Spartacus: Die Götter und die Toten - Mark Morris - E-Book

Spartacus: Die Götter und die Toten E-Book

Mark Morris

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Beschreibung

Das Haus des Gladiatorenmeisters Quintus Batiatus, das durch Spartacus zu großem Ruhm gelangt ist, droht zu fallen. Der mysteriöse griechische Lanista Hieronymos will die Macht in Capua an sich reißen, protegiert durch den mächtigen Marcus Crassus. Seine Gladiatoren können nahezu jede Schlacht in der Arena für sich entscheiden – sie scheinen unbesiegbar. Batiatus bleibt nur eine Wahl: Er setzt seinen ersten Kämpfer Spartacus auf Hieronymos an. Es beginnt ein blutiges Ringen um die Macht in Capua ...

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ZUM BUCH

Quintus Batiatus ist der erste Gladiatorenmeister in Capua. Für Rom sind die Spiele in der Arena nach wie vor ein ideales Instrument, um die Bevölkerung bei Laune zu halten. Spartacus, ein in Ungnade gefallener ehemaliger thrakischer Heeresführer, ist erster Kämpfer im Hause Batiatus, das er zu großem Ruhm geführt hat. Der skrupellose und redegewandte Batiatus weiß, dass Spartacus für ihn der Schlüssel zur Erreichung politischer Macht sein könnte. Doch das Gleichgewicht in Capua wird erschüttert, das Haus Batiatus droht zu fallen. Der mysteriöse griechische Lanista Hieronymos will die Macht an sich reißen, protegiert durch den mächtigen Marcus Crassus. Seine Gladiatoren können nahezu jede Schlacht in der Arena für sich entscheiden – sie scheinen unbesiegbar. Batiatus bleibt nur eine Wahl: Er setzt seinen mächtigsten Kämpfer Spartacus auf Hieronymos an. Es beginnt ein blutiges Ringen im heißen Sand der Arena …

Die Spartacus-Bücher erzählen neue Geschichten aus dem Universum um die Figuren der erfolgreichen TV-Kultserie: Die Spiele mögen beginnen …

ZUM AUTOR

Mark Morris ist der Verfasser zahlreicher Romane, darunter vier Bücher aus dem Doctor Who-Universum. Darüber hinaus ist er Herausgeber des preisgekrönten Buches Cinema Macabre, in dem namhafte Genregrößen 50 Horror-Filme mit Essays würdigen.

MARK MORRIS

SPARTACUS

DIE GÖTTER

UND DIE TOTEN

ROMAN

Aus dem Englischen

von Martin Ruf

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Die OriginalausgabeSPARTACUS: MORITURI

erschien 2012 bei Titan Books, London

Vollständige deutsche Erstausgabe 05/2013

Copyright © 2012 by Mark MORRIS

Copyright © 2014 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

This translation of Spartacus: Morituri, first published in 2012,

is published by arrangement with Titan Publishing Group Ltd.

Redaktion: Kristof Kurz

Umschlagillustration: Nele Schütz Design

unter Verwendung der Original-Umschlaggestaltung

© SPARTACUS TM & © Starz Entertainment, LLC

Satz: Leingärtner, Nabburg

ePub-ISBN: 978-3-641-12961-3

www.heyne.de

Für Paul Kearney

I

DAS MÄDCHEN WAR SCHÖN, aber nicht schön genug. Batiatus fuchtelte mit dem Fliegenwedel vor seinem Kopf herum und schnitt eine Grimasse angesichts des Gestanks.

»Bei Jupiters Schwanz, Albanus«, murmelte er. »Hätten deine Götter wirklich so viel dagegen, wenn du deine Ware waschen würdest, bevor du sie jemandem anbietest?«

Albanus, ein schmieriger kleiner Syrer mit wachsamen schwarzen Augen, hob träge die Schultern und ließ sie ebenso langsam wieder sinken.

