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Zweihundert Jahre vor den Ereignissen von Star Wars: Die dunkle Bedrohung, zur Zeit der glorreichen Hohen Republik, sind die Jedi die Hüter von Frieden und Gerechtigkeit in der Galaxis. Erneut sehen sich die Jedi-Ritter und ihre Schutzbefohlenen einem Angriff der Nihil gegenüber. Doch nichts ist so, wie es zunächst scheint.
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Seitenzahl: 505
Veröffentlichungsjahr: 2022
AUSSERDEM BEI PANINI ERHÄLTLICH
Star Wars: The Clone Wars – Geschichten von Licht und Dunkelheit
Verschiedene Autoren – ISBN 978-3-8332-4014-0
Star Wars: Dunkle Legenden
George Mann – ISBN 978-3-8332-4015-7
Solo – A Star Wars Story
Joe Schreiber – ISBN 978-3-8332-3700-3
Rogue One – A Star Wars Story
Matt Forbeck – ISBN 978-3-8332-3449-1
Star Wars: Der Funke des Widerstands
Justina Ireland – ISBN 978-3-8332-3825-3
Star Wars: Die dunkle Bedrohung
Patricia C. Wrede – ISBN 978-3-8332-2450-8
Star Wars: Angriff der Klonkrieger
Patricia C. Wrede – ISBN 978-3-8332-2694-6
Star Wars: Die Rache der Sith
Patricia C. Wrede – ISBN 978-3-8332-2865-0
Star Wars: Eine neue Hoffnung – Drei gegen das Imperium
Alexandra Bracken – ISBN 978-3-8332-3023-3
Star Wars: Das Imperium schlägt zurück – Du willst also ein Jedi werden?
Adam Gidwitz – ISBN 978-3-8332-3024-0
Star Wars: Die Rückkehr der Jedi-Ritter – Hüte dich vor der Dunklen Seite der Macht
Tom Angleberger – ISBN 978-3-8332-3025-7
Star Wars: Vor dem Erwachen
Greg Rucka – ISBN 978-3-8332-3258-9
Star Wars: Das Erwachen der Macht
Michael Kogge – ISBN 978-3-8332-3026-4
Star Wars: Das Erwachen der Macht – Reys und Finns Story
Elizabeth Schaefer, Jessy J. Holland – ISBN 978-3-8332-3522-1
Star Wars: Die letzten Jedi
Michael Kogge – ISBN 978-3-8332-3629-7
Nähere Infos und weitere Bände unter:
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MITTERNACHTSHORIZONT
ROMAN
Von Daniel José Older
Ins Deutsche übertragen von Andreas Kasprzak & Tobias Toneguzzo
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Titel der Amerikanischen Originalausgabe: „Star Wars: The High Republic – Midnight Horizon“ by Daniel José Older, published by Lucasfilm Press, an imprint of Buena Vista Books Inc., Februar 2022.
© & TM 2022 LUCASFILM LTD. All Rights Reserved.
Design by Soyoung Kim, Scott Piehl and Leigh Zieske
Deutsche Ausgabe 2022 by Panini Verlags GmbH, Schloßstr. 76,
70176 Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten.
Geschäftsführer: Hermann Paul
Head of Editorial: Jo Löffler
Head of Marketing: Holger Wiest (E-Mail: [email protected])
Presse & PR: Steffen Volkmer
Übersetzung: Andreas Kasprzak & Tobias Toneguzzo
Lektorat: Marc Winter
Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart
YDSWHR003
ISBN 978-3-7367-9848-9
Gedruckte Ausgabe:
1. Auflage, Juni 2022, ISBN 978-3-8332-4193-2
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PaniniComicsDE
In liebevoller Erinnerung an Baba Craig Ramos
Die tragischen Ereignisse bei der Republik-Schau haben die Galaxis wachgerüttelt. Jedi und Republik gingen in die Offensive, um den räuberischen NIHIL Einhalt zu gebieten. Als die skrupellosen Piraten nahezu besiegt waren, machte Jedi-Meisterin AVAR KRISS Jagd auf LOURNA DEE, das vermeintliche Auge der Nihil, und brach zu einer Mission auf, um sie ein für alle Mal dingfest zu machen.
Die Jedi ahnen nicht, dass der hinterhältige MARCHION RO, der wahre Anführer der Nihil, einen Angriff auf Jedi und Republik plant, wie man ihn Jahrhunderte nicht sah. Sollte er Erfolg haben, werden die Nihil siegen, und das Licht der Jedi wird erlöschen.
Nur die tapferen Jedi-Ritter der STARLIGHT-STATION stehen ihm noch im Weg. Womöglich sind aber nicht einmal sie Ro gewachsen – oder dem uralten Feind, der lauert …
PROLOG
CORONET
„Ich gehe rein“, erklärte Prybolt.
Ovarto schüttelte seinen pelzigen, gehörnten Schädel. „Der Kunde hat gesagt, wir sollen nicht reingehen.“
Die Hunde bellten und schnüffelten mit ihren großen Nasenschlitzen, während sie die leere Straße absuchten. Einer von ihnen, Serenata, zog in Richtung der Tür und zwang Prybolt, einen Schritt nach vorn zu machen. Die anderen knurrten einander kurz an, dann folgten sie.
Das Gebäude war einer dieser seltsamen zylindrischen Bauten, die überall im Syllain-Bezirk wie Pilze aus dem Boden zu sprießen schienen und dann ebenso schnell wieder verschwanden. Dieses war grellorange gestrichen (hässlich) und mit seltsamen Metallmarkierungen versehen (unheimlich), außerdem hatte es keine Fenster (schlecht), und soweit Prybolt das sagen konnte, besaß es nur diese eine Tür. Die Tür, durch die Minister Nomar Tralmat – Coronets Finanzvater und der Mann, den Prybolt und Ovarto beschützen sollten – vor genau zwanzig Minuten verschwunden war.
Kurz davor hatte Tralmat sie mehrmals angewiesen, ihm unter keinen Umständen zu folgen. Er wisse, was er tue, hatte er geschworen. Ihm würde nichts geschehen, und er brauche ihren Schutz nur auf dem Weg zum Treffen und vom Treffen zurück, aber nicht während des Treffens. Und nein, er würde ihnen nicht sagen, worum es dabei ging oder wer sonst noch daran teilnahm.
Dass Diskretion von größter Wichtigkeit war, hatte er bereits betont, als er sie angeheuert hatte. Vermutlich ging es um die Koordinierung des bevorstehenden Finanzballs – eine alljährliche Orgie ungezügelten Exzesses, die den Beginn des Freimarkthandels einläutete. Nicht dass der Grund wirklich wichtig war. Außerdem wusste Prybolt: Je weniger Fragen man in seinem Beruf stellte, desto besser. Aber ganz im Dunkel sollte ein Leibwächter auch nicht tappen.
Nomar Tralmat war ein Mensch, und Prybolt hatte die Erfahrung gemacht, dass Menschen unglaublich leichtsinnig waren. Sie schienen es förmlich darauf anzulegen, ermordet, verwundet oder von einer grässlichen Krankheit befallen zu werden. Nicht mal die grundlegendsten Sicherheitsvorkehrungen schienen ihnen einzuleuchten – zum Beispiel, dass man nicht in Blasterfeuer springen sollte. Oder in eine gewaltige Explosion. Oder in einen Abgrund. Und wenn sie es doch taten, war am Ende immer der Leibwächter schuld.
„Crash meint, manchmal wissen Kunden nicht, was gut für sie ist“, sagte Prybolt, „darum müssen wir diese Einschätzung für sie machen.“
„Na ja …“ Ovarto zündete sich einen Killerstick an, obwohl sie bei der Arbeit nicht rauchen sollten, und blies mit einem Seufzer Rauch in die Luft hoch. „Crash kann sich auch mal irren“, erwiderte er, doch es war offensichtlich, dass er das nicht wirklich glaubte.
Crash leitete die Premiumagentur für Diplomatenschutz Coronet und war ganz nebenbei Prybolts beste Freundin. Sie stellte sicher keine Ausnahme von der Regel dar, dass Menschen leichtsinnig waren. Tatsächlich konnte sie sogar als Paradebeispiel dafür herhalten. Der Unterschied war jedoch, dass sie ein unheimliches Talent dafür hatte, nicht zu sterben und auch die Leute in ihrer Nähe am Leben zu halten. Niemand konnte sich daran erinnern, dass sie mit ihrem Instinkt je danebengelegen hätte.
Die Hunde schnupperten laut an der Tür. Die Tiere waren groß und einschüchternd, mit gebeugten weißen Leibern und kleinen, bösartigen Knopfaugen, die aus runden Auswölbungen an ihren Köpfen hervorstarrten. Zuckende Barteln hingen von ihren mächtigen Kiefern herab. Alles in allem machten sie den Eindruck, als könnten sie eine Person mühelos in Fetzen reißen. Aber sie waren auch gezüchtet, um so auszusehen – ein praktischer Trick, der in der Regel dafür sorgte, dass sie nicht wirklich jemanden zerfleischen mussten –; die meisten Leute blieben einfach auf Distanz.
Prybolt liebte diese Hunde von ganzem Herzen. Sie waren neben Crash seine besten Freunde, und sie wussten immer, wenn bei einem Auftrag etwas nicht stimmte. So wie gerade. Sie schienen sich kurz abzusprechen, während sie vor der Tür standen, dann reckten sie alle den Kopf nach hinten und stießen ein unheimliches, wehklagendes Heulen aus.
