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Janeway muss handeln
Die
Voyager fängt einen Notruf auf, der sie zum Planeten Birsiba führt. Dort ist durch die Aktivierung eines neuen Transportersystems ein Subraum-Riss entstanden, der nicht mehr zu kontrollieren ist. Captain Janeway stellt fest, dass sich dadurch in regelmäßigen Abständen ein Fenster zu unzähligen Parallel-Universen öffnet. In einem davon sterben alle paar Stunden einige Milliarden intelligenter Humanoiden. Die
Voyager-Crew kann diesem Schrecken nicht tatenlos zusehen, doch die einzig mögliche Lösung fordert einen hohen Preis von Janeway und der
Voyager-Besatzung: das eigene Leben ...
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Seitenzahl: 310
Auf ihrem Weg durch den Delta-Quadranten fängt die Voyager einen Notruf auf, der sie zum Planeten Birsiba führt. Offenbar ist dort durch die Aktivierung des neuen Transportersystems ein Subraum-Riss entstanden, den die Birsibaner nicht mehr kontrollieren können.
Als Captain Janeway und ihre Crew das Phänomen aus dem All beobachten, müssen sie feststellen, dass sich hier in regelmäßigen Abständen ein Fenster zu unzähligen Paralleluniversen öffnet. Und in einem dieser Universen sterben alle paar Stunden einige Milliarden intelligenter Humanoiden.
Die Voyager
DEAN W. SMITH & KRISTINE K. RUSCH & NINA K. HOFFMAN
ECHOS
Star Trek™
Voyager
Für Misty, Mutter der noch
miteinander verbundenen Paralleluniversen:
Zeit: die erste Verschiebung
Ort: 2410 Paralleluniversen rechts von unserem
Es handelte sich um eine gewöhnliche Sonne vom G-Typ, umkreist von dreizehn Planeten und drei Dutzend Monden.
Wo sich einst der fünfte Planet befunden hatte, erstreckte sich ein Asteroidengürtel. Irgendeine Katastrophe hatte jene Welt vor Jahrtausenden zerstört. Auf dem sechsten Planeten gab es einfache Organismen, doch es würde noch viele Millionen Jahre dauern, bis sich so etwas wie eine Zivilisation entwickeln konnte.
Plötzlich entstand eine planetengroße Kugel dort, wo sich einst die fünfte Welt befunden hatte. Sie existierte einige Sekunden lang und verschwand dann wieder.
Zurück blieben die Umrisse der Kugel, vage Konturen, geformt von zahllosen Humanoiden, die vergeblich versuchten, im Vakuum des Alls zu atmen.
Dreieinhalb Milliarden Lebensformen schwebten dort in der Leere, wo einst ein Planet die Sonne umkreist hatte.
Kurze Zeit später waren sie alle tot. Dreieinhalb Milliarden Leichen bildeten eine Kugel und bewegten sich in dreieinhalb Milliarden Richtungen.
Zeit: diezweite Verschiebung
Ort: 2410 Paralleluniversen rechts von unserem
Zweieinhalb Stunden später erschienen plötzlich dreieinhalb Milliarden Humanoiden und formten eine gespenstische, planetengroße Kugel. Sie schwebten zwischen den Toten der ersten Verschiebung und versuchten, in der Kälte des Alls zu überleben.
Sie starben schnell.
Zeit: die dritte Verschiebung
Ort: 2410 Paralleluniversen rechts von unserem
Zweieinhalb Stunden später starben erneut dreieinhalb Milliarden Humanoiden in der erbarmungslosen Kälte des Weltraums und schwebten zwischen den Toten der vorherigen Verschiebungen.
Zeit: von der vierten bis zur siebenundachtzigsten Verschiebung
Ort: 2410 Paralleluniversen rechts von unserem
Milliarden von Leichen schwebten im All, in der Form eines geisterhaften Planeten. Alle zweieinhalb Stunden wurde das Unvorstellbare schreckliche Realität, als die Bevölkerung einer ganzen Welt den Tod fand.
