Star Wars™ Imperium und Rebellen - James S.A. Corey - E-Book

Star Wars™ Imperium und Rebellen E-Book

James S.A. Corey

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Beschreibung

Die Helden der Allianz stehen vor ihrer größten Herausforderung!

Scarlet Hark ist eine der besten Agentinnen der Rebellen. Doch diesmal ist sie zu tief in das Imperium vorgedrungen. Es gibt keinen Weg zurück! Han Solo – der Held der Rebellion, der gerade geholfen hat, den ersten Todesstern zu zerstören – bricht auf, um Hark zu retten. Tatsächlich gelingt es ihm, sie aufzuspüren. Doch die Agentin ist noch nicht bereit, ihre Mission aufzugeben. Sie ist knapp davor, ein Geheimnis aufzudecken, das das Imperium zerreißen könnte. Han bleibt keine Wahl. Er muss sie bis in die Hölle begleiten, wenn die Rebellion gegen den Imperator Erfolg haben soll.

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Seitenzahl: 499

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James S. A. Corey

EHRE UNTER DIEBEN

Imperium und Rebellen

Aus dem Englischen

von Andreas Kasprzak

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Star Wars™ Empire and Rebellion II. Honor Among Thieves« bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung Juni 2015

bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe

Random House GmbH, München

Copyright © 2014 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved.

»Silver and Scarlet« by James S. A. Cory Copyright © 2014

by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved.

Translation Copyright © 2015 by Verlagsgruppe

Random House GmbH, München

Umschlaggestaltung: Isabelle Hirtz, Inkcraft,

nach einer Originalvorlage

Cover Art Copyright: © 2014 by Lucasfilm Ltd.

Jacket illustration: Alan Brooks

Redaktion: Rainer Michael Rahn

ue · Herstellung: sam

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-14914-7

www.blanvalet.de

Für Scarlet

Dramatis Personae

BAASEN RAY, Schmuggler (Mirialaner)

C-3PO, Protokolldroide

CHEWBACCA, Kopilot des Millennium-Falken (Wookiee)

ESSIO GALASSIAN, Astrokartograf (Mensch)

HAN SOLO, Captain des Millennium-Falken (Mensch)

HUNTER MAAS, Dieb (Mensch)

LEIA ORGANA, Rebellin, Prinzessin von Alderaan (Menschenfrau)

LUKE SKYWALKER, Rebellenpilot (Mensch)

R2-D2, Astromech-Droide

SCARLET HARK, Rebellenspionin (Menschenfrau)

SUNNIM, Pilot (Bothaner)

WEDGE ANTILLES, Kommandant der Rebellen-Allianz (Mensch)

Es war einmal vor langer Zeit

in einer weit, weit entfernten Galaxis …

1. Kapitel

Vom imperialen Kern bis zu den abgelegenen Sternen der Randes wimmelte es vor Leben. Planeten, Monde, Asteroidenbasen und Raumstationen, bevölkert von Tausenden verschiedenen Spezies, allesamt beschäftigt mit den großen Ambitionen der Mächtigen und den banalen Problemen des täglichen Lebens, von den Plänen des Imperators bis zur Sorge, ob man an diesem Tag noch etwas zu essen bekommen würde. Jede Stadt, jede Station und jedes Schiff hatte eine eigene Geschichte, eigene Geheimnisse, Hoffnungen, Ängste und halb ausgeformte Träume.

Doch jeder Lichtkreis – jeder Stern, jeder Planet, jeder Außenposten und jedes Leuchtfeuer der Zivilisation – war von einem ungleich größeren Wall aus Dunkelheit umgeben. Der Raum zwischen den Sternen war unvorstellbar weit und würde es immer bleiben, und die Mysterien, die sich darin verbargen, würden nie völlig enthüllt werden. Ein fehlgeschlagener Sprung in den Hyperraum reichte schon, und ein Schiff war für immer verloren, es sei denn, es gab einen Weg, Hilfe anzufordern, zu rufen: Hier sind wir. Kommt und holt uns. Die Leere zwischen den Welten, die Räume, in denen selbst das Licht erst nach einem Lebensalter ankam, konnten eine Rettungskapsel oder einen Frachter oder eine ganze Flotte verschlingen.

Und deshalb konnte ein Treffpunkt der Rebellenallianz so groß sein wie ein ganzes Sonnensystem – ihre Schiffe waren trotzdem ebenso gut verborgen wie eine Flocke in einem Schneesturm. Hunderte von ihnen trieben lautlos durch das All. Da gab es behelfsmäßig reparierte, plasmaverbrannte Kreuzer und Kampfschiffe aus dritter Hand, X- und Y-Flügler und alle möglichen anderen Schiffstypen. Wartungsdroiden krochen über den Rumpf zahlreicher Kreuzer und verschweißten die Wunden der letzten Schlachten, in dem Wissen, dass sie hier sicher waren, eine Nadel im Heuhaufen des Imperiums.

Die größte Gefahr hier draußen war nicht der Feind, sondern die Tatenlosigkeit. Und die Art, wie bestimmte Männer mit dieser Untätigkeit umgingen.

»Ich habe nicht falsch gespielt«, sagte Han Solo, als Chewbacca sich bückte, um neben ihm die Luke zu passieren. »Ich war einfach nur besser als sie.«

Der Wookiee knurrte.

»Genau deswegen habe ich ja besser gespielt. Es ist nicht gegen die Regeln. Und davon abgesehen, ist es nicht so, als ob sie ihr Geld hier draußen bräuchten.«

Ein Dutzend Jägerpiloten marschierte in ihren schmutzigen orange-weißen Uniformen vorbei und salutierte vor ihm. Han nickte jedem von ihnen im Vorbeigehen zu. Sie waren ein hässlicher Haufen: Männer mittleren Alters, die eigentlich in einer zwielichtigen Kneipe auf ihrer Heimatwelt sitzen sollten, und schmächtige Jungen, die noch immer ihrem ersten Bartwuchs entgegenfieberten. Kämpfer für die Freiheit – und grottenschlechte Sabacc-Spieler.

Chewbacca stieß ein langgezogenes, tiefes Brummen aus.

»Würdest du nicht tun«, brummte Solo.

Der Wookiee musterte ihn aus blauen Augen, und sein Schweigen sagte mehr als jede Bemerkung, die er hätte machen können.

»Na schön«, entgegnete Han. »Aber wenn du ihnen unbedingt ihr Geld zurückgeben willst, ziehe ich es dir von deinem Anteil ab. Wann bist du nur so weich geworden?«

»Han!«

Luke Skywalker kam durch einen Seitenkorridor auf sie zu, seinen Helm unter den Arm geklemmt. Zwei Droiden folgten ihm: der kleine, zylindrische R2-D2, der piepsend und zirpend vor sich hin rollte; und der große, goldglänzende C-3PO, der ein paar Schritte dahinter durch den Gang stakste und mit seinen Händen gestikulierte, als würde er auf eine Konversation reagieren, die nur er hören konnte. Das Gesicht des Jungen war gerötet, sein Haar dunkel vor Schweiß, aber er grinste, als hätte er gerade etwas gewonnen.

