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Von den Yuuzhan Vong gehetzt und den Häschern der Neuen Republik als Verräter gesucht, versuchen Luke, Mara und die anderen versprengten Jedi-Ritter verzweifelt, dem übermächtigen Feind Widerstand zu leisten...
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Seitenzahl: 419
Für Gina Matthiesen
Der Autor möchte den folgenden Personen danken:
Dem »Flying Rat Toli«-Klub für Hilfe während einer schweren Zeit.
Shelly Shapiro und Sue Rostoni für rechtzeitige Hilfe, Rat und harte Arbeit bei jeder Phase des Schreibens. Meinen Autorenkollegen Troy Denning, Jim Luceno, Elaine Cunningham und Mike Stackpole, die mir dabei halfen, alles richtig hinzubekommen. Ich danke auch Michael Kogge, Colette Russen, Kathleen O’Shea, Deanna Hoak, Ben Harper, Leland Chee, Chris Cerasi, Enrique Guerrero, Eelia Goldsmith Hendersheid, Helen Keier und Dan Wallace. Und erneut gebührt mein Dank Kris Boldis für seine Unterstützung. Es war eine tolle Sache, ihr alle!
Anakin Solo: Jedi-Ritter
Booster Terrik: Captain der Errant Venture
Cilghal: Jedi-Heilerin (eine Mon Calamari)
Corran Horn: Jedi-Ritter
Colonel Gavin Darklighter: Renegaten-Geschwader
Han Solo: Captain des Millennium Falken
Jacen Solo: Jedi-Ritter
Jaina Solo: Jedi-Ritter
Kae Kwaad: Meistergestalter der Yuuzhan Vong
Kam Solusar: Jedi-Meister
Kyp Durron: Jedi-Meister
Leia Organa Solo: Frühere Diplomatin der Neuen Republik
Luke Skywalker: Jedi-Meister
Mara Jade Skywalker: Jedi-Meisterin
Nen Yim: Gestalterschülerin der Yuuzhan Vong
Nom Anor: Exekutor der Yuuzhan Vong
Onimi: Hofnarr des Höchsten Oberlords Shimrra
Qurang Lah: Kriegsführer der Yuuzhan Vong
Tahiri Veila: Jedi-Schülerin
Talon Karrde: unabhängiger Informationsmakler
Traest Kre’fey: Admiral (ein Bothaner)
Tsavong Lah: Kriegsmeister der Yuuzhan Vong
Vergere: Intima der verstorbenen Yuuzhan-Vong-Priesterin Elan (eine Fosh)
Blut, im Sternenlicht treibend.
Das war das Erste, was Jacen Solo sah, als er die Augen öffnete. Es bildete Kugeln, die in der Düsternis wie polierte schwarze Perlen aussahen und das Licht der Sterne reflektierten, das durch den etwa einen Meter entfernten Transparistahl fiel. Geistesabwesend stellte er fest, dass sich alle Kugeln in die gleiche Richtung drehten.
Er selbst drehte sich ebenfalls, ganz langsam, durch den kleinen Nebel aus Blut. Im schwachen Licht konnte er erkennen, dass ihn nur wenige Zentimeter von einer Wand trennten.
Die Schmerzen in Bein und Kopf wiesen ihn darauf hin, woher das Blut stammte. Es war auch kalt, aber die Luft schien stickig zu sein.
Was ging hier vor?
Durch das Fenster sah er, wie sich ein großes, unregelmäßig geformtes Etwas vor die Sterne schob, und er erinnerte sich.
Tsavong Lah, Kriegsmeister der Yuuzhan Vong, klackte mit den obsidianscharfen Klauen seines neuen Fußes auf die lebenden Korallen des Kommandoraumbodens und betrachtete ihn im blassen Licht der mykolumineszenten Wände.
Er hätte den Fuß, den ihm der verdammte Jeedai genommen hatte, durch einen geklonten eigenen ersetzen können, aber das wäre nicht nur unehrenhaft, sondern auch unbefriedigend gewesen. Schlimm genug, dass ihm ein Ungläubiger etwas genommen hatte — es war undenkbar, so zu tun, als wäre gar nichts geschehen.
Doch ein humpelnder Kriegsmeister würde Respekt verlieren, insbesondere dann, wenn er nicht das Opferritual durchgeführt hätte.
Der Schmerz ließ nach, und das Gefühl kehrte in den neuen Fuß zurück, als neue Nervenverbindungen zu den vier gepanzerten Zehen eines Vua’sa entstanden.
Mit seiner Wahl ehrte er die ältesten Traditionen seines Amtes. Der erste von Yun-Yuuzhan erschaffene Kriegsmeister war kein Yuuzhan Vong gewesen, sondern ein lebendes Waffentier namens Vua’sa. Ein Yuuzhan Vong hatte den Vua’sa zum Zweikampf herausgefordert, gewonnen und seinen Platz eingenommen. Noch heute war Vua in der Kriegerkaste ein beliebter Name.
Tsavong Lah hatte die Gestalter gebeten, einen Vua’sa für ihn wachsen zu lassen. Seit dem Verlust der Heimwelt ihrer Vorfahren war die Spezies ausgestorben, aber ihr Muster existierte noch in den Tiefen der Erinnerungs-Qahsa der Gestalter. Tsavong Lah hatte gegen das Waffentier gekämpft und gewonnen, obwohl er nur mit einem Fuß gegen das Geschöpf angetreten war. Jetzt wusste er, dass ihn die Götter noch immer seiner Stellung für würdig hielten.
Und der abkühlende Kadaver des Vua’sa hatte ihm einen Fuß überlassen müssen.
»Kriegsmeister.«
Tsavong erkannte die Stimme seines Beraters Selong Lian, sah aber nicht von seiner Trophäe auf.
»Sprechen Sie.«
»Jemand ersucht um ein Gespräch mit Ihnen.«
»Nicht der erwartete Termin?«
»Nein, Kriegsmeister. Es ist die Priesterin Ngaaluh von der Sekte der Irreführung.«
Tsavong Lah knurrte leise. Die Verehrer von Yun-Harla hatten den Yuuzhan Vong in der letzten Zeit keine guten Dienste geleistet. Dennoch, die Sekte war mächtig, und der Höchste Oberlord Shimrra begegnete den Possen jener, die zur Schwindlergöttin beteten, nach wie vor mit Wohlwollen. Da Yun-Harla den Aufstieg von Kriegern überwachte und ihm vermutlich beim Kampf gegen den Vua’sa geholfen hatte, schuldete Tsavong der Göttin vielleicht einen Gefallen.
»Lassen Sie mich ihre Worte hören«, sagte er.
Einen Moment später trat die Priesterin ein. Die niedere Stirn der schlanken Frau war auffallend schwach ausgeprägt, und die bläulichen Tränensäcke unter den Augen zeichneten sich nur sichelförmig ab. Ngaaluh trug ein Zeremoniengewand aus lebendem Gewebe, das wie eine abgezogene Haut wirkte.
»Kriegsmeister ...«, sagte sie und kreuzte die Arme zum Gruß. »Es ist mir eine große Ehre.«
»Ihre Nachricht«, zischte Tsavong ungeduldig. »Andere Angelegenheiten warten auf mich. Hat Harrar Sie geschickt?«
»Ja, Kriegsmeister.«
»Dann sprechen Sie.«
»Die Priesterin Elan, die starb, um die Unterwerfung der Ungläubigen voranzubringen ...«
»Und die bei ihrer Aufgabe versagte«, betonte Tsavong Lah.
