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Dem Weihnachtsfest entfliehen - das ist alles, was Chloe will. Nachdem sie ihren Exfreund just am Heiligen Abend des Vorjahres im Bett mit einer anderen erwischt hat, steht ihr der Sinn nicht nach Weihnachtsgeschenken, Plätzchen und Stille Nacht. Ein abgelegenes Chalet in den Bergen Colorados, in dem sie sich die Feiertage über verschanzen kann, kommt ihr da gerade recht. Dumm nur, dass das hübsche Chalet irrtümlich zweimal vergeben wurde. Und zwar an keinen geringeren als Jayden Hawthorne, den Frontmann der Rockband "Darksoul", der seit einiger Zeit eher mit Skandalen, Alkohol- und Drogenexzessen, als mit seiner Musik Schlagzeilen macht. Und der so gar nicht begeistert von der Tatsache ist, seine freien Tage mit einer quirligen New Yorkerin verbringen zu müssen. So ist Chloe die Weihnachtsfeiertage also mit einem übellaunigen, raubeinigen Rockstar eingesperrt, der alles daran setzt, ihren Urlaub durch boshafte Schikanen zu stören. So fliegen also nicht nur die Funken an den weihnachtlichen Wunderkerzen, sondern auch die Fetzen zwischen Chloe und Jayden. Bis sie sich plötzlich näher kommen ... doch ... ein Rockstar unterm Weihnachtsbaum ... ist das wirklich eine gute Idee?
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SKIPPING CHRISTMAS 3
Ein Rockstar zu Weihnachten
DANIELA FELBERMAYR
Impressum:
2024 by Daniela Felbermayr
Cover unter der Verwendung von Canva und Shutterstock
All Rights reserved.
Ebenfalls erhältlich:
SKIPPING CHRISTMAS – Ein CEO zu Weihnachten
SKIPPING CHRISTMAS 2 – Ein Filmstar zu Weihnachten
Inhaltsverzeichnis:
Prolog
EINS
ZWEI
DREI
VIER
FÜNF
SECHS
SIEBEN
ACHT
NEUN
ZEHN
ELF
ZWÖLF
DREIZEHN
VIERZEHN
FÜNFZEHN
SECHZEHN
EPILOG
Manhattan während der Weihnachtszeit ist ein wahres Winterwunderland. Die Straßen sind festlich geschmückt und an jeder Ecke wartet ein Weihnachtsmann, der Spenden für wohltätige Zwecke sammelt. Die Schaufenster entlang der Fifth Avenue erstrahlen in kunstvollen Dekorationen, die Geschichten aus der schönsten Zeit im Jahr erzählen. Der Duft von gebrannten Mandeln und heißem Glühwein liegt in der Luft, während Menschen über die Eisbahn im Bryant Park gleiten und sich vor dem majestätischen Weihnachtsbaum am Rockefeller Center versammeln. Die ganze Stadt pulsiert vor festlicher Freude und zaubert jedem, der sie erlebt, ein Lächeln ins Gesicht. Die Vorweihnachtszeit – das war jene Zeit, die Chloe Anderson liebte. Schon im Januar fieberte sie wieder auf die magische Zeit im Dezember hin, wenn Weihnachten vor der Tür stand und sie endlich mit den Vorbereitungen für das Fest des Jahres beginnen konnte. Sie liebte das Fest. Weil es eine Zeit war, in der alle ein bisschen näher zusammenrückten. In der alles ein bisschen magisch war. In der es wirkte, als läge ein verzauberter Schleier auf allem. Ja, Chloe liebte Weihnachten. Nein. Sie hatte Weihnachten geliebt. Bis Ethan es ihr vor exakt einem Jahr verdorben hatte.