»Ich biete Euch eine Privatvorführung an als besondere Leistung gegenüber einem hochgeschätzten Kunden. Solche Besuche werden in aller Eile vorbereitet. Hätte ich Zeit gehabt, für bessere Düfte zu sorgen, hätte der Wind den Geruch möglicherweise zu weiteren Interessenten getragen.«

Batiatus seufzte. »Wenn die Götter doch nur so schnell wie möglich eine Windbö schicken würden, um den Kotgestank zu vertreiben. Stattdessen hüllen sie mich erbarmungslos damit ein – ganz abgesehen vom Gestank der Ware, die du hier auffährst.«

»Mein einziger Wunsch ist es, dem Haus Batiatus zu dienen, dem edelsten von ganz Capua. Niemand sonst bekommt meine Waren vor der Auktion auf dem Markt zu Gesicht.«

Batiatus stieß ein ungläubiges Grunzen aus. Zu dem nackten Mädchen vor sich sagte er: »Dreh dich um.«

Entsetzt starrte sie zuerst Batiatus und dann Albanus an.

Batiatus warf dem syrischen Sklavenhändler einen vorwurfsvollen Blick zu.

»Spricht sie unsere Sprache so schlecht, dass sie nicht einmal das versteht? Wo kommt sie her?«

»Von fremder Erde. Von einer Insel, die die Griechen Thule nennen, jenseits aller bekannten Länder.«

»Du denkst dir exotische Geschichten aus, um deine bescheidene Ware aufzupolieren, doch die Worte fallen wie Scheiße aus deinem Mund und machen den Gestank nur noch schlimmer.« Batiatus machte eine wegwerfende Geste. »Es ist eine mühsame Aufgabe, den Willen von einer wie der da zu brechen.«

»Aber es ist umso süßer, wenn er dann bricht«, entgegnete Albanus mit einem lüsternen Funkeln in den Augen. »Ihr Blick verrät alles. Sie ist ein Mädchen, noch jung an Jahren, und sie weiß noch nichts über die Welt. Ihre Zähne sind gesund, ihre Haut ist makellos, und ihre Möse ist wie die einer Jungfrau.«

»Meine Frau hat keine Zeit, um Sklavinnen auszubilden und Rohmaterial wie ihr den perfekten Schliff zu geben.« Batiatus fuchtelte abwehrend mit seinem Fliegenwedel hin und her und ging die Reihe der Frauen entlang, die vor ihm standen.

Staub hing in der Luft und funkelte in der sengenden Sonne. Der von Steinmauern umgebene Hof, auf dem sie alle standen, war so heiß, dass man darin fast hätte Brot backen können.

Albanus runzelte die Stirn. Er trat einen Schritt beiseite und gab einem dunkelhaarigen Jungen, der in der Nähe stand, ein Zeichen, indem er mit den Fingern schnippte. Der Junge, dessen mit Öl eingeriebene Haut in der Sonne schimmerte, trat nach vorn. Er hielt einen Tonbecher in den Händen, der bis zum Rand mit einer roten Flüssigkeit gefüllt war.

»Stillt Euren Durst, während Ihr unter der heißen Sonne meine Ware begutachtet, bester Batiatus.«

Batiatus nahm den Becher, trank und verzog das Gesicht. Der Wein war sauer und von schlechter Qualität. Batiatus ließ ihn einen Augenblick lang in seinem Mund kreisen, bevor er ihn ausspuckte. Die Flüssigkeit sah im Sand zu seinen Füßen wie ein Blutfleck aus und erinnerte ihn an die anderen Geschäfte des Tages, von denen noch kein einziges erledigt war und die allesamt seine Aufmerksamkeit beanspruchten.

»Diese Pisse kratzt einem im Hals, und sonst gar nichts. Sie kann mich keineswegs von deinem Versprechen ablenken, dass du mir etwas ganz Besonderes zeigen wolltest.«

Der Syrer legte den Kopf schief wie ein Vogel.

»Batiatus, ich …«

Ein junges Mädchen rannte in den sandbedeckten Hof und kniete vor ihrem Herrn nieder.

»Dominus!«, rief sie. »Weitere Gäste warten ungeduldig darauf, eingelassen zu werden.«

Batiatus hob eine Augenbraue.

