Standortbilanz Lesebogen 63 Wirtschaftsförderung mit mehrschichtigen Sichtweisen - Jörg Becker - E-Book

Standortbilanz Lesebogen 63 Wirtschaftsförderung mit mehrschichtigen Sichtweisen E-Book

Jörg Becker

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Beschreibung

Chancen und Risiken lassen sich für einen Standort besser mit Hilfe einer Gesamtschau herausfinden und bewerten. Dabei müssen auf Grundlage einer mehrschichtigen Sichtweise alle Einflussfaktoren möglichst lückenlos einbezogen werden. Die Standortbilanz bietet eine umfassende, für jedermann verständliche Kommunikationsplattform, über die sich alle wichtige Akteure wie Stadtverwaltung, Projektentwickler, Betreiber, Investoren, Einzelhändler, Dienstleister oder Bürgervertreter vernetzen können. Es gibt unzählige Standortstudien und -Monitore. Jede Kommunalverwaltung sowie jedes ortsansässige, ansiedlungsinteressierte oder existenzgründende Unternehmen muss für sich selbst herausfinden, ob damit alle individuellen Zwecke, Ziele und Anforderungen abgedeckt werden können. Nach dem Studium und der Auswertung vieler solcher Standort-Berichte haben sich einige Kernfragen herauskristallisiert, zu denen die entsprechenden Antworten Hinweise geben können, ob die verfügbaren Informationsunterlagen für eventuelle Standortentscheidungen ausreichend sind. Entscheidend hierfür sind eindeutige Ja-Antworten auf folgende Kernfragen : Vollständigkeit ? Gewichtung ?Vergleiche von Eigen- und Fremdbildern ?Bewertungen mit verschiedenen Dimensionen ? Mit der Bewertung der Standortfaktoren taucht man tief, teilweise bis unter die Oberfläche in das Standortgeschehen hinein. Dabei gibt es keinen Fixpunkt, an dem man alles festzurren könnte. Vielmehr können sich Bewertungsergebnisse sowohl mit dem Standort und Blickwinkel des Betrachters als auch mit dem Betrachter selbst verändern. Je nachdem, wer auf einen Standortfaktor schaut und von wo aus jemand auf einen Standortfaktor schaut, kann dieser in einem anderen Licht erscheinen. Je mehr und intensiver man sich mit Bewertungsfragen beschäftigt, umso mehr wird man zu der Auffassung gelangen, dass es nur schwer möglich ist, den unterschiedlichen Aspekten und Facetten eines Standortfaktors mit nur einer einzigen Bewertungszahl bzw. -dimension gerecht zu werden.

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Inhaltsverzeichnis

1 Standortbewertung Digitale Wirtschaft2 Pflege kreativer Milieus3 Informationscharakter der Standortindikatoren4 Verschiedene Standortbücher im Gesamtzusammenhang anlegen5 Wirtschaftsförderung informiert über Stärken des Standortes6 Standortfaktoren - Identifizierung und Strukturierung7 Beispiele für Bewertungsfragen8 Prüffragen zu Bewertungsanforderungen9 Bündelung im Cluster10 Unter die Oberfläche des Standortgeschehens eintauchen11 Dimensionen verschiedener Bewertungsblickwinkel12 Bewertungen müssen nachvollziehbar und auditierbar sein13 Standortentscheidungen mit Transparenz14 Das Ampelprinzip der drei Dimensionen15 Grundprinzip Portfolio16 Grundprinzip mehrdimensional17 Kommunale Industriepolitik18 Welche Strategien passen am besten zu einem Standortversprechen ?19 Innere Kraftfelder des Standortes20 Kennzahlen einheitlich strukturieren21 Erklärung dimensionierender Einflussgrößen22 Verbrauchernahe Versorgung und demographischer Wandel23 Kommunikation des Standortes, Nutzung von Multiplikatoren und Kooperationen24 Regionale ZukunftsfähigkeitImpressum

1 Standortbewertung Digitale Wirtschaft

IKT-Branche und Internetwirtschaft – Marktstärke und Infrastruktur – Technologie, Anwendungen und Nutzer – Zukunftsfähigkeit und Potenzial – USA Spitze – Deutschland Mittelfeld – Monitoring Report. Die Digitale Wirtschaft ist ein wesentlicher Einflussfaktor für das Wachstumspotenzial einer Volkswirtschaft

Vgl. hierzu Monitoring Report

Bundeswirtschaftsministerium

Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung

TNS Infratest

Die Digitale Wirtschaft umfasst

IKT-Branche

und

Internetwirtschaft

Die wichtigsten Erfolgsfaktoren der Digitalen Wirtschaft:

