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In Spellbound bleibt es mörderisch und magisch!
Emma und ihre Freundinnen aus dem Hexen-Nachhilfeunterricht machen einen aufsehenerregenden Fund! Durch Zufall entdecken sie in einem alten Grimoire eine geheime Buchseite. Darauf könnte sich ein Hinweis befinden, mit dem sich der Fluch von Spellbound endlich brechen lässt. Emma stürzt sich in diese Aufgabe. Doch sie ahnt nicht, welche Gefahren dabei auf sie warten ...
Und als wäre das nicht genug, stolpert sie während eines Besuchs bei Agnes im Spellbound-Pflegeheim über die Leiche eines alten Satyrs. Emma hofft, dass wenigstens dieses eine Mal jemand eines natürlichen Todes gestorben ist. Doch hat sie wirklich so viel Glück?
Die Serie: Willkommen in Spellbound - einer Kleinstadt wie jeder anderen. Es gibt Tratsch, heimliche Affären und Verbrechen. Der einzige Unterschied? Hier leben keine Menschen ...
Emma Hart landet durch eine Reihe misslicher Umstände in dieser zauberhaften Stadt voller übernatürlicher Wesen. Doch es gibt ein Problem: Wegen eines Fluches können die magischen Bewohner die Stadt nicht mehr verlassen. Nicht der beste Zeitpunkt für Emma, um zu erfahren, dass sie eine Hexe ist! Die Anwältin macht das Beste aus der Situation und übernimmt den Job des Pflichtverteidigers, der kürzlich ermordet wurde. Denn auch in Spellbound gibt es Ganoven und Mörder. Doch Achtung: Nicht jeder Vampir oder Werwolf ist so böse, wie er aussieht - und nicht jede Elfe ist harmlos!
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Seitenzahl: 271
Cover
Grußwort des Verlags
Über diese Folge
Über die Serie
Titel
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Im nächsten Band
Über die Autorin
Impressum
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Emma und ihre Freundinnen aus dem Hexen-Nachhilfeunterricht machen einen aufsehenerregenden Fund! Durch Zufall entdecken sie in einem alten Grimoire eine geheime Buchseite. Darauf könnte sich ein Hinweis befinden, mit dem sich der Fluch von Spellbound endlich brechen lässt. Emma stürzt sich in diese Aufgabe. Doch sie ahnt nicht, welche Gefahren dabei auf sie warten …
Und als wäre das nicht genug, stolpert sie während eines Besuchs bei Agnes im Spellbound-Pflegeheim über die Leiche eines alten Satyrs. Emma hofft, dass wenigstens dieses eine Mal jemand eines natürlichen Todes gestorben ist. Doch hat sie wirklich so viel Glück?
Band 8 der zauberhaften Cosy-Crime-Serie!
Willkommen in Spellbound – einer Kleinstadt wie jeder anderen. Es gibt Tratsch, heimliche Affären und Verbrechen. Der einzige Unterschied? Hier leben keine Menschen …
Emma Hart landet durch eine Reihe misslicher Umstände in dieser zauberhaften Stadt voller übernatürlicher Wesen. Doch es gibt ein Problem: Wegen eines Fluches können die magischen Bewohner die Stadt nicht mehr verlassen. Nicht der beste Zeitpunkt für Emma, um zu erfahren, dass sie eine Hexe ist! Die Anwältin macht das Beste aus der Situation und übernimmt den Job des Pflichtverteidigers, der kürzlich ermordet wurde. Denn auch in Spellbound gibt es Ganoven und Mörder. Doch Achtung: Nicht jeder Vampir oder Werwolf ist so böse, wie er aussieht – und nicht jede Elfe ist harmlos!
Dreimal schwarzer Zauber
Aus dem Englischen von Ulrike Gerstner
»Ausgezeichnet«, sagte Begonia, als wir das Klassenzimmer der Akademie betraten. »Heute gibt’s eine Vertretung.«
Ginger stand vorn im Klassenzimmer, ein Auge auf die Uhr gerichtet. »Nehmt Platz, Hexen, und dann fangen wir an. Lady Weatherby und Professor Holmes verspäten sich wegen eines Treffens des Hexenzirkels, deshalb haben sie mich gebeten, heute euren Unterricht zu übernehmen.«
»Müssen wir uns an den normalen Unterrichtsplan halten?«, fragte Laurel.
Ginger warf sich ihr rotes Haar über die Schulter. »Nur weil ich die Vertretung bin, heißt das nicht, dass wir den Lehrplan über Bord werfen können.«
»Können wir ihn wenigstens heute ändern?«, fragte Sophie. »Etwas Nützliches mit etwas Lustigem kombinieren?«
Ginger schien bereit, die Idee zu prüfen. »Was schwebt euch vor?«
»Wir wollen lernen zu kämpfen wie die Amazonen bei Wonder Woman«, rief Sophie.
Ginger blinzelte irritiert. »Was ist Wonder Woman?«
Sophies Wangen färbten sich rosa. »Nichts. Habe ich Wonder Woman gesagt?« Sie wollte nicht preisgeben, dass der Zauberspiegel im Geheimversteck endlose Stunden filmischer Unterhaltung aus der Menschenwelt bot. »Ich meinte eine Amazone wie Juliet Montlake.«
»Das Einzige, worum ich Juliet Montlake habe kämpfen sehen, ist ein Parkplatz in der Nähe des Wünsche-Markts«, antwortete Ginger. Sie klopfte mit dem Zauberstab auf ihre Handfläche. »Ihr wollt also ein paar Kampftechniken lernen, hm? Ist das der entscheidende Punkt?«
Fünf Köpfe nickten eifrig.