»Anscheinend hat das Wort Privatvorführung bei einem so skrupellosen Geschäftemacher wie dir eine ganz eigene Bedeutung, Albanus. Obwohl ich durchaus beeindruckt davon bin, wie viele hochgeschätzte Kunden du hast.«

»Ich bitte den guten Batiatus um Nachsicht gegenüber diesem bedauernswerten Versehen«, sagte Albanus hastig. »Ich muss mich einen kurzen Augenblick entschuldigen, doch ich verspreche, dass ich noch weitere gute Ware anzubieten habe. Geduld wird ihren Lohn finden.«

Batiatus deutete eine Verbeugung an, obwohl er innerlich vor Wut kochte und vor Neugier brannte. Während der Syrer davoneilte und in die Hände klatschend nach seinem Verwalter rief, winkte Batiatus den Mann zu sich, der hinter ihm an der Wand stand und trotz der Hitze dicke Kleidung trug.

»Ashur, du bleibst hier. Ich gehe hinein, um nachzusehen, mit wem außer mir Albanus heute Morgen noch Geschäfte macht.«

Ashurs von einem dunklen Bart umrahmtes Gesicht blieb vollkommen ausdruckslos.

»Ja, dominus.«

In den fliesenbedeckten Korridoren des Hauses war es viel kühler. Das Gebäude war luftig, groß und gut gemauert, doch was die Wandgemälde betraf, schien Albanus grelle Farben zu bevorzugen. Batiatus lächelte stumm in sich hinein, als er an die neuen Mosaike dachte, die in Kürze die Wände seines eigenen triclinium zieren sollten. Schon bald würden er und seine Gäste dort speisen, umgeben von den erhabensten …

»Hier entlang, bitte«, sagte ein Junge, der sich um die Kunden zu kümmern schien. Er hatte den Kopf gesenkt und deutete auf eine lichtdurchflutete Türöffnung.

»Du führst mich in den Garten?«

Der Junge nickte, ohne den Blick zu heben.

»Das ist üblicherweise kein Ort, an dem man Sklaven begutachtet«, murmelte Batiatus nachdenklich.

Der Junge ging davon. In wachsender Verwirrung schlug sich Batiatus mit dem Fliegenwedel gegen den Nacken. Das Licht blendete ihn für einen kurzen Augenblick. Er hörte das Plätschern eines Brunnens; dann roch er feuchte Erde und schließlich den berauschenden Duft von Pflanzen und Kräutern. Er erkannte Thymian und Lavendel und spürte das weiche Gras unter seinen Füßen, das vom letzten Regen noch üppig und grün war.

So etwas hätte Lucretia gerne, dachte er. Vielleicht sollten wir über einen Garten nachdenken. Das peristylium ist bei Weitem nicht groß genug.

Er machte einen Schritt nach vorn und trat in den Schatten eines Feigenbaums. Auf einer nur wenige Schritte entfernten Steinbank saß ein in blaue Seide gekleidetes Mädchen. Tyrische Seide, die ihr Gewicht in Gold wert war. Eine freie Bürgerin aus guter Familie, dachte er. Batiatus wollte sich gerade umdrehen und den Garten wieder verlassen, als er das Halseisen des Mädchens sah. Nach einem Moment der Überraschung schlenderte er auf sie zu, woraufhin sie sich sofort erhob.

Das Kleid war auf griechische Art in Form eines Chitons geschnitten, gerafft in der Taille, aber an den Seiten nicht vernäht. Batiatus erkannte die Wölbung einer samtweichen Brust und ließ seinen Blick über ihren Oberkörper schweifen. Ihre Haut war weiß wie die einer Dame von hoher Geburt, ihr Haar so schwarz wie ein Stier aus Hispania. Ihre blauen Augen schimmerten hell wie Saphire, und ihr Gesicht erschien Batiatus so makellos, dass er spontan ein heftiges Verlangen empfand. Er wollte sie berühren, wollte ihre Züge und die weiße Haut unter der Seide erkunden.

»Wie heißt du?«, fragte er.

»Athenais«, antwortete sie und senkte den Kopf. Sie war also Griechin.

»Ist Albanus dein Besitzer?«

»Ja. Ich bin allerdings erst seit sechs Tagen in seinem Haus.«

»Woher kommst du?«

»Ich bin Athenerin.« Bis auf den leicht singenden griechischen Akzent war ihr Latein perfekt.

»Ein ausgezeichneter Geburtsort. Hat man dich irgendwelche Dinge gelehrt?«, fragte er.

»Ja, ich …«

»Bester Batiatus, ich sehe, Ihr habt die erlesene Blume entdeckt, die in meinem Garten blüht!« Beschwingt kam Albanus in den Garten. Er hatte die Arme ausgebreitet und führte zwei Batiatus unbekannte Männer im Schlepptau.

