Stahlwölfe 05: Ghul-City - Cico Cavca - E-Book

Stahlwölfe 05: Ghul-City E-Book

Cico Cavca

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Beschreibung

Brad Shannigan und die überlebenden Stahlwölfe finden in den Ghulen unerwartet neue Verbündete. Die unterirdische Stadt der Wesen entpuppt sich als viel größer, als die Menschen es je für möglich gehalten haben. Währenddessen versucht sich der Treck in die Rocky Mountains durchzuschlagen und trifft auf einen verrückten Wissenschaftler, der Experimente an Menschen und Kainitern durchführt. Die Indianer versuchen, den Vormarsch der Kainiter mit ihrer mächtigen Magie aufzuhalten.

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STAHLWÖLFEBand 5

In dieser Reihe bisher erschienen

1501 Cico Cavca Zombie Trail

1502 Wolfgang Schroeder Freimaurerskalps

1503 Lee Quentin Indian Ghostwar

1504 Cico Cavca Hybridenbrut

1505 Cico Cavca Ghul-City

Cico Cavca

GHUL-CITY

Nach einer Idee vonJörg Kaegelmann

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2020 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Jörg KaegelmannExposé: Guido GrandtTitelbild: Mario HeyerUmschlaggestaltung: Mario HeyerLogo: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-375-9Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

Kapitel 1
1. August 1866, 
Nähe Scotts Bluff, Nebraska Territory

Erschöpft ließ der Anführer der Stahlwölfe, Brad Shannigan, sich auf dem feuchten Lehmboden nieder. Gerade erst hatte er seine Geliebte, die Halb­chinesin Mailin Phuong, die ebenfalls eine Elitekämpferin der Stahlwölfe war, auf eine provisorische Pritsche gelegt. Vor wenigen Stunden waren sie noch in ein Gefecht im Inneren des Grey-Schiffes verwickelt gewesen.

Zu ihrer Gruppe gehörten auch die letzten überlebenden Stahlwölfe Staff Sergeant Robert Jones und der Indianer Kleiner Wolf, sowie Wyatt Earp und Doc Holiday, die mittels Zeitreisetechnologie der Außerirdischen aus der Zukunft geholt worden waren. Sie sollten, genau wie Shannigan und Mailin auch, dem Zuchtprogramm dienen, das Hybrid­wesen aus Menschen und Greys hervorbringen sollte.

Diese Grey-Humans genannten Perversionen entsprangen Mailins Gebärmutter, nachdem diese von einem der Aliens geschwängert worden war. Die Torturen, die ihr Körper hierbei erlitten hatte, hatten die Stahlwölfin arg geschwächt und Brad ­Shannigan bangte noch immer darum, dass sie durchkam. Sie benötigte dringend medizinische Versorgung. Obwohl Doc Holiday Zahnmedizin studiert hatte, beschränkten sich seine Fähigkeiten als Arzt aufs Allernötigste. Die letzten Jahre hatte er mehr mit dem Revolver in der Hand verbracht, als mit Skalpell und Zange.

Zumindest waren ihnen seine Kampfkünste bei der Flucht aus dem Grey-Schiff zugutegekommen. Zusammen mit Wyatt Earp hatte er einen entscheidenden Anteil daran getragen, dass ihnen die Flucht gelang. Selbstverständlich war aber die Revolte der Ghule letzten Endes ausschlaggebend gewesen, dass sie davonkamen. Ihre schiere Masse sorgte dafür, dass die Greys und ihre Kampfechsen, die Morhawks, ins Hintertreffen gerieten und die Menschen durch die engen Schiffskorridore entwischen konnten. Die Ghule unter der Führung ihres Häuptlings, des Großen Raakti, waren lange Zeit von den Greys als Sklaven gehalten worden. Mithilfe der Menschen witterten sie nun ihre Chance, diesen Umstand zu ändern.

