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Was ist Sektion 31?
Chiaros IV strebt eine Mitgliedschaft in der Föderation an, doch proromulanische Rebellen wollen das verhindern - Krieg droht. Als das Föderationsraumschiff
Slayton in der Nähe des Planeten spurlos verschwindet, schickt die Sternenflotte die
Enterprise. Sie soll auch den drohenden Bürgerkrieg mit Hilfe von Botschafter Tabor abwenden. Doch während der Friedensverhandlungen auf Chiaros IV wird Tabor getötet, Commander Riker und Counselor Troi werden entführt. Commander Zweller, ein alter Freund Picards von der
Slayton, rettet die beiden. Zunächst ist Picard hocherfreut über das Wiedersehen, doch dann muss er feststellen, dass sein alter Freund offenbar für die Romulaner arbeitet ...
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Seitenzahl: 453
SEKTION 31 – DER MYSTERIÖSE GEHEIMBUND
Der Planet Chiaros IV ist die einzige bewohnbare Welt in der Geminus-Kluft. Die Regierung der Chiarosaner strebt eine Mitgliedschaft in der Föderation an. Doch proromulanische Guerilla-Gruppen versuchen, diese Pläne zu sabotieren.
Über die tatsächlichen Interessen der Romulaner in diesem strategisch wie ökonomisch bedeutungslosen Raumgebiet kann Starfleet Command nur rätseln. Als das Föderationsraumschiff Slayton in der Geminus-Kluft spurlos verschwindet, schickt Starfleet die Enterprise nach Chiaros IV. Mit Unterstützung des Botschafters Aubin Tabor soll Captain Jean-Luc Picard den dort drohenden Bürgerkrieg abwenden.
Bei dem ersten Verhandlungsversuch zwischen Regierungsvertretern und Rebellen wird Botschafter Tabor ermordet. Commander Riker und Counselor Troi werden von den Aufständischen entführt, aber einer der Überlebenden der Slayton,
ANDY MANGELS & MICHAEL A. MARTIN
DIE VERSCHWÖRUNG
Star Trek™
The Next Generation
Sektion 31 – Band 02
Für die verstorbene Kimberly Yale. In einer Zeit, als wenige Lektoren in der Welt der Comics mit jemandem zusammenarbeiten wollten, der sich offen zu seiner Homosexualität bekennt, gab sie mir meinen ersten Star Trek-Auftrag. Ich vermisse sie.
A. M.
Von allem, das täuscht,
könnte es heißen,
dass es bezaubert.
PLATON,
Sternzeit 50907.2
Bevölkerung etwa neun Milliarden … und alle gehören zu den Borg.
Picards Atem kondensierte am großen Fenster in seinem Quartier und schuf einen Feuchtigkeitsfilm, der seine Heimatwelt verschleierte, ihr die Farben nahm. Vor fünf Tagen hatte Data jene Worte ausgesprochen, aber sie hallten noch einmal durch sein Selbst, als er sich an den schrecklichen Augenblick auf der Brücke erinnerte. Der große Wandschirm hatte eine unglaublich veränderte Erde gezeigt: jeder Kontinent ein düsterer Industrie-Moloch, die Ozeane dunkel, die Atmosphäre dünn und grau. Im temporalen Sog einer Borg-Kugel hatten Picard und seine Crew entsetzt beobachtet, was den Borg durch einen Zeitsprung in die irdische Vergangenheit gelungen war.
Die Enterprise war den Borg gefolgt und hatte sie daran gehindert, die Erde zu assimilieren. Außerdem wurde durch ihre Intervention der historische erste Warpflug der Menschheit möglich.
Picard schloss die Augen und straffte die Schultern. Der Feuchtigkeitsfilm am Fenster verdunstete und die Erde zeigte ruhiges Blau und Weiß.
Jetzt sind wir wieder in der Gegenwart, dachte Picard. Die Erde ist so, wie sie sein sollte, jedenfalls soweit wir das wissen. Aber so vorsichtig wir auch gewesen sind: Wer kann sagen, welche Auswirkungen sich durch unseren Aufenthalt in der Vergangenheit auf diese Zeitlinie ergaben? Er hatte der Crew mitgeteilt, dass sie in die Vergangenheit reisten, um die von den Borg angerichteten Schäden zu reparieren, aber welche Veränderungen folgten aus diesen Aktionen für die Gegenwart?