»Ich habe Euch Lohn für Eure Geduld versprochen, nicht wahr?«, fuhr er fort. »Verglichen mit ihrer Schönheit, wirkt der Rest meiner Ware wie eine Herde lusitanischer Esel. Doch wo bleiben meine Manieren? Batiatus, hiermit stelle ich Euch meinen neuesten Bekannten Hieronymus vor. Ein Mann von Rang, hoch geachtet in Sizilien. Hieronymus, hiermit stelle ich Euch Quintus Lentulus Batiatus vor, den edelsten lanista in Capua. Sein ludus ist bis zum Bersten mit Bestien gefüllt, die in der Arena großes Geschick bewiesen haben, unter ihnen Spartacus, der Regenmacher und Meisterkämpfer von Capua.«

Batiatus deutete eine Verbeugung an. Es war jenes steifnackige Senken des Kopfes, das er bei römischen Senatoren gesehen hatte, wenn sie mit einer einzigen kleinen Geste sowohl die Anerkennung ihres Gegenübers als auch die Bekräftigung ihrer eigenen Überlegenheit zum Ausdruck bringen wollten.

Wie viele Griechen hatte Hieronymus einen Bart, und trotz der Hitze trug er einen wollenen peplos. Er war ein großer Mann mit haselnussbrauner Haut, Augen wie schwarzen Oliven und einem scheinbar offenherzigen Lächeln, dem Batiatus sofort misstraute. Er trug goldene Ohrringe – was kein römischer Bürger je tun würde –, und Batiatus konnte das viele Geld, das er besitzen musste, förmlich riechen. Ein reicher Mann, auch wenn er nur aus der Provinz kam.

Obwohl Batiatus seinen Blicken kaum gestattete, vom Gesicht des Sizilianers abzuschweifen, war es die Gestalt, die Hieronymus lautlos folgte, die ihn am meisten interessierte. Noch nie hatte Batiatus so einen Menschen gesehen. Seine Haut war dunkler als die seines Herrn, und er trug eine locker sitzende Robe, die aus vielfarbigen Streifen irgendeines groben Materials – vielleicht Pferdehaar – geflochten schien. Das an der Taille mit einer schwarzen Schärpe umwickelte Kleidungsstück war vorne offen, sodass man die Brust und den Torso des Mannes sehen konnte. Dort war die Haut von Ziernarben übersät, die magische Zeichen und Runen darzustellen schienen, deren Herkunft Batiatus nicht kannte.

Es war jedoch der Kopf des Fremden, der das überraschendste und beunruhigendste Element seiner Erscheinung darstellte. Wie sein Oberkörper waren seine Wangen, seine Stirn, sein Hals und die Kopfhaut über seiner haarlosen Schädeldecke ebenfalls von Narben bedeckt, die fremdartige Symbole darstellten. In der Mitte seiner durchbohrten Unterlippe steckte ein Goldring, der zu den Ohrringen seines Herrn passte. Seine Augen waren weiß wie Eselsmilch, weshalb man wohl annehmen musste, dass er blind war. Seine dünnen, fast purpurfarbenen Lippen bewegten sich unablässig, als führe er leise murmelnd Selbstgespräche. Dabei konnte man immer wieder kurz seine Zunge sehen; Batiatus hätte geschworen, dass sie in der Mitte einen Riss hatte, sodass sie sich gabelte wie die einer Schlange.

»Jedem, der sich für die ruhmreichen Leistungen in der Arena interessiert, ist der Name des Hauses Batiatus unweigerlich vertraut«, sagte Hieronymus gerade und zog die Aufmerksamkeit des lanista wieder auf sich. »Ich selbst bin voller Begeisterung für diese Spiele. Ich habe sogar gelegentlich eigene Gladiatoren finanziert. Natürlich nur in der Provinz, weit weg vom Herz dieses Handwerks, das in Capua schlägt – und wo ich das Glück hatte, den Thraker des guten Batiatus über den legendären Theokoles triumphieren zu sehen. Ein solches Ereignis muss für jeden lanista doch den Höhepunkt seiner Laufbahn darstellen.«

Wieder verbeugte sich Batiatus, diesmal etwas weniger frostig als zuvor. In seinen Augenwinkeln war Hieronymus’ Begleiter ein dunkler Schatten, der einer tief hängenden Regenwolke glich, und das Mädchen Athenais zu seiner anderen Seite ein blauer Schimmer.

