Spellbound - Nie wieder untot - Annabel Chase - E-Book

Spellbound - Nie wieder untot E-Book

Annabel Chase

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Beschreibung

Für Emma hat sich einiges verändert, seit ihr Geheimnis gelüftet wurde und ihr Liebesleben eine dramatische Wendung nahm. Doch noch immer hat Emma nicht alle Geheimnisse ihrer Vergangenheit aufgedeckt.
Und eine weitere Veränderung steht an: In Spellbound soll der nächste Bürgermeister gewählt werden. Emmas Freundin Lucy kandidiert, und Emma hilft ihr fleißig bei der Kampagne. Die Stimmung während des Wahlkampfes ist aufgeheizt. Und dann wird auch noch einer der Gegenkandidaten ausgerechnet mit dem Pfahl von Lucys Wahlplakat gepfählt. Wollte da jemand die Konkurrenz aus dem Weg räumen? Mitten im magischen Wettstreit um das Bürgermeisteramt stürzt sich Emma in die Ermittlungen ...

Die Serie: Willkommen in Spellbound - einer Kleinstadt wie jeder anderen. Es gibt Tratsch, heimliche Affären und Verbrechen. Der einzige Unterschied? Hier leben keine Menschen ...
Emma Hart landet durch eine Reihe misslicher Umstände in dieser zauberhaften Stadt voller übernatürlicher Wesen. Doch es gibt ein Problem: Wegen eines Fluches können die magischen Bewohner die Stadt nicht mehr verlassen. Nicht der beste Zeitpunkt für Emma, um zu erfahren, dass sie eine Hexe ist! Die Anwältin macht das Beste aus der Situation und übernimmt den Job des Pflichtverteidigers, der kürzlich ermordet wurde. Denn auch in Spellbound gibt es Ganoven und Mörder. Doch Achtung: Nicht jeder Vampir oder Werwolf ist so böse, wie er aussieht - und nicht jede Elfe ist harmlos!

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

Über die Serie

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Über die Autorin

Impressum

Leseprobe

 

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Über diese Folge

Für Emma hat sich einiges verändert, seit ihr Geheimnis gelüftet wurde und ihr Liebesleben eine dramatische Wendung nahm. Doch noch immer hat Emma nicht alle Rätsel ihrer Vergangenheit aufgedeckt.

Und eine weitere Veränderung steht an: In Spellbound soll der nächste Bürgermeister gewählt werden. Emmas Freundin Lucy kandidiert, und Emma hilft ihr fleißig bei der Kampagne. Die Stimmung während des Wahlkampfes ist aufgeheizt. Und dann wird auch noch einer der Gegenkandidaten ausgerechnet mit dem Pfahl von Lucys Wahlplakat gepfählt. Wollte da jemand die Konkurrenz aus dem Weg räumen? Mitten im magischen Wettstreit um das Bürgermeisteramt stürzt sich Emma in die Ermittlungen …

Band 7 der zauberhaften Cosy-Crime-Serie!

Über die Serie

Willkommen in Spellbound – einer Kleinstadt wie jeder anderen. Es gibt Tratsch, heimliche Affären und Verbrechen. Der einzige Unterschied? Hier leben keine Menschen …

Emma Hart landet durch eine Reihe misslicher Umstände in dieser zauberhaften Stadt voller übernatürlicher Wesen. Doch es gibt ein Problem: Wegen eines Fluches können die magischen Bewohner die Stadt nicht mehr verlassen. Nicht der beste Zeitpunkt für Emma, um zu erfahren, dass sie eine Hexe ist! Die Anwältin macht das Beste aus der Situation und übernimmt den Job des Pflichtverteidigers, der kürzlich ermordet wurde. Denn auch in Spellbound gibt es Ganoven und Mörder. Doch Achtung: Nicht jeder Vampir oder Werwolf ist so böse, wie er aussieht – und nicht jede Elfe ist harmlos!

Nie wieder untot

Aus dem Englischen von Ulrike Gerstner

Kapitel 1

»Heute werdet ihr erfreut sein zu erfahren, dass ich mit dem traditionellen Lehrplan breche«, verkündete Lady Weatherby.

Das kollektive scharfe Einatmen war deutlich hörbar.

»Für immer?«, platzte Millie heraus.

Ihr Ausbruch wurde mit einem strengen Blick vom Oberhaupt des Hexenzirkels belohnt. »Nein, Millie. Natürlich nicht für immer. Für die nächsten zwei Wochen. In Anbetracht der jüngsten Ereignisse habe ich den Eindruck gewonnen, dass du zu fortgeschritteneren Aufgaben fähig sein könntest, als sie dir derzeit aufgetragen werden. Vielleicht hält das deine außerschulischen Aktivitäten im Zaum.«

Ich wusste, dass sie darauf anspielte, dass die Förderklasse-Hexen an meinem Plan beteiligt gewesen waren, unsichtbar zu werden. Es war jedoch alles für einen guten Zweck gewesen – ich hatte Elsa Knightsbridges unangemessenen Einsatz von Magie bei Daniel Starr, dem in Spellbound ansässigen gefallenen Engel und meiner einzig wahren Liebe, aufdecken wollen.

Laurel hob die Hand, um sprechen zu dürfen. »Entschuldigen Sie, Ma’am, aber von welcher Art von Fortgeschrittenenarbeit sprechen wir hier?« Während Millie die leistungsstärkste der Förderklasse-Hexen war, war die dreizehnjährige Laurel definitiv die wissenschaftlich versierteste.

