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Diplomarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 2,0, Berufsakademie Sachsen in Breitenbrunn (Sozialpädagogik), Sprache: Deutsch, Abstract: Menschen, die unter einer Demenz leiden, werden heute oft als schwerstbeeinträchtigte, leidende und hilfsbedürftige Personen angesehen, die beschützt werden müssen. Betroffene Familien sehen darin "das große Unglück", die Gesellschaft ein finanzielles Fiasko. Nur selten unterscheidet jemand zwischen den einzelnen Demenzformen oder zwischen den vielfältigen, sehr unterschiedlichen Schwankungsbreiten dieser Erkrankung. "Wer dement ist, kann nichts mehr", ist ein übliches pauschaliertes Vorurteil. Die Demenz wird heutzutage immer noch als rein organische Störung angesehen, "bei der man nichts mehr machen kann". Dabei wirken sich vielfältige Dienstleistungsmöglichkeiten positiv auf die Lebensqualität von Menschen mit Demenz aus. Untersuchungen des Kuratoriums deutsche Altershilfe belegen, dass der Verlauf einer Demenzerkrankung nicht nur von organischen, sondern auch von psychischen und sozialen Faktoren abhängig ist. Doch in Wirklichkeit versucht die Umgebung von Demenzkranken nicht den Verlauf zu begünstigen, sondern tut, einfach gesagt, "alles, damit der Kranke noch kränker wird und seine Behinderungen möglichst rasch fortschreiten". Das Umfeld wird immer starrer, reizloser und unüberschaubarer und es bleibt nicht aus, dass Menschen, die mit ihrer Orientierung und ihrem Selbstbild vermehrte Schwierigkeiten haben, noch einsamer, abhängiger und hilfloser werden, als dies wirklich aufgrund des Beschwerdebildes notwendig wäre. Es bedarf also noch größerer Anstrengungen, damit ein alter Mensch mit einer Demenzerkrankung als Mensch wahrgenommen wird und nicht als Schwerkranker ohne eigenen Willen. Es ist wichtig, den Demenzkranken als Individuum wahrzunehmen und seine Ressourcen zu fördern. Man muss lernen, neue Wege zu gehen. Einen solchen "neuen Weg" soll die folgende Arbeit darstellen, die sich mit speziellen konzeptionellen Rahmenbedingungen für die Betreuung von Demenzkranken beschäftigen soll.
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Sozialarbeit und Demenz-Konzeptionelle Rahmenüberlegungen zur Schaffung eines
vorgelegt von: Mandy Schreiber
geb. am: 20.08.1979
in: Stollberg
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5. STRUKTURELLE ANFORDERUNGEN AN DEN INSTITUTIONELLEN
WOHN- UND LEBENSRAUM VON DEMENZKRANKEN -
MILIEUGESTALTUNG ...............................................................................................54
5.1 Betreuungsmodelle.................................................................................................. 54
5.2 Anforderungen an das architektonische Milieu................................................... 55
5.3 Entwurfsprinzipien für die Gestaltung der Umgebung für Verwirrte ............. 58
SCHLUSSBEMERKUNG...........................................................................................61
ANHANG
Anhang 1: Mini - Mental- Status Test Anhang 2: Therapeutische Prinzipien der Validation Anhang 3: Beispiel für einen Biographieerhebungsbogen Anhang 4: Beispiel für Anregungsmaterial
LITERATURVERZEICHNIS
ERKLÄRUNG
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Vorwort
Das Gedicht von Rainer Maria Rilke beschreibt eigentlich den Übergang vom Sommer zum Winter. Man könnte damit aber genauso das Bewusstsein eines Menschen beschreiben, der an einer Demenz erkrankt ist. Die vertraute Welt des Menschen verschwimmt immer mehr und verschwindet irgendwann ganz. Eine endlose Einsamkeit beginnt.
Fast in meiner gesamten Praxiszeit hatte ich Kontakt zu Demenzkranken. Ich merkte, welche Ansprüche sie an mich als Mitarbeiter stellen. Sie bedürfen einer ganz besonderen Betreuung; einer Betreuung mit viel Geduld und Verständnis.
Jetzt zum Ende des Studiums bekam ich eine andere Sicht auf viele Dinge. Ich merkte, dass für den Umgang mit Demenzkranken mehr da sein muss als nur Geduld und Verständnis. Wissen über die Person des Kranken und auch die Kenntnis über gewisse therapeutische Maßnahmen sind für eine ergebnisreiche Arbeit mit dementen Menschen wichtig.
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Nicht nur mein wachsendes Wissen, sondern vor allem auch die steigenden Krankenzahlen und die damit einhergehenden Probleme, machen die Brisanz dieses Themas deutlich.