»Wenn Ihr die Zeit dazu finden könnt, müsst Ihr mein Haus unbedingt mit Eurer Gegenwart ehren«, sagte er zu Hieronymus. »Meine Frau und ich wären hocherfreut, einen Mann als Gast begrüßen zu dürfen, der unsere Leidenschaft teilt. Jetzt allerdings muss ich mich unglücklicherweise verabschieden. Dringende Aufgaben erwarten mich. Albanus, das Mädchen würde ich gerne erwerben; wir sollten den Handel möglichst bald offiziell abschließen.« Er drehte sich um und wollte gehen.

Albanus leckte seine Lippen. »Nichts würde mir mehr gefallen, als sie an Euch verkauft zu sehen, denn nichts als unsere Freundschaft habe ich im Sinn. Doch der gute Hieronymus hat ebenfalls sein Interesse an dem Mädchen bekundet.«

Batiatus lächelte. »Wir scheinen an vielen Dingen gleichermaßen Gefallen zu finden. Offensichtlich hat sich Albanus’ kleiner, privater Garten gerade in einen Markt verwandelt, auf dem sich die Kunden drängen.« Er überschlug im Kopf das Geld, das er zur Verfügung hatte, und musterte das Mädchen noch einmal. Er bemerkte die exquisite Kurve ihres Halses und wie ihre Brustwarzen sich gegen die dünne Seide drückten. Wenn eine Brise den Stoff gegen ihr Fleisch wehte, war es nicht mehr nötig, dass er die Fantasie bemühte, um die Athenerin nackt zu sehen, denn auch so war jedes Grübchen ihres Körpers zu erkennen.

»Es ist fast ein Verbrechen, angesichts eines so erlesenen Geschöpfs über Geld zu sprechen«, murmelte Hieronymus. Er berührte das Kinn des Mädchens und hob ihren Kopf ein wenig an. Das schwere, schwarze Haar fiel nach hinten und entblößte ein rosafarbenes Ohr, das fast so durchsichtig war wie gewisse Muscheln.

»Fünfhundert Sesterzen«, sagte Batiatus. Er spürte, wie eine Art Ärger in ihm aufwallte, wie es auch bei Veranstaltungen in der Arena geschah. Denn das hier war dasselbe – auch das hier war eine Art Kampf.

»Fünfhundert?«, fragte Albanus. »Ich vertraue darauf, dass es sich hier wohl um einen Scherz unter Freunden handelt.«

»Die Summe entspricht dem Sold, den ein Legionär in einem halben Jahr bekommt. Das ist wohl kaum ein Scherz.«

»Eintausend«, sagte Hieronymus, wobei er ein Schulterzucken andeutete, als wolle er sein Gegenüber um Verzeihung bitten.

Batiatus fletschte die Zähne und schaffte es gerade noch, die Geste in ein Lächeln zu verwandeln.

»Eintausendfünfhundert.« Es war mehr, viel mehr, als er bei Albanus heute auszugeben beabsichtigt hatte, doch er würde sich in seiner eigenen Stadt nicht von einem verdammten Griechen überbieten lassen, der Ringe in den Ohren trug und dem eine Kreatur des Hades hinterherschlich.

Hieronymus seufzte leise. Er fuhr mit einem Finger mit langem Nagel über den Oberkörper der Athenerin, die sich unter seiner Berührung versteifte. Für einen kurzen Augenblick sahen die drei Männer sie an. Eine Röte huschte über ihre weiße Haut, und sie wandte den Blick ab. Plötzlich wusste Batiatus, dass er diese junge Frau vor sich auf den Knien haben wollte. Ihre rosafarbenen Lippen sollten sich um seinen Schwanz schließen. Er musste sie einfach haben.

»Zweitausend«, sagte Hieronymus.

»Drei«, erwiderte Batiatus. Er konnte spüren, wie ihm der Schweiß über den Rücken rann.

»Vier«, sagte Hieronymus mit einem katzenartigen Lächeln.

