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2306. Siedlung der »Dreckdigger« am Fuß des Grüngebirges: Trotz seiner Angst vor der Dunkelheit verbringt Mateo sein halbes Leben damit, in Gebäude aus der »Alten Zeit« einzusteigen und vergessene Hochtechnologie zu plündern. Er verkauft sie an Zwischenhändler aus dem Neu-Babeler Einzugsgebiet, was gerade so zum Überleben reicht. Da erhält er die Chance seines Lebens: Der professionelle »Hunters of Ancient«-Squad engagiert ihn für den größten Auftrag, den er je hatte. Nur noch dieses eine Mal, so hofft Mateo, muss er sich in die gefürchtete Dunkelheit wagen. Doch in der Gruppe um »Diggerjunkie« Benson und dessen skrupellosen Sicherheitschef hat Mateo einen schweren Stand. Von Anfang an muss er sich gegen Schikane und Anfeindung behaupten; zu allem Überfluss verliebt er sich Hals über Kopf in die Technikexpertin des Teams. Und dann kommt es tief unten im Forschungsbunker der Takashi Corporation zur Katastrophe. »Skotophobia« ist der actionreiche dritte Teil der Reihe »Die Erben Abaddons«, in der sich Postapokalypse, Science-Fiction und Adventure zu einer neuen, faszinierenden Wirklichkeit vereinen.
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Seitenzahl: 240
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Die Erben Abaddons
Band 3
Skotophobia
Thomas Lohwasser
Vanessa Kaiser
Thomas Karg
Die Erben Abaddons
Band 1: Nimmerland
Band 2: Remedium
Band 3: Skotophobia
Band 4: Verfall (in Vorbereitung)
© 2020 by Verlag Torsten Low,
Rössle-Ring 22, 86405 Meitingen/Erlingen
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Karte, Cover:
Christian Günther
Lektorat und Korrektorat:
T. Low
eBook-Produktion:
M. Berchtold, T. Low
ISBN (Buch): 978-3-96629-002-9
ISBN (mobi): 978-3-96629-308-2
ISBN (ePub): 978-3-96629-309-9
Inhalt
1: Hunters of Ancient
2: Ali Baba
3: Das Erbe der Vorfahren
4: Bluthunde
5: Dunkelheit
Danksagung
Die Autoren
Die Erben Abaddons – Skotophobia
»Skotophobia«, von »Skotophobie«
gesteigerte Angst vor der Dunkelheit
»Abaddon«, von hebr. abad »Untergang, Vertilgung, Abgrund«
Nur wenige überlebten die Ressourcenkriege.
Noch weniger überstanden die Globale Pandemie.
Das Leben war ein anderes für die Generationen,
die nach der Alten Zivilisation kamen.
Doch sie existieren noch heute – hundertfünfzig Jahre,
nachdem die Welt auseinanderbrach.
Sie sind die Erben des Untergangs.
»Hast du Angst vor der Dunkelheit?«
»Ja! Ja, das habe ich.«
1 Hunters of Ancient
Große Einöde, heute, 2306.
Es war Mittag – maximal hell. Das war gut. Es war die Tageszeit, in der sich Mateo am sichersten fühlte. Und das, obwohl er gemeinsam mit sieben wildfremden Menschen in einem E-Truck über den Hartsand der Einöde donnerte. Nie zuvor war er so weit draußen gewesen, so weit weg von der kümmerlichen Siedlung am Fuß des Grüngebirges. Von dem, was er sein Leben nannte – dieses unbedeutende Nichts, an das er sich seit einundzwanzig Jahren klammerte.
Vorgebeugt saß er auf einer der beiden Bänke, die auf der rüttelnden Ladefläche des Trucks festgenietet waren, und stützte sich mit den Unterarmen auf die Oberschenkel. Der Metallboden vibrierte unter seinen Stiefeln, holperte, schaukelte. Das tiefe, an- und abschwellende Heulen des Elektromotors und das sandige Knirschen der acht Großreifen wurden ab und an von einem Knall übertönt, wenn ein Stein gegen den Unterboden des Fahrzeugs prallte.
Heißer Fahrtwind wirbelte zu den offenen Seiten der Ladefläche herein. Mateo rann der Schweiß am Rücken hinunter und durchnässte Hemd und Hosenbund. Er hielt den Kopf gesenkt, sein langer Zopf baumelte ihm aus dem Nacken wie eine tote Schlange. Mateo fixierte sich auf ihn. Kein Kontakt zu den anderen, weder zu Skeech, Nioba und – hieß der Grauhaarige Duval? –, die auf der Pritsche gegenüber hockten, noch zu Benson, Sander und Rafty im Führerhaus, auch nicht zu dem Hünen neben ihm. Nicht jetzt, wenn er sich innerlich auf seine Aufgabe vorbereitete.