Prybolt musterte ein weiteres Mal das Gebäude. „Also gut. Ich bin nicht der Einzige, dem die Sache nicht gefällt. Genau genommen hasse ich das Ganze sogar.“
Die anderen Dinge, die Prybolt im Moment hasste, waren:
der flehende Klang seiner Stimmewie unbequem sich der Schutzanzug um seinen lang gezogenen Grindalidenkörper anfühlte – jeder Muskel an seinen zahlreichen Armen ächzte noch immer von den Anstrengungen der letzten Nachtdas hämische Zwinkern der corellianischen Morgendämmerung, die er zwischen den hoch aufragenden Gebäuden am dunklen Horizont erkennen konnteIn Momenten wie diesem wusste er genau, warum seine Familie ihn gedrängt hatte, sich einen anderen Beruf zu suchen.
„Sollen sich die Menschen und ihre anderen tagaktiven Freunde doch gegenseitig fressen oder erschlagen“, hatte Mutter Fastidima in der kühlen Dunkelheit ihres unterirdischen Nistbeckens gesagt. „Dein Platz ist hier, meine kleine Larve, weit weg von alldem. Hier wartet ein riesiges unterirdisches Reich auf dich. Du musst deinen Körper nicht in irgendwelche Stoffe zwängen. Du musst nicht in ständiger Furcht leben, dass dich die grausame corellianische Sonne zu Asche verbrennt.“
Aber Prybolt wusste, was er wollte, und den Rest seines Lebens im Schatten zu verbringen, so wie die Hundertschaft seiner Nestgeschwister – nein, das gehörte nicht dazu. „Ich bin keine Larve mehr“, hatte er gesagt, wohl wissend, wie jung und lächerlich er sich dabei anhörte. „Außerdem willst du bloß nicht, dass ich mich in Gefahr begebe, weil du mich rächen müsstest, wenn ich sterbe. Und das würde das empfindliche politische Gleichgewicht stören, von dem du immerzu redest!“ Er hatte gar nicht gemerkt, wie zornig er gewesen war, bis diese Worte aus ihm hervorgesprudelt waren, und sie hatten Wirkung gezeigt.
Mutter Fastidima war zurückgezuckt, als hätte man sie geschlagen. „Das“, hatte sie gestammelt, „das …!“ Wasser war von ihren Barteln am Kinn ins Becken hinabgetropft, während sie nach einer Entgegnung gesucht hatte. Aber sie hatte ihn nicht einfach einen Lügner schimpfen können, denn seine Worte waren zumindest teilweise wahr gewesen.
Der Garavult-Clan beschützte die unterirdischen Wassersysteme von Corellia schon seit Jahrhunderten, und wenn er für etwas berühmt war, dann für seine Ehre und seine Racheschwüre. Wer einen Grindaliden der Garavult niederstreckte, der zog den Zorn sämtlicher 748 Clanmitglieder auf sich – was vermutlich auch der Grund war, warum es so gut wie nie geschah. Dieser Blutschwur hatte Vorrang vor jeglichen politischen Erwägungen, und Prybolt wusste das ebenso gut wie Mutter Fastidima.
Natürlich hatte es noch einen anderen Grund gegeben. Seine Nestmutter hatte ihn auch bei sich behalten wollen, weil sie ihn liebte.
Prybolt hatte geseufzt, sich aus dem dunklen Wasser des Beckens gewälzt und war dann auf den düsteren Tunnel zugekrochen, der an die Oberfläche führte. Zu gewinnen tat manchmal mehr weh, als zu verlieren. „Ich will doch nur mehr von der Stadt sehen als nur die Kanalisation und die Tunnel. Und ich will den Leuten helfen. Ich bin gut darin!“
Das war er wirklich – sogar Crash hatte es zugegeben, und die war keine Freundin von Komplimenten. Prybolt hatte nicht nur gelernt, wie man sich in einem Schutzanzug bewegte, er hatte auch die deutlich kniffligere Fähigkeit gemeistert, mit der Menge zu verschmelzen, während er einem Auftraggeber folgte. Gewalt war ihm nicht fremd, und auch mit Waffen kannte er sich bereits aus, da jeder Grindalid in seiner Jugend in diversen Verteidigungstechniken mit Stäben, Klingen und Blastern ausgebildet wurde. Was die Hunde anging: Sie vergötterten ihn, was das Training und die Arbeit mit ihnen zu einem Kinderspiel machte.
Das Wichtigste von allem war aber, dass Prybolt wusste, wann er seinem Bauchgefühl vertrauen musste. Und gerade sagte sein Bauch ihm, dass auf der anderen Seite der Tür etwas nicht stimmte.
„Ich gehe rein“, wiederholte er, und diesmal meinte er es ernst.
Ovarto zuckte mit den Schultern und schnippte seinen Killerstick fort. „Es ist dein Begräbnis.“
„Beeta, Serenata, Sibak! Hierher!“
Die Hunde hörten auf zu schnüffeln und stellten sich folgsam an Prybolts Seite.
Der Grindalid drückte den Knopf neben der Tür, aber noch während sie aufglitt, schnappte dahinter eine zweite Metallplatte herab, und irgendwo im Innern ertönte ein gedämpftes Piepsen: ein Alarm. Prybolt schlug auf den Berührungssensor der inneren Tür, woraufhin sie mit einem rostigen Ächzen wieder nach oben glitt.
Im Halbdunkel dahinter bewegten sich mehrere Gestalten. Das wenige Licht stammte aus der Mitte des Raumes, wo Nomar Tralmat mit blutiger Nase und verzweifeltem Gesicht auf den Knien kauerte. Über ihm stand eine hochgewachsene Frau mit roter Haut, deren Gesicht hinter einer seltsamen Gasmaske verborgen lag. Links und rechts dieser Maske standen die langen, abgeknickten Ohren einer Er’Kit vom Kopf ab. Ein Gewehr hing über ihrer Schulter, mit einem gemein aussehenden Bajonett, das im flackernden Laternenlicht glänzte. Ihre Faust hatte die Frau erhoben, zweifelsohne, um ein weiteres Mal auf Tralmat einzuschlagen.
Stell dich zwischen den Kunden und die Bedrohung.
Das hatte im Augenblick oberste Priorität. Prybolt schnellte vor, begleitet von einem knappen Kommando an die Hunde. „Fass!“ Die Frau nahm ihr Gewehr von der Schulter, genau so, wie er es gehofft hatte – denn wenn sie auf ihn anlegte, konnte sie zumindest nicht Tralmat zusammenschlagen. Prybolt wuchtete seinen Körper zur Seite und passte seine Geschwindigkeit an, um das Gleichgewicht zu halten, während Blasterfeuer durch den Raum jaulte.
„Ayeee!“, schrie Ovarto am Eingang, dann ertönte ein dumpfer Knall, als sein zwei Meter großer, hundert Kilo schwerer Körper auf dem Boden landete.
Einer der Hunde jaulte und fiel – Beeta vielleicht. Die anderen sprangen vor. Doch bevor sie oder Prybolt die Frau erreichen konnten, warf sie etwas auf den Boden, das mit einem grellen Blitz auseinanderplatzte. Eine übel riechende gelbe Wolke breitete sich rasend schnell aus, und Sibak und Serenata winselten, als sie eingehüllt wurden.
Doch für Prybolt gab es nur den Kunden und die Bedrohung, den Kunden und die Bedrohung. Na gut, vermutlich waren es mehrere Bedrohungen, aber die Frau war im Moment die größte. Ein bisschen Rauch konnte einen Grindaliden nicht aufhalten – nicht wenn er ein Atemgerät und einen Schutzanzug trug. Prybolt war mit drei pumpenden Bewegungen in der Mitte des Raumes, dort, wo eben noch Tralmat auf dem Boden gezittert hatte. Er ertastete einen Arm, eine Schulter … „Los!“, rief er, als er den Mann auf die Beine zog.
Ein plötzlicher brennender Schmerz stach in Prybolts Brustkorb, als die Gasmaske der Frau aus dem Rauch vor ihm auftauchte. Das Bajonett! Er neigte sich zur Seite, um dem nächsten Hieb auszuweichen, und als die lange Klinge durch die gelbe Wolke schnitt, warf er sich nach vorn. Seine Faust traf die Maske der Frau mit der gesamten Wucht seiner Bewegung, und sie taumelte nach hinten in den Rauch davon.
Vor ihm öffnete sich eine Tür, die in einen kleinen Vorraum führte, erhellt vom Licht des anbrechenden Tages. Dieses Gebäude steckte wirklich voller Überraschungen! Draußen hatte es keine Anzeichen eines zweiten Eingangs gegeben. Aber egal. Solange er einen Vorteil daraus schlagen konnte, würde er sich nicht beschweren. Prybolt warf sich den hustenden, würgenden Tralmat über die Schulter und schnellte auf das Licht zu.
Wie sich herausstellte, war die Tür nur aufgeglitten, um Verstärkung hereinzulassen, aber damit hatte Prybolt bereits gerechnet. Die beiden maskierten Gestalten, die durch die Tür gestürmt kamen, rannten geradewegs in seine Blasterstrahlen hinein, und während sie sich noch am Boden krümmten, schob er sich zwischen ihnen hindurch nach draußen, auf die Straße. Dort stellte er Tralmat behutsam ab. Abgesehen von der blutigen Nase und dem Husten, das der chemische Rauch ausgelöst hatte, schien der Mensch mehr oder weniger unversehrt, also begann Prybolt, ihn hinter sich herzuziehen. „Sie müssen mit mir kommen“, sagte er. „Schnell!“
Tralmat blickte sich mit geweiteten Augen um.
„Na los!“, drängte Prybolt. Jede Sekunde konnte jemand aus den Schatten des Gebäudes stürmen, und die ersten Blasterstrahlen würden sicher auch nicht viel länger auf sich warten lassen. „Wir müssen weg hier … sofort!“ Warum hatte er nur solche Atemnot? Er hatte sich nicht verausgabt, und das Gas sollte ihm nichts anhaben können, schließlich trug er … den Anzug.