Chloe stand vor ihrem Kleiderschrank und starrte auf die halb vollen Regale. Sie zog einen dicken Pullover heraus, dann noch einen und einen weiteren, bis ihr Koffer fast überquoll. Ein langer Seufzer entwich ihren Lippen, als sie den letzten Rest ihrer Sachen einpackte und den Koffer dann zumachte. Sie hatte so viel eingepackt, dass sie sich mit ihrem ganzen Gewicht auf ihren Koffer legen musste, um ihn zuzubekommen, und als ihr das gelungen war, hatte sie panische Angst davor, er würde gleich wieder aufplatzen und ihre komplette Kleidung durchs Schlafzimmer katapultieren. Sie wollte nicht an Ethan denken und erst recht nicht daran, was er getan hatte, aber die Erinnerung schob sich unerbittlich zwischen ihre Gedanken. Da war sie wieder – Heiligabend am Vorjahr und sie war in festlicher Hochstimmung.
Chloe stand vor Ethans Apartmenttür und balancierte einen frisch gebackenen Weihnachtskuchen in ihren Händen, den sie extra für ihn gemacht hatte. Er liebte diesen Kuchen und hatte in den vergangenen Tagen immer mal wieder erwähnt, dass er fürchte, kein Stück davon beim Familienessen abzubekommen, weil seine Tante Myrtle sich praktisch von Kuchen ernährte und sein Onkel Dave sich einen Wettbewerb mit ihr lieferte, was Kuchen-essen betraf. Scheinbar verdrückten Dave und Myrtle gemeinsam jährlich Unmengen von Kuchen, dass der Rest der Familie schon im Vorhinein wusste, dass nicht viel zu holen war. Also hatte Chloe die Nacht zum Tag gemacht und einen Weihnachtskuchen ganz allein für ihren Liebsten gebacken. Der Duft von Zimt und Äpfeln stieg ihr in die Nase und brachte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Der Kuchen war sogar noch warm und perfekt gelungen. Sie würde in Ethans Appartement schlüpfen, Kaffee machen und dann gemeinsam mit ihm die Feiertage einläuten – mit einem noch warmen Stück Weihnachtskuchen im Bett. Mit einem leisen Klicken öffnete sich die Tür. Chloe trat ein und schloss sie vorsichtig hinter sich, um Ethan nicht zu wecken. Eigentlich hatten sie sich schon am Vorabend treffen wollen, doch Ethan hatte ihr in letzter Sekunde abgesagt. In Allerletzter. Chloe war schon zur Tür hinaus gewesen und wollte sich auf den Weg zu ihm machen, als er anrief und ihr erklärte, er würde wohl eine Nachtschicht im Büro einlegen, weil wieder einmal alles auf links gedreht worden war. Ethan war Architekt und seine Firma hatte gerade einen großen Auftrag eines Investors angenommen, der mit nichts zufrieden war und Ethan und seinen Kollegen den letzten Nerv raubte. Offenbar hatte der Kunde die gesamte aktuelle Planung über den Haufen geworfen, was einem mittleren Desaster gleichkam, weil diese Planung bereits bei der Stadtverwaltung eingereicht worden war und zum Bau freigegeben werden sollte. Jetzt war die Arbeit von Monaten mit einem Schlag hinfällig geworden. Armer Ethan. Chloe war froh, dass er jetzt ein paar Tage Zeit hatte, um den Kopf frei zu bekommen, und sie schwor sich, alles dafür zu tun, damit ihr Liebster entspannen konnte. Die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr würden sie zusammen verbringen, fernab von Stress, Zeitdruck oder sonstigen Unannehmlichkeiten. Nur sie und er ihn ihrem kleinen Habitat würden das Jahr langsam ausklingen lassen und das neue Jahr begrüßen.
