Star Wars™ - Die Sith-Lords - Paul S. Kemp - E-Book

Star Wars™ - Die Sith-Lords E-Book

Paul S. Kemp

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Beschreibung

Hautnah erleben die Leser die ersten Tage von Darth Vader

Anakin Skywalker ist nur noch eine entfernte Erinnerung, Darth Vaders Aufstieg ist unaufhaltsam. Der auserwählte Schüler des Imperators hat seine Treue zur dunklen Seite schnell bewiesen. Dennoch ist die Geschichte der Sith geprägt von Täuschung, Verrat und Schülern, die mit Gewalt die Stelle ihres Meisters an sich reißen wollten – und das wahre Ausmaß von Vaders Treue daher noch unbekannt. Bis jetzt. Als er sich mit Imperator Palpatine auf eine gefährliche Mission begibt, müssen die beiden Sith endlich entscheiden, ob das grausame Band, das sie verknüpft, sie zu siegreichen Verbündeten oder tödlichen Gegenspielern macht.

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Seitenzahl: 456

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Paul S. Kemp

DIE SITH-LORDS

Roman

Deutsch von Tobias Toneguzzo

und Andreas Kasprzak

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Star Wars™ Lords of the Sith«

bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

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1. Auflage

Copyright der Originalausgabe

© 2015 by Lucasfilm Ltd. & TM where indicated.

»Orientation« copyright © 2015 by Lucasfilm Ltd. & TM where indicated.

All rights reserved.

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2016 by

Blanvalet in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Rainer Michael Rahn

Umschlaggestaltung: Isabelle Hirtz, Inkcraft, nach einer Originalvorlage

Cover Art Copyright: © 2015 by Lucasfilm Ltd.

Jacket Design: Scott Biel

Jacket Art: Aaron McBride

JvN · Herstellung: kw

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-19074-3V001

www.blanvalet.de

Für Jen, Riordan, Roarke, Lady D und Sloane.

Ich liebe euch alle.

Es war einmal vor langer Zeit

in einer weit, weit entfernten Galaxis …

1. Kapitel

Vader beendete seine Meditation und öffnete die Augen. Sein blasses, flammenvernarbtes Gesicht starrte ihn vom schwarzen, polierten Transparistahl seiner Meditationskammer entgegen. Ohne die neurale Verbindung mit seiner Rüstung konnte er seine Beinstümpfe spüren, seine verstümmelten Arme, den ewigen Schmerz in seinem Fleisch. Doch er hieß ihn willkommen, denn der Schmerz nährte seinen Hass, und der Hass schenkte ihm Kraft. Als Jedi hatte er einst meditiert, um Frieden zu finden; jetzt meditierte er, um die Klinge seines Zorns zu schärfen.

Geraume Zeit betrachtete er sein Spiegelbild. Die Verletzungen hatten seinen Körper deformiert und gebrochen, aber seinen Geist hatten sie perfektioniert, seine Verbindung mit der Macht gestärkt. Sein Leid hatte ihm zu wahrer Erkenntnis verholfen.

Ein mechanischer Metallarm hielt den Helm seiner Rüstung über seinem Kopf – wie ein Unheil, das sich bald über ihn senken würde. Die Augen der Gesichtsmaske erfüllten viele mit Furcht, aber sie waren nichts verglichen mit den Augen darunter. Sein Blick war ein Lodern kontrollierter Wut in einem Meer aus Narben. Das sekundäre Atemgerät, das noch immer mit seinem Gesicht verbunden war – das immer mit seinem Gesicht verbunden war –, verbarg die Überreste seines Mundes, und das Geräusch seiner Atemzüge hallte von den Wänden der Kammer wider.

Mithilfe der Macht aktivierte er den Arm, und der Helm umschloss seinen Kopf mit Metall und Plastahl. Dies war die Hülle, in der er nun existierte. Er genoss das schmerzhafte Stechen, als die neuralen Nadeln des Helms in seinen Schädel und seine Nackenwirbel stachen und sein Körper, sein Geist und seine Rüstung zu einem vernetzten Bewusstsein verschmolzen.

Als Mensch und Maschine eins geworden waren, fühlte er nicht länger das Fehlen seiner Beine oder Arme, die Pein seines Fleisches, aber der Hass blieb, und der Zorn brannte noch immer hell. Dies waren seine ständigen Begleiter, und die Momente, in denen seine Wut am heißesten loderte, waren auch die Momente, in denen er sich am engsten mit der Macht verbunden fühlte.

Mit einer kleinen Willensanstrengung befahl er dem Computer der Rüstung, das primäre und das sekundäre Atemgerät zu verbinden und den Helm am Nacken zu versiegeln. Nun war er völlig eingeschlossen. Nun war er zu Hause.

Einst hatte er die Rüstung gehasst, sie als kalt und fremdartig empfunden, aber inzwischen wusste er es besser. Es war schon immer sein Schicksal gewesen, sie zu tragen, wie es schon immer das Schicksal der Jedi gewesen war, ihre Prinzipien zu verraten. Es war ihm vorausbestimmt gewesen, auf Mustafar gegen Obi-Wan zu kämpfen und zu versagen – denn nur durch dieses Versagen hatte er gelernt.

Die Rüstung trennte ihn vom Rest der Galaxis, von allem. Sie befreite ihn von den Bedürfnissen des Fleisches, den Sorgen des Körpers, die ihn einst geplagt hatten, und sie erlaubte ihm, sich voll und ganz auf seine Verbindung mit der Macht zu konzentrieren.

Er wusste, dass sie andere erschreckte, und das gefiel ihm. Ihr Schrecken war ein Instrument, das er einsetzen konnte, um seine Ziele zu erreichen. Yoda hatte ihm einst erklärt, dass Furcht zu Hass führte, und Hass zu Leid. Doch Yoda hatte sich geirrt. Furcht war das Werkzeug, mit dem die Starken die Schwachen im Zaum hielten. Hass war das Tor zu wahrer Stärke. Und wenn die Starken über die Schwachen herrschten, brachte das nicht Leid hervor, sondern Ordnung. Durch ihre bloße Existenz förderte die Macht die Herrschaft der Starken; sie verlangte nach Ordnung. Die Jedi hatten das nie akzeptieren wollen – sie hatten die Macht missverstanden, und folglich waren sie vernichtet worden. Doch Vaders Meister sah die Wahrheit. Vader sah die Wahrheit. Darum waren sie stark. Darum herrschten sie.

Er erhob sich, während sein Atem in seinen Ohren und auch in der Meditationskammer laut widerhallte und sein Abbild vor ihm auf dem Transparistahl prangte.

Ein Wink seiner behandschuhten Linken ließ die schwarzen Wände durchsichtig werden. Die Kammer stand in der Mitte seiner privaten Kabine an Bord der Bedrohung, sodass er nun durch das große Aussichtsfenster zu den zahllosen Welten und Sternen der Galaxis hinausblicken konnte.