»Ich habe beschlossen, ein Bonusprojekt auszurufen«, antwortete Lady Weatherby. »Ihr habt zwei Wochen Zeit, um einen Zauberspruch zu entwerfen und ihn erfolgreich vor der Klasse zu präsentieren.«

»Unseren eigenen Zauberspruch entwickeln?«, erwiderte Laurel und ihre braunen Augen leuchteten. »Das klingt fantastisch.«

»Ich habe bereits vermutet, dass ihr euch freuen würdet«, sagte Lady Weatherby und ihre Lippen zuckten. Das war das, was bei ihr einem Lächeln am nächsten kam. Sie war das genaue Gegenteil ihrer Mutter Agnes, die beim geringsten Anflug von Belustigung zu gackern anfing, und wenn es nichts zur Belustigung gab, sorgte sie selbst dafür.

»Ihr habt den Rest der Stunde Zeit, um mögliche Zaubersprüche zu besprechen«, teilte Lady Weatherby mit. »Ich werde mich in mein Büro zurückziehen, falls jemand Fragen hat.«

Kaum hatte sie den Raum verlassen, ihr schwarzer Umhang über den Boden fegend, setzten wir uns zusammen, um Ideen zu sammeln.

»Ich weiß, was ich machen werde«, sagte Sophie.

»Einen Zauberspruch erschaffen, der dich davor bewahrt, tollpatschig zu sein?«, fragte Millie.

Sophie starrte sie an. »In dem Baum vor meinem Fenster sitzt ein Vogelbaby und ich bin mir nicht sicher, ob es verwaist ist.«

»Ist das wichtig zu wissen?«, hakte ich nach. »Kannst du nicht trotzdem helfen?«

»Wenn sie es anfasst und es nicht allein gelassen wurde«, sagte Laurel, »dann wird die Mutter nicht zu ihm zurückkehren. Dann verurteilt Sophie es zum Tode.«

Das klang ja furchtbar.

»Ich habe den Baum beobachtet, ob eine Vogelmama mit Futter kommt, aber ich habe keine bemerkt. Sogar mein Bruder hält Ausschau, und der tut mir sonst nie einen Gefallen.«

»Und was soll dein Zauber dann bewirken?«, fragte Begonia.

»Ich möchte die Gedanken des Vogelbabys hören und entscheiden, ob ich es retten muss«, sagte Sophie. »Wenn das Vogelbaby zum Beispiel denkt: ›Ich bin am Verhungern und niemand hat mir seit Tagen etwas zu essen gegeben‹, dann weiß ich, dass ich eingreifen muss.«

»Das klingt nach einem guten Plan«, sagte Laurel.

»Außer, dass das Vogelbaby wahrscheinlich schon tot sein wird, bis du den Zauberspruch perfektioniert hast«, warf Millie ein.

»Wie wahnsinnig konstruktiv, Mills«, sagte Begonia.

»Ich bin nur praktisch veranlagt«, entgegnete Millie. »Wenn das Vogelbaby zwei Wochen lang nichts gegessen hat, bezweifle ich, dass Sophie es retten kann.«

Sophie verschränkte die Arme und funkelte Millie an. »Dann werde ich meinen Zauberspruch so schnell wie möglich fertigstellen.«

»Ich möchte einen Zauberspruch erfinden, der meine Feder für mich bewegt, damit ich sie beim Schreiben nicht halten muss«, sagte ich. »Ich habe das Gefühl, dass ich auf diese Weise viel schneller arbeiten kann.«

»Und man könnte mit mehreren Federkielen gleichzeitig schreiben«, fügte Laurel hinzu. »Man könnte auf einen Schlag viel mehr schaffen.«

Meine Augen leuchteten auf. »Das ist eine tolle Idee, Laurel. Die werde ich auf jeden Fall stibitzen.«

»Was ist mit dir, Laurel?«, fragte Sophie. »Irgendwelche Ideen für einen Zauberspruch?«

»Noch nicht«, antwortete sie, »aber ich denke darüber nach. Es gibt so viele Möglichkeiten. Es ist schwer, sich zu entscheiden.«

»Alles, was ich weiß, ist, dass ich einen überragenden Zauberspruch erschaffen werde«, sagte Millie. »Was ist mit dir, Begonia?«

Begonias Wangen überzogen sich mit Röte. »Ich würde gerne einen Zauber erfinden, der Claude sexyer macht als Demetrius …«

»Es gibt nicht genug Magie auf der Welt, um das zu schaffen«, warf Millie ein.

»Läuft da etwas zwischen dir und Demetrius?«, erkundigte ich mich. Begonia und er hatten vor ein paar Wochen im Olympus zusammen getanzt, aber mir war nicht bewusst, dass sie sich seitdem gesehen hatten. Soweit ich im Bilde war, war Begonia immer noch mit Claude zusammen.

»Nein, nein«, sagte Begonia abwinkend. »Obwohl ich ihn in der Stadt getroffen habe und er mir diesen Blick zuwirft.« Sie drehte sich zu mir um. »Du kennst diesen Blick.«

Ich kannte ihn gut. »Der laszive Komm-rüber-Blick?«

Sie nickte und seufzte. »Wie kann der herzensgute Claude da mithalten?«

»Du solltest mit Claude Schluss machen«, sagte Millie. »Es ist ihm gegenüber nicht fair, wenn du dich nach Demetrius verzehrst.«

»Ich verzehre mich nicht«, entgegnete Begonia. »Es ist nicht wie bei Emma und Daniel. Ich bin nur sehr interessiert.«

»Du solltest es deinem Freund schon sagen, wenn du an einem anderen Mann sehr interessiert bist«, hielt Millie dagegen.

»Das geht dich nichts an«, schnappte Sophie. »Warum suchst du dir nicht selbst einen Freund, um den du dich kümmern kannst?«

»Ich konzentriere mich lieber auf die Hexerei«, sagte Millie. »Ich will nicht ewig eine Förderhexe sein, und das solltest du auch nicht.«

Ach ja, dieselbe alte Millie.