Die Wohnung war so still wie sie jeden Morgen war, wenn die halbe Welt noch schlief, nur ein leises Summen drang aus dem Schlafzimmer, das Chloe nicht einordnen konnte. Vollbeladen wie ein Lastenesel schlich sie durch den Flur, ihre Schritte kaum hörbar auf dem weichen Teppich. Sie hatte überlegt, den Kuchen in der Küche abzustellen, doch sie würden ihn im Bett vernaschen. Nachdem sie sich gegenseitig vernascht hatten. Chloe kicherte und machte sich am Türgriff zu schaffen. Das Vibrieren war immer noch zu hören und Chloe fragte sich, ob das Ethans Wecker war, den er schlicht und einfach nicht hörte. Mein Gott, er musste so müde, so durch den Wind sein. Wie lange er wohl am Vorabend gearbeitet hatte? Sie drückte die Tür einen Spalt weit auf, um einen Blick ins Schlafzimmer zu werfen und zu sehen, ob Ethan noch schlief und seinen Wecker tatsächlich nicht hörte. Sie würde ihn einfach auf ihre eigene Art und Weise aufwecken, die viel angenehmer war, als das Vibrieren seines Handy-Weckers. Doch dann erstarrte sie. Ihr wurde schwarz vor Augen, ihre Knie wurde weich und sie schaffte es nur unter Aufbietung all ihrer Kräfte, aufrecht stehen zu bleiben. Der Weihnachtskuchen wäre ihr beinahe aus der Hand gefallen.
Ethan lag nicht allein im Bett. Neben ihm, halb unter der Decke verborgen, lag eine fremde Frau. Sie war nackt, ihre Beine weit gespreizt und dazwischen Ethan. In seiner Hand ein großes, rosafarbenes Ding in Penis-Form, dass die vibrierenden Geräusche von sich gab und mit dem er die fremde Frau verwöhnte.
Chloe starrte die Szene an, unfähig zu begreifen, was sie da sah. Ein stechender Schmerz durchfuhr sie, als die Realität sie traf. Der Mann, den sie liebte, mit dem sie ihre Zukunft geplant hatte, der seit vier Jahren an ihrer Seite war, hatte sie betrogen. Sie hatten darüber gesprochen, zu heiraten. Hatten ihre Zukunft miteinander gemacht. Doch für Ethan war das alles scheinbar nichts wert. Er hatte sie betrogen. Hintergangen und belogen. Und nicht nur das, er hatte es am Heiligen Abend getan, an dem Tag, den Chloe so ehrte und schätzte. Sie trat einen Schritt zurück, der Weihnachtkuchen glitt aus ihren Händen und klatschte auf dem Boden auf. Er landete mit einem dumpfen, metallischen Geräusch auf dem Teppich, das jedoch genug war, um Ethans Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Chloe erinnerte sich nicht mehr wirklich daran, was hinterher passiert war. Ob Ethan versucht hatte, sich zu erklären, ob er sie aufhalten wollte. Sie erinnerte sich aber an das gehässige breite Grinsen der Frau, die mit ihm im Bett gelegen hatte, ehe ein schwarzer Schleier die Erinnerung verhüllte.