Zeit: die erste Verschiebung
Ort: 2542 Paralleluniversen rechts von unserem
Im Osten erhellte sich der Himmel. Die Lichtkugeln über den Wegen trübten sich, als ein neuer Tag begann. Reinigungsmaschinen flitzten über lavendelfarbenes Pflaster und entfernten die letzten Flecken, bevor sie sich in ihre Wartenischen unter den Randsteinen zurückzogen. Motoren summten in den Transportdepots.
Ein türkisfarbener Vogel flog von einer Grünzone zur anderen und sang. Sein Zwitschern hallte zwischen niedrigen, runden Bauten wider.
Licht glühte hinter großen, polarisierten Fenstern, als Individuen aufstanden, die Benommenheit des Schlafs abstreiften und die erste Mahlzeit des neuen Tages vorbereiteten.
Eine Frau stand neben einem Dachaviarium, fütterte ihre Kuriervögel und fragte sich, wer heute ihre Dienste in Anspruch nehmen würde, um geliebten Personen Grüße zu übermitteln. Sie hob den Kopf, schnupperte in der erfrischenden Brise und roch: Würzrindentee, der nun überall in der Stadt gekocht wurde; den verlockenden Duft einer Blume, bestimmt für einen Bestäuber in einer nahen Grünzone; den schwachen Geruch verfaulender Lebensmittelreste von einem Müllsammler, der unten seine Runde beendete. Hinzu kam das vage Aroma von Regen und Veränderung.
Ein junger Mann, der die ganze Nacht gelernt hatte, schlenderte zur Grünzone neben den Universitätsgebäuden und wich den Reinigungsmaschinen aus. Mit Hilfe seines Handheld-Computers arbeitete er an einem technischen Problem und versuchte herauszufinden, wo ihm in den Berechnungen ein Fehler unterlaufen war. Doch die Zahlen wollten ihm einfach nicht gehorchen.
In einer anderen separaten Grünzone saß eine alte Frau im Gras, schloss die Hände um ein warmes Teeglas und beobachtete, wie die nahen Blumen ihre bunten Blütenkelche öffneten.
In Tausenden von Familienkomplexen erwachten Kinder in ihren Schlafnestern und zogen sich an, bereit für die Morgenmahlzeit und den Weg zum nächsten Sozialisationszentrum.
Farmaufseher und Wetterarbeiter gähnten, tranken Würzrindentee und packten alle notwendigen Dinge ein, bevor sie zu den Transportdepots gingen, um sich für die Arbeit dieses Tages aufs Land bringen zu lassen. Andere Personen machten sich ebenfalls auf den Weg dorthin, mit der Absicht, andere Städte oder Kontinente zu erreichen. Geschäftsleute und Beamte, Köche und Lehrer, Stadtingenieure und Wissenschaftler – sie alle trafen Vorbereitungen für die Arbeit und empfingen dabei die neuesten Nachrichten.
Plötzlich verdrängte grelles weißes Licht das Blau des Morgenhimmels. Es schimmerte, wurde mit jeder verstreichenden Sekunde heller. Die Leute auf den Wegen blieben stehen und starrten nach oben. Hier und dort in den Gebäuden wurde die Polarisation der Fenster verstärkt, um den Glanz zu filtern. Andere Bewohner warteten einfach und fragten sich, was draußen geschah.
Der Technikstudent im Park sah von seinem Computer auf und blickte staunend gen Himmel.
Die alte Frau hob ebenfalls den Kopf, als das weiße Schimmern den Blumen die Farbe nahm.
Der Glanz gewann immer mehr an Intensität und verbannte alle Schatten, hüllte jedes Gebäude, jeden Baum und jeden Grashalm in blendendes Weiß, das Details fraß und Nuancen tilgte.
Das Firmament knisterte und grollte. Von einem Augenblick zum anderen war alles wieder normal, und das Weiß löste sich auf.
Es nahm alle Personen auf dem Planeten mit.
Die Bevölkerung verschwand.
Zurück blieben leere Städte.
Lifte hielten in den Zieletagen an, doch niemand trat durch ihre Türen.