»Trotzdem, Kriegsmeister. Sie versagte, gab aber ihr Leben für die Sache der ruhmreichen Yuuzhan Vong. Die Priesterin Elan hatte eine Intima namens Vergere.«
»Ich weiß. Starb sie nicht zusammen mit ihrer Herrin?«
»Nein, Kriegsmeister. Diese Nachricht bringt mich zu Ihnen. Es gelang Vergere, den Ungläubigen zu entkommen und zu uns zurückzukehren.«
»Tatsächlich?«
»Ja, Kriegsmeister. Sie hat uns viele interessante Dinge in Hinsicht auf die Ungläubigen mitgeteilt, Dinge, die sie während ihrer Gefangenschaft in Erfahrung gebracht hat. Sie weiß noch viel mehr, doch davon will sie nur Ihnen erzählen, Tsavong Lah.«
»Halten Sie einen Trick der Ungläubigen für möglich? Vielleicht den Versuch, mich zu ermorden?«
»Wir vertrauen Vergere nicht uneingeschränkt, Kriegsmeister. Aber wir haben uns entschlossen, sie zu Ihnen zu bringen, damit Sie entscheiden können, welche Behandlung sie verdient.«
Tsavong Lah neigte den Kopf. »Das ist anerkennenswert. Vergere muss natürlich von den Haar Vhinic verhört und untersucht werden. Sorgen Sie dafür, dass man sie anschließend an Bord meines Schiffes bringt, wo sie mir allerdings nicht zu nahe kommen soll. Sagen Sie ihr, dass ich weitere Beweise für ihre Intelligenz und auch für ihre Absichten brauche, bevor sie vor mich treten darf.«
»Es wird geschehen, Kriegsmeister.«
Tsavong Lah winkte, und die Priesterin ging sofort. Gut. Ngaaluh wusste offenbar, was sich gehörte.
Sofort nahm sein Berater ihren Platz im rot gesäumten Empfangsportal ein. »Qurang Lah ist eingetroffen, Kriegsmeister«, sagte er. »Und der Exekutor Nom Anor.«
»Sie sollen eintreten«, sagte Tsavong Lah.
Qurang Lah war sein Krippenbruder, eine etwas kleinere Version seiner selbst. Auffallende Schlüpfmale zeigten sich in seinem Gesicht. Der Schnitt der Domäne Lah war zwar nicht so tief wie der von einem Ohr zum anderen reichende des Kriegsmeisters, wies aber deutlich auf seine Herkunft hin.
»Belek tiu, Kriegsmeister.« Qurang Lah salutierte mit gekreuzten Armen, ebenso wie der viel schmächtigere Exekutor an seiner Seite. »Ich erwarte deine Befehle.«
Tsavong Lah nickte seinem Krippenbruder zu, sah aber Nom Anor an. Das eine echte Auge des Exekutors und das giftige Plaeryin Bol in der anderen Augenhöhle erwiderten den Blick.
»Exekutor«, polterte Tsavong Lah, »ich habe Ihre letzten Vorschläge geprüft. Glauben Sie wirklich, dass wir den endgültigen Sieg über die Ungläubigen erringen können?«
»Die Angeln ihrer Festung sind geschwächt, Kriegsmeister«, erwiderte Nom Anor. »Ich habe selbst dafür gesorgt. Der Kampf wird kurz sein und mit einem leichten Sieg enden.«
»So etwas habe ich schon einmal von Ihnen gehört«, sagte der Kriegsmeister. Er wandte seine Aufmerksamkeit dem Krieger zu. »Qurang Lah. Du bist informiert worden. Wie lautet deine Meinung?«
Qurang Lah bleckte die zugespitzten Zähne. »Kampf und Sieg sind immer wünschenswert«, sagte er. »Doch es wäre dumm, jetzt loszuschlagen. Die Ungläubigen zittern vor uns und fürchten sich so sehr, dass sie nicht zum Gegenangriff übergehen. Sie wagen, davon zu träumen, dass unser blutiger Weg bei Duro endet und wir bereit seien, die Galaxis mit Abscheulichkeiten benutzendem Ungeziefer zu teilen. Das gereicht uns zum Vorteil. Der Schiffsschoß produziert ihren Untergang, aber er braucht Zeit. Im Augenblick ist unsere Flotte weit auseinander gezogen, weiter als die Ungläubigen ahnen. Wenn wir einen Fehler machen, bevor der Schiffsschoß unsere Flotte vergrößert, so könnten wir in Schwierigkeiten geraten.«
»Es werden sich keine Probleme ergeben«, versicherte Nom Anor. »Wir müssen jetzt zuschlagen. Wenn wir länger warten, bekommen die Jeedai Zeit zu agieren.«
»Die Jeedai«, knurrte Tsavong Lah. »Sagen Sie mir, Nom Anor: Bei all Ihren Kontakten zu den Ungläubigen und Ihrem angeblichen Geschick, sie zu manipulieren — wieso ist es Ihnen nicht gelungen, mir den einen Jeedai zu bringen, den ich mir mehr als alle anderen wünsche, Jacen Solo?«
Nom Anor blieb unerschütterlich. »Das ist eine wirklich schwere Aufgabe, wie Sie sehr wohl wissen, Kriegsmeister«, sagte er. »Gewisse Elemente bei den Jeedai und ihren Verbündeten sind außer Kontrolle geraten. Sie nehmen keine Anweisungen mehr entgegen, weder vom Senat noch von anderen Organisationen, in denen wir Verbündete haben. Genau darum geht es mir. Als Sie den Ungläubigen mitteilten, dass wir den Kampf einstellen würden, wenn wir die Jeedai bekämen — das war eine hervorragende Strategie. Sie gab uns Zeit, unsere Streitkräfte zu erneuern und die eroberten Welten zu sichern. Viele Jeedai wurden uns ausgeliefert. Aber Jacen ist mit Skywalker verwandt, dem höchsten aller Jeedai. Er ist der Sohn von Leia Organa Solo und Han Solo, beides würdige Gegner, die verschwunden sind. Ich habe Strategien entwickelt, um sie zu finden. Derzeit entfaltet sich ein Plan, der Skywalker und seine Partnerin Mara betrifft. Er wird die anderen zu uns bringen, unter ihnen auch Jacen.«
»Und der Ort, der die Krallen unserer Macht spüren soll ... Betrifft er die Jeedai?«
»Nein, Kriegsmeister. Aber er wird den Senat in Verwirrung und Verzweiflung stürzen. Wir bekommen dadurch den Einfluss, den wir brauchen, um die Bedrohung durch die Jeedai ein für alle Mal zu beenden. Noch weigert sich die Regierung der Neuen Republik, die Jeedai zu ächten. Das kann ich mit einem Schlag ändern und uns gleichzeitig eine neue Festung am Kern bauen. Doch wir müssen jetzt handeln. Wenn wir warten, verlieren wir eine gute Gelegenheit.«
»Nom Anor hat uns schon zuvor schlecht beraten«, gab Qurang Lah zu bedenken.
»Das ist nur zu wahr«, erwiderte der Kriegsmeister. »Aber es stört mich, nicht zu kämpfen und in ruhiger Tatenlosigkeit zu verharren. Die Anzahl der uns von den feigen Ungläubigen ausgelieferten Jeedai hat in letzter Zeit abgenommen. Bei Yavin Vier wurden wir gedemütigt. Es muss Sühne und Genugtuung geben, und Yun-Yuuzhan liebt den Geruch von Blut.«
»Wenn du möchtest, breche ich mit meiner Flotte auf, Kriegsmeister«, sagte Qurang Lah. »Ich schrecke nie vor dem Kampf zurück, wenn die Pflicht ruft.«
»Hurr«, murmelte Tsavong Lah und überlegte. »Nom Anor, Sie werden Ihren Plan in die Tat umsetzen. Qurang Lah übernimmt den Befehl über die Yuuzhan-Vong-Streitkräfte, und Sie weisen ihn darauf hin, wie es vorzugehen gilt. Wenn Ihr Rat erneut schlecht ist, so werden Sie dafür zur Rechenschaft gezogen. Wenn er gut ist, so haben Sie für Ihre jüngsten Fehler gebüßt. Verstehen Sie?«
»Ich verstehe, Kriegsmeister. Diesmal werde ich keine Fehler machen.«
»Das hoffe ich. Hast du noch etwas zu sagen, Qurang Lah?«
»Nein, Kriegsmeister. Meine Pflicht ist klar.« Er salutierte. »Belek tiu. Die Ungläubigen werden vor uns in die Knie gehen. Ihre Schiffe werden wie fallende Sterne brennen. Während ich spreche, ist es bereits geschehen.«
»Du hattest schon schlechtere Ideen, Luke«, räumte Mara Jade Skywalker widerstrebend ein und neigte den Kopf nach hinten, sodass Sonnenschein auf ihr Gesicht und die Zöpfe aus rotgoldenem Haar fiel. Als Luke sie so sah, mit geschlossenen Augen, hinter ihr das blaue Meer, beeindruckte ihn ihre Schönheit derart, dass es ihm für ein oder zwei Sekunden die Kehle zuschnürte.
