So behalten Sie Ihren Job E-Book

Jörg Knoblauch

• Herausgeber: Campus Verlag
• Kategorie: Ratgeber
• Sprache: Deutsch
• Veröffentlichungsjahr: 2009

Seitenzahl: 218

Beschreibung

Die Wirtschaftskrise wird sich massiv auf den Arbeitsmarkt auswirken: Schon jetzt werden Aufträge gestrichen und Kurzarbeit eingeführt. Im Laufe des Jahres könnte die Arbeitslosenzahl auf über vier Millionen steigen! Wer nicht dazugehören will, tut gut daran, seinem Chef zu zeigen, wie unentbehrlich er in seinem Job ist und wie er Tag für Tag Geld für das Unternehmen verdient: • Indem er von sich aus nach innovativen Produkten und neuen Absatzwegen sucht. • Indem er Abläufe und Produktionsverfahren so verbessert, dass es weniger kostet und besser läuft. • Indem er pragmatisch Lösungen präsentiert, wenn es brennt.

Leseprobe

Jörg Knoblauch

So behalten Sie Ihren Job

Wie Sie Ihren Arbeitsplatz langfristig sichern

Illustrationen von Werner Tiki Küstenmacher

www.campus.de

Information zum Buch

Die Wirtschaftskrise wird sich massiv auf den Arbeitsmarkt auswirken: Schon jetzt werden Aufträge gestrichen und Kurzarbeit eingeführt. Im Laufe des Jahres könnte die Arbeitslosenzahl auf über vier Millionen steigen! Wer nicht dazugehören will, tut gut daran, seinem Chef zu zeigen, wie unentbehrlich er in seinem Job ist und wie er Tag für Tag Geld für das Unternehmen verdient:

Indem er von sich aus nach innovativen Produkten und neuen Absatzwegen sucht.Indem er Abläufe und Produktionsverfahren so verbessert, dass es weniger kostet und besser läuft.Indem er pragmatisch Lösungen präsentiert, wenn es brennt.

Informationen zum Autor

Als geschäftsführender Gesellschafter mehrerer erfolgreicher mittelständischer Firmen, u. a. der tempus GmbH, weiß Professor Jörg Knoblauch ganz genau, worauf Chefs in schwierigen Zeiten besonders achten und wie Mitarbeiter sich gerade in der Krise unentbehrlich machen. Er hat bereits mehrere Bestseller veröffentlicht, seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt.

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Copyright © 2009. Campus Verlag GmbH

Besuchen Sie uns im Internet: www.campus.de

ISBN der Printausgabe: 978-3-593-39007-9

E-Book ISBN: 978-3-593-40725-8

|9|Die Ausgangssituation: Mein Arbeitsplatz wackelt. Umdenken in kritischen Zeiten

Zunächst einmal möchte ich Ihnen gratulieren: Sie haben einen Job – und im besten Fall einen, der Ihnen Spaß macht und Erfüllung bringt. Vielleicht haben Sie sich in den letzten Jahren um Ihre berufliche Zukunft wenig Gedanken machen müssen, weil alles so gut lief. Und mit ein wenig Geduld und Zähneknirschen haben Sie auch die diversen Probleme gemeistert, die der sich verändernde Arbeitsmarkt so mit sich brachte: »Länger arbeiten? Okay. Weniger verdienen? Wenn’s denn sein muss. Kein Kündigungsschutz? Da kann man nix machen. Betriebsrente weg? Zur Not auch das. Urlaubsgeld gestrichen? Balkonien ist doch auch ganz schön. Versetzung an einen anderen Ort? Geben Sie mir nur kurz Zeit zum Packen. Arbeiten trotz Krankheit? Klar, ich will doch meinen Job nicht verlieren!« – Erkennen Sie sich wieder?

Die Lage der Arbeitnehmer hat sich sukzessive verschlechtert. Wir haben offensichtlich Strukturen geschaffen, die wir uns jetzt nicht mehr leisten können. Umso härter treffen uns die Einschränkungen, die wir heute in Kauf nehmen müssen, damit wir konkurrenzfähig bleiben. Dabei macht uns insbesondere die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins billigere Ausland zu schaffen. Der durchschnittliche Stundenlohn in Deutschland liegt bei 30 Euro (inklusive Sozialleistungen sogar bei etwa 50 Euro), der in China bei 50 Cent. Nicht anders verhält es sich bei unseren mitteleuropäischen Nachbarn, die zunehmend Jobs in Billiglohnländer verlagern. Doch auch dort, wo nicht verlagert wird, baut man Stellen ab. Wir haben den Wandel von der »Old Economy« zur »New Economy« live miterlebt. Früher, |10|in der »alten« Wirtschaftsordnung, brauchte man viele Menschen mit durchschnittlichen Qualifikationen. Heute werden bei uns vorwiegend Fachleute gesucht, einfache Tätigkeiten wandern in Billiglohnländer ab, und hoch qualifizierte Akademiker verdrängen nicht selten die klassischen Sachbearbeiter. Täglich verlieren wir in Deutschland 1000 Arbeitsplätze. Aber das war vor der Krise – mittlerweile sind es sogar 5000 am Tag.

