Star Wars™ Im Schatten der Sith - Adam Christopher - E-Book

Star Wars™ Im Schatten der Sith E-Book

Adam Christopher

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Beschreibung

Die fesselnde Vorgeschichte von Rey, der Heldin der Star-Wars-Kinoblockbuster Episode VII bis IX.

Jedi-Meister Luke Skywalker erhält von seinem alten Freund General Lando Calrissian die Nachricht, dass die finsteren Sith nach dem Tod des Imperators wieder aktiv geworden sind: Sie haben Landos Tochter entführt. Ihre Spur verliert sich in den Weiten der Galaxis. Doch dann stoßen die beiden Freunde auf einen Sith-Assassinen, der eine junge Familie jagt. Er will um jeden Preis die kleine Tochter in die Finger kriegen, denn es handelt sich um Rey – die Enkelin des Imperators!


Die Handlung dieses Romans spielt zwischen den Filmen Episode VI »Die Rückkehr der Jedi-Ritter« und Episode VII »Das Erwachen der Macht«. Kennen Sie schon die Star-Wars-Filmbibliothek von Blanvalet? Sie ist jetzt komplett in der edlen Silberedition erhältlich.

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Seitenzahl: 752

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Buch

Jedi-Meister Luke Skywalker erhält von seinem alten Freund General Lando Calrissian die Nachricht, dass die finsteren Sith nach dem Tod des Imperators wieder aktiv geworden sind: Sie haben Landos Tochter entführt. Ihre Spur verliert sich in den Weiten der Galaxis. Doch dann stoßen die beiden Freunde auf einen Sith-Assassinen, der eine junge Familie jagt. Er will um jeden Preis die kleine Tochter in die Finger kriegen, denn es handelt sich um Rey – die Enkelin des Imperators!

Adam Christopher

Im Schatten der Sith

Deutsch von Andreas Kasprzak

Die Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel »Star Wars™ Shadow of the Sith« bei Del Rey, New York 2022.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Copyright der Originalausgabe © 2022 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved.

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2024 by Blanvaletin der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Alexander Groß

Covergestaltung: Isabelle Hirtz, Inkcraft nach einer Originalvorlage © & TM 2022 LUCASFILMLTD

Coverillustrationen: Juan Esteban Rodríguez

Coverdesign: Ella Laytham

HK · Herstellung: lor

Satz und E-Book-Konvertierung: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-641-31292-3V001

www.blanvalet.de

Für Sandra, wie immer.

Für Mum und Dad. Ich hab euch lieb.

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …

Du kannst den Schatten nicht berühren.Letztendlich willst du ihn nicht einmal vernichten.Denn nur der Schatten ist dir geblieben.Nur der Schatten versteht dich.Der Schatten verzeiht dir, er nimmt sich deiner an.Und in deinem Reaktorenherz brennst du in deiner eigenen Flamme.

− Eine Warnung aus einer dunkleren Zeit

Einleitung

Es ist eine Zeit des Friedens. Die Asche des bösen Galaktischen Imperiums ist erkaltet. Die Neue Republik strebt eine Ära der Freiheit und der Zusammenarbeit an, während Jedi-Meister LUKESKYWALKER in seinem Tempel die nächste Generation von Jünglingen ausbildet.

Doch in der Macht wächst ein dunkler Schatten. Während LANDOCALRISSIAN, ehemaliger General der Rebellen-Allianz, die Suche nach seiner entführten Tochter fortsetzt, arbeiten Kultisten auf dem verborgenen Planeten EXEGOL daran, finstere Pläne Wirklichkeit werden zu lassen, die bereits vor einer Generation in die Wege geleitet wurden.

In den Tiefen des Wilden Raums tritt unterdessen eine junge Familie eine verzweifelte Reise an, um den Häschern einer finsteren Präsenz zu entfliehen – einer Präsenz, welche die Galaxis schon lange für tot hielt …

1. Kapitel

Der Wilde Raum, Koordinaten unbekannt

Gegenwart

Erst war da nur leerer Raum. Dann tauchte das Schiff auf, Masse, Form und Textur. Von hier nach da, mit nur einem Knopfdruck durch die endlosen Weiten des Alls. Es wirkte fast schon magisch, so einfach war es.

Der überhitzende Navigationscomputer des Schiffes sah die Sache aber anders.

Einen Moment lang hing der ramponierte alte Frachter einfach nur reglos im All wie ein Garu-Bär, der gerade aus seinem langen Winterschlaf erwacht war und blinzelnd seine Umgebung betrachtete.

Dann erschauderte das Schiff, und es neigte sich nach Backbord, in eine lange, träge Spirale, die sich schlagartig beschleunigte, als einer der Impulsstabilisatoren auf der Backbordseite Funken sprühend ausfiel. Der Bug kippte noch weiter nach unten, der Steuerbordantrieb geriet ins Stottern, und gefährlich rotes Licht begann, unter einer losen Hüllenplatte hervorzustrahlen.

Was ohnehin schon eine schwierige Situation gewesen war, verwandelte sich für die Pilotin und ihre beiden Passagiere in einen Albtraum.

Zwei Tage. So lange hatten sie seit ihrem Start von Jakku durchgehalten. Zwei Tage, während derer sie mit einem Frachter dahingehumpelt waren, der eigentlich gar nicht mehr fliegen sollte; leider war er aber das einzige Schiff auf Unkar Plutts Schrottplatz außerhalb des Niima-Außenpostens gewesen, das sie hatten kurzschließen können. Doch jetzt, so schien es, hatten sie das Ende der Fahnenstange erreicht.

Vor ein paar Stunden hatten sie noch zu hoffen gewagt, dass sie das Schlimmste vielleicht hinter sich hätten. Sie waren aus ihrer Heimstatt entkommen, und ihr Allzweck-Haushaltsdroide – den sie aus geborgenen Schrottteilen zusammengebaut hatten – hatte sich geopfert, um die Jäger von ihnen fortzulocken. Dann hatten sie das Schiff gefunden (um die Wahrheit zu sagen, hatten sie es schon vor langer Zeit für eine solche Situation vorgemerkt; sie hatten jedoch gehofft, dass es niemals so weit kommen würde) und waren damit geflohen. Nur sie und eine Tasche voller Spielsachen und Bücher und mit einer Decke, ansonsten mit nichts weiter als einer Handvoll Credits und den Kleidern, die sie am Leib trugen. Der Vektor, den der Navigationscomputer berechnet hatte, sollte sie weit außer Reichweite ihrer Verfolger führen (oder zumindest hatten sie das gehofft).

Doch jetzt? Das Schiff hatte schon die erste Etappe ihrer Reise nur mit Müh und Not überstanden. In den Wilden Raum zu fliehen, war eine Verzweiflungstat gewesen, aber sie hatten diesen Kurs aus gutem Grund gewählt. Denn hier könnten sie sich verstecken, zumindest für eine kurze Weile, bis sie einen echten Plan entwickelt und ihr eigentliches Ziel gewählt hätten.

Während sie träge durchs All schlingerten, wirkten ihre Optionen leider ziemlich eingeschränkt. Sie waren von Jakku entkommen, gut. Aber was jetzt? Würden sie in der kalten Leere des Alls sterben? Würde der alte Frachter als ihre Gruft enden, während sie für alle Ewigkeit in den Randgebieten der Galaxis dahintrieben, ohne irgendjemanden, der um sie trauerte oder sich auch nur an ihre Namen erinnerte?

Dathan, Miramir.

Rey.

Das Innere des Frachters war ebenso alt und ramponiert wie das Äußere – das Cockpit war stickig und zweckdienlich, und wegen des altmodischen Aufbaus brauchte man neben einem Piloten auch einen Co-Piloten und einen Navigator, wobei der dritte Sitz im hinteren Teil der Kabine angebracht und nach vorne zu den Cockpitfenstern hin ausgerichtet war. Auf diesem Flug mussten sie allerdings mit einer Zwei-Personen-Crew zurechtkommen.

Auf dem Sessel des Piloten saß eine junge Frau, ihr langes blondes Haar gebändigt durch eine blaue Schleife. Das gleiche Blau hatte auch ihr Mantel, dessen Ärmel hochgerollt waren, ebenso wie die Ärmel ihres cremefarbenen Hemdes. Mit einer Hand hielt sie den Steuerbügel – der sich jedoch nicht rühren wollte –, mit der anderen drückte sie Knöpfe und Schalter, um irgendwie die Kontrolle über das zitternde Schiff zurückzuerlangen. Durch das nach vorn geneigte, stark zerkratzte Transparistahlfenster konnte sie sehen, wie die Sternenlandschaft weiter auf die Seite kippte, als sich die Drehbewegung des Frachters beschleunigte.

Hinter ihr kniete ein junger Mann auf dem Deck neben der Navigatorstation, sein Haar dunkel und kurz geschnitten, die frühen Stoppeln eines Barts auf seinem Gesicht. Seine Arme waren um den Sitz und die Person darauf geschlungen: ein Kind, eingehüllt in eine helle bunte Decke – welche einen krassen Kontrast zu dem trüben, ölverschmierten Grau des restlichen Cockpits darstellte.

Der Mann reckte den Kopf und beobachtete einen Moment lang, wie seine Frau mit den Kontrollen kämpfte, dann stand er auf. Er beugte sich vor, gab dem sechsjährigen Mädchen einen Kuss auf den Kopf und vergewisserte sich, dass es sicher auf seinem Platz festgeschnallt war und die großen, geräuschdämpfenden Kopfhörer noch richtig auf den Ohren saßen. Vor dem Mädchen blinkten bunte, sich bewegende Lichter auf dem Bildschirm der uralten Navigationskonsole – ein simples Spiel, das die Mutter in den Computer hochgeladen hatte, um ihre Tochter während der langen Reise zu beschäftigen.