Mara öffnete die grünen Augen und richtete einen Blick wehmütiger Zärtlichkeit auf ihn, bevor sie eine Braue wölbte.
»Wirst du mir gegenüber schon wieder väterlich?«
»Nein«, erwiderte Luke sanft. »Ich habe nur daran gedacht, dass ich unverschämt viel Glück habe.«
»He, ich bin hier die Person mit den Hormonschwankungen. Versuchst du vielleicht, mich zu übertreffen?« Mara griff nach Lukes Hand und drückte zu. »Komm. Lass uns noch ein wenig wandern.«
»Wird es dir nicht zu viel?«
»Möchtest du mich tragen? Natürlich wird es mir nicht zu viel. Mit meinen Beinen ist alles in Ordnung; ich bin nur schwanger. Glaubst du vielleicht, es wäre besser für unser Kind, wenn ich den ganzen Tag herumliege und Nährsaft schlürfe?«
»Ich dachte nur, dass du dich vielleicht entspannen möchtest.«
»Ja, und dies ist entspannend. Wir beide, ganz allein auf einer wunderschönen Insel. Nun, einer Art Insel. Komm.«
Der Strand war warm unter Lukes bloßen Füßen. Ihm war zunächst nicht ganz wohl dabei gewesen, barfuß zu gehen, aber Mara hatte darauf bestanden und betont, an einem Strand wäre so etwas üblich. Überrascht stellte er fest, dass dies angenehme Erinnerungen an seine Kindheit auf Tatooine weckte. Damals, in der relativen Kühle des frühen Abends — eine jener seltenen Gelegenheiten, wenn beide lodernden Sonnen fast untergegangen waren —, hatte er die Schuhe ausgezogen und den noch warmen Sand zwischen den Zehen gespürt. Natürlich nur, wenn Onkel Owen nicht zusah, denn andernfalls hätte der alte Mann mit einem langen Vortrag darüber begonnen, welchen Zweck Schuhe erfüllten, um anschließend auf die wertvolle Feuchtigkeit hinzuweisen, die Luke über seine Fußsohlen verlor.
Für einen Moment glaubte er fast, die Stimme seines Onkels zu hören und Tante Berus Giju-Eintopf zu riechen. Er fühlte sich versucht, die Schuhe wieder anzuziehen.
Owen und Beru Larses waren die ersten Opfer bei Luke Skywalkers Kampf gegen das Imperium gewesen. Er fragte sich, ob sie gewusst hatten, warum sie starben.
Er vermisste sie. Anakin Skywalker mochte sein Vater gewesen sein, aber er hatte die Larses immer für seine Eltern gehalten.
»Was Han und Leia wohl machen«, sagte Mara und unterbrach damit Lukes Überlegungen.
»Bestimmt geht es ihnen gut. Sie sind erst seit einigen Tagen fort.«
»Ob es richtig ist, dass Jacen sie begleitet?«
»Warum nicht? Er hat seine Fähigkeiten bewiesen. Und sie sind seine Eltern. Außerdem: Die halbe Galaxis ist hinter ihm her, und unter solchen Umständen sollte er besser in Bewegung bleiben.«
»Ja. Aber für Jaina wird dadurch alles schlimmer. Es fällt ihr sehr schwer, untätig zu sein, während ihr Bruder unterwegs ist und kämpft.«
»Ich weiß. Das Renegaten-Geschwader wird sie sicher bald rufen.«
»Oh, sicher«, sagte Mara. »Bestimmt.« Sie klang alles andere als überzeugt.
»Glaubst du nicht?«, fragte Luke.
»Nein. Ich glaube, das Renegaten-Geschwader würde sie gern rufen, aber die Jedi-Ausbildung macht sie zum politischen Problemfall.«
»Wann haben sich die Renegaten jemals um Politik geschert? Hat dich jemand darauf hingewiesen?«
»Nicht direkt, aber mir sind Dinge zu Ohren gekommen, und außerdem bin ich es gewohnt, auch die Worte hinter den Worten zu hören. Ich hoffe, dass ich mich irre, um Jainas willen.«
Maras Gefühle berührten Luke in der Macht und fügten ihrer Bemerkung einen Hauch Sorge hinzu.
»Mara, mein Schatz ...«, sagte Luke. »Zwar glaube ich dir, wenn du sagst, es sei entspannend, sich auf einem fremden Strand Parasiten zu holen...«
»Unsinn. Dieser Sand ist so steril wie ein Isolationslaboratorium. Es kann absolut nicht schaden, hier barfuß zu gehen. Und dir gefällt das Gefühl.«
»Wie du meinst. Aber ich verbiete weitere Gespräche über Politik, Jedi, den Krieg, die Yuuzhan Vong und so weiter. Wir sind hier, um uns zu entspannen und all das für einen Tag zu vergessen. Nur für einen Tag.«
Mara sah ihn an und kniff die Augen zusammen. »Du bist derjenige, der glaubt, dass ohne dich das ganze Universum kollabiert.«
»Ich bin nicht schwanger.«
»Sag so etwas noch einmal, und ich sorge dafür, dass du dir wünschst, schwanger zu sein«, erwiderte Mara scharf. »Übrigens: Wenn wir dies noch einmal machen, bist du dran.«
»Wir spielen eine Partie Sabacc darum«, sagte Luke und versuchte, ernst zu bleiben. Es gelang ihm nicht. Er küsste Mara, und sie erwiderte den Kuss mit Leidenschaft.
Sie setzten den Weg über den Strand fort und kamen an einer Ansammlung wuchernder Slii vorbei, einem Gewirr aus verknoteten Wurzeln und großen, hauchdünnen Blättern. Wellen schlugen jetzt ans Ufer, was zuvor nicht der Fall gewesen war, was bedeutete, dass sie sich jetzt auf der Bugseite der »Insel« befanden.
Es war natürlich gar keine Insel, sondern ein sorgfältig gestalteter Park auf einer schwimmenden, mit Edelgas gefüllten Polymermasse. Etwa hundert solcher künstlichen Inseln waren auf dem westlichen Meer von Coruscant unterwegs, spezielle Vergnügungsschiffe, gebaut von reichen Kaufleuten während der Blütezeit der Alten Republik. Der Imperator hatte von solchen Frivolitäten nicht viel gehalten, und die meisten Inseln waren jahrzehntelang angedockt gewesen und immer mehr verfallen. Doch einige von ihnen hatten instand gesetzt werden können, und zu Beginn der Neuen Republik hatten Geschäftsleute sie gekauft und einen großen wirtschaftlichen Erfolg mit ihnen erzielt. Einer von ihnen war — was kaum jemanden überraschte — Lando Calrissian, ein alter Freund von Luke. Er hatte ihm angeboten, die Insel zu benutzen, wann immer er wollte, und nach langer Zeit war Luke auf dieses Angebot zurückgekommen.
Er bedauerte es nicht — Mara schien den Aufenthalt auf der künstlichen Insel wirklich zu genießen. Aber sie hatte natürlich Recht. Angesicht der allgemeinen Lage war es schwer, in diesem Zusammenhang nicht an Zeitverschwendung zu denken.
Doch manchen Gefühlen konnte man nicht trauen. Inzwischen war Maras Schwangerschaft deutlich erkennbar — ihr Bauch wölbte sich prächtig um ihren gemeinsamen Sohn —, und sie litt an all den physischen Unannehmlichkeiten, die mit einem solchen Zustand einhergehen. Nichts in ihrer Ausbildung als Assassine, Schmuggler oder Jedi-Ritter hatte sie auf eine derartige Einschränkung ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit vorbereitet. Zwar liebte sie das ungeborene Kind, doch die eigene Schwäche belastete sie sehr, wusste Luke. Die Bemerkung über Jaina hätte auch ihr selbst gelten können.
Es gab noch viele andere Probleme, und ein kleines Paradies half ihnen nicht dabei, sie zu lösen. Aber wenigstens konnten sie hier durchatmen und sich der Illusion hingeben, auf einem fernen, unbewohnten Planeten zu sein und nicht mitten im größten Durcheinander seit der Zeit des alten Imperiums.
Nein, falsch. Das Imperium hatte die Freiheit auslöschen und der dunklen Seite der Macht zum Durchbruch verhelfen wollen. Der Feind, mit dem sie es jetzt zu tun hatten, drohte mit einer direkteren, allgegenwärtigen Auslöschung.