Die weltweite Wirtschaftskrise hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, wie wir es seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt haben, und lässt die eingangs erwähnten Probleme wie die sprichwörtlichen »Peanuts« wirken. Branchenriesen wackeln, grundsolide Unternehmen setzen Kurzarbeit an, Vorstände werden flugs ausgetauscht, Massenentlassungen drohen und im Grunde kann keiner mehr behaupten, sein Job sei sicher – weder der Topmanager noch der Arbeiter am Band. Im aufschwungsverwöhnten Deutschland rechnet man mit einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosenzahlen, und auch in der Schweiz und Österreich wird eine ähnliche Entwicklung prognostiziert. Wir befinden uns mitten in der Rezession – das Einzige, was weiter wächst, ist die Angst der Menschen um ihren Job.

So behalten Sie Ihren Job – das ist der Titel dieses Buches und der Grund, warum Sie es gekauft haben. Sie erwarten praxisorientierte Strategien, die Ihnen dabei helfen, Ihren Arbeitsplatz zu sichern. Und Sie bekommen diese Strategien aus erster Hand. Seit über 30 Jahren nehme ich als Unternehmer und Geschäftsführer Personalverantwortung wahr – ich wähle Mitarbeiter aus, stelle sie ein, begleite, fördere und bewerte sie, und manchmal musste auch ich einem Mitarbeiter sagen, dass in unserem Unternehmen kein Platz mehr für ihn ist. Das sollte Ihnen nicht passieren.

Höchste Zeit für ein Umdenken

Kennen Sie die folgende Geschichte? Zwei Wanderer stehen plötzlich einem gewaltigen Bären gegenüber. Der eine Wanderer fällt auf |11|die Knie, schreit um Hilfe und fängt an, bitterlich zu weinen: »Der Bär ist schneller als wir und wird uns fressen, wir sind verloren!« In Windeseile reißt sich der andere die Stiefel von den Füßen, holt seine Turnschuhe aus dem Rucksack und zieht sie an. »Was soll das denn?«, fragt sein Begleiter. »Du kannst doch auch mit Turnschuhen nicht schneller laufen als der Bär.« – »Was geht mich der Bär an? Hauptsache, ich bin schneller als du!«

Was sagt uns das? Sie können den Arbeitsplatzabbau nicht aufhalten. Die Krise am Arbeitsmarkt wird in den nächsten Jahren fortwirken, da sind sich die Experten einig. Aber Sie können dafür sorgen, dass Sie zu den Menschen gehören, die davon nicht betroffen sind. Es geht dabei nicht um Mobbing oder andere unfaire Taktiken. Es geht ganz einfach darum, sich Schritt für Schritt zu einem Mitarbeiter zu entwickeln, der zum Juwel des Unternehmens und damit unentbehrlich wird.

Um im 21. Jahrhundert auch in krisengeschüttelten Zeiten am Arbeitsmarkt bestehen zu können, benötigen Sie als Arbeitskraft nicht kopierbare Eigenschaften. Und die wichtigste dieser nicht kopierbaren Eigenschaften sind Sie selbst. Sie können die Geschäftsbeziehung mit Ihren Kunden positiv prägen. Das Logo auf dem Firmengebäude kann das nicht.

Mein Buch ist eine Anleitung, wie Sie sich als Mitarbeiter erfolgreich aus der Masse hervortun und für Ihren Chef unentbehrlich werden. Dies geschieht in sieben Schritten:

|12|

Schritt 1: Komfortzone verlassen Hier geht es Ihrem inneren Schweinehund an den Kragen. Mit einer neuen Einstellung brechen Sie auf in Richtung Arbeitsplatzsicherung und beruflicher Erfolg.