Automatisch krampften sich seine Finger um die rauen Träger des Rucksacks, der zwischen seinen Füßen stand. Mateo brauchte immer etwas zum Festhalten, wenn er sich vorbereitete. Er wusste, wie jämmerlich das aussah, und es war ihm peinlich, besonders vor der hübschen Nioba, aber er konnte es nicht ändern. Nebenbei befand sich in diesem Rucksack seine komplette Ausrüstung, alles, was er für den Job brauchte, und das war eine Menge unersetzlicher Technik.
Also wichtig genug zum Festhalten, oder etwa nicht?
Der E-Truck setzte über eine flache Kuppe hinweg und kam krachend auf, die Ladung schepperte. Mateos Sitzknochen scheuerten schmerzhaft über das Metallraster der Bank. Seit dem frühen Morgen wurde er schon darauf durchgeschaukelt, und sein Hintern war knochig, hielt nichts aus. »Hässlich und schmal wie ein Bergbock« – die Einschätzung einer der »Schlampen« seines Bruders. Aber damit kam er in den Historys – den verschütteten Stätten der Alten Welt – wenigstens auch da durch, wo’s eng wurde.
Er seufzte schwer. Richtig. Und genau darum war er es auch, der in den Historys immer vorkriechen musste. Dahin, wo es schrecklich dunkel war.
Sein Puls beschleunigte sich. Er schluckte, atmete tief ein, stieß die Luft seufzend aus.
Ein Handrücken klatschte ihm gegen den Oberarm. »Was is los, Neuer?«
Mateo zuckte zusammen, wandte den gesenkten Kopf ein Stück seitwärts und blinzelte zu dem Hünen hinauf, der den Rest der Dreimann-Bank neben ihm ausfüllte. Scharfer Moschusgeruch quoll dem Kerl aus der Achselhöhle, wo der große, dunkle Fleck prangte, und mischte sich mit dem Ölgeruch des Trucks. Wie nannte sich dieser Kraftprotz noch gleich?
Büffel. Ja, genau. Du stinkst, Büffel, wie eine ganze Bocksherde.
»Ist nichts. Alles in Reihe«, gab Mateo zurück und senkte den Blick wieder, vertiefte sich in das flirrende Spiel aus Licht und Schatten auf der abgeblätterten, dreckig-orangefarbenen Ladefläche. Es entstand durch die unzähligen Windkrafträdchen über ihm, die in dem Dach aus zusammengeschweißten Gitterquadraten im Fahrtwind sirrten. Mateo hatte den halben Morgen nach oben gestarrt, hatte versucht, trotz der schaukelnden Fahrt das wirre Dach zu ergründen, bis Büffel schließlich gesagt hatte: »Raftys Idee, Raftys Werk. Lädt den Zusatzschub auf«. Er hatte darüber nachgedacht, wozu das starke Gefährt einen Zusatzschub brauchte, aber mittlerweile war es ihm egal. Das Einzige, was ihn noch interessierte, war der Fokus auf den Job.
Er seufzte.
»Hör auf damit.«
Mateo linste wieder zu Büffel hoch. »Womit?«
»Mit dem Geseufze! Du sagst, es ist nichts, aber du klingst wie meine Mutter, wann immer sie den Gürtel geholt hat. Sie hat dann genau so geseufzt wie du, tief aus der Brust. Hat mit dem Riemen zugeschlagen. Und geseufzt. Und geschlagen. Weißt du, Mateo, du machst mich ganz schön verrückt mit deiner Seufzerei.«
Mateo strich sich die verschwitzten Haare aus dem Gesicht, die sich aus dem Zopf gelöst hatten, kratzte sich sein Kinn mit dem Bartflaum, der einfach nicht wachsen wollte. Er wusste nicht, was er tun oder sagen sollte, was er von dem Kerl halten sollte. Er verunsicherte ihn. Da war diese zu kurz geratene Nase mit den weiten Nasenlöchern, die den Eindruck erweckten, als schnupperte er ständig umher, nähme irgendeine unsichtbare Witterung auf, und Mateo musste sich zusammenreißen, diese Löcher nicht ständig anzustarren. Die ausrasierten Kopfseiten und der schwarze Haarstreifen, der sich bürstenartig von der Stirn bis in den muskulösen Nacken zog, machten den Hünen noch einschüchternder.
Mateo klammerte sich fester an seine Rucksackträger. Büffel sah es und begann zu grinsen, von einem Ohr zum anderen. Dann lachte er ein kehliges Lachen.
»Mann, mach dich locker! Ich fress dich nicht!« Er lachte wieder, wischte sich über die Augen. Skeech stimmte ein, ohne das Weitsichtgerät herunterzunehmen, mit dem sie den Horizont absuchte – ein hässlich meckerndes Ziegenlachen. Mateo starrte ihren Hinterkopf mit den eng angeflochtenen, schmutzigen Zopfbahnen an. Einen kurzen Moment lang hätte er sie gern einfach aus dem Truck gestoßen. Büffels Lachen war eine Sache, aber ihres war schlimmer, denn es war gehässig. Es klang nach aufziehenden Problemen.