Und so wanderte Luke mit seiner Frau über den Strand, als es Abend wurde. Er gab vor, nicht an jene Dinge zu denken, und wusste doch, dass Mara seine Gedanken spürte.
»Welchen Namen geben wir ihm?«, fragte Mara schließlich. Die Sonne war am Horizont verschwunden, und daraufhin zerstörte Coruscant die Illusion von unberührter Natur. Die ferne Küste erglühte als feste Masse, und der Himmel blieb dunkelrot am Horizont. Nur im Bereich des Zenits ähnelte er dem Nachthimmel der meisten mondlosen Planeten, doch selbst dort gab es eine barocke Stickerei aus Licht, als Airwagen und Raumschiffe durch die ihnen zugewiesenen Kurskorridore flogen. Manche kehrten heim, andere verließen die Heimat, und wieder andere flogen nur einen weiteren Hafen an.
Eine Million kleiner Lichter, jedes mit einer Geschichte, jedes mit einem Funken von Bedeutung in der Macht, die von ihnen ausging, sie umgab und durchdrang.
Hier gab es keine Illusion. Alles war Natur und schön, wenn man Augen hatte, die es sehen wollten.
»Ich weiß nicht.« Luke seufzte. »Ich weiß nicht einmal, wo ich mit der Suche anfangen soll.«
»Es ist nur ein Name«, sagte Mara.
»Sollte man meinen. Aber alle scheinen ihn für wichtig zu halten. Du glaubst nicht, wie viele Vorschläge ich bekommen habe, seitdem deine Schwangerschaft bekannt ist. Und sie kamen aus den sonderbarsten Richtungen.«
Mara blieb stehen, und in ihrem Gesicht zeigte sich profunde Verwunderung. »Du hast Angst«, sagte sie.
Luke nickte. »Ich schätze, da hast du Recht. Ich denke nicht, dass es >nur ein Name< ist, wenn es Leute wie uns betrifft. Nimm Anakin. Leia nannte ihn nach unserem Vater, nach der Person, die zu Darth Vader wurde. Es sollte ein Hinweis darauf sein, dass er die dunkle Seite überwand und als guter Mensch starb. Es war Leias Art der Aussöhnung mit ihm, ein Zeichen für die Galaxis, dass die Wunden des Krieges heilen können. Dass wir in der Lage sind, zu vergessen und den Weg des Lebens fortzusetzen. Aber Anakin hat schwer daran zu tragen. Als er klein war, fürchtete er immer, dass er eines Tages den gleichen dunklen Pfad beschreiten würde wie sein Großvater. Nur ein Name — doch für ihn war er eine echte Bürde. Vielleicht erfahren wir erst in Jahren von den wahren Konsequenzen jener Entscheidung.«
»Sosehr ich deine Schwester auch bewundere: Sie ist Politikerin und denkt wie eine. Das ist gut für die Galaxis, aber nicht so gut für ihre Kinder.«
»Ja«, sagte Luke widerstrebend. »Und ob es mir gefällt oder nicht, Mara: Weil wir das sind, was wir sind, wird auch unser Kind eine Bürde tragen müssen. Ich möchte nur vermeiden, ihm eine zusätzliche auf die Schultern zu legen. Angenommen, ich nenne unseren Jungen Obi-Wan, um meinem alten Meister Ehre zu erweisen. Sähe er darin ein Zeichen für meinen Wunsch, dass er ein Jedi werden soll? Würde er glauben, Bens Ruf gerecht werden zu müssen? Hätte er das Gefühl, dass er sich in seinem Leben nicht frei entscheiden kann?«
»Offenbar hast du viel darüber nachgedacht.«
»Ja, das stimmt.«
»Fällt dir auf, wie schnell uns das zu den Dingen zurückbringt, über die du nicht sprechen wolltest?«
»Ja.«
»Wir sind das, was wir sind, Luke«, sagte Mara und strich ihm kurz über die Schulter. »Wir können es nicht leugnen, nicht einmal auf einer Insel.« Sie tauchte den Fuß in die kleinen Wellen, die an den Strand rollten. Luke schloss die Augen und fühlte den Wind im Gesicht.
»Vielleicht nicht«, gestand er.
»Und was ist so schlimm daran?« Verspielt spritzte Mara etwas Wasser auf Lukes Hosenaufschlag. Dann wurde sie wieder ernst. »Ich muss da auf eine sehr wichtige Sache hinweisen, jetzt sofort«, verkündete sie.
»Und die wäre?«
»Ich habe Hunger. Richtig Hunger, meine ich. Wenn ich nicht auf der Stelle etwas zu essen bekomme, salze ich dich mit Meerwasser ein und verschlinge dich in einem Stück.«
»Du wärst enttäuscht«, sagte Luke. »Es ist Süßwasser. Komm. Der Pavillon ist nicht weit entfernt. Dort kannst du was essen.«
Luke und Mara aßen draußen an einem Tisch aus poliertem gelbem Selonia-Marmor, während leise Musik von den Blüten um sie herum kam, die jeden Gang mit einem besonderen Duft ergänzten. Luke kam sich kolossal verwöhnt vor und verband damit vage Schuldgefühle, aber es gelang ihm, sich ein wenig zu entspannen.
Die angenehme Stimmung wurde gestört, als sich der Protokolldroide des Pavillons näherte.
»Meister Skywalker«, sagte er, »ein Airwagen befindet sich im Anflug und bittet um Flugerlaubnis durch den Sicherheitsbereich.«
»Kannst du eine Verbindung herstellen?«
»Natürlich.«
»Übermittle das Signal der Holostation auf dem Tisch.«
»Wie Sie wünschen, Sir.«
Das Hologramm eines Gesichts erschien über den Resten der Mahlzeit. Es gehörte einem Menschen, einem Mann, war lang gezogen und wies aristokratische Züge auf.
»Kenth Hamner«, sagte Luke und fühlte sich von dunklen Ahnungen erfasst. »Welchem Umstand verdanken wir dieses Vergnügen?«
Der frühere Colonel lächelte kurz. »Es ist keine wichtige Sache. Nur der Besuch eines alten Freundes. Darf ich an Bord kommen?«
So lauteten seine Worte. Der Gesichtsausdruck hingegen vermittelte eine ganz andere Botschaft.
»Natürlich. Verbinde dich mit dem Schiffscomputer, der dich an einem passenden Ort landen lässt. Ich hoffe, du magst gegrillten Nylog.«
»Eine meiner Lieblingsspeisen. Bis gleich.«
Kurze Zeit später schritt Hamner über einen der Wege, die zum Pavillon führten, begleitet vom Droiden.
»Ihr beide weckt in mir den Wunsch, wieder jung zu sein«, sagte Hamner, sah sie an und lächelte.
»Wir sind nicht so jung, und du bist nicht so alt«, erwiderte Mara.
Hamner deutete aus der Hüfte heraus eine Verbeugung an. »Mara, du bist so schön wie immer. Und meinen herzlichen Glückwunsch zum bevorstehenden Ereignis.«
»Danke, Kenth«, entgegnete Mara freundlich.
»Nimm Platz«, sagte Luke. »Soll ich dir vom Droiden etwas bringen lassen?«
»Vielleicht ein kaltes, leicht anregendes Getränk. Überrasch mich.«
Mit dieser eher vagen Anweisung schickte Luke den Droiden fort und wandte sich dem jetzt sitzenden Hamner zu.
»Du bist nicht nur hierher gekommen, um uns zu gratulieren, oder?«
»Nein«, bestätigte Hamner kummervoll. »Ich bin gekommen, um euch zu warnen. Borsk Fey’lya hat es geschafft, einen Haftbefehl gegen euch zu erwirken. Er wird in etwa sechs Standardstunden zugestellt.«
Irgendwo zwischen der Corellianischen Handelsroute und dem Kathol-Sektor fiel der Sternzerstörer Errant Venture aus dem Hyperraum. Das große, keilförmige Raumschiff drehte sich, ging dann wieder auf Lichtgeschwindigkeit. Einem unwissenden Beobachter wäre weniger als eine Minute Zeit geblieben, sich zu fragen, was ein Sternzerstörer in einem so abgelegenen Teil des Weltraums machte und warum er rot angestrichen war.