Es war seine Pflicht, sie alle zu beherrschen, das hatte er inzwischen erkannt. Die Macht wollte es so. Existenz ohne Regeln war chaotisch, unzureichend. Die Macht, diese unsichtbare, allumfassende Energie, verlangte nach Ordnung. Sie war das Werkzeug, mit dem sich Ordnung herstellen lassen konnte, lassen sollte, lassen musste, und zwar nicht durch Harmonie, nicht durch friedliche Koexistenz. Das war die Philosophie der Jedi gewesen, ein törichter, zum Scheitern verdammter Ansatz, der nur noch mehr Chaos hervorbrachte. Vader und sein Meister sorgten durch Eroberung, durch Zwang, durch völlige Unterwerfung für Ordnung, indem sie die Schwachen vor dem Willen der Starken auf die Knie zwangen.

Die Geschichte der Jedi war eine Geschichte voller Chaos gewesen, geprägt durch sporadische Kriege, die dieses Chaos erzeugten. Die Geschichte des Imperiums hingegen würde eine des erzwungenen Friedens und der eisern durchgesetzten Ordnung sein.

Eine eingehende Übertragung ließ das Interkomm summen. Vader aktivierte es, und das Hologramm von Captain Luitt, dem adlergesichtigen, grauhaarigen Kommandanten der Bedrohung erschien vor ihm in der Luft.

»Lord Vader, es gab einen Zwischenfall bei den Yaga-Minor-Schiffswerften.«

»Was für eine Art Zwischenfall, Captain?«

Die Lichter der Brückencomputer blinkten in dem Takt, den der Puls des Schiffes und die Aktivitäten der Mannschaft diktierten – jenes zusammengewürfelten Haufens von Widerstandskämpfern, die über die Konsolen gebeugt saßen. Cham stand hinter der Steuerfrau und blickte abwechselnd auf den Hauptschirm und die Scanner, während er in Gedanken die Worte aufsagte, die er vor langer, langer Zeit ins Grundgestein seines Bewusstseins gemeißelt hatte, um sie wann immer nötig hervorzukramen und sich ins Gedächtnis zu rufen:

Ich bin kein Terrorist, sondern ein Freiheitskämpfer. Kein Terrorist, sondern ein Freiheitskämpfer.

Seit beinahe zehn Standardjahren kämpfte er nun schon für sein Volk und für Ryloth – zuerst gegen die Republik, als sie versucht hatte, den Planeten zu annektieren, und nun gegen das Imperium, das versuchte, ihn auszubeuten.

Freiheit für Ryloth.

Das war der Gedanke, der Kampfschrei, das Banner, dem er sein Leben gewidmet hatte.

Denn Ryloth war nicht frei.

Es war so gekommen, wie Cham es schon während der Klonkriege befürchtet hatte: Auf einen wohlmeinenden Besatzer war der nächste, weniger wohlwollende gefolgt, und die Republik hatte sich durch die Alchemie des Ehrgeizes in das Imperium verwandelt.

Heute nannten sie Ryloth ein imperiales Protektorat; auf imperialen Sternkarten war der Planet zwar als »frei und unabhängig« aufgeführt, aber diesen Worten wohnte eine tiefe Ironie inne, denn nichts hätte weiter von der Wahrheit entfernt sein können.

Ryloth war nicht frei.

Orn Free Taa, der übergewichtige Vertreter des Planeten im imperialen Senat – jener nunmehr bedeutungslosen Ansammlung von Speichelleckern –, verriet sein Volk, indem er die lächerlichen Ansprüche des Imperiums zu rechtfertigen versuchte. Doch leider gab es viele wie ihn; Leute, die bereitwillig mit den Imperialen zusammenarbeiteten oder vor den Sturmtruppen das Knie beugten.

Und darum … war Ryloth nicht frei.

Doch eines Tages würde sich das ändern, dafür würde Cham sorgen. Im Lauf der Jahre hatte er Hunderte von Gleichgesinnten um sich geschart und ausgebildet, die meisten von ihnen – aber nicht alle – Twi’leks; er hatte ein Netz freundlich gesonnener Kontaktpersonen und Informanten im gesamten System aufgebaut; er hatte geheime Basen eingerichtet und Ausrüstung gehortet; und er hatte zahlreiche Überfälle auf die Imperialen geplant und durchgeführt – vorsichtige Überfälle, zugegeben, aber nichtsdestotrotz effektiv. Dutzende toter Sturmtruppler waren der Beweis für die zunehmende Schlagkraft seiner Bewegung »Freiheit für Ryloth«.

Kein Terrorist, sondern ein Freiheitskämpfer.

Er legte der Steuerfrau aufmunternd die Hand auf die Schulter und spürte, dass ihre Muskeln verspannt waren. Wie die meisten anderen war sie eine Twi’lek, und Cham bezweifelte, dass sie je etwas Größeres geflogen hatte als einen Schluchtenhüpfer; nichts, was sich mit einem gepanzerten Frachter wie diesem vergleichen ließ.

»Halt sie einfach nur ruhig«, sagte er. »Heute sind keine außergewöhnlichen Manöver nötig.«

»Hoffen wir’s«, murmelte Isval hinter ihm.

Die Steuerfrau atmete laut aus und nickte. Ihre Lekku, die Tentakel, die von ihrem Hinterkopf auf ihre Schultern hinabhingen, entspannten sich unmerklich. »Aye, Sir. Nichts Außergwöhnliches.«

Isval trat neben Cham und blickte auf den Hauptschirm.

»Wo sind sie bloß?«, brummte sie. Das dunkle Blau ihrer Haut und das nervöse Zucken ihrer Lekku verriet ihre Unruhe. »Wir haben seit Tagen nichts gehört.«

Wenn Isval sprach, war es eigentlich immer ein Brummen. Sie wirkte stets rastlos, wie ein Wanderer, gefangen in einem Käfig, den nur sie sehen konnte, indem sie auf und ab ging und sich gegen die Gitterstäbe stemmte. In dieser Hinsicht erinnerte sie Cham an seine Tochter, Hera, die er jedes Mal schrecklich vermisste, wenn er sich Gedanken an sie gestattete. Er schätzte Isvals unermüdlichen Tatendrang, weil er selbst das genaue Gegenteil davon darstellte und die Bewegung beides brauchte: seine Besonnenheit, ihre Spontanität; seine Diszipliniertheit, ihre Flexibilität.

»Bleib ruhig«, sagte er leise. Er wusste nicht, wie oft er diese Worte schon an sie gerichtet hatte.