****
Dieses Jahr würde alles anders werden. Durch das Jahr hatte Chloe gut mit der Trennung von Ethan abschließen können. Natürlich war es nach vier Jahren schlimm, plötzlich wieder ganz allein zu sein, aber ihr Job als Eventplanerin, die zahlreiche Veranstaltungen in und um Manhattan plante, hatte sie auf Trab gehalten. Sie war mit ihren Freundinnen um die Häuser gezogen, hatte zu laufen begonnen und ihren Fokus auf andere Dinge im Leben gelegt. Aber jetzt, da das Weihnachtsfest mit großen Schritten auf sie zukam, war ihr klar geworden, dass sie in diesem Jahr etwas ändern musste. Einfach zu Hause zu bleiben und so zu tun, als wäre nichts passiert, hätte sie nicht geschafft. Sie wollte in diesem Jahr einen Schlussstrich ziehen. Weihnachten einfach ausfallen lassen, und im nächsten Jahr von vorne beginnen. Also musste sie sich etwas einfallen lassen. Dass sie das Fest nicht mit ihrer Familie verbringen konnte war klar und auch ihre Freundinnen fielen flach. Überall würden traditionelle Weihnachtsfeste gefeiert werden, die für Chloe in diesem Jahr nicht in Frage kamen. Also musste eine Alternative her. Über ein Onlineportal hatte sie diese dann auch gefunden. Ein hübsches Bergdorf in Aspen, fernab von der Party- und Feierszene, die zweifellos auch über die Feiertage Hochsaison haben würde. Nein, in „Snowflake Haven“, wie das Dorf sich nannte, würde sie für sich sein. Zunächst einmal lagen die einzelnen Chalets außer Sichtweite zueinander. Die Webseite versprach, man würde absolute Ruhe finden, wenn man sie suchte. Außerdem waren die Chalets erstklassig ausgestattet. Chloe verliebte sich sofort in den Stilmix zwischen Moderne und althergebrachtem Charme und überlegte nicht lang. Sie buchte die „Winters Embrace Lodge“, quasi die „Präsidentensuite“ unter den Chalets. Sie würde zehn Tage dort sein und sparte sich eine Menge Geld, indem sie in diesem Jahr weder Geschenke besorgen, noch große Weihnachtsfeiern ausrichten musste. In diesem Jahr würde sie sich nur auf sich konzentrieren. Das luxuriöse Chalet in Snowflake Haven war der Inbegriff von Eleganz und Komfort, harmonisch eingebettet in die verschneite Landschaft von Aspen. Der großzügige Wohnbereich mit seiner hohen Decke und dem offenen Kamin strahlte bereits auf den Bildern und dem Video, das Chloe davon gesehen hatte, eine behagliche Wärme aus, während die großen Panoramafenster einen atemberaubenden Blick auf die umliegenden Berge boten. Die voll ausgestattete Gourmetküche war ein Paradies für jeden Hobbykoch, und der angrenzende Essbereich, der Platz für zehn Personen bot, versprach festliche Mahlzeiten in stilvollem Ambiente – oder in Chloes Fall Fastfood und Fertiggerichte, die sie dafür immer an einem anderen Platz am Esstisch einnehmen konnte. Die Lodge verfügte über vier Schlafzimmer ein luxuriöses Badezimmer mit Whirlpool-Badewanne, Regendusche und beheizten Marmorböden. Der private Wellnessbereich mit Sauna, Dampfbad und einem Innen-Whirlpool lud nach einem Tag auf der Skipiste zur Entspannung ein, und die große Terrasse mit ihrem beheizten Infinity-Pool und Hot Tub bot eine atemberaubende Aussicht auf die schneebedeckten Berge. Zunächst war Chloe überwältigt von dem Luxus, den die Lodge bot, war sich nicht sicher, ob es nicht etwas übertrieben war, sich all das zu leisten. Aber dann buchte sie, ohne groß darüber nachzudenken. Dieser Urlaub würde ihr endlich die Ruhe bescheren, die sie nach diesem hektischen Jahr verdient hatte. Und selbst, wenn der Preis beachtlich war, hätte sie ein ganz herkömmliches Weihnachtsfest ausgerichtet, hätte sie viel mehr Geld ausgegeben. Sie würde mit Ethan endgültig abschließen, Spaziergänge unternehmen, Filme ansehen und vor dem Bergpanorama lesen. Sie würde die Ruhe und die Einsamkeit genießen und als völlig neuer Mensch zurückkehren.
Chloe schloss ihren Koffer und betrachtete ihr Werk. Sie hatte es geschafft. Sie konnte nach Aspen abreisen.