Mahlzeiten bereiteten sich selbst zu und warteten in den Ausgabefächern von Autoherden, ohne dass ihnen jemand Beachtung schenkte.
Wecker summten in Schlafnestern und niemand deaktivierte sie.
Wasser rauschte in Duschen, ohne einen Körper zu berühren.
Die Bilder automatischer Nachrichtensendungen erschienen auf Projektionsschirmen, die niemand mehr betrachtete. Live-Sendungen zeigten leere Schreibtische, leere Stühle, leere Studios.
Reinigungs- und Wartungsmaschinen reagierten auf die Abwesenheit von Personen, indem sie ihre Ruhephase beendeten und wieder mit der Arbeit begannen.
Auf dem Dach flogen Kuriervögel durch die offene Tür des Aviariums und segelten mit ausgebreiteten Schwingen hoch am Himmel. Ihre Nachrichtenkapseln waren leer, die Leitknoten inaktiv.
Zeit: die siebenundachtzigste Verschiebung
Ort: unser Universum
Captain Kathryn Janeway sah vom Display des elektronischen Buches auf und blickte aus dem Fenster ihres Bereitschaftsraums ins All. Irgendetwas hatte sie aus der fiktiven Welt des frühen neunzehnten Jahrhunderts in die Realität des vierundzwanzigsten Jahrhunderts zurückgeholt.
Inzwischen fand sie keinen Gefallen mehr daran, von düsteren Gouvernanten in abgelegenen Herrenhäusern zu lesen. Das Lesegerät enthielt den Text einer Sittenkomödie, die während des britischen Regency spielte, nach der terranischen Zeitrechnung im Jahr 1816. In ihrer Freizeit las Janeway gern von vielschichtigen, starren Gesellschaften, in denen sich Menschen an strenge, inzwischen längst überholte Regeln halten mussten.
Allerdings gab es für sie immer weniger freie Stunden. Ihre Freizeit ließ sich sogar nach Minuten messen. Vor einer Woche war das Warptriebwerk ausgefallen und Janeway hatte viele Stunden lang mit B'Elanna Torres zusammengearbeitet, um den Schaden zu beheben. Anschließend kam es unter den Technikern zu einer Beziehungskrise. Normalerweise hätte sie dieses Problem B'Elanna überlassen, aber Klingonen – auch Halbklingonen – konnten ziemlich gereizt reagieren, wenn sie an Schlafmangel litten. Chakotay hatte mit seiner ruhigen, sanften Art zu vermitteln versucht, vergeblich. Janeway musste eingreifen, setzte dabei ihre letzte Kraft und ihr ganzes diplomatisches Geschick ein. Die Krise ging vorüber, aber tiefe Erschöpfung war der Preis für den Erfolg.
Chakotay und Tuvok hatten darauf hingewiesen, dass sie Ruhe brauchte, und schließlich gab Janeway ihrem Druck nach. Allerdings konnte sie sich nicht dazu durchringen, den ganzen Nachmittag freizunehmen – es wartete einfach zu viel Arbeit auf sie. Auf eine Benutzung des Holodecks verzichtete sie deshalb, weil so etwas nur Sinn hatte, wenn man genug Zeit mitbrachte. Deshalb beschloss sie, einen alten Roman zu lesen.
Sie mochte Bücher. Ein echtes Buch ließ sich stückchenweise lesen, immer dann, wenn man sich ein wenig entspannen wollte. Selbst Minuten reichten aus, um in eine Phantasiewelt zu entkommen, und oft konnte Janeway nicht mehr als einige wenige Minuten erübrigen.
Dieses spezielle Buch war sehr interessant und die Kommandantin fragte sich, was sie bei der Lektüre gestört hatte.
Sie blickte noch immer aus dem Fenster. Die Sterne bildeten bunte Streifenmuster, typisch für den Warptransit. Janeway drehte den Kopf und sah zur Computerkonsole, wo sie ihren Insignienkommunikator abgelegt hatte. Wollte jemand einen Kom-Kontakt mit ihr herstellen?
Stille.