Seine Hände, die er hinter dem Rücken verschränkt hatte, waren trotz seines ruhigen Tonfalls nass vor Schweiß. Er blickte zum Datendisplay der Brücke. Gleich war es so weit. »Noch sind sie nicht zu spät. Und falls sie gescheitert wären, hätten wir davon gehört.«

Ihre Entgegnung ließ nicht lange auf sich warten. »Hätten sie Erfolg gehabt, hätten wir auch davon hören sollen, oder etwa nicht?«

Er schüttelte den Kopf, und seine Lekku wiegten sich hin und her. »Nicht unbedingt. Pok ist schlau; er würde jeglichen Kommverkehr vermeiden, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Außerdem könnte es sein, dass sie erst noch Verfolger abschütteln und irgendwo ihre Energiezellen aufladen mussten. Es ist ein weiter Weg hierher.«

»Ich glaube, er hätte sich gemeldet«, beharrte Isval. »Vielleicht wurde das Schiff während des Überfalls in die Luft gesprengt. Vielleicht sind sie alle tot.«

Diese Worte sprach sie laut aus, und mehrere Köpfe auf der Brücke wandten sich von ihren Stationen ab und blickten besorgt zu ihnen hinüber.

»Sie sind nicht tot.« Cham legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ruhig, Isval. Ruhig.«

Sie schnitt eine Grimasse und schluckte heftig, als würde sie versuchen, einen üblen Nachgeschmack loszuwerden, dann trat sie zurück und begann wieder auf und ab zu gehen. »Ruhe? So etwas gibt es nur bei Toten.«

Er lächelte. »Dann lass uns noch ein Weilchen mit dem Krieg vorliebnehmen, ja?«

Seine Worte ließen sie innehalten und entlockten ihr ein kurzes, halbherziges Schmunzeln – näher kam sie einem echten Lächeln eigentlich nie. Cham wusste nicht, was man ihr während ihrer Zeit als Sklavin angetan hatte, aber es musste schrecklich gewesen sein. Ein Blinder konnte sehen, dass sie einiges durchgemacht hatte.

»Zurück an die Arbeit, Leute«, befahl er. »Bleibt wachsam.«

Einmal mehr breitete sich Schweigen auf der Brücke aus, und Hoffnung hing in der stillen Luft, so zerbrechlich, dass ein falsches Wort ausreichen würde, sie zerbrechen zu lassen. Das erbarmungslose Gravitationsfeld des Wartens zog die Blicke der Anwesenden immer wieder zur Zeitanzeige auf dem Datendisplay.

Der Frachter versteckte sich in den Ringen um einen der Gasriesen des Systems. Das Metallerz in den Gesteinsbrocken, die diese Ringe formten, schirmte sie vor jeglichen Scannern ab.

»Navigator, wir steigen über die Ebene der Ringe«, sagte Cham.

Sie mochten sich in einem abgelegenen System befinden, dennoch war es riskant, ihre Deckung zu verlassen. Die gefälschten Transponderdaten würden einer genaueren Überprüfung nicht standhalten, und die Sonden und Drohnen des Imperiums waren überall, um Palpatines absolute Kontrolle über die Galaxis zu sichern und mögliche Unruheherde aufzuspüren. Falls man sie entdeckte, würde ihnen nichts anderes übrigbleiben, als zu fliehen.

»Vergrößert den Bildausschnitt, sobald wir klares Sichtfeld haben.«

Selbst bei maximaler Vergrößerung würde ihnen der Schirm weniger zeigen als die Langstreckensensoren, aber Cham wollte sich mit eigenen Augen ein Bild von der Lage machen, nicht nur auf Datenzeilen starren.

Isval ging weiter auf und ab.

Das Schiff driftete nach oben, aus dem Meer von Eis und Fels hinaus, und die Darstellung auf dem Hauptschirm zoomte das äußere System heran. Ein einsamer, lebloser Planetoid kreiste dort vor dem Zwinkern zahlloser Sterne rings um die trübe Sonne, und im Hintergrund unterbrach ein Lichtjahre entfernter, blutfarbener Sternnebel die Schwärze des Alls.

Cham starrte den Schirm an, als könnte er seine Kameraden allein durch seine Willenskraft herbeirufen. Vorausgesetzt, dass sie noch lebten. Die Operation war äußerst riskant gewesen, aber auch notwendig, um weitere schwere Waffen in ihren Besitz zu bringen, vielleicht sogar dafür zu sorgen, dass das Imperium einen Teil seiner Truppen von Ryloth abzog. Doch Cham musste zugeben, dass es ihm auch darum gegangen war, eine unmissverständliche Nachricht zu senden, zu zeigen, dass nicht alle Twi’leks auf Ryloth die imperiale Herrschaft schweigend akzeptierten. Er hatte den Funken entzünden wollen, der ein Lauffeuer in der gesamten Galaxis auslösen sollte.

»Komm schon, Pok«, flüsterte er, und das unfreiwillige Zucken seiner Lekku verriet seine Anspannung. Er kannte Pok seit Jahren und zählte ihn zu seinen Freunden.

Isval murmelte ebenfalls, ein kaum verständlicher Strom von Twi’lek-Verwünschungen.

Der vereinbarte Zeitpunkt kam und verging, und mit ihm verschwand auch die Hoffnung der Mannschaft. Leises Seufzen und angelegte Lekku an allen Stationen.

»Geduld, Leute«, munterte Cham sie auf. »Wir warten weiter. Bis wir Gewissheit haben.«

»Wir warten«, stimmte Isval mit einem Nicken zu. Sie setzte ihr Hin und Her fort, starrte dabei auf den Hauptschirm, als wollte sie ihn herausfordern, ihr endlich irgendetwas zu zeigen.

Die Sekunden zogen sich in die Länge. Die Mannschaft rutschte auf ihren Sesseln hin und her, wechselte wiederholt enttäuschte Blicke. Cham musste sich beherrschen, um nicht mit den Zähnen zu knirschen.

Schließlich brach die Technikerin an der Scannerstation den Bann.

»Ich hab was!«, rief sie.

Cham und Isval eilten zu ihr hinüber, und sämtliche Blicke folgten ihnen.

»Es ist ein Schiff!«, sagte die Technikerin.

Ein erleichtertes, zufriedenes Gemurmel wurde unter den Mannschaftsmitgliedern laut, und Cham konnte fast hören, wie sie grinsten. Er beugte sich über den Schirm.

»Das ist ein imperialer Transporter«, stellte er fest.

»Unser imperialer Transporter«, fügte Isval an.

Ein paar der anderen jubelten leise.

»Bleibt wachsam, Leute«, ermahnte Cham sie, aber nicht einmal er konnte sich ein Lächeln verkneifen.