»Klar. Geht klar«, antwortete er. Er war es gewohnt, dass er innerhalb kürzester Zeit zum Gespött von anderen wurde. War immer so, wie ein ungeschriebenes Gesetz. Entweder die Leute mochten ihn nicht oder sie lachten über ihn. Was er mehr hasste, hätte er nicht sagen können.
Er wandte sich ab. Vermied es, Nioba anzusehen, blendete das leise Gespräch zwischen ihr und dem Alte-Welt-Spezialisten Duval aus. Er versuchte erneut, sich zu konzentrieren – auf die Dunkelheit, in die sie bald vordringen würden. Das war es nun mal, was sie taten, sie alle: die Dreckdigger-Trupps. Ach nein, dieser Trupp hier war etwas anderes, nannte sich »Hunters of Ancient«. »Wir sind Profis, keine Dreckdigger. Allein schon wegen der Spezialausrüstung, die wir hier spazieren fahren.« Bensons Worte zu Beginn der Fahrt. Benson war der Anführer des Squads und derjenige mit den wertvollen Verkaufskontakten nach Neu-Babel.
Trotzdem hatte Benson ihn als Door-Opener engagiert, etwas, womit er niemals gerechnet hatte, weil sie doch »Profis« waren. Wie auch immer, er wollte es nicht vergeigen. Das hier war sein bisher größter Job und er brauchte das Geld. Schließlich wollte er so bald wie möglich aufhören, in ungewisses Dunkel zu kriechen.
»Okay Leute, Plünderer im Anmarsch! Wieder die mit den bemalten Segeln«, brüllte Skeech und riss das Weitsichtgerät herunter. Ihre Augen leuchteten wild in ihrem breiten Gesicht. Beinah gleichzeitig zerrten sie und Büffel ihre Schnellfeuerwaffen von den Schultern.
Mateo richtete sich kerzengerade auf. Ihm entging nicht, dass Nioba und Duval beunruhigte Blicke tauschten. Er wandte den Kopf, um über den offenen Rand der Ladeklappe zu spähen, und erkannte in einiger Entfernung eine Staubwolke, die sich bei genauerem Hinsehen aus mehreren kleinen zusammensetzte. Jede einzelne davon bewegte sich auf den Truck zu. Oh, fuck, fuck, fuck. Das roch nach Riesenärger.
»Sicher, Skeech? Die mit der tropfenden roten Sonne?«, schrie Rafty hinter dem riesigen Lenkrad hervor.
»Treffsicher, Ratte!«, rief Skeech zurück.
»Scheiße, was treibt die denn so weit in den Norden?«, schrie Rafty wieder, wobei seine Stimme überschnappte.
»Egal, jetzt gehören sie mir!«
Wieder dieses meckernde Lachen. Wie konnte man sich über eine Horde Plünderer nur so freuen? Zu oft hatte Mateo tödliche Diggerkämpfe in den Historys erlebt. Er wünschte sich weg von hier, zurück in seinen Verschlag in der Siedlung.
Er hörte Squadführer Benson, der rechts außen im Fahrerhaus saß, mit seiner ruhigen Stimme etwas sagen. »… wollen ihr Territorium ausweiten …« Mehr verstand er nicht.
Sander bückte sich, um aus dem Fahrerhaus auf die Ladefläche zu klettern. Er war der Chef des Sicherheitstrupps, der Mann mit den toten Augen, wie Mateo ihn insgeheim nannte. Als er fast draußen war, hielt er inne und spähte Richtung Horizont. Dann drehte er sich noch einmal zu Rafty um. »Gib Gas!«, sagte er scharf.
Rafty beugte sich vor und stierte in die Seitenspiegel. Anscheinend entdeckte auch er die Verfolger, denn sein seltsames Rattengesicht verzog sich zu einer Grimasse der Entschlossenheit. Er packte einen Hebel neben dem Lenkrad und rammte ihn nach unten. Im nächsten Moment brüllte etwas in der Front des Trucks auf und das eintönige Summen des Elektromotors ertrank im Lärm. Der Truck machte einen Satz vorwärts. Das also war der Zusatzschub.
Der Ruck war gewaltig. Mateo ließ die Träger seiner Tasche los und krallte sich an der Metallbank fest, um nicht gegen Büffels Rücken zu kippen. Sander, der sich eben mit seinem rasierten Schädel vollständig zu ihnen rausgeschoben hatte, griff blitzschnell nach den beiden Stangen rechts und links der Führerhausöffnung, an denen das Gitterdach mit den Windrädchen verschweißt war. Mateo sah, wie sich Sanders Oberarm- und Brustmuskeln unter dem dünnen Hemdstoff mit der Wucht eines Peitschenhiebes anspannten, wie die Sehnen an seinem Hals und die Knöchel an seinen Fingern wie kleine weiße Berge unter der Haut hervortraten.