»He«, sagte Han. »Gerade erst vom Übungsmanöver zurück?«

»Ja. Diese Kerle sind großartig. Du hättest die Schraube mit anschließender Wendung sehen sollen, die sie uns gezeigt haben. Ich hätte noch stundenlang so weitermachen können, aber Leia hat mich zurückgerufen. Sie erwähnte etwas von einer Notfallsitzung.«

»Ihre Durchlauchteste hat das Treffen einberufen?«, fragte Solo, als sie gemeinsam in den Hauptzugangskorridor einbogen. Der Geruch von Schweißbrennern und Kühlflüssigkeit hing schwer in der Luft; so ziemlich alles in der Rebellenallianz roch wie ein Reparaturhangar. »Ich dachte, sie würde an dieser tollen Konferenz auf Kiamurr teilnehmen.«

»Das war eigentlich auch der Plan. Ich nehme an, sie hat ihre Abreise verschoben.«

Der kleine R2-Droide zwitscherte, und Han drehte sich zu ihm um. »Was ist, Erzwo?«

C-3PO schloss zu den anderen auf und beugte sich vor, als müsste er erst wieder zu Atem kommen, was natürlich unmöglich war, da er keine Lunge hatte. Anschließend übersetzte er: »Er sagt, dass Ihre Hoheit ihre Abreise bereits zum zweiten Mal verschoben hat. Das hat auf dem Hangardeck für großes Durcheinander gesorgt.«

»Das kann nichts Gutes bedeuten«, warf Han ein. »Wenn sie lieber mit uns spricht, als an einem großen Tisch zu sitzen und über die Zukunft der Galaxis zu entscheiden … Ich meine, das ist schließlich ihre Lieblingsbeschäftigung.«

»Du weißt, dass das nicht stimmt«, entgegnete Luke, während er beiseitetrat, um einem bronzehäutigen Droiden Platz zu machen. »Ich frage mich wirklich, warum du sie nicht leiden kannst.«

»Ich kann sie ganz hervorragend leiden.«

»Warum machst du sie dann ständig nieder? Die Allianz braucht gute Politiker und Organisatoren.«

»Jede Regierung braucht einen Steuereintreiber. Nur, weil es uns beiden besser gefallen würde, wenn das Imperium nicht an der Macht wäre, heißt das noch lange nicht, dass sie und ich uns auch in allem anderen einig sind.«

Luke schüttelte den Kopf. Der Schweiß auf seiner Stirn begann zu trocknen, und sein Haar gewann wieder ein wenig von seiner sandbraunen Farbe zurück. »Ich glaube, ihr beiden seid euch ähnlicher, als euch lieb ist.«

Gegen seinen Willen musste Han lachen. »Du bist ein unverbesserlicher Optimist, Junge.«

Als sie den Eingang zur Kommandozentrale erreichten, schickte Luke die beiden Droiden weiter den Gang entlang, was R2-D2 mit einem Pfeifen und Quietschen quittierte, während C-3PO sich pikiert gab. Die Kommandozentrale hatte während der Schlacht von Yavin einen direkten Treffer abbekommen, und der Wiederaufbau war noch immer in vollem Gange. Neue Plastikretplatten waren dort angebracht worden, wo die Explosion die alte Wandverkleidung zerfetzt hatte, und ihr blendend helles Weiß ließ den Bereich ringsum noch dunkler und schmutziger wirken. Die Bildschirme auf Kopfhöhe markierten die Position der Schiffe in der Flotte, eine Ansammlung von Lichtpunkten in der Leere des Treffpunkts, außerdem zeigten sie den Status der Reparaturmannschaften, die Sensordaten und ein halbes Dutzend anderer Informationen an. Doch da keine der Stationen bemannt war, wanderten die Daten unbeachtet über die Schirme und verschwanden dann wieder.

Leia stand im vorderen Teil des Raumes, und der Kontrast zwischen den grellen neuen Elementen und der schmutzigen ursprünglichen Einrichtung schien sich in ihr widerzuspiegeln. Sie trug ein schwarzes Kleid mit goldenen und bronzenen Verzierungen, und ihr Haar fiel in sanften Wellen herab, bevor es auf Nackenhöhe zu einem Zopf zusammenfloss, der sie reifer und auch deutlich stärker wirken ließ als die seitlichen Haarknoten, die sie bei ihrer ersten Begegnung auf dem Todesstern getragen hatte. Han hatte sich in der Flotte umgehört, und augenscheinlich hatte die Zerstörung von Alderaan die Prinzessin älter und härter gemacht. Und so ungern er es auch zugab, sie sah der Tragödie zum Trotz unverschämt gut aus.

Der Mann, mit dem sie sich unterhielt – Colonel Harcen – hatte den Neuankömmlingen den Rücken zugekehrt, aber seine Stimme war deutlich zu hören. »Bei allem Respekt, Sie müssen einsehen, dass Verbündeter nicht gleich Verbündeter ist. Die Allianz kann gut und gern auf einige der Fraktionen verzichten, die auf Kiamurr vertreten sein werden.«

»Ich verstehe Ihre Bedenken, Colonel«, sagte Leia in einem Tonfall, der nicht gerade verständnisvoll klang. »Aber ich dachte, wir wären uns darin einig, dass die Allianz es sich im Augenblick nicht leisten kann, Hilfe abzulehnen. Die Schlacht von Yavin mag ein Erfolg gewesen sein, dennoch …«

Harcen hob die Hand, um sie zu unterbrechen. Was für ein Narr, dachte Han. »Es gibt bereits einige Stimmen, die finden, dass wir zu großzügig geworden sind, was die Leute angeht, die wir in unsere Reihen aufnehmen. Wenn wir respektiert werden wollen, dürfen wir keine untragbaren Elemente in unseren Reihen dulden.«

»Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu«, warf Han ein. Colonel Harcen zuckte zusammen wie eine Katze, die man aus dem Schlaf gerissen hatte. »Sie müssen die Allianz von Abschaum sauber halten.«

»Captain Solo«, sagte der Offizier. »Ich wusste nicht, dass Sie hier sind. Missverstehen Sie meine Bedenken bitte nicht als persönliche Beleidigung.«

»Nein, natürlich nicht«, erwiderte Han mit einem gekünstelten Lächeln. »Ich meine, Sie haben doch schließlich nicht von mir gesprochen, oder?«

»Jeder kennt Ihre Verdienste um die Allianz.«

»Genau. Es gäbe also überhaupt keinen Grund, warum Sie über mich sprechen sollten.«

Harcen errötete und neigte den Oberkörper in einer kleinen, formellen Verbeugung. »Ich habe nicht von Ihnen gesprochen, Captain Solo.«

Han setzte sich an eine der verwaisten Stationen und breitete die Arme aus, als wäre er mit ein paar Freunden in einer Cantina. Vielleicht bildete er es sich nur ein, aber kurz glaubte er zu sehen, wie ein Lächeln über Leias Lippen huschte. »Wie könnte ich dann beleidigt sein?«, fragte er.

Der Colonel wandte sich zum Gehen, seine Schultern gestrafft, sein Kopf hoch erhoben. Chewbacca ließ sich einen Moment länger Zeit als eigentlich nötig, um dem Offizier Platz zu machen, während Luke sich gegen einen der Monitore lehnte. Sein Gewicht reichte aus, um den Schirm so weit zu krümmen, dass bunte Linien und Kurven über das Bild huschten.

Als Harcen den Raum verlassen hatte, seufzte Leia. »Danke, dass Sie alle so kurzfristig hergekommen sind. Es tut mir leid, dass ich Sie um Ihr Training bringe, Luke.«

»Schon in Ordnung.«

»Ich habe übrigens gerade Sabacc gespielt«, meldete sich Han zu Wort.

