht, ob sie überrascht oder wütend sein sollte.
„Weil mir die Privatsphäre meiner Familie sehr am Herzen liegt und ich nicht möchte, dass Information über die eigentliche Veranstaltung oder den Ort an die Presse geraten. Sie werden eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben müssen, bevor ich Ihnen den Auftrag erteile.“
„Ich … ich verstehe“, antwortete sie, obwohl das Gegenteil der Fall war. Das Wahren der Privatsphäre eines Kunden war eine der Kernkompetenzen jedes Eventmanagers. Verstieß man gegen diesen Grundsatz, würde das den Ruf des Unternehmens unwiederbringlich zerstören.
„Selbstverständlich unterschreibe ich gerne eine Verschwiegenheitserklärung, wenn es das ist, was Sie wünschen.“ Es war schließlich nur eine weitere Forderung auf seiner völlig überflüssigen Liste von Anweisungen.
Sie wusste, wie dominant und fordernd Geschäftsleute wie Conall O’Riordan sein konnten, denn ihr Halbbruder, Ross De Courtney, besaß und leitete das größte Logistikunternehmen Europas. Anders als O’Riordan allerdings hatte Ross das Imperium nicht selber aufgebaut, sondern es von ihrem gemeinsamen Vater nach dessen Tod geerbt. Doch er besaß denselben Ehrgeiz wie O’Riordan, denn in seinen zehn Jahren als Geschäftsführer war das Unternehmen exponentiell gewachsen, und er war genauso anspruchsvoll und unnachgiebig wie der Mann, der ihr nun gegenübersaß.
Für Ross hatte sie jedoch nie eine Veranstaltung organisieren müssen. Genau genommen hatte sie in den vergangenen fünf Jahren in seinem Leben überhaupt keine Rolle mehr gespielt. Grund war ihre Hochzeit, wegen der sie sich zerstritten hatten.
„Was du für Tom empfindest, ist nicht Liebe, sondern Mitleid, Katie. Du bist erst neunzehn. Ich weigere mich, etwas so Irrwitzigem meine Zustimmung zu erteilen. Und ganz bestimmt werde ich für diese Hochzeit kein Geld ausgeben.“
„Ich brauch dein Geld nicht, und deine Zustimmung schon gar nicht.“
Sie schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter, den sie immer dann verspürte, wenn sie an diesen schlimmen Streit dachte und daran, wie leicht es Ross gefallen war, sie aus seinem Leben zu verbannen. Genau wie ihrem Vater …
Sofort schob Kate auch diese schmerzhafte Erinnerung beiseite. Ließe sie sie jetzt zu, würde sie sich nur noch angreifbarer machen.
Zwei schlaflose Nächte, in denen sie an den mittlerweile nutzlosen Konzepten gearbeitet hatte, waren anscheinend eine denkbar schlechte Vorbereitung für diese Besprechung gewesen.
Conall war weder ihr dominanter, schwerreicher Halbbruder, der sie aus seinem Leben gestrichen hatte, noch ihr Vater, der sich geweigert hatte, ihre Existenz auch nur anzuerkennen. Er war ein vermögender Kunde. Zwischen ihnen gab es keine persönliche Verbindung.
Gott sei Dank. Mit ihm zusammenzuarbeiten, würde ihr einzigartige Einblicke in ein Projekt ganz neuer Größenordnung gestatten. Sie würde Erfahrungen sammeln können, die für die Gewinnung anderer Kunden seines Kalibers unbezahlbar waren.
„Allerdings fürchte ich, dass ich wissen muss, um welche Art von Veranstaltung es sich handelt. Bevor ich in der Ausschreibung ein vernünftiges Konzept vorlegen kann“, fügte sie rasch hinzu, für den Fall, er glaubte, sie habe magische Kräfte und könnte Vorschläge aus dem Hut zaubern, ohne sich mit ihrem Team vorbereitet zu haben. Sie legte den unbenutzten und nunmehr vollkommen überflüssigen Ordner wieder auf den Stuhl neben sich.
„Es wird keine Ausschreibung geben. Sie haben den Auftrag.“
Auf ihre Überraschung folgte ein Triumphgefühl. „Wirklich?“, fragte sie ungläubig und bereute es sofort.
Unprofessioneller geht es nicht, Katie.
Wieder erschien um O’Riordans Mund dieses Beinahe-Lächeln, das ihr Herz schneller pochen ließ.
„Ja. Ich möchte, dass diese Veranstaltung genau meinen Ansprüchen angepasst wird. Sie soll ein Statement sein, wie es der Rolle der O’Riordans in unserer Gemeinde und der irischen Gesellschaft entspricht. Ich habe mich mit Karim Khan über die Babyparty unterhalten, die Sie letzten Monat für seine Frau Orla organisiert haben.“ Damit erwähnte er den wichtigsten Auftrag, den Hamilton Events bisher erhalten hatte. „Er hat Sie mir empfohlen.“
„Es hat mir großen Spaß gemacht, diese Veranstaltung zu organisieren.“ Katie musste lächeln bei der Erinnerung daran, wie sie den Auftrag in letzter Minute über die Bekannte einer Bekannten erhalten hatte. Es war Hamilton Events’ erster Ausflug in die Veranstaltungs-Topliga gewesen und hatte ihr das Selbstvertrauen gegeben, sich dort um weitere Aufträge zu bemühen. „Die beiden sind ein echtes Traumpaar“, fügte sie hinzu.
Bei der Babyparty der Khans hatte es sich um eine kleine, intime Veranstaltung gehandelt – jedenfalls für einen so schwerreichen Kunden wie Karim Khan, einen Angehörigen des arabischen Königshauses, der vor einigen Jahren den Thron von Zafar bestiegen hatte.
Auf eine kleine, intime Feier ließ das, was O’Riordan über seine Veranstaltung bisher gesagt hatte, allerdings nicht schließen.
„Über Ihr Honorar können wir sprechen, wenn wir den Vertrag unterschreiben“, sagte er jetzt, anscheinend noch immer nicht bereit, ihr zu verraten, um was genau es ging. „Aber ich bin bereit, Ihnen das Doppelte Ihres üblichen Satzes zu bezahlen, solange alle meine Wünsche erfüllt werden. Wenn ich es richtig verstanden habe, berechnen Sie regulär zehn Prozent des Gesamtbudgets.“
„Richtig. Wenn Sie mir nicht sagen möchten, um was für eine Art Veranstaltung es sich handelt, wäre es zumindest gut, den Umfang des Budgets zu erfahren und mit wie vielen Gästen Sie rechnen.“
„Ich zahle, was immer nötig ist“, entgegnete er in einem Tonfall, der verriet, dass Geld keine Rolle spielte. „Aber grob hatte ich an fünf Millionen Pfund gedacht. Und es werden an die einhundertfünfzig Gäste kommen.“
„Aha.“ Katie versuchte normal weiterzuatmen.
Ein Budget dieser Größenordnung würde es Hamilton Events ermöglichen, sich zu vergrößern und neue Büros in der Londoner Innenstadt zu beziehen. Zwar liebte sie das eigenwillige, umgebaute Bahnhofsgebäude in Shoreditch im trendigen East London, in dem ihr Büro untergebracht war, aber es war nicht das, was die von ihr angestrebte Kundschaft erwartete. Und über das Geld hinaus könnte dieser Auftrag das Trittbrett für Hamilton Events sein, endgültig in die obere Liga aufzusteigen.
O’Riordan erhob sich und hielt ihr die Hand hin. „Deal?“
Es war zwar keine wirkliche Frage, doch sie nickte und stand ebenfalls auf.
Als er ihr entschlossen die Hand drückte, spürte sie das Feuer in ihrem Inneren erneut aufflammen. Ihre Handfläche brannte, als er sie wieder losließ.
„Möchten Sie mir verraten, um was für eine Art Veranstaltung es sich handelt, oder soll ich erst die Verschwiegenheitserklärung unterschreiben?“, fragte sie, während sie sich unauffällig die glühende Hand am Bein rieb.