Schritt 2: Den Chef verstehen Umdenken ist angesagt! Lernen Sie, Ihre Arbeit einmal aus der Sicht Ihres Chefs zu betrachten. Welche Erwartungen hat er? Womit könnten Sie ihn positiv verblüffen? Wie erreichen Sie, dass er Ihren Wert für das Unternehmen sieht und honoriert?

Schritt 3: Stärken identifizieren Erfahren Sie mithilfe des persolog® Persönlichkeits-Profils D-I-S-G mehr über Ihre Persönlichkeit. Entdecken Sie außerdem Ihre Interessen und Stärken und werden Sie sich Ihrer Werte und Ihrer Wünsche bewusst. Schaffen Sie so die Basis für Ihre Jobsicherheit.

Schritt 4: Jobsituation analysieren Wie sieht es aus in Ihrem Job? Können Sie sich richtig einbringen? Gibt es Entwicklungsmöglichkeiten, die Sie bisher noch nicht gesehen haben? Mit einigen Tests können Sie hier Licht in die Angelegenheit bringen.

Schritt 5: Ziele setzen Lernen Sie, wie man Ziele richtig setzt, entwickeln Sie eine Vision, die Sie antreibt, und formulieren Sie konkrete Ziele, die Sie Schritt für Schritt Ihrem Traum – dem sicheren und vielversprechenden Arbeitsplatz – näher bringen.

Schritt 6: Selbst-PR praktizieren Gut sein bringt nichts, wenn keiner etwas davon merkt. Hier entwickeln Sie eine Strategie, mit der Sie sich richtig vermarkten.

|13|Schritt 7: Beziehungen knüpfen Wer alleine versucht, sich durchzuboxen, hat es schwer. Auf dem Weg zu einem sicheren Arbeitsplatz spielen Kontakte und Beziehungen eine wichtige Rolle. Lernen Sie, wie Sie ein Netzwerk aufbauen und wer Sie außerdem professionell bei Ihrem beruflichen Erfolg unterstützt.

Wenn Sie sich intensiv mit den sieben Jobsicherungsstrategien befassen, wird es, über die Analyse Ihrer Jobsituation hinaus, auch darum gehen, wo Sie sich in einem, in fünf oder in zehn Jahren sehen. Sie werden sich mit Ihrer Jobvision, Ihren Fernzielen und auch mit einem Bild von Ihrem »Traumjob« beschäftigen. Auch wenn die angespannte wirtschaftliche Situation Ihnen Angst macht und Sie vielleicht sogar um Ihren Job bangen, sollten Sie darüber nicht vergessen, dass auch Träume wichtig bleiben und sie ein wichtiger Motor für die berufliche Entwicklung sind. Nehmen Sie sich also unbedingt die Zeit, sich damit zu beschäftigen – im besten Fall ist der Job, den Sie haben, der ideale Job für Sie. Und wenn das (noch) nicht so ist, können Sie viel dafür tun, dieses Ziel zu erreichen.

Sie haben es sicher schon gemerkt: Die nächsten Wochen und Monate werden für Sie nicht einfach. Es geht mir in diesem Buch nicht um schnelle Rezepte – die kann es angesichts der Probleme am Arbeitsmarkt auch gar nicht geben. Die Umsetzung der sieben Jobsicherungsstrategien wird Ihnen viel abverlangen, aber am Ende werden Sie sagen: »Wow, ich bin das Juwel meines Betriebes, mein Arbeitsplatz wackelt nicht mehr!« Also: Legen wir los!

Jörg Knoblauch 

Giengen, im August 2009

|15|Schritt 1: Komfortzone verlassen. Überwinden Sie den inneren Schweinehund

Man kann die Welt oder sich selbst ändern.

Das Zweite ist schwieriger.

Mark Twain

Einführung: Mark Twain kannte ihn offensichtlich auch schon – den inneren Schweinehund. Er begleitet Sie und mich durchs Leben und wird immer dann putzmunter, wenn wir etwas ändern wollen. Anstrengungen sind ihm ein Gräuel, und so versorgt er uns listig mit guten Ausreden. Pech nur, dass Sie als Sklave Ihres Schweinehundes kaum zum unentbehrlichen Mitarbeiter werden. Wenn Sie für Ihr Unternehmen, für Ihren Chef zum »Juwel« werden wollen, müssen Sie raus aus Ihrer Komfortzone. Die prekäre Situation auf dem Arbeitsmarkt sollte Ihnen ein zusätzlicher Anreiz sein, aus Ihrem Trott zu erwachen. Also: Bewegung ist angesagt – das ist die schlechte Nachricht. Die gute: Wenn Sie das richtig anstellen, wird es Ihnen sogar Spaß machen. Warum? Wer sich weiterentwickelt, an sich arbeitet, kurz: sich in seine persönliche Wachstumszone aufmacht, bringt mehr »Flow« in sein Leben. Flow ist jene tiefe Befriedigung, die entsteht, wenn Anforderungen und Kompetenzen perfekt zueinander passen und wir in einer Aufgabe völlig aufgehen. Mal ehrlich: Wie viel Flow erleben Sie zurzeit?