Auch wenn ihre Waffen vergleichsweise primitiv waren, so wussten sie doch damit umzugehen. Im Verlauf des Kampfes waren sie und die Menschen in den Besitz mehrerer Grey-Waffen gekommen. Allerdings stellte deren Funktionsweise für sie immer noch ein Rätsel dar. Während die kleinen Invasoren aus dem Weltraum Energiestrahlen aus den Stäben verschießen konnten, dienten die metallenen Stäbe ihren neuen Besitzern lediglich als effektive Schlagwerkzeuge.

Nichtsdestotrotz konnten die Flüchtenden mit den erbeuteten Waffen einigen Schaden anrichten. Zudem hatten sie ihr Arsenal mit einigen Klingenwaffen erweitert, die sie Greys und Morhawks abgenommen hatten. Staff Sergeant Jones erwies sich als besonders geschickt mit einer Art Lanze, die er den Händen eines Morhawk-Leichnams entwunden hatte, der von einer Horde Ghule überwältigt worden war. Eine ähnliche Waffe hatte er bereits bei dem Arena-Kampf gegen die Erdspinnen eingesetzt.

Besonders gegen die Morhawks, deren Schuppenpanzer sie gegen Angriffe schützte, erwies sich der Spieß als effektiv. Jones hatte insbesondere auf die Augen der Echsen gezielt und hierbei auch mehrfach Erfolg gehabt. Die so, zumindest zeitweise, geblendeten Krieger der Außerirdischen wurden somit dazu gezwungen, kurzzeitig von ihren ­Gegnern abzulassen.

Gegen die Greys erwiesen sich Schlagwaffen als überraschend wirksam. Ihre kleinen Körper waren nicht für körperliche Auseinandersetzungen vorgesehen. Es fühlte sich an, als würde man auf einen nassen Sack eindreschen, wenn man sie mit stumpfen Gegenständen attackierte. Gefährlich waren sie nur, wenn sie ihre Energiestäbe einsetzten, um auf die Menschen und Ghule zu schießen. Die Ghule kämpften aufopferungsvoll gegen ihre Unterdrücker. Tatsächlich war es einer vorauseilenden Gruppe dieser tapferen kleinen Höhlenbewohner gelungen, bis zu dem Teil des Schiffes vorzudringen, in dem ihre Frauen von den Greys als Geiseln festgehalten wurden.

Shuktook selbst schien in Anwesenheit seiner Artgenossen regelrecht über sich hinauszuwachsen. Wie ein Berserker fiel er über die Greys und auch einen Morhawk her, obwohl er selbst verwundet war. Brad und die übrigen Stahlwölfe fühlten sich in ihrer Entscheidung bestätigt, den kleinen Ghul zu einem der ihren zu machen. Womöglich übertraf Shuktook mit seiner Wildheit alle übrigen Ghule. Erst als ihre neuen Verbündeten ihre Frauen in Sicherheit gebracht hatten, gab Brad Shannigan auch den übrigen Kämpfern unter seinem Kommando das Zeichen zum Rückzug. Er selbst konnte nicht aktiv in das Kampfgeschehen eingreifen, da er die bewusstlose Mailin in seinen Armen hielt.

Der Große Raakti machte im Übrigen seinem Namen alle Ehre. Tatsächlich überragte er nahezu alle anderen Ghule um einen Kopf. Auch wenn er ihr Anführer war, schreckte er nicht davor zurück, auch an vorderster Front zu kämpfen. Mit einer riesigen Keule zerschmetterte der Ghul-Häuptling mehreren Greys den Schädel und befehligte dabei auch noch sein Gefolge. Die Menschen waren einigermaßen überrascht, die Ghule so geordnet und entschlossen voranstürmen zu sehen, ohne dass alles in einem Chaos endete. Stattdessen erwiesen sie sich als gut koordinierte Kombattanten.

Bislang waren die Höhlenbewohner für Brad und die anderen Menschen stets nur als Feinde aufgetreten, die für die Greys und auch die Kainiter die Drecksarbeit erledigten. Major Shannigan hatte seine Meinung über die Ghule längst revidiert, spätestens nachdem Shuktook sich ihnen als ebenbürtiger Partner erwiesen hatte. Doch nach dem Gefecht im Inneren des Raumschiffes waren sie noch weiter in seinem Ansehen gestiegen. Möglicherweise waren sie die einzigen und letzten Verbündeten, auf die die Menschheit sich noch verlassen konnte in diesen apokalyptischen Zeiten.