Picard dachte nicht gern über die komplexen Konsequenzen von Zeitmanipulationen nach, obgleich sich der analytische Teil seines Bewusstseins während der vergangenen Tage oft damit beschäftigt hatte. Wenn die Besatzungsmitglieder der Enterprise Zefram Cochrane dabei halfen, zu seinem historischen Warpflug aufzubrechen – hatten sie sich dann nicht immer im Dunst der Geschichte aufgehalten, auch wenn entsprechende Aufzeichnungen fehlten? Und wenn es den Borg wirklich gelungen war, im einundzwanzigsten Jahrhundert die Erde zu erobern, um anschließend zurückgeschlagen zu werden – hatten diese Ereignisse nicht immer stattgefunden? Picard erinnerte sich an Datas Bemerkungen zu diesem Thema und an seine eigene Bitte, dass der Androide seine diesbezüglichen Überlegungen für sich behielt. Er hatte es satt, darüber nachzudenken.
Das ist immer noch besser, als sich die Alternative vor Augen zu führen, flüsterte eine Stimme irgendwo in seinem Hinterkopf. Picard und seine Crew bekamen es bereits mit den direkten Folgen ihrer Zeitreise zu tun. Zwar hatten sie die Zukunft der Menschheit gerettet, aber der Preis dafür war recht hoch gewesen. LaForge und seine Techniker hatten einige Tage gebraucht, um einen Ersatz für die verloren gegangenen Navigationskontrollen zu improvisieren und damit jenen Effekt zu wiederholen, der eine Reise durch die Zeit gestattete. Will Riker und Worf waren unterdessen damit beschäftigt gewesen, die Rettungskapseln zu bergen, die die Enterprise nach der Einleitung der Selbstzerstörungssequenz verlassen hatten.
Nach der Neutralisierung der Borg-Gefahr erwies sich die Aufgabe, fast zweihundert Rettungskapseln zu lokalisieren, als überraschend schwierig. Die meisten hatten es bis auf die Erde geschafft, aber einige waren in einen Orbit geschwenkt. Etwa drei Viertel aller Kapseln erreichten tatsächlich Gravett Island im Südpazifik, wie vereinbart, aber von Borg-Technik verursachte Fehlfunktionen sorgten dafür, dass manche Rettungskapseln an anderen Orten niedergingen. Die entsprechenden Besatzungsmitglieder der Enterprise flohen in die Wildnis, um Borg-Verfolgern zu entgehen, oder schlossen sich Gruppen von Einheimischen an, die nach dem atomaren Chaos auf der Erde zu überleben versuchten.
Viele Reparaturen an der Enterprise mussten warten, bis das Schiff die McKinley-Werft erreicht hatte, wo es jetzt angedockt war. Die meisten Crewmitglieder befanden sich noch immer im großen Medo-Komplex der Raumstation. Sie mussten gründlich untersucht und dekontaminiert werden, wobei es nicht nur um mögliche Borg-Infektionen ging, sondern auch um virale und bakterielle Krankheitserreger aus der Vergangenheit. Wenn ein Virus aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert, ob natürlich oder genetisch manipuliert, im vierundzwanzigsten Jahrhundert freigesetzt wurde, so drohten erhebliche Gefahren.
Die gesunden Besatzungsmitglieder durften einen Urlaub genießen. Wie lange er dauerte, stand noch nicht fest – es hing davon ab, wie viel Zeit die Instandsetzung der Enterprise in Anspruch nahm. Überall an Bord des Schiffes waren in Bio-Schutzanzüge gekleidete Techniker damit beschäftigt, sich selbst replizierende Borg-Technik aus Korridoren, Schaltkreistafeln und Jefferies-Röhren zu entfernen. Auch viele Hauptsysteme der Enterprise mussten repariert werden. Verkleidungsplatten waren aus den Wänden gelöst worden; Schaltkreismodule lagen auf dem Boden. Erst vor einem Jahr ist die Enterprise-E in Dienst gestellt worden, aber schon muss sie gründlich überholt werden, dachte Picard, dessen Stimmung auch weiterhin gedrückt blieb.