»Ich hoffe, Sie erwarten keine Entschuldigung von mir, weil ich Sie beim Falschspielen gestört habe.«

»Ich habe fair gewonnen.«

Chewbacca lachte grollend und verschränkte die Arme. Leias Gesichtsausdruck wurde ein wenig weicher. »Ich hätte eigentlich schon vor zehn Standardstunden aufbrechen sollen«, erklärte sie, »und ich kann nicht mehr lange bleiben. Aber es gab einige unvorhergesehene Entwicklungen, über die ich Sie informieren muss.«

»Was ist passiert?«, fragte Luke.

»Wir werden die Übergangsbasis im Targarth-System nicht benutzen können«, antwortete sie. »Mehrere imperiale Drohnen wurden in der Gegend identifiziert.«

Die Stille, die auf diese Worte folgte, dauerte nur einen kurzen Moment an, aber sie war von tiefer Enttäuschung erfüllt.

»Nicht schon wieder«, stöhnte Luke.

»Tut mir leid.« Die Prinzessin verschränkte die Arme vor der Brust. »Wir suchen nach Alternativen, aber bis wir etwas finden, werden sämtliche Bau- und Wartungsprojekte auf Eis gelegt.«

»Vader macht sich wirklich alle Mühe, Sie und Ihre Freunde zu finden«, kommentierte Han. »Wie sieht Ihr Ersatzplan aus?«

»Wir sehen uns auf Cerroban, Aestilan und Hoth um«, erklärte Leia.

»Viel tiefer können Sie nicht sinken«, erwiderte Solo.

Eine Sekunde lang glaubte er, sie würde zu einer spitzen Entgegnung ansetzen, aber stattdessen wandte sie niedergeschlagen den Blick ab. Er wusste ebenso gut wie sie, dass eine neue Basis für die Sache der Rebellen von größter Bedeutung war. Reparaturen, Produktion, Ausbildung – ohne eine Zentrale würden sie das nie in ausreichendem Maße bewältigen können, und das Imperium wusste das ebenfalls. Doch Cerroban war kaum besser als dieser Treffpunkt mitten im All; es gab dort kein Wasser, keine Atmosphäre, und die Oberfläche wurde regelmäßig von Asteroideneinschlägen erschüttert. Aestilan hatte zwar Luft und Wasser, die planetare Kruste war aber von Felswürmern zerfressen und so destabilisiert, dass man nur einmal kurz hüpfen musste, um einen Tunnel zu graben. Und Hoth … Hoth war ein Eisbrocken. Allein die Äquatorialregion war warm genug, um von Menschen bewohnt werden zu können – und auch das nur, wenn die Sonne schien.

Leia trat an eines der Displays und wechselte mit einer Handbewegung die Anzeige. Eine Karte der Galaxis erschien vor ihr, die unglaubliche Weite von Milliarden Sonnen weit genug komprimiert, um auf einem Bildschirm Platz zu finden.

»Vielleicht gibt es noch eine Möglichkeit«, begann sie. »Das Seymarti-System befindet sich in der Nähe der großen Raumstraßen. Es gibt Beweise, dass dort einst intelligente Wesen lebten, aber das ist schon lange her, und unsere Sonden konnten keine Siedlungen entdecken. Womöglich ist das ja der Ort, nach dem wir suchen.«

»Das ist eine schreckliche Idee«, sagte Han. »Glauben Sie mir, Sie wollen nicht dorthin.«

»Und warum nicht?«, fragte Luke.

»Schiffe neigen dazu, im Seymarti-System zu verschwinden«, erklärte Solo. »Das ist schon vielen Schiffen passiert. Sie springen in den Hyperraum und tauchen nie wieder auf.«

»Was geschieht mit ihnen?«

»Das weiß niemand. Ein Ort, der so nahe an den Flugrouten liegt, ist natürlich verlockend, wenn es um einen Platz geht, an dem niemand nach einem sucht, aber ich kenne keinen, der sich diesem System freiwillig nähern würde. Niemand fliegt das Seymarti an.«

Luke trommelte nachdenklich mit den Fingern auf seinen Helm. »Aber wenn niemand das System anfliegt, wie können dort dann so viele Schiffe verschwinden?«

Han verzog das Gesicht. »Ich sage ja nur, dass diese Ecke einen schlechten Ruf hat.«

»Das Wissenschaftsteam glaubt, dass es eine Art Raumanomalie geben könnte, die die Sensorwerte stört«, sagte Leia. »Falls das stimmt und wir eine Möglichkeit finden, diese Störung auszugleichen, könnte Seymarti der perfekte Ort sein, um uns vor dem Imperium zu verbergen. Sobald Wedge Antilles von seiner Patrouille zurück ist, wird er eine Begleitstaffel für unsere Aufklärungsschiffe zusammenstellen.«

»Ich würde gerne mitgehen«, erklärte Luke.

»Ich habe mit Wedge darüber gesprochen«, erwiderte die Prinzessin. »Er meinte, es wäre eine gute Chance für Sie, ein wenig Erfahrung zu sammeln. Darum hat er Sie als seinen Stellvertreter vorgeschlagen.«

Lukes Grinsen war so strahlend, dass im Vergleich dazu sogar die neuen weißen Wandplatten verblassten. »Wunderbar«, freute sich der Junge.

Das Kommpult neben Leia piepste. »Eure Hoheit, die Triebwerke sind hochgefahren, aber wenn wir nicht bald starten, müssen wir den Sprung neu berechnen, und dann müssten wir das Treffen erneut verschieben. Soll ich mich darum kümmern?«

»Nicht nötig. Ich bin gleich da«, antwortete sie, dann unterbrach sie die Verbindung.

Han beugte sich vor. »Ich verstehe schon, warum Sie mich herbestellt haben«, brummte er. »Meine Waffenlieferung von Minoth nach Hendrix fällt also aus. Aber ich kann die Waffen doch zumindest hierherbringen, oder? Es sei denn, Sie möchten, dass der Falke diese kleine Expedition begleitet.«

»Eigentlich wollte ich Sie aus einem anderen Grund sprechen«, entgegnete Leia. »Etwas ist passiert. Vor zwei Jahren haben wir eine Agentin am Rande des imperialen Raums stationiert, und die Informationen, die sie uns seitdem geliefert hat, waren von unschätzbarem Wert – bis die Verbindung vor sieben Monaten ganz unvermittelt abgebrochen ist. Zunächst gingen wir vom Schlimmsten aus, aber dann, gestern, fingen wir den Notfallcode dieser Agentin auf. Aus dem Saavin-System. Von Cioran.«

»Das ist aber nicht der Rand des imperialen Raums«, protestierte Han. »Das ist mittendrin.«

Chewbacca grollte zustimmend.