Bequemes Mittelmaß: Leben in der Komfortzone

Vor einigen Jahren hatte ich das Privileg, dem Weltbestsellerautor Bruce Wilkinson zu begegnen. Er hat das Buch Das Gebet des Jabez |16|geschrieben, das inzwischen in viele Sprachen übersetzt wurde. Kern des Buches ist ein Gebet aus dem Alten Testament (Erstes Buch der Chronik, 4,10), in dem es heißt:

Segne mich und erweitere mein Gebiet! Steh mir bei und halte Unglück und Schmerz von mir fern! Diese Bitte hatte Gott erhört.

Millionen Menschen sprechen dieses Gebet täglich. Am Tag unserer Begegnung kam Wilkinson aus einer Pressekonferenz, auf der ihn 30 Journalisten mit Fragen bestürmt hatten: »Herr Wilkinson, wie lebt man diesen Aufbruch? Wie erreicht man diese größere Dimension? Wie übernimmt man Weltverantwortung?« Und so weiter … Als die letzten Fragen gestellt und alle Fotos geschossen waren, wandte Wilkinson sich seinerseits an die anwesenden Pressevertreter: »Was halten Sie davon, wenn ich jetzt zum Abschluss dieses Gebet mit Ihnen spreche und wir gemeinsam Gott um diesen neuen Wirkungshorizont bitten?« Nun geschah das Unglaubliche: Eine ganze Reihe von Journalisten meldete sich zu Wort, und jeder hatte Einwände: »Bitte nicht, Herr Wilkinson, nicht mit mir!« Wilkinson war verblüfft: »Warum denn nicht?« – »Ich habe gerade ein Haus gebaut und möchte das erst einmal genießen.« »Ich habe eben eine Familie gegründet und bin noch nicht bereit für irgendwelche Veränderungen.« »Nun, ich habe mich sehr gut in meinem Leben eingerichtet, bitte bringen Sie mir nichts durcheinander.«

Vielleicht werden Sie einwenden, dass auch Sie in Ihrer derzeitigen |17|Situation keinen Wechsel wollen, sondern im Gegenteil Ihren Job sichern möchten. Ich kann Ihnen nur raten, gerade deswegen Ihre Trägheit zu überwinden. Ein Chef, der die schwere Entscheidung treffen muss, von welchen Mitarbeitern sich die Firma trennt, wird im Zweifelsfall gerne jenen Mitarbeiter behalten wollen, der sich beweglich, motiviert und karriereorientiert zeigt. Selbst beruflich sehr erfolgreiche Menschen haben sich oft in einer Komfortzone eingerichtet, aus der es kaum noch ein Entrinnen gibt. Wenn der Urlaub das Einzige ist, das Sie planen, dann wissen Sie, dass Sie sich in einer ähnlichen Lage befinden.

Die Macht der Bequemlichkeit

Erfolgreichen Menschen zu applaudieren ist eine Sache; sich selbst auf den Weg zu machen, um Ähnliches zu erreichen, eine ganz andere. Lassen Sie mich eine Situation in einem eher privaten Rahmen schildern, die mir das drastisch vor Augen führte: Ich bin eher introvertiert, kein Partytyp. Große Feste und Bierzelte liegen mir nicht. Trotzdem: Wenn sich mein Abschlussjahrgang trifft, dann setze ich alles daran, um diesen Termin möglich zu machen. Schließlich war ich immer ein schlechter Schüler und habe es trotzdem geschafft. Da tut es gut, sich an die alten Zeiten zu erinnern. Bei einem dieser Treffen kam plötzlich die Diskussion auf mich und meinen Werdegang. Einer aus der Runde sagte: »Du hast es geschafft. Du bist Chef einer Firma, du verdienst mit einem Vortrag in einer Stunde mehr als wir im ganzen Monat.«