»Ich nehme an, ich könnte ein klitzekleines bisschen vom Lehrplan abweichen.« Ginger legte den roten Schopf schief und dachte nach. »Man weiß nie, wann man gute Angriffstechniken braucht.«
»Es ist Spellbound«, sagte Millie. »Es kann jeden Moment etwas passieren.«
»Ach, komm schon«, wandte Ginger ein. »So gefährlich ist es hier doch gar nicht.«
»Hier gibt es Morde, magische Verbrechen, Diebstahl, Machtmissbrauch.« Millie zählte alles an ihren Fingern ab. »Wir sind praktisch eine Enklave des Bösen.«
Ginger lachte. »Meinst du nicht, dass du vielleicht ein bisschen übertreibst?«
»Bring uns etwas Cooles bei«, bat Laurel. »Etwas, womit ich meinen Brüdern drohen kann, wenn sie nerven.«
Ginger hob einen Zeigefinger. »Dabei kann ich helfen.« Sie deutete mit ihrem Zauberstab auf die angrenzende Wand und sagte: »Ein gänzlich spitzes Teil / schick mir sofort ’nen Pfeil.«
Ein Pfeil schoss aus der Spitze ihres Zauberstabs, gerade als Sedgwick beschloss, durch die offene Tür zu flattern und sich der Klasse anzuschließen. Er flog gerade noch rechtzeitig aus dem Weg. Der Pfeil zischte an ihm vorbei, die Spitze steckte fest in der Wand.
Ich pfiff anerkennend. »Du würdest Robin Hood echt Konkurrenz machen.« Ich hielt inne. »Oder ihm das Geld der reichen Leute, die er bestohlen hat, wegnehmen.«
Mach dir meinetwegen bloß keine Sorgen, maulte Sedgwick von seinem Platz auf einem Regal aus. Meine Federn sind praktisch eine Rüstung.
Sie hat dich verfehlt, oder? Ich starrte ihn an. Und wenn du pünktlich gewesen wärst, wäre das nie passiert.
Und wenn du nicht so lange auf der Toilette gebraucht hättest, wäre ich auch pünktlich gewesen, hielt Sedgwick dagegen.
Du bist lächerlich, antwortete ich. Du bist eine Eule. Du brauchst das Badezimmer nicht.
»Was kannst du sonst noch?«, fragte Begonia die Lehrerin mit leuchtenden blauen Augen.
»Emma, warum stellst du dich nicht unter das Regal, auf dem Sedgwick sitzt?«, sagte Ginger.
Ich zögerte. »Wird das so eine Wilhelm-Tell-Situation? Brauche ich einen Apfel?« Ich war mir ziemlich sicher, dass meine Magiekünste einen Apfel hervorbringen konnten.
»Ich weiß nicht, wer Wilhelm Tell ist«, erwiderte Ginger und hielt ihren Zauberstab für einen weiteren Spruch bereit.
Ich stellte mich unter das Regal und wartete. Zu meiner Überraschung zielte sie nicht auf mich, sondern auf Sedgwick.
»Wie nach Essen und nach Trinken / sollst du in Schlaf versinken.«
Ein Betäubungspfeil surrte aus dem Ende ihres Zauberstabs und traf direkt Sedgwicks Bauch. Ich wusste ohne hinzusehen, wo er einschlug, denn ich spürte einen Schatten jenes Schmerzes, der meinen Vertrauten heimsuchte. Es blieb jedoch keine Zeit zu reagieren, denn Sedgwick kippte von der Kante des Regals und stürzte Richtung Boden. Ich griff nach ihm und fing ihn auf, bevor er zu einem Haufen platt gedrückter Federn wurde.
»Er hätte sich verletzen können«, schnappte ich und funkelte Ginger an. Es war mir egal, dass sie für die heutige Klasse verantwortlich war. Die Einzige, die meine griesgrämige Eule misshandeln durfte, war ich.
»Nein, das konnte er nicht«, antwortete sie sachlich. »Was glaubst du, warum ich dich gebeten habe, dort zu stehen?«
Ich warf einen Blick auf die betäubte Eule in meinen Armen. »Wie lange wird er bewusstlos sein?«
»Eine Weile«, antwortete Ginger. »Ich denke, es ist nicht ganz so ablenkend für dich, wenn er schläft.«
»Nicht, wenn ich mir Sorgen um ihn mache«, entgegnete ich. »Kannst du ihn aufwecken?«
Ginger richtete ihren Zauberstab auf Sedgwick. »Ohne eine Riesenmenge Krach / mach diese Eule wach.«
Sedgwicks große Eulenaugen sprangen auf und erschreckten mich. Ich sprang zurück und er flatterte empört aus meinen Armen.
Warum habe ich mir bitte schön die Mühe gemacht, zu deiner Klasse zu kommen?, murrte er und flog zurück in die Sicherheit des Regals.
»Was kann noch aus einem Zauberstab schießen?«, fragte Laurel. Trotz des Traumas meiner Eule genoss sie eindeutig jeden Moment der heutigen Unterrichtsstunde.
»Wir wissen bereits, wie wir mit unseren Zauberstäben Licht und Wasser erzeugen können«, sagte Millie, wie immer die Hermine unserer kleinen Gruppe.