Sein Quartier war von der Invasion der Borg-Technik weitgehend verschont worden. Abgesehen von gelegentlichen Fehlfunktionen in den ambientalen Kontrollen bot es dem Captain Gelegenheit, Ruhe zu finden und allein zu sein. Er wusste, dass die Reparaturgruppen noch nicht im Bereitschaftsraum gewesen waren – vermutlich hatte Riker ihnen eine entsprechende Anweisung erteilt. Auch jener Bereich war von der Borg-Technik unberührt geblieben, trotzdem gab es dort einen Schaden, der die Vitrine betraf. Picard erinnerte sich ganz deutlich an seinen Wutanfall, daran, mit dem Phasergewehr zugeschlagen und das Glas zertrümmert zu haben, hinter dem die Darstellungen früherer Raumschiffe mit dem Namen Enterprise ruhten. Die Modelle sind zerbrochen, hatte die Frau aus der Vergangenheit gesagt. Lily Sloane hatte gewusst, dass der Kampf gegen die Borg für ihn zu persönlicher Natur war. Picard begriff das erst, als er die zerbrochenen Raumschiffmodelle sah.
Er hörte ein Klopfen und die Tür seines Quartiers glitt halb beiseite, bevor sie mit einem dumpfen Knirschen verharrte. »Captain?«, fragte jemand. Zwei starke Hände schoben die Tür ganz zur Seite, und als Picard sich umdrehte, sah er ein vertrautes Gesicht. Wie er selbst hatte Riker während der vergangenen Tage kaum geschlafen; die Ringe unter den Augen wiesen deutlich darauf hin.
»Ein ziemliches Durcheinander dort draußen, nicht wahr, Nummer Eins?«, fragte Picard und deutete durch die Tür. Im Korridor waren einige Reparaturtechniker damit beschäftigt, Borg-Leitungen aus der Decke zu lösen.
»Ja, Sir«, sagte Riker. »Nach den bisherigen Berichten müssen wir davon ausgehen, dass die Borg-Technik tiefer in unsere Systeme eindrang, als wir bisher annahmen. Wir können von Glück sagen, dass wir in einem Stück heimgekehrt sind.« Bei diesen Worten wirkte er sehr ernst.
Picard setzte sich auf die Couch und bedeutete dem Ersten Offizier, ihm gegenüber Platz zu nehmen. Es war spät und er bekam nur selten die Chance, ein wenig auszuruhen, aber bis zum endgültigen Abschluss der Borg-Angelegenheit musste er damit rechnen, auch in seiner Unterkunft gestört zu werden. Riker hielt einen elektronischen Datenblock in der Hand, der Picards Aufmerksamkeit nicht entgangen war und eine Pflicht repräsentierte, der sich der Captain stellen musste, ob es ihm gefiel oder nicht.
Aber warten wir noch ein wenig damit.
»Was ist mit der Crew?«, fragte Picard.