Der Mann warf einen Blick auf den Schirm, aber das Mädchen spielte nicht länger, also ging er um den Sessel herum und stellte fest, dass seine Tochter die Augen fest zugekniffen hatte. Tröstend beugte er sich vor und nahm sie in die Arme.

»Alles ist gut«, flüsterte Dathan Rey zu. »Uns passiert nichts. Ich passe auf dich auf.«

Es gab einen Knall, den Dathan ebenso deutlich spürte wie hörte, und ein weiterer Teil ihrer überstrapazierten Antriebe gab den Geist auf. Eine Träne rann zwischen Reys geschlossenen Lidern hervor, als die kleine Explosion durch das Schiff vibrierte. Dathan wischte sie weg und kniff sein heiles Auge zu. Konnten sie denn nicht ein Mal Glück haben?

»Also gut, jetzt oder nie!«, rief Miramir. Eine Sekunde später ließ sie einen lauten Triumphschrei folgen. Ein letzter Ruck ging durch den Frachter, dann ebbte das beständige Rattern und Klappern ab. Die Sterne vor den Cockpitfenstern erstarrten zu völliger Reglosigkeit.

Trotz allem – insbesondere ihrer misslichen Situation – konnte Dathan ein Lächeln nicht unterdrücken. Seine Frau war ein Genie, und er liebte sie. Er wusste nicht, wo sie es herhatte, aber sie war ein Naturtalent. Sie konnte alles fliegen und hatte sich selbst beigebracht, wie man Maschinen reparierte und Komponenten baute. In Dathans Augen war sie eine waschechte Erfinderin. Sie selbst bevorzugte den Ausdruck Bastlerin. Als wäre es nichts Besonderes. Als wäre ihr gar nicht klar, wie außergewöhnlich dieses Können war. Vielleicht war es eine genetische Veranlagung. Er kannte sie jetzt schon viele Jahre, und er hatte immer wieder gefragt, wo dieses Talent herrührte, aber Miramir zuckte dann nur mit den Schultern und sagte, dass ihre Großmutter eine wundervolle Frau gewesen war. Das konnte Dathan bestätigen; er war ihr mehrmals begegnet, bevor Miramir ihr Leben in den Zwielichtwäldern von Hyperkarn aufgegeben hatte, um Dathan auf seiner Reise zu begleiten. Doch wenn dieses Geschick von ihrer Großmutter stammte … wo hatte die es dann her?

Dathan wollte es noch immer wissen, aber im Lauf der Zeit hatte er gelernt, nicht weiter nachzuhaken. Miramir vermisste ihre Großmutter schrecklich. Sie vermisste ihr Zuhause.

Das war noch etwas, was Dathan nicht wirklich verstehen konnte. Heimweh zu haben. Sich nach etwas zu sehnen, was man nie zurückbekommen würde … Das war für ihn etwas völlig Fremdes. Nicht dass er das Gefühl nicht verstand. Er empfand auch etwas, wenn er an die Tage auf Hyperkarn dachte – ja sogar bei der Erinnerung an ihre Jahre auf Jakku –, aber es war nicht dasselbe. Keiner dieser Orte war für ihn je ein Zuhause gewesen.

Natürlich hatte er genau genommen ein Zuhause, einen Ort, von dem er herstammte. Ein Ort, den er immer wieder in seinen Träumen besuchte.

In seinen Träumen … und seinen Albträumen.

»Wir sollten fürs Erste stabil bleiben«, sagte Miramir, nachdem sie den Steuerbügel losgelassen hatte. Sie hob den Arm und legte eine Reihe großer Schalter auf der Instrumententafel über ihrem Platz um. »Ich habe die Reserveenergie in die Impulsstabilisatoren auf der Steuerbordseite umgeleitet. Den Feldwinkel musste ich auf weit über null Komma sieben einstellen, aber das ist in Ordnung, solange …«

Sie hielt inne, als Dathan sich auf den Sitz des Co-Piloten fallen ließ und sie mit hochgezogener Augenbraue anblickte.

»Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet«, sagte er. »Aber wir sind außer Gefahr, ja?«

Miramirs zierliche Gestalt wirkte regelrecht winzig in dem großen, klobigen Sessel, auf dem sie sich nun mit einem Grinsen zurücklehnte.

Dathan merkte, dass sein eigenes Lächeln ebenfalls in die Breite wuchs. Miramirs Freude – ihre Erleichterung – war absolut ansteckend. Vielleicht würden sie ja doch lebend aus dieser Sache rauskommen.

»Die Stabilisatoren werden halten, bis sich der Hyperantrieb wieder hochfährt«, klärte sie ihn auf. »Der Motivator überhitzt jedes Mal, wenn wir auf Lichtgeschwindigkeit gehen, aber im Moment scheint er zu funktionieren. Wir sollten beim nächsten Sprung also keine Probleme haben.« Sie hielt inne und runzelte die Stirn. »Aber wir müssen ein anderes Schiff finden. Was bedeutet …« Sie deutete durch die Cockpitfenster auf die endlose Leere des Wilden Raums.

Dathan nickte. »Was bedeutet, dass wir zum Äußeren Rand zurückmüssen.«

Miramir schnallte sich los, ging zu Rey hinüber und kniete sich neben ihren Sessel, um dem Mädchen behutsam die Kopfhörer abzunehmen. Kaum dass sie den Verschluss ihrer Gurte gelöst hatte, war Rey auch schon aus ihrem Sitz in die Arme ihrer Mutter gesprungen, ihre Beine um Miramirs Mitte geschlungen, den Kopf an ihrer Brust vergraben. Die Pilotin hatte nichts dagegen, dass ihre Tochter immer in ihrer Nähe sein wollte – im Gegenteil, sie genoss es, wohl wissend, dass diese Phase nicht mehr lange anhalten würde. Rey war schließlich bereits sechs, auch wenn sie für ihr Alter ziemlich klein war. Miramir drehte sich um und ließ sich mitsamt ihrer Tochter auf den Sitz des Navigators fallen, dann schwenkte sie den Sessel herum, bis sie Dathan zugewandt waren.

»Ich weiß, dass es gefährlich ist«, sagte sie. »Aber dieses Schiff war aus gutem Grund auf Plutts Schrottplatz. Wir haben einen langen Sprung aus ihm herausgekitzelt, aber sieh nur, was passiert ist. Und es wird von Mal zu Mal schlimmer werden.«

Dathan seufzte und nickte ihr zu. »Ich weiß«, murmelte er. »Wir haben keine Wahl.«

Miramir senkte den Kopf, bis ihre Nase Reys geflochtenes brünettes Haar berührte, und starrte auf den Boden hinab.

Dathan kannte diesen Blick. Er hatte ihn während der beiden vergangenen Tage schon viel zu oft gesehen, und jedes Mal versetzte es ihm wieder einen Stich. Seine Frau, die Liebe seines Lebens, die klügste und schönste und beste Person, der er je begegnet war. Die in so ziemlich allem viel, viel besser war als er, ganz gleich, wie sehr er sich anstrengte. Sie sollte nicht so niedergeschlagen dreinschauen müssen.

Und das Schlimmste von allem: Diese ganze Sache war allein seine Schuld.

Aber dafür war jetzt keine Zeit. Ihnen waren die Optionen ausgegangen, und nur ein einziger Pfad stand noch offen.

»He«, sagte Dathan, wobei er das Lächeln auf seine Lippen zurückzwang.

Miramir hob den Kopf, ohne etwas zu erwidern.

»He, komm schon«, flüsterte er.

Ihre großen Augen begannen, sich mit Tränen zu füllen.

»Mama, ich hab Hunger.«

Miramir blickte zu Rey hinab und …

Und lachte. Dathan grinste, dann stimmte auch er mit ein.

Rey löste sich aus den Armen ihrer Mutter und blickte zu ihrem Vater hoch. »Ihr seid albern«, erklärte sie und deutete dann nach vorn zu den Cockpitfenstern. »Wer ist das?«

Kaum dass sie die Worte ausgesprochen hatte, ging ein Alarm los. Dathans Gesicht verzerrte sich, und er stellte das Plärren mit einem Knopfdruck ab. Erst dann drehte er sich herum, um nachzusehen, was seine Tochter entdeckt hatte. Einen Moment später ging der Alarm von Neuem los, aber diesmal ignorierte er ihn.

»Was ist das?«, hauchte Miramir.

»Wir haben Gesellschaft«, sagte Dathan. In der Ferne bewegten sich drei Sterne durch die Schwärze, wobei sie rasch größer wurden.

Drei Schiffe im Formationsflug.

Und sie kamen direkt auf den Frachter zu.

2. Kapitel

Der Wilde Raum, Koordinaten unbekannt

Gegenwart

»Sie haben uns gefunden«, wisperte Dathan. »Aber wie?« Er blickte auf die Kontrollen hinab, von denen ihm die meisten noch immer ein Rätsel waren. »Miramir, wir müssen von hier verschwinden.«

»Nimm Rey«, wies seine Frau ihn an, »und überlass mir den Rest.« Während sie die Plätze tauschten, gleißte ein heller Lichtblitz auf, gefolgt von einem lauten Donnern, und das Paar duckte sich instinktiv. Die drei Schiffe waren inzwischen nah herangekommen, und sie teilten sich direkt vor dem Bug des alten Frachters auf; zwei von ihnen verschwanden auf der Back- und der Steuerbordseite, das dritte raste direkt über ihnen hinweg. Mehrere Lämpchen auf der Konsole blinkten, als veraltete Computersysteme zum Leben erwachten und die Positionen der anderen Schiffe verfolgten.