»Millie hat allerdings recht«, sagte Begonia. »Ich fühle mich schuldig, wenn ich mit Claude zusammen bin, weil ich ständig an Demetrius denken muss.«

»Wegen eines Tanzes?«, fragte Laurel und holte tief Luft. »Erinnere mich daran, nie erwachsen zu werden. Das klingt alles zu kompliziert.«

Begonias Gesichtsausdruck wurde verträumt. »Es war ein sehr guter Tanz.«

»Weil er Hunderte von Jahren Tanzerfahrung hat«, schob Millie nach. »Das ist kein fairer Vergleich. Claude kann da nicht mithalten.«

»Nein«, stimmte Begonia zu. »Das kann er wirklich nicht.«

»Du hast also keine Pläne hinsichtlich Demetrius?«, fragte Millie.

»Nein, aber ich glaube, er fragt mich vielleicht bald, ob ich mit ihm ausgehe«, sagte Begonia.

»Was hindert ihn daran?«, hakte Millie nach. »Er ist nicht gerade schüchtern, und ich bezweifle, dass es ihm etwas ausmacht, Claude auf die Zehen zu treten, falls er überhaupt von Claude weiß.«

Begonia nickte. »Das tut er. Als er versucht hat, mich im Olympus zu küssen, habe ich ihm gesagt, dass ich Claude das nicht antun kann.«

Millie schien überrascht. »Und das hat er respektiert?«

»Demetrius respektiert Grenzen«, wandte ich ein, denn ich hatte das Bedürfnis, ihn zu verteidigen. »Er hat meine Gefühle für Daniel immer respektiert.«

»Das hat ihn aber nicht davon abgehalten, seine eigenen Gefühle zu haben«, sagte Sophie und merkte schnell, wie es klang. »Nicht, dass ich Unruhe stiften will.«

»Wir reden nicht über Demetrius und Emma«, sagte Begonia, und ich hörte den Ton der Frustration in ihrer Stimme. »Wir reden über Demetrius und mich.«

»Und Claude«, fügte Laurel hinzu. »Vergiss Claude nicht.«

»Vielleicht ist das der Zauber, den ich erfinden sollte«, überlegte Begonia. »Einen Vergiss-mich-Zauber, damit Claude mich vergisst.«

»Das ist die beste Art zum Herauswieseln, die ich je gehört habe«, kommentierte Millie. »Mach einfach Schluss mit ihm und gib ihn frei. Ermögliche ihm die Chance, jemanden zu treffen, dem mehr an ihm liegt.«

Ich gab es nur äußerst ungern zu, aber ich stimmte Millie zu. Begonia schien viel zu sehr in Demetrius verknallt zu sein, als dass sie ihrer Beziehung mit Claude die Aufmerksamkeit schenken konnte, die sie verdiente.

Die Tür am hinteren Ende des Klassenzimmers schwang auf und Vorsitzender Maunz, Lady Weatherbys Vertrauter, schlenderte in den Raum. Obwohl sein winziger Geweihkopfschmuck abzurutschen drohte, hielt er sich mit der gleichen königlichen Haltung wie sein menschliches Pendant aufrecht.

»Hallo«, begrüßte ich die gebieterische Katze. »Bist du wegen einer Nachricht hier?« Nicht, dass wir seine Gedanken lesen konnten, wie Lady Weatherby es tat.

Er setzte sich an den Fuß meines Stuhls und miaute.

»Ich glaube, er will uns sagen, dass der Unterricht vorbei ist«, sagte Laurel und zeigte auf die Uhr.

Sie hatte recht. Es war bereits zehn Minuten nach Unterrichtsende. »Mist am Stiel! Ich muss los«, sagte ich eilig. »Ich habe Lucy versprochen, sie bei ihrer Kampagne zu unterstützen.«

»Oooh, wir würden gerne helfen«, rief Sophie. »Wir tun alles, um zu verhindern, dass Sheriff Hugo der neue Bürgermeister wird.«

»Er ist nicht mehr der Sheriff«, sagte ich. »Du musst ihn nicht mehr so nennen.«

»Gewohnheit«, erwiderte Sophie achselzuckend.

»Ich lasse Lucy wissen, dass ihr Interesse habt«, sagte ich. »Ich möchte nicht mit unerwartetem Gefolge in der Bürgermeister-Villa auftauchen. Sie könnten befürchten, dass es ein weiterer Coup ist.«

»Ich bin sowieso mit Claude zum Mittagessen verabredet«, merkte Begonia an.

»Und ich werde nach Hause gehen und nach dem Babyvogel sehen«, erklärte Sophie.

»Ich werde mich wieder in die Bibliothek des Hexenzirkels schleichen«, verkündete Laurel. »Da sind erstaunliche Funde drin.«

Alle sahen erwartungsvoll zu Millie.

»Was?«, fragte sie. »Muss ich so tun, als hätte ich ein Leben außerhalb der Akademie?«

»Das nennt man soziale Kompetenz«, kommentierte Sophie. »Du solltest sie mal ausprobieren.«

»Überbewertet«, antwortete Millie. »Komm, Vorsitzender Maunz. Ich begleite dich zurück in Lady Weatherbys Büro.«

Kapitel 2

Ich saß auf dem Boden des Büros in der Bürgermeister-Villa und malte das dritte Schild an diesem Nachmittag. Lucy flatterte in den Raum und trug ein Tablett mit Getränken.

»Erfrischungen für meinen Lakaien«, neckte sie.

Ich blickte auf und sah einen Krug mit Limonenfizz. »Sollte das nicht ein Assistent für dich tun?« So wie Lucy früher Aufgaben für Bürgermeisterin Knightsbridge erledigt hatte.