Es ist ein Job, Katie. Und zwar ein richtig guter. Hör endlich auf, dich so anzustellen.
Er neigte den Kopf zur Seite, doch gerade, als sie glaubte, er hätte bemerkt, wie nervös sie war, hob er die Schultern. „Es ist eine Hochzeit.“
Sie zuckte unmerklich zusammen. Hochzeiten zu organisieren hatte sie immer vermieden, denn das erinnerte sie an die einzige, die sie jemals geplant hatte: ihre eigene. Mit Tom. Den sie geheiratet hatte, bevor er zehn Tage später an einem seltenen Krebs gestorben war, der seinen Körper ein Jahr vor ihrer Hochzeit befallen und ihnen nach und nach das Leben geraubt hatte, dass sie hätten führen können.
„Sie wollen heiraten?“, fragte sie hastig, bevor ihr die Wahrheit herausrutschen konnte.
Wusste er, dass sie professionell noch nie eine Hochzeit organisiert hatte? Würde er sein Angebot zurückziehen, wenn sie es ihm sagte? Wie sollte sie es schaffen, für einen Mann wie ihn all die Details zu arrangieren, wie sie es einst aus Liebe getan hatte? Einen Mann, der ebenso emotionslos wie attraktiv war?
Als er kurz auflachte, klang er sowohl bitter als auch amüsiert. „Oh nein. Es handelt sich um die Hochzeit einer meiner Schwestern. Der Jüngeren der beiden.“ Plötzlich wirkte er deutlich entspannter.
So kalt und zynisch dieser Mann auch erscheinen mochte, war er doch ganz offensichtlich nicht so schlimm wie Katies Bruder. Zumindest schien er sich sehr viel aus seinen Schwestern zu machen.
Krampfhaft versuchte sie, sich nicht von der Wärme in seinem Blick beeindrucken zu lassen. Nur weil Conall O’Riordan seine Schwestern liebte – so sehr, dass er ein Vermögen für eine Hochzeit auszugeben bereit war –, hieß das nicht, dass er keine Gefahr für ihren Seelenfrieden darstellte. Von dem logistischen Albtraum einmal ganz abgesehen. Katie wusste natürlich, dass es nahezu unmöglich war, kurzfristig einen angemessenen Veranstaltungsort für eine hochkarätige Hochzeit mit einhundertfünfzig Gästen zu finden.
„Sie heißt Imelda“, unterbrach O’Riordan ihre Gedanken. „Sie ist einundzwanzig Jahre alt und hat die verrückte Entscheidung getroffen, ihren Jugendfreund zu heiraten. Einen kleinen Farmer in der Nähe meines Hauses in Connemara. Selbstverständlich bin ich dagegen“, fügte er überflüssigerweise hinzu, denn seine Ablehnung war nicht zu überhören. „Aber sie ist nicht nur eigensinnig, sondern auch eine hoffnungslose Romantikerin. Also habe ich keine Wahl und daher entschieden, ihr Kildaragh für die Feier zur Verfügung zu stellen.“
Katie verspürte Erleichterung. Bei ihrer Internetrecherche hatte sie Fotos von Kildaragh Castle gesehen. Das an der wilden Westküste Irlands gelegene, größtenteils viktorianische Gebäude war auf den Resten eines mittelalterlichen Klosters erbaut worden und sah einfach atemberaubend aus.
Eine Sorge war ihr immerhin genommen.
Sie musste an das denken, was er gerade gesagt hatte. „Sind Sie dagegen, dass Ihre Schwester heiratet – oder gegen die Beziehung als solche?“
Als er die Stirn runzelte, wusste Katie, dass sie zu weit gegangen war, doch zu ihrer Überraschung beantwortete er ihre Frage.
„Gegen beides, Ms. Hamilton. Imelda ist noch so jung, dass sie den üblichen Unfug über Romantik und Liebe glaubt. Und somit auch zu jung, eine solche Entscheidung zu treffen. Doch selbst wenn es anders wäre, würde sie einen Fehler machen. Donal ist ein netter Junge, aber er hat keinen Ehrgeiz. Er ist nicht gut genug für sie.“
„Dass sie ihn wirklich liebt, können Sie sich also nicht vorstellen?“
„Richtig. Und das nicht zuletzt, weil es wahre Liebe gar nicht gibt. Liebe ist lediglich ein Konstrukt, um unvorsichtige Menschen in eine Falle zu locken“, erläuterte er. „Und um die Leute um ihr hartverdientes Geld zu bringen.“
Seine Ansichten klangen so zynisch, dass er Katie beinahe leidtat. Wie konnte man bloß mit einer so hoffnungslosen Überzeugung leben? Sie hatte die Liebe ihres Lebens gefunden und verloren. Es hatte sie fast umgebracht. Sie glaubte nicht, dass sie noch einmal einen Mann finden würde – wollte es auch gar nicht. Es würde sich anfühlen, als betröge sie Tom. Aber es machte sie traurig, dass Männer wie O’Riordan und ihr Bruder so etwas nie erleben würden … trotz ihres Reichtums und ihres Erfolges.
„Und um den niedersten aller Triebe zu glorifizieren“, schloss er. Wieder verzog sich sein Mund zu diesem unwiderstehlichen Halblächeln. Plötzlich war die Atmosphäre im Raum geladen. O’Riordan musterte sie, durchdringend, provokativ und auf eine verstörend intime Art und Weise.
Katie hielt den Atem an. Wie ihr Körper darauf reagierte, war beinahe demütigend.
„Und trotzdem wollen Sie ein Vermögen ausgeben, um eine Hochzeit zu feiern, die Sie nicht gutheißen?“, fragte sie in dem verzweifelten Versuch, die Spannung zu lösen.
„Ob ich sie gutheiße oder nicht, wird an Imeldas Fehlentscheidung nichts ändern. Und wieso sollten gerade Sie meinen Plan in Frage stellen, wenn Sie damit sehr viel Geld verdienen können?“
„Weil ich daran glaube“, gab sie zurück und versuchte, sich von seiner letzten Bemerkung nicht kränken zu lassen.
„Woran? Daran, ein Vermögen für eine Hochzeit auszugeben?“
„Nein. An die Ehe. Und an die Liebe.“
Er blinzelte, und bevor er sie verbergen konnte, sah Katie Überraschung in seinem Blick aufflackern.
„Wie altmodisch. Und praktisch für eine Hochzeitsplanerin.“
Katie war keine Hochzeitsplanerin – noch nicht, jedenfalls. Und es war nicht ihre Aufgabe, Kunden von der Liebe zu überzeugen. Früher einmal war sie vielleicht eine ebenso hoffnungslose Romantikerin gewesen wie O’Riordans Schwester, doch mittlerweile war sie realistischer. Trotzdem wollte sie seine sarkastische Bemerkung nicht unkommentiert lassen.
„Mag sein, aber so bekommen Sie wenigstens etwas für Ihr Geld. Denn ich werde mein absolut Bestes geben, damit Imeldas großer Tag ein Ereignis wird, das sie ihr Leben lang nicht vergisst.“
„Zumindest bis zu ihrer Scheidung nicht“, warf er trocken ein. „Aber es freut mich sehr, dass Sie für mein Geld Leistung bringen wollen. Ich bestehe nämlich immer darauf, zu bekommen, wofür ich zahle.“
Er hielt den Blick fest auf sie gerichtet, und allmählich hatte Katie das Gefühl, dass es in diesem Gespräch nicht länger um Imeldas Hochzeit ging. In der Luft knisterte eine elektrisierende Energie, die sie, unerfahren wie sie war, noch nie erlebt hatte.
O’Riordan ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder und wandte sich seinen Papieren zu. „Mein Assistent wird Sie kontaktieren, sobald Sie die Verschwiegenheitserklärung unterschrieben haben“, sagte er ohne aufzusehen.