»Bist du sicher, dass sie es sind?«, fragte Miramir, die Augen fest auf ihre Konsole gerichtet. »Wie konnten sie uns folgen?«

Dathan zuckte mit den Schultern. »Wie sind sie uns beim ersten Mal gefolgt? Sie werden nicht aufgeben, Miramir. Niemals. Wie schnell können wir den Sprung machen?«

Seine Frau überflog die Einblendung auf ihrem Bildschirm und blies die Backen auf. »In ein paar Minuten. Der Hyperraummotivator ist noch immer zu heiß, und wenn wir die Energie aus den Impulsstabilisatoren umleiten, werden wir den Fluchtvektor nicht halten können.«

Irgendwo ertönte ein kreischendes Geräusch. Dathan blickte zur Decke des Cockpits hoch, wo Lichter über die Anzeigen tanzten. Dann ging ein Ruck durch den Frachter, und sie wurden von einer Seite auf die andere geschleudert. Die Schwärze des Alls vor ihnen verfärbte sich grün vom Kanonenfeuer der angreifenden Schiffe – sie waren wieder in ihre Formation zurückgekehrt und rasten über den Frachter hinweg –, aber es waren offensichtlich nur Warnschüsse. Dathan beobachtete, wie die Fremden in einem weiten Bogen wendeten und eine weitere Salve vor den Cockpitfenstern vorbeizuckte.

Mit rasendem Herzen wandte er sich Rey zu. Sie saß wieder auf dem Sessel des Navigators, die Augen zugekniffen, die kleinen Hände um den Rand ihrer Decke gekrallt – das einzige Stückchen Heimat, das ihr geblieben war. Dathans Brust zog sich zusammen, als er sie so sah. Seine Liebe für das Kind war so tief, so echt, so allumfassend, dass er einen Moment lang nicht atmen konnte. Hastig griff er nach den Kopfhörern und platzierte sie über den Ohren der Kleinen, bevor er sie an ihrem Sitz festschnallte.

Das Schiff bäumte sich ein weiteres Mal auf, während sich die nächsten Schüsse dicht an der Außenhülle vorbeibrannten. Dathan stolperte nach vorn zum Sitz des Co-Piloten und zog seine eigenen Sicherheitsgurte über die Schultern.

Neben ihm studierte Miramir mit zusammengezogenen Brauen die Anzeigen. »Vielleicht kann ich den Motivator umgehen und den Hyperantrieb manuell hochfahren …« Sie brach ab und blickte zu Dathan hinüber. »Das könnte ein holpriger Sprung werden.«

Er nickte. »Wie lange brauchst du dafür?«

»Drei Minuten.«

Ein weiteres Nicken. »Dann sollst du drei Minuten haben. Halt dich fest.«

Er griff nach dem Kontrollbügel auf der Co-Pilotenseite und deaktivierte die Verriegelung – so ziemlich das einzige System, das er beherrschte. Sofort kapitulierte der überlastete Steuerbord-Impulsstabilisator vor der Aufgabe, sein inaktives Gegenstück auf der anderen Seite auszugleichen, und das Schiff ging in einen steilen Sturzflug über. Durch den abrupten Kurswechsel verschwanden auch ihre Angreifer über ihnen außer Sicht. Nur das grüne Licht blitzte noch vor ihnen durch das All, nun aber zumindest lautlos, weil die Warnschüsse weit an ihnen vorbeigingen.

Dathan biss die Zähne zusammen. Der Steuerbügel zitterte und bockte unter seinen Fingern; es fühlte sich an, als würde das gesamte Schiff gegen ihn kämpfen. Dabei wollte er sie doch nur von ihren Verfolgern wegbringen! Er hatte keine Ahnung, was er tat – er war kein Pilot, hatte nie auch nur den Wunsch verspürt, ein Schiff zu fliegen –, aber im Augenblick würden ihnen selbst die simpelsten Manöver wertvolle Sekunden verschaffen, während Miramir an ihrem neuen Plan arbeitete.

Die Kampfschiffe der Angreifer waren klein, wendig und schnell, und wie Dathan bereits vermutet hatte, holten sie den altersschwachen Frachter in null Komma nichts wieder ein. Als sie erneut in Sicht kamen, zog er das Steuer nach hinten, sodass die Nase ihres Schiffes nach oben ruckte und es in einer Korkenzieherbewegung geradewegs durch die feindliche Formation hindurchraste. Ihren Verfolgern blieb nichts anderes übrig, als Ausweichmanöver einzuleiten.

»Eine Minute«, verkündete Miramir.

Dathan nickte bestätigend, ohne die Augen von den Cockpitfenstern abzuwenden. Er versuchte nun, das Schiff gerade zu halten, aber ihre Angreifer hatten sich wieder gesammelt und rasten frontal auf sie zu. Zum Glück hielten sie sich mit ihrem Beschuss immer noch zurück; sie wollten den Frachter lahmlegen, nicht zerstören, und ihre Schüsse kamen mit jeder Salve ein wenig näher. Vielleicht spekulierten sie darauf, dass die Schockwellen den ohnehin schon angeschlagenen Antrieben den Rest geben würden. Dathan machte sich ihre Vorsicht zunutze, indem er erneut beschleunigte und direkt auf die Formation zuhielt. Als die kleinen Kampfschiffe einmal mehr auseinanderstoben, zog er das Steuer nach links, sodass er auf Kollisionskurs mit einem ihrer Verfolger blieb und ihn noch weiter von den anderen fortdrängte.

Blasterfeuer loderte vor dem Cockpit vorbei, und das Deck erzitterte unter Dathans Füßen. Er wusste, dass ihnen die Zeit davonlief. Hoffentlich würde der Frachter lange genug durchhalten.

»Ich hab’s gleich«, sagte Miramir. Sie war aufgestanden und hing vorgebeugt über den Kontrollen. Ihr blauer Mantel wallte hinter ihr herunter, während ihre Hände hierhin und dorthin tanzten und sie versuchte, alle Systeme gleichzeitig im Auge zu behalten. »Der Navigationscomputer muss noch die Koordinaten verarbeiten, dann kann es losgehen. Nur ein kleiner Sprung – gerade weit genug, um diese Kerle loszuwerden.«

Genau in diesem Moment raste ein weiterer blendend heller Lichtblitz vor den Fenstern vorbei, gefolgt vom dumpfen Grollen einer Explosion irgendwo am Heck. Der Frachter bäumte sich so heftig auf, dass Miramir zu Boden geschleudert wurde und Rey hinter ihnen vor Überraschung und Angst kreischte.

Miramir zog sich an der Armlehne des Pilotensessels auf die Beine hoch. »Alles ist gut, Rey. Wir sind gleich weg«, sagte sie, und Dathan vermutete, dass die Worte sie selbst ebenso beruhigen sollten wie ihre Tochter. »Nur noch einen kurzen Augenblick. Halt dich schön fest.« Doch als sie sich festschnallte und über die Schulter spähte, hatte sie einen schrecklich unsicheren Ausdruck auf dem Gesicht. Das war nicht, was Dathan jetzt sehen wollte. Er reckte den Hals und folgte Miramirs Blick zu ihrer Tochter, die den Kopf eingezogen und das Gesicht in ihrer Decke vergraben hatte.

»Jetzt oder nie«, murmelte Miramir, während sie das Steuer auf ihrer Seite packte. Dathan spürte, wie sich sein Steuerbügel im Einklang mit ihren Manövern bewegte, und er ließ hastig los.

Vor ihnen malten die Antriebsschweife der Kampfschiffe glühende Linien durch das All, als sie sich neu formierten und in einem engen Boden wendeten.

Und diesmal meinten sie es ernst. Sie starteten einen letzten Anflug, um den Frachter ein für alle Mal manövrierunfähig zu machen und sich ihre Beute zu holen.

»Wir werden es nicht schaffen«, entfuhr es Dathan.

»Doch, werden wir.«

»Wir haben weder genug Zeit noch genug Platz, Miramir. Wie sollen wir in den Hyperraum springen, wenn sie direkt vor uns sind?«

»Ich krieg das schon hin.«

»Weißt du, was?«

Ihre Finger huschten über die Kontrollen, und ihre Augen klebten weiter an den Antriebsanzeigen. Die Daten huschten so schnell über den Schirm, dass Dathan nur die Hälfte lesen konnte. »Was?«

»Ich liebe dich«, sagte er.

Miramir drehte den Kopf, und einen winzigen Moment lang schien die Zeit stillzustehen. Sie sah aus, als wollte sie etwas sagen, aber stattdessen … lächelte sie nur. Es war dieses Lächeln, das er so gut kannte und liebte. Ein Lächeln, dem er durch die gesamte Galaxis folgen würde. Ein Lächeln, das selbst die namenlosen Weiten des leeren Raums erhellte. Das Lächeln seiner Frau, der Mutter seines Kindes. Das Lächeln von Miramir …

Ein weiterer Lichtblitz, aber diesmal war er blau. Das Schiff erbebte erneut, doch anstatt von einer Schockwelle auf die Seite geprügelt zu werden, schienen sie auf der Welle eines Energieimpulses zu reiten. Dathan und Miramir blickten gerade rechtzeitig wieder nach vorn, um zu sehen, wie das mittlere Kampfschiff der Dreierformation in einer Explosion aus ionisierten Partikeln auseinanderbarst und die beiden anderen in einem verzweifelten Ausweichmanöver zur Seite ausscherten.