»Es ist einfacher, wenn ich es selbst mache«, sagte Lucy. »Ich weiß, wo alles ist. Im Moment würde es zu lange dauern, jemanden auszubilden. Wenn ich gewählt werden sollte, werde ich natürlich jemanden einstellen.«

»Man soll ja auch nicht das Fell des Bären verteilen, bevor er erlegt ist«, erwiderte ich. »Das kann ich also gut nachvollziehen.«

»Bärenfell verteilen? Ihr habt wirklich die seltsamsten Sprichworte in der Menschenwelt.« Lucy reichte mir ein Getränk und ich nahm es dankbar an. Künstlerische Betätigung machte durstig.

Sie schaute auf mein Schild hinunter und runzelte die Stirn. »Was soll denn das für ein Bild sein?«

Okay, ich war also nicht die beste Künstlerin. Das konnte ich unumwunden zugeben. »Es ist ein Baum«, erklärte ich. »Da steht ›Lucy ist baumstark als Bürgermeisterin‹, aber statt Baum auszuschreiben, habe ich ein fröhliches Exemplar gemalt. Niedlich, oder?«

Lucy schnitt eine Grimasse. »Emma, du weißt, dass ich dich sehr gern habe, aber ich versuche, eine Wahl zu gewinnen, keinen Kunstwettbewerb für Drittklässler.«

Ich sah wieder auf mein Schild und seufzte. »Tut mir leid. Du hast recht. Das ist schrecklich. Von jetzt an werde ich mich nur noch an Buchstaben halten.«

Lucy tätschelte mir den Kopf. »Danke.«

Sie schaute auf den Stapel von Plakaten neben mir. »Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, warum du dir überhaupt die Mühe machst, das per Hand zu gestalten. Wir sollten einfach Magie benutzen.«

»Wo bleibt da der Spaß?«, hielt ich dagegen. »Wir wollen echten Einsatz zeigen. Es ist doch auch keinesfalls in deinem Interesse, dass die Wähler denken, du würdest dich auf der Magie ausruhen, oder? Du möchtest einen praktischen Ansatz zeigen.«

»Stimmt, aber das sind deine Hände, die die Schilder malen, nicht meine.«

Gutes Argument.

»Und wie läuft es mit Daniel?«, wollte Lucy wissen. »Ich nehme an, ihr schwebt beide auf Wolke sieben, jetzt, wo das ganze Drama vorbei ist.«

Bei der Erwähnung seines Namens schlug mein Herz höher. »Es ist tatsächlich ziemlich toll. Es ist so eine schöne Abwechslung, einfach wie ein normales Paar zusammen zu sein. Okay, vielleicht nicht wie ein normales Paar, da wir ein Engel und eine Magierin sind, aber trotzdem …«

Lucy lächelte. »Das ist normal genug in Spellbound.«

»Ich wertschätze die kleinen Dinge, wie einen gemeinsamen Spaziergang oder eine gemeinsame Mahlzeit. Dass ich meine Zuneigung offen und ehrlich ausdrücken kann.« Ich fühlte mich wie ein neuer Mensch, und ich war mir ziemlich sicher, dass er das auch tat.

»Ich freue mich so für dich«, sagte Lucy. »Wenn ich gewählt werde, wird es für mich vermutlich schwieriger werden, jemand Besonderen kennenzulernen. Ich glaube nicht, dass es klug wäre, auf Dates zu gehen, solange ich Bürgermeisterin bin.«

Ich runzelte die Stirn. »Wirklich? Glaubst du, die Einwohner würden nicht wollen, dass du ein Privatleben hast?«

»Du weißt doch, wie die Gerüchteküche hier funktioniert«, sagte sie. »Es wäre unheimlich schwer, eine Beziehung geheim zu halten. Ich glaube, unter den gegebenen Umständen würde sie einfach nie zustande kommen.«

Diese Enthüllung tat mir unsagbar leid für meine Freundin. Lucy war eine lebhafte junge Fee, die einen Partner im Leben verdient hatte. »Nun, ich denke, wenn du jemand Besonderen kennenlernst, sollte dir der Job nicht im Weg stehen. Stell einfach die diskreteste Assistenz in Spellbound ein und leg los.«

Lucy neigte den Kopf zurück und lachte. »Ich mag es, wie du denkst, Hart. Ich wusste, dass wir aus einem bestimmten Grund Freundinnen sind.«

»Ich habe in letzter Zeit viel über Milton Braun gehört. Glaubst du, dass er eine Chance hat?«

Lucy nickte. »Ein Rennen mit drei Kandidaten wird immer als spannend wahrgenommen. Das erhöht definitiv die Wahlbeteiligung.«

»Bist du nicht besorgt, dass sich die Stimmen auf drei aufteilen werden?«, fragte ich. »Der dritte Kandidat könnte dir gerade so viele Stimmen wegnehmen, dass Hugo gewinnt.«

Lucy winkte ab. »Oder andersherum.«

»Hältst du Milton für einen guten Kandidaten? Würdest du für ihn stimmen, wenn du nicht zur Wahl antreten würdest?«

»Statt Hugo? Auf jeden Fall. Er hat sich in ein paar Graswurzel-Bewegungen engagiert«, sagte Lucy. »Ihm scheint die Gemeinschaft am Herzen zu liegen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob er das Zeug zur Führungskraft hat. Die Leute scheinen keinen gesunden Respekt vor ihm zu haben.«

»Wegen etwas, das er getan hat?«

Lucy zuckte mit den Schultern. »Nein, ich glaube, er ist einfach eine dieser Persönlichkeiten. Er flößt von Natur aus keinen Respekt ein. Seltsam für einen Vampir. Aber er ist ein netter Kerl.«

»Was macht er?«

»Ihm gehörte früher die Firma, die alle Zauberstäbe der Stadt schnitzte, aber er hat sie letztes Jahr für ein kleines Vermögen verkauft.« Lucy tippte sich nachdenklich mit ihrem Feenzauberstab gegen den Kopf. »Oh, wie hieß die Firma noch gleich?« Sie schnipste mit den Fingern. »Säge und Span.«

Ein Vampir, der eine Holzfirma besaß? Das war ein mutiges Unterfangen.