Kurz wurde Sanders Gesicht rot vor Anstrengung, als er die harte Beschleunigung seines Körpers abfing, dann hatte er wieder die Kontrolle. Ohne einen Blick zurück oder einen Kommentar in Raftys Richtung stapfte er über die breite Ladefläche, ging am Heck in die Hocke und zog eine Klappe im Boden beiseite. Darunter kamen ein Lagerfach sowie eine Vorrichtung zum Vorschein, die er mit zügigen Handgriffen aufklappte. Gebannt beobachtete Mateo, wie daraus eine hüfthohe Halterung wurde, deren unteres Ende fest in der Ladefläche verankert war. Als nächstes förderte Sander aus dem Lagerfach eine etwa eineinhalb Meter lange Metallkiste zutage und zog eine Schusswaffe heraus, die die Länge und den Durchmesser von Büffels Oberschenkel haben musste – kein Vergleich zu den improvisierten Waffen, die man in der Diggersiedlung bei sich trug.
So unsympathisch ihm Sander auch war, so sehr bewunderte Mateo jetzt dessen Konzentration. Innerhalb kürzester Zeit brachte er dieses Waffenmonstrum auf der Halterung an, holte weitere Teile aus der Kiste, verschraubte sie mit dem Abschussrohr der Waffe und lud ein unterarmlanges Geschoss von der Seite ein. Anschließend klappte er einen Sitz aus der Halterung, auf dem er sich breitbeinig niederließ.
Er drückte einige Knöpfe an dem Waffenaufbau, und fast augenblicklich tauchte das Hologramm eines Fahrzeugs vor ihm auf: ein Zwei-Mann-Buggy mit drei Rädern und einem Segel.
Mateo wagte einen Blick über die Seitenklappe. Er entdeckte vier Fahrzeuge. Sie zogen wirbelnde Staubwolken hinter sich her. Ein schreiend rotes Symbol zierte die knochenbleichen Segel – eine schlicht gemalte Sonne, aus der Blut in eine Schüssel tropfte. Mateo wurde kalt.
Sander packte zwei Sticks an der Zielvorrichtung der Waffe und drückte sie vorwärts und zur Seite. Ein blauer Zielcursor erschien im Hologramm, wanderte rasch auf die Darstellung des Fahrzeugs zu. Das Cursorquadrat schob sich über den Fahrer und leuchtete rot auf. Mateo hielt den Atem an. Sander drückte ab. Die Waffe ruckte klackend zurück und gab dabei ein tiefes, kehliges Flufff von sich. Der Ruck war so stark, dass der ganze Truck kurz ins Schlingern kam.
Der anvisierte Segelbuggy zerplatzte regelrecht in einer Feuerwolke. Ein Krachen hallte zu ihnen herüber, eine ölig schwarze Rauchwolke stieg in den Himmel. Mateo fuhr zusammen, als Büffels Schnellfeuergewehr neben ihm losknatterte. Die Fremden erwiderten den Beschuss sofort. Scharfe Schläge hämmerten in das Metall der Ladeklappe – das Knallen zog sich von einer Seite zur anderen, als schlüge jemand mit einem Maschinenhammer blitzschnell Nägel ein.
Skeech fuhr zu Nioba und Duval herum. Das Gesicht der Sicherheitsfrau war verzerrt. Doch Mateo erkannte darin keine Angst, eher etwas wie … rasende Lust?
»Runter!«, brüllte sie, dann drehte sie sich zurück, presste das Gewehr gegen Schulter und Wange und eröffnete das Feuer. Schusssalven ratterten und krachten wie Explosionen durch die heiße Mittagsluft, Mateo spürte die Schläge unangenehm in der Magengrube. Er roch den beißenden Gestank chemischer Treibladungen und starrte dabei auf Skeechs Rücken, der von den Rückstößen durchgeschüttelt wurde. Sie fing an zu schreien, einen langen, nicht enden wollenden Kampfschrei, während um sie herum die Kugeln der anderen die Seitenklappe zerfetzten.
Nioba und Duval warfen sich zu Boden, Mateo tat es ihnen gleich und barg den Kopf unter den Armen. Ein weiteres kehliges Flufff ertönte zwischen dem Gewehrknattern und den knallenden Treffern am E-Truck, gefolgt von einem Schlingern des Trucks und einer weiteren Explosion außerhalb.
Rafty fuhr währenddessen wie der Teufel. Mateo spürte jede Unebenheit, über die sie donnerten. Sie fuhren harte Schleifen und Kurven, die ihn von links nach rechts schoben. Seine Wange schmirgelte über das sandige Metall, bis sie brannte. Ihn beherrschte nur noch ein Gedanke: Fuck!
Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Doch schließlich hörte das Rattern, Knallen und Krachen auf. Auch die Geschwindigkeit des E-Trucks nahm ab, Mateo fühlte, dass er immer weniger hin- und hergedrückt wurde, und endlich hielten sie an. Der Motor erstarb, eilige Schritte rumpelten auf der Ladefläche hin und her, Mateo vernahm die Stimmen von Sander, Büffel und Benson. Dazwischen den aufgebrachten Rafty. Doch Mateo war nicht in der Lage, auch nur ein Wort von dem zu begreifen, was sie sagten. Seine Ohren klingelten, er hörte wie durch Watte, ihm war schwindelig. Er begriff nur, dass er noch lebte. Als ihm ein Stiefel ungeduldig in die Seite puffte, und jemand »Scheiße, du liegst im Weg!« schnauzte, hob er benommen den Kopf und sah sich um.
Die Ladefläche war voller Blut.
Mateo saß im Schatten des Trucks, lehnte sich mit dem Rücken an einen der monströsen Reifen. Er hielt das Spiegelchen vor das Gesicht, das Duval ihm aus der Medi-Tasche gegeben hatte, und bearbeitete mit einem alkoholgetränkten Tuch seine Wange. Er bemühte sich, alle Sandkörnchen aus den blutigen Riefen der Haut zu bekommen und verfolgte dabei über den Rand des Spiegels, wie Duval die Streifschüsse an Skeechs Oberschenkel und ihrem linken Ohr säuberte und mit Wundkleber zusammenflickte. Ihr Bein und ihre Ohrmuschel waren dunkelrot verkrustet, die Kleidung an der entsprechenden Seite steif von getrocknetem Blut. Wegen diesen Wunden sah die Ladefläche so barbarisch aus. Trotzdem lachte Skeech und klopfte Büffel mit der Hand auf den Rücken.
Wie kann man mit solchen Verletzungen noch rumscherzen? Und dann auch noch über den Angriff selbst! Im Vergleich zu ihr kam Mateo sich noch erbärmlicher vor. Was machte er bloß hier in diesem Squad bei diesen Leuten?
»Sie ist ein Tier im Kampf, nicht wahr?«
Mateo schreckte zusammen. Sein Gesicht wurde heiß, als er Nioba erkannte. Rasch ließ er den Spiegel und das Tuch sinken. Er wollte in ihrer Gegenwart nicht wie eine Memme in seinem Gesicht herumwischen.
Sie setzte sich auch auf den Boden und lehnte sich neben ihm an den Reifen. Die Unterarme legte sie lässig auf ihren Knien ab. Sie betrachtete ihn kurz von der Seite, bevor ihr Blick zu Skeech hinüberglitt, die sich vor Lachen krümmte. Duval hielt inne, presste die Lippen zusammen, und erst als Skeech sich aufrichtete, hantierte er weiter. Anscheinend traute er sich nicht, sie zurechtzuweisen. Mateo fühlte sich abgestoßen von dieser Frau. Er fand sie zu laut, zu überspannt, zu …
»Angriffslustig«, vollendete er seinen Gedanken murmelnd.
»Oh ja, das ist sie«, bestätigte Nioba. »Sie ist wie einer dieser Arenahunde, weißt du? Die bis zum letzten Atemzug kämpfen.«
Mateo nickte. Bluthundekämpfe gab es oft in der Dreckdiggersiedlung und … Niobas Augen sind geformt wie Mandeln, aber die Farbe ist so blau wie diese Edelsteine aus Neu-Babel. Himmelssteine. Wertvoll wie nichts anderes. Und das inmitten von heller Bronze, ihre Haut sieht fast aus wie diese goldene Bronze von den Figuren aus der Alten Zeit, so schön und …
»Hast du ihr ins Gesicht gesehen, als sie uns befohlen hat, in Deckung zu gehen?«, fuhr sie fort und Mateo kehrte aus seinen Gedanken zurück.
»Ins Gesicht gesehen?«, murmelte er und fühlte sich ertappt.
»Ja, Skeech ist es schwergefallen, sich zu uns umzudrehen, sich für uns auch nur einen Atemzug lang vom Töten abzuwenden, so versessen ist sie darauf. Verrückt, oder nicht?«
Niobas Mundwinkel zogen sich nach oben, ihre Lippen formten ein elegantes, flaches »U«, und Mateo konnte nicht anders als zurückzulächeln. Es war ein seltsames Gefühl, denn er lächelte nur selten. Schnell wandte er sich ab, wischte sich mit der Hand über das glühende Gesicht. Dabei riss er sich versehentlich etwas verschorfte Haut auf. Scharf zog er die Luft zwischen den Zähnen ein. Ein heißes Rinnsal lief an seiner Wange hinab.