Batiatus sah Albanus an. Das Gesicht des Syrers strahlte vor Gier. Offensichtlich hatte er das alles geplant. Batiatus spürte, wie Wut in ihm aufstieg. Er konnte nicht – er durftenicht – weitergehen.

»Fünftausend«, sagte er schließlich, unfähig, sich zu beherrschen.

Hieronymus öffnete die Hände in einer entschuldigenden Geste, und für einen Moment war es, als mache Batiatus’ Herz einen Sprung. Doch dann sagte der Grieche leise: »Sechstausend.«

Und es war vorbei.

»Dieser ziegenfickende syrische Zuhälter. Dieser eitrige Schwanz hat eine Vorstellung abgezogen, die einem Auftritt im Amphitheater würdig wäre«, tobte Batiatus.

Er schob sich durch die belebten Straßen, wobei er so laut schrie, dass er sogar den Lärm aus den offenen Markständen und das Knarren der Holzräder übertönte, die durch die Fahrrinnen der gepflasterten Wege rollten. Rasch humpelte Ashur an die Seite seines Herrn. Sein Gesicht war verzerrt, und er hielt sein lahmes Bein. Als ehemaliger Gladiator aus Batiatus’ ludus war er von Crixus, dem Gallier – einem anderen Gladiator von Batiatus – in der Arena zum Krüppel gemacht worden. Seit seiner Niederlage diente Ashur seinem Herrn als Buchhalter und gelegentlich als Trinkkumpan.

»Meine Anwesenheit war nur erwünscht, um den Preis hochzutreiben«, fuhr Batiatus fort. »Ich erkläre mich bereit, einen gewichtigen Stapel Münzen in Albanus’ Hand aufzuhäufen, und muss miterleben, wie ein noch größerer Betrag in seine andere Hand fällt, die er hinter seinem Rücken versteckt. Mögen die Götter seine Eier verrotten lassen! Ashur, berichte mir irgendetwas Wichtiges über diese griechische Made, oder ich werde bei Junos Möse dafür sorgen, dass dein gesundes Bein bald besser zu deinem lahmen passt als jetzt.«

»Wenn mein dominus vielleicht etwas langsamer gehen könnte«, sagte Ashur und schnappte nach Luft, »dann müsste Ashur sich nicht so sehr bemühen, seine Schmerzen zu ignorieren, und könnte gleich hier auf der Straße damit beginnen, sein Wissen zu teilen.«

Batiatus starrte ihn an. »Na schön. Vielleicht bekomme ich ja etwas dafür, wenn ich diesem neuerlichen Appell an meine Geduld nachgebe.«

Die beiden blieben im Schutz eines Gebäudes aus Tuffstein stehen, während die Menschenmenge in Hitze und Straßenstaub an ihnen vorbeiströmte. Ashur hatte ein dunkles, katzenartiges Gesicht, dessen Ausdruck Intelligenz und Findigkeit verriet. Doch in seinen Augen lag mehr als nur Gutmütigkeit. Er hatte Menschen sterben sehen, in der Arena und abseits des offiziellen Kampfplatzes, und mit Zahlen konnte er so gut umgehen wie jeder ausgebildete Schreiber.

»Einer der Männer des Syrers hat geredet.«

»Nachdem du ihn mit meinem Geld bezahlt hast, möchte ich wetten«, grunzte Batiatus.

»Es war nur eine Sesterze, dominus, alt und abgewetzt –«

»Schon gut. Sag mir einfach, was ich damit erworben habe«, unterbrach ihn Batiatus.

Ashur hielt inne. Dann hob er langsam die Hände, als habe er eine Nachricht von größter Bedeutung zu überbringen.

»Hieronymus ist sehr reich, dominus.«

Batiatus bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick.

»Du hast mein Geld für etwas ausgegeben, das jeder sofort erkennen kann, sobald er den Griechen nur ansieht?«

Rasch fügte Ashur hinzu: »Er hat ein Haus am Fluss gekauft – am Volturnus – und dazu jede Menge Land.«

Jetzt schien Batiatus ins Grübeln zu geraten. »Er will sich für längere Zeit in Capua niederlassen. Was noch?«

»Er ist als Geldwechsler im Osten zu seinem Reichtum gekommen, in Ephesus oder Pergamon. Viele mächtige Männer waren unter seinen Kunden. Einer soll sogar dem Senat in Rom angehören.«

Ein aufmerksames Funkeln stand in Batiatus’ Augen. Hier deutete sich vielleicht eine Möglichkeit für seinen eigenen Aufstieg an.