»Was macht er, seit er es verkauft hat?« Ein Leben in Muße klang so dermaßen luxuriös.

»Ehrenamtliches, soweit ich weiß«, sagte Lucy. »Seine Biografie steckt voller Nebenprojekte. Du solltest mal einen Blick darauf werfen.« Sie lächelte. »Vielleicht entscheidest du dich dann, ihn zu wählen.«

Ich gab ihr einen leichten Klaps auf den Arm. »Und deinen Zorn riskieren? Ich glaube nicht«, lachte ich. »Apropos Zorn: Ich habe gesehen, dass Hugo ein Ende der Feenherrschaft gefordert hat. Ich hatte bis dahin nicht wirklich darüber nachgedacht, dass du und Bürgermeisterin Knightsbridge beide Feen seid.«

»Genau«, sagte Lucy. »Unsere Schreckensherrschaft wird nur dann weitergehen, wenn ich gewählt werde. Vielleicht streue ich noch etwas mehr Glitzer auf das Kopfsteinpflaster und benutze meinen Feenstab, um meine ganz besondere Spur des Bösen überall zu verteilen.«

Wir mussten lachen.

»Wie auch immer, meine Wahlkampfhelfer sagen mir, dass sich das Blatt zu wenden scheint. Offensichtlich ist Milton bei den Vampiren sehr beliebt, und sie bilden eine große Wählergruppe. Außerdem hat er keine früheren Verbindungen zu Bürgermeisterin Knightsbridge. Seit Hugo in das Horn gestoßen hat, nehmen die Wähler Milton ernster.«

Ich schaute Lucy an. »Glaubst du wirklich, dass dir das als Makel angelastet wird? Dass die Leute dich nicht mehr wählen, weil sie dich mit ihr in Verbindung bringen?« Die Lucy, die ich kannte, war so weit wie nur irgend möglich von den Eskapaden der Bürgermeisterin entfernt.

»Ich tue mein Bestes, um die positive Zusammenarbeit mit der Bürgermeisterin hervorzuheben«, sagte Lucy. »Ich denke, ich habe gute Chancen, alle Bedenken zu zerstreuen.«

»Ich wünschte, Hugo würde aufhören, dich mit Bürgermeisterin Knightsbridge in einen Topf zu werfen«, sagte ich. »Ich weiß, es ist eine Wahlkampftaktik, aber es ist einfach nicht richtig.« Hugo schien bequemerweise auch seine enge Freundschaft mit der ehemaligen Bürgermeisterin vergessen zu haben, jetzt wo seine Kampagne in vollem Gange war.

»Ich muss darauf vertrauen, dass die Wähler das durchschauen können«, sagte Lucy. »Ich tue mein Bestes, um mich auf meiner eigenen Bühne zu präsentieren. Ich kann mich aber nicht völlig von ihr distanzieren. Sie hat in dieser Stadt viel Gutes getan, und ich war ein großer Teil davon.«

Es war eine schwierige Situation für Lucy. Einerseits hatte sie sehr eng mit der in Ungnade gefallenen Bürgermeisterin zusammengearbeitet. Andererseits hatte sie nichts mit dem ungeheuerlichen Verhalten von Knightsbridge zu tun. Sie musste die Menschen an das Gute erinnern, ohne den Eindruck zu erwecken, dass sie die ehemalige Bürgermeisterin verteidigte. Sie hatte definitiv eine Menge Arbeit vor sich.

»Unabhängig von den verwendeten Methoden hat ein gesunder Wettbewerb noch niemandem geschadet«, erklärte Lucy. »Ich freue mich auf die Herausforderung.«

Lucy bewies auf jeden Fall eine gute Einstellung – nicht, dass ich etwas anderes von der wackeren Fee erwartet hätte. »Apropos Herausforderung: Du wirst doch weiterhin zu mir nach Hause zum Pokern kommen, oder?«, wollte ich wissen. »Du wirst nicht zu berühmt dafür sein?«

Lucy grinste. »Ich muss meine Wähler bei Laune halten, nicht wahr?« Sie spannte ihre Flügel auf. »Wie auch immer, der Redenabend wird viel dazu beitragen, die Gemüter der Wähler zu besänftigen. Zumindest hoffe ich das.«

»Redenabend? Wann ist der denn?«

»Nächste Woche«, antwortete Lucy. »Jeder Kandidat spricht, und dann haben die Bewohner die Möglichkeit, uns direkt Fragen zu stellen.«

»Wie eine Bürgerversammlung in der Menschenwelt«, erklärte ich.

Lucy sah mich mit leerer Miene an. »Vermutlich.«

»Bereitest du dich darauf vor?«

Sie begann, die Plakattafeln in einer Reihe auf den Boden zu legen. »Ja, ich verbringe jeden Abend eine Stunde damit, an meiner Rede zu arbeiten, und dann habe ich mit Ricardo Fragen geübt.«

»Wenn du Hilfe brauchst, weißt du, wo du mich findest. Ich war noch nie an einer Wahl beteiligt, außer als Wählerin, aber ich gehe gern zur Hand.«

Lucy lächelte mich an. »Danke. Ich bin sicher, dass ich darauf zurückkomme. Ich setze alles daran, um dich davon abzuhalten, Bilder auf meine Schilder zu malen.« Sie richtete ihren Feenstab auf die Plakate und sagte: »Boopity doopity do.«

Ich lachte auf. »Ihr Feen habt die seltsamsten Zaubersprüche.« Ich sah staunend zu, wie sich die Plakattafeln mit Slogans und Aufrufen zur Wahl von Lucy Langtree zur Bürgermeisterin füllten. »Die sehen toll aus. Ich liebe das Geglitzer.« Es wäre kein Feenschild ohne Glitter.