Chloe blickte durch die Windschutzscheibe des SUVs, den sie am Flughafen gemietet hatte, während sie die kurvenreiche Bergstraße entlangfuhr. Der Schnee fiel in dichten Flocken, und die Landschaft um sie herum verwandelte sich in ein glitzerndes Winterwunderland, während aus dem Radio scheinbar aus jedem einzelnen Sender Weihnachtslieder trällerten. Sie hatte diese Songs geliebt und oft schon bereits im September damit begonnen, sie zu spielen, doch in diesem Jahr gaben sie ihr rein gar nichts. Kein Gefühl von Familie, keine Gänsehaut, wenn sie an das große Fest dachte. Toll. Ethan hatte ihr Weihnachten so richtig verdorben. Nach der Trennung hatte er mehrfach versucht, Chloe zu kontaktieren und ihr ziemlich schwachsinnige Nachrichten auf ihrem AB hinterlassen. Einmal schob er ihr die Schuld in die Schuhe, dann flehte er sie an, ihm noch eine Chance zu geben. Doch Chloe war eisern geblieben. Zu sehr hatte sich das Bild, wie sie Ethan und diese Frau überrascht hatte – an Heiligabend – in ihren Kopf eingebrannt.
Die Fahrt von Denver nach Aspen war länger gewesen, als sie erwartet hatte, aber die atemberaubende Aussicht entschädigte sie für jede Minute hinter dem Steuer. Sie musste sich fast auf die Straße konzentrieren und hätte am liebsten nur die Berge angeschaut, die sich vor ihr auftaten. Sie warf einen Blick auf die Einkaufstüten auf dem Beifahrersitz. Obwohl in der Lodge ausreichend Proviant für sie zur Verfügung stand und es einen Lieferservice gab, der regelmäßig dafür sorgte, dass alle Gäste alles hatten, was sie benötigten, hatten sie noch einen kurzen Stopp bei Target eingelegt und einige Dinge gekauft, die sie einfach gebraucht hatte. Zum größten Teil Süßigkeiten, mit denen sie sich schon eingekuschelt in die weichen Sofas bei einem guten Film liegen sah. Sie fühlte eine Mischung aus Aufregung und Erleichterung, als sie das Schild "Snowflake Haven" erblickte, das den Eingang zu dem kleinen, abgeschiedenen Chaletdorf markierte.
Snowflake Haven sah aus wie ein Bild aus einem Märchenbuch. Chloe blinzelte, als es sich vor ihr erstreckte. Die Chalets, die verstreut in den Bergen lagen, waren alle mit festlichen Lichtern geschmückt, die in der Dämmerung glitzerten. Kleine Schneemänner standen in den Vorgärten der Chalets, die Chloe mit ihrem Wagen passierte und Rauch stieg aus den Schornsteinen auf, was dem Dorf eine gemütliche, einladende Atmosphäre verlieh. Ein warmes, angenehmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Es war die richtige Entscheidung gewesen, hierher zu kommen. Chloe folgte der schmalen Straße, die zu ihrem Ziel führte, und konnte kaum glauben, dass sie bald in der Winter's Embrace Lodge ankommen würde, doch zunächst lenkte sie den Wagen auf den leergefegten Parkplatz des Besucherzentrums. Sie schien die Einzige zu sein, die um diese Zeit noch anreiste, die anderen Gäste waren bestimmt schon in den Tagen zuvor gekommen, hatten sich eingerichtet und ihre Wagen vor ihren Chalets abgestellt. Sie stieg aus und betrat das hübsche Besucherzentrum, das – ebenso wie die Chalets – Moderne und Tradition vereinte. Eine Glocke klingelte, als sie die Tür öffnete, und der Duft von Zimt und Kiefernnadeln empfing sie. Sie sah sich kurz um. Es gab hier einen kleinen Shop mit Souvenirs, Snacks und Getränken sowie einem Ständer, bei dem man sich mit Hustensaft, Advil und Pepto Bismol eindecken konnte. Letzteres war vermutlich der Renner nach den Völlereien zu den Feiertagen. Chloe ging zum Empfangstresen, wo eine junge Frau mit einem breiten Lächeln auf sie wartete.