Sie waren schnell, aber nicht schnell genug. Der zweite Angreifer löste sich in eine Wolke glühender Gase auf – eine Wolke, durch die einen Augenblick später ein schnittiger Umriss hindurchraste.

Dieses neue Schiff war lang gezogen, schlank, mit einer spitz zulaufenden Nase, einem pfeilförmigen Rumpf, gleißenden Antrieben am Heck und vier ausgeklappten Flügeln, jeweils mit einer langen speerähnlichen Kanone versehen. Sie formten eine Silhouette, die jedes Kind in der Galaxis kannte.

»Ein X-Flügler«, sagte Miramir. Sie blinzelte, als könnte sie ihr Glück kaum fassen. »Wir sind Lichtjahre vom Territorium der Neuen Republik entfernt. Was macht dieser Kerl hier draußen?«

Doch Dathan schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, und es ist mit auch egal.« Er blickte auf die Instrumententafel des Co-Piloten hinab und wünschte, dass er die Systeme des Schiffes besser verstehen würde. »Sind wir bereit für den nächsten Sprung?«

Miramirs Augen weiteten sich. »Was redest du da?« Sie deutete auf die Cockpitfenster. »Wir müssen nicht springen. Die Neue Republik wird uns helfen.«

Während sie die Worte aussprach, loderte ein weiteres Mal blaues Licht auf: Der letzte Angreifer war mit Höchstgeschwindigkeit davongerast, um in den Hyperraum zu entkommen, aber der X-Flügler war schneller und besser bewaffnet, und der Pilot eröffnete mit allen vier Kanonen das Feuer. Ein Gewitter aus Partikelstrahlen raste hinter dem fliehenden Schiff her.

Halt, nein, es war nicht länger nur der eine X-Flügler. Da war noch ein zweiter. Und ein dritter. Die beiden anderen Schiffe rasten von unten in Dathans Blickfeld, um zu ihrem Kameraden zu stoßen, und während er noch durch die Cockpitfenster starrte, klappten sie die S-Flügel in Angriffsposition. Ihre Vierlingsantriebe glühten, als sie beschleunigten.

Das Kampfschiff hatte keine Chance. Der Pilot gab sich alle Mühe – er wirbelte in einer Spirale um die eigene Achse, dann raste er steil nach oben, um einen Moment später in einen senkrechten Sturzflug überzugehen –, aber er konnte die Zielerfassung der Sternjäger nicht abschütteln.

Dathan empfand keine Erleichterung, als sich die drei X-Flügler hinter dem letzten Angreifer formierten und ihn zerstörten. Er und seine Familie waren noch einmal mit dem Leben davongekommen, aber es war schieres Glück gewesen (was zur Hölle trieb die Neue Republik hier draußen?), außerdem wusste er, dass es da, wo diese drei hergekommen waren, noch viele weitere Jäger gab. Und sie würden nicht einfach so aufgeben.

»Mach den Sprung«, sagte er leise. Miramir drehte den Kopf, und ihre Blicke trafen sich. Dathan hoffte, dass sie es verstehen würde; sie hatten schon oft genug darüber gesprochen, und sie wusste ganz genau, was er dachte.

Er atmete auf, als sie unmerklich nickte.

Sie konnten niemandem trauen, nicht einmal der Neuen Republik.

Sie waren auf sich allein gestellt. So, wie es schon immer gewesen war. So, wie es immer sein würde.

Während Miramir sich wieder auf ihre Kontrollen konzentrierte, drehte Dathan sich zur Navigationsstation herum. Rey hatte die Decke über ihren Kopf gezogen, sodass man nur die Finger einer Hand sehen konnte, die sich um den Rand des Sessels gekrallt hatten.

Bevor er sie aufmuntern konnte, erwachten die Kommlautsprecher mit einem lauten Knacken zum Leben.

»Achtung, nicht identifiziertes Schiff. Brechen Sie Ihre Sprungvorbereitungen ab, damit wir Sie befragen und Ihr Schiff inspizieren können.«

Dathan blickte zur Decke hoch. Eine Inspektion durch … drei X-Flügler? Das ergab keinen Sinn.

In dem Moment kam ein viertes Schiff in Sicht, ein gewaltiger Klumpen aus aschgrauem Metall, der dicht vor dem Frachter herabsank, seine Oberfläche übersät von Antennen, Andockringen, Sensorknoten und Kanonen.

Ein Angriffsschiff der Neuen Republik. Dathan hatte keine Ahnung, was für ein Bautyp, aber das machte auch keinen Unterschied. Noch während er aus dem Cockpit starrte, kam das Schiff näher, bis es die gesamte Sternenlandschaft ausblendete. Einen Moment später ging ein leichter Ruck durch ihren Frachter: Ein Traktorstrahl hatte sie erfasst und zog sie langsam auf die blau glühende Öffnung des Hangars zu.

Dathan ließ sich auf seinem Sitz nach hinten sinken und vergrub kopfschüttelnd das Gesicht in den Händen. Da spürte er Miramirs Finger auf den seinen, und sie zog seine Arme mit sanfter Gewalt nach unten.

Der Hangar war inzwischen noch weiter herangewachsen. Direkt vor ihnen flogen zwei der X-Flügler durch die Öffnung, um elegant im Inneren aufzusetzen. Sekunden später verschwand das blaue Schimmern, als der Frachter ebenfalls das magnetische Kraftfeld durchquerte.

»Das war’s«, murmelte Dathan mit einem Seufzen.

»Das wissen wir nicht«, entgegnete Miramir.

Vielleicht hatte sie recht. Vielleicht war er einfach nur zu pessimistisch. Zu zynisch.

»Achtung, nicht identifiziertes Schiff. Alle Personen an Bord sollen sich an der Einstiegsrampe versammeln. Bitte befolgen Sie unsere Anweisungen.«

Miramir löste ihre Sicherheitsgurte und stand auf.

»Immerhin hat er ›bitte‹ gesagt«, kommentierte sie mit einem schwachen Schulterzucken.

Dathan stand reglos da, aber sein Herz raste. Er spürte, wie sich Reys Hand in der seinen hin und her wand, als sie versuchte, sich von ihm zu lösen, und er blickte zu seiner Tochter hinab.

»Du drückst zu fest zu, Papa.«

Fast hätte er gelacht, aber er lockerte den Griff seiner Finger, bevor er wieder zu Miramir hinüberblickte. Sie sprach mit einem der X-Flügler-Piloten, der noch immer seinen blauen Fliegeranzug trug und den Helm unter den Arm geklemmt hatte. Neben ihm stand eine zweite Pilotin, deren Helm von ihrer Hand herabhing.

Sie befanden sich im Hangar des Angriffsschiffes, vor der Einstiegsrampe ihres alten Frachters. Bislang hatten die Offiziere der Neuen Republik sie nur angewiesen, da zu bleiben, wo sie waren, und ein paar Fragen gestellt. Miramir hatte sich freiwillig gemeldet, diese Fragen zu beantworten.

Sie konnte gut mit Leuten umgehen, das wusste Dathan, aber trotzdem war er angespannt. Sie konnten sich nicht ausweisen, hatten keine Lizenzen, Autorisierungen oder ID-Chips – überhaupt keine offiziellen Dokumente. Nicht mal ihr Schiff verfügte über Identifikationscodes oder eine Transpondernummer oder … überhaupt irgendetwas. Dathan konnte nur hoffen, dass Miramirs Charme bei den Offizieren funktionieren würde. Die Neue Republik mochte inzwischen einen großen Teil der Galaxis kontrollieren, aber es gab noch immer Regionen, die glücklich, friedlich und zufrieden außerhalb ihres Einflussbereichs existierten, entweder weil sie sich der glorreichen Sache der Republik nicht anschließen wollten oder weil sie noch nicht von den Vorteilen einer Mitgliedschaft überzeugt waren. Seit der Zerstörung des zweiten Todessterns über Endor waren siebzehn Jahre vergangen. Siebzehn lange Jahre, seit Dathans Vater … Selbst jetzt überkam ihn ein Schauder, wenn er an Palpatine dachte, und da war dieses leere, prickelnde Gefühl, so als wäre ihm schwindlig. Ja, sein Vater war vor siebzehn Jahren gestorben, und das Imperium, über das er geherrscht hatte, lag in Trümmern. Aber die Galaxis war groß, und selbst nach all dieser Zeit waren die neuen Machthaber noch dabei, ihre Kontrolle zu festigen. Dathan war heilfroh über diesen Wechsel; tatsächlich wünschte er, die Neue Republik würde mehr tun, um alle Spuren des alten Regimes zu tilgen.

Aber hier und jetzt könnte die Tatsache, dass es noch so viel außerhalb der Republik gab, ihre Rettung sein. Schließlich war dies der Wilde Raum – ein Niemandsland, wo die Regeln der Neuen Republik keine Bedeutung hatten.

Oder?

Miramir blickte über die Schulter, ihre Lippen auf eine Art zusammengepresst, die sagte: Ich habe keine Ahnung, was hier los ist. Anschließend kam sie wieder zu Dathan und Rey herüber, gefolgt von den beiden X-Flügler-Piloten. Der männliche Offizier war hochgewachsen, sein Rücken kerzengerade – vermutlich hatte er hier das Kommando. Er musterte erst Dathan, dann Rey mit einem Ausdruck, der nicht wirklich missbilligend war … aber auch nicht weit davon entfernt. Die Frau wirkte da schon deutlich freundlicher und entspannter.

Der Mann atmete geräuschvoll ein, während er zwischen Miramir und Dathan hin und her blickte.