»Und wie heißt dieser Senator?«

»Unglücklicherweise hatte Albanus’ Mann nichts Wichtiges mehr zu sagen, obwohl Ashur ihn mehrfach dazu gedrängt hat.«

Batiatus war enttäuscht. Er nickte knapp.

»Und was ist mit dieser dunklen Gestalt, die einen Mann begleitet, der so mächtige Freunde hat?«

Ashur senkte den Kopf, um seine Unwissenheit anzudeuten.

»Weitere Nachforschungen sind nötig, um etwas in dieser Sache zu erfahren, dominus.«

»Dann fang damit an«, seufzte Batiatus. »Ich würde dieses Geheimnis ebenso gerne lüften, wie ich die Namen von Hieronymus’ mächtigen Freunden erfahren würde. Niemand erwirbt solche Verbindungen, ohne dass er seine Finger in ein paar Ärsche schiebt. Finde heraus, wer in den Genuss der zärtlichen Berührungen durch unseren Griechen gekommen ist.«

Ashur nickte. »Hieronymus verehrt die Arena geradezu. Er schätzt sie mehr als Huren oder Wein. Vielleicht lässt sich auf diesem Weg etwas herausfinden.«

»Ich habe selbst schon darüber nachgedacht, diese Richtung einzuschlagen.« Batiatus’ Augen strahlten, und seine Miene wirkte fast vergnügt. »Was sein Laster und meine Berufung ist, wird mir überaus nützlich sein. Offenbar denken wir an das Gleiche, Ashur.«

Ashur deutete eine Verbeugung an. »Ich denke einzig und allein an das Haus Batiatus.«

»Ich werde dir auch weiterhin alle Mittel zur Verfügung stellen, die du für deine Dienste benötigst«, bot Batiatus ihm an.

»Danke, dominus.«

»Und um einige Münder dazu zu bringen, uns mehr von jenen Dingen zu berichten, die wir wissen wollen.« Batiatus hielt inne, um über eine ganz bestimmte Sache nachzudenken. »Die junge Griechin. Sie scheint noch nicht lange in irgendjemandes Dienst gestanden zu haben. Ihr Kleid glich eher der Verpackung eines Geschenks als dem, was eine Sklavin üblicherweise trägt.« Batiatus schien der Erinnerung an sie nachzuhängen. »Ich möchte mehr über sie wissen.«

Die beiden Männer schlossen sich wieder der Menschenmenge an, die die Straßen von Capua verstopfte – zwei weitere Gesichter in einem Gesichtermeer.

II

»SINISTRA. DEXTRA. Links und rechts. Es ist ganz natürlich für einen Mann, dass er mit seiner Rechten zuschlägt, denn dort liegt seine Kraft. Ebenso bringt ihn seine Natur dazu, mit seiner Linken den Schild zu heben, um sich zu verteidigen. Dieser natürliche Drang lenkt eure Bewegungen. Aber ihr müsst gegen ihn ankämpfen!«

Drago, der Ausbilder in Batiatus’ ludus, wickelte beim Sprechen die lange Peitsche aus Stierleder straffer um seine Faust. Seine schwarze, schweißbedeckte Haut schimmerte im Licht des frühen Abends. Die Trainingsstunden waren fast vorüber, und die Kraft der Männer begann nachzulassen, während sie darauf warteten, zum Essen, zur Ruhe und einem kurzen Besuch des Badehauses gerufen zu werden, wo sie ihren schmerzenden Muskeln Erleichterung verschaffen konnten. Doch die Augen Dragos waren unerbittlich auf Spartacus gerichtet, der mit einem gladius in jeder Hand schwer atmend vor ihm stand.

»Sinistra. Dextra«, wiederholte Drago. »Für dich, Spartacus, dürfen diese Worte keine Bedeutung haben. Wenn du mit zwei Schwertern kämpfen willst, dann musst du auch mit beiden angreifen. Lerne, die Waffe in deiner Linken mit genau derselben Kraft zu führen wie die Waffe in deiner Rechten. Zwei Schwerter, zwei Hiebe. Varro!«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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