Marktstärke

Infrastruktur

Technologien

Anwendungen

Insbesondere die Infrastruktur eines Standortes schafft die benötigten Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für

funktionierende Märkte

Innovationen

Zukunftsfähigkeit

Für das Investitionsumfeld der Digitalen Wirtschaft wichtig sind auch genügend technologieaffine Nutzer, die offen gegenüber technologischen Neuerungen sind. TNS-Infratest hat hierzu in einer Studie einzelne Länder verglichen und in Relation zueinander gesetzt. Ausgehend von maximal 100 möglichen Indexpunkten wurden für die jeweiligen Länder-Standorte beispielsweise folgende Einzelwerte errechnet:

USA 76

Südkorea 64

Japan 57

Großbritannien 56

Dänemark 54

Deutschland 53

Niederlande 53

Finnland 52

China 51

Frankreich 51

Brasilien 42

Spanien 41

2 Pflege kreativer Milieus

Flächenanforderungen Kreativwirtschaft. Finanzielle und organisatorische Rahmenbedingungen – Ästhetische, technische und funktionale Anforderungen – Umfeldbedingungen. Kreative Milieus können nicht geplant werden: sie entstehen von selbst und sollten dann aber über die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen entsprechend „gepflegt“ werden. D.h. es ist keinesfalls mit einer bloßen Duldung getan, sondern erst mit einer aktiven Unterstützung durch Berücksichtigung der speziellen kreativwirtschaftlichen Flächen- und Raumanforderungen können die Vorteile für die Standortentwicklung ausgeschöpft werden.

Ästhetische Anforderungen:

Gründerzeitliche Wohnquartiere, Bausubstanz aus Zeit um die Jahrhundertwende

Im Umbruch befindliche Innenstadtquartiere

Partielle Leerstände in Erdgeschosszonen und Höfen

Quartiere mit alten Produktionsstätten, die aufgegeben wurden

Von den Akteuren selbst gestaltbare Räumlichkeiten

Finanzielle Rahmenbedingen:

Günstige Mietpreise weit unterhalb der ortsüblichen Mieten

Verzicht der Eigentümer auf Mietzahlung und Überlassung der Liegenschaft gegen Übernahme der Betriebskosten

Technische und funktionale Anforderungen:

Vielseitige Nutzungsmöglichkeiten der vorhandenen Strukturen

Große, stützfreie Räume für Ausstellungen

Lastenaufzüge

Laderampen

Große Fensterflächen

Ausreichende Lager- und Außenflächen

Ausreichende Deckenhöhen (beispielsweise um großflächige Leinwände bearbeiten oder große Skulpturen herstellen zu können)

Große Hallen (beispielsweise für Theater- oder Tanzgruppen)

Dicke Wände (beispielsweise für Proberäume von Musikern)

Schnelle Internetverbindung

Gute Verkehrsverbindungen (Bahn, Flughafen)

Organisatorische Rahmenbedingungen:

Schnelle Verfügbarkeit der Räume

Geringe bürokratische Einflussnahme auf Nutzung und Gestaltung

Geringe Auflagen (z.B. Vertragsdauer, Kündigungsfristen)

Ein noch nicht auf eine bestimmte Nutzung festgelegter Planungsstatus für den Standort

Umfeld Rahmenbedingungen:

Gleichgewicht zwischen Kulturarbeit und Kulturkonsum am Standort

Gleichgewicht zwischen urbaner Freizeit und Arbeit am Standort

Beispielsweise abgelegene Standorte in der städtischen Peripherie (z.B. keine Konflikte mit der Nachbarschaft wegen Lärmbelästigung)

Ausbildungseinrichtungen mit branchenspezifischen Qualifizierungsangeboten

Angebote von Gründerzentren

Vorhandensein von Theater- und Kinolandschaft

Einbettung der Akteure in lokale Netzwerke

„Zugpferd“ am Standort (z.B. Kulturzentrum, Szeneclubs u.a.)

Hintergrund ist ein dynamischer Strukturwandel der Gewerbeflächennachfrage bei gleichzeitiger Verschärfung des regionalen Standortwettbewerbs und zunehmender Nutzungskonkurrenz. Bei Verschiebung von Trends geht es für die Immobilienwirtschaft um deren Auswirkungen auf die direkte Umgebung, d.h. eine intensive Betrachtung der Wechselwirkungen im komplexen Standortgefüge. Dabei müssen auf Grundlage einer mehrschichtigen Sichtweise alle Einflussfaktoren möglichst lückenlos einbezogen werden. Eine Standortbilanz bietet eine umfassende, für jedermann verständliche Kommunikationsplattform, über die sich alle wichtige Akteure wie Stadtverwaltung, Projektentwickler, Betreiber, Investoren, Einzelhändler, Dienstleister oder Bürgervertreter vernetzen können und die notwendigen Dialoge moderiert und nachvollziehbar transparent gemacht werden können.

3 Informationscharakter der Standortindikatoren