»Manchmal benutze ich meinen als Laserpointer«, teilte Begonia mit. »Mein Vertrauter liebt es, das Licht über den Boden zu jagen. Wir sollten den Vorsitzenden Maunz herholen, um damit zu experimentieren.«
»Ein Laserpointer ist aber nicht sehr praktisch als Angriffsmittel, oder?«, meinte Millie abfällig. »Es sei denn, man hat vor, jemanden mit einer Präsentation zu Tode zu langweilen.«
Ein langsames Lächeln breitete sich auf Gingers hübschem Gesicht aus. »Ich habe was.« Sie richtete ihren Zauberstab zuerst auf die Jalousien und ließ sie herunter. Dann dimmte sie die Feenlaternen im Klassenzimmer so weit herunter, dass es stockdunkel wurde.
»Ich kann nichts sehen«, beschwerte sich Millie. »Wie kann ich mir Notizen über den Zauberspruch machen?«
Ich kann gut sehen, freute sich Sedgwick.
Spar dir deine Überheblichkeit. Millie kann dich nicht hören, sagte ich.
Sedgwick sträubte verärgert seine Federn. Oh, mir gefällt, was sie vor
Bevor er zu Ende sprechen konnte, explodierte das Licht im Raum und blendete uns alle.
»Meine Augen«, jammerte Millie und bedeckte ihr Gesicht.
»Ich wette, das ist nicht die Art von Licht, die du gemeint hast«, flüsterte Sophie Millie zu.
Bis sich meine Augen an die plötzliche Veränderung gewöhnt hatten, hatte Ginger das normale Licht im Klassenzimmer bereits wiederhergestellt.
»Ich habe den Zauberspruch nicht verstanden, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, mich vor dem Geblendetwerden zu schützen«, beschwerte sich Millie. »Kannst du ihn wiederholen, damit ich ihn mir aufschreiben kann?«
Ginger unterdrückte ein Lächeln. »Ich habe es leise gesagt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das schon teilen sollte. Er ist sehr mächtig und ich habe euch schon mehr gezeigt, als ich sollte.«
»Bitte, Ginger«, flehte Laurel. »Was ist, wenn wir in einer Höhle gefangen sind und es die einzige Möglichkeit ist, die Spinnen zu verjagen?«
»Spinnen?«, fragte Begonia mit einem Schaudern. »Warum sollten wir in einer Höhle mit Spinnen gefangen sein?«
Gingers Schultern entspannten sich. »Okay, gut. Aber ihr dürftes mit niemandem teilen und es nicht unsachgemäß verwenden. Verstanden?«
Wir nickten alle.
»Läuft wie geschmiert / Licht explodiert.« Ginger zuckte mit den Schultern. »Das war’s. Natürlich müsst ihr euren Willen sehr sorgfältig fokussieren. Sonst kann es passieren, dass ihr den Zauberstab explodieren lasst. Dann wärt ihr wehrlos gegen die Spinnen.«
»Igitt, Spinnen«, wiederholte Begonia und schlang die Arme um sich.
»Dir ist schon klar, dass es hier keine echten Spinnen gibt«, schnauzte Millie. »Das ist alles hypothetisch.«
Laurel hob ihre Hand. »Können wir es jetzt mal versuchen?«
Ginger kaute auf ihrer Lippe. »Ich weiß nicht, Laurel. Es ist eine Sache, es euch zu zeigen …«
»Lass es wenigstens Emma versuchen«, sagte Sophie. »Sie soll jetzt sowieso weiterführende Aufgaben bearbeiten.«
Das stimmte. Ich hatte mit Lady Weatherby und Agnes privat trainiert, zusätzlich zu den Hexenförderklassen. Sie wollten sichergehen, dass meine Zauberkräfte nicht Amok liefen und alles zerstörten, was sich ihnen in den Weg stellte.
»Emma, hättest du Interesse?«, fragte Ginger.
Ich schaute meine Freundinnen an, die aufmunternd nickten. »Ich schätze, das habe ich.«
Ginger winkte mich nach vorn. »Dann lass uns anfangen.«
Ich trat vor die Klasse und umklammerte meinen hellblauen Zauberstab, Tiffany. »Zuerst den Pfeil?«
Ginger zuckte mit den Schultern. »Was auch immer deinen Besen zum Fliegen bringt.«
»Nichts«, kicherte Millie. »Sie ist schrecklich auf einem Besenstiel.«
»Du bist heute ziemlich schlecht gelaunt, Millie«, bemerkte Ginger und musterte Millie mit einem harten Blick. »Gibt es etwas, das du nach dem Unterricht mit mir besprechen möchtest?«
Millie senkte den Blick auf den Tisch vor ihr. »Nein, Miss«, murmelte sie.
Ich richtete meinen Zauberstab auf die angrenzende Wand und wiederholte Gingers Zauberspruch. Ein Pfeil schoss aus der Spitze des Zauberstabs und verfehlte nur knapp eine der Feenlaternen.
»Ups«, sagte ich. »Ich muss besser zielen.«
»Es braucht Zeit und Geduld«, erklärte Ginger. »Wie alles, was mit Magie zu tun hat. Was ist mit dem Betäubungspfeil?«
Versuch es diesmal mit der hinteren Wand, drängte Sedgwick, der nicht noch einmal mit hineingezogen werden wollte.
Ich konzentrierte meinen Willen und richtete meinen Zauberstab weit über die Köpfe der Mädchen. »Aus dem Zauberstab von Emma Hart / schieß die Betäubung schnell und zart.«
»Süß«, kommentierte Ginger.