Nun weiß ich, woher ich komme, und ich weiß, dass man das durchaus so sehen kann. Ich weiß aber auch, wie der Weg zu einem erfolgreichen Leben aussieht, und bin immer gerne bereit, dieses Wissen zu teilen. Am liebsten hätte ich gesagt: »Jungs, wenn euch das Thema interessiert, dann kann ich euch das in der nächsten halben Stunde gerne einmal vorstellen. Ja, es ist möglich, im Leben voranzukommen. Es ist möglich, ein aufregendes und begeisterndes |18|Leben zu leben.« Aber da ich mir nicht sicher war, ob jemand diese Story hören wollte, sagte ich stattdessen: »Wenn ihr wollt, dann gehe ich jetzt ans Auto; ich habe mein neuestes Buch dabei, das all das erklärt. Es wird nicht für jeden reichen, aber einen kleinen Karton habe ich immer im Kofferraum.« Dafür konnte sich jedoch niemand begeistern. Schließlich sagte einer: »Komm, wir trinken noch mal einen.« Und damit war das Thema vom Tisch. Ist das nicht traurig? Da wird ein kostenloses Erfolgscoaching angeboten, aber einmal mehr ist die Bequemlichkeit der Komfortzone größer als der Wille zum Aufbruch.

So kann sich kein Erfolg einstellen – das zeigt auch dieses einprägsame Bild: Soll eine Tanne gerade wachsen, braucht sie Seitendruck. Nur wenn sie sich gegen Nachbarbäume durchsetzen muss, wächst sie hoch und gerade und liefert einmal gutes Furnierholz. Ist kein Seitendruck vorhanden, dann wird sie breit wie ein Apfelbaum, nur dass sie eben keine Äpfel trägt. Die Moral von der Geschichte: Wer heraus will aus seiner Komfortzone und rein in die Wachstumszone, der wird sich an Seitendruck gewöhnen müssen.

Die Komfortzone

Ein Leben in der Komfortzone ist auf den ersten Blick sehr verführerisch. Hier herrschen Ordnung und Routine. Wir kennen uns aus, wissen, dass wir alle Anforderungen bewältigen können. Das macht uns selbstsicher und stark. Die Kehrseite der Medaille: Wer es sich in seiner Komfortzone allzu gemütlich macht, entwickelt sich nicht weiter. »Wer rastet, der rostet«, sagt treffend ein bekanntes Sprichwort.

Am Arbeitsplatz erkenne ich die Menschen, die sich in diesem Stadium eingerichtet haben, daran, dass sie Routineaufgaben lieben, Herausforderungen aus dem Weg gehen und sich wünschen, dass alles möglichst genau so bleibt, wie es ist. Ganze Entwicklungen gehen an ihnen vorbei, und irgendwann werden sie gar nicht mehr |19|gefragt, wenn es um neue Teams oder neue Projekte geht. Als Chef erinnere ich mich vielleicht erst dann wieder an diesen Mitarbeiter, wenn die Firma in Schwierigkeiten steckt.

Es soll Menschen geben, die im Restaurant keine Speisekarte brauchen, weil sie ohnehin immer Wiener Schnitzel mit Pommes frites bestellen – Komfortzone pur. Nehmen Sie zum Vergleich einen |20|Spitzensportler: Würde der sagen »Ich kenne meinen Körper, ich kenne meine Grenzen und meine Bestzeit; das reicht mir, mehr will ich nicht.«? Nie und nimmer, denn dann wäre er nicht da, wo er heute steht.

|19|

|20|Machen wir uns nichts vor: Das Leben der meisten Menschen spielt sich in ihrer Komfortzone ab. Wenn Sie allerdings erreichen wollen, dass Ihr Stuhl nicht wackelt, ist Ihre Aufgabe eindeutig: Raus aus der Komfortzone!

Die Wachstumszone

Das Bild auf Seite 19 verdeutlicht, was Wachstumszone im Detail bedeutet: Wir sind offen für neue Aufgaben und bereit, dazuzulernen. Wir verlassen gewohnte Pfade und wagen uns auf unerschlossene Wege. Dabei fühlen wir uns nicht immer wohl, aber dafür haben wir die Chance, etwas ganz Neues zu entdecken. Plötzlich spüren wir, dass mehr in uns steckt, als wir bisher vermuteten. Abenteuerlust und absolute Begeisterung lassen uns bisherige Grenzen überschreiten. Das ist auch im aktuellen Job möglich – wer aus der Komfortzone herausschaut, wird oft erstaunt entdecken, was es um ihn herum sonst noch alles an Möglichkeiten gibt. Fällt mir als Chef ein solcher Mitarbeiter auf, weil er sich durch besonderes Engagement, Begeisterungsfähigkeit und Interesse an neuen Aufgaben hervortut, setze |21|ich ihn gedanklich auf die Liste wichtiger Mitarbeiter, die Förderung und Unterstützung verdient haben. Anders verhält es sich mit seinem Kollegen, der es sich immer noch in der Komfortzone bequem macht.