Tief im Innern des Zerstörers bemerkte Anakin Solo den Übergang kaum, blieb ganz auf das konzentriert, womit er beschäftigt war. Er stand gerade, die Spitze des Lichtschwerts aufs Deck gerichtet, das Heft vor der Stirn. Mit knappen Handbewegungen wehrte er zwei Betäubungsstrahlen von der Übungseinheit ab, die ihn umkreiste, schwang das Lichtschwert, brachte es hinter sich in eine ähnliche Position und fing damit den Strahl der zweiten Übungseinheit ab. Dann ging er in die Hocke und hob gleichzeitig seine Waffe. Ein weiter Sprung brachte ihn über das gemeinsame Feuer beider Einheiten hinweg. Als seine Füße den Boden wieder berührten, zuckte das Lichtschwert hin und her, lenkte rote Energiestrahlen zu den Wänden.
Er war jetzt im Rhythmus, und seine blauen Augen blitzten wie Elektronenbögen, als die Strahlen schneller kamen, öfter und mit besserem Timing. Nach einigen Minuten ließ Schweiß sein braunes Haar am Kopf festkleben und durchnässte den dunklen Jedi-Umhang, doch keiner der zwar harmlosen, aber recht schmerzhaften Strahlen hatte sein Ziel gefunden.
Er war jetzt warm.
»Halt«, sagte er, und sofort verharrten die kugelförmigen Übungseinheiten.
Anakin deaktivierte das Lichtschwert und legte es beiseite. Einem Wandschrank entnahm er ein anderes Lichtschwert, schaltete es ein, atmete mehrmals tief durch und wartete, bis sich sein Puls beruhigte. Es war still im Lagerraum, den er in ein Trainingszimmer verwandelt hatte. Leere, gebrochen weiße Wände umgaben ihn. Auf der einen Seite stand ein buntes Droidentrio. Selbst der beiläufigste Beobachter hätte auf den ersten Blick gesehen, dass die Droiden aus Ersatzteilen zusammengebastelt worden waren, obgleich der Zentralbereich jeder Maschine dem einer gewöhnlichen Arbeitsdrohne entsprach. Sie wirkten nicht besonders imposant, bis man sich ansah, was sie in den Händen hielten: gefährlich anmutende Stäbe, spitz am einen Ende und löffelförmig am anderen. Sie erinnerten irgendwie an Schlangen, ein Eindruck, der von gelegentlichen wellenförmigen Bewegungen verstärkt wurde.
Anakin holte noch einmal tief Luft und nickte den Droiden zu.
»Sequenz eins beginnen«, sagte er.
Sofort griffen die Maschinen an. Verblüffend schnell kamen sie heran: Zwei nahmen Anakin von rechts und links in die Zange, und die dritte hielt direkt auf ihn zu. Er wich zurück und parierte, duckte sich und brachte den Droiden auf der rechten Seite zu Fall. Die beiden anderen attackierten — ein Stab zielte auf Anakins Hals, und der andere wurde plötzlich flexibel, zuckte an seiner Abwehr vorbei zum Rücken. Anakin neigte sich einen Zentimeter nach vorn und spürte den Luftzug, als der peitschenartige Hieb das Ziel knapp verfehlte.
So ist es richtig, dachte er. Ich lerne, die Entfernung einzuschätzen. Die geringstmögliche Bewegung, um einem Angriff zu entgehen, ist die beste.
Er ging von der Parade zur Riposte über. Der Droide war ihm plötzlich zu nahe und versuchte zurückzuweichen, verharrte aber und deaktivierte sich, als Anakins Waffe seinen Rumpf berührte.
Die Maschine, die er zuvor zu Fall gebracht hatte, war inzwischen wieder aktiv, und Anakin drehte sich, hielt seine beiden Gegner knapp außer Reichweite und achtete darauf, dass sie beide in seinem Blickfeld blieben. Auf diese Weise konnte er sie sich beliebig lange vom Leib halten. Ein Sieg ließ sich dadurch aber nicht erringen, und deshalb bot er den Droiden einen Rhythmus an, den sie zu durchbrechen versuchen konnten.
Ein Stab spuckte ihm plötzlich Flüssigkeit entgegen. Anakin neigte den Oberkörper zur Seite, wieder gerade genug, um dem Angriff nur ganz knapp zu entgehen. Der andere Droide veränderte sein Bewegungsmuster und sprang.
Anakin parierte, aber der Stab wickelte sich um sein Handgelenk, und er fühlte einen deutlichen elektrischen Schlag. Der andere Droide war ebenfalls heran und holte zu einem Schlag aus, der Anakins Kopf treffen sollte.
Ein Blaster heulte, und plötzlich hatte der Droide keine Waffe mehr — und auch keinen Arm, der sie halten konnte.
»Halt!«, rief Anakin und sprang fort, als sich der Stab von einem Handgelenk löste. Als er auf dem Boden landete, ging er sofort in Kampfposition.
Ein dunkelhaariger Mann mit einem Blaster stand in der Tür. In seinem Bart zeigte sich reichlich Grau, und die Farbe seines grünen Umhangs entsprach der der Augen. Er hielt den Blaster so, dass die Waffe nicht bedrohlich wirkte, erweckte fast den Eindruck, kapitulieren zu wollen.
»Warum hast du das getan?«, fragte Anakin und versuchte, den Ärger zu unterdrücken, der plötzlich in ihm aufstieg.
»Gern geschehen«, sagte Corran Horn und schob den Blaster ins Halfter.
»Dies sind Übungsdroiden. Sie hätten mich nicht verletzt.«
»Ach nein? Halten sie da Übungsamphistäbe? Wenn dich einer von ihnen getroffen hätte...«
»Ausgeschlossen. Die Droiden sind darauf programmiert, sofort innezuhalten, wenn der Stab meine Haut berührt. Und ja, es sind Übungsamphistäbe. Sie sind nicht echt.«
Corran wölbte überrascht die Brauen. »Wie hast du das angestellt? Und wieso hat dein Lichtschwert den Stab nicht durchschnitten?«
»Es ist kein Lichtschwert.«
Corrans Gesichtsausdruck war fast die Beschädigung des Droiden wert.
»Es ist nur ein schwertförmiges Kraftfeld, ein schwaches noch dazu«, erklärte Anakin. »Es kann durch nichts schneiden. Die Dinge, mit denen meine Droiden ausgestattet sind, agieren wie Amphistäbe und bewegen sich wie diese, aber sie sind harmlos und verursachen nur einen elektrischen Schlag. Außerdem wiegen sie nicht mehr als ein Kilogramm.«
»Ich schätze, dann habe ich deinen Droiden ohne Grund ruiniert«, sagte Corran.
Anakins Ärger war jetzt ganz unter Kontrolle. Daran hatte er in letzter Zeit gearbeitet. »Schon gut. Ich habe ihn gebaut und kann ihn reparieren. Zeit steht mir ja genug zur Verfügung.«
»Aus reiner Neugier«, sagte Corran und sah sich die Droiden an. »Booster hat zwei ausgezeichnete Duelldroiden. Warum übst du nicht mit einem von ihnen?«
Anakin deaktivierte seine »Waffe« und legte sie in den Schrank. »Duelldroiden bewegen sich nicht wie Krieger der Yuuzhan Vong. Die von mir gebauten Droiden schon.«
»Ich habe mich schon gefragt, womit du während der vergangenen Wochen beschäftigt gewesen bist.«
Anakin nickte. »Ich wollte nicht aus der Übung kommen. Du hast ja gesehen, was geschehen ist: Der Droide, auf den du geschossen hast, hätte mich erwischt.«
»Gegen Übung gibt es nichts einzuwenden«, sagte Corran. »Aber du hättest mich informieren sollen. Dann wäre mir ein Schrecken erspart geblieben, und du hättest noch einen voll funktionsfähigen Droiden.«
»Ja, stimmt«, erwiderte Anakin.