Der Stab gab auf das Kommando hin einen Betäubungspfeil frei. Unglücklicherweise nutzte Lady Weatherby genau diesen Moment, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Sie trat durch die offene Tür, ihr schwarzer Umhang bauschte sich um sie herum.
Ich öffnete den Mund, um den Zauber zu stoppen, aber es war zu spät. Der Pfeil landete genau in ihrer Brust. Sie blickte kurz nach unten und sah die roten Quasten des Pfeils aus ihrem Kleid baumeln, bevor sie zu Boden sackte.
Der Zauberstab zitterte in meiner Hand, als ich ihn sinken ließ. Langsam drehte ich den Kopf und sah Ginger an. »Hat sie gesehen, dass ich es war?«
Ginger stieß einen Seufzer aus. »Das glaube ich nicht.«
»Wir dürfen es ihr niemals verraten, okay?«, flehte ich.
Die anderen Mädchen drängten sich um das Oberhaupt des Hexenzirkels.
»Sollen wir sie wecken?«, fragte Millie und stupste das Bein der Hexe zögerlich mit ihrem Zeh an.
Begonia ballte nervös die Fäuste. »Ich denke, Ginger sollte es tun, wenn wir weg sind.«
»Gute Idee«, fügte Sophie hinzu. »Der Unterricht ist jetzt sowieso vorbei, oder?«
Wir alle blickten Ginger erwartungsvoll an.
»Oh, na schön«, sagte Ginger. »Ich nehme an, das ist sowieso meine Schuld. Ich hätte mich an den ursprünglichen Plan halten sollen.«
Sedgwick rauschte über unsere Köpfe hinweg und flog zur Tür hinaus. Ich lasse mich nicht in diesen Schlamassel verwickeln. Wir sehen uns zu Hause, Loser.
»Bis später, famoser Federfreund«, rief ich mit einem sarkastischen Winken.
»Geheimversteck um acht?«, fragte Sophie und trat über ein Stück von Lady Weatherbys Umhang.
»Ich bin da«, sagte Millie.
»Ich bin mit Demetrius zum Abendessen verabredet, aber ich komme hinterher«, sagte Begonia.
»Schon wieder Demetrius?«, erkundigte sich Sophie. »Ihr beide habt Anfang der Woche erst zusammen gegessen.«
»Ich denke, du wirst feststellen, dass sie jeden Abend essen«, sagte Laurel. »Nur nicht unbedingt miteinander.«
Ginger stemmte die Hände in die Hüften. »Hexen, wenn ihr nicht wollt, dass Lady Weatherby aufwacht und sieht, wie ihr alle auf sie herabstarrt, schlage ich vor, dass ihr euch beeilt.«
Das brauchte sie nicht zweimal zu sagen. Wir traten durch die Tür hinaus, wobei wir darauf achteten, nicht über Lady Weatherbys zusammengesunkenen Körper zu stolpern.
»Viel Glück!«, rief ich über meine Schulter und rannte so schnell ich konnte aus dem Gebäude.
»Ich glaube, ich werde mein Tattoo-Geschäft Spelled Ink nennen«, verkündete Begonia.
Wir hatten uns an diesem Abend im Geheimversteck versammelt. Es war gut, dass wir dies bereits geplant hatten, denn Gerüchten zufolge war Lady Weatherby mit sehr schlechter Laune aus ihrem unerwarteten Nickerchen aufgewacht.
»Ich verstehe das nicht«, sagte Millie.
»Es ist ein Wortspiel«, erklärte Laurel. »Es gibt ›spilled ink‹, also verschüttete Tinte, zumal man ja auch mit Tinte tätowiert. Und dann ist da noch der Gag zu ›spilled‹: Wegen der Magiekomponente heißt es dann eben ›spelled‹, verzaubert.«
Millie schien unbeeindruckt.
»Ich liebe den Namen«, sagte Sophie. »Das Geschäft wird allerdings eine Menge Arbeit sein. Bist du dir sicher, dass du das schaffst?«
»Demetrius sagte, er würde mir beim Aufbau helfen«, antwortete Begonia.
Millie funkelte sie an. »Wird es diesmal auch so sein? So wie mit Claude? Ein Freund taucht auf und die Hexenzirkelschwestern sind auf dem Abstellgleis?«
Begonia sah wirklich verletzt aus. »Wie kannst du so etwas sagen? Ihr Mädchen werdet mir immer wichtiger sein. Es ist nur so, dass Demetrius viel Erfahrung in Geschäftsdingen besitzt und er mir seine Hilfe angeboten hat. Es wäre dumm von mir, das abzulehnen.«
»Wie auch immer«, brummte Millie.
Begonia nestelte an der Ideale-Schönheits-Kette herum, die um den Hals einer der Voodoo-Puppen gewickelt war. »Soll diese Puppe jetzt für mich wie die schönste Puppe der Welt aussehen?«
Millie schnappte ihr die Puppe aus der Hand. »Ich bin noch dabei, den Spruch zu perfektionieren. Geniestreiche darf man nicht überstürzen.«
»Bei uns schien es gut zu funktionieren«, sagte Laurel. »Ich bin mir nicht sicher, was es bei unbelebten Objekten bringen soll.«
Millie nahm der Puppe die Halskette ab und reichte sie Begonia. »Hier. Du kannst damit herumspielen, wenn du willst. Ich bin sowieso gerade mit einem anderen Projekt beschäftigt. Ich bin wie ein Hai. Wenn es nicht vorwärtsgeht, sterbe ich.«
Ich unterdrückte ein Lachen. Millie war wie ein Hai, aber nicht aus den Gründen, die sie zu glauben schien.