Auch ein erfolgreicher Sportler lotet immer wieder seine Grenzen aus, um Höchstleistungen zu erbringen. Auch er kennt Angst und Unsicherheit: Wird er sein Ziel auch dieses Mal erreichen? Wird er sich womöglich überfordern oder verletzen? Das ist sicher nicht immer angenehm – doch es birgt die Chance, über sich selbst hinauszuwachsen. Gerade in der Unsicherheit der Wachstumszone entdecken Sie Ihr wirkliches Potenzial. Lassen Sie sich daher nicht von vorübergehenden Selbstzweifeln zum Rückzug in die Komfortzone treiben. Denken Sie daran: »Wann immer du verwirrt bist, entwickelt sich gerade etwas Neues.«

Die Panikzone

Nur wenige Menschen haben einen so ausgeprägten Ehrgeiz, dass sie sich permanent überfordern. Sie schießen übers Ziel hinaus und landen in der Panikzone. Was mit Schlafstörungen oder Magenschmerzen beginnt, endet schließlich mit Frust, Burnout oder Depressionen. Auch ein Sportler, der die vorgegebenen Ruhepausen zwischen den Trainingseinheiten nicht einhält, bewirkt statt eines Leistungsaufbaus genau das Gegenteil und fällt zurück. Anders ausgedrückt: Ein Bogen, der immer gespannt ist und niemals entspannt, wird eines Tages brechen.

|22|

In der Komfortzone ist es so gemütlich – aber Erfolgserlebnisse gibt es hier nicht.

Bereits die Entscheidung aufzustehen wird Ihnen die Kraft geben, große Dinge anzupacken und sich in die Wachstumszone zu begeben.

Kaum etwas ist befriedigender – und beflügelnder – als das Gefühl, es geschafft zu haben!

Test: In welcher Zone leben Sie zurzeit?

Sie möchten wissen, in welcher Zone Sie momentan leben – Komfortzone, Wachstumszone oder Panikzone? Machen Sie einfach den folgenden Test. Entscheiden Sie sich bei jeder Aussage für »Trifft zu« oder »Trifft nicht zu«. Prüfen Sie anschließend, wo Sie mehr Treffer als nicht Zutreffendes angekreuzt haben – und denken Sie dann darüber nach, was das für die Sicherheit Ihres Arbeitsplatzes bedeutet.

|23|

|24|

|25|

Service: Sie können den Test auf der Webseite zu diesem Buch (www.sobe haltensieihrenjob.de) kostenlos herunterladen, ausdrucken und ausfüllen!

Raus aus der Komfortzone!

Was hindert Sie daran, Ihr Leben ab sofort selbst in die Hand zu nehmen? Was hält Sie davon ab, die entscheidenden Veränderungen anzupacken, damit Sie Ihre Stärken gezielt einsetzen können? Dafür gibt es gute Gründe: So zu leben erfordert ein Höchstmaß an Entschlossenheit, Sie müssen Ihre Blockaden erkennen und Sie müssen es Ihrem inneren Schweinehund zeigen. Machen Sie sich klar, dass Passivität gerade das Letzte ist, was am Arbeitsmarkt gebraucht wird.

Das A & O: Entschlossenheit

Ein Musterbeispiel für entschlossenes Handeln habe ich bei uns in der Firma erlebt: Es gab dort eine erfahrene Empfangssekretärin – die allerdings nur ganze sechs Stunden bei uns blieb. Sie merkte |26|sofort, dass unser Tempo für sie nicht das Richtige war. Sie sagte uns das und ging. Dass sie das so schnell erkannt und die Konsequenzen daraus gezogen hatte, imponierte mir. Ich bin mir sicher, sie hat anderswo Karriere gemacht.

Die Dame wusste ziemlich genau, was sie wollte. Ihr Vorgehen war von bewundernswerter Zielstrebigkeit. Das können Sie doch auch! Sie haben nicht den Mut dazu, so konsequent zu handeln wie die Sekretärin? Das glaube ich Ihnen nicht, denn Mut ist eine Frage der Einstellung. Wir alle haben Ängste. Mutig zu sein bedeutet nicht, keine Angst zu haben oder sich kopflos ins nächste berufliche Abenteuer zu stürzen. Mutig zu sein bedeutet, zu erkennen, dass es Dinge gibt, die wichtiger sind als Angst und Ungewissheit – und einzuschätzen, wann dieser Mut gefordert ist.