Katie hatte das Gefühl, in sich zusammenzusinken, wie eine Marionette, deren Fäden plötzlich losgelassen worden waren. Seine Aufmerksamkeit zu verlieren war beinahe ebenso verstörend, wie in deren Zentrum zu stehen.
„Ich fliege am kommenden Freitag mit meinem Hubschrauber nach Kildaragh. Sie könnten mich eine Woche lang begleiten, sich die Örtlichkeiten ansehen und Einzelheiten organisieren. Am Ende der Woche hätte ich gerne einen abschließenden Plan vorliegen.“
„Sie erwarten, dass ich eine Hochzeit mit einhundertfünfzig Gästen bis Ende nächster Woche organsiert habe?“ War ihm überhaupt klar, dass er da etwas vollkommen Unmögliches von ihr forderte? Jede Veranstaltungsplanung erforderte Zeit und Bedacht. Selbst wenn der Ort feststand, musste man sich um unendlich viele Details kümmern und zahllose Entscheidungen treffen.
Als ihre Blicke sich kreuzten, war es, als würden die Fäden der Marionette plötzlich wieder gespannt. Sie hatte das Gefühl, er forderte absichtlich das Unmögliche von ihr. Und genoss es auch noch. „Ja, das tue ich“, erwiderte er. „Ich weiß, dass es knapp ist, aber ich denke, Sie bekommen das hin. Falls nicht, kann ich den Auftrag immer noch …“
„Keine Sorge, ich schaffe es.“ Sie würde einfach wie eine Wahnsinnige arbeiten müssen, sobald sie in Connemara war.
„Gut. Arbeiten Sie bis dahin ein paar Konzepte aus, die ich mir auf dem Weg nach Kildaragh ansehen kann.“
„Natürlich. Wäre es okay, wenn ich Leute aus meinem Team mitbringe?“ Wenn sie Caro dabei hätte, die mit ihr an den Details arbeiteten könnte, und Trev, einen ihrer freiberuflichen Mitarbeiter, der sich die Lieferanten vor Ort anschauen könnte …
„Nein, wäre es nicht. Ich möchte, dass Sie alleine mitkommen. Ich will keine Horde Wildfremder in meinem Haus.“
Caro und Trev waren nicht gerade eine Horde, und den Fotos aus dem Internet zufolge musste sein Domizil über mindestens hundert Schlafzimmer verfügen, aber Katie hatte einmal mehr das Gefühl, dass sie hier einem Test unterzogen wurde. Und da sie nicht vorhatte, durchzufallen, willigte sie ein. Sie wollte diesen Auftrag nicht verlieren.
„Ich kann auch alleine arbeiten, wenn Sie es wünschen.“ Und es gab ja immer noch E-Mails und Bildschirmkonferenzen, wenn sie ihr Team brauchte.
O’Riordan nickte kaum merklich, als hätte er nichts anderes von ihr erwartet. „Und übrigens, ich möchte kein Weihnachtsmotto, auch wenn die Hochzeit in der ersten Dezemberwoche stattfindet.“
Sie nickte. „Wir können ein winterliches Thema nehmen, wenn Imelda und Ihnen das lieber ist.“
„Ist es.“ Katie fiel auf, dass die Meinung seiner Schwester ihn nicht zu interessieren schien. Dann hatte er also ein Problem mit Weihnachten und mit Romantik. Welch eine Überraschung. Und er schien zu glauben, dass er die Feier ganz ohne die Braut organisieren konnte. Das Mitgefühl, das sie eben noch für ihn verspürt hatte, schien zunehmend unangebracht.
Er senkte den Blick wieder auf die Papiere. „Sie finden sicher alleine hinaus.“ Er schickte sie einfach fort.
Als sie sein Büro verließ, ignorierte sie die Empörung, die sein knapper Befehl in ihr auslöste. Lieber konzentrierte sie sich auf die Erleichterung darüber, seinem Blick, dem nichts zu entgehen schien, endlich entronnen zu sein.
Im Korridor wartete sie auf den Aufzug und bemerkte dabei, dass ihre Hände leicht zitterten. Sie ballte sie zu Fäusten. Sie musste ihre Reaktion auf Conall O’Riordan unter Kontrolle bekommen. Und zwar so schnell wie möglich. Wie sollte sie sonst eine Woche in seiner Nähe überleben und sich dabei halbwegs professionell benehmen?
Mach dich nicht lächerlich, Katie. Du bist Veranstaltungsmanagerin, und O’Riordan ist dein Kunde. Genau genommen der wichtigste Kunde, den du je gehabt hast. Du hast hart für diese Chance gearbeitet, und du wirst es nicht wegen ein bisschen Bauchkribbeln vermasseln.
Und mal ganz ehrlich, wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass er eng in die Planung eingebunden werden wollte? Er hatte ihr deutlich gemacht, dass Hochzeiten ihn nicht sonderlich interessierten. Und er war ein viel beschäftigter Mann.
Es war Imelda, die Braut, für die Katie letztendlich arbeiten würde, egal, wer die Rechnung bezahlte.
Oder wie herrisch, fordernd und umwerfend attraktiv derjenige war.
„Sie sind spät dran!“, rief Conall über den Lärm der Rotoren hinweg, als Katherine Hamilton am Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des O’Riordan Tower auftauchte. Sie trug eine kleine Tasche und einen wesentlich größeren Ordner, so wie der, den sie vor fünf Tagen dabeigehabt hatte – wahrscheinlich voller Ideen, die er alle ablehnen würde. In dem Moment jedoch, als er sich voller Genugtuung ausmalte, wie er die Schwester von Ross De Courtney auflaufen lassen würde, schmiegte ihr Mantel sich in einer Windböe eng an sie, und eine unerbetene Woge des Begehrens flutete durch ihn hindurch.
Er runzelte die Stirn, denn er konnte es nicht länger leugnen. Seine Entscheidung, sie anzuheuern – zur Planung einer Hochzeit, von der er immer noch nicht wusste, ob er sie wirklich stattfinden lassen würde –, obwohl er ihr eigentlich nur Informationen über ihren Bruder hatte entlocken wollen, war rein impulsiv gewesen. Dabei war er alles andere als ein impulsiver Mann.
Als sie auf ihn zukam, fiel ihm auf, dass sie wesentlich kleiner war als die Frauen, die ihn sonst anzogen. Außerdem war sie an den Stellen, die bei seinen üblichen Freundinnen durchtrainiert und mager waren, weich gerundet, was das Ziehen in seinen Lenden noch unverständlicher machte.
Die Abenddämmerung lag über der Stadt und tauchte London in sanftes rotes Licht. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne verliehen Katherines kastanienbraunem Haar einen goldenen Schimmer. Als ob sie den noch bräuchte. Ihre ungebändigten Locken, die sie zu einem praktischen Bob geschnitten hatte, tanzten auf und ab, ihre Wangen waren von der Eile leicht gerötet.
Ob sie nach dem Sex dieselbe Farbe haben?
Conall spannte sich an, gereizt nicht nur durch diesen völlig unpassenden Gedanken, sondern auch, weil er erkennen musste, dass Katherine nach Connemara einzuladen genauso viel mit ihrer Wirkung auf seine Libido zu tun hatte wie mit ihrer Verwandtschaft mit dem Mann, über den er mehr herausfinden musste. Und zwar so diskret wie möglich.
Die einzige bekannte Blutsverwandte dieses Mannes zu einer Besprechung einzuladen, war ihm wie die perfekte Lösung erschienen. Bis er vor fünf Tagen vom Schreibtisch aufgeblickt und die Erregung in ihrem Blick gesehen hatte. In dem Moment hatte seine Libido angefangen, verrückt zu spielen.
Seine eigene Erregung drohte gerade, sich in ausgewachsene Begierde zu verwandeln. Was hatte Ross De Courtneys Halbschwester nur an sich, das sie so anziehend machte, wenn er sich doch nicht angezogen fühlen durfte? Und definitiv nicht fühlen wollte.