»Es ist schon spät. Sehen wir uns einen Film an?«, fragte ich. »Weil ich Daniel versprochen habe, früh zu Hause zu sein.«
Millie verdrehte die Augen. »Oh, sieh an. Hier ist noch eine, die ihre Schwestern für einen Kerl eintauscht.«
»Es liegt nicht daran, dass ich Daniels Gesellschaft eurer vorziehe«, erklärte ich, obwohl es in gewisser Weise doch so war. »Es geht eher darum, dass Gareth und Magpie mit Daniels Besuchen überfordert sind. Ich habe Angst, dass sie einen Putsch veranstalten, wenn ich nicht da bin, um einzugreifen.«
»Aus Gareths Sicht kann ich das durchaus verstehen«, wandte Sophie ein. »Und aus Magpies Sicht übrigens auch. Es war eine Sache, dass du eingezogen bist und alles übernommen hast. Aber Daniel ist ein Engel. Naturgemäß muss er einen Vampir und dessen Dämonenkatze verunsichern.«
»Magpie ist keine Dämonenkatze«, sagte ich. Zumindest die meiste Zeit über. »Du bist furchtbar still, Laurel. Was machst du denn da drüben?«
Laurel saß an dem kleinen Tisch und hatte einen Stapel aufgeschlagener Bücher vor sich. In dem Stapel fiel mir das alte Grimoire auf, das sie in der Bibliothek des Hexenzirkels entdeckt hatte.
»Ich habe an einem Enthüllungszauber gearbeitet, damit ich das Tagebuch meiner Schwester lesen kann«, erklärte Laurel. »Sie zieht mich schon seit Monaten mit seinem Inhalt auf. Ich bin fest entschlossen, einen Weg zu finden, es zu lesen.«
Millies Augen leuchteten auf. »Ich kann dir dabei helfen. Ich habe letztes Jahr einen für das Tagebuch meiner Schwester benutzt. Ich wusste, dass sie sich den Besen meiner anderen Schwester ausgeliehen und ihn beschädigt hatte, aber sie wollte es nicht zugeben. Sie hat versucht, mir etwas vorzumachen. Ich war mir sicher, dass sie sich in ihrem Tagebuch damit brüsten würde.«
»Und hat sie?«, fragte Begonia.
Millie verschränkte süffisant die Arme. »Natürlich hat sie das. Ich kenne meine Schwester gut. Ich habe den Enthüllungszauber angewendet und konnte meinen Eltern den Beweis zeigen, dass ich es nicht gewesen bin. Die Strafe meiner Schwester dauerte vierzehn Tage.« Sie seufzte. »Süße Gerechtigkeit.«
Laurel hielt das Pergament zur Ansicht hoch. »Dann würde ich mich freuen, wenn du einen Blick auf meinen Zauberspruch werfen würdest und mir sagst, ob er dir korrekt erscheint.«
Millie riss Laurel das Papier aus den Fingern und studierte den Inhalt. Sie schritt in der Höhle umher und murmelte die Worte vor sich hin. »Ich glaube, hier fehlt eine Zeile.« Sie tippte auf eine Stelle auf der Seite. »Ansonsten sieht es gut aus.«
»Was sollte ich deiner Meinung nach hinzufügen?«, erkundigte sich Laurel.
Millie schaute sich im Zimmer um. »Wo ist ein Federkiel?« Bevor jemand antworten konnte, entdeckte sie einen auf dem Couchtisch. Sie kniete sich auf den Boden und kritzelte die fehlende Zeile hinein. Dann gab sie das Blatt an Laurel zurück. »Versuch das mal.«
Laurel betrachtete den Neuzugang. »Oh, natürlich. Gute Idee.«
»Hast du denn tatsächlich ihr Tagebuch dabei?«, wollte ich wissen.
Laurel schüttelte den Kopf. »Sie hat es mit einem Schutzzauber belegt. Ich kann es dort lesen, wo es ist, aber wenn ich versuche, es zu bewegen, wird ein Alarm ausgelöst.«
»Kannst du es nicht tun, wenn sie nicht zu Hause ist?«, fragte Sophie. »Dann ist es egal, wenn der Alarm losgeht.«
Laurel sah zu uns auf. »Der Alarm ist nicht dazu da, sie zu warnen. Er wird ausgelöst, um dem Möchtegern-Dieb etwas anzutun. Dafür riskiere ich weder eine neue Nase noch Froschschenkel.«
»Und woher willst du wissen, ob dein Zauber funktioniert?«, warf ich ein. »Hast du etwas zum Üben mitgebracht?«
»Ich habe ein Buch aus der Bibliothek, in dem Verbergezauber vorkommen, und Beispiele, wie sie funktionieren.« Sie begann, in dem Bücherstapel auf dem Tisch zu blättern. »Ich dachte, ich übe meinen Zauber an den Beispielen im Buch, um zu sehen, ob er funktioniert.«
Ich zerzauste Laurels Haare. »Du bist so klug. Du wirst eines Tages die klügste Hexe im Hexenzirkel sein.«
Begonia strahlte das jüngste Mitglied der Hexenförderklasse an. »Ich glaube, das ist sie schon.«
Laurel zog ein Buch aus der Mitte des Stapels und schlug es auf einer markierten Seite auf. »Das ist eine der getarnten Proben.«
Wir sahen zu, wie sie ihren Zauberspruch auf das Blatt schrieb. Die Worte schimmerten, bevor sie sich auflösten und an ihrer Stelle das Bild eines Kessels zurückließen.