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Einleitung
Menschen, die unter einer Demenz leiden , werden heute oft als schwerstbeeinträchtigte, leidende und hilfsbedürftige Personen angesehen, die beschützt werden müssen.
Betroffene Familien sehen darin „das große Unglück“, die Gesellschaft ein finanzielles Fiasko.
Nur selten unterscheidet jemand zwischen den einzelnen Demenzformen oder zwischen den vielfältigen, sehr unterschiedlichen Schwankungsbreiten dieser Erkrankung. „Wer dement ist, kann nichts mehr“, ist ein übliches pauschaliertes Vorurteil. Die Demenz wird heutzutage immer noch als rein organische Störung angesehen, „bei der man nichts mehr machen kann“. Dabei wirken sich vielfältige Dienstleistungsmöglichkeiten positiv auf die Lebensqualität von Menschen mit Demenz aus. Untersuchungen des Kuratoriums deutsche Altershilfe belegen, dass der Verlauf einer Demenzerkrankung nicht nur von organischen, sondern auch von psychischen und sozialen Faktoren abhängig ist.
Doch in Wirklichkeit versucht die Umgebung von Demenzkranken nicht den Verlauf zu begünstigen, sondern tut, einfach gesagt, „alles, damit der Kranke noch kränker wird und seine Behinderungen möglichst rasch fortschreiten“.
Das Umfeld wird immer starrer, reizloser und unüberschaubarer und es bleibt nicht aus, dass Menschen, die mit ihrer Orientierung und ihrem Selbstbild vermehrte Schwierigkeiten haben, noch einsamer, abhängiger und hilfloser werden, als dies wirklich aufgrund des Beschwerdebildes notwendig wäre. Es bedarf also noch größerer Anstrengungen, damit ein alter Mensch mit einer Demenzerkrankung als Mensch wahrgenommen wird und nicht als Schwerkranker ohne eigenen Willen. Es ist wichtig, den Demenzkranken als Individuum wahrzunehmen und seine Ressourcen zu fördern. Man muss lernen, neue Wege zu gehen. Einen solchen „neuen Weg“ soll die folgende Arbeit darstellen, die sich mit speziellen konzeptionellen Rahmenbedingungen für die Betreuung von Demenzkranken beschäftigen soll.
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Der Begriff „Demenz“ stammt aus dem Lateinischen und beinhaltet die beiden Wortteile„de“= wegund„mens“= Geist, VerstandAnhand dieser Begriffsklärung wird schon das wesentliche Merkmal von Demenzerkrankungen deutlich, nämlich den Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit. Es handelt sich bei einer Demenz um eine Syndromdiagnose, das heißt, es lassen sich gleichzeitig bestimmte Symptome beobachten, deren Ursachen unterschiedlicher Art sein können.
Von einer dementiellen Erkrankung spricht man, wenn übergreifend mehrere höhere Hirnfunktionen (Sprache, Handlungsplanung und - ausführung, logisches und abstraktes Denken, Wahrnehmung) gestört sind. Das Leitsymptom ist dabei die Gedächtnisstörung.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert den Begriff „Demenz“ wie folgt: „ ... erworbene globale Beeinträchtigung der höheren Hirnfunktionen, einschließlich des Gedächtnisses, der Fähigkeit, Alltagsprobleme zu lösen, der Ausführung sensomotorischer und sozialer Fertigkeiten, der Sprache und Kommunikation sowie der Kontrolle emotionaler Reaktionen ohne ausgeprägte Bewusstseinstrübung. Meist ist der Prozess progredient, jedoch nicht notwendigerweise irreversibel...“ (Gramm , S.661) Sie wird also nicht unbedingt als irreversibler Endzustand betrachtet, da das Erscheinungsbild, je nach momentaner Situation, durchaus gewissen Schwankungen unterliegen kann und einer therapeutischen Beeinflussbarkeit zugänglich ist. Eine Demenz besteht also demzufolge, wenn „... das Gedächtnis objektiv nachweisbar nachlässt. Die Einschränkung des Gedächtnisses zeigt sich vor allen Dingen beim Erlernen neuer Inhalte. Im späteren Verlauf der Erkrankung zeigt sich jedoch auch das Kurzzeitgedächtnis und die Wiedergabe früher erlernter Informationen beeinträchtigt. Die Bewältigung von Alltagsroutinen kann nicht mehr geleistet werden.“ (Zsolnay-Wildgruber, S.15)
Weiterhin spricht man von Demenz, wenn „... intellektuelle Fähigkeiten objektiv beeinträchtigt sind und sich dies in Störungen des Denkens und der Informationsverarbeitung ausdrückt. Das Ausmaß der