»In medizinischer Hinsicht scheinen die meisten Besatzungsmitglieder in Ordnung zu sein. Dr. Crusher und Schwester Ogawa hat man gleich zu Anfang untersucht und für gesund befunden; seitdem helfen sie in den Krankenstationen der McKinley-Werft. Bisher wurde bei niemandem eine Kontamination festgestellt. Man versucht, die notwendigen Untersuchungen so schnell wie möglich durchzuführen, setzt zu diesem Zweck sogar einige Medizinische Holo-Notprogramme ein. Ich bin froh, das wir an Bord unseres Schiffes nur selten gezwungen sind, ein MHN zu verwenden. Die Holo-Ärzte können nicht annähernd so gut mit Patienten umgehen wie Beverly.«
Picard stand von der Couch auf, durchquerte den Raum und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. »Worf muss so bald wie möglich nach Deep Space Nine aufbrechen, vielleicht schon morgen früh«, fuhr Riker fort. »Man braucht ihn dort, weil sich die Lage in Hinsicht auf das Dominion immer mehr zuspitzt. Chief O'Brien hat alle Hände voll damit zu tun, die von den McKinley-Technikern begonnene Reparatur der Defiant zu Ende zu bringen. Datas Auge und die Haut sind wieder in Ordnung. Deanna ist seit unserer Rückkehr verständlicherweise sehr beschäftigt. Sie kommt gut mit der großen Arbeitsbelastung zurecht, hat aber geschworen, nie wieder einen Tropfen Tequila anzurühren.«
»Wie bitte?«
Riker lächelte, vielleicht zum ersten Mal seit Tagen. »Sie hat auf der Erde mit Cochrane getrunken, Sir. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es dafür dienstliche Gründe gab.«
»Wie war es?«, fragte Picard plötzlich und beugte sich vor. Riker richtete einen verwirrten Blick auf ihn. »Die Phoenix. Wie war es? Ich … ich habe sie berührt, aber Sie sind mit ihr geflogen! Sie und Geordi sind Teil von ihr gewesen. Der erste Warpflug der Menschheit!«
Riker entspannte sich ein wenig und sah aus dem Fenster in den Weltraum. »Ich weiß nicht, ob ich es beschreiben kann. Seit dem Flugtraining an der Akademie habe ich nichts so Beunruhigendes mehr gespürt. Ich habe befürchtet, das Schiff könnte auseinander brechen und meine Einzelteile dreihundert Jahre vor meiner Geburt im All verteilen. Die ganze Zeit über erklang ohrenbetäubende Musik und meine Zähne vibrierten. Als wir aus dem Fenster blickten, sahen wir die Enterprise, und …«
Riker zögerte und schien seine Gedanken zu sammeln. »Wir halten alles für selbstverständlich, Jean-Luc.« Er sprach den Captain nur selten mit dem Vornamen an, aber diesmal geschah es ganz spontan. »Jeden Tag fliegen wir mit hoher Warpgeschwindigkeit durchs All, umgeben vom Komfort eines Luxushotels. Aber in dem kleinen Cockpit zusammengepfercht zu sein, mit klappernden Zähnen und dröhnender Musik, als wir gerade mal mit Warp eins flogen … Ich bin nie in meinem Leben schneller gewesen.«
Die beiden Offiziere schwiegen. Riker blickte in die Dunkelheit des Alls und Picard schloss die Augen, faltete dabei die Hände.
Nach einigen Sekunden schniefte Riker und rieb sich die Nase. Picard öffnete die Augen wieder und der Erste Offizier räusperte sich. »Geordi arbeitet mit den McKinley-Leuten zusammen, um die Borg-Technik aus der Enterprise zu entfernen, aber ich schätze, ich muss ihm bald befehlen, eine Pause einzulegen. Barclay ist … Nun, vielleicht bittet er um eine Versetzung von diesem Schiff. Die jüngsten Ereignisse haben ihn sehr verunsichert und Sie wissen ja, wie er auf die Nähe von anderen Personen reagiert. Möglicherweise möchte er etwas Zeit in einer weniger aufregenden Umgebung verbringen.«
Picards Lippen formten ein grimmiges Lächeln. »Manchmal glaube ich, das sei auch für mich besser.«
Riker zögerte erneut, bevor er den elektronischen Datenblock dem Captain reichte. Er schien die im Gerät gespeicherten Informationen ebenso wenig zur Kenntnis nehmen zu wollen wie Picard. »Dies ist der abschließende Verlustbericht. Siebzehn Besatzungsmitglieder kamen bei den Landungen der Rettungskapseln auf der Erde ums Leben. Hundertachtundvierzig wurden von den Borg assimiliert und sind inzwischen alle tot. Wer nicht im Kampf getötet wurde oder dem Plasmakühlmittel zum Opfer fiel, das den Maschinenraum überflutete, konnte offenbar den Tod der Königin nicht überleben.«
Picard nickte wortlos, erinnerte sich an Drohnen mit zunehmenden Fehlfunktionen und den grässlichen Anblick der Frau mit der fleckigen Haut, die sich vor ihm auflöste.