Und was hatte es mit ihrer offensichtlichen Reaktion auf ihn vor fünf Tagen auf sich, die sie so verletzlich hatte wirken lassen, wenn er doch wusste, dass sie alles andere als das war?
Sie war eine ehrgeizige, gerissene Geschäftsfrau – ihr teures kleines Unternehmen war bereits Gesprächsthema in den Kreisen, in denen er verkehrte. Vor allem aber war sie eine De Courtney. Und das hieß, dass sie, anders als seine Schwestern, in privilegierten Verhältnissen aufgewachsen war, ihr ganzes Leben lang behütet und verwöhnt, selbst wenn sie ihre Verbindung zu De Courtney nicht an die große Glocke hängte und hart arbeitete.
Aber mit der Einladung nach Kildaragh hatte er Zeit gewonnen, da spielte es keine Rolle, ob sie rein praktischen Überlegungen entsprungen war. Es war noch immer ein guter Plan.
Er würde sie während dieses Auftrags ordentlich auf die Probe stellen und herausfinden, wie viel Anteil ihr Bruder an ihrem beruflichen Erfolg hatte. Und Conall würde so viel wie möglich über den Mann herausfinden, der seine Schwester Carmel ausgenutzt hatte. Den Mann, von dem er jetzt bereits ahnte, dass sein Neffe ohne ihn besser dran war. Aber er musste es genau wissen.
Wenn Katherine Hamilton gute Arbeit ablieferte, würde er die Hochzeit vielleicht sogar stattfinden lassen. Es war schließlich keine Lüge gewesen, als er gesagt hatte, er könne Imelda nicht davon abhalten, ihre eigenen Fehler zu begehen. Allerdings bezweifelte er, dass es Katherine gelang, ihn derart zu beeindrucken.
Als sie ihn erreichte, sah sie ihn mit ihren grünen Augen an und schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln – seine Verärgerung schien sie kaum zu beeindrucken.
„Tut mir leid, die U-Bahn hatte Verspätung. Es wird nicht wieder vorkommen, Mr. O’Riordan.“
Er blickte in ihr gerötetes Gesicht. Was hatte sie denn in der U-Bahn verloren? Wollte sie ihm weismachen, sie sei eine ganz normale Londonerin, wenn sie beide wussten, dass das nicht stimmte? Dass sie für das hatte kämpfen müssen, was sie heute war, so wie er?
Natürlich, ganz sicher.
„Nein, das wird es auch nicht“, entgegnete er und bedeutete seinem Assistenten, ihr die Tasche und den unhandlichen Ordner abzunehmen.
Er fasste Katherine am Ellenbogen, um sie zum Hubschrauber zu führen. Und spürte zu seiner Befriedigung wieder, wie sie auf seine Berührung reagierte. Wie in seinem Büro vor fünf Tagen, als sie sich die Hand geschüttelt hatten.
Auch wenn diese Befriedigung wahrscheinlich kontraproduktiv war. Schließlich war er nicht wie ihr Bruder, der es auf junge Frauen abgesehen hatte. Doch dann kam Conall zu dem Schluss, dass Katherine seine Schonung nicht verdient hatte. Sie wusste, wie man dieses Spiel spielte. Bei ihrer letzten Begegnung hatte er ihre Erregung genau gespürt. Warum sollte er sie sich nicht zunutze machen als ausgleichende Gerechtigkeit für das, was ihr Bruder Carmel angetan hatte? Und dem kleinen Cormac.
„Ich bin ein vielbeschäftigter Mann, Ms. Hamilton“, sagte er, während er sich anschnallte. „Ich schätze es nicht gerade, wenn man mich warten lässt.“
„Natürlich. Ich weiß.“ Sie zog ihren Mantel aus, unter dem ein Bleistiftrock und eine smaragdgrüne Bluse, die gut zu ihren Augen passte, zum Vorschein kamen. Kleidungsstücke, die streng und professionell hätten wirken sollen, es irgendwie aber nicht schafften. Ihm fiel auf, wie die Seidenbluse sich über ihre vollen Brüste spannte und ihr eine Locke ins Gesicht fiel. Katherine schob sie hinters Ohr und setzte sich Conall gegenüber.
„Wenn Sie sich das nächste Mal verspäten, informieren Sie Liam, meinen Assistenten, darüber.“ Verärgert stellte er fest, dass das Ziehen in seinen Lenden immer stärker wurde. „Oder noch besser, seien Sie einfach pünktlich.“ Er wusste, dass er übertrieben unfreundlich war. Schließlich war sie nur fünf Minuten zu spät gewesen. Aber er hasste es zu warten. Und er wollte sehen, wie sie reagierte.
Während ihrer ersten Besprechung war sein überhebliches Auftreten nicht so effektiv gewesen, wie er gehofft hatte. Er hatte viel mehr als gewollt über seine Ansichten zu Liebe und Ehe und sogar sein Verhältnis zu Imelda preisgegeben.
Aber nachdem Katherine gegangen war, hatte er entschieden, dass der blauäugige romantische Unfug, den sie von sich gegeben hatte, und ihre persönlichen Fragen nur Teil ihrer Inszenierung waren. Natürlich musste eine gut bezahlte Hochzeitsplanerin vorgeben, Romantikerin zu sein. Dass sie von der Verbindung ihres Bruders zu Carmel wusste, war ausgeschlossen. Nicht einmal die ahnte, dass Conall die Identität von Cormacs Vater vor einer Woche herausgefunden hatte. Zumindest noch nicht.
Katherine blinzelte. Ihr Blick war ebenso arglos und ernst wie in seinem Büro.
Doch dann flackerte Ungeduld in ihren Augen auf.
Endlich hatte er sie.
Nicht mehr ganz so gelassen, Ms. Hamilton? Warten wir ab, wie lange es dauert, dass Sie Ihr wahres Gesicht zeigen und diesen Auftrag verlieren.
Doch zu seiner Überraschung ließ sie sich nicht provozieren. Der Anflug von Gegenwehr verschwand, und sie sagte schlicht: „Wie gesagt, ich habe es verstanden. Und ich werde mich nicht mehr verspäten. Dieser Auftrag bedeutet meiner Firma und mir sehr viel. Ich möchte alles richtig machen und verspreche, dass ich das auch tun werde.“
Da war sie wieder, die Aufrichtigkeit in ihrer Stimme. Und dieser Eifer und die Begeisterungsfähigkeit, die dafür sorgten, dass er sich wie ein Schuft fühlte – obwohl er wusste, dass sie seine Verachtung verdient hatte … Sie war nur eine dieser Töchter aus der Oberschicht, die Geschäftsfrau spielte. Mal im Ernst, hätte sie sich nicht etwas Originelleres als Partyplanung ausdenken können?
„Ich werde Sie an dieses Versprechen erinnern“, entgegnete er, doch die Drohung verpuffte. Irgendwie war es Katherine gelungen, die Situation zu entschärfen. Was ihn nur noch mehr ärgerte.
Sie beugte sich vor, um den Ordner aufzuheben, den Liam neben ihren Sitz gelegt hatte. „Möchten Sie sich die Themen anschauen, die mein Team und ich zusammengestellt haben?“ Sie schlug den Ordner auf, und Conalls Blick fiel auf Farbtafeln, Stoffproben, Zeichnungen und Notizen. Und auf Fotos von Kildaragh, die sie im Internet gefunden haben musste. „Bis ich mir natürlich die Örtlichkeiten nicht angesehen und nicht mit Imel …“
„Das hat Zeit bis morgen“, fiel er ihr ins Wort. Er war noch immer wütend. Ganz sicher würde er Katherine nicht mit Imelda reden lassen – zumindest nicht, bevor er wusste, ob er ihre Dienste nutzen würde. Er zog sein Telefon aus der Tasche. „Ich muss einige Anrufe erledigen. In etwa drei Stunden landen wir in Kildaragh. Bis dahin möchte ich nicht gestört werden.“
Ihre Wangen röteten sich, und in ihren Augen blitzte etwas auf. Endlich bekam er die Reaktion, die er sich vorhin erhofft hatte. Doch es bereitete ihm nicht so viel Genugtuung wie eben noch, denn in ihren grünen Augen entdeckte er ein Feuer, das ein schmerzhaftes Pochen in seinem Unterleib auslöste. Verflucht!