»Du musst damit aufpassen, Mateo. Solche Verletzungen können sich leicht entzünden. Gib mal her.«
Mateo reichte ihr das Tuch. Die sanfte Berührung ihrer Finger traf ihn unvorbereitet. Er fühlte sich wie unter Strom. In den Dreckdiggersiedlungen gab es deutlich weniger Frauen als Männer, und schon gar nicht solche hübschen. Viele wanderten hinauf ins Gebirge und arbeiteten als Bergbäuerinnen für Händler aus Neu-Babel, weil es ihnen bei den Diggern zu gefährlich war.
Nun kam er sich wie ein Idiot vor, weil er aus Verlegenheit aufgehört hatte, seine Wunden zu versorgen, und sie das übernahm. Der Blick in ihr zartes Gesicht, in dem keinerlei Häme lag, beruhigte ihn jedoch. Sein Herz pochte fest gegen die Rippen wie ein Tier, das von ihr aus seinem Käfig geholt werden wollte.
»Man kann über Skeech denken, was man will, und man muss sie ganz sicher nicht mögen. Aber es ist gut, sie im Sicherheitsteam zu haben«, sagte Nioba und betrachtete stirnrunzelnd die Abschürfungen an seiner Wange, untersuchte sie auf Sandkörner. »Sie kennt keine Angst. Sie setzt oft ihr Leben für den Squad aufs Spiel, sei es gegen Warane oder gegen andere Digger, auf die wir manchmal in den Historys treffen. Oder eben gegen Plünderer.«
Sie begann, vorsichtig, aber energisch über die Risse und Schrunden zu wischen. Automatisch entzog Mateo ihr den Kopf. Sie fasste ihn an der unversehrten Wange. »Halt still, dann haben wir’s gleich.«
Dieses Mal rührte sich Mateo keinen Millimeter, erstarrte regelrecht unter ihrer Berührung. Sie beugte sich zu ihm, um besser sehen zu können. Er fühlte ihren Atem am Hals, roch ihren Schweiß, weiblich, mild – berauschend. Sein Blick glitt zu ihren nackten Unterarmen. Ihre hellbronzene Haut sah zart aus.
»Wa…« Er unterbrach sich, weil er trocken schlucken musste. »Warum tust du das?«, krächzte er im zweiten Anlauf. Er wollte ihr sein Gesicht zuwenden, aber sie hielt ihn am Kinn fest.
»Stillhalten.« Sie wischte noch immer in seiner offenen Haut herum, doch er nahm den Schmerz kaum wahr.
»Du hast ausgesehen, als ob du Hilfe brauchen könntest, darum. Wir sind hier ein Team, und im Team sollte man sich gegenseitig helfen, oder nicht?«
Mateo schwieg, dachte darüber nach. »Aber ich bin bloß der Neue«, sagte er schließlich.
»Du gehörst zum Team.« Sie tupfte ein letztes Mal seine Wange ab. »So. Fertig.« Sie zog den Kopf zurück.
Mateo warf Nioba einen flüchtigen Blick zu, betrachtete dann schnell wieder den sandigen Boden. »Wieso habt ihr mich aufgenommen?«
»Das weißt du nicht?« Sie klang ehrlich überrascht.
Mateo schüttelte den Kopf.
»Weil wir deinen Vorgänger den Blutsonnenkillern überlassen haben, ganz einfach«, sagte eine abfällige Frauenstimme von der Seite.
»Verdammt noch mal, Skeech.« Nioba erhob sich mit dem blutigen Tuch und klopfte mit der freien Hand den Staub von ihrer Hose. »Musst du ihn verunsichern?«
Skeech grinste Nioba an. Dabei sah Mateo, dass ihr einer der oberen Eckzähne fehlte. »Willst du jetzt auch noch für den Neuen Mama spielen? Reicht dir unsere Ratte nicht mehr?«
Nioba verzog den Mund und brachte Duval das benutzte Tuch zurück, der es in der Tasche verstaute und sich anschließend wieder Raftys blutiger Zunge widmete. Wie ein Kind streckte Rafty sie weit heraus. Ein Kind – das war er auch fast noch. Er war erst siebzehn, der Jüngste im Squad. Außerdem war er ständig von rastloser Unruhe erfüllt. Mit der vorspringenden Nase und dem fliehenden Kinn wirkte er wirklich wie eine Ratte, die der Gruppe zwischen den Beinen herumwuselte, vermutlich nannte Skeech in deshalb so.
»Ist noch in einem Stück«, verkündete Duval. »Schieb sie nicht immer zwischen den Zähnen raus, wenn du angespannt bist. Du wirst sie dir noch abbeißen bei solchen Fahrten.« Er nickte dem Jungen zu und wandte sich ab. Rafty spuckte einen roten Schleimbatzen in den Sand, kratzte sich verlegen am Hinterkopf und schwang sich auf die Ladefläche des Trucks, wo er begann, die Blutlache wegzuputzen.
Nioba kehrte zu Mateo zurück. »Wir wollen weder Warane noch Sandkriecher ködern, alles Blutige verstaut Duval«, erklärte sie leichthin. »Na, das Tuch«, fügte sie an, als er sie verwirrt ansah.
