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Niedliche Alpakas, Sternschnuppennächte und ganz viel Liebe.
Lisa und Moritz sind mit ihrem kleinen Sohn auf Weltreise. Deswegen kommen Gwen und Frank als Vertretung auf den Apfelhof. Sie können sich erst mal nicht ausstehen, obwohl sie sehr viel gemeinsam haben. Sie beide sind Weltenbummler und nicht gern lange an einem Ort. Aber als Frank Gwen bei einem schwierigen Gast hilft, knistert es gewaltig zwischen ihnen, und sie kommen sich näher. Gemeinsam meistern sie Spinnkurse und das übliche Chaos auf dem Hof. Und auf einmal merkt Gwen bei einem Blick in Franks blaue Augen, dass in ihrem Bauch viele kleine Schmetterlinge mit den Flügeln schlagen. Doch ihr beginnendes Glück wird auf eine harte Probe gestellt. Werden die beiden die Liebe finden?
Der sechste Band der warmherzigen Wohlfühlroman-Reihe um den kleinen Apfelhof in der Lüneburger Heide. Liebenswerte Figuren, turbulentes Liebeschaos und flauschige Alpakas.
eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
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Cover
Grußwort des Verlags
Über dieses Buch
Titel
Widmung
Emma verabschiedet ihre Freunde
Gwen lebt sich auf dem Apfelhof ein
Gwen lernt die Alpakas kennen
Emma duscht nicht nur die Alpakas
Gwen springt ins kalte Wasser
Gwen steht Frank zur Seite
Emma geht mit Gwen auf große Fahrt
Gwen ist mit den Alpakas unterwegs
Gwen schwebt im siebten Himmel
Gwen macht sich schreckliche Sorgen
Emma überrascht ihre Freundinnen
Gwen führt ein unerwartetes Gespräch
Gwen lernt Frida und Ivan kennen
Gwen erlebt eine Überraschung
Über die Autorin
Weitere Titel der Autorin:
Impressum
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Niedliche Alpakas, Sternschnuppennächte und ganz viel Liebe.
Lisa und Moritz sind mit ihrem kleinen Sohn auf Weltreise. Deswegen kommen Gwen und Frank als Vertretung auf den Apfelhof. Sie können sich erst mal nicht ausstehen, obwohl sie sehr viel gemeinsam haben. Sie beide sind Weltenbummler und nicht gern lange an einem Ort. Aber als Frank Gwen bei einem schwierigen Gast hilft, knistert es gewaltig zwischen ihnen, und sie kommen sich näher. Gemeinsam meistern sie Spinnkurse und das übliche Chaos auf dem Hof. Und auf einmal merkt Gwen bei einem Blick in Franks blaue Augen, dass in ihrem Bauch viele kleine Schmetterlinge mit den Flügeln schlagen. Doch ihr beginnendes Glück wird auf eine harte Probe gestellt. Werden die beiden die Liebe finden?
Der sechste Band der warmherzigen Wohlfühlroman-Reihe um den kleinen Apfelhof in der Lüneburger Heide. Liebenswerte Figuren, turbulentes Liebeschaos und flauschige Alpakas.
eBooks von beHEARTBEAT – Herzklopfen garantiert.
Sonja Flieder
Sternschnuppenzauber über dem kleinen Apfelhof
Für meinen Sohn Aidan und Dani vom Auerhahnshof.
»Werde ich dich jemals wiedersehen?« Verstohlen wischte sich Emma über die Augen und zog ihre beste Freundin Lisa in eine dicke Umarmung.
Einen Moment lang drückte Lisa sie fest an sich, bevor sie Emma ein Stück von sich schob. Sie schaute ihr mit undurchdringlichem Blick in die Augen, sagte jedoch kein Wort.
»Was?«, fragte Emma und unterdrückte ein Schniefen.
Lisa schnitt eine Grimasse. »Würdest du bitte aufhören, so theatralisch zu sein?«
Eine Sekunde später brachen die beiden in haltloses Gelächter aus.