„Natürlich, Mr. O’Riordan“, sagte sie und klappte den Ordner heftiger als nötig zu.
Sie wandte den Blick ab und sah aus dem Fenster, während der Hubschrauber in den Abendhimmel aufstieg. Er neigte sich leicht, und sie stöhnte erschrocken auf und hielt sich an der Armlehne ihres Sitzes fest. Conall schüttelte den Kopf, um das plötzlich aufsteigende Bild, wie sie die perfekt manikürten Finger in seine Schultern grub, während sie auf ihm saß, zu vertreiben …
Lieber Gott. Er fuhr sich durchs Haar, war aber nicht in der Lage, den Blick von Katherine zu nehmen.
Als sie die Beine übereinanderschlug, erhaschte er einen Blick auf ihre Oberschenkel. Die Hitze in seinen Lenden drohte ihn zu versengen, als er sich vorstellte, wie er ihre Kniekehlen küsste, sich nach oben vorarbeitete und sie wieder leise stöhnen hörte, dieses Mal jedoch vor Lust.
Wütend sah er weg. Wusste sie, was sie in ihm anrichtete? War das alles Teil ihres kleinen Spiels?
Er öffnete seinen Laptop und begann zu arbeiten, fest entschlossen, sie bis zur Ankunft in Connemara zu ignorieren.
Katherine Hamiltons Anziehungskraft und seine Reaktion darauf stellten ein Problem dar, keine Frage. Eine Komplikation, um die ich mich lieber früher als später kümmere, dachte er, als ihn ein Hauch ihres Parfüms umwehte. Es bestand aus Orange- und Zimtnoten, zusammen mit Rosmarin, und war subtil und erdig – nicht zu vergleichen mit dem schweren, süßen Duft, den er erwartet hatte.
Aber andererseits war bisher alles an Katherine unerwartet. Und das gefiel ihm nicht. Überhaupt nicht.
Katie hob die flatternden Augenlider, als sie in eine Turbulenz gerieten, und begegnete Conall O’Riordans Blick. Hastig schob sie sich die Locken hinter die Ohren und setzte sich auf. Es war ihr peinlich, dass sie nach dem leichten Abendessen, das man ihnen vor einer Stunde serviert hatte, eingenickt war. Wie lange mochte er sie schon beobachten? Und warum machte das dieses ungewohnte Kribbeln noch schlimmer?
„Tut mir leid“, murmelte sie, als er fortfuhr, sie zu mustern, obwohl sie nicht einmal wusste, wofür sie sich entschuldigte.
Sie fühlte sich noch immer gedemütigt wegen ihrer Verspätung zu ihrem Stelldichein am Helikopter und seiner Verärgerung darüber. Normalerweise kam sie nie zu spät zu einem Termin, schon gar nicht zu einem so wichtigen. Aber Conall O’Riordan hatte etwas an sich, das sie auch abgesehen von diesem Prickeln verunsicherte … Es war fast, als versuchte er sie mit diesen Blicken und seinem herrischen Gebaren zu provozieren.
Langsam atmete sie ein und wieder aus.
Um Himmels willen, Katie, reiß dich zusammen. Das liegt nicht an O’Riordan, sondern an dir. Du bist einfach erschöpft. Und ein bisschen überempfindlich, weil es bei diesem Job um so viel geht.
Schon jetzt fühlte sich alles an diesem Auftrag viel zu persönlich an. Vielleicht lag das an ihrer törichten, extremen Reaktion auf O’Riordan und dem Druck, alles richtig zu machen. Doch das hatte nichts mit ihm zu tun; sie projizierte nur etwas auf diesen Mann. Und das musste aufhören.
Nachdem sie fünf Tage am Stück jeweils vierzehn Stunden lang Konzepte für die Hochzeit erarbeitet und mit Lieferanten gesprochen hatte, war sie einfach nicht sie selbst. Das war alles.
Er akzeptierte ihre Entschuldigung mit einem leichten Nicken, als hätte er ein Anrecht darauf gehabt. In ihr keimte Verärgerung über sein herrisches Gebaren auf. Ja, sie hatte sich verspätet, etwas, das ihr nie wieder passieren würde, und sie versuchte noch immer zu verstehen, warum sie körperlich so auf ihn reagierte, aber er trieb es eindeutig zu weit.
„In zehn Minuten sind wir da.“ Es war das Erste, was er zu ihr sagte, seit er sie kurz nach dem Start zum Schweigen verdonnert hatte – um sie dann zweieinhalb Stunden lang zu ignorieren. Und doch rieselte ihr bei seinem rauchigen irischen Akzent ein Schauer über den Rücken, wie jedes Mal, wenn er sich dazu herabließ, mit ihr zu sprechen. Selbst wenn er sie zurechtwies. Was er ziemlich oft zu tun schien.
Sie neigte den Kopf und lächelte ihn gezwungen an. „Ich freue mich darauf, Ihr Zuhause zu sehen.“ Ein weiterer Versuch, so etwas wie eine Verbindung zu ihm aufzubauen.
Üblicherweise war sie recht talentiert darin, eine Beziehung zu ihren Kunden herzustellen. Sie hatte schon immer gut mit Leuten umgehen können – weshalb das Veranstaltungsmanagement auch eine logische Berufswahl für sie gewesen war. Wenn sie sich Mühe gab, würde sie vielleicht auch diesen Mann dazu bringen, sich etwas zu öffnen.
„Auf den Fotos im Internet sah das Schloss einfach fantastisch aus“, fuhr sie fort. „Ein hinreißender Ort für eine Hochzeit. Ihre Schwester hat wirklich Glück.“ Mit Schmeicheleien hatte sie es bisher noch nicht versucht. „So wie ich es verstanden habe, haben Sie es vor einigen Jahren gekauft und ein Vermögen in die Renovierung gesteckt – mit Hilfe von Handwerkern aus der Umgebung, die ihm den Glanz von früher wieder verliehen haben.“
Ihre neue Strategie half nichts. Er sah sie noch immer unbewegt aus tief blauen Augen an, mit einem Blick, der noch genauso unfreundlich war wie zuvor.
Doch dann hoben sich seine Mundwinkel wieder zu diesem vernichtenden Beinahe-Lächeln, das seinen Blick allerdings nicht wärmer, sondern vielmehr noch intensiver werden ließ. Katie hatte das Gefühl, heiße Lava breitete sich in ihrem Unterleib aus, und sie schlug die Beine übereinander, um den Fluss zu stoppen.
„Wie ich sehe, haben Sie ihre Hausaufgaben gemacht“, bemerkte er.
„Ich wollte vor meiner Ankunft so viel wie möglich über die Örtlichkeiten herausfinden“, erklärte sie. Sein Kommentar hatte nicht gerade wie ein Lob geklungen. „Ich habe das Interview gelesen, das Sie vor zwei Jahren dem Investor’s Weekly gegeben haben, nach Beginn der Renovierungsarbeiten. Es klang wie ein gewaltiges, aber auch aufregendes Projekt.“
„Teuer und zeitraubend trifft es wohl eher“, gab er zurück, bevor er sich wieder seinem Laptop widmete und sie ignorierte.
Wer immer behauptet hatte, die Iren wären ein redegewandtes Volk, hatte noch nie versucht, sich mit Conall O’Riordan zu unterhalten. Katies Herz schlug noch immer zu schnell, als sie die Gelegenheit nutzte, ihn unbemerkt zu beobachten. Dabei fragte sie sich, was genau an seinem Aussehen sie eigentlich so anzog.