Lucy verschränkte zufrieden die Arme. »Die können wir in der Stadt aufhängen. Ich habe schon einige von Hugo drüben beim Brew-Ha-Ha gesehen. Ich muss als Erste eins am Uhrenturm anbringen.«

»Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Uhrenturm groß genug für alle Kandidaten ist«, wagte ich einzuwenden.

Lucy warf mir einen vielsagenden Blick zu. »Ja, aber ich will die Erste sein.«

Da war die Wettbewerbsfee, die ich kannte und mochte. »Du wirst das Ding gewinnen, Lucy. Ich weiß es einfach.«

Kapitel 3

»Sie können Ihre Schuhe ausziehen«, sagte Dr. Hall. »Lassen Sie mich nicht die Einzige mit nackten Füßen sein.«

Ich saß in meiner wöchentlichen Therapiesitzung, mit einem alkoholischen Getränk in der Hand. Catherine Hall führte ihre Praxis, als wäre sie eine Barkeeperin mit Psychologiediplom. Zugegeben, es war eine seltsame Mischung, aber sie schien für mich zu funktionieren. Es half ebenfalls, dass ich die exzentrische Vampirin mochte.

»Wissen Sie, ich habe aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass Lord Gilder am Dienstagmorgen gegen neun Uhr in der Blutbank vorbeischaut«, informierte ich Dr. Hall. »Wann holen Sie normalerweise Ihre Vorräte ab?«

Dr. Hall richtete ihr bis zum Rand gefülltes Glas mit Bitterer Pille auf mich. »Ich weiß genau, was Sie vorhaben, Missy. Versuchen Sie nicht, eine Seelenklempnerin zu überlisten.«

Ich zuckte unschuldig mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was Sie meinen. Ich denke nur, dass es ein Leichtes wäre, durch ein zufälliges Treffen eine alte Freundschaft wiederzubeleben.«

Dr. Hall schürzte die Lippen. »Netter Versuch. Warum kommen wir nicht zum Geschäftlichen zurück, denn dafür bezahlen Sie mich ja.«

»Mein Geschäft ist es, Menschen zu helfen«, sagte ich.

»Was für ein Zufall! Meines auch.« Sie setzte ihr Glas an und kippte mit Begeisterung die Flüssigkeit in sich hinein. »Und gerade jetzt versuche ich, Ihnen zu helfen, obwohl Sie so stur sind wie ein Zentaur.«

»Autsch.«

»Sie haben in unserer letzten Sitzung erwähnt, dass Sie einen neuen Traum hatten. Wie wäre es, wenn wir uns darüber unterhalten?«

Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und dachte nach. »Ich weiß nicht, ob es viel zu erzählen gibt. Ich erinnere mich nur bruchstückhaft an den Traum. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es eine Erinnerung oder Wunschdenken war.«

»Sie erwähnten, dass Ihre Mutter dabei war«, sagte Dr. Hall. »Erzählen Sie mir, was Sie darüber wissen.«

Ich nahm einen Schluck von meinem Getränk und versuchte, mich an den Traum zu erinnern. »Ich bin ungefähr drei Jahre alt, glaube ich.«

»Waren Sie nicht so alt, als sie starb?«

Ich nickte. »Das ist ein Grund, warum ich mir nicht sicher bin, ob es eine Erinnerung oder nur ein Traum ist. Wir sind zusammen in der Küche und backen Kekse.«

»Welche Art von Keksen?«

Ich blinzelte. »Ist das wichtig?«

»Für mich schon. Ich habe Hunger.«

Ich stöhnte. »Mit Chocolate Chips. Ich sah, wie sie mir den Holzlöffel reichte, um den Teig abzulecken.«

Dr. Hall rieb sich den Bauch. »Mjam, das ist das Beste daran.«

»Ja, auf jeden Fall. Es klingelt also an der Tür, und ich bleibe in der Küche, während sie losgeht, um zu öffnen.« Ich hielt inne und erinnerte mich an die Details des Traums. »Ich weiß nicht, wer an der Tür ist, aber ich höre, wie meine Mutter ihre Stimme erhebt.«

»Ist sie oft laut geworden? Ich wette, sie konnte nicht so laut schreien wie meine Mutter. Sie war die beste Schreierin der Stadt, bevor sie vom Kraken gefressen wurde.«

Ich überlegte kurz, ob ich der Höflichkeit halber ein mitfühlendes Geräusch zu Dr. Halls Mutter machen sollte, bevor ich fortfuhr. Sie schien während meiner Sitzungen genauso oft erwähnt zu werden wie meine eigene verstorbene Mutter.

»Nein«, sagte ich schließlich. »Das ist das, was mir an dem Traum auffällt. Meine Mutter hat nie ihre Stimme erhoben. Sie war ganz warm und sanft. Wer auch immer an der Tür war, muss sie wirklich verärgert haben.«

Dr. Hall stellte ihr Glas auf den Beistelltisch und beugte sich vor. »Was ist dann passiert? Wer war an der Tür?«

»Da hört es auf. Der Traum endet mit einer lauten Stimme und mir, wie ich Keksteig in meinem Mund habe.«

»Na ja, es gibt wohl schlimmere Arten, einen Traum zu beenden.« Sie musterte mich. »Und wie oft kam dieser Traum jetzt vor?«

»Es fing vor ein paar Wochen an«, sagte ich. »Ich habe ihn jetzt dreimal gehabt. Immer das Gleiche.«

»Haben Sie schon einmal über einen Erinnerungszauber nachgedacht? Wir verwenden sie manchmal in der Therapie. Sie können hilfreich sein, bei Neubeelterungen oder um Traumata zu überwinden.«

»Was sind Neubeelterungen?« Der Begriff war mir nicht geläufig.