»Tut mir leid«, brachte Emma prustend heraus. »Du weißt doch, wie seltsam ich werde, wenn ich schwanger bin.«
Lisa nickte mit hochgezogenen Augenbrauen. »Oh ja«, erwiderte sie und grinste. »Solange du nicht wieder ständig an roten Ampeln einschläfst, ist alles in bester Ordnung.«
Mit einem nachsichtigen Lächeln tippte Lisas Freund Moritz auf seine Armbanduhr. »Mädels, wenn wir jetzt nicht fahren, verpassen Lisa und ich noch unseren Flug.«
Die drei stiegen in den weißen Transporter, der Emmas Mann Lukas gehörte. Auf beiden Seiten trug er die Aufschrift: Mit der Kuh auf Du – Landtierärzte Miriam Tausendschön & Lukas Jansen. Das treue Gefährt hatte bereits einige interessante Fahrten hinter sich.
Dazu gehörte, die beiden Alpakas Rapunzel und Dornröschen zu Altenheimen zu transportieren, damit sie in Begleitung einiger Mitglieder des Apfelhof-Teams älteren Menschen den Tag versüßen konnten. Und eine nicht unbeträchtliche Menge an Leckerlis einheimsen, verstand sich.
»Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es die nächsten Monate ohne euch wird«, sagte Emma und strich sich über ihren noch flachen Bauch.
Lisa lehnte sich auf ihrem Sitz zurück und nickte zustimmend. »Geht mir genauso. Ich finde es auch richtig blöd, dass ich jetzt weite Teile deiner Schwangerschaft nicht mitbekommen werde.«
Mahnend hob Moritz einen Zeigefinger und warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. »Du denkst doch nicht etwa daran, einen Rückzieher zu machen?«
Lisa grinste schelmisch. »Wer weiß?« Als sich Moritz' Augen weiteten, fügte sie schnell hinzu: »War nur Spaß.«
»Das will ich auch schwer hoffen«, entgegnete Moritz und ließ hörbar die Luft aus seiner Lunge entweichen.
Mit beiden Händen ihren Bauch bedeckend, lehnte sich Emma gegen das Beifahrerfenster. »Finn steigt euch sowieso aufs Dach, wenn ihr die Reise absagen würdet. Er ist zwar erst anderthalb, aber schon ganz schön durchsetzungsfähig.«
»Da sagst du was. Er kommt halt ganz nach mir. Diese unsägliche Sturheit dagegen, die er manchmal an den Tag legt, hat er natürlich von seinem Vater.«
Für ihre Worte erntete Lisa von Moritz einen liebevollen Knuff in die Seite. »Werd hier nicht frech.«
Emma kicherte. »Zumindest eure Stänkereien muss ich in nächster Zeit nicht ertragen.«
Als Lisa spielerisch eine Hand hob, tat Emma so, als ducke sie sich. Herrje, sie würde die drei sehr vermissen, die in den nächsten Monaten Afrika unsicher machten.
Als wäre das nicht genug, brach auch noch ihre gemeinsame Freundin und Großtante von Moritz zu einer mehrmonatigen Weltreise auf. Gemeinsam mit ihrem Freund Ivan, den Frida in einem Altenheim kennengelernt hatte. Inzwischen war der Pfleger in Rente, weswegen sich die beiden die große Fahrt erlauben konnten.
Emma kam nicht dazu, länger darüber nachzudenken, da Moritz den Wagen vor Fridas quietscheentchengelbem Häuschen hielt, in dem seit einiger Zeit auch Ivan wohnte. Daneben stand das roséfarbene Gästehaus, ein ehemaliges Wirtschaftsgebäude, das nun die Besucher des Apfelhofs beherbergte.
Die drei waren kaum ausgestiegen, als jemand die Eingangstür von Fridas und Ivans Wohnstatt aufriss. Heraus stürmte eine bis über beide Wangen strahlende Frida, wobei ihr neongelber Kaftan um sie herumwehte.
Da sich die Farbe sehr mit der des Häuschens biss, kniff Emma kurz die Augen zusammen. Sekunden später konnte sie ohnehin nichts mehr sehen, weil Frida sie wie jedes Mal in eine feste Umarmung zog.