Prybolt blickte an sich hinab, während er Tralmat hinter sich herzerrte. Das Bajonett der Frau hatte einen breiten Schlitz in den Stoff gerissen und seinen darunterliegenden Brustpanzer aufgeritzt. Doch es war nicht die Wunde, die ihm so plötzlich seine Kräfte raubte, und auch nicht das Gas. Es war die Sonne.
„Wir müssen … weg von hier“, keuchte Prybolt, als er Tralmats Arm schließlich losließ. „Ich kann nicht …“ Der Kunde hatte Vorrang. Der Kunde hatte immer Vorrang. Aber falls Prybolt hier starb, wäre niemand mehr übrig, um den Kunden zu beschützen. „Ich … brauche Schatten“, ächzte er. „Dunkelheit.“
Ein brutaler, brennender Schmerz erfüllte seine Seite, als der Tag heller wurde und eine sanfte Morgenbrise den Stoff seines Anzugs zur Seite wehte.
„Los!“, presste Prybolt hervor. „Hier entlang!“
Doch als der Grindalid den Kopf drehte, war Tralmat verschwunden – vermutlich hatten die Kerle aus dem Haus ihn geschnappt –, und die Frau mit der Maske kam gelassen auf ihn zu.
„Kunde …“, schnaubte Prybolt, als könnte das Wort Tralmat auf magische Weise neben ihm erscheinen lassen. Er stolperte um die nächste Ecke und klaubte mit zitternden Händen das Komlink aus seiner Gürteltasche. „Crash“, wisperte er in der Hoffnung, dass seine in dicken Handschuhen steckenden Finger den Sendeknopf gefunden hatten. „Crash?“
Sie würde wissen, was zu tun war.
„Crash, kommen! Ich …“
Die Er’Kit war sicher direkt hinter ihm. Wahrscheinlich hatte sie bereits mit ihrem Gewehr angelegt, um ihn mit einem Blasterschuss zu durchbohren.
Prybolt zückte die eigene Waffe und wirbelte wild um sich schießend herum. Die Straße war leer. Die Sonne stieg höher. „Crash!“ Er schleppte sich weiter.
Irgendwo musste es eine offene Tür geben oder einen Eingang zu dem Tunnelsystem, das seine wahre Heimat war. Dort würde ihn die Dunkelheit in ihre schützende Umarmung hüllen. Dort könnte er sich erholen, bevor er mit der Suche nach dem Kunden begann. Es war noch nicht zu spät, um diese Sache in Ordnung zu bringen.
„Crash, hier ist Prybolt. Ich … hab Mist gebaut. Wir wurden von …“ Wer waren die Angreifer gewesen? Sie hatten die verräterischen Gasmasken der Nihil getragen, aber es war vollkommen ausgeschlossen, dass sich diese Weltraumpiraten nach Corellia verirrt hatten – die trieben sich doch im Äußeren Rand herum. Sie mochten skrupellos sein, aber dumm waren sie nicht. Nie im Leben würden sie es riskieren, sich so tief in den Galaktischen Kern, ins Herz der Republik vorzuwagen. Es musste eine Tarnung sein – irgendein Kartell, das sich als Nihil verkleidete, um seine Spuren zu verwischen. Ja, das klang logisch. „Nihil“, krächzte Prybolt in sein Komlink. „Sie sind gekleidet wie Nihil. Gasmasken … und Gas. Aber … ich glaube nicht …“
Der Rest war egal. Crash würde der Sache schon auf den Grund gehen. Sie hatte noch für jedes Problem eine Lösung gefunden. Aber wenn Prybolt ihr dabei helfen wollte, dann musste er nun erst einmal am Leben bleiben. Er bog in schlängelndem Sprint um eine weitere Ecke – und prallte geradewegs mit der rothäutigen Frau zusammen. Sie sprang zurück, bevor er sie packen oder angreifen konnte, dann sauste von oben auch schon das Bajonett ihres Gewehrs herab.
Alles, was Prybolt tun konnte, war, sich nach hinten fallen zu lassen, aber nicht einmal dafür war er schnell genug. Das Bajonett schlitzte die gesamte Vorderseite seines Anzugs auf, dann sprang ihm der Boden entgegen, und der Aufprall presste ihm die Luft aus seinen vielen Lungen. Doch das war nichts, verglichen mit dem brutzelnden Geräusch, das sich über seinen ganzen Oberkörper ausbreitete. Prybolts kleinere Arme krümmten sich, als sie verbrannten. Tageslicht – dieses grelle, blendende Gift – brandete auf ihn ein und jagte unerträgliche, sengende Schmerzen durch sein Nervensystem.
„Das wollte ich schon immer mal sehen“, sagte die Er’Kit in heiterem Tonfall, dann stellte sie sich über den Grindaliden, einen Stiefel links von ihm, einen rechts.
Hätte Prybolt noch genügend Kraft gehabt, hätte er ihr liebend gern einen Tritt verpasst, auf sie geschossen oder irgendetwas anderes getan, um das Lächeln zu beenden, das sich zweifelsohne unter ihrer Maske ausgebreitet hatte. Doch sein Körper reagierte nicht länger auf seine Befehle. Alles ging unter in gleißendem, gnadenlosem Licht, bis es schließlich die gesamte Welt verschlang. Und dann … war da nichts mehr.
1. TEIL
1. KAPITEL
DIE STARLIGHT-STATION
„Ram? Was ist los?“
„Hm?“ Ram Jomaram blickte von dem winzigen Reaktorkern auf, den er abwechselnd auseinanderbaute und wieder zusammensetzte, und das nun schon seit … er hatte keine Ahnung mehr, wie lange. Das flackernde Hologramm seines Meisters Kunpar Vasivola musterte ihn mit einem besorgten Ausdruck in den faltigen alten Augen. „Nichts“, sagte Ram rasch, bevor er sich wieder dem Reaktorkern zuwandte.
„Vakateebakhak!“, rief einer der kleinen, pelzigen Bonbraks – vermutlich Tip – von der anderen Seite des Raumes. Das Wort bedeutete so viel wie Unwahrheit, und normalerweise hätte Ram energisch protestiert, aber im Moment war es ihm einfach egal. Es hatte ja sowieso keinen Sinn.
„Dein kleiner Freund hat recht“, bemerkte Meister Kunpar. „Ich kenne dich schon mein ganzes Leben, Ram Jomaram. Und ich sehe, wenn etwas nicht stimmt. Auch wenn du es selbst nicht zugeben willst.“
„Ich …“ Ram stand auf und schob seine Schutzbrille auf die Stirn hoch. Sein Padawangewand war wie immer mit Schmierölflecken bedeckt – ganz gleich, wie oft er es wusch, die Flecken schienen sofort wieder zurückzukehren. „Es ist nur …“ Er hatte wirklich vorgehabt, sich zu erklären, als er den Mund geöffnet hatte. Aber dann verdunsteten die Worte auf seiner Zunge wie Wasser in der Wüste. Das passierte ihm nicht zum ersten Mal. Wahrscheinlich konnte Sprache einfach nicht vermitteln, was er fühlte. Vermutlich sollte er aufhören, es überhaupt zu versuchen. Aber dann würden Meister Kunpar und die Bonbraks ihm wohl vorhalten, dass er ein Sturkopf sei.
Und V-18, der gerade fort war, würde ihnen recht geben. Seit sie Valo verlassen hatten, verbrachte Rams Droide den Großteil seiner Zeit damit, in den Schrottverwertungsanlagen der Starlight-Station herumzuwühlen und nach neuen Teilen für ein persönliches Upgrade zu suchen.
Ram schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu klären. „Ich weiß nicht“, murmelte er schließlich.
Der alte Ongree nickte wissend und strich mit den Fingern über seine Gesichtstentakel, wie er es immer tat, bevor er etwas unglaublich Weises sagte, worüber Ram die nächsten acht Jahre nachgrübeln konnte, bevor sich ihm endlich die wahre Bedeutung erschloss. „Das ist ein guter Anfang.“
Ram verzog den Mund, dann entfernte er die rostige Metallverschalung vom Reaktorkern und ließ sie mithilfe der Macht in der Luft schweben, wobei sie sich langsam um die eigene Achse drehte. „Es ist … Ich habe schon gegen die Nihil gekämpft“, setzte er an, ganz auf den Kern konzentriert, damit er seinen Meister nicht ansehen musste. „Und gegen die Drengir. Ich wurde beschossen, einmal sogar fast aufgefressen. Man hat mich eingesperrt. Um mich herum sind mehr Sachen explodiert, als ich zählen kann – und das allein während der letzten paar Monate!“
Das war nicht einmal übertrieben. Seitdem die Nihil die Republik-Schau auf Rams Heimatwelt Valo angegriffen hatten, hatte sich die Galaxis scheinbar über Nacht von einem friedlichen Ort in einen Kriegsschauplatz verwandelt, und Ram hatte alle Hände voll damit zu tun gehabt, am Leben zu bleiben und nicht in Panik zu verfallen. Inmitten der Kämpfe hatte er Lula Talisola kennengelernt, eine Padawanschülerin von der Starlight. Sie hatte dem Sturm dieses Konflikts anmutig getrotzt, war gleichzeitig leidenschaftliche Kriegerin gewesen und die Verkörperung all dessen, was die Jedi in Rams Augen sein sollten. Das hatte ihn inspiriert, ihrem Beispiel zu folgen und alles in seiner Macht Stehende zu tun, damit die Galaxis wieder ein sicherer Ort werden konnte.