Corran nickte erneut und wirkte nachdenklicher. »Meine Ankunft ist dir verborgen geblieben. Das ist nicht gut. Du musst lernen, die Sphäre deiner Verantwortung über den unmittelbaren Kampfbereich hinaus auszudehnen.«
»Ich weiß«, sagte Anakin. »Ich habe nicht die Macht benutzt und versucht, ohne sie zu kämpfen.«
»Weil die Yuuzhan Vong nicht in der Macht wahrzunehmen sind, vermute ich.«
»Ja«, bestätigte Anakin. »Die Macht ist ein wundervolles Werkzeug ...«
»Die Macht ist mehr als nur ein Werkzeug, Anakin«, mahnte Corran. »Sie ist viel mehr als nur das.«
»Ich weiß«, erwiderte Anakin ein wenig verlegen. »Aber unter anderem ist sie ein Werkzeug, und wenn es um den Kampf gegen die Yuuzhan Vong geht, ist sie einfach nicht das richtige Werkzeug. Genauso gut könnte man versuchen, mit einem Hydroschlüssel den Input eines Astromech zu kalibrieren.«
Corran neigte skeptisch den Kopf zur Seite. »Dem kann ich nicht direkt widersprechen, was jedoch nicht bedeutet, dass du Recht hast.«
Anakin zuckte mit den Schultern. »Lass es mich anders ausdrücken. In der gesamten Jedi-Ausbildung geht es um die Macht, auch beim Kampftraining. Man spürt Schläge und Energieblitze, bevor man getroffen wird. Man verpasst den Gegnern telekinetische Stöße ...«
»Mit einigen Ausnahmen«, warf Corran trocken ein.
»Ja. Du solltest also verstehen, was ich meine. Was hältst du von einem Jedi, der keinen Kampf gewinnen kann, ohne auf Telekinese zurückzugreifen? Was das betrifft: Du hast zum corellianischen Sicherheitsdienst gehört, lange bevor du ein Jedi wurdest. Du solltest sehen können, dass die Macht auch zu einer Krücke für uns geworden ist. Die Yuuzhan Vong sind der Beweis dafür.«
»Da klingst du ein wenig wie dein jüngerer Bruder. Willst du die Macht aufgeben?«
Anakins Brauen kamen nach oben. »Nein, natürlich nicht. Ich nutze sie, wenn sie funktioniert. Als mich die Yuuzhan Vong auf Yavin Vier verfolgten, habe ich Möglichkeiten gefunden, die Macht gegen sie einzusetzen. Ich hielt nach Löchern in der Macht um mich herum Ausschau. Ich lauschte den Stimmen des Dschungels und fühlte die Furcht seiner Geschöpfe, wenn ein Krieger der Yuuzhan Vong in der Nähe war.«
»Und du hast gelernt, die Yuuzhan Vong selbst zu fühlen«, sagte Corran.
»Aber nicht mit der Macht. Der Schimmerer, mit dem ich mein Lichtschwert repariert habe, ermöglicht es mir.«
»Wie kannst du da so sicher sein? Ich habe nie daran geglaubt, dass die Yuuzhan Vong nicht in der Macht existieren. Alles existiert in der Macht, und das muss auch bei ihnen der Fall sein. Wir wissen nur nicht, wie wir sie erkennen können. Du hast eine geistige Verbindung zu einem Stück Biotechnik der Yuuzhan Vong hergestellt, und jetzt spürst du sie. Bist du sicher, dass du keine Möglichkeit gefunden hast, sie in der Macht wahrzunehmen?«
»Vielleicht gibt es tatsächlich eine Art geistigen Kontakt, aber wenn das der Fall ist, so handelt es sich um eine besondere Art von Informationsübertragung. Ich weiß es nicht genau. Ich weiß nur, dass ich die Yuuzhan Vong spüren kann. Aber wenn ich mein Lichtschwert verliere oder es zerstört wird, wenn der Schimmerer stirbt ... Dann möchte ich trotzdem imstande sein, gegen die Yuuzhan Vong zu kämpfen.«
Corran legte Anakin die Hand auf die Schulter. »Ich weiß, dass du viel durchgemacht hast, Anakin. Die Yuuzhan Vong haben dir viel genommen, das wertvoll für dich war. Ich werde dir immer dankbar sein für das, was du für meine Kinder getan hast, und ich sage dir dies als Freund: Du musst deine Gefühle kontrollieren. Gib dich nicht dem Hass hin.«
Anakin schüttelte den Kopf. »Ich hasse die Yuuzhan Vong nicht, Corran. Die Zeit bei ihnen hat mir geholfen, sie zu verstehen. Ich bin mehr als zuvor davon überzeugt, dass sie aufgehalten werden müssen, aber ich versichere dir, dass ich sie nicht hasse. Ich bin in der Lage, ohne Zorn gegen sie zu kämpfen.«
»Ich hoffe, das ist wahr. Aber der Hass ist ein Verwandlungskünstler und Schwindler. Oft erkennt man ihn nicht als das, was er ist.«
»Danke«, sagte Anakin. »Ich weiß deinen Rat zu schätzen.«
Erneut wirkte Corran ein wenig skeptisch. Dann deutete er zu den Maschinen. »Das mit den Droiden war eine gute Idee. Ich kann dir dabei helfen, das beschädigte Exemplar zu reparieren.«
»Nicht nötig. Wie ich schon sagte: An Zeit mangelt es mir gewiss nicht.«
Corran lächelte. »Fängt’s an zu kribbeln?«
»Ich bin bereit zurückzukehren, wenn du das meinst. Aber Tahiri braucht mich noch.«
»Du bist ihr ein guter Freund, Anakin.«
»Früher war ich das nicht. Jetzt gebe ich mir Mühe.«
»Es wird noch einige Monate dauern, bis Tahiri alles überstanden hat. Sie braucht mehr Zeit. Sie würde es sicher verstehen, wenn du gehst.«
Anakin senkte den Blick. »Ich habe ihr versprochen, eine Weile zu bleiben, und das mache ich auch. Aber es fällt mir nicht leicht, denn ich weiß, was dort draußen geschieht. Ich weiß, dass meine Freunde und meine Familie kämpfen, während ich hier untätig bin.«
»Aber du bist nicht untätig — darauf hast du gerade selbst hingewiesen. Du bist nach wie vor Teil der Verteidigungsanstrengungen. Es ist wichtig, die Jedi-Schüler zu schützen. Die ziellosen Sprünge durch die Galaxis dürften für uns am sichersten sein, aber die Yuuzhan Vong oder ihre Sympathisanten könnten praktisch jederzeit unsere Spur finden, und dann brauchen wir jede Hilfe, die wir bekommen können.«
»Ja, ich weiß. Ich bin nur so rastlos.«
»Das bist du tatsächlich«, sagte Corran. »Deine Unruhe ist mir bereits aufgefallen. Deshalb habe ich nach dir gesucht.«
»Wirklich? Warum?«
»Wir brauchen Ausrüstungsmaterial. Wenn wir unsere Position geheim halten wollen, können wir natürlich nicht mit dem einzigen roten Sternzerstörer in der Galaxis in ein bewohntes Sonnensystem fliegen. Ich möchte mit einem Transporter aufbrechen und dachte mir, dass du vielleicht Interesse daran hättest, mich zu begleiten. Hoffentlich wird es ein langweiliger Ausflug, aber ...«
»Ja«, sagte Anakin rasch. »Ich komme mit.«
»Gut. Ich kann einen Kopiloten gebrauchen. Was hältst du davon, wenn wir uns morgen im Hangar treffen, nach dem Frühstück?«
»Großartig. Danke, Corran.«
»Kein Problem. Bis dann.«
Jacen beobachtete die Annäherung des Schiffes wie im Traum. Es blieb eine schwarze Präsenz vor dem Hintergrund der Sterne — Positionslichter gab es nicht. Es muss sich im Schatten des Millennium Falken befinden, dachte er.
Die Macht teilte ihm mit, dass dort draußen überhaupt nichts existierte.
Langsam glitt das Schiff aus dem Schatten ins ferne orangefarbene Licht eines namenlosen Sterns, etwa ein Parsec unter ihnen, und daraufhin konnte Jacen Einzelheiten erkennen. Die Entfernungen täuschten im All — er gewann keinen klaren Eindruck von der Größe des Schiffes. Es war nadelförmig, wie zwei spitze Kegel, deren Grundflächen man miteinander verbunden hatte. Wo sie sich trafen, bemerkte Jacen mit Flossen ausgestattete, herzartige Gebilde. Er identifizierte sie als Dovin Basale, lebende Geschöpfe, die Raum-Zeit und Gravitation um sich herum krümmten. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass es sich um ein Schiff der Yuuzhan Vong handelte, denn es bestand aus den Yorik-Korallen, die Jacen schon oft gesehen hatte. Zahlreiche kleine Striemen machten die Außenhülle rau; fast hätte man meinen können, das Schiff habe sich bakuranische Fieberbeulen zugezogen.