Das Gesicht an ihre Brust gepresst, versuchte Emma zu atmen. Es gelang ihr zwar, wenn auch etwas beschwerlich, doch der intensive Patschuligeruch, den Frida wie immer ausströmte, stieg ihr in die Nase.
Emma unterdrückte ein Niesen und wartete ergeben darauf, dass Frida sie wieder freiließ. Zu ihrer Erleichterung tat sie es recht schnell und wandte sich an Lisa, die schon einmal die Luft anhielt, wie Emma amüsiert bemerkte.
Glücklicherweise neigte Ivan nicht zu schraubzwingenartigen Begrüßungen. Der Pfleger mit dem stylischen Sidecut küsste sie lediglich auf beide Wangen. Emma beugte sich hinunter, um auch ihrem Patenkind Hallo zu sagen.
Nachdem sie Finn kurz an sich gedrückt hatte, lächelte sie ihn an. »Na, bist du schon aufgeregt?«
»Ganz sehr!« Unruhig hüpfte der Kleine auf und ab, wobei er mehrmals in die Hände klatschte.
»Danke, dass Finn bei euch übernachten konnte«, sagte Lisa und strich ihrem Sohn über den Kopf. »Ansonsten wären wir jetzt noch nicht fertig mit dem Packen.«
Frida lächelte. »Das haben wir doch gerne gemacht.« Mit einem Zeigefinger tippte sie auf Ivans Schulter. »Da du ja darauf bestanden hast, schon vorgestern zu packen, hatten wir mehr als genug Zeit für Finn. Der Kleine ist ohnehin ein ganz Lieber.«
»Dem kann ich nur zustimmen«, erwiderte Ivan. »Er konnte gar nicht genug Fencheltee bekommen.«
»Er kann nicht von mir sein«, murmelte Moritz.
»Wie bitte?« Frida blickte ihn fragend an.
»Ach, nichts.«
Emma blickte von Lisa zu Moritz. Alle drei zogen Grimassen, um nicht laut loszulachen. Keiner von ihnen mochte Fencheltee, doch niemand hatte sich bisher getraut, dies Frida zu sagen. Dass der kleine Finn ihn mochte, war wirklich eine Besonderheit.
»Wollt ihr einen Moment reinkommen?«, fragte Ivan nach einem Blick auf seine Armbanduhr. »Frida macht euch bestimmt noch einen leckeren Fencheltee.«
»Nein!«, riefen Emma, Lisa und Moritz gleichzeitig.
»Man soll doch immer drei Stunden vor Abflug am Flughafen sein«, fügte Emma rasch hinzu. »Und wer weiß, ob wir in einen Stau geraten.«
»Auch wieder wahr.« Ivan nickte bedächtig. »Fein, dann hole ich mal unser Gepäck. Er drehte sich um und verschwand im Haus.
Die anderen setzten sich auf eine kleine Sitzgruppe, die im Vorgarten stand. Nur der kleine Finn tobte auf der Wiese herum, wobei er immer wieder fröhliche Luftsprünge machte. Es war offensichtlich, wie sehr er sich auf die Reise freute.
»Und du bekommst das mit dem Alpaka-Yoga auch hin?«, wollte Frida mit besorgter Miene von Emma wissen. »Nicht, dass es dir zu viel wird.«
Emma verdrehte die Augen. »Jetzt fang nicht schon wieder damit an. Ich bin schwanger, nicht krank. Außerdem wird mich Miri tatkräftig unterstützen. Und wer weiß, vielleicht können wir auch Gwen und Frank dafür gewinnen.«
»Es ist echt ein Glückstreffer, dass uns die beiden während unserer Abwesenheit vertreten werden«, sagte Lisa.