»Sie können sich also überhaupt nicht ausweisen?«

Dathan gab ein entschuldigendes Lächeln zum Besten, das leider keinerlei Reaktion erzielte. »Das ist richtig.«

Der Offizier verzog die Mundwinkel. Die Pilotin trat neben ihn und lächelte offen.

»Wir bedauern, dass wir Ihnen Unannehmlichkeiten bereiten«, erklärte sie, »aber wir müssen wissen, was Sie hier draußen tun.«

»Ich könnte Sie dasselbe fragen«, konterte Dathan. Miramir neben ihm zog die Brauen zusammen und schüttelte unmerklich den Kopf. Falls es dem männlichen Offizier auffiel, ließ er es sich nicht anmerken. Aber vermutlich war er zu sehr damit beschäftigt, Dathan mit seinem eisigen Blick aufzuspießen.

»Ich bin Lieutenant Zaycker Asheron, und das ist Sergeant Dina Dipurl. Sie befinden sich an Bord der Starheart, dem Kommandoschiff der Halo-Staffel.« Er reckte herausfordernd das Kinn. »Sie sind hier in einem gefährlichen Teil der Galaxis, junger Mann.«

Dathan nickte. »Das haben wir auch gerade festgestellt. Außerdem«, fügte er hinzu, »ist dieser Teil der Galaxis auch ziemlich weit vom Kern entfernt.« Er breitete die Arme aus. »Wir sind Ihnen dankbar für Ihre Hilfe, aber wir sind nur einfache Reisende. Wir gehören nicht zur Republik, und wir verspüren auch nicht den Wunsch, daran etwas zu ändern.«

Asheron straffte die Schultern, sagte aber nichts.

»Dann betrachten Sie es als routinemäßige Überprüfung«, meldete sich Sergeant Dipurl zu Wort. »Ein Angriff durch Piraten ist schließlich keine Kleinigkeit.« Sie ging in die Hocke, sodass sie mit Rey auf Augenhöhe war und ihr zulächeln konnte. Anschließend blickte sie aus dieser Position zu den Eltern des Mädchens hoch. »Geht es Ihnen allen gut? Ihr Schiff scheint nicht in bestem Zustand zu sein.«

»Unser Hyperantrieb hat seine Marotten«, erwiderte Miramir. »Wir haben darauf gewartet, dass der Motivator abkühlt und wir den nächsten Sprung machen können. Dann haben uns diese Kerle angegriffen.«

»Haben Sie irgendeine Idee, warum man Sie überfallen hat?«, hakte Asheron in hartem Ton nach.

Doch Dipurl richtete sich wieder auf und schüttelte den Kopf. »Bei allem Respekt, Sir, seit wann brauchen Piraten und Plünderer einen Grund, um anzugreifen? Genau deswegen sind wir doch hier draußen.«

Asheron zog eine Augenbraue hoch. »Unsere Mission ist Geheimsache, Sergeant.« Er beobachtete zufrieden, wie seine Untergebene den Blick senkte, und wandte sich dann wieder den anderen zu.

»Also, wohin sind Sie unterwegs?«

»Wir sind nur auf der Durchreise«, murmelte Dathan.

Asherons Miene verfinsterte sich. Er war offensichtlich ein Mann, bei dem alles seine Ordnung haben musste. »Aber wohin?«

Dathan und Miramir wechselten einen Blick, und sie antwortete: »Das wissen wir noch nicht.«

»Was denn, sind Sie etwa so was wie Weltraumnomaden?«, schnaubte Asheron. »Dann sagen Sie uns wenigstens, wo Sie herkommen.«

Dathan öffnete bereits den Mund, aber Miramir kam ihm einmal mehr zuvor.

»Jakku«, erklärte sie.

»Nie davon gehört.«

Asheron log, das konnte Dathan spüren. Der Pilot hatte zu schnell reagiert, so als wollte er noch einmal betonen, dass er hier am längeren Hebel saß – dass er sie in der Hand hatte. Abgesehen davon mochte die Schlacht von Jakku inzwischen sechzehn Jahre zurückliegen, aber jeder, der ein gewisses Alter hatte, erinnerte sich zumindest an den Namen. Und Asheron war definitiv alt genug.

»Wir sind in Gefahr«, sagte Miramir. »Wir brauchen Hilfe.«

»Ach, ist das so?« Asherons Ton deutete an, dass er nicht an ihrer Notlage interessiert war, sondern lediglich Antworten auf seine eigenen, sinnlosen Fragen wollte. Er wandte sich an seine Begleiterin. »Sergeant, ich überlasse das Ihnen. Dieser kleine Zwischenfall hat uns schon genug Zeit gekostet.«

Miramir und Dathan wechselten einen Blick. Asheron rückte den Helm unter seinem Arm zurecht und wandte sich zum Gehen, aber Miramir trat vor und griff nach seinem Arm. Er hielt inne und blickte wortlos auf ihre Hand hinab.

»Verstehen Sie denn nicht?«, fragte sie. »Wir brauchen Hilfe. Die Neue Republik ist doch da, um den Leuten zu helfen, oder nicht?« Sie schob die Hand unter den Kragen ihrer Bluse und zog eine dünne Silberkette hervor, von der ein stilisiertes dolchartiges Amulett baumelte. Es wirkte irgendwie … unheilvoll. »Wir werden von den Sith gejagt.«

Dathan spürte, wie sich sein Magen verknotete. Es war sein Amulett; er hatte es sein ganzes Leben mit sich herumgetragen, selbst als er geflohen war … Es war ein Symbol all dessen, was er hasste, ein Symbol all dessen, was er nie sein wollte. Folglich hatte er es nie getragen, obwohl er es all diese Zeit bei sich gehabt hatte. Vor ein paar Jahren dann hatte Miramir das Amulett genommen und erklärt, dass sie es tragen würde, ganz nah an ihrem Herzen, als Beweis dafür, dass ihre Liebe stärker war als jedes Übel.

Asheron starrte sie an und presste die Lippen zu einem schmalen Lächeln zusammen, das ebenso eisig wie desinteressiert wirkte. »Oh, ist das so?«

Dathan blinzelte. War der Kerl wirklich so ahnungslos? Er hatte nicht erwartet, dass die Neue Republik ihnen helfen würde, aber dieser Offizier schien nicht mal zu wissen, was die Sith waren.

Andererseits … wusste er es vielleicht doch, und er glaubte nur, dass sie schon lange tot waren, so, wie die meisten Wesen in der Galaxis es taten.

Oh, wäre es doch nur wirklich so! Dathan spähte zu Miramir hinüber, aber sie schüttelte bloß den Kopf, während sie auf das Amulett in ihrer Hand hinabblickte. Am liebsten hätte er dem Offizier der Neuen Republik mit der Faust ins Gesicht geschlagen, doch er wusste, was dann geschehen würde, also ließ er die Hand weiter offen an seiner Seite herabbaumeln.

»Die Neue Republik hilft ihren Bürgern«, betonte Asheron mit einem Seitenblick in Dathans Richtung, ehe er sich wieder auf Miramir konzentrierte. »Aber wie Sie selbst sagten, leben Sie außerhalb der Republik.« Dann wurden seine Züge weicher, und er seufzte. »Darf ich vorschlagen«, fügte er hinzu, »dass Sie diese Region verlassen und eine Route wählen, die näher am Kern verläuft? Dort ist das Reisen deutlich sicherer.« Nach diesen Worten marschierte er davon und verschwand durch die Türen auf der anderen Seite des Hangars.

Miramir und Dathan blickten einander an. Er spürte, wie Rey seine Hand drückte, und er ging in die Hocke, um sie an sich zu ziehen. Aus dieser Position konnte er die Unterseite ihres Frachters über sich sehen. Das Ding war wirklich ein Schrotthaufen.

»Sie müssen uns helfen«, beschwor er den jungen Sergeant, während Miramir zu ihnen trat und Reys andere Hand nahm. »Sie haben es selbst gesagt: Dieses Schiff ist in erbärmlichem Zustand.«

Dipurl seufzte. »Na schön, ich werde mir die Sache mal ansehen.« Sie stellte ihren Helm neben der Einstiegsrampe auf dem Boden ab und bedeutete ihnen, an Bord zu gehen. »Ich habe nicht viel Zeit, aber vielleicht gibt es ja etwas, was sich auf die Schnelle in Ordnung bringen lässt. Und danach …« Sie hielt einen Moment inne. »Ich kenne jemanden, der mir einen Gefallen schuldig ist. Er hat zur Zeit der Rebellen-Allianz mit meinem Vater zusammengearbeitet. Vielleicht können Sie bei ihm unterkommen, bis Sie die größeren Reparaturen erledigt haben.« Anschließend folgte sie Dathan und seiner Familie an Bord. »Es tut mir leid, dass ich nicht mehr für Sie tun kann. Aber wenn Sie mir mehr von diesen Sith und dem Amulett erzählen, kann ich zumindest einen Bericht abschicken. Vielleicht interessiert sich ja jemand für die Sache.«

3. Kapitel

Das Sepulcrum, Koordinaten unbekannt

Gegenwart

Etwas bewegt sich in der Dunkelheit. Ein Schatten, vor langer Zeit geworfen, kriecht durch die finstere Nacht. Er gehört nicht in diese Welt, ist weder lebendig noch tot. Es ist …

Ein Relikt. Ein Echo. Eine Präsenz aus einer vergangenen Zeit, erfüllt von einer Bösartigkeit, die irgendwie überlebt und einen Weg in die Gegenwart gefunden hat.

Einen Pfad.