»Glauben Sie mir, ich hätte mir das auch anders gewünscht«, erwiderte die Prinzessin. »Die Nachricht enthielt keinerlei Informationen. Keinen Text, keinen Bericht, nur den Notfallcode für eine Evakuierung. Wir wissen nicht, was zwischen dem letzten Kontakt und diesem Signal passiert ist. Alles, was wir haben, ist dieses Signal, wonach wir schnellstmöglich ein Schiff schicken sollen.«

»Oh«, machte Han, und seine Lippen verzogen sich langsam zu einem Grinsen. »Ich verstehe schon. Alles klar. Da ist also diese wichtige Agentin, die hinter feindlichen Linien festsitzt, und irgendwie müssen Sie sie da rausholen. Nur können Sie ihre eigenen Leute nicht schicken, weil das Imperium im Moment so aggressiv ist wie ein aufgescheuchter Schwarm bacianischer Bluthornissen. Und deswegen soll ich jetzt ran. Habe ich das im Groben richtig verstanden?«

»Ich würde es nicht so ausdrücken, aber ganz falsch ist es leider nicht, ja«, antwortete Leia. »Die Operation ist äußerst riskant, und ich werde niemandem den Befehl geben, sie zu übernehmen. Aber wir werden Ihren Einsatz entsprechend honorieren, falls Sie bereit sind, diese Aufgabe zu übernehmen.«

»Sie müssen uns keine Befehle geben, nicht wahr, Chewie? Sie müssen nur darum bitten, und schon machen wir uns an die Arbeit.«

Leias Blick wurde ein wenig mitfühlender. »Werden Sie es also tun? Für die Allianz?«

Han fuhr fort, als hätte er überhaupt nichts gehört. »Sie müssen nur Bitte sagen, und schon springen wir in den Millennium Falken und fliegen los. Wir holen Ihre Agentin ab und sind wieder zurück, bevor Sie uns überhaupt vermissen können. Absolut kein Problem.«

Leias Züge wurden starr. »Bitte.«

Solo kratzte sich an der Augenbraue. »Ich glaube, ich brauche noch ein wenig Zeit, um darüber nachzudenken.«

Der Wookiee gab ein zunächst leises, dann aber lauter werdendes Heulen von sich und hob ungeduldig die Arme.

»Danke, Chewie«, sagte Leia. »Es könnte natürlich sein, dass die gesamte Operation kompromittiert wurde und der Notfallcode nur eine Falle ist. Sie müssen also äußerst vorsichtig sein, wenn Sie den Treffpunkt anfliegen.«

»Bin ich das nicht immer?«, entgegnete Han, woraufhin Luke hüstelte. »Was?«, brummte der Corellianer.

»Du bist immer vorsichtig?«

»Jedenfalls vorsichtig genug.«

»Ihre wichtigste Aufgabe besteht darin, Kontakt mit unserer Agentin herzustellen und sie zurückzuholen«, fuhr Leia fort. »Falls das nicht möglich ist, versuchen Sie herauszufinden, was geschehen ist, und ob noch weitere unserer Leute in Gefahr sind. Aber falls Sie auch nur den leisesten Verdacht schöpfen, dass es sich um eine Falle handelt, verschwinden Sie. Wenn wir sie verloren haben, dann ist es eben leider so. Wir wollen nicht noch jemanden opfern.«

»Ist sie denn wenigstens hübsch?«

Leia berührte erneut die Display-Kontrollen, und eine grüne Sicherheitswarnung blinkte auf dem Schirm auf. Die Prinzessin gab einen Code ein, und dann sahen sie vor sich das Gesicht einer Frau mit hohen Wangenknochen, dunklen Augen und Haaren, einem V-förmigen Kinn und einem Mund, der beinahe zu lächeln schien. Hätte Han sie in irgendeiner Stadt gesehen, hätte er sicher zweimal hingesehen, aber nicht aus Misstrauen. Neben dem Bild fassten mehrere Stichpunkte eine Lebensgeschichte zusammen, die viel zu komplex war, als dass man sie mit einem kurzen Blick überfliegen könnte. Der Name, der über diesen Daten stand, lautete: SCARLETHARK.

»Gehen Sie kein Risiko ein«, ermahnte ihn Leia.

2. Kapitel

Das Saavin-System schwebte über dem Holo-Feld, eine Gruppe von winzigen bunten Kugeln, die die diversen Planeten auf ihren Kreisbahnen um einen grell orangefarbenen Stern darstellten. Eine kleine blaue Welt war umgeben von einem Schwarm imperialer Schiffe und unabhängiger Raumstationen: Cioran, das bürokratische Herz des Imperiums. Nun, vielleicht nicht das Herz. Aber doch zumindest die Niere – oder der Darm. Eine zweite Welt, ein großer hellroter Planet am Rande des Systems, schwoll an, als Chewbacca seine Pfote in das Hologramm streckte. Der Wookiee knurrte.

»Genau das ist doch der Punkt«, sagte Han. »Die Welt ist ein großer, nutzloser Gasball in den Außenbereichen des Systems. Niemand lebt dort, es gibt nicht einmal Gasminen. Es wird ein wenig länger dauern, von dort nach Cioran zu fliegen, aber es ist schön ruhig. Der perfekte Ort, um sich erst mal ein wenig umzusehen.«

Chewie grollte und verschränkte die Arme.

»Hör mal, das ist die Schreibstube des Imperiums. Ich möchte nicht direkt über einem Sternzerstörer aus dem Hyperraum fallen.«

Der Wookiee wandte sich ab, um den Falken bereit zu machen, aber obwohl er Han den Rücken zugekehrt hatte, knurrte er weiter Bedenken und Zweifel vor sich hin.

»Du wirst mir noch danken, wenn wir völlig unbemerkt im Saavin-System ankommen.«

Chewie grunzte, und Han zog den Schubregler zurück, um sie aus dem Hyperraum zu holen. Die weißen Linien, die die Cockpitscheibe ausgefüllt hatten, verwandelten sich ruckartig wieder in ein stetes, regloses Sternfeld, und direkt vor ihnen füllte das aufgeblähte rote Rund des Gasriesen von Saavin die Hälfte ihres Blickfelds aus.

»Siehst du? Jetzt müssen wir nur noch …«, setzte Han an.

»Nicht identifizierter YT-Dreizehnhundert, hier spricht der imperiale Sternzerstörer Unbändig. Antworten Sie unverzüglich.«

Mehrere Kollisionsalarme begannen im Cockpit des Falken loszuheulen, als sie von zwei TIE-Jägern flankiert wurden, und dann schob sich von der Steuerbordseite die gewaltige Keilform eines Sternzerstörers vor das Aussichtsfenster.

»Nicht identifizierter YT-Dreizehnhundert …« Han deaktivierte das Komm im selben Moment, als Chewbacca sich herumdrehte und ihn wortlos anstarrte.

»Das ist nicht meine Schuld«, verteidigte Solo sich. Er suchte nach einer Fluchtmöglichkeit, konnte aber keine entdecken. »Was haben die hier draußen überhaupt zu suchen?«

Chewie knurrte und griff nach den Kontrollen für die Deflektorschilde.

»Nein, warte«, sagte Han und packte den Arm des Wookiees, um ihn zurückzuhalten. »Ich krieg das schon hin.« Der Wookiee lachte bellend.

»Hallo, Unbändig, hier ist Captain …« Rasch ging er in Gedanken die Namen auf seiner Liste gefälschter Registrierungscodes durch. »… Boro Mandibell vom leichten Frachter Vortando. Wie kann ich Ihnen an diesem schönen Tag behilflich sein?«

Er legte die Hand über das Mikrofon und flüsterte: »Chewie, aktivier das Transpondersignal. Und geh sicher, dass es auch wirklich die Codes für die Vortando sind.«

»Vortando«, drang nach ein paar Augenblicken die Antwort aus dem Komm. »Ihr Transpondersignal entspricht nicht dem Standard …«

»Das tut mir schrecklich leid«, unterbrach Han den Imperialen mit einem ebenso herzlichen wie falschen Lachen. »Ich habe einen Wookiee-Mechaniker an Bord genommen, und seitdem der Kerl an meinem Schiff herumgeschraubt hat, entspricht so gut wie nichts mehr dem Standard.«

Chewie knurrte bedrohlich, und Han deckte hastig wieder das Mikrofon ab. »Falls er Shyriiwook versteht, könnte uns diese kleine Bemerkung in große Schwierigkeiten bringen.« Chewbaccas gegrollte Entgegnung ließ jegliche Einsicht vermissen.

»Ziel und Ladung«, verlangte die Stimme von dem Sternzerstörer.