Checkliste: Innere Blockaden erkennen

Häufig hindern uns innere Blockaden, das eigentlich Naheliegende und für uns Beste zu tun. Wer erkennt, was ihn ausbremst, kann solche Hürden leichter überwinden. Nutzen Sie dafür die folgende Checkliste:

|26|

|27|

Service: Sie können die Checkliste auf der Webseite zu diesem Buch (www.sobehaltensieihrenjob.de) kostenlos herunterladen, ausdrucken und ausfüllen!

Je öfter Sie gerade eben ein Kreuzchen gemacht haben, desto gehemmter sind Sie, sich mit der Zukunft zu befassen. Verabschieden Sie sich von solchen Denkblockaden, und loten Sie neue Möglichkeiten aus!

|28|Dem Schweinehund die Zähne ziehen

Peter Drucker, der amerikanische Managementvordenker, hat einmal gesagt: »Das Problem in meinem und im Leben anderer Menschen ist nicht, dass wir nicht wissen, was wir tun sollen, sondern dass wir es nicht tun.« Er beschreibt damit sehr treffend, was der »innere Schweinehund« anrichtet, den jeder von uns mit sich herumschleppt. Sobald wir unsere Komfortzone verlassen wollen, versorgt uns dieses listige Kerlchen unaufgefordert mit Ausflüchten und Entschuldigungen.

Besonders aktiv wird unser ständiger Begleiter, wenn es um Veränderungen im Job geht. Schließlich steht einiges auf dem Spiel, und anders als im Privatleben müssen wir uns hier auch noch mit Chefs und Kollegen auseinandersetzen – von den üblichen Arbeitsbergen ganz zu schweigen. Ein Vorgesetzter wird einen Mitarbeiter, der beständig mit seinem inneren Schweinehund beschäftigt ist und nicht aus seiner Komfortzone herauskommt, eher als »Bremser« einordnen, der nichts Neues wagen will. Typische Ausreden des inneren Schweinehundes sind:

Ich bin heute einfach nicht in Stimmung.

Ich bin zu müde.

Das bringt doch nichts.

Das kann ja gar nicht funktionieren.

Heute ausnahmsweise nicht.

Das schaffe ich sowieso nicht.

Morgen ist auch noch ein Tag.

|29|Dafür habe ich jetzt keine Zeit mehr.

Ein Mal ist kein Mal.

Jetzt ist es eh’ schon egal.

Und was flüstert Ihnen Ihr Schweinehund ein? Notieren Sie die häufigsten beiden Ausreden Ihres störrischen Begleiters:

Ausrede Nr. 1:

Ausrede Nr. 2:

Platzieren Sie einen Zettel mit diesen Ausreden an einem Ort, an dem er Ihnen öfter ins Auge fällt. Wie wäre es mit dem Monitor Ihres PCs, der Kühlschranktür oder dem Badezimmerspiegel? Denn: Gefahr erkannt – Gefahr gebannt!

Regeln für konsequente Veränderungen im Job

Sobald Sie Ihren Lieblingsausreden nicht mehr auf den Leim gehen, stehen Sie schon mit einem Bein in der Wachstumszone. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe bewährter Methoden, die Ihnen helfen, frischen Wind in Ihr Leben zu bringen und Veränderungen tatsächlich anzugehen:

Realistisch planen Stecken Sie Ihre Ziele hoch und herausfordernd, aber nicht unerreichbar. Fangen Sie lieber klein an und steigern Sie sich kontinuierlich. Beispiel: Sie wollen Ihren Chef besser als |30|bisher auf Ihre Erfolge aufmerksam machen. Nehmen Sie sich dabei nicht gleich das größte Kommunikationstalent der Abteilung zum Vorbild. Sich bei Meetings ab sofort mindestens einmal zu Wort zu melden wäre zum Beispiel ein realistisches Ziel.

Sich selbst Termine setzen Viele Menschen sagen: »Ohne Druck kann ich nicht richtig arbeiten.« Wenn es Ihnen ähnlich geht, machen Sie es sich zur Gewohnheit, sich eigene Deadlines zu setzen. Termine lenken den Blick auf die Tätigkeit und schaffen Prioritäten. Die Erfahrung zeigt, dass das Gehirn nach wenigen Wiederholungen nicht mehr zwischen echten und künstlichen Zeitlimits unterscheiden kann. Nutzen Sie diese Methode und aktivieren Sie damit zusätzliche Kräfte.