„Sie sollten sich etwas ausruhen Major“, riss ihn eine wohlbekannte Stimme aus seinen Gedanken hervor. Es war Staff Sergeant Robert Jones. Der junge Mann mit dem Stoppelbart hatte auch ein paar kleinere Verletzungen davongetragen, war aber zumindest optisch noch in der besten Verfassung aller anwesenden Menschen.

Doc Holiday und Wyatt Earp hatten beide mehrere tiefere Schnittverletzungen auszukurieren, die allerdings nicht lebensgefährlich waren. Auch Kleiner Wolf war arg mitgenommen. Bereits der Arena-Kampf gegen die Erdspinnen hatte ihm zugesetzt. Nun war er auch noch in Berührung mit den Energiewaffen der Greys gekommen und konnte sich eigentlich glücklich schätzen, überhaupt noch am Leben zu sein. Mailin war noch immer bewusstlos und Shannigan selbst ausgezehrt von den Ereignissen der letzten Stunden.

Hinzu kam, dass er die ganze Zeit über Mailin nicht aus seinen Armen herabgelassen hatte. Auch die wiederholten Angebote seiner Mitflüchtenden, die Halbchinesin eine Weile zu tragen, hatte er vehement abgelehnt. Unter keinen Umständen wollte er es erneut zulassen, dass seine Geliebte in die Fänge der Aliens und ihrer grausamen Experimente geriet.

„Sie haben recht, Jones. Ich fühle mich, als ob mein Körper durch die Mangel gedreht wurde. Und in meinem Kopf brummen tausend Bienen. Aber die Greys sind uns sicherlich schon auf den Fersen. Ihre Überraschung über den Angriff der Ghule wird sicher nicht lange anhalten.“

„Das sehe ich genauso, Sir. Allerdings bringt uns ein Gewaltmarsch jetzt auch nicht weiter. Noch dazu wissen wir gar nicht, wohin wir eigentlich flüchten sollen. Von dem Treck haben wir auch keinerlei Nachrichten. Vielleicht ist bereits alles zu spät und wir sind die letzten Menschen, die den Kainitern noch nicht zum Opfer gefallen sind ...“

„Das will ich noch nicht glauben, Staff Sergeant. Der Präsident ist ein fähiger Anführer. Er wird es nicht riskieren, dass sein Volk bis zum letzten Mann in einer offenen Schlacht ausgelöscht wird. Es gibt Evakuierungspläne für den Fall des Äußersten.“

„Wahrscheinlich haben Sie recht. Dennoch bleibt die Frage, wie wir herausfinden, wo der Treck sich gerade befindet“, stimmte Robert Jones seinem Vorgesetzten zu.

„Und wie wir an ein paar vernünftige Schießeisen kommen“, meldete sich eine raue Stimme aus dem Hintergrund. Es war Wyatt Earp, der einen blutdurchtränkten Kopfverband unter seinem Hut trug und ein wenig humpelte.

„In der Tat. Mit den wenigen Waffen, die wir erbeutet haben, kommen wir nicht weit. Es gibt wohl auch keine Möglichkeit für uns, herauszufinden, wie man diesen Stäben der Greys die Energieblitze entlockt, mit denen sie uns angegriffen haben“, stimmte Shannigan dem Revolvermann aus der Zukunft zu.

„Wir müssen auch schnellstmöglich einen Unterschlupf finden, wo wir uns erst einmal vor den Außerirdischen verstecken können, um die Verwundeten zu behandeln“, merkte Doc Holiday an, der dicht auf seinen engen Freund Earp folgte.

Der Stahlwolf Brad Shannigan nickte zustimmend. Eine Lösung musste schnellstmöglich her. Alles Weitere würde sich dann schon finden. Mittlerweile hatte sich auch Shuktook zu ihnen gesellt, nachdem es ausschweifende Wiedersehensszenen mit seinen Artgenossen gegeben hatte.