»Äh, wir haben corellianischen Brandy und scorrianische Weine an Bord und fliegen Cioran an. Wie ist das Wetter dort denn heute?«

Es folgte eine Pause, die gefühlte Stunden anzudauern schien, und Han begann schon, sich einen Kurs für einen Fluchtversuch zurechtzulegen, um das System so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Die beiden TIE-Jäger hingen wie eine unausgesprochene Drohung neben dem Falken.

Schließlich legte Solo noch einmal die Hand über das Mikrofon und sagte: »Chewie, es funktioniert nicht. Mach dich bereit, die hinteren Deflektoren zu aktivieren und von hier zu verschwinden.«

»Vortando«, meldete sich da der Sternzerstörer wieder. »Wir übermitteln Ihnen einen Kurs. Fliegen Sie auf diesem Kurs nach Cioran weiter, und weichen Sie nicht davon ab. Wir haben viel Verkehr, reihen Sie sich also gefälligst in die Warteschlange ein.«

»Verstanden, Unbändig. Wünsche Ihnen noch einen schönen Tag«, sagte Han, dann gab er den Kurs ein. Chewbacca neben ihm stieß einen ungläubigen Ruf aus.

»Ja, ich weiß. Ein Sternzerstörer, der den Verkehr regelt«, nickte Han, während er die Triebwerke wieder hochfuhr. »Willkommen im Imperium.«

Die Unbändig hatte nicht übertrieben, was den Andrang im Orbit anging. Der Falke musste mehr als zwei Standardstunden warten, bis man ihm einen Landeplatz zuwies. Um sich die Zeit zu vertreiben, überprüfte Han die Ladung seines Blasters, während Chewbacca seinen Bogenspanner auseinanderbaute und säuberte. Anschließend streifte Solo einen langen Mantel über, der seine Waffe verdeckte; er wusste natürlich, dass er vermutlich der Einzige wäre, der im warmen Klima von Cioran einen Mantel anhatte, aber das war noch immer besser, als den Blaster offen zu tragen, sodass jeder ihn sehen konnte.

»Weißt du«, sagte er, während er sich vor dem Spiegel in seiner Kabine drehte, um sicherzustellen, dass die Waffe auch dann verborgen blieb, wenn er sich bewegte, »das hier ist das Herz des Imperiums. Ich bezweifle, dass dort unten sehr viele Wookiees mit Energiearmbrüsten herumspazieren. Vielleicht wäre ein etwas subtileres Auftreten angebracht.«

Chewbacca grollte, und Han hob die Hände. »Ich sage ja nur, dass das hier kein alltäglicher Blitzeinsatz ist. Wir müssen uns unters Volk mischen. Unbemerkt vorgehen.« Er drehte sich abrupt herum und betrachtete dabei im Spiegel, wie der Mantel sich aufbauschte. Doch der Blaster blieb verborgen. Gut. Chewbacca stieß ein hustendes Lachen aus.

»He!«, protestierte Solo mit gekränkter Stimme. »Was soll das denn heißen? Ich kann mich unters Volk mischen! Und falls es mir hier nicht gelingt …« Er riss den Stoff zurück und riss in einer blitzschnellen Bewegung den Blaster aus dem Holster. »Dann improvisiere ich eben.«

Die Andockbuchten auf Cioran sahen genauso aus wie die Andockbuchten auf hundert anderen Welten, die Han Solo während seiner Reisen besucht hatte, mit dem einen Unterschied, dass sie sauberer waren. Geradezu beunruhigend sauber. Es gab die gleichen Reparaturgerüste, Verladekräne und Treibstofftanks, die gleichen Wartungsdroiden und Inspektionsbeamte, nur dass sie nicht so ungepflegt wirkten. Keine Öllachen auf dem Boden, keine defekten Droiden, die funkensprühend in einer Ecke standen, keine Schmierfettflecken an den Uniformen der Inspektoren. Das Ganze hatte etwas beinahe schon Andächtiges – eine Gedenkfeier für das Ideal einer Andockbucht.

Ein kleiner, breit gebauter Droide wartete bereits am Fuß der Ausstiegsrampe und klickte leise vor sich hin. Er hatte einen vage humanoiden Kopf, einen kantigen Körper mit viel zu vielen Armen, und er bewegte sich auf kleinen Gummirollen. Als er Han sah, richtete sich die Einheit ruckartig auf.

»Ich bin R-Vier-Zwei-Sieben«, stellte sich der Droide mit entnervend fröhlicher Stimme vor. »Die Raumhafenbehörde und das Trajenni-Dockkontrollkollektiv heißen Sie auf Cioran willkommen!«

»Danke«, sagte Han, aber als er versuchte, sich an der Maschine vorbeizuschieben, setzten sich die Gummirollen quietschend in Bewegung, und der Droide versperrte ihm den Weg.

»Das Trajenni-Dockkontrollkollektiv hofft, dass wir Ihnen während Ihres Aufenthalts auf Cioran zu Diensten sein können!«

»Großartig«, brummte der Corellianer. »Ich brauche keine …«

»Darf ich Ihnen mit Ihrem Gepäck behilflich sein?«, fuhr R-427 unbeirrbar fort. »Oder möchten Sie vielleicht, dass einer der lizenzierten Reparaturdroiden des Trajenni-Dockkontrollkollektivs Ihr Schiff wartet? Für einen äußerst günstigen Preis füllen wir zudem Ihren Treibstoff auf und …«

Chewbacca knurrte und stapfte auf den Droiden zu, woraufhin dieser hastig nach hinten rollte.

»Wir melden uns, falls wir irgendetwas brauchen sollten«, erklärte Han mit einem Lächeln und einem abweisenden Winken. Der Wookiee machte einen weiteren Schritt in Richtung von R-427, und nun drehte der Droide sich endlich herum und rollte davon.

»Das Trajenni-Dockkontrollkollektiv heißt Sie auf Cioran willkommen und wünscht Ihnen einen angenehmen Aufenthalt!«, rief er noch, ohne dabei aber langsamer zu werden, und die letzten Worte waren kaum noch zu verstehen.

Chewbacca bellte ein leises Lachen, als die Maschine hinter einer Ecke verschwand.

»Die Quelle des Signals befindet sich im Staton-Park«, sagte Han, dann ging er zu dem anderen Ausgang der Landebucht hinüber, der auf die Straße führte. Der Wookiee folgte ihm mit einem Grummeln. »Ja, ich weiß auch nicht, warum wir uns nicht einfach in einer Bar treffen. Das wäre die normale Vorgehensweise. Weißt du, manchmal glaube ich, wir sind die letzten Profis in der gesamten Galaxis.«

Sie verließen den Raumhafen und traten auf einen breiten Fußgängerweg hinaus. Über ihren Köpfen glitt der dicht gedrängte Luftverkehr aus Speedern, Landungsschiffen und privaten Speederbikes in perfekten geraden Linien dahin, welche exakt dem Straßenverlauf auf dem Boden folgten. Imperiale Gleiter wachten über die endlose Prozession von Fahrzeugen, ihre Laserkanonen eine gut sichtbare Mahnung, sich gefälligst an die Verkehrsregeln zu halten.

»Alles sehr … ordentlich hier, findest du nicht auch?«, murmelte Han und hob mit einem Seufzen den Kopf.