Also hatte Ram sich ihr und ihrer Freundin Zeen angeschlossen, nachdem sie auf die Starlight zurückgekehrt waren. Zeen war empfänglich für die Macht, aber keine Jedi-Schülerin wie Lula oder Ram. Gemeinsam hatten sie zahlreiche Missionen erfüllt und mehr neue Freundschaften geschlossen, als er je zuvor in seinem Leben gehabt hatte. Nicht zu vergessen, dass sie um ein Haar auf jede nur erdenkliche Weise – und ein paar unerdenkliche obendrein – gestorben wären. Aber das war nicht das Problem.
„Es war eine schwierige Zeit für alle hier an der Grenze“, sagte Meister Kunpar, „aber vor allem für junge Leute wie dich, die in die Kämpfe hineingezogen wurden.“ Er schüttelte bedauernd sein altes Haupt. „Es hätte nie so kommen sollen.“
„Das ist es nicht“, entgegnete Ram, wobei er versuchte, sich seine Frustration nicht anmerken zu lassen. Wenn er es nicht schaffte, seine Sorgen in Worten auszudrücken, konnte er schließlich kaum erwarten, dass sein Meister ihn verstand. Er seufzte leise, und die Metallverschalung fiel klappernd auf den Tisch.
„Fraka-botá!“, fiepte der andere Bonbrak, Breebak. Dieses Bonbreez-Wort blieb besser unübersetzt.
„Tut mir leid!“, rief Ram. Er blickte zum Holo seines Meisters auf, verzog das Gesicht und ließ die Worte einfach aus sich heraussprudeln, ohne darüber nachzudenken. „Das Problem ist das genaue Gegenteil. Ich fühle nichts. Nicht jetzt und auch nicht, wenn wir kämpfen. Ich habe keine Angst. Ich empfinde keine Trauer. Ich bin nicht aufgeregt, wenn wir gewinnen. Ich freue mich ja kaum …“ Er schüttelte den Kopf, und die Worte versiegten wieder. Könnten sich seine Gedanken doch auch nur in Luft auflösen.
„Sprich weiter“, forderte Meister Kunpar ihn auf.
„Ich freue mich ja kaum, wenn wir jemanden retten.“
Ram war nicht sicher, wann es begonnen hatte – diese schreckliche Leere. Während des Überfalls auf die Republik-Schau hatte er praktisch alle Emotionen gleichzeitig empfunden. Lonisa, seine Stadt, war verwüstet worden. Rings um ihn herum waren andere Wesen gestorben, und der Angriff der Nihil hatte einfach nicht enden wollen. Er war verzweifelt gewesen, hatte schreckliche Angst gehabt.
Gleichzeitig hatte er aber neue Freunde gefunden – Freunde, die er den Rest seines Lebens in Ehren halten würde, da war er sicher (egal, wie lange dieser Rest seines Lebens sein mochte). Gemeinsam hatten sie das planetenweite Kommunikationssystem wieder in Gang gesetzt, damit die Republik einen Gegenangriff koordinieren konnte. Sie hatten etwas bewirkt. Inmitten von Tod und Zerstörung hatten sie zur Lösung beigetragen, und es hatte sich großartig angefühlt, helfen zu können.
Doch dann, irgendwann nach seiner Ankunft auf der Starlight, irgendwann während all dieser Explosionen, Rettungsmissionen und Schießereien, hatte sich etwas in ihm verändert. Es fühlte sich an, als hätte jemand anders seinen Körper übernommen. Jemand ohne Gefühle.
„Ich weiß, wir sollen keine emotionalen Bindungen eingehen“, sagte Ram, „aber das hier … ist etwas anderes.“
„Hmm“, machte Meister Kunpar mit geschlossenen Augen. „Du suchst nach einem Gleichgewicht, junger Ram.“
„Vermutlich. Was soll ich tun?“
„Such weiter. Gib nicht auf.“
„Ramamalamaa!“, zwitscherte Zeen Mrala, als sie in einer perfekten Pirouette durch die aufgleitende Tür hereintanzte. „Wir haben eine Beee-sprechung!“
Zeen war unter Leuten aufgewachsen, die Machtnutzern misstrauten, ja, sie sogar hassten. Folglich hatte sie ihre Fähigkeiten fast ihr gesamtes Leben geheim gehalten. Dann war ihre Heimat, Trymant IV, während der Großen Katastrophe um ein Haar zerstört worden, als ein Trümmerstück über dem Planeten aus dem Hyperraum hervorbarst. Nach ihrer Rettung hatten die Jedi sich ihrer angenommen, und als die Nihil wenig später Valo überfielen, hatte Zeen Ram und Lula geholfen. Seit jenem Tag fühlte Ram sich ihr eng verbunden. Sie war noch relativ neu auf der Raumstation, genau wie er, und sie fand immer einen Weg, um ihn aufzumuntern. Im Gegensatz zu ihm schaffte sie es außerdem immer, irgendwie elegant und vor allem sauber auszusehen, egal ob sie nun ihre Fliegerjacke und an jeder Hüfte einen Blaster trug oder das Schlafgewand, das Lula ihr geliehen hatte – oder aber eine legere Freizeitrobe über einem ärmellosen Hemd wie gerade.
„Ja“, sagte Ram, während er damit begann, die Reaktorteile in ihre Kiste zurückzulegen.
„Ist das etwa meine liebste Mikkianerin?“, fragte Meister Kunpar, und sein kleines holografisches Abbild kniff die Augen zusammen, als Zeen mit einem grazilen Sprung am Erfassungsbereich der Kamera vorbeihuschte.
Das Mädchen lachte und beugte sich über Rams Schulter vor, sodass ihre welligen Kopftentakel seine Wange streiften. „Hallo, Meister Kunpar! Wie viele Mikkianer kennt Ihr denn?“
„Genug, um einen Liebling zu haben.“
Zeen strahlte, dann setzte sie ihren Tanz fort.
„Du kannst jederzeit eine Pause machen, wenn du eine brauchst“, wandte Kunpar sich wieder seinem Schüler zu. „Wie wäre es zum Beispiel, wenn du eine Weile nach Valo zurückkehrst und beim Wiederaufbau hilfst?“
Ram nickte, aber er wusste, dass so etwas seinen Geist nicht wieder ins Gleichgewicht bringen würde. Allein bei dem Gedanken, nach Hause zurückzukehren, wurde ihm schwummrig. Es gab so viel dort draußen, wobei die Jedi seine Hilfe brauchten. „Danke, Meister Kunpar.“
„Eine Pause wäre reiner Zauber“, meinte Zeen, wobei sie Rams Lieblingsausdruck benutzte, um Dinge zu beschreiben, die absolut fantastisch und unmöglich zu überbieten waren. Das tat sie nur, wenn sie versuchte, ihn aufzuheitern. Anschließend zwinkerte sie Meister Kunpar zu, der sie aber via Holo nur ratlos anstarrte.
„Wieso wäre das ein Zauber?“, fragte der alte Jedi. „Oder benutzt ihr jungen Leute das Wort heute anders?“
Zeen blickte fassungslos drein. „Ram! Ich dachte, alle Leute auf Valo sagen das?“
Ram musste lachen. „Nein, das habe ich mir selbst ausgedacht. Ist das nicht ein absoluter Zauber?“
„Also gut, ich muss jetzt Schluss machen“, erklärte Meister Kunpar. „Möge die Macht mit euch beiden sein.“
„Ich kann nicht glauben, dass du eine eigene Redewendung erfunden hast, ohne es uns zu sagen“, rief Zeen, während sie die Macht nutzte, um einige besonders hohe Saltos zu schlagen. „Ist alles in Ordnung?“
Ram tat das Kompliment und die Frage mit einem Schulterzucken ab und griff nach dem Holoprojektor. „Du bist wirklich eine fantastische Tänzerin, Zeen. Darf ich ein Holo von dir machen und es nach Valo schicken?“
„Natürlich.“ Sie wirbelte um die eigene Achse und streckte die Arme aus. „Du kannst es in die ganze Galaxis schicken, wenn du willst! Hast du nie davon geträumt, ein Star zu sein, Ram?“
„Nein, nie“, antwortete er, während er einen Schritt zur Seite machte, um sie im Erfassungsbereich der Kamera zu halten.
„Ich schon. Ich glaube zwar nicht, dass es mir wirklich gefallen würde, aber ich wollte es zumindest mal probieren, nur für ein paar Tage. So sein wie eine dieser tollen Sängerinnen in den Holos, denen die ganze Galaxis zu Füßen liegt.“ Sie vollführte eine letzte Pirouette und verbeugte sich dann anmutig.
Ram applaudierte.
„In einem anderen Leben wäre ich vielleicht ein Star geworden. Ein richtig berühmter Star.“ Ein trauriges Lächeln berührte ihre Lippen, und sie schlug die Augen nieder. „Aber wie gesagt, vermutlich wäre es ohnehin nichts für mich …“ Zeen schüttelte die Vorstellung ab, in der sie sich verheddert hatte, und blickte Ram spitzfindig an. „Und versuch nicht, meiner Frage auszuweichen.“
„Ich …“
„He!“ Lula Talisola streckte den Kopf durch die Tür herein. „Sie haben die Besprechung eben zu einer Missionseinweisung hochgestuft. Irgendwas Großes passiert gerade auf Corellia. Also, können wir los, oder wollt ihr noch weitertanzen?“
2. KAPITEL
CORONET
Alys „Crash“ Ongwa griff nach dem Komlink und grollte: „Bist du in Position, Barchibar?“ Sie hatte nicht vorgehabt, sich ihre Verärgerung so stark anmerken zu lassen. Normalerweise sparte sie sich ihre Wutausbrüche für besonders ernste Situationen auf. Aber um ehrlich zu sein, fühlte sich diese Sache ziemlich ernst an – vor allem, seit Prybolt und Ovarto verschwunden waren. Wäre Prybolt da, würde sie diese zu groß geratene Schuttratte Barchibar auch nicht so anfahren müssen. Nein, auf Prybolt hätte sie sich verlassen können. Er wäre auf Angriffe aus jeder Richtung vorbereitet gewesen, selbst auf solche von oben oder unten. Denn genau so hatte Crash ihn ausgebildet.