»Ich hoffe nur, sie packt nicht plötzlich das Fernweh und sie hauen ab.«
»Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Emma«, erwiderte Moritz. »Gwen und Frank sind zwar Globetrotter, aber wenn sie etwas versprechen, halten sie ihr Wort.«
»Hoffentlich verstehen sie sich gut.« Emma runzelte die Stirn. »Es ist schon ein Wagnis, Menschen einfach zusammenzustecken, die sich überhaupt nicht kennen.«
Über den Tisch griff Frida nach Emmas linker Hand und drückte sie kurz. »Kindchen, wir sind hier auf dem Apfelhof. Sie werden gar nicht anders können, als sich zu mögen. Und vor allem euch.«
Ivan, der inzwischen mit zwei Trekkingrucksäcken zurückgekehrt war, nickte zustimmend. »Ihr seid alle so herzliche, liebenswerte Personen, da hat schlechte Laune keine Chance.«
Emma seufzte. »Wollen wir es hoffen.«
»Warum bist du denn heute so negativ?«, fragte Lisa und blickte ihre Freundin erstaunt an.
Nach einem Schulterzucken winkte Emma ab. »Ach, das sind nur die blöden Hormone.« Sie atmete tief durch. »Ihr habt schon recht. Sicher wird alles gut gehen.«
***
Zwei Stunden später befanden sie sich im völlig überfüllten Abflugterminal 1 des Hamburger Flughafens. Es schien, als wolle am heutigen Tag alle Welt verreisen.
Emma stellte sich mit ihren Freunden in die lange Schlange vor dem Check-in-Schalter, um noch ein wenig Zeit mit ihnen zu verbringen. Mehrmals musste Emma einem Fluggast Platz machen, der sich hastig durch die Menge drückte, und dabei einen Rollkoffer hinter sich herzog.
Die fünf Erwachsenen sprachen nicht viel, blickten sich nur immer wieder liebevoll an. Der kleine Finn hingegen plapperte in einem fort vor sich hin, wobei er einen großen Teddybären an sich drückte. Die Aufregung über das bevorstehende Abenteuer war ihm deutlich anzumerken.
Viel zu schnell für Emmas Geschmack war es so weit: Sie musste sich von ihren Freunden für mehrere Monate trennen. Jetzt, da die Zeit des Abschieds endgültig gekommen war, wurde ihr erst so richtig bewusst, wie sehr sie die fünf vermissen würde.
Auch dass Lisa während ihrer Schwangerschaft nicht an ihrer Seite stehen würde, machte sie insgeheim ein wenig traurig, obwohl sie dies Lisa gegenüber niemals geäußert hätte. Schließlich wollte sie nicht, dass ihre beste Freundin ihre große Reise mit einem schlechten Gewissen antrat.
Alle Weltenbummler würden gemeinsam nach Afrika fliegen und dort zwei Wochen miteinander verbringen. Danach würden Frida und Ivan sich von den anderen trennen, um in trauter Zweisamkeit ihre Reise fortzusetzen.
»Mach nicht so ein Gesicht«, sagte Moritz und knuffte Emma in die Seite. »Man könnte ja glatt meinen, dass du uns am liebsten irgendwo anbinden würdest.«
Emma musste grinsen. »Sag das nicht zu laut«, erwiderte sie. »Denk dran, ein paar Führleinen für die Alpakas habe ich im Transporter.«
»Leute, es wird Zeit.« Mahnend zeigte Ivan auf eine an der Wand hängende Digitaluhr. »Nicht, dass wir noch unseren Flug verpassen.«
»Nur keine Eile.« Mit einem Ärmel ihres neongelben Kaftans schlug ihm Frida leicht auf die linke Hand. »Zuerst müssen wir uns noch gebührend von Emmchen verabschieden.«
Umgehend ließ sie ihren Worten Taten folgen und zog Emma in eine feste Umarmung, die es gerade noch rechtzeitig schaffte, vorher nach Luft zu schnappen. Heute war es allerdings nicht Fridas intensiver Patschuligeruch, der ihr Tränen in die Augen trieb.
Rasch blinzelte Emma sie weg und schluckte den Kloß im Hals hinunter, der sich urplötzlich darin gebildet hatte. Himmel, ihre Freunde gingen lediglich auf Weltreise! Schon in ein paar Monaten waren alle wieder zu Hause.