Nein, das Piepen des Kommunikators hätte sie bestimmt nicht überhört. Der störende Faktor verbarg sich woanders …
Janeway fühlte sich von einem leichten Schaudern erfasst, von einer Vibration, die sich durch die Couch ausbreitete, auf der sie saß. Sie sah zur Glasschale mit den gelbgrünen Sternenlilien auf dem nahen runden Tisch. Die Blumen stammten aus Kes' wundervollem Garten in der aeroponischen Anlage – ein weiteres Geschenk der Ocampa. Neelix hatte sie an diesem Morgen geholt; jeden Tag frische Blumen im Bereitschaftsraum gehörten zu seiner Moralstrategie.
Das Wasser in der Schale zitterte und kräuselte sich an den Stielen der Blumen.
Janeway markierte die aktuelle Stelle des Textes und deaktivierte das Lesegerät.
Diese sonderbare Vibration hatte sie vom Text abgelenkt.
Sie stand auf und strich ihre Uniform glatt. Im Bereitschaftsraum wirkte alles normal. Beleuchtete Kunstwerke hingen gerade an den Wänden und die Gegenstände in den Regalen befanden sich genau am richtigen Platz. Der Rollsessel an der Computerkonsole hatte sich überhaupt nicht bewegt.
Janeway spürte eine weitere Vibration.
Was auch immer dahinter steckte: Es machte sich im ganzen Schiff bemerkbar. Und das beunruhigte sie. Was die ganze Voyager beeinflusste, durfte auf keinen Fall ignoriert werden.
Chakotay schien das Phänomen nicht für wichtig genug zu halten, um sie zu benachrichtigen, aber Janeway entschied trotzdem, nach dem Rechten zu sehen.
Sie betrat die Brücke und blieb stehen.
Im matten Licht schienen die Anzeigen und Displays der Konsolen regelrecht zu glühen. Datenkolonnen glitten über Monitore. Schematische Darstellungen und Sternkarten zeigten sich in Projektionsfeldern. Hier und dort blinkten berührungsempfindliche Schaltflächen. Das leise elektronische Zirpen der Bordsysteme, das ferne Summen des Warptriebwerks … Alles erschien völlig normal. Seit dem Verlassen des Bereitschaftsraums hatte Janeway keine Vibration mehr gespürt.
Der große Hauptschirm zeigte die Streifenmuster der Sterne, an denen die Voyager mit vielfacher Überlichtgeschwindigkeit vorbeiflog. Janeway beobachtete, wie die Brückenoffiziere die Kontrollen ihrer Stationen bedienten, und alles funktionierte einwandfrei. Nichts deutete auf Anspannung oder gar Hektik hin. Es herrschte eine ruhige Atmosphäre, vielleicht geprägt von ein wenig mehr Aufmerksamkeit als sonst.
Fähnrich Harry Kim betrachtete die Anzeigen seiner Konsole und runzelte die Stirn. Commander Chakotay beugte sich im Kommandosessel vor. Tom Paris saß wie üblich an der Navigationsstation, blickte erst zu Kim und dann zum Hauptschirm. Lieutenant Commander Tuvok stand an seiner Konsole und hatte die dunklen Brauen gesenkt. Fähnrich Julie Starr betrachtete die Statusanzeigen des Schiffes.
Der derzeitige Flug war reine Routine, was die stark geschrumpfte Brückencrew erklärte.
»Commander …«, sagte Janeway, als sie in Richtung Kommandosessel schritt. »Was hat es mit den Vibrationen auf sich?«
Chakotay erhob sich sofort, als er sie sah. »Sie gehen auf schwache Subraumwellen zurück, Captain. Ich wollte erst mehr herausfinden und Ihnen dann Bescheid geben.«
»So müde bin ich nicht, Chakotay«, erwiderte Janeway, obwohl sie die Fürsorge des Ersten Offiziers zu schätzen wusste. Während der letzten Wochen hatte sie sehr hart gearbeitet; von Tuvok und Chakotay war sie mehrmals darauf hingewiesen worden. Jetzt schienen sich diese beiden Männer verbündet zu haben, um es ihr zu ermöglichen, mehr Zeit außerhalb der Brücke zu verbringen.