»Sie kontaktieren uns«, meldete die Technikerin. »Sie sind es, Sir. Sie sind es!«

»Auf die Lautsprecher«, befahl er. »Und gebt den Jungs an der Luftschleuse Bescheid. Wir müssen diese Waffen an Bord schaffen und dann schnellstmöglich dieses Schiff zerstören …«

Statisches Rauschen erklang, gefolgt von Poks Stimme. »Verschwindet von hier! Sofort!«

»Pok?« Chams Freude schlug in Sorge um. »Was ist los?«

»Es ist Vader, Cham. Verschwindet! Wir dachten, wir hätten ihn abgehängt. Wir sind von einem System ins nächste gesprungen, um sie loszuwerden. Ich dachte wirklich, wir hätten es geschafft, aber sie sind noch immer hinter uns her! Ihr müsst abhauen!«

Die Technikerin blickte zu Cham hoch, und ihre lavendelfarbene Haut färbte sich um die Wangen zu einem tiefen Dunkelblau. »Weitere Schiffe tauchen aus dem Hyperraum auf, Sir. Mehr als ein Dutzend, alle sehr klein.« Ihre Stimme klang angespannt. »Vermutlich V-Flügler. Vielleicht Abfangjäger.«

Isval war nicht die Einzige, die daraufhin laut fluchte.

»Auf eure Stationen, Leute!«, rief Cham.

Vaders modifizierter Eta-Abfangjäger führte die Sternjägerstaffel an, als sie aus dem wirbelnden Tunnel des Hyperraums in den schwarzen Normalraum zurückstürzte. Ein kurzer Scan verriet ihm die Position des gestohlenen Waffentransporters, den sie seit dem Beginn dieser Jagd durch mehrere Sternsysteme verfolgt hatten. Die Staffel schaltete die Hyperraum-Ringe ab – diesmal würde ihre Beute nicht entkommen.

Hinter dem aufgequollenen Mittelteil mit den Frachträumen wies der Transporter in der Nähe seiner drei Triebwerke deutliche Blasterschäden auf.

»Angriffsformation«, sagte Vader, und die anderen Piloten kamen dem Befehl mit einer knappen Bestätigung nach.

Um sicherzugehen, dass die Schiffsentführer sie nicht in einen Hinterhalt locken wollten, führte der dunkle Lord zusätzlich einen Scan des Systems durch. Die Sensoren des Abfangjägers zeigten ihm nur ein Paar riesiger, von Ringen umschlossener Gasriesen, jeder mit mehreren Monden, einen Asteroidengürtel zwischen den Planeten, die weit entfernte Sonne und eine Handvoll Planetoiden am äußeren Rand. Davon abgesehen war dieses System ein lebensfeindliches Niemandsland.

»Scans zeigen keine anderen Schiffe im System«, erklärte er.

»Bestätige«, erwiderte der Staffelführer.

Die Stimme eines anderen Piloten drang aus dem Komm: »Sie fahren die Triebwerke für einen weiteren Sprung hoch, Lord Vader.«

»Folgen Sie mir«, befahl der dunkle Lord und beschleunigte auf Angriffsgeschwindigkeit. »Wir dürfen nicht zulassen, dass sie das System verlassen.«

Die V-Flügler und sein Eta waren deutlich schneller und manövrierfähiger als der Transporter, und so kamen sie rasch näher. Vader würdigte die Instrumente keines Blickes, während die Distanz zu ihrem Ziel dahinschmolz. Er verließ sich ganz auf die Macht, flog nach Gefühl, so wie immer.

Noch bevor sie bis auf Waffenreichweite herankamen, leckte eine blaue Flammenzunge aus dem Heck des Frachters; eines der Triebwerke hatte den Geist aufgegeben. Die Entführer hatten dem Schiff während ihrer Flucht einfach zu viel abverlangt.

»Neutralisieren Sie die Schilde und die beiden übrigen Triebwerke«, sagte Vader. Dann konnte ihr Feind nicht mehr in den Hyperraum springen. »Das Schiff selbst darf nicht zerstört werden.«

Die Waffensysteme des Transporters hatten eine größere Reichweite als die Blaster der Sternjäger, und sie eröffneten das Feuer, noch bevor die Imperialen ihren Angriff beginnen konnten.

»Ausweichen«, rief der Staffelführer, als die automatischen Geschütze ein Netz aus grünen Linien in den Raum zwischen den Schiffen woben. Die Jagdmaschinen tauchten, sich drehend und wirbelnd, unter dem Beschuss hinweg.

Vader nahm die Schüsse des Transporters nicht nur mit seinen Augen wahr, sondern auch mit der Macht. Er zog den Eta nach links und um ein paar Grad nach unten, wobei er sich dem Feind aber weiter näherte. Einer der V-Flügler links von ihm wurde getroffen; sein Flügel löste sich in seine Bestandteile auf, und die Maschine trudelte sich überschlagend und Flammen speiend in die Weite des Systems davon.

Nun schwenkten auch die großen, bemannten Geschützkuppeln auf beiden Seiten des Frachters herum und schickten den Imperialen eine Salve breiter Plasmastrahlen entgegen.

»Weiter auseinanderrücken«, befahl der Staffelführer über das Komm.

Ein roter Lichtblitz durchbohrte einen V-Flügler und verwandelte ihn in Sternenstaub.

»Konzentrieren Sie Ihr Feuer auf die hinteren Schilde«, ordnete Vader an, während sein Abfangjäger in einer Fassrolle zwischen den roten und grünen Energiestrahlen hindurchraste – und dann war er in Reichweite. Er feuerte, und Zwillingsblitze aus Plasma brannten sich in die Schilde des Transporters. Der Sith neigte seine Maschine zur Seite, um den Einschlagswinkel abzuflachen; er wollte nicht das Schiff beschädigen, wenn die Schilde plötzlich nachgaben.

Der Rest der Staffel folgte seinem Beispiel und beharkte ihr Ziel von mehreren Seiten. Der Frachter bäumte sich unter dem Beschuss auf, und seine Schilde flackerten angesichts der gewaltigen Energiemengen, die sie absorbieren mussten – mit jedem Treffer wurden sie sichtbar schwächer. Die Jagdmaschinen zogen an ihrer Beute vorbei, verfolgt von den grünen und roten Leuchtfingern der Geschütze.

»Wir wenden für einen zweiten Angriff«, meldete sich wieder der Staffelführer. »Behalten Sie diese Distanz zueinander bei. Diesmal nähern wir uns von unten.«

Eine Hälfte der Staffel beschrieb eine Linkskehre, die andere wendete in einem Bogen nach rechts, dann kamen sie auf ihrem neuen Abfangkurs wieder zusammen. Vader bremste ein wenig ab und ließ sich hinter die anderen Maschinen zurückfallen.

»Neutralisieren Sie die Schilde bei diesem Anflug«, sagte er. »Ich habe da eine Idee.«

Pok hatte den Kanal offen gelassen, damit Cham und seine Leute die hektische Aktivität auf der Brücke des gestohlenen Frachters hören konnten – Poks gebellte Befehle, die Rufe der anderen, das Trommeln der Blastertreffer gegen die Schilde.