„Was haben Brad und Stahlwölfe jetzt vor ...?“, fragte der kleine Ghul.

„Das überlegen wir auch gerade, Shuktook. Zuerst müssen wir einen Rückzugsort finden. Hier im Freien sind wir ein zu offensichtliches Ziel für unsere Verfolger. Dann brauchen wir bessere Waffen. Im Idealfall Schusswaffen, ansonsten sind wir im Nachteil gegenüber den Außerirdischen.“

„Richtig. Im Nahkampf sind uns diese verfluchten Kampfechsen deutlich überlegen und die Greys können tödliche Strahlen aus ihren Stäben abfeuern“, stimmte Doc Holiday seinem Vorredner zu.

„Bleibt noch die Frage, wie wir Kontakt mit dem Präsidenten und den anderen Überlebenden treten können. Sofern sie noch am Leben sind ...“, gab der Staff Sergeant zu bedenken. In seiner Stimme waren deutliche Zweifel zu vernehmen.

„Menschen kommen mit ... Mit zu den Ghulen ... In ihre Stadt!“

„Stadt?“ Brad Shannigan war sichtlich verwirrt. Bisher hatte er angenommen, die Wesen würden in kleinen Höhlen unter der Erde leben. Fraglich war auch, was Shuktook unter einer Stadt verstand. Möglicherweise war für ihn eine Ansammlung von einem Dutzend Löchern in der Erde bereits eine Stadt.

„Ja, Stadt ...“, nickte Shuktook heftig mit seinem lang gestreckten Kopf.

„Ich weiß ja nicht. Meinst du, wir Menschen passen alle zusammen in die Erdlöcher eurer Sippe?“

Jetzt schüttelte der Ghul vehement den Kopf.

„Brad versteht nicht ... Keine Erdlöcher ... Große Höhle unter der Erde ... Alle Ghule von Shuktooks Stamm leben dort ... Viele ... Hundert ... Tausend ... Oder noch mehr.“

Shuktook gestikulierte wild mit seinen Armen in der Luft herum und versuchte dabei, die gewaltigen Dimensionen der von ihm beschriebenen Höhle nachzuzeichnen.

„Du meinst also, es gibt tatsächlich eine ganze Stadt, die von Ghulen bewohnt wird? Unterirdisch?“

„Ja, ja ... Mit Häusern und Straßen ... Brad und die anderen werden staunen ...“

Das würden sie in der Tat. Sollten die Behauptungen ihres neuen Freundes wahr sein, könnten sie dort ihre Kräfte sammeln und sich darauf vorbereiten, weiterzuziehen.

„Bleibt nur noch die Frage, wie wir Kontakt mit Präsident Grant aufnehmen“, schaltete sich erneut Staff Sergeant Jones ein.

„Ghul-Schamanen können Kontakt aufnehmen ... So wie Shuktook mit dem Großen Raakti ... Nur viel besser und weiter weg ... Mächtige Schamanen!“

„Wenn das so ist, worauf warten wir dann noch? Der Vorschlag unseres kleinen Freundes erscheint mir recht praktikabel“, schaltete sich Wyatt Earp in die Unterhaltung mit ein.

„Dann sollten wir mit dem Großen Raakti sprechen“, beschloss Shannigan.

„Ja, ja ... Shuktook holt Großen Raakti.“

Nur Sekunden später war der Ghul bereits losgelaufen, um seinen Häuptling zu holen. Es dauerte nicht lange und der Anführer der Ghule stand den Menschen gegenüber.

„Der Große Raakti bedankt sich bei den Menschen für ihre Hilfe. Viel zu lange waren wir die Sklaven der Greys. Endlich haben wir unsere Frauen wieder und die Außerirdischen können uns nicht weiter erpressen“, bedankte sich der hochgewachsene Ghul in nahezu akzentfreiem Englisch.

„Woher hat der Große Raakti unsere Sprache so gut gelernt?“, wollte Staff Sergeant Jones wissen.