„Ich bin gleich da, Crash“, knisterte die Antwort aus ihrem Komlink.
Irgendwie schaffte sie es, das Gerät nicht vom Dach zu werfen. „Gleich? Was soll das heißen? Keine Zeitangabe, keine Koordinaten, nur gleich?“
„Tut mir leid, Crash.“
Was für ein Name war Barchibar überhaupt? Da tat einem ja die Zunge weh! Wer gab seinem Kind einen Namen, der klang, als müsste man sich davon übergeben?
„In Ordnung … bin in Position.“
„Ja, ja.“ Crash war bereits mit ihrem kleinen Skiff gestartet und flog über den Diademplatz hinweg. Wenn ihre Leute so schlampig arbeiteten, musste sie sich eben selbst einen Überblick über die Lage verschaffen. Sie band ihr pinkfarbenes Haar zu einem losen Dutt nach hinten und reckte den Hals, um die Stadt unter ihr besser im Auge zu behalten.
„Sollen wir mit dem Täuschungsmanöver fortfahren, Miss Crash?“, fragte 10-K8.
„Aah!“, blaffte Crash. „Ich hatte ganz vergessen, dass du auch noch da bist.“ Sie musste wirklich nervös sein, wenn sie vergessen hatte, dass jemand direkt hinter ihr saß. Zugegeben, der kleine, pilzförmige Droide hatte ein Talent dafür, übersehen zu werden – genau aus diesem Grund setzte Crash K8 so gern ein, um Informationen zu sammeln. Außerdem war sie die Einzige, in deren Gegenwart Crash nicht klein wirkte. Und da Prybolt verschwunden war, brauchte das Team ihr logistisches Talent und ihre Unterstützung nun umso mehr.
Aber Prybolt würde zurückkehren. Er musste ganz einfach. Da gab es kein Wenn und kein Aber. Auch wenn seine letzte Nachricht alles andere als hoffnungsvoll gewesen war. Nicht zu vergessen, dass Ovarto und Tralmat, der Kunde, den sie beschützt hatten, ebenfalls verschwunden waren … Aber nein, Crash würde ihren besten Freund nicht im Stich lassen. Falls jemand einen solchen Schlamassel überleben konnte, dann Prybolt. Vermutlich war er nur irgendwo untergetaucht, bis die Lage sich wieder beruhigte. Und davon ganz abgesehen: Es war vollkommen ausgeschlossen, dass die traurigen Überreste der Nihil ihre hässlichen Visagen auf Corellia zeigen würden.
Doch ganz gleich, wer wirklich dahintersteckte, derjenige musste Prybolt und Ovarto ziemlich übel zugesetzt haben, andernfalls hätten sie sich inzwischen gemeldet. Und wenn man bedachte, wie skrupellos und zwielichtig die Welt der Politik in Coronet sein konnte, hatten die Angreifer es ohne Frage auf ihren Kunden abgesehen, den Finanzvater. Prybolt und Ovarto waren nur ein Hindernis auf dem Weg zu diesem Ziel gewesen. Und dieser Gedanke brachte Crash einmal mehr zum schlimmsten Teil der ganzen Geschichte: Die Täter arbeiteten zweifelsohne für einen ihrer anderen Kunden – jemanden, dem sie vertraglich ihren Schutz zugesichert hatte. Es konnte fast nicht anders sein, schließlich nahm jeder hochrangige Politiker in Coronet die Dienste ihres Teams in Anspruch.
Lass sie nur nicht zu nahe an dich ran, hatte ihre Mutter Baynoo sie gewarnt, als sie Crash im vorigen Jahr die Agentur vermacht hatte. Und Situationen wie diese zeigten, wie wichtig dieser Ratschlag gewesen war. Crash arbeitete für Leute, die für politische Macht rauben und morden ließen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
Sie hatte sich den Rat zu Herzen genommen und darauf geachtet, dass es keinerlei Kontakt zwischen ihren Kunden gab – bis zu diesem Moment. Es war schlimm genug, dass ein Kunde einen anderen angegriffen hatte. Aber weil ihre eigenen Leute ins Kreuzfeuer geraten – womöglich sogar verletzt worden – waren, blieb Crash gar nichts anderes übrig, als die Verantwortlichen zu finden und sich um sie zu kümmern. Und sie würde sie finden.
„Vorsicht!“, warnte 10-K8.
Vor allem aber musste Crash wachsam bleiben! Es galt, ihren Ruf wiederherzustellen und eine Lösung für ein komplexes politisches Drama zu finden. Und daraus würde nichts werden, wenn sie gedankenverloren in den hünenhaften Savrip hineinflog, der direkt vor ihr auf einem Dach stand. Also wich sie hart nach links aus und ließ 10-K8 dabei fast von Bord gehen. „Was macht dieses wertlose Reptil überhaupt auf diesem Dach?“, grollte Crash, nachdem sie das Skiff wieder stabilisiert hatte.
„Äh, Sie haben ihn doch dort hochgeschickt“, erinnerte 10-K8 sie.
„Ach?“ Crash blinzelte und blickte über die Schulter zu der hünenhaften Kreatur zurück, die gar nicht bemerkt zu haben schien, dass sie nur knapp einer Kollision entgangen war. „Oh, das ist Tamo!“
„Kaf“, sagte 10-K8 trocken und reichte ihr einen dampfenden Becher.
Crash nahm den Kaf und nippte missmutig daran. „Ja danke.“
„M-hmm. Gibt es vielleicht irgendetwas, worüber Sie sprechen möchten?“
Crash schüttelte den Kopf. „Ich vermisse nur einen guten Freund, das ist alles. Und ich … kann mich irgendwie nicht …“
„Konzentrieren?“
Unter ihr strömte eine große Menge auf den offenen Platz, genauso wie Crash es geplant hatte. Die Holokameras liebten Svi’no Atchapat. Sie schien regelrecht Funken zu schlagen, wenn sie tanzte. Größtenteils lag das an ihrem Schmuck, und manchmal trug sie auch Gewänder, in die Tausende winziger Spiegelplättchen eingenäht waren. Aber selbst ohne diese Hilfsmittel war Svi’no ein geborener Star. Als Taymar hatte sie eine natürlich schimmernde blaugrüne Haut und lange, wallende Tentakel. Und die Tatsache, dass sie schweben konnte, schadete auch nicht. Wo immer sie ging oder stand, schien es, als würde sie von einem majestätischen Windhauch dahingetragen werden.
Crash ließ sich von so etwas natürlich nicht beeindrucken. Die beiden Frauen hatten sich vor fünf Jahren getroffen, als ihre Mutter die Agentur noch geleitet hatte und Crash nur eine ungeschickte Zwölfjährige gewesen war, die ihr auf Schritt und Tritt folgte, während sie die Regeln des Leibwächtergeschäfts erlernte. Svi’no war damals ebenfalls zwölf gewesen, aber sie trat bereits mit ihrer Tänzerfamilie auf den Bühnen der Galaxis auf. Obwohl Crash schon Dutzende berühmter Leute kennengelernt hatte, hatte dieses seltsame schwebende Mädchen großen Eindruck auf sie gemacht, und sie war fasziniert, aber auch ein wenig eingeschüchtert gewesen. Zu ihrer Überraschung hatte Svi’no sich aber als umgänglich, humorvoll und gesprächig erwiesen. Und das Wichtigste: Sie war genauso verschlagen wie Crash. Von jenem Tag an waren sie beste Freundinnen geworden.
Im Lauf der Jahre hatte diese Freundschaft diverse Höhe- und Tiefpunkte gehabt, aber in letzter Zeit fühlte es sich an, als wäre da eine seltsame Distanz zwischen ihnen. Crash nahm an, dass es mit Svi’nos wachsender Berühmtheit zu tun hatte oder damit, dass sie sich inzwischen selbst um die Agentur kümmern musste, und sie versuchte, es nicht persönlich zu nehmen.
„Ich sehe die Kundin“, meldete sich Barchibars Stimme aus dem Komlink.
Die Holos hatten von Svi’no Atchapats angeblichem Auftritt berichtet, weil Crash das Gerücht gezielt in Umlauf gebracht hatte. Und es funktionierte: Das Geraschel in den Holos war zu Gemurmel auf den Straßen angeschwollen, das Gemurmel seinerseits zu lautem Geschrei. Die Lawine aus Theorien und Tagträumereien wuchs beständig weiter, während sie den Hügel aus öffentlicher Aufregung hinabrollte, und inzwischen schien ganz Coronet zu beben. Alle wollten sie die geliebte Tochter ihrer Stadt sehen, ihre kulturelle Botschafterin. Die ganze Sache hatte innerhalb weniger Tage eine kritische Masse erreicht, und am Morgen redete jeder nur noch davon, ob der Popstar tatsächlich einen seiner seltenen öffentlichen Auftritte absolvieren würde – genau an diesem Ort, auf dem Diademplatz.
Folglich waren sie in Scharen gekommen. Kein Wunder! Die einfachen Leute liebten Svi’no Atchapat. Als sie ein kleines Mädchen gewesen war, hatte jemand sie beim Singen gefilmt, während sie und ihre Familie in den Werften malochten, um Sternenkreuzer zu bauen. Svi’no hatte bereits gesungen, bevor sie auch nur gehen konnte. Ihre Großmutter hatte ihr all die Lieder beigebracht, die sie selbst als Mädchen gesungen hatte. Es war eine alte Form von Arbeitermusik, die Galan-Kalank genannt wurde – wegen der Geräusche der Maschinen und Turbinen, die den Rhythmus lieferten. Aber Svi’no hatte daraus etwas gemacht, das neu und faszinierend klang, und ihre Interpretation der alten Lieder eroberte die Galaxis im Sturm.