Diese Art von Verhätschelung musste sofort aufhören. Wenn noch einmal jemand darauf hinwies, dass sie eine Ruhepause brauchte, wollte Janeway antworten: Nur ihr selbst und dem Bordarzt stand es zu, über ihren Gesundheitszustand zu urteilen.
»Sie hätten mir sofort Bescheid geben sollen«, sagte die Kommandantin.
»Ich bitte um Entschuldigung«, erwiderte Chakotay sofort.
»Haben Sie den Ausgangspunkt der Subraumwellen geortet?«, fragte Janeway und sank in den Kommandosessel. Chakotay nahm neben ihr Platz.
Der Erste Offizier wandte sich an den Vulkanier. »Mr. Tuvok?«
»Die Wellen scheinen sich kugelförmig auszudehnen«, sagte Tuvok. »Ich brauche noch eins Komma zwei Minuten, um ihre Quelle zu bestimmen.«
»Kugelförmige Ausdehnung?«, wiederholte Janeway. »So als hätte jemand einen Stein ins Wasser geworfen?«
»In Wirklichkeit ist es weitaus komplizierter, Captain«, entgegnete Tuvok. »Es …«
»Trotzdem handelt es sich um einen angemessenen Vergleich«, warf Fähnrich Kim ein. Janeway lächelte. Er verstand es immer besser, Tuvoks langatmigen Erklärungen zuvorzukommen.
Der Vulkanier blickte zum Hauptschirm. »Der Ausgangspunkt ist jetzt ermittelt, Captain. Die Subraumwellen gehen von einem dreißig Lichtjahre entfernten Sonnensystem aus.«
»Um welche Art von Übertragung handelt es sich?«
»Das bleibt unklar, Captain. Die energetischen Signaturen entsprechen nicht den in unseren Datenbanken gespeicherten Mustern.« Tuvok klang fast verwirrt.
Janeway aktivierte ihren wissenschaftlichen Monitor und rief die betreffenden Daten ab. Auch sie sah solche Signaturen zum ersten Mal. »Mr. Kim, versuchen Sie herauszufinden, ob wir es mit Trägerwellen oder Datenübertragungen zu tun haben. Analysieren Sie die Wellen mit Hilfe der Sprachdatenbanken. Versuchen Sie es mit dem automatischen Translator, wenn alle anderen Mittel versagen.«
»Vielleicht ist es eine Waffe«, spekulierte Paris.
»Das bezweifle ich, Mr. Paris«, erwiderte Tuvok. »Es gibt wirkungsvollere Methoden, um Waffen im All einzusetzen.«
»Vielleicht ist Mr. Paris' Vermutung gar nicht so abwegig, Mr. Tuvok«, ließ sich Janeway vernehmen. »Möglicherweise werden die Subraumwellen von einer uns unbekannten Waffe verursacht.«
Sie blickte auf den Monitor, doch die Wellen blieben auch weiterhin rätselhaft.
»Müssen wir mit Auswirkungen auf das Schiff rechnen?«, fragte Chakotay.
»Nein, Sir«, antwortete Kim sofort. »Die Schilde schützen uns.«
»Aber wie lange gewähren sie uns Schutz?«, meinte Chakotay. »Können wir uns dem Ausgangspunkt der Subraumwellen nähern, ohne in Gefahr zu geraten?«
»Ja«, bestätigte Tuvok. »Die Schilde schützen uns selbst dann, wenn wir uns in unmittelbarer Nähe der Quelle befinden.«
Janeway wandte sich von ihrem wissenschaftlichen Monitor ab und überlegte einige Sekunden lang. »Tuvok, wie groß wäre unsere Kursabweichung, wenn wir dieser Sache auf den Grund gehen?«
»Zwei Komma sechs Lichtjahre«, erwiderte der Vulkanier. »Aber mit eventuellen Nachforschungen unsererseits könnten Risiken verbunden sein. Struktur und Regelmäßigkeit der Wellen deuten auf einen künstlichen Ursprung hin. Eine Zivilisation, die imstande ist, so regelmäßige Subraumwellen zu erzeugen, muss über eine sehr hoch entwickelte Technik verfügen.«
Janeway seufzte. Es gefiel ihr sehr, Neues zu erforschen, aber sie wusste auch, dass sie nicht dauernd ihrer Neugier nachgeben durfte. »Überwachen Sie die Situation, Chakotay«, sagte sie und stand auf. »Versuchen Sie, zusätzliche Daten zu gewinnen, ohne dass wir uns dem Ausgangspunkt der Subraumwellen nähern. Und informieren Sie mich sofort, wenn die Wellen stärker werden.«
»Aye, Captain«, bestätigte Chakotay, blieb jedoch an seinem Platz sitzen.