Vielleicht war es das dichte schwarze Haar, das ihm leicht gewellt bis in die Stirn fiel und im Nacken bis zu seinem Hemdkragen reichte. Vielleicht war es aber auch der wie gemeißelte Mund oder der Dreitagebart, der völlig natürlich wirkte und ihm ein wildes, ungezähmtes Aussehen verlieh.
Oder waren es seine kantigen Gesichtszüge, unnachgiebig und fordernd, und bis auf eine kleine Narbe über der Oberlippe von perfekter Symmetrie? Vielleicht aber auch seine langen Wimpern, die ihr jetzt zum ersten Mal auffielen, als er mit blitzschnellen Fingern etwas in sein Handy tippte. Die meisten Frauen würden für diese Wimpern töten, wie konnte es also sein, dass sie seine enorm männliche Ausstrahlung noch verstärkten?
Hör auf, ihn anzustarren, Katie. Das hilft dir nicht gerade.
Sie zwang sich, den Blick von ihm abzuwenden, sah aus dem Fenster und versuchte, das irritierende Pulsieren zwischen ihren Oberschenkeln zu ignorieren.
Ernsthaft, was stimmt nicht mit dir? Bist du jetzt eine Masochistin? Der Mann ist ein ganz übler Despot, auch wenn er fantastisch aussieht. Seit wann stehst du auf Arroganz?
„Wenn Sie aus dem anderen Fenster schauen, können Sie Kildaragh gleich sehen.“
Überrumpelt von seinem freundlichen Tonfall, in dem unüberhörbar Stolz mitschwang, wandte Katie den Kopf zur anderen Seite. Es war eine Art Friedensangebot, und sie war bereit, es anzunehmen. Und als O’Riordans Domizil schließlich in Sicht kam, musste sie ihre Begeisterung nicht vortäuschen.
„Oh … Wow!“, entfuhr es ihr.
Die überwältigende Schönheit von Kildaragh Castle glich der seines Besitzers, ein Anblick wie aus einem Märchenbuch. Türme und Türmchen ragten in den dunklen Abendhimmel auf. Um das Schloss herum verliefen befestigte Wallanlagen aus unterschiedlichen Epochen, in denen sich die lange Geschichte des Gebäudes widerspiegelte.
„Die Fotos, die ich gesehen habe, werden der Realität nicht gerecht“, flüsterte Katie mehr zu sich selbst. „Es ist absolut atemberaubend.“
Sie holte tief Luft, als das große Buntglasfenster einer Kapelle im westlichen Teil der Anlage in Sicht kam, während der Hubschrauber über Kildaragh Castle kreiste. Hinter dem Schloss erstreckten sich ummauerte Gärten, und dahinter konnte sie gerade noch die Klippen ausmachen, dort, wie die Landspitze auf den Atlantik traf. „Ist das noch das Originalfenster?“ Sie drehte sich zu O’Riordan um.
Zum allerersten Mal lag ein echtes Lächeln in seinem Gesicht. Eines, das seine sarkastischen Züge vertrieb und Grübchen auf seine Wangen zauberte.
Grübchen? Allen Ernstes?
„Nein, als ich das Schloss gekauft habe, war hier alles verfallen. Laut den Archivunterlagen hat es in der ursprünglichen Kapelle aber ein Buntglasfenster gegeben. Das hier stammt von einer jungen Kunsthandwerkerin, Elaine Doherty. Sie hat Originalmaterialien benutzt und über die Geschichte des Schlosses geforscht. Die Bilder, die sie schließlich geschaffen hat, sind inspiriert von den Legenden um den letzten irischen Hochkönig, der hier das erste Schloss gebaut haben soll.“
In seiner Stimme schwang unüberhörbar Stolz mit, der ihr den zynischen Ton nahm, den Katie bisher an O’Riordan gewohnt war. Es machte ihn noch attraktiver.
„Unglaublich“, sagte sie und versuchte sich einzureden, dass sie das Buntglasfenster meinte. „Die Frau ist enorm talentiert.“
Sie drehte sich in ihrem Sitz, um sich auf die architektonischen Genüsse zu konzentrieren statt auf diese hypnotisierenden Grübchen, bis der Hubschrauber auf dem Landeplatz nahe den Klippen aufsetzte.
Die Rotoren kamen allmählich zum Stillstand, sodass das Donnern der Wogen, die gegen die Felsen schlugen, zu hören war. Das Geräusch erinnerte Katie an ihren eigenen Herzschlag. Sie war nicht nur aufgeregt wegen der großartigen Hochzeit, die sie organisieren würde, sondern auch, weil O’Riordan sich ein kleines bisschen zugänglicher gezeigt hatte.
„Ich kann es kaum abwarten, das alles bei Tageslicht zu sehen. Und zu planen, wie man die Anlage für die Hochzeit am besten nutzt. Wissen Sie schon, wo die Trauung stattfinden soll?“
„Ich denke schon, aber darüber reden wir morgen.“
Die Tür des Cockpits wurde geöffnet, und O’Riordans Assistent erschien.
„Conall“, sprach er seinen Chef zu Katies Überraschung mit dessen Vornamen an. „Geraldine Ahern von der Amari Enterprises fragt, ob du heute Abend noch mit Karim über das Zafar-Projekt sprechen kannst.“
„Natürlich.“ Er löste seinen Sicherheitsgurt, nahm die Jacke vom Nachbarsitz und zeigte auf Katie. „Begleite Ms. Hamilton ins Haus und stelle ihr Mrs. Doolan vor.“
Schließlich wandte er sich ihr zu. Das Lächeln war verschwunden; er war wieder durch und durch Geschäftsmann. „Ich sehe Sie morgen um siebzehn Uhr. Dann können wir über die Details sprechen. Wenn Sie etwas brauchen, wenden Sie sich an die Haushälterin.“
Die Tür des Helikopters wurden von einem Angestellten geöffnet, und frische Seeluft wehte in die Kabine. Bevor Katie etwas sagen konnte, machte O’Riordan sich auf den Weg in Richtung Schloss, umgeben von einer Schar von Mitarbeitern, die seine Ankunft offensichtlich bereits erwartet hatten.
„Ich hole Ihren Mantel, Ms. Hamilton“, sagte der Assistent.
„Danke“, murmelte sie leise, außerstande, den Blick von ihrem neuen Kunden zu nehmen. Vor dem im Flutlicht daliegenden Gebäude wirkte seine Silhouette beinahe mystisch. Mit seinen langen Beinen stieg er, zwei Stufen auf einmal nehmend, die breite Steintreppe zu der schweren Haupteingangstür aus Eichenholz hoch und verschwand im Inneren des Schlosses.
Katie holte tief Luft und fragte sich, warum sie sich so benommen fühlte. Und so desorientiert.
Es ging hier um einen Job, doch ihr kam es eher wie ein Abenteuer vor. Surreal und herausfordernd, vor allem aber unglaublich aufregend …
Sie hatte das dumpfe Gefühl, dass das nichts mit dem Auftrag zu tun hatte – und der genaugenommen unmöglichen Aufgabe, in nur zwei Monaten eine große Oberschichtenhochzeit für ein Paar, dem sie noch nie begegnet war, zu organisieren.
Sondern ausschließlich mit dem wortkargen Mann, der sie gerade sich selbst überlassen hatte.
Früh am nächsten Morgen erwachte Katie in der ihr zugewiesenen Suite im Westturm des Schlosses. Sie hatte schlecht geschlafen und fühlte sich entsprechend unausgeruht. Wer hätte auch gedacht, dass ihre unangemessene Reaktion auf ihren neuen Auftraggeber sie bis in ihre Träume hinein verfolgen würde?
Sie trat ans Fenster und nahm einen tiefen Zug frischer Seeluft. Dabei genoss sie die Aussicht auf die kleine Bucht, die menschenleer vor ihr lag.