Als Jacen die Beulen als Korallenskipper erkannte, dem Yuuzhan-Vong-Äquivalent von Sternjägern, gewann er eine Vorstellung von der Größe. Der fremde Raumer musste mindestens so groß sein wie ein Schlachtschiff.
Und er näherte sich. Mit ziemlicher Sicherheit hatte er den Millennium Falken so abrupt aus dem Hyperraum gerissen.
Jacen erwachte aus seiner verwirrten Benommenheit und stieß sich von der Wand ab. Er befand sich im dorsalen Geschützturm und hatte nachgedacht, als es zu dem plötzlichen Ruck gekommen war. Blut quoll aus einer Platzwunde am Kopf, die jedoch nicht besonders schlimm zu sein schien, soweit er das feststellen konnte.
Rasch zog er sich an der Treppe entlang und erreichte die Hauptkabine. Er kämpfte gegen das Gefühl des Fallens an — sein letztes Nullschwerkraft-Training lag schon eine ganze Weile zurück.
»Mutter! Vater!« Jacens Stimme hallte durchs stille Schiff. Ein primitiver Teil von ihm erschrak bei dem Geräusch und fürchtete, dass ihn die Yuuzhan Vong hörten. Das konnten sie natürlich nicht, denn im Vakuum breiteten sich keine Schallwellen aus, aber menschliche Instinkte waren älter als die Raumfahrt.
Er bekam keine Antwort. Besorgt glitt er durch die Dunkelheit zum Cockpit.
Dort fand er seine Eltern, und für einen grässlichen Moment hielt er sie für tot, denn sie regten sich nicht einmal in der Macht. Doch beide atmeten.
»Vater!« Er rüttelte ihn vorsichtig an der Schulter, doch es erfolgte keine Reaktion. Sorge drängte das Widerstreben beiseite, und er berührte seinen Vater in der Macht, um ihn zu wecken.
Han Solo bewegte sich. »Hm? Was?« Dann war er plötzlich wach, erkannte Jacen und ließ die Faust sinken.
»Ich bin’s, Vater!«, sagte Jacen. Neben Han bewegte sich auch Leia. Mit beiden schien so weit alles in Ordnung zu sein. Jacen stellte fest, dass sie angeschnallt waren.
»Was ist los?«, murmelte Han. »Was ist passiert?«
»Ich habe gehofft, du wüsstest Bescheid. Ich glaube, ein Schiff der Yuuzhan Vong hat uns aus dem Hyperraum gerissen. Es ist dort draußen, und ich fürchte, uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
Han rieb sich die Augen und blickte auf die Instrumententafel, wo nur noch einige wenige Kontrolllampen glühten. Er stöhnte leise. »Das sieht gar nicht gut aus.«
»Han? Jacen?« Leia Organa hob den Kopf. »Was ist geschehen?«
»Das Übliche«, erwiderte Han und betätigte Schalter. Einige weitere Indikatoren leuchteten auf. »Die Energieversorgung ist ausgefallen, außerdem auch die künstliche Gravitation. Die Lebenserhaltungssysteme machen es nicht mehr lange, und dort draußen gibt es ein Schiff voll übler Burschen.«
»Ein ziemlich großes Schiff«, sagte Jacen.
»Wie in der guten alten Zeit«, seufzte Leia.
»He, ich habe dir ja so etwas wie zweite Flitterwochen versprochen.« Etwas leiser und ernster fragte Han: »Alles in Ordnung mit dir?«
»Ja«, erwiderte Leia. »Ich frage mich, warum wir das Bewusstsein verloren haben.«
»Dafür dürfte das Gleiche verantwortlich sein, was unsere Energiekupplungen beschädigt hat«, brummte Han. Dann riss er die Augen auf. »Lieber Himmel!«
»Ich habe ja gesagt, dass es groß ist«, meinte Jacen, als laterale Drift das Schiff der Yuuzhan Vong in Sicht brachte.
»Unternimm etwas, Han«, sagte Leia. »Und zwar sofort.«
»Ich bin ja schon dabei.« Han betätigte die Kontrollen. »Aber wenn nicht jemand nach draußen geht und schiebt ...«
»Warum bleiben die Yuuzhan Vong passiv?«, fragte Leia.
»Vermutlich halten sie uns für manövrierunfähig«, erwiderte Han. »Und vielleicht haben sie Recht.«
»Ja, aber ...« Leia unterbrach sich. Zwei Korallenskipper lösten sich vom größeren Schiff und näherten sich dem Falken.
Han löste die Gurte. »Übernimm meinen Platz, Jacen. Ich habe einen abgeschirmten Energiekern installieren lassen, aber die Kupplungen müssen ausgetauscht werden.«
»Ich kümmere mich darum.«
»Du kennst den Falken nicht so gut wie ich. Ihr beide bleibt hier oben. Spring, sobald ich dir Energie gebe. Zögere nicht eine Sekunde.«
»Wir sind zu nahe. Die Yuuzhan Vong schnappen uns mit ihren Dovin Basalen.«
»Sie schnappen uns ganz sicher, wenn wir hier bleiben.«
Han stieß sich ab, schwebte durch die Tür und verschwand in der Dunkelheit jenseits davon.
Die Korallenskipper kamen näher und schienen es nicht eilig zu haben.
»Sieh nur, Mutter«, sagte Jacen und streckte die Hand aus. Vor dem Hintergrund der Sterne zeigten sich einige hellere Funken — sie trieben in einer nebligen Linse.
»Was ist das?«
»Etwas reflektiert dort das Licht der Sterne. Es sind mehrere Objekte.«
»Raumschiffe«, sagte Leia. »Andere von den Yuuzhan Vong aus dem Hyperraum gerissene Schiffe.«
»Es müssen ein Dutzend oder noch mehr sein.«
»Nun ...« Leia seufzte. »Ich schätze, wir haben bei diesem Flug eine wichtige Information gewonnen. Diese Route eignet sich nicht für den Transport von Jedi.«
Mehrere Flüche kamen aus dem rückwärtigen Teil des Schiffes.
»Han?«, rief Leia.
»Schon gut«, ertönte Hans Stimme. »Habe mir nur den Kopf angestoßen.«
Sie hörten ihn kramen, und dann erklangen erneut Flüche, noch eindrucksvoller als die ersten.
»Es dauert mindestens eine halbe Stunde!«, rief Han.
»So viel Zeit bleibt uns nicht«, hauchte Leia. »Sie werden gleich versuchen, an Bord zu kommen. Wenn sie sich überhaupt die Mühe machen und uns nicht einfach in Stücke schneiden.«
»Sie werden sich die Mühe machen«, sagte Jacen. »Die Yuuzhan Vong verabscheuen es, gute Sklaven und Opfer zu vergeuden. Wir sollten uns besser darauf vorbereiten, sie zu empfangen.« Er löste das Lichtschwert vom Gürtel. Leia löste ihre Gurte und nahm die eigene Waffe zur Hand.
»Überlass dies mir, Mutter. Du hast noch immer Probleme mit dem Bein.«
»Mach dir keine Sorgen um mich. Ich habe schon vor deiner Geburt gekämpft.«
Jacen wollte weitere Einwände erheben, überlegte es sich aber anders, als er den Gesichtsausdruck seiner Mutter sah. Sie würde nicht nachgeben.
Als sie am Salon vorbeikamen, hörte Jacen ein Knurren, bei dem sich ihm die Nackenhaare aufrichteten. Aus einem Reflex heraus aktivierte er sein Lichtschwert, dessen kaltes grünes Glühen sich in zwei dunklen Augenpaaren widerspiegelte.
»Lady Vader«, grollte jemand. »Wir haben versagt.«
»Sie haben nicht versagt, Adarakh«, widersprach Leia einem ihrer Noghri-Leibwächter. »Etwas hat uns alle außer Gefecht gesetzt.«
»Sind Ihre Feinde in der Nähe, Lady Vader?«, fragte die zweite Noghri namens Meewalh.