»Wow«, sagte Sophie. »Das ist so cool.«
»›Operation Schwesternbuch‹ ist in vollem Gange«, sagte Laurel stolz.
»Hast du etwas Interessantes in dem alten Grimoire gefunden?«, fragte ich und stupste das Buch auf dem Tisch an. »Wie ich sehe, hast du dich auch damit befasst.«
Laurel nickte und tauschte die Bücher aus, sodass das Grimoire aufgeschlagen vor ihr lag. »Irgendetwas ist an dieser Seite merkwürdig. Es stört mich, aber ich kann nicht genau sagen, was es ist.«
Ich trat zu ihr und schaute ihr über die Schulter. »Was ist daran seltsam?« Für das ungeübte Auge sah es aus wie eine weitere vergilbte Seite in einem alten Grimoire.
Laurel berührte die Innenbindung. »Es gibt ein paar Auffälligkeiten. Zum einen unterscheidet sich die Bindung hier leicht von den anderen Seiten des Buches. Es sieht fast so aus, als wäre sie später hinzugefügt worden.«
»Wie bei einer aktualisierten Ausgabe?«, fragte ich.
»Ich weiß nicht«, antwortete sie. »Die Mitte des Buches ist eine seltsame Stelle, um etwas zu ergänzen.«
»Vielleicht haben sie gemerkt, dass eine Seite fehlt, nachdem sie es zusammengesetzt hatten«, schlug ich vor. »Sie hatten keine andere Wahl, als sie nachträglich zu ergänzen.« Es war ja nicht so, dass sie Computer hatten und das Ganze noch einmal ausdrucken konnten.
»Und was?«, fragte Laurel. »Haben sie es mit Magie eingeheftet?«
»Warum nicht?« Ich las die Worte auf der Seite, aber sie schienen mir unauffällig zu sein. »Steht da etwas Wichtiges?«
Laurel runzelte die Stirn. »Nein, und das ist eines der Dinge, die mich stören. Es ist die belangloseste Seite im ganzen Grimoire. Die Zaubersprüche auf dieser Seite sind weit weniger ausgeklügelt als auf der ersten Seite. Das ergibt keinen Sinn.«
Die anderen Hexen kamen näher, um einen genaueren Blick auf die Seite zu werfen.
»Was für Zaubersprüche?«, fragte Sophie. »Irgendetwas, das wir lernen wollen?«
»Das ist mein Punkt«, sagte Laurel. »Ich glaube, die haben wir schon gelernt. Es gibt einen Lichtzauber und einen Farbwechselzauber. Was bringt es uns, die in einem alten Grimoire zu haben?«
Millie fuhr mit dem Finger über die Seite. »Ich stimme zu. Zaubersprüche wie diese gehören an den Anfang. Vielleicht waren sie am Anfang des Buches und sind irgendwann herausgefallen, und jemand hat sie an der falschen Stelle wieder befestigt.«
Laurel kaute auf ihrer Lippe. »Das ist eine Möglichkeit. Aber es hätte offensichtlich sein müssen, wo die Seite eigentlich hingehört.«
»Manchmal hilft es mir, wenn ich meinem Geist eine Pause gönne und etwas anderes tue«, sagte ich. »Als ich noch als Anwältin tätig war, kamen mir manchmal Ideen zu den seltsamsten Zeiten, bei mir war es unter der Dusche oder beim Autofahren.«
»Du sagst das, als würdest du nicht mehr als Anwältin arbeiten«, sagte Sophie. »Du bist die Strafverteidigerin der Stadt.«
»Das ist wahr«, sagte ich. »Obwohl es in letzter Zeit eher schleppend läuft.«
»Ich denke, das ist eine gute Sache«, sagte Millie. »Wir wollen weniger Verbrechen in Spellbound.«
»Ja, das ist es. Und ich war so sehr mit anderen Dingen beschäftigt, dass ich die Arbeit nicht brauche.«
Begonia konzentrierte sich weiterhin auf die geheimnisvolle Seite. »Vielleicht übersehen wir etwas. Womöglich ist ein weiterer Zauber in diesen Sprüchen versteckt. Etwas Gefährliches, das nur eine erfahrenere Hexe erkennen kann.«
Laurel strahlte. »Der Gedanke gefällt mir. Eventuell ist jeder Buchstabe ein Code für einen anderen Buchstaben.« Sie begann, jedes Wort mit größerer Sorgfalt zu studieren.
»Wisst ihr was?«, sagte Millie und musterte das Pergament. »Sogar die Tinte unterscheidet sich von den anderen Seiten, die du mir gezeigt hast.«
Laurel blätterte ein paar Seiten zurück.
»Millie hat recht«, sagte ich. »Es ist nicht die gleiche Tinte. Die Farbe weicht ein kleines bisschen ab.«
Ein schwaches Lächeln umspielte Laurels Lippen. »Ich habe eine Idee.«
»Ja, aber ist es eine gute?«, forderte Millie heraus.
»Das werden wir gleich herausfinden.« Laurel hielt ihren Zauberstab hoch und sprach den Enthüllungszauber, den sie für das Tagebuch ihrer Schwester kreiert hatte. Wie in dem anderen Buch schimmerten die Worte, bevor sie sich auflösten.
Es gab ein kollektives Einatmen.