„Großer Raakti lernt schnell. Er hat früher lange Zeit unter einem Saloon gelebt und durch die Bodendielen die Menschen darin belauscht.“

„Ihr Ghule erstaunt mich immer wieder“, sagte Brad Shannigan und schüttelte dabei seinen Kopf, während ein Lächeln auf seinen Lippen auftauchte.

„Shuktook sagt, Menschen wollen mit uns kommen. In unserer Stadt gibt es Heiler für die ­Verletzten und unsere Schamanen können mit anderen Menschen sprechen, die weit weg sind.“

„Das wäre wirklich sehr hilfreich. Sobald wir das getan haben, müssen wir uns nur noch ein paar Waffen besorgen.“

„Ghule haben noch Waffen. Von den Menschen, die sie den Greys bringen mussten.“

Auch wenn dies eigentlich eine gute Nachricht war, senkte der Große Raakti betrübt seinen Kopf, als er den Stahlwölfen und den beiden Revolvermännern aus der Zukunft hiervon berichtete. Er schämte sich dafür, unzählige Menschen den Greys ausgeliefert zu haben, weil die Außerirdischen die Ghule erpresst hatten. Er konnte es nicht mehr ungeschehen machen, so sehr er es sich auch gewünscht hätte.

Brad Shannigan lief ebenfalls ein Schauer über den Rücken, als er daran dachte, dass er und die anderen Menschen die Ghule noch vor wenigen Tagen als Feinde angesehen hatte. Es war nicht wegzuleugnen: Die Ghule hatten viele Menschen in ihr Verderben geschickt und sogar eigenhändig getötet, auch wenn sie dies nicht freiwillig getan hatten. Shannigan konnte sich nicht gänzlich von diesen Gedanken befreien, auch wenn das Schicksal die Ghule und die Menschen nunmehr zusammengeschweißt hatte.

„Das ist gut. Wir werden die Einladung des Großen Raakti annehmen und mit euch kommen“, gab er knirschend wieder.

Der Große Raakti nickte nur und wandte sich wieder seiner kleinen Streitmacht zu, um den Befehl zum Aufbruch zu geben. Annähernd hundert Ghule waren bei dem Kampf im Raumschiff ums Leben gekommen. Sie starben bei dem Versuch, wieder gut zu machen, was sie den Menschen unter dem Einfluss der Greys angetan hatten. Brad honorierte das Verhalten seiner neuen Verbündeten. Dennoch konnte er keine Genugtuung empfinden. Viel mehr überwog bei ihm die Trauer über die gewalttätig zu Tode gekommenen Ghule. Für ihn machte es mittlerweile keinen Unterschied mehr, ob ein Mensch oder ein Ghul durch die Hände der Außerirdischen starb. Er empfand in beiden Fällen einen nicht hinnehmbaren Verlust.

Kapitel 2

1. August 1866, Fort Morgan, Colorado Territory

Der Präsident der Vereinigten Staaten von ­Amerika, Ulysses S. Grant, blickte sich unter den Überlebenden des Trecks um. Eigent1lich hatte sein Amt keine wirkliche Bedeutung mehr. Längst gab es keine staatlichen Strukturen mehr in dem einstmals so zahlreich bevölkerten Land, dessen Bürger ihn mehrheitlich zu ihrem höchsten Volksvertreter gewählt hatten. Die USA hatten aufgehört zu ­existieren. Die untoten Kainiter hatten das Land überschwemmt und jeglichen Lebens beraubt.

Es mochte noch vereinzelt eine Handvoll Menschen geben, die sich in die entlegensten Ecken zurückgezogen hatten, aber von der einstigen Nation, die viele Millionen Einwohner zählte, waren maximal ein paar Tausend übrig geblieben. Es war zum Verzweifeln. Zwar war ihnen die Flucht gelungen, doch die unzähligen Menschen, die hierbei ihr Leben lassen mussten, belasteten das Gewissen des Oberbefehlshabers der noch verbliebenen Streitkräfte.