Sie kann es jetzt sehen. Schwärzer als schwarz und ständig in Bewegung. Voller Intelligenz. Es hat einen Verstand, ja, aber einen ohne Form oder Substanz.

Und dennoch ist es hier. Jetzt.

Sie schließt die Augen. Es macht keinen Unterschied. Da ist nichts zu sehen außer der Leere, wo der Schatten lebt.

Wo der Schatten erblüht.

In der ewigen Nacht in ihrem Kopf.

Aber leer heißt nicht leise. Da ist eine Kakofonie, so laut, dass sie jeden Nerv in ihrem Körper zum Vibrieren bringt, obwohl sie genau weiß, dass es eigentlich überhaupt nichts zu hören gibt.

Es ist das Geräusch von Qualen. Das Geräusch des Todes. Das Geräusch von Tausenden und Abertausenden Seelen, die ihre Pein und ihre Verzweiflung hinausbrüllen, bevor sie innerhalb eines Wimpernschlags ausgelöscht werden. Brüder und Schwestern. Mütter und Väter. Töchter und Söhne. Erwachsene und Greise. Schlüpflinge, Junge und Kinder.

Ganze Generationen lebender Wesen, deren Schreie verschluckt werden, um dann ewig in dieser Dunkelheit widerzuhallen, auf einem Schiff, das vor Jahrhunderten von einer unglaublichen, unmenschlichen Macht erschaffen wurde.

Von einer Finsternis.

Einem langen Schatten.

Und da ist noch ein Geräusch: eine Stimme aus grauer Vergangenheit, ganz weit entfernt. Ein Echo, das durch die Kluft von Raum und Zeit hinweghallt.

Sie ist grausig, diese Stimme.

Und sie ist ihr ebenso vertraut wie ihre eigene.

BALD.

Sie öffnet ihre goldenen Augen. Der Raum ist hell und gnädigerweise still. Jetzt, da der Lärm plötzlich verstummt ist, klingeln ihre Ohren wie Glocken, und das Echo der Stimme hallt schmerzhaft durch ihren Kopf.

Während sie auf dem Boden liegt und in die Welt um sie hinausblinzelt, kehrt langsam, ganz langsam die Erinnerung daran zurück, wer sie ist. Sie stemmt sich auf eine Hand hoch und berührt ihr Gesicht; es ist warm und nass, das Blut an ihren Fingerspitzen so blau wie der pantoranische Himmel.

Eine flackernde Flamme erhellt den Ort, einschließlich der Säule aus Meteoreisen und der Maske aus dem gleichen stellaren Material, die danebenliegt – sie ist von ihr weggedreht und wippt leicht auf und ab, so als wäre sie gerade erst auf dem Boden gelandet.

Sie starrt die geschwungene Maske an, diesen Flecken Dunkelheit, diesen tiefschwarzen Schatten.

Und erneut hört sie die Stimme.

BALD.

BALD.

Sie schließt die Augen, und als sie einschläft, tauscht sie in tiefster Nacht und leblosester Dunkelheit einen Albtraum gegen einen anderen ein.

Das Geräusch, das sie weckt, ist modern, technologisch. Ohne auf das Pochen zwischen ihren Schläfen – oder das Ächzen ihrer Glieder – zu achten, erhebt sie sich aus ihrem Nest.

Sie kann die anderen nicht warten lassen. Sie sind geduldig, ja. Geradezu unerträglich geduldig sogar. Aber ihr Zorn ist schnell geweckt, und wenn es eine Sache gibt, die sie nicht riskieren will, dann ist es, ihren Zorn auf sich zu lenken.

Sie hat versprochen, ihnen zu helfen. Und sie haben versprochen, ihr den Weg zu zeigen.

Und sie würde nichts tun, um dieses Ziel zu gefährden.

Nachdem sie aufgestanden ist, aktiviert sie ihren Kommunikator, und ihr kleines Nest wird vom elektrischen Blau eines Hologramms erhellt. Das Bild schimmert und pulsiert, durchzogen von statischem Rauschen und Interferenzen, welche die Herkunft des Signals verschleiern.

Die Gestalt ist eingehüllt in Dunkelheit. Unter ihrer Kapuze kann man gerade so die schweren, dunklen Bandagen ausmachen, die ihr Gesicht vermummen. Auf diese Weise verbergen alle Sith-Ewigen ihre Identität.

Sie weiß nicht, warum. Es interessiert sie auch nicht.

Aber sie gehorcht.

Also kniet sie sich hin und wiederholt die Litanei, die durch Raum und Zeit hallt wie die Schreie im Innern ihrer Maske – der Maske, die sie schon bald wieder anlegen muss. Zu guter Letzt fragt sie: »Wie lautet Euer Befehl, mein Meister?«

Das unheilvolle Hologramm antwortet, und während sie ihm lauscht, fragt sie sich, ob dies wohl das letzte Mal sein wird. Ob sie ihr Versprechen einhalten werden.

Oder ob dies der Tag ist, an dem sie zu viel von ihr verlangen.

4. Kapitel

Der Jedi-Tempel von Meister Luke Skywalker, Ossus

Gegenwart

»Luke? Onkel?«

Luke Skywalker öffnete die Augen und blickte von der Stelle, wo er im Schneidersitz auf dem Steinboden saß, zu dem Jugendlichen hoch, der seinen Namen gerufen hatte. Er stand mit einem Fuß auf der Schwelle von Lukes Hütte, der Ausdruck auf seinen Zügen gleichermaßen erwartungsvoll und verlegen, weil er unbeabsichtigt Lukes Meditation gestört hatte. Luke seufzte, verharrte aber in seiner Position. Um die Wahrheit zu sagen, war er ganz froh über diese Störung. Die Meditation war … kompliziert gewesen.

Und das nicht zum ersten Mal.

»Ben, wir haben doch schon darüber gesprochen.«

Ben Solo fuhr sich mit der Hand durch sein volles schwarzes Haar. »Ich … äh, ja. Tut mir leid … Meister Skywalker.«

»Der Weg der Jedi manifestiert sich in vielerlei Formen«, sagte Luke. »Dazu gehören auch Disziplin und Selbstbeherrschung.«

»Natürlich, Meister.«

»Also klopf bitte an, bevor du hereinstürmst«, schloss Luke, aber er lächelte dabei nachsichtig und freundlich.

Ben erwiderte das Lächeln kurz, dann schob er auch den zweiten Fuß über die Schwelle und blickte sich im Innern der Steinhütte um. Das kleine Bauwerk sah genauso aus wie die anderen auf dem Tempelgelände, doch Luke kannte den Ausdruck auf Bens Zügen.

Er sagte sich, dass er Geduld mit dem Jungen haben musste – aber nicht etwa, weil sein Padawan gleichzeitig sein Neffe war. Familiäre Bande spielten keine Rolle bei den Lehren des Jedi-Ordens, die Luke ins Leben zurückbringen wollte. Ein Jedi strebte immerzu nach innerem Gleichgewicht, deshalb musste er Distanz wahren und sich von emotionalen Bindungen lossagen. Luke selbst hatte in diesen Grundsätzen eine simple, aber erfüllende Zufriedenheit gefunden.

Ben hingegen … Luke wusste, dass er sein Bestes tat, doch es war nicht leicht für ihn, hier in den Wäldern von Ossus. Die Landschaft war idyllisch, der Tempel friedlich und von einer stillen Ordnung erfüllt, während die Padawane sich ihrer Ausbildung widmeten. Sie hatten nur wenig Freizeit und ebenso wenige Möglichkeiten, diese freie Zeit zu nutzen.

Ossus war genau die Art Planet, die einen Sechzehnjährigen wie Ben Solo zu Tode langweilen musste. Sein Leben ganz dem Lernen zu widmen, mochte in der Theorie nett klingen, aber in der Praxis konnte es ziemlich eintönig sein.

Doch zumindest gab Ben sich Mühe. Mehr noch, er war richtig gut. Selbst jetzt, da er am Eingang stand, eine Schulter gelassen gegen den Türrahmen gelehnt, und erneut mit der Hand durch sein Haar strich … selbst jetzt konnte Luke die Macht in ihm spüren. Sie war wie eine Blume, die in diesem Padawan heranwuchs und darauf wartete, zu etwas wahrlich Wundervollem zu erblühen. Luke war sicher, dass Ben eines Tages ebenso mächtig werden würde wie er selbst.

Das Erbe der Skywalkers saß tief.

Luke zog eine Augenbraue hoch, dann lachte er. Die Stille, die sich in der Hütte ausgebreitet hatte, machte Ben offensichtlich nervös. Das war etwas, was er nicht von seinem Neffen erwartet hatte; er war ein guter Junge, aber da war eine Unruhe in ihm, eine Verunsicherung, die dicht unter der Oberfläche lauerte. Teilweise führte Luke es darauf zurück, dass Ben es ihm recht machen wollte, immerhin war er der Jedi-Meister des Tempels. Aber es deutete auch auf einen inneren Konflikt im Geist des Jungen hin – einen Konflikt zwischen Jedi und Familie, zwischen Neffe und Onkel, zwischen Padawan und Meister. Luke wusste, dass die Situation nicht leicht für Ben war, ganz gleich, wie sehr er auch versuchte, es zu verbergen.

Und manchmal verbarg er es sogar zu gut.

»Was gibt es denn, Ben? Wolltest du mich sprechen?«

Mit einem Blinzeln fasste sich Ben – sogar so weit, dass er vor seinem Meister eine kleine Verbeugung vollführte.