»Glauben Sie, dass das Borg-Problem mit dem Tod der Königin gelöst ist, Captain?«
Picard seufzte schwer. »Wir können immer hoffen. Aber ich bezweifle es, Nummer Eins.«
Riker setzte den Bericht fort. »Die Leichen der Assimilierten sind in der Abteilung für Borg-Wissenschaft unter Quarantäne gestellt und werden dort untersucht. Fünfundzwanzig Personen kamen beim Kampf gegen Borg-Drohnen ums Leben. Insgesamt starben hundertneunzig Besatzungsmitglieder.«
Picard blickte auf den elektronischen Datenblock in seiner Hand und runzelte die Stirn. Namen scrollten ungeordnet durchs Display. Carter, Lynch, Batson, Nelson, Eiger, M'Rvyn, Tret, Kewlan, Rixa, Porter … alle tot. Und nicht einfach nur tot. Sie waren erst assimiliert worden und dann gestorben. Sie konnten nicht einmal bestattet werden, bevor Starfleet-Wissenschaftler sie untersucht – demontiert – hatten. Angesichts der Geheimniskrämerei, zu der manche Unterabteilungen von Starfleet neigten, war Picard nicht einmal sicher, ob die Familien der betreffenden Besatzungsmitglieder jemals die sterblichen Überreste ihrer Angehörigen bekommen würden.
Das Gerät in Picards Hand schien die Bedeutung dieses Gedankens unterstreichen zu wollen, indem es einen ganz bestimmten Namen anzeigte: Hawk, Sean Liam (Lieutenant). Auch er kannte einige der dunklen Geheimnisse Starfleets. Besser gesagt: Er hatte sie gekannt.
»Konnte Lieutenant Hawks Leiche geborgen werden?«, fragte Picard so leise, dass Riker ihn fast nicht gehört hätte.
»Nein, Sir. Wir nehmen an, dass sie in einem niedrigen Orbit über der Erde zurückblieb, als wir das Jahr 2063 verließen. Data glaubt, dass sie schließlich in die Atmosphäre geriet und dort verglühte.«
Picard schloss die Augen und erinnerte sich an die Szene. Mit Schutzanzügen und Magnetstiefeln waren Worf, Hawk und er auf der Außenhülle der Enterprise unterwegs gewesen. Sie hatten gerade die Magnetklammern des Partikelsenders gelöst – um die Borg daran zu hindern, sie als Interplexbake zu verwenden und Borg-Würfel herbeizurufen –, als Hawk einer Drohne erlag. Nanosonden breiteten sich in seinem Blutkreislauf aus, verwandelten ihn innerhalb kurzer Zeit in einen Borg, der Picard daran zu hindern versuchte, die Kommandosequenz der letzten Magnetklammer zu vervollständigen. Worf hatte mit seinem Phasergewehr auf Hawk geschossen, daraufhin war der junge Lieutenant durchs All fortgetrieben.
Picard erinnerte sich an Hawks Gesichtsausdruck, als die letzten Reste seines menschlichen Wesens gegen den kontrollierenden Einfluss der Borg-Nanosonden ankämpften.
Selbst wenn Hawk in der Atmosphäre verglüht war – Picard glaubte nicht, dass jener Zeitpunkt den Tod des Lieutenants markierte. Wenn Worfs Phaserstrahl ihn nicht getötet hatte, so war er vermutlich in seinem Schutzanzug erstickt, allein und voller Furcht, während ihm sein menschliches Selbst geraubt wurde. Picard schauderte. Er wusste aus eigener Erfahrung, was es bedeutete, vom Kollektiv unterjocht zu werden. Und nach dem Tod der Borg-Königin? Woran hatte Hawk während der letzten Stunden seines Lebens gedacht, sowohl von seiner menschlichen Natur als auch vom Kollektiv getrennt?
»Verdammt«, sagte Picard leise und legte den Datenblock auf den Schreibtisch. Riker erhob sich und seine Hand ruhte kurz auf der Schulter des Captains, bevor er ohne ein weiteres Wort ging.
Das Display zeigte noch immer Hawks Namen: Hawk, Sean Liam (Lieutenant).