»Heiliger Hexenbesen, Laurel«, rief Begonia. »Was ist mit der Seite im Grimoire passiert? Da sind jetzt überall komische Zeichen drauf.«
Begonia hatte recht. Die Zaubersprüche waren durch unbekannte Strichkombinationen ersetzt worden.
Laurel starrte entgeistert auf die Seite. »Das sind Runen.«
»Runen?«, echote ich. »Was bedeuten sie?« Sie erinnerten mich an ägyptische Hieroglyphen, aber ohne abgerundete Kanten.
Laurel hob das Buch an und hielt die Seite näher, um sie zu untersuchen. »Ich habe keine Ahnung, aber wir müssen es herausfinden.«
»Es gab also einen Verbergezauber auf der Seite?«, fragte Millie.
»Das erklärt, warum die Seite nicht ganz richtig aussah«, bemerkte Sophie.
»Jemand hat sich die Mühe gemacht, es in einem alten Grimoire zu verstecken«, sagte Laurel. »Ich wette, derjenige, der das gemacht hat, wollte, dass es getarnt ist, aber nicht so sehr, dass er es später nicht mehr finden kann, wenn er es braucht.«
»Das ist das Aufregendste, was seit Langem im Geheimversteck passiert ist«, rief Begonia und klatschte vergnügt in die Hände.
Millie starrte sie mit einem harten Blick an. »Wirklich? Lass uns doch noch mal kurz rekapitulieren. Wir haben Emma unsichtbar gemacht, Magie an Voodoo-Puppen praktiziert, unsere eigenen fortgeschrittenen Zaubersprüche entwickelt, aber eine versteckte Seite in einem staubigen, alten Buch ist für dich das Highlight?«
Begonias Miene verfinsterte sich. »Na ja, es hat das Potenzial, spannend zu sein. Ich nehme an, es kommt darauf an, was verborgen wird.«
»Erkennst du eine dieser Runen, Laurel?«, wollte Sophie wissen.
Laurel nickte. »Ein paar. Ich muss ein Decodierblatt anlegen, die Rune ihrer Bedeutung zuordnen und versuchen, das Ganze wie ein Puzzle zusammenzusetzen.«
»Das wird dich auf Trab halten«, sagte Millie. »Das Tagebuch deiner Schwester wird dir jetzt viel weniger wichtig erscheinen.«
Laurel berührte die Markierungen auf dem Blatt. »Du musst mir vielleicht meine Mahlzeiten hierher liefern. Ich werde nicht nach Hause gehen wollen, bevor ich den Code geknackt habe.«
»Mach jetzt nicht einen auf A Beautiful Mind«, sagte ich. »Wir brauchen dich bei klarem Verstand, Laurel.«
Millie zog eine Augenbraue hoch. »Filmreferenz?«
»Natürlich«, antwortete ich. »Irgendwann werden wir den Film zauberspiegeln. Es ist ein guter Streifen.« Ich studierte die Runen über Laurels Schulter. »Haben wir irgendwelche Runenexpertinnen im Hexenzirkel?«
»Möglicherweise, aber es müsste jemand sein, dem wir vertrauen, dass sie nicht direkt damit zu Lady Weatherby rennt«, sagte Millie. »Fällt euch jemand ein, auf den diese Beschreibung passt?«
Da fiel mir tatsächlich jemand ein.
»Gibt es eine Möglichkeit, eine Kopie der Seite zu erstellen?«, fragte ich. Wo war ein Fotokopierer, wenn man einen brauchte? Andererseits würde die Benutzung eines Kopierers nach meinen Erfahrungen aus der Menschenwelt zu einem Papierstau und zur Zerstörung des Originals führen. Das war nicht ideal.
»Was ist mit deinem Zauberspruch?«, fragte Millie. »Der, den du erfunden hast, bei dem die Feder schreibt, was du willst?«
Ich schlug mir vor die Stirn. »Millie, das ist genial.« Ich führte meinen Zauberspruch mit Laurels Federkiel und einem Stück Ersatzpapier aus. Ich überprüfte, ob jede Rune genau so kopiert worden war, wie sie auf dem Blatt stand.
»Was willst du mit der Kopie machen?«, fragte Laurel.
»Ich sage dir Bescheid, wenn ich es geschafft habe«, erwiderte ich. »In der Zwischenzeit arbeitest du weiter daran. Vielleicht finden wir beide es ja heraus.«
»Okay, wer möchte sich freiwillig für eine meiner neuen Tätowierungen melden?«, fragte Begonia in die Runde.
»Ich dachte, du konzentrierst dich auf die Unternehmensgründung«, sagte Sophie.
Begonia zuckte mit den Schultern. »Es hat keinen Sinn, ein Unternehmen zu gründen, wenn ich nicht genug vorzuweisen habe, um Käufer anzulocken.«
»Und das ist ja eigentlich der lustige Teil, oder?!«, sagte ich.
Begonia zwinkerte mir zu. »Ich sage dir Bescheid, wenn ich es geschafft habe.«
»Wo ist Lady Weatherby?«, fragte ich und sah mich im Freizeitraum um. Ich hatte wöchentlich mit dem dynamisch-magischen Mutter-Tochter-Duo Magie geübt, aber heute war nur Agnes da.
»Du musst aufhören, sie mir gegenüber als Lady Weatherby zu bezeichnen«, sagte Agnes. »Sie ist Jacinda Ruth.«
»Nicht für mich«, entgegnete ich. Ich wollte auf keinen Fall riskieren, dass Lady Weatherby mitbekam, wie ich sie Jacinda Ruth nannte. Sie würde mir aus Rache wahrscheinlich einen Fluch anhängen.