»Verzeiht, Meister. Ihr habt einen Besucher.«

»Einen Besucher? Ich erwarte niemanden.«

»Ich dachte nicht, dass ich mich anmelden muss, um einen alten Freund zu besuchen.«

Ben drehte sich beim Klang der Stimme um, und eine weitere Gestalt betrat die Hütte.

Luke stand auf, um den Neuankömmling zu begrüßen. »Natürlich nicht«, sagte er, während er seine Hand um den Unterarm des anderen Mannes schloss. »Schön, dich zu sehen, Lor.«

Lor San Tekka erwiderte die Begrüßungsgeste, trat dann zurück und ließ eine förmlichere Verbeugung folgen. Als er sich wieder aufrichtete, legte er Luke die Hand auf die Schulter.

»Eine Audienz bei einem Jedi-Meister sollte man nie als Selbstverständlichkeit betrachten«, sagte er, ehe sein Blick zu Ben hinüberwanderte. »Der junge Ben Solo scheint sich prächtig zu entwickeln. Wie läuft die Ausbildung?«

Ben verbeugte sich steif vor dem älteren Mann. »Seien Sie gegrüßt, Sir«, begann er. »Und … äh …«

Luke lachte. »Er macht sich sehr gut. Ich könnte mir keinen besseren Schüler wünschen.«

»Freut mich, das zu hören«, erwiderte Lor, ehe er sich wieder von Ben abwandte. »Ich habe ein paar Informationen, die dich interessieren dürften, Luke. Sofern du Zeit hast…«

Jetzt war es Luke, der seinem Freund die Hand auf die Schulter legte. »Natürlich habe ich Zeit.« Er blickte zu Ben hinüber. »Und du solltest dich wieder deinen Übungen widmen, Ben. Lor und ich haben viel zu besprechen.«

»Natürlich, Meister.« Ben verbeugte sich erneut, aber Luke konnte sehen, dass er die Brauen zusammenzog. Dann verließ er mit einem letzten Blick in Lors Richtung die Hütte.

Luke ging zur Tür und beobachtete, wie sein Neffe über den grasbewachsenen Hang davonging, auf die Gebäude im Zentrum des Tempels zu. Dort drüben beaufsichtigte Enyo, eine orangehäutige Twi’lek, gerade eine Klasse von Jünglingen, die mit Übungsklingen ihre ersten Lichtschwertübungen absolvierten.

Luke wandte sich wieder um und führte seinen Freund am Arm in die Mitte seiner steinernen Hütte. »Um ehrlich zu sein, bin ich ganz froh über deinen Besuch«, gestand er.

»Es ist nicht besser geworden?«, vermutete Lor.

Luke drehte sich zur Seite und nickte. »Sie werden eher noch schlimmer.«

»Schlimmer? Oder stärker?« Lor neigte den Kopf zur Seite. »Da gibt es nämlich einen Unterschied, Luke. Du musst der Macht lauschen, dann wird sie dir den Weg zeigen.«

Lukes Mundwinkel zuckten amüsiert.

Lor San Tekka schmunzelte ebenfalls und hob abwehrend die Hände. »Ich weiß, ich weiß. Wie kann ein Anhänger der Kirche der Macht es wagen, einen Jedi-Meister zu belehren?«, sagte er mit einem leisen Lachen. »Vielleicht lerne ich es eines Tages noch, aber ich bin nun mal ein alter Mann mit alten Angewohnheiten.« Er verschränkte die Arme. »Weißt du, welchen Ort dir diese Visionen zeigen?«

Luke erwiderte den Blick des alten Mannes. »Genau dabei brauche ich deine Hilfe.«

Lor runzelte die Stirn. »Ich tue gern, was ich kann, Meister Skywalker, aber« – er breitete die Arme aus – »die Macht selbst ist und bleibt mir ein Rätsel. Ich bin nicht sicher, inwiefern ich dir weiterhelfen kann.«

Luke strich über seinen Bart. »Ich möchte etwas versuchen.« Erneut ließ er sich in der Mitte des Raums in den Schneidersitz sinken.

Lor rührte sich nicht von der Stelle. »Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?«

Luke blickte zu ihm hoch. »Ich muss herausfinden, was diese Visionen bedeuten. Wenn ich meditiere und dir beschreibe, was ich sehe …«

»Luke, es ist mein Ernst.« Lor ging vor seinem Freund in die Hocke. »Ich bin kein Jedi, das weißt du. Es muss hier im Tempel doch jemand anderen geben, der dir helfen kann. Was ist mit Ben?«

Doch Luke schüttelte den Kopf. »Du bist die einzige Person, die von diesen Visionen weiß, und ich möchte, dass es so bleibt.«

Lor hob die Hände, und seine Kiefermuskeln mahlten, während er nach einem weiteren Gegenargument suchte, aber letztlich seufzte er nur.

»Na schön, dann versuchen wir es eben. Sag mir, was du siehst, und vielleicht wird die Macht mich ja ebenso leiten wie dich.«

Luke nickte. »Danke.« Er hob das Kinn an, schloss die Augen und …

… öffnete sie in einer anderen Welt. Er blinzelte, blickte sich um und sah …

Nichts. Dunkelheit. Eine Leere, in der nichts existierte. Ein Raum ohne Länge, Breite oder Tiefe. Ein Ort, der außerhalb der Grenzen seines Bewusstseins nicht einmal existierte.

Und dennoch war es ein Ort.

Als Luke einen Schritt nach vorn machte, konnte er nichts unter seinen Füßen spüren – weil da nichts war. Seine Schritte erzeugten keinerlei Geräusche, und sie trugen ihn nirgendwohin. Einmal mehr blickte er sich um, die Augen zusammengekniffen, obwohl er wusste, dass es da nichts zu sehen gab. Kein Licht, keine Energie, nichts.

Dass sich ihm die Vision so plötzlich offenbart hatte, überraschte ihn. Er besuchte diesen Ort nun schon seit Wochen, aber normalerweise dauerte es eine Weile, bis diese seltsame, dunkle Welt Gestalt annahm; meist trieb Lukes Bewusstsein erst mehrere Minuten von der Realität fort, während sein Geist und sein Körper in der Meditation versanken. Und dann, als würde er aus großer Höhe in die Tiefe stürzen, fand er sich unvermittelt im Griff einer finsteren, unentrinnbaren Schwerkraft wieder, die ihn an diesen Ort zog.

Im Lauf der Jahre hatte er gelernt, sich bei seinen Meditationen weiter und weiter von seinem Körper zu lösen. Er erforschte nicht länger nur die entlegenen Winkel seines eigenen Geistes, die knapp außer Reichweite des bewussten Selbst lagen; vielmehr kommunizierte er nun mit der Galaxis um ihn herum. Die Macht war, vereinfacht ausgedrückt, ein Energiefeld, das alles und jeden im Universum verband. Man konnte sie nicht benutzen oder manipulieren, aber manchmal gestattete sie einem, von ihrem Potenzial zu zehren. Sie war groß und lebendig, aber nicht so wie normale Organismen.

Was das anging, hatte Lor San Tekka recht. Die Kirche der Macht und ihre Anhänger waren keine Machtbenutzer, doch das hieß nicht, dass sie die Macht nicht verstanden oder dass sie dieses Energiefeld nicht spüren konnten, das jede Faser im Geflecht der Realität durchdrang.

Aber diesmal war es anders. Diesmal hatte Luke gerade erst die Augen geschlossen, und nun war er mit einem Mal hier. Er wusste, hätte er seine Emotionen nicht vollkommen unter Kontrolle, würde er jetzt Angst haben – und das aus gutem Grund. Doch stattdessen richtete er die Gefühle, die in seinem Innern aufkeimten, auf ein neues Ziel; er leitete sie um, wie man Strom in einem Schiffsantrieb umleitete, und nutzte sie, um sich besser auf seine Umgebung zu konzentrieren.

So erkannte er, dass die Leere ringsum ihn wahrzunehmen schien. Sie war sich seiner Gegenwart bewusst. Der Gegenwart eines Besuchers, eines Eindringlings.

Luke konzentrierte sich.

Ja, jetzt konnte er es spüren. In seinen vorherigen Visionen war das Gefühl hin und wieder aufgeblitzt, doch jetzt war es stärker. Er konnte nicht sagen, ob es wirklich die Präsenz von Lor San Tekka war, die den Unterschied ausmachte, aber das war auch unwichtig.

Die Leere … war nicht leer.

Er fokussierte seine Sinne.

Es war noch immer dunkel, doch es war nicht die grässliche Schwärze, die er vor all den Jahren in der Gegenwart des Imperators gespürt hatte – und anfangs auch in der Gegenwart seines Vaters. Diese Schwärze hatte er verstehen können; er wusste, wo sie herkam. Sie entstand, wenn man das Licht pervertierte und ins Dunkle umkehrte. Wenn man die Macht als Werkzeug missbrauchte, für das es auf der Hellen Seite keinen Platz gab.

Die Dunkelheit hier war anders, aber sie war lebendig. Luke war nicht allein.

Dann veränderte sich die Leere schlagartig. Von etwas Abstraktem wandelte sie sich zu etwas Realem.

Und Luke fand sich an einem uralten, weit entfernten Ort wieder.

Einem verborgenen Ort.

Ein schwarzer Boden. Ein schwarzer Himmel. Beides flach und kalt wie Metall. Blitze zuckten auf die Erde herab – elektrische Entladungen, wie mächtige Säulen aus blendend grellem Licht. Sie erhellten niedrig hängende, dichte Wolken aus grauem Staub. Es sah aus, als würde der Himmel selbst diese Welt ersticken wollen, und er drückte so fest zu, dass tiefe Risse den Boden überzogen.