Also fertigten ihre Eltern und ihre sechs Brüder aus Ersatzteilen ihrer rostigen Maschinen Instrumente, und sie gingen mit der kleinen Svi’no auf Tour. Schon bald spielten sie ihren Galan-Kalank in Stadien und Konzerthallen von Chandrila bis Coruscant. Zwischen ihren Auftritten arbeiteten sie aber weiterhin in den Schiffswerften von Corellia – das war schließlich Familientradition. Das machte die Gruppe und ihre Musik in der Öffentlichkeit nur umso authentischer und faszinierender. Die Atchapats hatten die galaktische Musiklandschaft verändert, Coronet zu einem Brennpunkt der Künste gemacht – und Corellia wurde ausnahmsweise einmal für etwas gerühmt, das nichts mit Raumschiffen zu tun hatte.
All das trug nun zu Crashs kompliziertem Trick bei. Leider konnte sie sich nicht darüber freuen, wie perfekt alles lief. Nicht solange Prybolt und Ovarto verschwunden waren. Womöglich würden sie nie wieder auftauchen … Crash rieb sich das Gesicht. „Konzentrier dich, verdammt noch mal!“
Ein kühler, himmlischer Klang erschallte, so hell wie die Glocken der großen Kathedrale von Coronet, nur … lebendig. Eine zweite Note erfüllte den warmen sommerlichen Himmel und setzte die erste in einen harmonischen Kontext. Die Menge auf dem Platz verstummte verzückt. Svi’no war gekommen, um sie zu verzaubern, und ihr Gesang verfehlte nie seine Wirkung. Als gemeinsam mit der dritten goldenen Note auch die Musik einsetzte, brach die Menge in ohrenbetäubenden Jubel aus.
Crash schloss die Augen und gestattete sich ein schmales Lächeln. „Zumindest eines wird …“
Ein lauter Knall schnitt durch die Erregung, und dann verwandelte sich der Jubel abrupt in Kreischen. Drei weitere Donnerschläge ertönten. Das war nicht Teil des Plans.
Crashs Augen klappten auf. „Sollte unser falscher Attentäter nicht mit einem Messer bewaffnet sein?“ Sie blickte in die Tiefe: Tangor, eine hünenhafte Wookiee mit silbernem Rückenfell, die zu Crashs Team gehörte, hatte Svi’no gepackt und stürmte durch die erschrockene Menge. Gut.
„Das müssen Thermaldetonatoren gewesen sein!“, rief Barchibar via Kom.
„Ich brauche Fakten, keine wilden Theorien“, blaffte Crash, während sie vollen Schub auf die Düsen des Skiffs gab und eine Wende vollzog, um die Lage besser zu überblicken. „Und hör auf rumzuschreien, Barchi. Statusmeldung, einer nach dem anderen!“
„Lufteinheit Elf“, meldete sich Fezzonks barsche Stimme. „Ich sehe von hier aus nur flüchtende Zivilisten. Keine Aktivität auf den Dächern oder am Himmel.“
„Gut“, murmelte Crash und nahm einen kleinen Schluck von ihrem Kaf – gefolgt von einem zweiten, etwas größeren Schluck.
„Tunnelteam Zwölf hier“, sagte Smeemarm in dem wispernden Tonfall, der so typisch für sie war. „Hier ist alles ruhig.“
Crash konnte keinen Rauch unter sich erkennen und auch keine Anzeichen von Zerstörung. Die Zuschauer rannten zwar in Deckung, aber niemand schien konkret vor irgendetwas davonzulaufen.
Tangor brüllte auf Shyriiwook, dass sie die Kundin hatte und zu einem ihrer Rückzugspunkte am Ende der Loomar-Gasse unterwegs war.
„Die Droidenkameras zeigen keine verdächtige Bewegung auf dem Platz“, verkündete 10-K8 ruhig. „Abgesehen von unseren eigenen Leuten.“
Wo blieb Tamos Meldung? Crash blickte zu der verwaisten Stelle auf dem Dach, wo sie vor ein paar Minuten beinahe mit dem riesenhaften Echsenwesen zusammengestoßen wäre. „Wo ist der Savrip hin?“
„Tamo ist auf dem Weg runter zum Platz“, berichtete 10-K8. „Er kommt nur nicht so schnell voran, weil wir ihm ein großes Frühstück zugestanden haben, um ihn bei Laune zu halten.“
„Das ist schon in Ordnung“, murmelte Crash abwesend. Natürlich wusste sie genau, welche Probleme die kleinste Abweichung von einem Zeitplan nach sich ziehen konnte, aber dieses eine Mal war es ihr egal. Etwas stimmte nicht, und es hatte nichts mit ihrem Team zu tun. Prybolts Verschwinden mochte eine gähnende Leere hinterlassen haben – eine Leere, an die sie sich vielleicht dauerhaft gewöhnen musste –, und Barchibar war absolut nutzlos, so wie immer, aber sie hatte ihre Planung entsprechend angepasst. Nein, es ging gerade etwas anderes vor sich. Laute Donnerschläge, aber kein Rauch und keine Opfer. Das konnte eigentlich nur eines bedeuten: Sabotage von der auffälligsten Sorte. Und Crash kannte nur eine Person in Coronet, die ihr das Wasser reichen konnte, wenn es darum ging, durch unnötige Dramatik ihre Profite zu steigern. „Dizcaro.“ Sie presste den Namen ihres Konkurrenten hervor, als wäre es ein Schimpfwort.
„Glauben Sie wirklich?“, keuchte 10-K8.
„Dizcaro weiß, dass wir hier sind und was auf dem Spiel steht. Natürlich würde er eine Ablenkung orchestrieren, um uns unser großes Comeback zu versauen.“ Sie machte eine kurze Pause, während ihre Gedanken rasten und ein neuer Plan Gestalt annahm. „Aber noch können wir die Sache retten.“
Eine Reihe sich überlappender Bestätigungen drang aus dem Kom.
„Bereit, Crash.“
„Was sollen wir tun?“
„Wir sind in Position und zu allem bereit.“
„Hrraaarrrchkkkkshrark rghaaagh!“
„Worauf warten wir noch?“
Crash atmete tief ein und fand Zuversicht in dem Gedanken, dass dieses größtenteils kompetente Team hinter ihr stand. Was sie vorhatte, war so gut wie unmöglich, aber das Unmögliche war ihre Spezialität. „Ka-Acht, hol mir Malfac Orfk ans Kom! Tangor, bring Svisvi … äh, die Kundin auf der anderen Seite zum Diademplatz zurück.“
„Shrawrr rargh!“, erwiderte die Wookiee.
„Dann sag ihr, dass es jetzt Teil des Plans ist“, zischte Crash.
„Ich habe eine Verbindung zu Orfk“, verkündete 10-K8.
„Orfk!“, rief Crash mit einem breiten Grinsen und einer weitschweifigen Handbewegung, obwohl es nur eine Audioverbindung war. „Ich habe eine Riesenstory für dich.“
„Komm zur Sache“, schnaubte Malfac. „Eine Story hast du mir heute nämlich schon versaut. Meine Kameradroiden waren alle bereit, um ein legendäres Konzert zu filmen, und dann verwandelt es sich in eine Massenpanik!“
„Eine Massenpanik! Ich bitte dich! Niemandem ist etwas passiert. Aber wie dem auch sei, wie wäre es, wenn ich dir stattdessen eine herzerwärmende persönliche Story liefere? Über den großen Star von Bühne und Holoschirm persönlich?“
„Ich höre.“
„Lass deine Kameradroiden doch mal zur anderen Seite des Diademplatzes fliegen. Du wirst der Einzige sein, der das filmt.“
„Wann?“
Crash hob ihr Makrofernglas vor die Augen und zoomte an den großen Brunnen heran, dann blickte sie von dort zur Tombtok-Straße und der parallel dazu verlaufenden Loomar-Gasse – wo Tangor und Svi’no Atchapat gerade durch die Schatten huschten. „Fünf …“, sagte sie.
„Fünf was?“, grollte Malfac. „Minuten? Stunden? Tage? Komm schon, Crash!“
„Vier.“
„Warte! Sekunden? Bist du verrückt?“
„Drei, und wenn es dir nicht gefällt, kann ich Taljo Stant vom Freien Mediennetzwerk Coronet kontaktieren, damit er darüber berichtet.“
„Meine Drohnen sind unterwegs! Meine Güte, Crash!“
„Zwei.“ Ein ganzer Schwarm von Kameradrohnen surrte an ihrem Skiff vorbei auf die andere Seite des Platzes zu, und Crash winkte ihnen nach. Sie lächelte triumphierend.
„Ich sehe keine …“, zischte Malfac in ihrem Ohrknopf.
„Warte einfach.“
Ein paar Augenblicke schwebten die Droiden über dem verwaisten Platz, wo es nur noch den Brunnen und den Abfall zu filmen gab, den die Menge bei ihrer Flucht zurückgelassen hatte. Crash hielt den Atem an. Dann tauchte Svi’no aus der Gasse auf, ganz allein, der Inbegriff von Anmut und Zerbrechlichkeit.
Eine Sekunde später war der Savrip zur Stelle. Sein extragroßes Frühstück mochte ihn träge gemacht haben, trotzdem hätte Crash den Moment nicht besser planen können. Tamo stürmte aus dem Gebäude am Rand des Platzes, in seinen riesigen grünen Händen eine ebenso riesige rostige Klinge. „Yaaargh!“, brüllte er – vielleicht ein wenig zu dramatisch, aber das war in Ordnung.