Welch ein Verlust. Ein junger Mann, voller Enthusiasmus und Eifer. So viel versprechend …
Erst seit einem knappen Jahr hatte er sich an Bord befunden; zusammen mit einigen anderen war er zur neu in Dienst gestellten Enterprise-E versetzt worden. Es dauerte nicht lange, bis er sich einen Platz in der Alpha-Wache verdient hatte. Er war intelligent, kompetent und sympathisch. Ganz deutlich hatte er darauf hingewiesen, wie sehr er sich darüber freute, zur Crew des Flaggschiffs zu gehören. Das war eine besondere Ehre für ihn gewesen, denn seine Ausbildung an der Starfleet-Akademie lag erst einige wenige Jahre zurück. Zeit genug für ihn, um eine Beziehung zu einem Mann zu entwickeln, den er liebte. Zeit genug, um befördert zu werden und seinen ganz persönlichen Scheideweg zu erreichen. Wer lange genug lebt, gelangt irgendwann an einen Scheideweg. Hawk hatte seinen vor sechs Monaten erreicht.
Sternzeit 50368.0
Die Kaffeetasse wärmte Captain Karen Blaylocks Hände, als sie auf die Brücke ihres Schiffes trat, das den Namen Slayton trug und zur Excelsior-Klasse gehörte. Zwar begann der Dienst der Alpha-Wache erst in zehn Minuten, aber es überraschte sie nicht zu sehen, dass einige der wichtigsten Brückenoffiziere bereits an ihren leise summenden und piepsenden Konsolen arbeiteten.
Der Erste Offizier Commander Ernst Roget drehte den Kommandosessel und lächelte zurückhaltend. »Captain auf der Brücke«, sagte er und überließ ihr dann den Sessel.
Die anwesenden Männer und Frauen sahen kurz zu Blaylock. Es waren gute Offiziere, alles wissenschaftliche und technische Spezialisten, und die Kommandantin bedauerte, dass das Kommandoprotokoll sie bei der Arbeit unterbrach, wenn auch nur für wenige Sekunden. Oft beneidete sie diese Leute darum, dass sie sich ganz auf Forschung und Entdeckung konzentrieren konnten. Es kam einer Ironie des Schicksals gleich, dass sie vor allem ihren Kommandopflichten Aufmerksamkeit schenken musste und sich nicht mehr der Sache widmen konnte, die sie an den Rand der Föderation gebracht hatte: dem Streben nach reinem Wissen.
Blaylock nickte den Brückenoffizieren ein stummes Weitermachen zu, woraufhin sie sich wieder ihren Konsolen zuwandten. Dann nahm sie im Kommandosessel Platz und trank einen Schluck Kaffee.
Commander Cortin Zweller näherte sich Blaylock von der wissenschaftlichen Station auf der Steuerbordseite der Brücke. Das dichte weiße Haar bildete einen seltsamen Kontrast zu dem jungenhaften Glanz in seinen Augen. Seit fast vier Monaten war er als wissenschaftlicher Offizier tätig und hatte sich als tüchtiges Mitglied des Slayton-Teams erwiesen. Zwar konnte man ihn nicht als brillanten Forscher bezeichnen, aber die anderen wissenschaftlichen Spezialisten schätzten ihn als einen Verwalter, der vernünftig genug war, seinen besser ausgebildeten Untergebenen nur dann auf die Füße zu treten, wenn es sich absolut nicht vermeiden ließ.
»Offenbar verbirgt sich die Anomalie noch immer vor uns«, sagte Zweller. »Bisher hat sich nichts geändert.«
Blaylock seufzte enttäuscht. Vor acht Tagen hatten die Fernbereichsensoren der Slayton die Anomalie zum letzten Mal geortet und seitdem blieb sie verschwunden. Einige Wochen zuvor hatte das Subraum-Observatorium der Argus-Phalanx intermittierende und sehr starke Subraum-Verzerrungswellen entdeckt, die offenbar aus dem Raumbereich kamen, zu dem die jetzt unterwegs war. Leider dauerte das Phänomen nicht lange genug an und wiederholte sich auch nicht oft genug, als dass man weitere Daten darüber hätte gewinnen können.
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