»Pok!«, sagte Cham. »Wir können euch helfen!«

»Nein! Wir haben nur noch ein Triebwerk, und irgendwo hinter diesen V-Flüglern ist ein Sternzerstörer. Ihr könnt nichts für uns tun.« Anschließend rief Pok, an seine eigene Mannschaft gerichtet: »Fahrt das HyperTriebwerk wieder hoch!«

Eine Explosion jagte einen Schwall statischen Knisterns und das Jaulen einer Rückkopplung durch die Lautsprecher.

»Schilde bei zehn Prozent«, meldete jemand auf Poks Brücke.

»HyperTriebwerk noch immer nicht einsatzbereit«, verkündete eine andere Stimme.

Isval packte Cham am Arm, so fest, dass es wehtat, dann sagte sie in leisem, barschem Tonfall: »Wir müssen ihnen helfen.«

Doch was konnten sie tun? Falls sie den Schutz der Ringe verließen, würden die V-Flügler oder Abfangjäger – oder was immer diese Maschinen da draußen waren – sie mit ihren Sensoren erfassen, und Cham wusste, dass das für ihr Schiff das Todesurteil wäre.

»Nein«, wandte er sich an seine Mannschaft. »Wir bleiben hier.«

Vader beobachtete, wie der Transporter hart nach Backbord kippte, sodass er die näher kommenden Sternjäger mit beiden Geschützkuppeln unter Beschuss nehmen konnte. Im selben Moment, als die imperialen Maschinen in Reichweite kamen, entfesselten die automatischen Kanonen und bemannten Geschütze ein Inferno aus supererhitztem Plasma. Die V-Flügler drehten und wanden sich im Spiralflug durch dieses Netz aus grüner und roter Energie.

Vader, der sich weiter zurückhielt, lenkte seinen Eta über den anderen durch das feindliche Feuer. Unter ihm wurde ein dritter Sternjäger getroffen, und als er explodierte, prasselten die Trümmer gegen Vaders Cockpit.

Kurz darauf waren die V-Flügler in Reichweite und eröffneten ihrerseits das Feuer. Die Schilde des Frachters brachen fast augenblicklich zusammen.

»Schilde sind unten, Lord Vader«, meldete der Staffelführer.

»Ich kümmere mich um die Triebwerke«, erklärte der dunkle Lord. »Zerstören Sie die Laserbatterien und die Backbord- und Steuerbord-Geschützkuppeln.«

Die Piloten seiner Staffel waren aufgrund ihrer ausgezeichneten Fähigkeiten und ihrer Abschussquote ausgewählt worden, und sie kamen seinem Befehl ohne Zögern nach. Explosionen loderten von der Hülle des Transporters hoch, als die Kanonen in kleinen Feuerbällen vergingen. Das Schiff zitterte unter den Erschütterungen, während die Jäger davonbrausten, wendeten und zu einem weiteren Angriff ansetzten.

Vader zog seine Maschine derweil nach links unten, visierte die Triebwerke an und tippte zweimal auf den Feuerknopf. Feuer schlug aus dem Heck des Frachters, und Trümmer wirbelten ins All davon. Eine Reihe schwächerer Explosionen rüttelte das Schiff durch, aber davon abgesehen blieb es intakt. Der Sith bremste noch weiter ab, um hinter seiner Beute zu bleiben.

»Sie wird jetzt nur noch vom Trägheitsmoment angetrieben«, sagte der Staffelführer. »Wenn die Bedrohung eintrifft, kann sie den Transporter mit dem Traktorstrahl an Bord ziehen.«

»Ich habe nicht vor, diesen Kriminellen so viel Zeit zu geben«, erwiderte Vader. Er wusste, dass die Entführer versuchen würden, den Frachter in die Luft zu sprengen, und bei all den Waffen in den Frachträumen würde ihnen das auch ohne größere Schwierigkeiten gelingen. »Ich gehe an Bord.«

»Sir, die Andockklammern sind zu stark beschädigt, und der Transporter hat keinen Hangar«, begann der Staffelführer.

»Dessen bin ich mir bewusst, Commander.«

Inzwischen war nur noch eine Geschützkuppel übrig, und der Entführer, der sie bemannte, nahm Vaders Jäger unter Beschuss. Von der Macht geleitet, zog der Sith den Eta zur Seite, nach oben, nach unten, immer knapp außerhalb der zerstörerischen Lichtblitze, und beschleunigte dabei. Er konnte den Schützen in der transparenten Kuppel sehen, aber mehr noch, er spürte seine unbedeutende, kleine Präsenz im Netz der Macht.

»Sir …«, begann der Commander, als die V-Flügler-Staffel wieder auf den Transporter zukam, aber Vader würdigte ihn keiner Antwort.

Stattdessen drückte er einen Knopf und saugte die Atmosphäre aus dem Cockpit. Nun schützte ihn nur noch seine Rüstung vor dem Vakuum, während er, weiterhin im Zickzack dem feindlichen Beschuss ausweichend, auf den Transporter zuhielt. Er wählte einen Punkt oberhalb des Kanoniers, konzentrierte erst seine Sinne und dann die Macht auf diesen Fleck.

Der Abfangjäger raste geradewegs auf die Geschützkuppel zu. Zufrieden mit der Flugbahn, löste Vader die Sicherheitsgurte, dann setzte er die Sicherheitssysteme des Eta außer Kraft, sprengte die Cockpitluke ab und katapultierte sich nach draußen ins All.

Einen Moment später wirbelte er durch die Schwerelosigkeit, und das Schiff und die Sterne tanzten rasend schnell um ihn herum. Doch er hielt seine Sinne weiter auf die Einstiegsluke neben der Geschützkuppel konzentriert, und seine Rüstung, versiegelt und druckgeschützt, hielt die Kälte des Alls von ihm fern. Das Ächzen des Atemgeräts dröhnte laut in seinen Ohren.

Sein Sternjäger bohrte sich in die Kuppel, und im Vakuum spielte sich der Zusammenstoß in unheimlicher Stille ab. Einen Moment lang loderten Flammen auf, aber wirklich nur einen Moment, dann verblasste die Explosion, und übrig blieben nur die Trümmer, die in alle Richtungen davonflogen. Der Transporter neigte sich auf die Seite.

Ein lautes Donnern hallte aus dem Komm, dann heulten Alarmsirenen los, und auf Poks Brücke entstand eine Kakophonie schriller, einander übertönender Stimmen.