»Ja, das sind sie. Adarakh, Sie bleiben bei mir. Meewalh, Sie helfen Jacen.«
»Nein«, sagte Jacen. »Mutter, du brauchst sie dringender als ich. Das weißt du.«
»Der erste Sohn spricht die Wahrheit, Lady Vader«, pflichtete Meewalh Jacen bei.
In Leias Augen funkelte es angesichts der Insubordination. »Wir haben keine Zeit, um darüber zu diskutieren.«
Unmittelbar darauf gab ihr ein dumpfes Pochen an der Außenhülle Recht, gefolgt von einem zweiten.
»Was ist das?«, rief Han.
»Sorg du dafür, dass wir Energie bekommen!«, antwortete Leia. »Na schön. Sie kommen beide mit mir. Jacen, gib gut auf dich Acht. Dies ist nicht der geeignete Zeitpunkt für den Nichtdie-Macht-benutzen-Unsinn.«
»Darüber bin ich hinweg, Mutter.«
Leia gab ihrem Sohn einen schnellen Kuss auf die Wange. Dann schwebte sie in Richtung Laderaum, aus dem das erste Pochen gekommen war. Die Noghri folgten ihr und zeigten in der Schwerelosigkeit die gleiche Agilität wie sonst.
Jacen schloss die Hand um den Griff des Lichtschwerts und hielt sich mit der anderen fest, als er herauszufinden versuchte, woher das zweite Pochen gekommen war.
Nach wenigen Sekunden hörte er ein Knirschen und Schaben, das im Bereich des Salons von der Außenhülle kam. Langsam streckte sich Jacen dort aus, wo die Decke gewesen wäre, wenn die künstliche Schwerkraft funktioniert hätte.
Vermutlich sind das Grutchins, dachte er. Die Technik der Yuuzhan Vong basierte auf Biologie. Sie verwendeten modifizierte insektoide Geschöpfe, um Löcher in die Außenhüllen von Raumschiffen zu bohren. Mit Säuredämpfen war zu rechnen, vielleicht mit Schlimmerem, aber die Zeit genügte nicht, um in einen Schutzanzug zu schlüpfen. Wenn die Yuuzhan Vong das Innere des Schiffes dem Vakuum aussetzen wollten, so waren sie alle erledigt. Aber wenn es dem Feind darum gegangen wäre, die Solos zu töten, so hätten sie den energetisch toten, schutzlosen Falken einfach vernichten können. Immerhin hatten sie bestenfalls Verachtung für nicht lebende Technik übrig und konnten mit dem Schiff daher gar nichts anfangen. Jacen kannte die Yuuzhan Vong und ging davon aus, dass sie Gefangene machen wollten. In der Kälte des Alls tiefgefrorene Leichen interessierten sie nicht.
Jacen beruhigte sich und wartete.
Es dauerte nicht lange, bis sich ein Loch in der Wand bildete. Der erwartete Säuredampf kam hindurch, aber die befürchtete Dekompression blieb aus. Jacen hielt sich außer Sichtweite, bis sich ein Kopf durch die Öffnung schob.
Jacen aktivierte sein Lichtschwert.
Ein großes, käferartiges Wesen zeigte sich im grünen Licht der Klinge. Ohne zu zögern stach Jacen ihm die Spitze des Lichtschwerts ins Auge. Es gelang ihm zunächst nicht, die Waffe weiter als einige Zentimeter ins Auge zu schieben, denn sie stieß auf Widerstand. Das Geschöpf drehte den Kopf heftig von einer Seite zur anderen, aber Jacen ließ nicht locker, und schließlich drang auch der Rest der Klinge in den Körper. Der Käfer zuckte und starb.
Jacen löste sich von der Decke, schwebte durch die Öffnung und achtete darauf, die dampfenden Ränder nicht zu berühren.
Ein flexibler Verbindungsstutzen war an der Außenhülle des Schiffes befestigt, mit einer Länge von etwa zwanzig Metern, und auf halbem Wege zur anderen Seite zog sich ein Krieger der Yuuzhan Vong an aus der Wand ragenden Knäufen entlang. Jacen stieß sich am nächsten Vorsprung ab und flog dem Vong entgegen.
Sein Gegner war humanoid und hatte schwarzes Haar, geflochten und hinter dem Kopf zusammengesteckt. Die Stirn neigte sich abrupt nach hinten; darunter zeigten sich dunkle Augen mit violetten Tränensäcken und eine fast völlig flache Nase. Er trug einen typischen Vonduunkrabben-Panzer, und seine Bewaffnung bestand aus einem Amphistab, um den Unterarm gerollt. Der Stab wurde nun starr und zeigte wie eine Lanze auf den jungen Jedi-Ritter.
Als die Entfernung auf vier Meter schrumpfte, spuckte der Stab eine Flüssigkeit auf Jacen. Aufgrund vorheriger Erfahrungen vermutete dieser, dass es sich um Gift handelte.
In der Macht griff er nach den herankommenden Tropfen, doch es fühlte sich an, als tastete er durch Sirup nach ihnen. Einige Zentimeter vor seinem Gesicht hielt er sie an, und gleichzeitig stieß er sich von der Röhrenwand ab, sodass er nach oben glitt. Der Krieger sauste unter ihm vorbei, direkt ins Gift hinein. Jacen sah nicht zurück, als er sein Bewegungsmoment erneut veränderte und in Richtung der offenen Luke am anderen Ende des Verbindungsstutzens flog. Hinter ihm gab der Krieger einen heiseren Schrei von sich.
Der Korallenskipper war nicht groß, bot aber genug Platz für zwei Personen. Der zweite Krieger steckte gerade den Kopf durch die Öffnung. Diesmal kam es nicht zu einem Zweikampf in der Luft. Der Yuuzhan Vong wartete einfach auf Jacen, die Füße fest verankert, den Amphistab bereit.
Die beiden Gegner trafen aufeinander, und es folgte ein rascher Schlagabtausch, der bewirkte, dass sich Jacen um die eigene Achse drehte und durch die Röhre schwebte. Er versuchte, sich zu orientieren, während der Yuuzhan Vong an Ort und Stelle blieb. Er machte weiterhin von seinem Amphistab Gebrauch, aber auf eine eher zurückhaltende, konservative Art und Weise. Jacen musste mit einer Hand kämpfen und sich mit der anderen festhalten. Er hielt das Lichtschwert ausgestreckt und beschränkte seine Bewegungen auf ein Minimum. Als der Yuuzhan Vong erneut zuschlug, traf ihn Jacen am Handrücken. Der Krieger stöhnte leise und ließ den Stab los. Dann knurrte er und warf sich Jacen entgegen.
Der plötzliche Angriff überraschte den jungen Jedi. Der Krieger schaffte es, seine Hand um Jacens Unterarm zu schließen, und sie flogen beide durch die Röhre. Zu spät begriff Jacen, dass sein Lichtschwert noch aktiviert war und durch das Gewebe des Verbindungsstutzens schnitt.
Plötzlich spürte er etwas wie Nadeln unter der Haut. Verzweifelt rammte Jacen den Ellenbogen ans Kinn des Yuuzhan Vong. Er hörte das Klacken von Zähnen, und sein Gegner ließ ihn los. Inzwischen war der Schnitt fünf Meter lang, und der Krieger flog direkt hindurch, ins offene All. Kurz darauf folgte ihm die Leiche des ersten Yuuzhan Vong.
Schwarze Flecken tanzten vor Jacens Augen, aber es gelang ihm, sich an einem der Knäufe festzuhalten. Doch der Schnitt war nur einen Meter entfernt, und die entweichende Luft wollte ihn mitreißen. Jacen schwanden die Sinne. Er kämpfte gegen die drohende Bewusstlosigkeit an, schaltete das Lichtschwert aus und hakte es an den Gürtel. Dann griff er mit beiden Händen zu und zog sich gegen den Sog an der Wand entlang. Doch seine Kräfte ließen rasch nach, und selbst wenn es ihm gelungen wäre, die Luke zu erreichen: Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Millennium Falke seine gesamte Atmosphäre verlor.
Er schaffte es nicht. Er hatte versagt, was nicht nur seinen eigenen Tod bedeutete, sondern auch den seiner Eltern.
Erneut griff er in die Macht und versuchte, sich in Richtung des Falken