Nachdem sich Emma sanft aus Fridas festem Griff befreit hatte, verabschiedete sie sich nacheinander von den anderen. Zuletzt drückte sie Lisa fest an sich. Für einen Moment standen die beiden eng umschlungen da.
»Wenn was ist, melde dich«, flüsterte Lisa ihr ins Ohr. »Dann steige ich mit Finn in den nächsten Flieger. Versprochen.«
Emma schüttelte den Kopf. »Kommt nicht infrage«, gab sie ebenso leise zurück. »Du genießt jetzt mal schön deine Traumreise. Es sind mehr als genug Leute da, die mir im Zweifel behilflich sein können.«
Schließlich war der Moment des Abschieds endgültig gekommen. Emma schaute ihren Freunden hinterher, die kurz darauf in der Menschenmenge nicht mehr auszumachen waren. Verstohlen rieb sie sich über die Augen und atmete tief durch.
Lange Zeit zum Trauern hatte sie glücklicherweise nicht, da Gwens Flieger bereits gelandet war und sie mit Emma nach Heidschnucks Heimat fahren würde. Frank traf erst am späten Nachmittag mit seinem Auto auf dem Apfelhof ein.
Sie war sehr froh, mit Gwen und Frank vier zusätzliche Hände zu haben, die mit anpacken konnten. Inzwischen war die Arbeit auf dem Apfelhof ganz schön viel geworden. Neben dem Hofcafé, das sich in der alten Scheune von Emmas Großmutter befand, hatten sie inzwischen den Hofladen, der normalerweise von Lisa und Moritz betrieben wurde.
Außerdem boten sie Alpakawanderungen und Alpaka-Yogakurse an. Dazu gekommen waren ebenfalls ihre Fahrten in Altenheime sowie Spinnkurse. Auch die sieben Alpakas selbst und die fünf Hühner wollten versorgt werden, die seit einiger Zeit bei ihnen lebten.
Da gleich vier Mitglieder des Teams für die nächsten Monate ausfallen würden, war es ein absoluter Glücksfall, dass sich Lisas Freundin Gwen dazu bereit erklärt hatte, in dieser Zeit auszuhelfen. Dass auch Moritz' Freund Frank dabei sein würde, machte die Sache perfekt.
Es dauerte keine halbe Stunde, bis eine hochgewachsene Frau mit dunkelroten Haaren durch den Ausgang kam. Auf dem Rücken trug sie einen großen Trekkingrucksack.
Da Emma bereits ein Foto von Gwen gesehen hatte, war ihr sofort klar, dass die schlanke Endzwanzigerin das neue Mitglied des Apfelhof-Teams sein musste. Bereits auf den ersten Blick wirkte sie sehr sympathisch, was dafür sorgte, dass sich Erleichterung in Emma breitmachte. Ihre Bedenken waren sicher völlig unbegründet gewesen.
Nach einem Winken ging sie lächelnd auf die junge Frau zu. »Du bist sicher Gwen«, sagte sie, als sie vor ihr stand.
»Ganz genau«, erwiderte diese ebenfalls lächelnd. »Und du bist ... Emma, richtig?«
»Ich bekenne mich schuldig. Wie war dein Flug?«
»Mal abgesehen davon, dass eine Mutter ihrem singenden Kind erklärt hat, der Pilot würde umdrehen und zurückfliegen, wenn es nicht ruhig sei, war alles bestens.«
Emma lachte. »Nicht dein Ernst?«
»Doch.« Auch Gwen lachte.
»Hat das Kind es denn geglaubt?«, fragte Emma.
»Natürlich nicht. Es hat fröhlich weiter gesungen.«
»Hätte ich an seiner Stelle auch getan.«
»Ich sehe, wir verstehen uns.«
Die beiden Frauen schlängelten sich durch die Menge in Richtung Parkhaus. Dabei unterhielten sie sich angeregt, als würden sie sich schon ewig kennen.
Auch auf der Fahrt zum Apfelhof stockte das Gespräch keinen Moment. In Emma stieg die Gewissheit auf, dass das Team mit Gwen einen perfekten Fang gemacht hatte.