Er hatte die schwere Entscheidung zum Rückzug getroffen, um wenigstens noch so viele Leben wie möglich zu retten. Ein paar Dutzend Menschen konnten in das Luftschiff USS America aufgenommen werden. Präsident Grant würde nie die verzweifelten Blicke derjenigen vergessen, die keinen Platz mehr an Bord gefunden hatten. Sie wussten genauso gut wie er, dass sie so gut wie tot waren.

Dennoch hatten es knapp 2000 Menschen geschafft, den Klauen der Kainiter und der Vampirbande von Billy the Kid zu entkommen. Ein schwacher Trost, angesichts der Millionen von Seelen, die nicht gerettet werden konnten und jetzt als Untote gegen ihre einstigen Artgenossen kämpften. Auch sein Außenminister Zachary Scott war sichtlich erschüttert. Zum ersten Mal seit Wochen kehrte ein wenig Ruhe ein. Wobei allen Beteiligten klar war, dass diese nur von kurzer Dauer sein würde und die ermüdenden Kampfhandlungen bald wieder beginnen würden.

Einzig General Robert E. Lee schien in diesem ganzen Wahnsinn einen kühlen Kopf zu bewahren und zeigte, zumindest nach außen hin, keinerlei Anzeichen von nervlicher Belastung. Wie ein unerschütterlicher Monolith stand er inmitten der zerlumpten Menschenmeute, deren Gesichter von dem Schmerz und dem Leid der zurückliegenden Ereignisse gezeichnet waren. General Lee hatte trotz der aussichtslosen Lage und der widrigen Umstände der Flucht stets darauf geachtet, seine Uniform und Orden tadellos sauber zu halten. Auch den Luxus eines akkurat gestutzten Bartes leistete er sich weiterhin.

Präsident Grant bewunderte den General. Andererseits war auch ihm bewusst, dass der Mann aus den Südstaaten nunmehr nicht viel mehr als eine Symbolfigur für die letzte Hoffnung der Überlebenden darstellte. Dennoch war er froh, dass Robert E. Lee diese Rolle auszufüllen vermochte. Er selbst sah sich dazu nicht mehr in der Lage, gleichwohl genau dies von ihm erwartet wurde.

„Wir sind bald da, Sir“, unterbrach die tiefe Bassstimme von Big Foot McCoy seine Gedanken.

Der indianisch-stämmige Kommandant der ­Stahlwölfe machte ihn darauf aufmerksam, dass ihr ­vorläufiges Ziel nicht mehr weit war. Fort Morgan sollte nur eine Zwischenstation sein, an der sie hofften, ihre Vorräte auffüllen zu können. Als Nächstes sollte das Luftschiff dann Denver ansteuern, bevor es sich in die Rocky Mountains begab. Der Evakuierungsplan sah vor, dass sich die letzten Menschen auf dem amerikanischen Kontinent dort verschanzten. Die Kainiter würden nur sehr schwer in das zerklüftete Gebirge vordringen können und schon gar nicht als die unaufhaltsame Flutwelle, die sie bislang gewesen waren.

Auch der kahlköpfige Zahnarzt Cholores Dexter befand sich unter den Überlebenden an Bord der USS America. Nur zu gerne hätte er sich jetzt dem Rausch des Alkohols hingegeben, den er schon so oft genossen hatte. Dass dies im Laufe der Jahre deutliche Spuren bei ihm hinterlassen hatte, war offensichtlich. Neben den Auswirkungen, die nur er in seinem Inneren verspürte, signalisierte die rote Säufernase sein Suchtproblem. Immer wieder durchfuhren die Entzugserscheinungen seinen Körper, da in diesen Zeiten kaum noch ein Tropfen Alkohol aufzutreiben war. Dennoch hatte er sich als fähiger Kämpfer gegen die Kainiter erwiesen. Was blieb ihm auch anderes übrig? So sehr ihm sein ganzes Leben nun noch aussichtsloser als zuvor erschien, einen gesunden Selbsterhaltungstrieb hatte er sich bewahrt. Möglicherweise sah er den Kampf gegen die Untoten sogar als neue Chance, seinem Dasein einen Sinn zu geben.

„Bereiten Sie alles vor, damit wir landen und von Bord gehen können“, wies Grant McCoy an.