„Willkommen in Snowflake Haven! Ich bin Emma. Wie kann ich Ihnen helfen?“ begrüßte die Mitarbeiterin sie herzlich.
„Hallo, ich bin Chloe Anderson. Ich habe eine Reservierung für die Winter's Embrace Lodge,“ antwortete Chloe und zeigte ihr die Buchungsbestätigung auf ihrem Smartphone.
Emma nahm die Unterlagen entgegen, überprüfte sie kurz am Computer und nickte dann. „Ja, hier sind Sie. Sie haben die Winter's Embrace Lodge für zehn Tage gebucht, das heißt, sie reisen am 2. Januar wieder ab. Alles scheint in Ordnung zu sein.“
„Das klingt wunderbar,“ sagte Chloe erleichtert.
Emma zog eine Mappe mit Informationsmaterialien hervor. „Hier noch ein paar Infos über ihre Lodge und Snowflake Haven. An Weihnachten ist es hier immer ein bisschen anders, aber wo auf der Welt ist das nicht so?“ Sie lachte. „Die Winter's Embrace Lodge ist unsere luxuriöseste Unterkunft. Sie verfügt über vier Schlafzimmer, eine voll ausgestattete Küche, einen großen Wohnbereich mit Kamin und einen Wellnessbereich mit Sauna und Whirlpool. Außerdem gibt es eine Terrasse mit einem beheizten Infinity-Pool und einem Hot Tub. Reisen sie alleine oder kommt noch jemand nach?“
Chloe nickte begeistert. „Das klingt wirklich perfekt, ich kann es kaum erwarten, über die Feiertage einfach nur auszuspannen und alle Viere grade sein zu lassen. Und nein, ich reise alleine. Ich wollte mir diesen Luxus einfach mal gönnen.“
„Ich wünschte, ich könnte mit ihnen tauschen“, sagte Emma, „bei mir ist eine Familienfeier im Gange. Wir werden an die dreißig Leute sein.“ Sie pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Gibt es etwas, das ich über die Feiertage beachten muss?“
Emma lächelte und fuhr fort: „Ja, tatsächlich. Über die Feiertage haben wir nur einen Notdienst, der telefonisch erreichbar ist. Sollten Sie also irgendwelche Probleme haben oder etwas benötigen, rufen Sie einfach die Nummer an, die in ihrer Lodge ausliegt. Der Dienst ist rund um die Uhr besetzt, also zögern sie nicht, uns zu kontaktieren, egal zu welcher Uhrzeit. Es sollte aber alles in bester Ordnung sein. Der Lieferdienst für Lebensmittel macht einmal täglich seine Runde, meist im Laufe des Vormittags. Bestellen können sie über das Tablet, das sie in der Lodge finden. Er hat aber auch immer einen guten Grundstock an allerlei Dingen dabei, von denen wir wissen, dass unsere Gäste sie gerne mögen.“
„Gut zu wissen,“ sagte Chloe dankbar. „Und wie sieht es mit Aktivitäten in der Gegend aus?“ Sie hatte zwar nicht vor, sonderlich aktiv zu sein, doch es schadete ja nicht, sich zu informieren.
„Oh, da gibt es einiges,“ antwortete Emma und reichte Chloe eine Broschüre. „Sie können direkt von Ihrer Lodge aus auf die Skipisten gelangen. Es gibt auch Schneeschuhwanderungen, Schneemobil-Touren und, falls das Wetter mitspielt, Eislaufen auf dem gefrorenen See. Und natürlich gibt es im Dorf selbst einige gemütliche Cafés und Geschäfte, die Sie erkunden können. Sie sind ja mit einem eigenen Wagen hier, wie ich sehe.“
Chloe nahm den Flyer entgegen und blätterte ihn durch. „Das klingt alles wirklich toll. Ich denke, ich werde die Ruhe und die Aktivitäten gleichermaßen genießen.“ Sie lächelte. Eine beruhigende Stille hatte sich über sie gelegt und sie freute sich schon unendlich auf die Zeit, die vor ihr lag. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit fühlte sie sich glücklich.