Trostlosigkeit. Das war die perfekte Beschreibung. Diese Landschaft, dieser Ort war von zahllosen Äonen abgenagt worden. Die Luft war trocken und erfüllt von einem gefährlichen elektrischen Knistern, das über den zeitlos alten Boden aus schwarzem Basalt tanzte.

Dann …

»Und?«

Luke schlug die Augen auf. Er saß wieder auf dem Boden seiner Hütte, und Lor San Tekka kniete vor ihm, die Hände auf die Schenkel gestützt. Es sah nicht nach einer bequemen Haltung aus.

Luke schürzte die Lippen, überrascht, dass die Vision sich ebenso schnell aufgelöst hatte, wie sie aufgeblitzt war.

»Was hast du gesehen, Luke?«, wollte Lor wissen. »Beschreib es mir.«

Luke starrte in die Ferne, während er die Erinnerungen Revue passieren ließ, dann beschrieb er seinem Freund die Leere, die schwarze Landschaft und die dunkle Präsenz, die er wahrgenommen hatte.

Nachdem er aufmerksam gelauscht hatte, richtete Lor sich wieder auf und begann, langsam in der Hütte auf und ab zu gehen. Bei den ersten Schritten knackten seine Knie hörbar, und er verzog schmerzerfüllt das Gesicht.

Luke beobachtete ihn. »Kommt dir irgendetwas davon bekannt vor?«

Lor presste die Lippen zusammen und blieb stehen. »Wir haben viele Orte besucht und viele Dinge gesehen, Luke.«

Skywalker nickte. Das stimmte in der Tat; seit dem Tod des Imperators und dem Untergang seines Imperiums hatten sie beide gemeinsam viele Reisen unternommen. Luke wurde von dem Wunsch angetrieben, den Jedi-Orden wiederaufzubauen, aber er hatte dabei praktisch ganz von vorn anfangen müssen. Und da Lor ein alter, berühmter Entdecker war, hatte Luke ihn um Hilfe gebeten, um Relikte und Artefakte aufzuspüren, die mit der Macht verbunden waren. Geleitet von dem Sternenkompass, den Luke auf Pilio gefunden hatte, waren die beiden quer durch die Galaxis geflogen, dem Netzwerk alter Jedi-Tempel folgend – von denen die meisten vollkommen in Vergessenheit geraten waren, seit das Imperium vor vier Jahrzehnten die Auslöschung des Ordens befohlen hatte.

Dennoch waren ihre Expeditionen größtenteils erfolgreich gewesen, und Luke hatte eine beachtliche Sammlung an uralten Stücken für seinen eigenen, aufstrebenden Jedi-Tempel zusammengetragen, von Büchern, Schriftrollen und Datenkarten über rituelle Artefakte, Siegel und Symbole der Macht bis hin zu technologischen Fundstücken wie Lichtschwertern, dem Sternenkompass und weiterem mehr. Lor hatte diese Fundstücke ebenso gründlich studiert wie Luke selbst, und sein Wissen über die Jedi hatte sich als äußerst nützlich erwiesen, schließlich wollte Luke den Orden wiederbeleben, und dazu musste er ihn erst einmal verstehen.

»Ich nehme an, jetzt kommt ein Aber«, sagte Luke.

Lor begann von Neuem, auf und ab zu gehen. »Es könnte ein realer Ort sein oder vielleicht wirklich nur eine Vision – eine Repräsentation der Dunkelheit, die überall existiert, wo es Licht gibt.«

»Aber warum jetzt? Ich hatte noch nie zuvor solche Visionen.«

»Könnte es vielleicht der Einfluss eines Artefakts sein? Wir haben viele Objekte gesammelt, die den dunklen Künsten entstammen.«

Das klang natürlich plausibel, aber es fühlte sich nicht richtig an. Lukes Konzentration war während der letzten Wochen ins Wanken geraten, und das in solchem Maße, dass seine täglichen Rituale und Übungen mit den Jünglingen – die strikte, eherne Routine seines neuen Tempels – darunter gelitten hatten. Schließlich hatte Luke die einfacheren Aufgaben seinen ältesten Schülern übertragen, auch Ben, während er sich immer öfter in seine Hütte zurückgezogen und versucht hatte, die Visionen zu begreifen. Aber er hatte schon lange nicht mehr mit Sith-Relikten zu tun gehabt; er wusste nur zu gut, wie gefährlich solche Artefakte sein konnten.

»Es tut mir leid«, sagte er, wobei er seine Beine ausstreckte und aufstand. Anschließend strich er seine cremefarbenen Roben glatt und fuhr sich mit seiner kybernetischen Hand durchs aschbraune Haar. »Ich weiß nicht, was ich mir erwartet habe.« Er hielt inne und schüttelte den Kopf. »Aber dieser … Ort, oder was immer es sonst ist? Es gibt einen Grund, warum ich ihn sehe, Lor. Ich kann es fühlen.«

»Daran zweifle ich nicht.« Lor klopfte seinem alten Freund auf die Schulter. »Nicht im Geringsten. Ich wünschte, ich könnte dir helfen. Wenn es um Forschungsarbeit ginge, um eine Expedition … ja, da könnte ich mich nützlich machen, und ich würde keine Sekunde zögern! Aber danebenzustehen, während ein Jedi in seinem Geist herumstochert?« Er schnalzte mit der Zunge. »Das ist nicht gerade mein Fachgebiet.«

Luke lachte leise, und ein Teil der Anspannung fiel in der Gegenwart seines alten Freundes von ihm ab. »Vielleicht hast du recht«, räumte er ein. »Aber warum bist du eigentlich nach Ossus gekommen? Du meintest, du wärst auf Informationen gestoßen?«

»Nun«, begann Lor, »nach all diesem Gerede von Dunkelheit und Gefahr wird es vermutlich ein wenig banal klingen.«

»Nicht doch«, erwiderte Luke. »Ich bin ganz Ohr.«

Lor nickte. »Hast du je von einem Planeten namens Yoturba gehört?«

Luke runzelte die Stirn. »Nicht dass ich wüsste.«

»Eine unscheinbare kleine Welt am Mittleren Rand«, sagte Lor. »Aber das Historische Institut Lerct führt dort draußen gerade Ausgrabungen durch.«

Lukes Augenbrauen wanderten nach oben; jetzt war seine Neugier geweckt. »Haben sie etwas gefunden?«

»Noch nicht«, antwortete Lor. »Aber sie sind auf eine große Siedlung gestoßen. Ich konnte keine Aufzeichnungen über einen Jedi-Tempel in diesem System finden, doch die Ära, auf die sie den Komplex datieren, passt. Ich finde, wir sollten uns die Sache mal ansehen. Vorausgesetzt natürlich, dass du deinen eigenen Tempel so lange allein lassen kannst.«

Luke fuhr mit der Hand über seinen Bart, dann nickte er. »Natürlich. Wir sollten gehen. Ich brauche ohnehin ein wenig Zeit zum Nachdenken.«

Er ging an Lor vorbei nach draußen. Seine Hütte stand auf der Kuppe eines kleinen Hügels, und von hier oben konnte er sehen, dass Ben Enyo bei der Ausbildung der Jünglinge abgelöst hatte.

Luke hob die Hand, um Bens Aufmerksamkeit zu erregen, woraufhin der junge Mann bestätigend nickte und die Lektion beendete.

»Er wird eines Tages einen großartigen Jedi abgeben«, murmelte Lor, als er neben seinen Freund trat. »Und ein wenig Verantwortung zu übernehmen, während sein Meister fort ist, wird ihm sicher nicht schaden.«

Luke nickte, klopfte Lor auf die Schulter und ging dann wieder nach drinnen, um sich auf die bevorstehende Expedition vorzubereiten.

5. Kapitel

Der Schrottplatz, irgendwo beim Inneren Rand

Gegenwart

Falls der Mond einen Namen hatte, so kannte er ihn nicht. Und es interessierte ihn auch nicht. Nichts interessierte ihn.

Nicht mehr.

Soweit er wusste, war er allein hier; zugegebenermaßen hatte er aber keine Ahnung, was außerhalb des Schrottplatzes vor sich ging. Wie so viele Monde in diesem Sektor war auch dieser planetengroß, mit standardmäßiger Masse, standardmäßiger Schwerkraft, standardmäßiger Atmosphäre. Er war kalt, aber bewohnbar, und das war letztlich alles, was zählte.

Er hatte keinen Namen für sein neues Zuhause. Wozu auch? Er kannte die Koordinaten. Hin und wieder wagte er sich bis über die Grenzen des Gravitationsfeldes hinaus, aber nie weit. Es gefiel ihm hier, und dort draußen gab es ohnehin nichts mehr für ihn.

Der Mond war einfach nur der Mond. Und der Schrottplatz war … na ja, genau das, der Schrottplatz. Nicht gerade poetisch, aber er war noch nie ein großer Literaturfreund gewesen.

Er hatte keine Ahnung, wem der Schrottplatz ursprünglich gehört hatte – und, um es noch mal zu wiederholen, es scherte ihn auch nicht. Während seiner Zeit hier hatte er nicht einmal versucht, mehr darüber herauszufinden. Aber es war ein alter Schrottplatz, so viel stand fest. Metall und Keramik waren in unterschiedlichen Schichten übereinandergetürmt wie geologische Abstufungen. Da waren die Überreste von Raumschiffen aus lange vergessenen Zivilisationen, Imperien und Republiken, abgeschliffen vom niemals endenden Wind. Er heulte und pfiff, dieser Wind, und nachts klang es manchmal sogar so, als würde er singen