Jeder Besuch im Kern erinnerte ihn daran, warum er in die abgelegenen Regionen am Rande der Galaxis geflohen war. Die hohen Wände aus Stahl und Glas, die sich ringsum erhoben, fühlten sich an wie ein Käfig. Gern hätte er sich eingeredet, dass dies nur die imperiale Vorstellung von Kontrolle war: Regeln, die mit dem Blaster durchgesetzt wurden. Doch jede Regierung brauchte Verkehrsgesetze, und vor dem Imperator waren es eben die laserscharfen Lichtschwerter der Jedi gewesen, die diese Regeln erzwungen hatten. So funktionierte das Universum nun einmal. Doch das bedeutete nicht, dass es ihm gefallen musste.

»Gehen wir was trinken.«

Selbst die Bars stanken nach imperialer Ordnung. Die chromglänzenden Tischplatten und ungemütlichen Stühle waren nicht gerade dazu angetan, sich zurückzulehnen und zu entspannen. Das knappe Dutzend Gäste saß schweigsam an den Tischen, wo sie schnell und viel tranken, ohne aber sonderlich enthusiastisch zu wirken. Ein paar von ihnen starrten auf Chewbacca, als Han mit dem Wookiee eintrat, aber niemand sprach sie an. In einer Nische entdeckte Solo eine kleine Gruppe von Männern und Frauen, die wie Soldaten nach Schichtende aussahen; sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und unterhielten sich im Flüsterton.

Die zwei Neuankömmlinge setzten sich möglichst weit von den Imperialen entfernt an einen Tisch, beide mit dem Rücken zur Wand, und Chewbacca brummte leise vor sich hin, während er auf die Tischplatte hinabstarrte.

Han winkte dem chrom- und goldglänzenden Protokolldroiden zu, der hinter der Bar stand, dann zeigte er auf eine Flasche corellianischen Brandys, hob zwei Finger und deutete auf ihren Tisch. Ein paar Sekunden später hatten sie ihre Getränke, und Solo schnippte dem Droiden einen Credit-Chip zu, den dieser wortlos aus der Luft schnappte.

Als die Protokolleinheit sich wieder von ihnen abgewandt hatte, knurrte Chewie ihm leise hinterher.

»Ich weiß, was du meinst, Kumpel. Meine Lieblingsbar ist das auch nicht«, stimmte Han ihm zu, bevor er einen tiefen Schluck nahm. »Aber der Brandy ist nicht übel. Hast du bemerkt, ob uns jemand gefolgt ist?«

Der Wookiee bellte und reckte das Kinn vor.

»Ich auch nicht«, nickte Han. »Das ist doch schon mal ein Anfang.«

Er zog den Einweg-Datenblock hervor, den Leia ihm mitgegeben hatte, und legte ihn auf den Tisch. Das Gerät verband sich automatisch mit dem lokalen Netzwerk und lud ein Update der öffentlich zugänglichen Daten herunter, die es anschließend mit den begrenzten Informationen der Rebellenallianz kombinierte. Karten der Stadt huschten in rascher Folge über den Bildschirm und zeigten ihnen eine Route von ihrer gegenwärtigen Position zu dem Park, von dem aus das Signal gesendet worden war. Zudem leuchteten rot markierte Gefahrenpunkte auf: bekannte Sturmtruppen-Kontrollpunkte, imperiale Regierungsgebäude, Überwachungskameras.

»Das wird nicht einfach«, murmelte Han. Der Treffpunkt befand sich im Zentrum des Parks, bei einem Denkmal für irgendeinen hochrangigen Würdenträger des Imperiums. Sicherheitsdroiden waren dort Tag und Nacht postiert, um jegliches gesetzeswidrige Verhalten im Keim zu ersticken, und imperiale Truppen patrouillierten auf den umliegenden Straßen, am Himmel und vermutlich auch im Park selbst. Zudem gab es in regelmäßigen Abständen Beobachtungsposten, ein perfektes, gleichmäßiges Netz, das die ganze Stadt überzog.

Chewbacca berührte den Bildschirm mit einem Finger und scrollte die Karte rauf und runter, wobei er leise grummelte.

»Meine erste Wahl für einen Treffpunkt wäre das auch nicht«, sagte Han. »Aber vielleicht ist ja genau das der Punkt. Wäre es eine Falle, würden sie sicher einen Ort wählen, bei dem niemand Verdacht schöpft. Diese Scarlet Hark weiß angeblich, was sie tut, also werden wir mitspielen, bis wir mehr wissen.«

Der Wookiee knurrte zustimmend und schob den Block wieder zu Solo hinüber. Dieser drückte den kleinen Knopf an der Vorderseite, woraufhin das Innenleben des Geräts zusammenschmolz, begleitet von einem leisen Zischen und einer winzigen Rauchfahne. Anschließend ließ Han den nunmehr unbrauchbaren Kommunikator in den Müllentsorger an der Wand fallen.

»Sieht aus, als müssten wir mal wieder hart für unser Geld arbeiten. Aber vielleicht wird es gar nicht so schlimm, wie es klingt, an ein paar Hundert imperialen Sturmtrupplern, Dutzenden Kameras und Kontrollstationen vorbeizugelangen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Und auf eines können wir immerhin zählen.«

Chewbacca legte den Kopf schräg und grollte.

»Es gibt hier niemanden, der für Jabba arbeitet.«

3. Kapitel

Der Staton-Gedenk-und-Erholungspark war eine fünfundzwanzig Hektar umfassende Grünfläche auf dem Dach des gewaltigen Komplexes, in dem die imperiale Wasseraufbereitungsbehörde ihr Hauptquartier hatte. Einen halben Kilometer über dem Boden von Cioran erstreckten sich hier Hydrokulturen mit Gräsern und Bäumen, zwischen denen sich in regelmäßigen Abständen Brunnen erhoben. Am Rand des Daches befand sich eine Landestation, wo dünne, schlanke Fahrzeuge andockten oder in der Luft schwebten, um die Bürger des Imperiums zu ihren nächsten hygienisch reinen, sterilen Terminen zu bringen, sobald ihre Erholungspause hier vorüber war. Han fühlte sich an diesem Ort in etwa so unauffällig wie eine messianische Flammenechse.

»Kann ich noch etwas für Sie tun, Sir?«, fragte der Droidenpilot des Lufttaxis, als sie ausstiegen.

»Nein.«

»Ich kann Ihnen die Speisekarten der Nahrungs- und Getränkeverkäufer hier im Park geben, falls Sie sich stärken möchten.«

»Nein, danke.«

»Dann vielleicht ein Verzeichnis der Statuen und Gedenkstätten, die sich in diesem, dem schönsten aller Erholungsparks von Cioran befinden?«

Chewbacca schälte sich aus den viel zu kleinen Sitzen des Taxis. Vermutlich bildete Han sich das nur ein, aber er glaubte, dass der Gleiter ein paar Zentimeter höher schwebte, nachdem der Wookiee ausgestiegen war.

»Wir möchten den Park selbst erforschen«, erklärte Solo, wobei er versuchte, wie ein Tourist zu klingen.

»Das Jaino-Personentransportkollektiv dankt Ihnen für Ihr Vertrauen. Wir hoffen, Sie nehmen auch bei Ihren weiteren Reisen in der Hauptstadt unsere Dienste in Anspruch«, sagte der Droide, dann stieg er auf, um den anderen Gleitern Platz zu machen, die bereits darauf warteten, Besucher abzusetzen oder abzuholen. Han trat an den Rand der Plattform und blickte in die Tiefe. Das Gebäude glich einem Kalksteinkliff, hell und gewaltig und ohne jede Öffnung.