„Das hoffe ich sehr,“ sagte Emma mit einem Lächeln. „Wenn Sie noch Fragen haben oder etwas benötigen, kommen Sie einfach vorbei oder rufen Sie uns an, ich werde noch etwa eine Stunde hier sein, dann erreichen sie allerdings nur noch den Notdienst – zu jeder Zeit. Wir sind hier, um Ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.“
„Vielen Dank, Emma,“ sagte Chloe. „Ich freue mich schon sehr auf die kommenden Tage.“
„Sehr gerne, Chloe,“ erwiderte Emma. „Genießen Sie Ihre Zeit in der Winter's Embrace Lodge und in Snowflake Haven. Frohe Weihnachten!“
„Frohe Weihnachten,“ sagte Chloe und machte sich auf den Weg zu ihrer Lodge, bereit, die Feiertage in diesem winterlichen Paradies zu verbringen.
Als sie das Chalet erreichte, blieb sie einen Moment im Auto sitzen und betrachtete die beeindruckende Holzkonstruktion. Die Lodge war majestätisch und gleichzeitig gemütlich, eingebettet in die verschneite Landschaft. Sie wirkte eher wie eine Miniaturversion einer Luxusvilla, als wie ein Chalet in den Bergen. Große Panoramafenster ermöglichten einen Blick auf die umliegenden Berge, und die warmen Lichter, die aus dem Inneren drangen, luden sie ein, näher zu kommen.
Chloe stieg aus dem Auto, zog ihren Mantel fester um sich und machte sich daran, ihre Koffer aus dem Kofferraum zu holen. Es war bitterkalt und sie freute sich auf ein heißes Bad und einen gemütlichen Abend auf der Couch. Die Lodge war im Wohnbereich durchgehend verglast, sodass sie dem Schnee beim Fallen zusehen konnte, während sie auf der Couch entspannte.
Der Schnee knirschte unter ihren Füßen, als sie zur Tür der Lodge ging. Mit einem tiefen Atemzug öffnete sie die schwere Holztür und trat ein.
Der erste Eindruck war überwältigend. Der großzügige Wohnbereich mit seiner hohen Decke, den verglasten Wänden und dem offenen Kamin strahlte eine behagliche Wärme aus, die sie sofort umfing. Der Duft von Holz und Gewürzen lag in der Luft, und die geschmackvolle Dekoration verlieh dem Raum eine einladende Atmosphäre. Sie stellte ihre Koffer ab und trat näher an die großen Glaswände, die einen atemberaubenden Blick auf die verschneiten Berge boten. Die Schönheit der Natur, kombiniert mit dem luxuriösen Komfort der Lodge, nahm ihr den Atem.
Chloe ging weiter in die Küche, die mit modernen Geräten und einer geräumigen Kücheninsel ausgestattet war. Sie stellte sich vor, wie sie hier in den kommenden Tagen kochen und vielleicht sogar einige ihrer Lieblingsrezepte ausprobieren würde. Vielleicht machte sie ganz für sich allein ein Festessen mit einem kleinen Truthahn, Füllung ganz für sie allein, Kartoffelbrei und einem leckeren Weihnachtkuch … nein. Kein Weihnachtskuchen. Anstatt des Weihnachtskuchens würde sie einen Kürbiskuchen backen. Der angrenzende Essbereich, der Platz für zehn Personen bot, war elegant gedeckt und bereit für festliche Mahlzeiten. Es war einfach wunderschön hier.
Neugierig erkundete sie die vier Schlafzimmer, die allesamt mit hochwertigen Matratzen und luxuriöser Bettwäsche ausgestattet waren.