Er stand ebenfalls auf. »Hey, hör mal …« Meinte Skeech das ernst?, wollte er fragen, doch da glitt ihr freundlicher Blick über seine Schulter hinweg, und etwas anderes mischte sich hinein. Unsicherheit? Aufregung? Freude? Er hörte Schritte und drehte sich um.
Es war Sander mit seinem kahlrasierten Schädel und den muskulösen Oberarmen. In der Hand hielt er ein Weitsichtgerät. Zielstrebig ging er zur Vorderseite des Trucks. Als er an ihm vorbeikam, bemerkte Mateo, wie klein der Sicherheitschef eigentlich war – er selbst war mindestens einen ganzen Kopf größer – dennoch hätte er ohne zu zögern seinen Anteil von diesem Job darauf verwettet, dass dieser Kerl in einem Digger-Ringkampf sogar gegen Büffel gewinnen würde. Nicht wegen Kraft oder Kampferfahrung, sondern wegen dieser toten Augen. Sie waren von einem derartig tiefen Braun, dass man die Pupillen in ihnen kaum erkennen konnte. Dahinter gab es nur … Dunkelheit.
»Was ist los?«, fragte Nioba in Sanders Richtung. Sie schloss zu ihm auf, doch er ignorierte sie. Er begab sich direkt zu Squadführer Benson, der im Schatten der Fahrerkabine stand und das Infopad studierte, das er schon bei Mateos Rekrutierung vor sich gehabt hatte. Mateo vermutete, dass sich darin alle wichtigen Missionsdaten und vielleicht sogar ein Fundortverzeichnis von History-Stätten befanden. Er hatte solche Geräte auch bei anderen Diggersquad-Anführern gesehen.
Sander sagte etwas zu Benson, der das Pad sinken ließ und nickte. »Aufbruch!«, rief der Squadführer in die Runde.
Nioba versuchte noch einmal, mit Sander zu sprechen, doch dieser zog sich, ohne sie eines Blickes zu würdigen, in die Fahrerkabine hinauf. Nioba ließ die Schultern hängen.
»Tja, unser Squadschätzchen blitzt bei ihm ab, wie findest du das?«, riss Skeechs Stimme Mateo aus den Beobachtungen. »Und dabei gibt sie sich sooo eine Mühe.«
Skeech hatte sich ihm lautlos genähert, jetzt stand sie viel zu dicht hinter ihm und funkelte ihn prüfend an. Unwillkürlich wich er ein Stück vor ihrem Schlägergesicht zurück, in dem Nase und Wangenknochen schon mindestens einmal gebrochen gewesen sein mussten. Sie grinste hämisch, ließ ihn stehen und überwand die Entfernung zum Truck in drei schnellen Schritten. Mit einem Satz hechtete sie auf die Ladefläche, wobei ihr die Verletzung nicht anzumerken war. Büffel stand bereits oben und reichte Duval die Hand, um ihm raufzuhelfen. Auch Mateo winkte er heran.
»Mach schon, Sander hat’s eilig.«
Mateo ging zum Truck und ergriff widerwillig Büffels Pranke.
Die Fahrertür knallte hinter Rafty zu, die Beifahrertür hinter Benson, dann startete das Heulen des Motors und der Truck setzte sich knirschend und schaukelnd in Bewegung.
Mateo kauerte auf der Bank und bemühte sich, die nur notdürftig gereinigte Ladefläche zu ignorieren. Der schmierige, rotbraune Überzug, der bis in jede Bodenritze geflossen sein musste und in der Hitze gerann, erinnerte ihn erneut an die Bluthundkampfplätze zu Hause. Der Sandboden dort war permanent schlickig und schwarz vom Blut der Tiere. Dazu stank er genauso, wie die Ladefläche jetzt stank. Schon beim Raufklettern war der dicke, metallisch-klebrige Geruch in seine Nase gequollen und hatte sich dort breitgemacht.
Er kommt direkt aus einem fremden Körper. Das war es, was sich Mateo aufdrängte, wann immer er diesen typischen, viel zu intimen Gestank von Blut roch. Mateo spürte ein leichtes Rumoren in der Magengrube. Jetzt kotzen, klar. Läuft super. ’Tschuldigt, Leute, aber der Gedanke, dass der Gestank von Skeechs Blut durch meine Nase in meinen Körper kriecht, holt das Letzte aus mir raus, versteht ihr doch, oder? Sonst ist alles in Reihe bei mir.
Mateo beugte sich vor, schlang die Arme um den Bauch, schluckte die plötzliche Speichelflut hinunter. Verdammt, nicht vor den anderen! Nicht vor Nioba!
In diesem Moment drang Sanders Ruf aus dem Führerhaus. »Da!« Das Fahrzeug wurde langsamer, das Schaukeln und Holpern endete.