Arbeit. Das war es, was sie jetzt brauchte, um sich von Conall O’Riordans übermächtiger Dominanz abzulenken. Zu tun gab es genug. Vor ihrem Treffen mit O’Riordan heute Nachmittag wollte sie sich Räumlichkeiten und Gelände genauer ansehen, um ihm fundierte Vorschläge unterbreiten zu können, was wo stattfinden würde. Außerdem musste sie sich wegen der Logistik mit ihrem Team besprechen, und sie hoffte, endlich die Braut kennenlernen zu können.
Zwar hatte Conall nichts von einem Treffen mit Imelda gesagt, aber Katie schien es der logische nächste Schritt zu sein. Immerhin war Imelda die Braut und würde doch bestimmt gerne wissen, was für ihre Hochzeit geplant wurde.
Nachdem sie unter dem kraftvollen Wasserstrahl der Dusche den letzten Rest Müdigkeit vertrieben hatte, zog sie Jeans, einen eleganten Pullover und Stiefel an – ein Outfit, in dem sie sowohl die großen Gärten erkunden konnte, als auch professionell genug aussah, um vor ihrem Gastgeber zu bestehen, sollte sie ihn zufällig treffen.
Es dauerte nicht lange, bis sie Mrs. Doolan, die Haushälterin, fand, die sie gestern Abend bereits kennengelernt hatte. Anders als ihr Arbeitgeber war sie ein lebhafter, gesprächiger und warmherziger Mensch. Sie bestand darauf, dass Katie sie Maureen nannte und zeigte sich nun, nach einem reichhaltigen irischen Frühstück, nur zu gerne bereit, ihr Kildaragh zu zeigen.
Während der Besichtigungstour erzählte Maureen, dass Conalls Büros sich im Ostflügel des Schlosses befanden, er sich aber nur selten auf Kildaragh aufhielt und auch keine seiner Schwestern hier wohnte.
Katie machte Fotos von den beiden Esszimmern des Schlosses, vier atemberaubenden Vorzimmern und verschiedenen Salons in den beiden Hauptflügeln und notierte ihre Ideen zu den Themen und Aktivitäten, die ihr bereits vorschwebten.
Sie ließ sich auch die Kapelle zeigen, deren Buntglasfenster sie gestern schon bewundert hatte, weil sie ihr der beste Ort für die eigentliche Trauung zu sein schien.
Als Maureen ihr den großen Bankettsaal des Schlosses zeigte, wusste Katie, dass sie einen gleichermaßen idealen Ort für die Feierlichkeiten nach der Trauung gefunden hatte, egal ob es ein förmliches Essen oder ein zwangloseres Zusammenkommen sein würde.
Der Saal war vier Stockwerke hoch und ebenso wie der Rest des Hauses sorgfältig wiederhergestellt worden. Katie sah sich um und stellte sich vor, wie er erst aussehen würde, wenn ihre Floristen und Lichttechniker hier zu Werke gegangen waren und Kerzen und Fackeln den märchenhaften Charakter hervorhoben.
„Soll ich Ihnen Ihr Mittagessen servieren, Ms. Hamilton? Es ist bereits nach vierzehn Uhr. Sie müssen doch Hunger haben.“
„Um Himmels willen, so spät schon?“ Ihr blieben weniger als drei Stunden bis zu ihrem Treffen mit O’Riordan, und sie musste vorher noch mit seiner Schwester sprechen. „Ein Sandwich wäre toll, wenn das nicht zu viel Mühe macht. Aber eigentlich muss ich vor allem mit Imelda reden. Vielleicht ließe sich das irgendwann einrichten.“
Conall hätte sie einander schon längst vorstellen sollen, aber womöglich erwartete er ja auch, dass Katie die Initiative ergriff. Er hatte schließlich ziemlich deutlich gemacht, dass er mit Details nicht behelligt werden wollte.
„Imelda und Donal wohnen auf einer Farm keine zehn Minuten mit dem Auto von hier. Wenn Sie Zeit haben, könnte ich Ihnen für nach dem Mittagessen einen Wagen organisieren lassen“, schlug Maureen hilfsbereit vor.
„Das wäre wunderbar.“
Während der Besichtigungstour hatte die gesprächige Maureen sich als wahrer Quell von Informationen über die O’Riordans erwiesen.
Anscheinend standen Conall und seine beiden jüngeren Schwestern einander sehr nahe. Ihr Vater war gestorben, als Conall erst sechzehn gewesen war. Nur zwei Jahre später war auch die Mutter gestorben. Doch anstatt zuzulassen, dass seine Schwestern bei entfernten Verwandten oder in Pflegefamilien untergebracht wurden, hatte Conall das Sorgerecht für sie beantragt und sich ganz alleine um die Farm gekümmert.
Katie fiel es schwer, sich vorzustellen, wie der Mann, den sie kannte, sich um zwei kleine Mädchen kümmerte. Zumindest deutlich schwerer, als ihn in seiner Rolle als Boss eines milliardenschweren landwirtschaftlichen Imperiums zu sehen, das er selbst gegründet hatte.
Das war eine Leistung, die sie angesichts ihrer eigenen traurigen familiären Erfahrungen nur bewundern konnte. Sie wusste ja nicht einmal, ob man bei ihr und Ross überhaupt noch von Familie sprechen konnte. Außerdem musste sie Conall anerkennen, dass er zu seiner Schwester stand, obwohl er die Wahl ihres zukünftigen Ehemannes nicht guthieß.
Wenn sie Imelda O’Riordan kennenlernte, würde sie einen Einblick in Conalls weiche Seite erhalten, eine Seite, die er im Berufsleben gut verborgen hielt. Und über die sie noch sehr viel mehr erfahren wollte.
„Entschuldigung, wer sind Sie?“ Imelda O’Riordan fixierte Katie mit einem Blick aus Augen, die ebenso leuchtend blau waren wie die ihres Bruders.
Sie tätschelte die Kruppe eines Pferdes, dessen Hufe sie gerade ausgekratzt hatte, als Katie in den Stall getreten war, und sah sie stirnrunzelnd an. Groß und schlank, mit langen, dunklen Haaren, die sie zu einem zweckmäßigen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, in einer verwaschenen Jeans und einem fleckigen alten T-Shirt, war Imelda eine ebenso attraktive Erscheinung wie ihr Bruder. Und hatte denselben einschüchternden Blick.
Auch ihr Stirnrunzeln kam Katie bekannt vor.
„Katherine Hamilton. Maureen meinte, sie hätte Ihnen gesagt, dass ich vorbeischauen würde, um mit Ihnen über die Pläne für Ihre Hochzeit zu sprechen.“ Katie fühlte sich beinahe so verunsichert wie gestern in Conalls Gesellschaft. Wie schafften die O’Riordans das nur?
Imeldas Brauen wanderten nach oben, während sie Katie prüfend musterte. „Aha. Aber vom Flaherty’s sind Sie nicht. Paddy ist viel zu knausrig, um jemanden zu engagieren, der so schick aussieht.“
„Flaherty?“ Diesmal war es Katie, die die Stirn runzelte. Irgendetwas an Imeldas Tonfall verlieh ihr den Eindruck, schick sei nur ein anderes Wort für eingebildet. „Tut mir leid. Ich weiß nicht …“
„Flaherty’s Pub in Westport.“ Imelda zog die Handschuhe aus und steckte sie in die Gesäßtaschen ihrer Jeans. „Den haben Donal und ich für die Hochzeit gemietet.“
Was zum …? Katie schluckte. Ihr war leicht übel, als sie sich den Ordner mit den Entwürfen unter den Arm schob.
Hatte Conall die Prachthochzeit auf Kildaragh als Überraschung für Imelda und ihren Verlobten geplant? Sie hatte zwar noch nie etwas von einer Überraschungshochzeit gehört, aber vielleicht war das ja eine irische Sitte. Und jetzt hatte sie die Überraschung ruiniert. Warum hatte er ihr auch nichts gesagt!
„Es tut mir leid. Es muss sich um einen Irrtum handeln.“ Sie wandte sich um. Sie verspürte große Lust, ihrem Auftraggeber den Hals umzudrehen, während sie in Richtung Stalltür eilte. Bis sie herausgefunden hatte, was hier wirklich vor sich ging, konnte sie nur Schadensbegrenzung betreiben.