»Pok, was ist passiert?«, fragte Cham. »Seid ihr noch flugtauglich?«

»Es gab eine Kollision! Scheint nicht weiter schlimm gewesen zu sein. Ich brauche eine Schadensmeldung«, wandte Pok sich an einen seiner Leute. »Und schickt jemanden rüber zur Kuppel.«

»Sir! Sir!«, drang die panische Stimme des Staffelführers aus Vaders Helmkomm. »Lord Vader! Was ist passiert, Sir?«

Er antwortete in ruhigem Tonfall. »Ich habe an den Transporter angedockt, Commander.«

Er stieß sich von dem Griff der Einstiegsluke ab und ließ seinen Körper von der Macht auf das gezackte, rauchende Loch zutragen, wo sich einmal die Geschützkuppel befunden hatte. Gerissene Leitungen und Kabel hingen von den Rändern der Öffnung, entließen Gase und Funken ins All. Ein Teil des Sternjägers hatte die Explosion überlebt und war in der Bordwand des Transporters verkeilt; der Rest war beim Aufprall zerstört worden.

Vader arbeitete sich durch die Verwüstung, bis er die Überreste eines Korridors erreichte. Metall- und Instrumententeile trieben in der Schwerelosigkeit, und die Wände qualmten noch immer von der Hitze der Explosion. Als er über die Schulter blickte, konnte er die V-Flügler sehen, die jenseits des gezackten Loches an dem Frachter vorbeiflogen.

»Sir?«, fragte der Staffelführer.

»Alles unter Kontrolle, Commander.«

Mehrere Piloten wisperten beeindruckt in ihre Komms.

»Kommdisziplin wahren«, schnappte ihr Kommandant, aber auch in seiner Stimme konnte Vader ungläubiges Staunen hören. »Mein Lord … Es sind Dutzende Kriminelle an Bord dieses Schiffes.«

»Nicht mehr lange, Commander«, entgegnete der Sith. »Ihre Aufgabe ab jetzt ist es, diesen Transporter zu eskortieren. Falls sich daran etwas ändern sollte, werde ich es Ihnen mitteilen.«

Eine Pause, dann: »Jawohl, Sir.«

Die Notfallsysteme hatten den Korridor abgeriegelt, aber Vader kannte die Codes, um die Sicherheitsprotokolle zu überlisten. Die schwere Schutztür öffnete sich, und aus dem dahinterliegenden Gang entwich zischend Luft in das Vakuum. Der dunkle Lord trat durch die Öffnung, dann schloss er die Tür wieder hinter sich. Ein paar Tastendrücke auf der Kontrolltafel an der Wand, und die Atmosphäre im Korridor war wiederhergestellt. Das schrille Heulen des Alarms plärrte aus den Wandlautsprechern.

Am anderen Ende des Ganges öffnete sich eine Luke, und ein purpurhäutiger Twi’lek in einer behelfsmäßigen Kampfrüstung stolperte hindurch. Als er Vader erblickte, zuckten seine Lekku. Mit geweiteten Augen griff er nach dem Blaster an seinem Gürtel, riss ihn hoch und drückte den Abzug. Doch da hatte der Sith bereits sein Lichtschwert gezückt und aktiviert. Er lenkte den Schuss in die Wand ab, hob die freie Hand und krümmte Daumen und Zeigefinger, während er die Macht benutzte, um die Luftröhre des Twi’lek zusammenzuquetschen.

Der Rebell griff panisch nach seinem Hals, als Vader ihn vom Boden hochhob, aber zumindest ließ er seine Waffe nicht los. Würgend und sterbend schaffte er es sogar, noch einen weiteren Schuss abzugeben. Doch der dunkle Lord hielt ihn weiter in seinem unsichtbaren Würgegriff gefangen und wehrte den Blasterstrahl unbeeindruckt mit dem Lichtschwert ab. Um nicht noch mehr Zeit mit dem Twi’lek zu vergeuden, bewegte Vader seine rechte Hand nach links und rechts und rammte den Schiffsentführer mithilfe der Macht gegen die Wände des Korridors, so brutal, dass seine Knochen splitterten. Gerade als er den zerschmetterten Körper zu Boden fallen ließ, drang eine Stimme aus dem Kommlink am Gürtel des Toten.

»Tymo! Tymo! Was ist da hinten los? Hörst du mich? Kannst du mich hören?«

Vader deaktivierte sein Lichtschwert, hob das Komm auf und öffnete den Kanal, sodass das Keuchen seiner Atemmaske durch den Kanal hallte.

»Wer ist da?«

Der Sith-Lord antwortete nur mit seinem Atem.

»Tymo, bist du das? Bist du verletzt?«

»Ich komme euch jetzt holen«, sagte Vader.

Anschließend zerquetschte er den Kommunikator in seiner Faust, zündete erneut sein Lichtschwert und stieg über den toten Twi’lek hinweg.

2. Kapitel

Cham und Isval wechselten einen entsetzten Blick. Sie hatten den Wortwechsel über den offenen Kanal verfolgt, und sie wussten, was dieses keuchende, maschinelle Atemgeräusch bedeutete.

»War das …?«, begann Isval.

»Vader«, murmelte Cham. »Er muss es gewesen sein. Pok?«

Sie hatten schon mehr als genug über Darth Vader gehört.

Nun hörten sie rein gar nichts; eine drückende Stille breitete sich auf der Brücke aus.

»Was wissen wir?«, fragte Cham mit gesenkter Stimme.

Sie schüttelte den Kopf, wobei sich ihre Lekku vor Anspannung krümmten. »Nicht viel. Geschichten aus zweiter und dritter Hand. Seine Offiziere hassen ihn angeblich, aber die Sturmtruppen verehren ihn.«

»Wie ist er an Bord von Poks Schiff gelangt?«

Isval zog die Schultern hoch. Sie stand völlig still – kein gutes Zeichen. »Es heißt, er kann Dinge tun, zu denen niemand in der Lage sein sollte. Jeder hat Angst vor ihm. Das ist übel, Cham.«

»Ich weiß.« Er folgte ihrem Blick zum Hauptschirm. Der gestohlene Frachter war natürlich nicht zu sehen, aber er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie das Schiff dort draußen zwischen den Sternen hing. Und Vader war an Bord.

»Wie ist die Lage, Pok?«

Sein Freund antwortete nicht sofort – vermutlich hatte er gerade Wichtigeres zu tun –, doch dann: »Die Triebwerke sind tot, unsere Waffen sind zerstört, und irgendwie … wurden wir geentert. Ihr habt es ja gehört.«

»Wie ist er an Bord gekommen?«, fragte Cham. »Ist er allein?«

»Keine Ahnung«, gestand Pok, dann wandte er sich an jemanden auf seiner Brücke. »Ich brauche diese Information jetzt«, sagte er. »Cham, ich habe hier sechsundzwanzig Mann. Wir können kämpfen. Ihnen zumindest eine blutige Nase verpassen.«

»Pok …«, begann Cham, aber sein Freund entband ihn von der Pflicht, den Satz zu beenden.