»Bitte treten sie vom Rand zurück«, wies ihn eine künstliche Stimme an. »Sie finden gesicherte Aussichtsplattformen in der nordwestlichen und der südwestlichen Ecke des Parks.«

Solo schaffte es, sein Zähnefletschen wie ein Lächeln aussehen zu lassen, als er zu dem kleinen Servicedroiden hinabblickte. »Danke schön«, sagte er. »Die werden wir uns gleich ansehen.«

»Bitte genießen Sie Ihren Aufenthalt im Staton-Gedenk-und-Erholungspark«, zirpte der Droide fröhlich, dann wartete er, bis Han von der Kante zurücktrat.

Chewbacca brummte gutmütig und breitete die gewaltigen Arme aus.

»Ja, hierherzukommen war leichter, als ich dachte«, murmelte Han.

Der Wookiee knurrte erneut, wobei er den Hals reckte und unter seinem Fell schmunzelte.

»Mich macht es auch nervös. Ich weiß nicht. Vielleicht sind wir es einfach nicht mehr gewohnt, dass etwas mal ohne Probleme abläuft.«

Der Park war wunderschön: Die Bäume waren in perfektem Gleichmaß einen halben Meter von den Kolonnaden entfernt gepflanzt worden, und ihre Äste erstreckten sich ebenso gleichmäßig sechs Meter über dem Boden. Das Gras, so grün, dass es in den Augen schmerzte, erreichte exakt die Höhe von vier Zentimetern über den Gelmatten, die in Ermangelung echter Erde das Dach bedeckten. Und sämtliche Pfade verliefen in perfekten rechten Winkeln zueinander. Servicedroiden standen in den Schatten und warteten darauf, dass ein Vogel ein Denkmal oder eine Bank beschmutzte, damit sie den Unrat umgehend wieder entfernen konnten. Die sanfte kühle Brise, die durch den Park wehte, roch nach absolut gar nichts.

Han hatte schon mit genügend Spionen und Kriminellen zu tun gehabt, um zu wissen, dass man viel über eine Person erfahren konnte, indem man sich ansah, wie sie arbeitete. Das Profil von Scarlet Hark hatte keine größeren Einsichten in ihren Charakter gewährt. Sicher, da waren Daten und Hintergrundinformationen gewesen, aber nichts, was Aufschluss über ihre persönliche Vorgehensweise gab. Dass sie ihr Notfallsignal von einem Park aus gesendet hatte, verriet Solo hingegen mehr über die Frau als jede Geheimdienstakte. Dieser Ort war der Inbegriff all dessen, was das Imperium so unerträglich machte. Jedes einzelne Element wurde streng reguliert und kontrolliert, alles war nach genauen Vorgaben angelegt, und was nicht dem Standard entsprach, wurde kurzerhand entsorgt. Vermutlich, überlegte er, hatte Hark den Park gewählt, weil sie dort zwischen den verkniffenen Imperialen in ihren grauen Uniformen untertauchen konnte. Er versuchte sich vorzustellen, wie es wohl wäre, auf einem Planeten wie Cioran zu leben, wo alles seinen eigens zugeordneten Platz hatte, wo jeder beobachtet und überwacht wurde und man diese Ordnung mit der Androhung von Gewalt durchsetzte, maskiert durch eine Fassade falscher Höflichkeit. Er war schon in Gefängnissen gewesen, wo es ihm besser gefallen hatte als hier.

Solo spürte, wie sich sein Kiefer verkrampfte, während er und Chewbacca einen langsamen, aufmerksamen Rundgang durch die gesamte Parkanlage machten. Im Moment hielten sich vielleicht zwei Dutzend Personen in der Anlage auf. Vier alte Männer saßen an Dejarik-Tischen und spielten mit der grimmigen Entschlossenheit von Sprengstoffexperten, die versuchten, eine Bombe zu entschärfen. Zwei jüngere Frauen hatten es sich auf einer Bank bequem gemacht und blickten auf die Häuserschluchten der Stadt hinaus, ohne miteinander zu reden. Ein paar andere Gestalten waren auf einer eigens angelegten Fläche mit einem komplizierten Spiel beschäftigt, ihre Mienen angespannt und freudlos.

»Hier treiben sich weniger Sicherheitskräfte herum, als ich gedacht hatte«, flüsterte Han, nachdem sie ihre erste Runde durch den Park beendet hatten und wieder auf dem gepflasterten Platz vor der Landeplattform standen. »Das ist doch schon mal was.«

Chewbacca brummte leise.

»Natürlich starren dich alle an. Was hast du erwartet? Du bist ein Wookiee.«

Die Antwort bestand aus einem Knurren.

»Vermutlich nicht. Ich habe dir doch schon gesagt, dass Saavin unter Wookiees nicht gerade ein beliebtes Reiseziel ist. Welches ist eigentlich das Staton-Denkmal? Ich glaube, es ist das schwarze Ding da drüben in der Mitte.«

Chewie schnaubte.

»Warum übernehme ich nicht einfach diesen Teil? Du kannst da rübergehen und … irgendetwas tun, um von mir abzulenken. Sing doch einfach.«

Der Wookiee musterte ihn wortlos.

»Als Ablenkung. Wenn alle dich anstarren, werden sie zumindest nicht mich beobachten, und das macht unsere Operation einfacher. Muss ich dir denn alles erklären?«

Chewbacca seufzte und setzte sich mit hängenden Schultern in Bewegung. Han wartete noch ein paar Sekunden, dann ging er über den Weg zurück zu dem großen schwarzen Bauwerk im Herzen des Parks, wobei er aber immer wieder ein paar Sekunden stehen blieb, um die Blumen und Pflanzen zu bewundern, die in ihrer sterilen Schönheit beinahe schon hässlich waren.

Das Denkmal ragte ebenso hoch auf wie die Bäume ringsum, und symmetrische Wasserstrahlen ergossen sich wie gebogene Glasröhren von seinen Seiten. In der Mitte befand sich die schwarze Statue eines Menschen in heroischer Positur, die rechte Hand im Salut vor die Brust gehoben. Han versuchte, möglichst unauffällig zu wirken, während er sich umblickte. Ein Mann mit rundem Gesicht kaufte gerade an einem der grellgelben Verkaufsstände eine Schale Chaka-Nudeln; eine alte Frau saß auf einer Bank links von der Statue und stierte niedergeschlagen ins Nichts, während neben ihr ein Servicedroide hilfsbereit in der Luft hing. Solo fuhr mit den Fingern über die Schrifttafel vor dem Denkmal und tat so, als würde ihn tief bewegen, was da zu lesen stand. CHIEFMOIYSTATONVOMIMPERIALENRESSOURCENRATHATDIEEFFIZIENZDESSPEZIES-ASSIMILIERUNGSPROGRAMMSUMDASVIERFACHEGESTEIGERTUNDWURDEVOMIMPERATORPERSÖNLICHLOBENDERWÄHNT … und so weiter. Anschließend blickte Han über die Schulter zu Chewbacca, der ungefähr zwanzig Meter entfernt zwischen mehreren zurechtgestutzten Bäumen stand, und nickte ihm zu. Der Wookiee rührte sich nicht. Solo nickte noch einmal, diesmal ein wenig deutlicher, und sein Freund stimmte ein melodiöses Heulen an, seine langen, fellbedeckten Arme ausgebreitet wie eine Opernsängerin.

Han beugte sich vor, stützte sich mit einer Hand an der Schrifttafel ab und griff mit der anderen in das Wasserbecken vor der Statue. Seine Finger berührten glatte Steine, gummiartiges Versiegelungsmittel, suchten weiter, nach links, nach rechts. Schließlich stießen sie gegen etwas, das nicht auf den Boden des Beckens zu gehören schien, etwas Hartes, und er tastete seine Ränder ab. Eine Stelle gab nach, und der Gegenstand löste sich mit einem befriedigenden Klacken von seinem Platz zwischen den Steinen.