„Hey, warten Sie!“ Mit ihren deutlich längeren Beinen holte Imelda sie spielend ein und hielt sie am Ellenbogen fest. „Ich weiß immer noch nicht, wer Sie eigentlich sind.“
Sie brachte Katie so abrupt zum Stehen, dass der Ordner zu Boden fiel.
Katie fluchte, als ihre Zeichnungen, Broschüren und Fotos im Matsch landeten. Zwar hatte sie Kopien auf ihrem Laptop, musste aber Conall alles vorlegen, wenn sie ihn in weniger als einer Stunde traf. Und jetzt war alles voller … War das überhaupt Matsch? Denn eigentlich roch es ganz anders …
„Niemand. Ich bin niemand.“ Sie ging in die Hocke. „Ich hätte nicht einfach herkommen sollen …“ Während sie begann, ihre Unterlagen aufzusammeln, zerbrach sie sich den Kopf darüber, wie sie Imelda ihre Anwesenheit erklären sollte – und wie sie Conall gegenüber den Pferdemist auf ihren Papieren rechtfertigen sollte.
Doch da kniete Imelda sich neben sie und nahm eine Zeichnung in die Hand. Sie zeigte eines der irischen mittelalterlichen Motive und war mit einer Stoffprobe versehen und Farbmustern, die zu der Frühgeschichte des Schlosses passten.
„Das sieht ja toll aus“, murmelte Imelda.
Die Ehrfurcht in ihrer Stimme ließ Katie innehalten.
„Und das hier …“ Imelda hob einen weiteren Entwurf auf, in dessen Mittelpunkt irische Mythen und regionale Folklore standen. „Sie sind Hochzeitsplanerin!“, folgerte sie. „Und zwar eine richtig gute.“
Katie gelang es, Luft zu holen. Sie nickte. Was blieb ihr anderes übrig? Sie war nervlich am Ende. „Ich bin Veranstaltungsmanagerin und …“
„Conall hat Sie angeheuert, stimmts? Um meine Hochzeit auf Kildaragh zu organisieren.“
Katie sammelte das letzte verschmutze Papier auf, um es in den Ordner zu stecken, während die junge Frau sie unverwandt ansah. „Ja. Obwohl ich davon ausgehe, dass er mich umgehend feuert, weil ich seine Überraschung vermasselt habe.“
„Dieser hinterhältige, selbstherrliche Mistkerl!“, schimpfte Imelda, wobei ihr freches Lächeln sie noch schöner aussehen ließ. Unwiderstehliche Grübchen schienen in der Familie zu liegen. „Überraschung … Dem werde ich es zeigen!“ Ihre blauen Augen funkelten vor Kampflust.
„Tut mir leid, ich verstehe nicht ganz“, setzte Katie an, die der Unterhaltung nicht mehr folgen konnte. Sie wusste, dass sie die Sache verbockt hatte und ihr ansehnliches Honorar nicht erhalten würde. Niemals würde O’Riordan ihr einen Fehler dieser Größenordnung verzeihen, wo er doch schon völlig entrüstet gewesen war, als sie sich zwei Minuten verspätet hatte. Warum seine Schwester diese Situation allerdings so spaßig fand, war ihr ein Rätsel.
„Es muss Ihnen nicht leidtun“, sagte Imelda. „Das ist absolut nicht Ihre Schuld. Es ist mein Bruder, der ein Spiel mit mir treibt. Oder mit Ihnen. Oder vielleicht sogar mit uns beiden. Ich weiß nicht, was er vorhat – immerhin hat er alles versucht, um zu verhindern, dass Donal und ich heiraten –, aber irgendetwas führt er im Schilde. Das weiß ich genau.“
„Vielleicht hat er seine Meinung ja geändert.“
„Sind Sie meinem Bruder je begegnet?“ Imelda warf Katie einen mitleidigen Blick zu.
„Ja.“ Unpassenderweise musste sie gerade jetzt an ihren Traum vergangene Nacht denken, in dem Conall Dinge mit ihr getan hatte, die nicht das Geringste mit professioneller Hochzeitsplanung zu tun hatten. Ihre Wangen begannen zu glühen.
„Dann wissen Sie ja, was für ein durchtriebener, zynischer Kontrollfreak er ist“, befand Imelda, der ihr Erröten nicht aufzufallen schien.
„Na ja, er …“ Katie zögerte. Sie würde Imelda nicht laut beipflichten. Schließlich war Conall O’Riordan ein Kunde – vielleicht eher Ex-Kunde –, aber sie kam nicht umhin, ihr im Stillen recht zu geben, denn gestern und bei der Besprechung vor einer Woche war er ein echter Stinkstiefel gewesen.
„Er kann als Auftraggeber recht anspruchsvoll sein, das stimmt“, brachte sie hervor.
Imelda prustete vor Lachen. „Anspruchsvoll kann man es natürlich auch nennen. Ich will es mal so ausdrücken: Conall verfolgt immer ein ganz besonderes Ziel, hat stets eine Geheimagenda. Irgendeine hinterhältige Intrige, mit der er den Leuten seinen Willen aufdrängt. Und als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, hat er versucht, sich meiner Heirat mit Donal mit aller Macht zu widersetzen.“ Sie hob die Schultern. „Anscheinend muss es für seine kleine Schwester unbedingt ein Mann mit zig Milliarden sein.“
Die Meinung ihres Bruders hinsichtlich ihrer Männerwahl war ihr offensichtlich ebenso egal wie Katie die Ansichten ihres eigenen Bruders zu Tom.
Imelda schnaubte. „Wenn er meine Hochzeit also organisieren lässt …“ Sie sah auf die fleckigen Entwürfe in ihrer Hand. „Und dann noch eine wirklich spektakuläre Hochzeit … Dann ganz sicher nicht, um mir einen unvergesslichen Tag zu bescheren.“
„Sind Sie sicher, dass er es nicht tut, weil er Sie liebt?“ Katie war noch nicht bereit, sich von der Vorstellung zu verabschieden, dass sich hinter Conalls wortkarger, schroffer Fassade ein weiches Herz verbarg.
„Oh, lieben tut er mich ganz sicher.“ Dabei verriet Imeldas Tonfall, dass sie die Zuneigung ihres Bruders eher als Last denn als Segen empfand. „Aber er glaubt auch, dass er über jeden bestimmen kann, besonders über mich, Carmel und sogar Mac. Und dabei ist der kleine Kerl erst drei!“
Der kleine Kerl? Wer ist Mac? Hat Conall O’Riordan etwa einen Sohn? Den er lediglich zu erwähnen vergessen hat?
Vor Schock beschleunigte sich Katies Herzschlag.
Ihr eigener Vater hatte sich sein Leben lang geweigert, sie als seine Tochter anzuerkennen. Sie war die Tochter einer seiner zahlreichen Affären, ein Unfall, ein Fehler, ein Bastard – so jedenfalls hatten ihre verwöhnten Mitschülerinnen in dem teuren Internat sie genannt, auf das Ross sie nach dem Tod ihrer Mutter geschickt hatte.
Wenigstens ihr Halbbruder hatte sie anerkannt, sobald er von Katies Existenz erfahren hatte, nachdem der Notar ihrer Mutter ihn kontaktiert hatte. Wie dankbar war sie ihm damals, nur vierzehn Jahre alt und ganz allein auf der Welt, dafür gewesen. Und dann hatte er sie vor fünf Jahren wieder aus seinem Leben verbannt.
Doch es war nicht Ross’ Aufgabe gewesen, ihre Familienzugehörigkeit anzuerkennen, sondern die von Aldous De Courtney. Und der hatte es nicht getan.
War Conall wirklich so viel schlimmer als Ross? War er vielmehr wie ihr Vater? Nicht nur arrogant und zynisch, sondern auch eiskalt und egoistisch?