»Eine Form der Therapie, bei der ich Klienten behandle, die durch missbräuchliche oder fehlerhafte Erziehung geschädigt wurden.«

»Und ein Erinnerungszauber? Was ist das?«

»Im Grunde ist es das, wonach es klingt. Es ist ein Zauber, der es einem erlaubt, eine Erinnerung noch einmal zu erleben. Es ist fast wie eine Zeitreise, denn man kann die Erinnerung von Anfang bis Ende erforschen, auch die Teile, an die sich nur das Unterbewusstsein entsinnt.«

»Wenn das also eine Erinnerung ist, kann ich sehen, mit wem meine Mutter an der Tür gesprochen hat.«

Dr. Hall nickte. »Möglicherweise. Der Zauber wird Ihnen helfen, den Rest des Moments zu erreichen.«

Das hörte sich wirklich interessant an. »Wer führt den Zauber aus?« Als Vampirin war Dr. Hall keine Magieanwenderin und nicht in der Lage, einen Zauber dieses Ausmaßes auszuführen.

»Ich bringe jemanden mit«, antwortete sie. »Wir arbeiten zusammen. Normalerweise greife ich auf Ginger oder Meg zurück.« Ginger und Meg waren rothaarige Schwestern in unserem Hexenzirkel. Sie waren begabte Hexen und ich mochte sie beide.

»Mir wären beide recht«, erwiderte ich. »Ich vertraue jeder von ihnen.«

»Das kostet fünfzig Münzen extra für diese Sitzung«, schob Dr. Hall nach. »Die arbeiten nicht umsonst. Billige Hexen.« Sie warf mir einen Blick zu. »Das kann ich doch jetzt sagen, oder? Da Sie ja nicht wirklich eine von ihnen sind?«

»Nein, das können Sie nicht sagen. Und nicht nur, weil ich eine Magierin bin. Ich bin immerhin mit ihnen befreundet.«

Dr. Hall zuckte mit den Schultern. »Spielverderberin.«

»Was passiert, wenn es nur ein Traum ist?«, fragte ich. »Werde ich das anhand des Erinnerungszaubers erkennen können?«

»Ja«, sagte Dr. Hall. »Die Dinge werden dann direkt Alice-im-Wunderland-esk, alles ist sehr schnell sehr unheimlich. Träume und Erinnerungen sind extrem unterschiedlich. Auf jeden Fall ist es Ihnen möglich, Spellbound für eine halbe Stunde zu verlassen. Das können nicht viele Bewohner von sich behaupten.«

»Ich bin überrascht, dass das niemand als Dienstleistung anbietet«, sagte ich. »Den ursprünglichen Bewohnern die Möglichkeit geben, auf Erinnerungen aus der Zeit, bevor sie hier gefangen wurden, zuzugreifen.«

Dr. Hall leckte sich über die Lippen und ich sah die Spitzen ihrer Fangzähne. »Das ist eine ausgezeichnete Idee. Sie sollten mit Ihrer vorgeblichen Interessengemeinschaft darüber sprechen. Mir scheint, der Hexenzirkel lässt sich Geld durch die Lappen gehen.«

Es wäre interessant herauszufinden, ob es sich um eine Erinnerung oder um einen Traum handelte. Selbst wenn sich der Streit als unbedeutend herausstellte – vielleicht war es nur eine Unstimmigkeit mit einem Nachbarn wegen einer umgestoßenen Mülltonne –, wäre es zumindest eine Chance, meine Mutter wiederzusehen. Einen wertvollen Moment wieder zu erleben. Das war weit mehr wert als fünfzig Münzen.

»Kann ich den Erinnerungszauber für meine nächste Sitzung buchen?«, fragte ich.

»Auf jeden Fall. Aber es ist wahrscheinlich das Beste, während dieser Sitzung nichts zu trinken.« Sie warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu.

Ich stieß ein kurzes Lachen aus. »Von mir aus. Ich trinke nur, damit Sie sich wohlfühlen.«

Dr. Hall verdrehte die Augen. »Das sagen sie alle.«

Kapitel 4

»Gareth, warum versuchst du, dich mit mir zu dehnen? Du weißt schon noch, dass du ein Geist bist, oder?« Ich saß auf dem Fußboden meines Schlafzimmers und bemühte meine beste Darstellung von »Jemand, der Yoga kann«. Leider konnte ich niemandem etwas vormachen, erst recht nicht mir selbst.

Gareth starrte mich aufgebracht an. »Du brauchst mich nicht zu erinnern. Ich weiß sehr wohl, was ich bin. Reib es mir nur unter die Nase.«

»Also, was hältst du von diesem Erinnerungszauber? Soll ich ihn machen?« Ich beugte mich vor und versuchte vergeblich, meine Zehen zu erreichen. So sehr ich mich auch ins Zeug legte, meine Fingerspitzen waren immer noch gute sieben Zentimeter von meinen Füßen entfernt.

»Zerr dir nichts«, riet Gareth und sah mir zu, wie ich mich anstrengte. »Aye, ich denke, wenn du diesen Traum immer wieder hast, dann versucht dir dein Unterbewusstsein wahrscheinlich etwas zu sagen. Du tust gut daran, darauf zu hören.«

Ich spürte, wie die Muskeln in meinem unteren Rücken zu zwicken begannen, also gab ich auf, meine Zehen berühren zu wollen, und begnügte mich mit dem Knie. Das war viel einfacher.

»Das denke ich auch. Aber ich bin ein bisschen nervös. Was ist, wenn es etwas Schlimmes ist? Was ist, wenn die Erinnerung tatsächlich negativ ist?« Alles, was ich von meiner Mutter noch hatte, waren meine positiven Erinnerungen an sie. Ich wollte nicht, dass irgendetwas diese trübte.