„Bei den Sternschnuppen von Bolbotarp!“, entfuhr es Malfac.
Crash lächelte nur. Jede Sekunde würde Tangor auftauchen, und die beiden würden in einem epischen Duell aufeinanderprallen, während das Leben des Musikstars in der Schwebe hing. Episch!
Das Problem war nur: Tamo war nur ein paar Meter von der Stelle entfernt, wo Svi’no zitternd und um Hilfe rufend über dem Boden schwebte – aber von Tangor fehlte jede Spur.
Crash unterbrach ihre Verbindung mit Malfac und wechselte auf den Kanal, den ihr Team benutzte. „Tangor! Wo bist du, verkarkt noch mal?“
Die einzige Antwort bestand aus Knistern und Rauschen.
Der hünenhafte Savrip sprang auf den Rand des Brunnens und schwang sich dann von einer Steinfigur zur nächsten auf Svi’no zu.
„Smeemarm!“, rief Crash. „Wir brauchen dich jetzt sofort!“
„Schon … dabei.“ Zwischen der Sängerin und dem messerschwingenden Angreifer klappte ein Kanalisationsdeckel auf und Smeemarms lang gezogener, sehniger Oberkörper tauchte aus der Öffnung auf. Ihre Hände waren an ihr Gesicht gehoben, und sie hatte eine längliche Röhre zwischen den Lippen. Als sie sich ruckartig nach vorn krümmte, presste Tamo mit einem Heulen die Hand auf seinen Hals, bevor er leblos auf dem Boden zusammensackte.
„Oh Mann!“, dröhnte Malfac, als Crash wieder den Kanal wechselte. „Oh Mann! Oh Mann! Hast du das gesehen, Crash? Wusstest du, dass das passieren würde?“
„Wie hätte ich das wissen können?“ Crash versuchte, nicht zu atemlos zu klingen. „Ich habe nur versucht, dir ein paar exklusive Aufnahmen von einem galaktischen Superstar zu verschaffen, das ist alles.“ Anschließend beendete sie die Verbindung.
„Gute Arbeit, Smeemarm“, seufzte sie. „Biete den Kameradroiden eine nette Show und vergiss nicht zu erwähnen, dass du für die Premiumagentur für Diplomatenschutz Coronet arbeitest. Die einzig wahre Option …“
„… um wirklich sicher zu sein!“, stimmten die anderen Mitglieder ihres Teams via Kom ein.
Tangor war inzwischen aus der Gasse hervorgestolpert. Sie wirkte sichtlich benommen, während sie sich auf den Rand des Brunnens setzte und ihren großen Wookiee-Kopf schüttelte.
„Was ist mit ihr passiert?“, fragte 10-K8.
„Dasselbe wie mit Tamo, würde ich sagen“, antwortete Crash. „Betäubungspfeil. Nur kann Tangor eine höhere Dosis verkraften, weil sie so viel Erfahrung mit dem Zeug hat.“
„Und wer könnte …?“
„Dizcaro.“ Crash schnitt eine Grimasse. „Ruf das Team zusammen!“
3. KAPITEL
DIE STARLIGHT-STATION
Von nun an werde ich das Wir an die erste Stelle setzen.
Es war inzwischen mehr als ein Jahr her, seit Reath Silas diese Worte gesagt hatte, und er war ziemlich sicher, dass er den Großteil dieser Zeit darüber nachgedacht hatte, was sie wirklich bedeuteten.
Es war genau die Art Rätsel, über die alte Meister gern debattierten und philosophierten – hinter der oberflächlichen Geradlinigkeit der Aussage steckten genug verborgene Bedeutungsebenen für eine endlose Analyse. Was bedeutete zum Beispiel wir für einen Jedi? War damit der Orden gemeint? Die Republik? Die gesamte lebendige Galaxis? Und selbst wenn es darauf eine einfache Antwort gäbe (was nicht der Fall war) – was bedeutete es, eine Sache an erste Stelle zu setzen? Dass man dafür sterben würde? Oder war die Einhaltung der Ordensregeln Opfer genug?
Alles, was Reath mit Gewissheit wusste, war: Irgendwo in diesem Labyrinth aus Möglichkeiten lag ein Pfad verborgen, ein Weg, der aus ihm den Jedi-Ritter machen würde, der zu sein ihm vorherbestimmt war. Doch er hatte keine Ahnung, wie er diesen Weg finden sollte. Und wenn er weiter darüber nachgrübelte, würde er schon wieder zu spät zum Training mit seinem Meister Cohmac Vitus kommen.
Reath blickte auf die Zeit. Oh ja, er würde definitiv zu spät kommen. Schnell deaktivierte er den Datenschirm und seufzte tief, während er die Berge an Informationen um sich herum betrachtete. Hätte jemand ihm vor ein oder zwei Jahren gesagt, dass er eine Raumstation mitten im Nirgendwo einmal als sein Zuhause betrachten würde, hätte er vermutlich gutmütig gelächelt und sich dann wieder in sein wahres Zuhause zurückgezogen: die Welt der Texte und Informationen. Aber wenn ein Padawan lachte, dann lachte die Macht natürlich umso lauter. Es gab bestimmt irgendein altes Sprichwort dazu – Reath nahm sich vor, bei Gelegenheit danach zu suchen.
Er war nicht sicher, wann genau sich der Wandel vollzogen hatte. Es war kein konkreter Moment gewesen, mehr eine allmähliche Entwicklung. Irgendwann zwischen all den Kämpfen auf Leben und Tod und dem Feldzug gegen die Nihil und die Drengir hatte sich sein innerer Kompass neu ausgerichtet und diesen seltsamen Fleck am Rand der Republik zu seinem neuen Fixpunkt bestimmt: die Starlight-Station.
Davor war er durch und durch ein Junge von Coruscant gewesen. Die Hauptwelt war schließlich das Zentrum der Republik und – wichtiger noch – des Jedi-Ordens. Das Archiv des dortigen Tempels war das umfassendste in der ganzen Galaxis, und Reath wäre als zufriedener Mann gestorben, hätte er den Rest seines Lebens damit verbringen können, all dieses obskure Wissen in sich aufzusaugen. Doch stattdessen hatte es ihn auf diese Grenzstation verschlagen, und nun war sie ihm auch noch irgendwie ans Herz gewachsen. Die Galaxis schien ständig neue Wege zu finden, um Reath Silas zu demonstrieren, wie wenig er eigentlich wusste.
Er stand auf und ging gedankenverloren zwischen Relikten und alten Schnitzereien hindurch zum Ausgang, wobei er mit dem Finger über die Holzkisten strich. Ja, es war hier, am wohl unwahrscheinlichsten Ort der Galaxis, wo Reath sein wahres Zuhause gefunden hatte. Und er war sicher, dass hier auch die Antwort auf das Rätsel lag, mit dem er sich nun schon seit einem Jahr herumplagte: Von nun an werde ich das Wir an die erste Stelle setzen. Schließlich hatte er die wahre Bedeutung des Wortes wir erst auf der Starlight gelernt.
Zuvor hatte er dieses Gefühl des Zusammenhalts und der Zugehörigkeit nie gekannt. Natürlich hatte er auf Coruscant andere Padawane um sich gehabt, und er hatte ihre Gesellschaft genossen. Sie waren nett gewesen, hatten sich mit privaten Scherzen zum Lachen gebracht oder einander getröstet, wenn eine Übung mal nicht so gut lief. Aber Reath hatte nie diese enge, spontane Verbindung empfunden, die die anderen miteinander teilten. Irgendwann hatte er sich damit abgefunden. Meistens war er ohnehin lieber allein, und es war auch nicht so, als wären seine Gefühle verletzt.
Doch auf der Starlight hatte er irgendwie, allen Erwartungen zum Trotz, Freunde gefunden. Gute Freunde. Personen, die ebenso oft ihr Leben für ihn aufs Spiel gesetzt hatten wie er für sie. Personen, denen er uneingeschränkt vertraute. Er betrachtete sich nicht länger als einsamen Eremiten, der durch eine endlose Galaxis aus Wissen streifte, sondern als Teil von etwas Größerem. Als Teil eines Wirs.
Reath trat auf den Korridor hinaus und winkte Meister Monshi zu, dem kleinen, pelzigen Technikgenie von einem Jedi. Anschließend ging er in Richtung des Übungsraums los, wobei er sich erneut in seine Gedanken vertiefte. Seine Freundschaften konnten nicht das einzige Wir sein. Es gab schließlich noch eine ganze Galaxis außerhalb davon, und Reath hatte das letzte Jahr fast ununterbrochen für sie gekämpft – ein paarmal wäre er sogar beinahe für sie gestorben. Trotzdem fühlte er sich der Antwort keinen Schritt näher, ebenso wenig wie dem Weg, den er suchte.
Er konnte noch immer das schiere Grauen spüren, als er benommen und hilflos im Gravitationsherzen erwacht war, jener Hyperraumwaffe der Nihil, umgeben von Verbündeten und Feinden. Und der Schrecken, mit dem ihn die kriechende Finsternis der Drengir erfüllt hatte, lauerte ebenso frisch in seiner Erinnerung. Diese dürren Ranken, die aus den Schatten der Amaxinen-Station auf ihn zugekrochen waren … Nichts von alledem hatte ihm gezeigt, was es hieß, das Wir an die erste Stelle zu setzen. Anstatt ihn auf den richtigen Weg zu führen, hatten ihn diese Konfrontationen nur noch mehr verwirrt. Jedes Mal, wenn er versuchte, seinem Weg einen Schritt näher zu kommen, schien irgendetwas zu explodieren, oder ein neuer Feind tauchte auf, der ihm ans Leder wollte. Oder schlimmer noch: Jemand, der ihm am Herzen lag, bezahlte mit dem Leben.