Es war ein braunes Kästchen, ungefähr so groß wie Hans Handfläche. Rasch ließ er es in seiner Manteltasche verschwinden, dann wandte er sich von dem Denkmal ab und ging zu einer nahen Bank hinüber. Jetzt beendete auch Chewbacca seine Vorstellung, und Solo klatschte höflich, als der Wookiee auf ihn zustapfte und mit einem Knurren neben ihm Platz nahm.

»Hoffen wir, dass das das Schlimmste ist, was dir bei dieser Mission widerfährt. Und jetzt lass uns mal sehen, was wir hier haben.«

Chewie brummte und stöhnte.

»Ja, ich habe vor, es gleich hier zu öffnen. Wenn sie uns entdeckt haben, werden sie uns so oder so folgen. Und falls nicht, dann wird das hier auch keinen Unterschied machen.«

Jetzt, wo das Kästchen trocken war, konnte man sehen, dass seine Oberfläche aus einem stark glänzenden, beinahe schon schillernden Material bestand, das an den Panzer eines Insekts erinnerte. Han fuhr mit dem Daumennagel an den Seiten entlang, bis er einen Spalt ertastete, so schmal, dass man ihn nicht einmal sehen konnte. Er beugte sich vor, drehte die beiden Hälften des Kästchens in entgegengesetzte Richtungen, und schon öffnete sich der Verschluss. Im Inneren erblickte er ein kleines Etui mit einem Tastenfeld, das in einem sanften, warnenden Rot leuchtete. Vorsichtig gab der Corellianer den Code ein, den Leia ihm gegeben hatte, und das Gerät zirpte fröhlich, gleichzeitig wechselte seine Farbe zu grün, und die Oberseite schwang auf. Das kleine Fach dahinter war jedoch leer, was Chewbacca ein anklagendes Gurren entlockte.

»Warum soll das denn bitte meine Schuld sein?«, verteidigte sich Han, als der Wookiee ihm das Kästchen aus den Händen nahm. »Ich war schließlich nicht hier, als sie das verfluchte Ding in das Becken gelegt hat.«

Chewie klappte die beiden Hälften wieder zusammen, schlug sie gegen die Armlehne der Bank – fest genug, dass das Metall klirrte – und spähte dann erneut ins Innere.

»Vergiss es«, sagte Han. »Da ist nichts drin. Vermutlich ist es also wirklich eine Falle, und wir haben gerade den Köder geschluckt. Vergiss nicht, dich an unsere Geschichte zu halten, wenn sie uns aufhalten. Wir haben das Ding gefunden, wir wussten nicht, was es ist, und sie können es gerne haben, wenn sie es möchten.«

Um eine gleichgültige Miene bemüht, blickte Han sich im Park um, aber noch tauchten keine Sturmtruppen zwischen den Bäumen auf. Er musste gegen den Drang ankämpfen, seinen Blaster zu ziehen und zu den Lufttaxis hinüberzusprinten. Chewbacca knurrte.

»Ich würde uns auch nicht glauben.«

»Solo.«

Die Stimme war ruhig und freundlich, und sie erklang völlig unerwartet. Han fuhr auf der Bank herum und sah einen Mirialaner, breit und groß, der über das Gras auf sie zukam. Seine gelbgrüne Haut hatte sich im Laufe der Jahre ein wenig weiter verdunkelt, und zu den Tätowierungen auf seinem Kinn und seinen Wangen waren einige neue hinzugekommen. Er bewegte sich mit federnden Schritten, die den Anschein erweckten, als wäre er angetrunken, aber soweit Han wusste, war dieses Wesen dem Alkohol noch nie zugetan gewesen.

»Baasen Ray? Was tust du denn hier?«

»Ist das nicht offensichtlich? Ich warte auf dich«, erklärte Baasen. »Chewbacca. Gut, dich wiederzusehen. Ist schon zu lange her.«

Der Wookiee knurrte und grummelte, woraufhin der Mirialaner das Gesicht verzog. »Was sagt er?«

»Er sagt, du siehst gut aus«, übersetzte Han. »Er wollte nur höflich sein.«

»Tut mir leid«, entschuldigte sich Baasen, dann nickte er Chewbacca zu. »Es ist mein Gehör. Ich habe schon Probleme, meine eigene Sprache zu verstehen. Aber vergessen wir das. Es ist schon verflucht lange her. Ihr arbeitet also wohl tatsächlich für die Rebellen, hm?«

»Wie kommst du denn darauf, alter Freund?«

Ray verdrehte die Augen. »Weil Hark ein Signal sendet, damit man sie hier rausholt, und ihr beiden am Treffpunkt auftaucht. Man muss nicht gerade ein Genie sein, um eins und eins zusammenzuzählen, oder? Aber um die Wahrheit zu sagen: Ich habe beinahe erwartet, euch hier vorzufinden. Nur ein Wahnsinniger oder ein Narr würde versuchen, eine Rebellenspionin aus dem Kern herauszuholen und … Nun, manche Dinge sprechen sich eben schnell herum. Wer für wen arbeitet. Solche Dinge.«

»Wirklich? Über dich habe ich schon lange nichts mehr gehört. Das Letzte, was ich weiß, ist, dass du von Hoven aus Schmuggelware über die Schleife geschafft hast.«

»Tja, was soll ich sagen? Die Zeiten sind hart. Sieht aus, als arbeiteten wir für dieselben Leute. Die Rebellenallianz hat mich hergeschickt, um hier aufzupassen, Kontakt herzustellen, all das, du weißt schon.«

»Du bist die Kontaktperson?«

»Hark ist nicht dumm. Was hast du denn erwartet? Dass sie hier in aller Öffentlichkeit handgeschriebene Instruktionen hinterlegen würde, in denen steht, wo ihr sie findet?«

Chewbacca drückte dem Mirialaner mit einem grollenden Schnauben das Kästchen in die fleischige Hand.

»Entschuldige, was?«

»Er meint, dass wir von hier verschwinden sollten, und er hat recht. Bist du mit einem Gleiter hier?«

»Transport ist meine Spezialität«, grinste Baasen. »Folgt mir.«

Er ging in nördlicher Richtung los, ohne noch einmal über die Schulter zu blicken, um sicherzugehen, dass sie ihm auch tatsächlich folgten. Die Männer, die zwischen den Bäumen in ihr Spiel vertieft waren, ignorierten die drei Gestalten, als sie an ihnen vorbei zum Rand des Gebäudes marschierten, wo ein grauer Transportgleiter in der Luft schwebte, seine Einstiegsrampe heruntergefahren, sodass sie auf dem Pflaster des Parks ruhte. Derselbe Droide, der Han von der Kante der Plattform zurückgebeten hatte – oder zumindest einer, der ihm zum Verwechseln ähnlich sah –, redete auf einen Droiden ein, der neben der Rampe stand und seinen metallenen Artgenossen geflissentlich ignorierte. Als Baasen auf das Fahrzeug zuging, richtete die kleine Serviceeinheit sich an ihn, aber ihre empörten Worte prallten ebenso wirkungslos von dem Mirialaner ab wie von seinem Droiden. Han und Chewbacca machten einen kleinen Bogen um die entrüstete Einheit, bevor sie den Transporter bestiegen, und nachdem hinter ihnen auch Baasens Droide an Bord gestakst war, zog dieser die Rampe hoch.

ENDE DER LESEPROBE