»Keine Sorge, wir lassen uns nicht lebend gefangen nehmen. Meine Leute kannten das Risiko, als sie sich freiwillig meldeten. Leider funktioniert die Selbstzerstörung nicht, wenn die Triebwerke heruntergefahren sind, aber einige meiner besten Männer sind in den Frachträumen. Wir werden den Sprengstoff dort unten scharfmachen und … Was? Einen Moment, Cham.« Cham hörte eine Stimme im Hintergrund, konnte aber nicht verstehen, was sie sagte. Pok schnappte: »Dann holt sie ans Komm. Jetzt gleich.«

Eine Pause, dann wieder die andere Stimme, deutlicher diesmal. »Sie antworten nicht«, erklärte sie.

Cham schaltete das Komm auf stumm und blickte einen seiner Techniker an. »Wir bleiben in Deckung. Gib Bescheid, falls einer dieser V-Flügler sich auch nur in unsere Richtung bewegt.«

Er wusste, dass diese Maschinen keine Langstreckensensoren besaßen, aber ihr Schiff befand sich am äußersten Rand des Ringes. Selbst ein V-Flügler würde sie entdecken, wenn er nur nahe genug herankam.

»Jawohl«, bestätigte der Techniker. »Sie scheinen rings um den Transporter in Formation gegangen zu sein.«

»Wir dürfen nicht zulassen, dass sie sich selbst in die Luft sprengen«, erklärte Isval mit gepresster Stimme. »Wir müssen da raus und ihnen helfen. Ich bin sicher, wir können uns einen Fluchtweg freischießen.«

»Sie sind so gut wie tot«, entgegnete Cham, und er bereute seine Wortwahl, noch bevor er ausgesprochen hatte.

»Cham …«

Er ignorierte sie und drückte wieder den Kommknopf. »Pok?«

Ein Räuspern drang aus den Lautsprechern, ansonsten herrschte Stille auf der Brücke. »Ich habe meine Leute in den Frachträumen verloren. Ich weiß nicht, was … Sie antworten nicht mehr. Vader muss sie erwischt haben.«

Cham ballte die Hand zur Faust, beherrschte sich aber. »Ich verstehe.«

»Wir sollten ihnen helfen«, presste Isval zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, jede Silbe gedehnt, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.

Er schaltete die Verbindung erneut stumm und wirbelte zu ihr herum, kurz davor, die Geduld zu verlieren.

»Und wie, Isval? Sie sind manövrierunfähig und umzingelt! Selbst falls es uns gelingen würde, jeden dieser V-Flügler zu zerstören – und das würde es nicht –, bräuchten wir zu lange, um sie von ihrem Schiff auf unseres zu bringen. Ein Sternzerstörer ist auf dem Weg hierher. Und da ist ein … Mensch an Bord, der eigenhändig eine ganze Gruppe von Poks besten Männern ausgeschaltet hat!«

Sie hielt seinem Ausbruch stand, wich nicht zurück, obwohl der Rest der Mannschaft sich hastig über die Stationen beugte.

»Vader ist kein Mensch«, sagte sie angespannt. »Zumindest nicht nach dem, was ich gehört habe.«

»Oh doch, er ist ein Mensch«, widersprach Cham, laut genug, dass jeder auf der Brücke es hören konnte. »Er muss ein Mensch sein. Aber falls wir jetzt versuchen einzugreifen, sind wir am Ende alle tot. Pok weiß das; seine Leute wissen das. Und wir wissen es auch.« Er ließ seine Schultern sinken und blickte auf den Hauptschirm. »Es mag uns nicht gefallen, aber wir wissen es alle.«

Poks Stimme hallte aus dem Komm. »Cham hat recht. Wir kannten das Risiko, und wir sind es ganz bewusst eingegangen.«

Cham fluchte; hatte er die Verbindung nicht auf stumm geschaltet? »Pok, es tut mir leid.« Emotionen schnürten ihm die Kehle zu. »Ich dachte …«

»Ich weiß.« Sein Freund lachte – ein echtes Lachen. »War das Isval, die ich da gerade gehört habe?«

»Ja«, antwortete sie.

»Noch immer so ungestüm wie ein Sandsturm, hm?«, sagte Pok. »Das ist gut. Es freut mich, dass wir einander Lebewohl sagen können. Pass weiter auf Cham auf, in Ordnung? All seine Prinzipien bringen ihn sonst noch ins Grab.«

»Es muss kein Lebewohl sein«, erwiderte sie, ihr Blick starr auf Cham gerichtet.

»Doch, das muss es. Und immerhin werden wir Vader mitnehmen. Wir haben einen Hinterhalt für ihn vorbereitet …«

Jemand auf der anderen Seite der Verbindung unterbrach ihn, und lange Sekunden waren nur gedämpfte Stimmen im Hintergrund zu hören.

»Lagemeldung?«, sagte Pok zu einem Mitglied seiner Mannschaft.

Diesmal gelang es Cham, die Antwort zu verstehen. »Keine Antwort über das Komm.«

»Wie kann das … Da unten haben acht Mann auf ihn gewartet! Was geht hier vor sich?«

»Der Brückenlift kommt hoch«, rief eine andere Stimme.

Als Pok wieder in das Komm sprach, war sein Atem laut zu hören, als hätte er sich dicht über den Empfänger gebeugt. »Cham, wir werden Vader erledigen und das Schiff in die Luft jagen. Niemand kriegt uns lebend.«

»Pok …«, begann Cham.

»Es war mir eine Ehre«, fuhr sein Freund fort. »Ihr müsst den Kampf fortsetzen. Ihr alle.«

Jemand auf der Brücke des anderen Schiffes rief: »Freiheit für Ryloth!«, und der Rest der Brückenmannschaft stimmte lautstark mit ein.

Isval hatte Chams Handgelenk so fest gepackt, dass seine Finger taub wurden. Er starrte das Komm an, als würde es einen Hinweis bergen, eine Lösung, wie sie Pok und die anderen noch retten könnten. Doch es war nur ein Komm.

Seine Leute saßen schweigend an ihren Stationen, die Köpfe gesenkt, und lauschten der Übertragung.

»Die Türen öffnen sich!«, meldete jemand auf dem gestohlenen Transporter.

Blasterfeuer ertönte aus den Lautsprechern, aber nur kurz, dann kehrte Stille ein.

»Da ist niemand«, sagte eine Stimme. »Der Lift ist leer.«

»Überprüft die Kabine«, befahl Pok. »Irgendwo muss er sein …«

Plötzlich ein summendes Geräusch, dann: Schreie, ein dumpfer Aufprall, weitere Blasterschüsse, alles unterlegt von diesem Summen, das mal anschwoll, mal abebbte, bis es schließlich von mehreren Schreien übertönt wurde.

»Pok!«, entfuhr es Isval. »Pok!«

Cham fluchte.