»Ich bin im Bereitschaftsraum.« Der Roman hatte seinen Reiz für Janeway verloren – das Rätselhafte im Universum erschien ihr weitaus interessanter. Sie zögerte kurz. »Tuvok, transferieren Sie alle ermittelten Daten zu meinem Terminal.«
Chakotay schüttelte andeutungsweise den Kopf, aber Janeway achtete nicht darauf. Sie wollte das Phänomen von ihrem Bereitschaftsraum aus untersuchen. Dabei entspannte sie sich ebenso wie bei der Lektüre des Romans und eine solche Entspannung konnte sie tatsächlich gebrauchen. Tuvoks und Chakotays Hinweisen mangelte es nicht an Substanz. Seit dem Ausfall des Warptriebwerks vor einer Woche hatte Janeway höchstens vier Stunden pro Nacht geschlafen. Die Reparaturarbeiten hatten ihr Spaß gemacht, nicht aber die anschließende Beziehungskrise. Solche Dinge belasteten sie immer sehr und ließen sie nachts nicht zur Ruhe kommen.
»Captain …« Kims Stimme klang überrascht. »Ich empfange einen schwachen Notruf.«
»Von wo, Mr. Kim?«
»Das Signal geht von dem gleichen Ort aus wie die Subraumwellen.«
Janeway wandte sich wieder dem Hauptschirm zu. »Daraus können wir schließen, dass die Wellen kein Kommunikationsmittel sind. Ist es wirklich ein Notruf?«
»Daran besteht kein Zweifel, Captain.«
Janeway fühlte sich von einem erwartungsvollen Prickeln erfasst. Ihre Neugier war erwacht und wuchs mit jeder verstreichenden Sekunde.
»Nun, Mr. Kim, offenbar haben wir gerade eine Einladung erhalten«, sagte sie. »Mr. Paris, nehmen Sie Kurs auf das Sonnensystem. Lassen Sie uns feststellen, wer unsere Hilfe braucht.«
Zeit: die siebenundachtzigste Verschiebung
Ort: unser Universum
Die Subraumwellen waren beunruhigend. Janeway beugte sich vor, als das Schiff erneut vibrierte. Schäden blieben aus, aber die Wellen fühlten sich irgendwie falsch an. Sie wusste nicht, ob es daran lag, dass Subraumwellen in der Vergangenheit oft Katastrophen vorausgegangen waren. Möglicherweise ging ihr Unbehagen auch auf den Umstand zurück, dass sie ein ganz besonderes Gespür für die Voyager entwickelt hatte wenn sie Veränderungen bemerkte, so reagierte sie instinktiv mit Anspannung.
Vielleicht war es eine Mischung von beidem.
Oder weder das eine noch das andere.
Manchmal ahnte Janeway Dinge, die erst noch geschehen mussten. Mark hatte davon gesprochen, dass sie über eine spezielle Verbindung zu ihrer Umwelt verfügte und dadurch imstande war, Ursache und Wirkung einer Veränderung zu erkennen. Gelegentlich grenzte dieses Talent an eine Art sechsten Sinn. Ein Ausbilder an der Akademie hatte sie darauf hingewiesen, dass alle Führungspersönlichkeiten diese Gabe besaßen. Das Erkennen von Details darauf kam es an.
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