»Die Wahrheit ist wichtig«, sagte Gareth. »Egal, wie schwierig es ist, wenn du sie erfährst.«

»Redest du von deiner menschlichen Familie?«, fragte ich. Gareth hatte sich mir über seine Familie in Schottland anvertraut. Sie waren keine verständnisvolle Truppe gewesen.

»Du weißt so gut wie ich, dass ein Leben mit einer Täuschung überhaupt kein Leben ist«, sagte Gareth. »Wenn es etwas Wichtiges gibt, das du über deine Mutter wissen musst, dann musst du den Erinnerungszauber anwenden und die Wahrheit herausfinden.«

Ich hockte mich in den Schneidersitz und beugte mich vor, um meine Hüftbeuger zu dehnen. »Du hast recht. Ich kann mich nicht vor der Wahrheit verstecken. Und egal, was passiert, es wäre eine Chance, einen Moment mit meiner Mutter zu erleben. Wie wundervoll ist das denn?«

Gareth schenkte mir ein schwaches Lächeln. »Verflucht wundervoll.«

Ich wälzte mich auf den Bauch und versuchte, meinen Körper in die Planke zu bringen. Wie aus dem Nichts spürte ich ein zehn Kilo schweres Gewicht auf meinem Rücken. Krallen gruben sich in meine Haut, ich schrie vor Schmerz auf und brach flach auf dem Boden zusammen.

»Magpie«, schimpfte Gareth. »Das war keine Einladung zum Angriff.«

Die Katze hüpfte neben mir auf den Boden. Ich rollte mich auf die Seite und starrte die verkommene Höllenbestie mit meinem strengsten Blick an. »Hast du mich für tot gehalten und bist gekommen, um dich an meinem Kadaver gütlich zu tun?«

Gareth gluckste. »Das würde ich dem kleinen Racker zutrauen.«

»Da ist ein frischer Schmerz in meinem Rücken, der das Wort ›klein‹ vehement bestreiten würde«, entgegnete ich.

Magpie fauchte und flitzte aus dem Zimmer.

»Ich glaube, er braucht mal wieder eine Verabredung zum Spielen«, überlegte ich. »Wir sollten bald die Vertrauten einladen.«

»Aber keine Pawty.« Gareth warf mir einen vielsagenden Blick zu. »Du hast es versprochen.«

Ich richtete mich auf und hob die Hände in Kapitulation. »Keine Pawtys. Nur ein bisschen leichte Unterhaltung.«

»Schwöre auf deine Liebe zum Geflügelten Wunder«, sagte Gareth.

Ich verdrehte die Augen. »Gareth, man schwört nicht auf die Lebenden.«

»Gut, dann schwöre auf irgendjemand Totes. Der Teufel weiß, dass dir genug zur Auswahl stehen.«

Meine Miene wurde hart. »Das war nicht sehr nett.«

»War es nicht«, stimmte er zu. »Ich bin heute Morgen ein bisschen mürrisch.«

»Was hast du heute vor?«, wollte ich wissen.

Gareth tat so, als würde er die Arme über den Kopf strecken, als ob er tatsächlich Muskeln hätte, die er zum Bewegen bräuchte. »Ich habe vor, im Country Club aufzutauchen, um nachzuschauen, wer im Fitnessstudio trainiert. Wenn ich Glück habe, ist es vielleicht einer der Inkubi-Brüder.«

»Ich habe einen von ihnen im Olympus getroffen«, sagte ich. »In der Nacht von Elsas Junggesellinnenabschied. Habe ich dir das eigentlich erzählt?«

Gareth schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube, du warst zu der Zeit durch andere Ereignisse abgelenkt«.

Das war eine ziemliche Untertreibung. Ich hatte versucht, die Hochzeit zwischen Daniel und Elsa zu verhindern, dabei waren alle anderen Details in den Hintergrund getreten.

»Welchen hast du getroffen?«, fragte Gareth. »War es Magnus?«

»Nein, er meinte, sein Name sei Jackson.«

Gareth seufzte verträumt. »Ja, er ist auch eine echte Augenweide. Ich nehme an, er hat versucht, mit dir zu flirten.«

»Nicht lange. Ich war so sehr auf Elsa konzentriert, dass er schnell erkannt hat, dass ich seinem Charme nicht erliegen würde. Er hat seine Aufmerksamkeit sofort umgelenkt.«

Gareth zuckte mit den Schultern. »Kann man ihm nicht verübeln. Sie müssen sich schließlich ernähren.«

Kein Wunder, dass ein Vampir das Bedürfnis des Inkubus’ nach Nahrung nachempfinden konnte. »Apropos Bedürfnis, sich zu ernähren: Ich habe Dr. Hall erzählt, dass Lord Gilder dienstags um neun in die Blutbank geht. Das ist doch eine gute Information, oder?«

»Was ist denn bei dir los? Bist du jetzt Vampir-Spionin?«, fragte Gareth amüsiert.

»Eher Vampir-Kupplerin«, antwortete ich.

»Es ist durchaus eine gute Information«, sagte er. »Allerdings würde ich dir raten, bei deiner eigenen aufkeimenden Beziehung zu bleiben. Du bist ganz frisch mit Daniel zusammen. Lass dich nicht von den Bedürfnissen der anderen ablenken. Kümmere dich um deinen eigenen Garten, solange die Saat noch jung ist.«

»Ich pass schon auf. Viel Spaß im Club«, gab ich zurück. »Sag mir Bescheid, wie es läuft. Ich treffe mich mit Daniel zum Mittagessen, um meinen Garten zu kultivieren, und danach habe ich einen Termin im Büro.«

Gareth zog die Augenbrauen hoch. »Ein Termin im Büro? Und du hast vorab Kenntnis davon? Ist Althea im Urlaub?«