»Sie hat der Fee an der Rezeption mitgeteilt, dass sie sich um eine Verwaltungsangelegenheit kümmern muss.« Agnes schnalzte mit der Zunge. »Dieses Mädchen nimmt alles immer so ernst. Das war schon immer so.«
»Das Mädchen ist das Oberhaupt des Hexenzirkels«, gab ich zurück. »Es ist gut, dass sie ihre Rolle ernst nimmt.«
Agnes’ Augen glitzerten im künstlichen Licht des Pflegeheims. »Ich habe gehört, du hast sie mit einem Betäubungspfeil außer Gefecht gesetzt.«
Ich hatte gewusst, dass sich das herumsprechen würde, trotz Gingers Versprechen. »Es war ein Unfall.«
Sie gackerte. »Natürlich war es das. Wo ist deine Waffe jetzt?« Sie wackelte mit den Fingern, und ich reichte ihr meinen Zauberstab. »Du hast einen Verbergezauber benutzt?«
»Ja, ich habe ihn in meinem Umhang versteckt, und niemand hat mich gefilzt«, erwiderte ich. »Ich habe der Rezeption einen gefälschten Zauberstab ausgehändigt, den sie für mich aufbewahren sollte.«
Agnes tippte sich an die Schläfe. »Gute Idee, meine Liebe. Und womit beschäftigen wir uns heute?«
»Ich würde gerne weiter an dem Manifestationszauber arbeiten«, sagte ich. »Ich möchte wirklich versuchen, die Briefe meiner Mutter nach Spellbound zu holen.«
Kürzlich war ich während eines Traums in der umgebauten Scheune meiner Großeltern auf eine Kiste gestoßen, die mindestens siebenundzwanzig Briefe von meiner leiblichen Mutter enthalten hatte. Ich hatte keine Zeit gehabt, die Briefe zu lesen, bevor ich aus dem Traum herausgesaugt wurde, aber wenn ich die Briefe durch einen Manifestationszauber hierherschaffen könnte, dann könnte ich sie in aller Ruhe studieren. Ansonsten müsste ich immer wieder in den Traumzustand zurückkehren und sehen, ob ich sie alle lesen konnte, bevor ich aufwachte. Ich könnte es mit einem Traumzauber versuchen, aber diese Methode würde länger dauern und wäre gefährlicher. Außerdem bestand die Gefahr, dass ich im Traum nicht an denselben Ort zurückkehrte. Den Manifestationszauber zu perfektionieren, schien mir die klügere Lösung zu sein.
Die ältere Hexe musterte mich. »Hast du die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass in den Briefen nicht das steht, was du hören willst?«
»Was meinst du? Ich habe keinerlei Erwartungen.«
Agnes kratzte an der Warze auf ihrem Kinn. »Bist du dir da sicher?«
»Ja, natürlich. Ich weiß nichts über sie.« Immerhin hatte ich gerade erst von ihrer Existenz erfahren.
»Du gehst davon aus, dass diese Briefe Informationen darüber enthalten, warum sie dich verlassen hat«, sagte Agnes. »Was ist, wenn das nicht so ist? Oder was, wenn doch, aber die Gründe nicht so sind, wie du es erhoffst? Bist du bereit, enttäuscht zu werden?«
Um ehrlich zu sein, hatte ich diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen. Agnes hatte recht. Tief in meinem Inneren war ich davon überzeugt, dass die Briefe die Motive meiner Mutter, mich zu verlassen, aufdecken und Hinweise auf den Tod meiner Adoptivmutter liefern würden.
»Wie auch immer die Realität aussieht, ich muss die Wahrheit erfahren, egal wie schmerzhaft sie ist. Wenn es eine Chance gibt, meine Vergangenheit zu verstehen, dann muss ich sie nutzen.«
Agnes nickte. »Und ich werde dich unterstützen, egal, wie du dich entscheidest. Sag mir Bescheid, dann halte ich eine Flasche Göttin Abundanz für uns beide bereit.«
»Warum für uns beide?«, fragte ich. »Ich bin diejenige, die ein emotionales Risiko eingeht.«
»Dir bei diesem Drama zuzusehen, ist Grund genug für mich«, antwortete Agnes.
»Das ist nur fair«, sagte ich. »Sollen wir loslegen?«
»Das müssen wir«, antwortete sie. »Ich muss in einer Stunde beim Flohhüpfen sein.«
»Flohhüpfen?«, wiederholte ich. »Ist das nicht ein Spiel für Kinder?«
Agnes lächelte und entblößte ihre schiefen Zähne. »Nicht so, wie wir es spielen.«
Ich stöhnte auf. Also keine Fragen mehr über Flohhüpfen.
Mit meinem Zauberstab machte sich Agnes daran, einen Schutzzauber um den Raum herum vorzubereiten. Ich beobachtete sie aufmerksam und versuchte, ein paar Happen aufzuschnappen, für den Fall, dass ich selbst einmal eine Schutzbarriere errichten müsste. Lady Weatherby wollte, dass ich es langsam angehe, deshalb hielt sie sich bei diesen Privatstunden an die Regel »ein Zauber nach dem anderen«. Da ich mich auf den Manifestationszauber konzentrierte, wurde ich davon abgehalten, irgendwelche Schutzzauber zu versuchen.
»Okay, Butterblume. Du weißt, wie es geht«, sagte Agnes und reichte mir meinen Zauberstab. »Konzentriere deinen Willen und lass uns loslegen. Die Zeit läuft.«