Der Wellnessbereich mit Sauna, Dampfbad und einem Innen-Whirlpool war ein weiteres Highlight. Sie war schon in SPAs gewesen, die nicht so viel zu bieten gehabt hatten – vor allem nicht auf diesem Niveau. Sie konnte es kaum erwarten, nach einem Tag im Schnee hier zu entspannen. Als sie schließlich die große Terrasse betrat, war sie überwältigt von der Aussicht. Der beheizte Infinity-Pool und der Hot Tub boten einen spektakulären Blick auf die schneebedeckten Berge und das funkelnde Tal darunter. Da drin zu sitzen, mit einem Cocktail in der Hand, das musste Glück bedeuten.
Chloe atmete tief durch und spürte, wie die Anspannung der letzten Monate von ihr abfiel. Die Winter's Embrace Lodge und das zauberhafte Snowflake Haven waren genau das, was sie brauchte, um die Feiertage hinter sich zu lassen und einen Neuanfang zu wagen. Sie wusste, dass diese Tage in den Bergen ihr die Ruhe und Erholung bringen würden, nach der sie sich so sehr gesehnt hatte.
Chloe hatte es sich gerade gemütlich gemacht. Sie hatte ihre Sachen in eines der Schlafzimmer im Obergeschoss gebracht und sich eine Tasse heiße Schokolade gemacht. Das Feuer im Kamin knisterte wohlig und draußen war der Schneefall stärker geworden. Chloe wusste nicht, ob es ihr überhaupt gelingen würde, zu lesen oder sich einen Film anzusehen. Die Lodge war so wunderschön, so perfekt, dass sie am liebsten nur dagesessen wäre und die Eindrücke in sich aufgesogen hätte. Obwohl sie zunächst ziemlich skeptisch gewesen war, was die Idee, Weihnachten einfach ausfallen zu lassen, betroffen hatte, war sie jetzt sicher, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. sie war im Paradies gelandet und hatte es sich in jedem Fall verdient, die nächsten zehn Tage hier zu sein. Sie konnte endlich mit ihrer Vergangenheit abschließen und wieder ganz von vorne anfangen.
Sie hatte gerade begonnen, sich richtig zu entspannen, als sie ein Geräusch von draußen hörte. Ein Motor verstummte, dann wurde eine Autotür zugeworfen. Sie richtete sich auf und überlegte. Sie hatte nichts bei diesem Lieferservice bestellt, und selbst wenn, würde der doch immer vormittags vorbeikommen, hatte Emma ihr vorhin im Besucherzentrum erklärt. Wer konnte jetzt also hier an der Lodge sein? Hatte sie etwas bei ihrer Anmeldung vergessen? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Sie sah zur Tür, die sich just in dem Moment öffnete. Chloe sprang auf, das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Ein Mann, groß und mit einem verwegenen Ausdruck im Gesicht, trat ein. Er trug eine Lederjacke und eine Mütze tief ins Gesicht gezogen, die ihn nur noch bedrohlicher wirken ließen. Er hatte stechend grüne Augen, ein markantes Gesicht und einen Bartschatten. Außerdem hatte er eine große Reisetasche bei sich, die er in dem Moment zu seinen Füßen fallen ließ, in dem er eintrat. Dass es sich also um einen Lieferanten handelte, oder einen Angestellten von Snowflake Haven, war auszuschließen. Bestimmt hatte er sich im Chalet geirrt.
„Was zur Hölle soll der Scheiß?“ knurrte der Mann, als er Chloe erblickte. Er hatte eine tiefe, sonore Stimme. Chloe blieb das Herz stehen. Auf den zweiten Blick hatte sie den Mann erkannt. Es musste sich ganz eindeutig um den Rockmusiker Jayden Hawthorne handeln, den Leadsänger der Band „Darksoul“. Jayden Hawthorne war nicht nur ein allseits bekannter Name in der Musikszene, sondern eine lebende Legende in der Welt des Rock.