Es darf auch mal wehtun Heben Sie Ihre selbst gesteckten Grenzen auf. »Es darf auch mal wehtun« sollte Ihre neue Einstellung werden. Wie viele Vorhaben wurden schon aufgegeben, weil Sätze wie »Nach 22 Uhr kann ich sowieso nicht mehr konzentriert arbeiten« oder »Mit Excel bin ich noch nie klargekommen« immer wieder blockierten. Den idealen Zustand, in dem Ihnen eine Aufgabe flott von der Hand geht und gleichzeitig Spaß macht, müssen Sie sich hart erarbeiten! Die Schwelle zur Frustration ist wie ein Muskel trainierbar und legt Ihren inneren Schweinehund an die Kette. Probieren Sie es aus: Sie werden sehen, welche Energien Ihr neuer Grundsatz freisetzt.

3–2–1-Countdown Um mit etwas Neuem zu beginnen, warten wir gerne auf den »richtigen« Zeitpunkt. Und der kommt bekanntlich weder heute noch morgen noch nächste Woche. Um diesen Mechanismus |31|zu durchkreuzen, empfehle ich Ihnen den 3–2–1-Countdown. Definieren Sie selbst einen Zeitpunkt, an dem Sie loslegen werden – egal, wie Sie sich dann gerade fühlen. Indem Sie einen Countdown festlegen, fangen Sie an, Ihre Gedanken zu bündeln, und schlagen der Trägheit ein Schnippchen. Sagen Sie sich: »Wenn es 17 Uhr ist, beginne ich, egal wie ich mich dann fühle.«

Schritte jetzt – Gefühle später Arrangieren Sie sich mit Ihrem inneren Schweinehund. Es macht keinen Sinn, ihn zu ignorieren oder zu bekämpfen. Akzeptieren Sie ihn als den Bestandteil Ihrer Persönlichkeit, der Ihnen unnötige Mühsal ersparen will. Das bedeutet allerdings nicht, dass Sie auf jede seiner Bemerkungen hören müssen. Notieren Sie während Ihrer Tätigkeit einfach alle Einwände Ihres bequemen Begleiters auf einem Blatt Papier und sagen Sie sich: »Danke für den Einwand, ich werde mich später damit befassen!« Damit kontrollieren Sie Ihre Impulsivität und behalten selbst das Heft in der Hand.

Der 15-Minuten-Trick Für »schwere« Tage empfehle ich folgende Technik: Stellen Sie sich einen Wecker auf 15 Minuten und befassen Sie sich mit der Tätigkeit, die Sie ansonsten vor sich herschieben würden. Nach diesen 15 Minuten dürfen Sie eine Pause einlegen. Die Pause sollte allerdings nicht länger als 5 Minuten sein. Beginnen Sie jetzt von Neuem. Falls Ihnen 15 Minuten zu lang sind, fangen Sie einfach mit 5 Minuten an. Auch hier gilt wieder: Weniger ist mehr. Steigern Sie Ihre Leistung kontinuierlich. So bekommen Sie auch ungeliebte Arbeiten vom Tisch.

Unangenehmes angenehm gestalten Nutzen Sie diese Herangehensweise für all die langweiligen Tätigkeiten, um die Sie nicht herumkommen. Viele zählen Routinearbeiten wie Ablage, Erstellen von Monatsübersichten oder Schreiben von Protokollen dazu. Machen Sie einen Sport daraus: Messen Sie die Zeit, die Sie für die Aufgabe brauchen, und nehmen Sie sich vor, diese Zeit das nächste Mal zu unterbieten.

|32|Erfolge feiern – auch kleine! Nichts spornt mehr an als der Erfolg selbst. Feiern Sie deshalb auch die kleinsten Erfolge! Erstellen Sie dazu eine Selbstbelohnungsliste: Was können Sie sich monatlich Gutes tun (Kinobesuch, Essen gehen und so weiter)? Keine falsche Bescheidenheit – Sie haben ein selbst gestecktes Ziel erfolgreich erreicht. Ihr Selbstvertrauen wird wachsen, und mit der Zeit werden Sie sich immer ehrgeizigere Ziele setzen – und auf diese Weise auch langfristig Ihren Job sichern.

Tagesschau