»Was geht da drüben vor sich?«, fragte die Steuerfrau. »Was ist das für ein Geräusch?«

»Ein Lichtschwert«, erklärte er. Während der Klonkriege hatte sich ihm das Surren dieser Waffe ins Gehirn gebrannt, nur, dass es damals Jedi gewesen waren, die sie eingesetzt hatten. Jedi, die unglaubliche Dinge vollbringen konnten – ebenso wie Vader. Doch heute gab es keine Jedi mehr, keine Republik. Es gab nur noch Vader und das Imperium.

Noch ein dumpfer Knall, weitere alarmierte Schreie. Jetzt feuerten nur noch zwei oder drei Blaster, und die verhältnismäßige Stille zwischen den Schüssen wurde von dem lauten, verstärkten Ächzen eines Atemgeräts erfüllt.

»Was ist das? Ist das Vader?«, keuchte Isval, ihr eigener Atem schnell und flach. Hastig schaltete Cham den Ausgangskanal stumm.

Ein gellender Schrei, ein berstendes Krachen, dann nur noch das Summen des Lichtschwerts, mal lauter, mal leiser.

»Für Ryloth!«, hörten sie Pok rufen, bevor noch einmal Blasterschüsse aus dem Lautsprecher dröhnten.

Das Summen schwoll an, und Cham stellte sich vor, wie Vader die Energiestrahlen mit seiner Klinge abwehrte; er hatte so etwas schon früher gesehen. Als die Schüsse abrupt verstummten, nahm ein anderer Laut ihren Platz ein: Poks würgendes Keuchen.

»Er erwürgt ihn!«, stöhnte Isval.

Das Röcheln hielt mehrere Sekunden an, auf perverse Weise konterkariert durch Vaders verstärkten Atem. Cham wusste, dass er die Verbindung unterbrechen sollte, aber er konnte nicht. Jetzt den Kanal zu schließen, das wäre, als würde er Pok ein zweites Mal im Stich lassen.

»Sag mir, was ich wissen muss«, erklang eine tiefe Stimme, »und dein Tod wird schnell sein.«

Sie hörten ein schmerzerfülltes Japsen, ein scharfes Einatmen, dann verfluchte Pok Vader auf Twi’leki.

»Wie du willst«, sagte der dunkle Lord.

Einmal mehr ächzte Pok. Er begann zu würgen, dann kehrte Stille ein, unterbrochen nur von einem dumpfen Laut, als etwas Schweres auf das Deck stürzte.

Isval schrie eine Verwünschung, aber Cham blieb stumm, obwohl ihm das Herz gegen die Rippen hämmerte. Es gab nichts, was er sagen konnte. Somit blieb Vaders mechanischer Atem aus dem Lautsprecher das einzige Geräusch.

»Schalte es ab!«, keifte Isval.

Cham starrte das Komm an. Es sendete nicht mehr, aber es war noch immer auf Empfang geschaltet.

Und alles, was es übertrug, war das laute, unheilvolle Atmen des dunklen Lords.

Cham versuchte sich zusammenzureißen, sog tief den Atem ein, aber in Gedanken war er noch immer bei Pok, bei den letzten, gequälten Lauten vor seinem Tod.

»Eure Verbündeten sind tot«, sagte Vader, und Cham zuckte zusammen.

Isval schlug mit der Hand auf das Komm und schloss den Kanal.

Stille.

»Wir müssen verschwinden«, drängte sie. »Jetzt sofort.«

Doch er wusste, dass es dafür bereits zu spät war. Falls sie jetzt versuchten, aus dem System zu fliehen, würde sie dasselbe Schicksal erwarten wie Poks Mannschaft: Man würde sie jagen, stellen und ermorden.

Als er nicht antwortete, drehte sich Isval zur Steuerfrau um. »Bring uns hier raus.«

Das riss Cham aus seiner Starre. »Nein!« Etwas leiser fügte er hinzu. »Es ist zu spät. Sie werden uns sehen.«

»Die V-Flügler verteilen sich«, meldete der Sensortechniker. »Sieht aus, als würden sie sich umsehen. Außerdem ist gerade ein weiteres Schiff im System angekommen. Ein Sternzerstörer.«

Ein kollektives Keuchen folgte auf diese Worte, und alle Augen richteten sich auf Cham. Sie warteten auf Befehle, auf eine Rettung. Pok war tot, und sie saßen in der Falle. Er durfte jetzt nicht zögern.

»Flieg uns tiefer in den Ring. Wir tarnen uns als Felsbrocken. Fahrt die Lebenserhaltungssysteme bis auf das Minimum runter und schaltet alles andere ab. Wir lassen uns treiben.«

»Wir werden ihnen nicht entkommen können, falls sie uns entdecken«, gab Isval zu bedenken. »Bis wir die Triebwerke wieder hochgefahren haben, sind wir längst …«

»Flucht ist keine Option mehr«, unterbrach er sie nüchtern. »Wir verstecken uns, oder wir sterben. Los geht’s, Navigator.«

Die Steuerfrau nickte und ging daran, den Befehl auszuführen. Ihr Schiff sank tiefer in den Ring, und pockennarbige, asymmetrische Brocken aus umhertrudelndem Eis und Fels füllten den Hauptschirm.

»Systeme runterfahren«, befahl Cham.

»Aye, Sir«, bestätigte der Techniker, und die Lichter und Displays der Brücke wurden dunkel.

Die trübe Notfallbeleuchtung hüllte alles in einen schwachen, orangefarbenen Schein und zeichnete harte Schatten auf die Gesichter der Mannschaftsmitglieder, als sie einander anblickten oder zu der Decke und den Wänden hochsahen.

Eis- und Gesteinstrümmer pochten gegen die Hülle, und da die Lebenserhaltungssysteme auf das Minimum heruntergeschraubt waren, wurde es rasch unangenehm kalt. Unangenehm – aber nicht gefährlich.

Da machte Cham sich schon eher Sorgen darum, dass sie mit einem größeren Felsbrocken zusammenprallen könnten. Die Hülle konnte einiges aushalten, aber sie war nicht unverwundbar, und falls das Schiff durch den Ring zu trudeln begann, von einem Felsen zum anderen, hätten sie keine andere Wahl, als die Triebwerke zu starten.

»Ganz ruhig jetzt, Leute«, sagte er.

Einige senkten die Köpfe, anderen starrten blicklos auf den leeren Hauptschirm. Die Anspannung war schlimmer als die Kälte, auch wenn Cham inzwischen seinen Atem sehen konnte. Er versuchte, nicht zu zittern, als er von Mannschaftsmitglied zu Mannschaftsmitglied ging, auf Schultern klopfte und beruhigende Worte flüsterte. Zurück bei Isval, sagte er mit gesenkter Stimme: »Ich hätte die Verbindung früher unterbrechen sollen. Ich habe uns alle in Gefahr gebracht.«

ENDE DER LESEPROBE