Seine erste Lehrmeisterin, Jora Malli, war im Kampf gegen die Nihil gefallen, gemeinsam mit so vielen anderen – zu vielen, um all ihre Namen im Gedächtnis zu behalten. Reath brauchte einfach eine Gelegenheit, durchzuatmen, einfach er selbst zu sein. Dann würde sich der Pfad vor ihm offenbaren, da war er ganz sicher … Der vertraute Geruch von Schweiß und Weihrauch hüllte ihn ein, als er den Übungsraum betrat.
„Du kommst spät“, sagte Meister Cohmac Vitus, dann sprang er vor, und sein Übungsschwert raste durch die Luft auf Reath zu.
4. KAPITEL
DIE STARLIGHT-STATION
Ein schimmerndes Bild rotierte über dem Holotisch, als Ram gemeinsam mit Zeen den Besprechungsraum betrat und sich zu Lula setzte. Er konnte das Holo nicht genau erkennen – eine Person in einem Ganzkörperschutzanzug oder so. Die Auflösung war zu schlecht, die Darstellung zu verrauscht, und er musste den Impuls unterdrücken, an den Kontrollen herumzuspielen, um die Bildqualität zu verbessern.
Mehrere Meister standen in der Mitte des runden Raums und besprachen sich mit gedämpften Stimmen, unter ihnen auch Kantam Sy und Torban Buck. Ihre Mienen wirkten überaus ernst.
„Was haben wir verpasst?“, flüsterte Ram Lula zu.
Sie zuckte mit den Schultern. „Es geht wohl um irgendeine komische Nachricht von Corellia.“
Corellia! Das war der eine Ort in der Galaxis, den Ram schon immer einmal hatte besuchen wollen. Der Großteil des Planeten bestand aus Schiffswerften und Fabriken, aus mahlenden Zahnrädern und pumpenden Maschinen. So viele Dinge wurden dort gebaut! Alle möglichen Dinge! Vor allem Schiffe! Die Stadt Coronet wartete außerdem mit vielen Wolkenkratzern, eleganten Würdenträgern und einem berühmten Nachtleben auf, sicher – aber jenseits dieser hohen Gebäude, überall am Rand der Stadt entlang, reihten sich Produktionsstraßen, Fertigungsanlagen, Kräne und Rohmetall aneinander. Es war praktisch das Paradies.
Vor allem aber verweilte gerade angeblich sogar der legendäre anzellanische Ingenieur Shug Drabor in den Santhe-Schiffswerften von Coronet, um den Bau mehrerer MPO-1400-Sternenkreuzer der Purgill-Klasse zu überwachen. Das war derselbe Schifftyp wie die Halcyon, die vor Kurzem die Starlight-Station in Schlepp genommen hatte. Ram würde seinen linken Arm geben, um Shug bei der Arbeit zu beobachten.
Zeen schien nicht zu bemerken, dass Ram gerade in einer dampfenden, zischenden und lärmenden Fantasiewelt versunken war. „Die Jedi in den Kernwelten wälzen alles auf uns ab, was auch nur ansatzweise nach Nihil riecht“, murrte sie.
Ram musste sich ein Lachen verkneifen. Auf eines war bei Zeen immer Verlass: Sie hielt sich nicht mit Höflichkeiten auf, sondern sagte immer genau das, was sie dachte. Aber genau das gefiel ihm so an ihr. Zeens bester Freund von Trymant IV, Krix Kamarat, war entsetzt gewesen, als er erfuhr, dass Zeen insgeheim eine Machtnutzerin war. So entsetzt sogar, dass er sich den Nihil angeschlossen hatte. Seitdem war er in ihren Rängen aufgestiegen und zu einem gewissenlosen Piraten avanciert, den Ram, Zeen und die anderen nun schon seit einer gefühlten Ewigkeit dingfest machen wollten.
Ein richtiger Schlamassel, das alles. Ram konnte sich nicht vorstellen, wie sehr ein solcher Verrat schmerzen musste – seine besten Freunde waren die Bonbraks und die mechanischen Geräte, an denen er arbeitete. Aber Zeen schaffte es, sich der Situation mit Würde und einem verschlagenen Lächeln zu stellen, und auch wenn sie streng genommen nicht zum Orden gehörte, war sie bei allen Padawanen und auch bei sonst jedem auf der Starlight-Station beliebt. Alle behandelten sie, als wäre sie eine von ihnen. Andererseits hatte sie im Kampf ja auch schon etliche Male bewiesen, dass sie eine der besten Verbündeten der Jedi war.
„Willkommen, alle miteinander!“, sagte Meistere Kantam, und ein schiefes Lächeln breitete sich über xiesem hellbraunem Gesicht aus.* „Ich fürchte, wir haben keine Neuigkeiten über den Aufenthaltsort von Krix Kamarat oder seiner Bande.“
„Na, wenn das so ist!“ Zeen stand auf und tat so, als wollte sie zum Ausgang gehen.
Der gesamte Raum brach in Gelächter aus. Aufgrund ihrer langjährigen Freundschaft und dem plötzlichen Bruch mit Krix fühlte Zeen sich für seine Schreckensherrschaft mit verantwortlich, wie alle Anwesenden wussten. Sie war regelrecht besessen davon, ihn zu finden. Aber immerhin hatte sie deswegen nicht ihren Humor verloren.
Zeen setzte sich wieder neben Ram und kicherte leise. Als das Lachen ringsum abgeebbt war, rief sie: „Nur Spaß!“, was eine weitere Runde Gelächter auslöste.
Ram hatte keine Ahnung, wie Zeen einen Raum voller Jedi zum Lachen bringen konnte – oder woher sie den Mut nahm, es überhaupt zu versuchen. Ihm selbst machte die Vorstellung mehr Angst als jede Schlacht. Aber so, wie er sich in letzter Zeit fühlte, sollte er es vielleicht mal auf einen Versuch ankommen lassen. Vielleicht brauchte er so einen Schock, um sich von dieser seltsamen Emotionslosigkeit loszureißen.
„Wenn wir dann wieder ernst werden könnten …“, sagte Kantam Sy, aber Ram konnte sehen, dass xier nicht wirklich verärgert war.
Unglaublich! Auf Valo wäre so etwas vollkommen unvorstellbar gewesen. Dort hatte Förmlichkeit oberste Priorität, und man musste sich stets mit äußerstem Respekt gebärden. Oder zumindest mit der Illusion von Respekt. Ram war nicht wirklich sicher, ob wahrer Respekt immer Förmlichkeit verlangte.
„Wir haben eine Nachricht von Ministerin Fendirfal erhalten, einer Kontaktperson der Republik auf Corellia“, fuhr Kantam, nun wieder ganz geschäftsmäßig, fort. „Man hat sie auf einen Zwischenfall aufmerksam gemacht, und sie fand …“ Es sah aus, als müsste Kantam eine süffisante Anmerkung hinunterschlucken. „… dass er mehr in unser Aufgabengebiet fällt.“
„Und was fällt laut Ministerin Fendirfal in unser Aufgabengebiet?“, fragte Lula Talisola. Ihr abweisender Tonfall war dabei nur teilweise gespielt.
„Die Nihil“, antwortete Meistere Kantam. „Was sonst?“
Die Kernregionen betrachteten die Nihil als ein Problem des Äußeren Rands, auch wenn sie einst den Hyperraum in der gesamten Galaxis zum Erliegen gebracht und sich seitdem immer wieder als ernst zu nehmende Bedrohung erwiesen hatten. Nicht zu vergessen, dass sie einen Jedi-Meister gefangen genommen und später in Staub verwandelt hatten. Bis heute wusste niemand, wie sie das angestellt hatten. Wenn es nach Ram ging, könnte die Galaxis die Nihil ruhig ein wenig ernster nehmen, auch wenn sie sie gerade in die Defensive gedrängt haben mochten.
„Einen Moment!“, warf Lula ein. „Die Nihil sind verstreut und weit von Corellia entfernt, oder? Sie sind nicht so dumm, Kernplaneten zu überfallen.“
„Tja …“ Kantam ging zu dem Holoprojektor hinüber, wo sich noch immer das verwaschene Bild der Gestalt in dem Schutzanzug um die eigene Achse drehte. „Vermutlich nicht, aber genau deswegen müssen wir die Sache überprüfen. Falls es nämlich doch Nihil-Zellen in den Kern verschlagen haben sollte, dann müssen wir darüber Bescheid wissen. Der Tempel in Coronet hat diese Aufzeichnungen erhalten und wollte, dass wir einen Blick darauf werfen.“ Xier drückte einen Knopf und das flackernde Bild erwachte zum Leben.
„Crash“, keuchte die Gestalt, während sie nach vorn taumelte. „Crash …“
Die Bewegungen wirkten irgendwie … seltsam. Ram konnte es nicht beschreiben, aber trotz des Flackerns und der schlechten Aufnahmequalität spürte er, dass dieses Wesen sich in seiner Haut nicht wohlfühlte.
„Crash“, rief die Gestalt erneut. Es sah aus, als würde sie durch eine Straße hasten.
Meister Torban Buck – ein stämmiger, imposanter Chagrianer mit hellblauer Haut, der gern in der dritten Person von sich sprach, wenn er aufgeregt war – stand auf und hielt das Holo an. „Warum ruft dieser seltsame Mann immer wieder Crash? Will er seine eigenen Soundeffekte erzeugen?“
„Ich glaube, es ist ein Name“, klärte Lula ihn auf.
Torban runzelte die Stirn. „Crash? Was für ein Name soll das denn sein?“