Die Übelkeit ließ nach, Mateo atmete auf. Er sah nach draußen und stellte verwundert fest, dass sie ein Stück in die Richtung zurückgefahren waren, aus der sie gekommen waren.
Der Truck hatte kaum gehalten, da schwenkte die Beifahrertür quietschend auf und Sander sprang heraus. Mit einer seltsamen, wuchtigen Handfeuerwaffe marschierte er auf einen Toten zu, der auf dem harten Sandboden in der prallen Sonne lag. Mateo erkannte eine Kriechspur zwischen dem Körper und einem rauchenden Trümmerfeld in einiger Entfernung. Ein zerfetztes, knochenbleiches Segel mit roter Bemalung und verkohlten Rändern flatterte in den Bruchstücken eines zerstörten Buggys. Offenbar hatte einer der Plünderer den Beschuss zunächst überlebt, war vielleicht durch eine Kugel aus Büffels oder Skeechs Schnellfeuergewehr aus dem Fahrzeug gerissen worden, kurz bevor Sanders Explosivgeschoss es getroffen hatte, und war dann noch mehrere hundert Meter weit gekrochen. Mateo erspähte einen Felsen in der Nähe. Vermutlich hatte er dort Schatten gesucht, es aber nicht mehr geschafft. Okay, also wollte Sander die Plünderer untersuchen. Ergab Sinn.
Der Leichnam trug eine sandfarbene Hose und Tunika, fleckig, blutbesprenkelt, mit allerlei Hosentaschen, Waffen- und Messerschlaufen an den Armen und Beinen, dazu Munitionsgurte um Oberkörper und Taille; die Füße steckten in knöchelhohen Stiefeln mit grobstolligen Sohlen. Am auffälligsten fand Mateo die Haare, denn ihr Schnitt ähnelte dem von Büffel. Rasierter Schädel, bis auf einen kurz geschnittenen Haarstreifen von vorn nach hinten, mit dem Unterschied, dass Büffels schwarz war, der des Mannes aber rot gefärbt aussah.
Als der Sicherheitschef vor dem Toten stehenblieb und ihm in die Seite trat, krümmte der sich lautlos wie ein verendender Wurm. Der Mann lebte!
Sander richtete die Waffe auf den Fremden, der schwerfällig die Hand vor das Gesicht hob, wie um sich zu schützen. Mateo begriff. Das hier wurde eine Exekution, nichts weiter!
»Nein!«, platzte es aus ihm heraus. Er sprang auf. »Er ist doch schon fast tot!«
Sander hielt tatsächlich inne und wandte sich zu ihm um. Mateo ohrfeigte sich innerlich sofort. Wie dumm war er eigentlich, jemanden wie Sander aufhalten zu wollen? Der Blick des Sicherheitschefs ruhte nur kurz auf ihm, nicht länger als eine oder zwei Sekunden, doch Mateo kam es so vor, als geschähe in dieser Zeit etwas zwischen ihnen. Etwas, was ihn wie mit einem unheilvollen Band an diesen Mann mit den toten Augen kettete. Der Eindruck war nur flüchtig, doch ihm war sofort klar, dass er einen Fehler begangen hatte. Er kannte solche Dinge aus der Diggersiedlung. Er hatte etwas in diesem Mann auf sich aufmerksam gemacht, was ihn zuvor übersehen hatte, etwas Dunkles. Jetzt hatte es ihn gesehen. Und das war unumkehrbar.
Schnell setzte sich Mateo wieder hin, und Sander wandte sich erneut dem Verletzten zu, dessen Brustkorb sich hektisch hob und senkte. Der hochgereckte Arm zitterte. Der Mann hatte realisiert, dass sein Leben zu Ende war.
Sander drückte ab. Es gab jedoch keinen Knall, sondern ein eigenartiges Klickern. Mateo konnte nicht erkennen, was geschah, aber der Verletzte begann zu wimmern.
Im nächsten Moment wurde Mateo an der Schulter angestoßen. Es war Skeech, schon wieder Skeech. Sie beugte sich zu ihm herab. Ihr Mund war direkt neben seinem Ohr. »Schau genau hin, Kleiner!«, raunte sie.
Mateo beugte sich von ihr weg, so weit er konnte. Sie packte sein Kinn und drehte es grob zu Sander und dem Verletzten, dessen Kleidung an verschiedenen Stellen zu qualmen begann.
»Schau hin! Siehst du das? Komprimierte Mikrowellen. Erhitzen erst die Haut, dann das Fleisch. Pass auf, die Auxilium-Schwefel-Energiezelle hat Power. Jetzt!«
Mateo wollte sein Kinn aus ihrem Griff befreien, aber sie hielt ihn fest wie in einem Schraubstock. Sie atmete schneller.
Macht sie das etwa geil? Er schauderte.
Das Wimmern des Verletzten schraubte sich unvermittelt in die Höhe. Flammen platzten aus seiner Kleidung und aus seinen Haaren. Er brüllte, bäumte sich auf.