Hoffentlich würde sie sich bei ihnen wohlfühlen. Bisher sah es jedenfalls ganz danach aus. Zumindest saß sie völlig entspannt mit leicht übergeschlagenen Beinen da, wie Emma bei einem kurzen Seitenblick feststellte.
»Und es macht dir wirklich nichts aus, dass du jetzt für ein paar Monate an einen Ort gebunden bist?«, fragte Emma. »Das stelle ich mir als Weltenbummlerin alles andere als einfach vor.«
»Keine Sorge, das stört mich ganz und gar nicht«, antwortete Gwen und berührte leicht Emmas rechten Arm. »Weißt du, ich bin öfter mal länger irgendwo. Mir geht es eher darum, dass ich als digitale Nomadin die Freiheit habe, mir meine Location auszusuchen.«
»Ah, okay. Das wäre ... Sag mal, geht's noch? Ein Fischbrötchen hat ja mehr im Hirn als du!«
»Wie bitte?« Verwirrt starrte Gwen Emma an, was sie aus dem Augenwinkel bemerkte.
»Oh, sorry.« Emma lachte. »Ich meinte nicht dich, sondern die Amöbe im Körper eines Menschen, die mich gerade geschnitten hat.«
»Ach so.« Auch Gwen lachte. »Kurz dachte ich schon, du hast ein Problem mit meiner Lebensweise.«
»Auf keinen Fall. Ich finde es toll. Für mich wäre es zwar nichts, aber ich stelle es mir durchaus aufregend vor.«
»Das ist es auch. Manchmal etwas anstrengend, aber das ist es wert.« Gwen verschränkte die Arme hinter dem Kopf, wobei sie kurz Emmas Schläfe streifte. »Du hast übrigens eine ziemlich kreative Art zu fluchen.«
»Gezwungenermaßen. Meine Tochter Leonie plappert mir alles nach, weswegen ich gezwungen war, meine Schimpftiraden auf Kinderniveau anzupassen.« Liebevoll strich sich Emma über den Bauch. »In ein paar Monaten steht auch der nächste Nachwuchs an, da muss ich bald doppelt aufpassen.«
»Wie schön. Was wird es denn?«
»Keine Ahnung. Wir lassen uns überraschen. Lisa und Moritz haben das schon so gehandhabt. Mein Mann Lukas und ich fanden das eine schöne Idee.« Emma kicherte. »Vor allem, weil wir unsere Freunde damit ein bisschen aufziehen können. Sie sind nämlich überaus neugierig, musst du wissen.«
»Ich hoffe, die anderen mögen mich«, sagte Gwen, die zu Emmas Überraschung ein wenig verunsichert klang.
»Aber natürlich«, erwiderte sie. »Du bist so eine sympathische Person, da werden sie gar nicht anders können. Sie sind zwar alle ein wenig schrullig, aber auf eine ganz liebenswerte Art. Du wirst schon sehen.«
Inzwischen hatten sie die Autobahn verlassen und fuhren durch das kleine Örtchen Undeloh, in dessen unmittelbarer Nähe sich der Apfelhof befand. Wie jedes Mal überkam Emma ein wohliges Gefühl des Nachhausekommens. Es stellte sich auch ein, wenn sie so wie heute nur kurz weg gewesen war.
Sie hielt eine Hand ein Stückchen aus dem geöffneten Fenster und genoss die warme Sommerluft, die sie umschmeichelte. Beim Einatmen nahm sie tief den Duft von frisch gemähtem Gras in sich auf, der von den nahe gelegenen Feldern zu ihr herüberdrang.
Am liebsten wäre sie ins Grüne gefahren und hätte sich mitten auf eine Heidewiese gelegt, um dem Summen der Insekten und dem Zwitschern der Vögel zu lauschen. Momentan hatte Gwen jedoch Vorrang. Emma wollte alles dafür tun, dass es ihr hier gefiel und sie sich schnell einlebte.«
»Wenn es okay für dich ist, zeige ich dir jetzt das Haus und lasse dich dann erst mal ankommen«, sagte sie. »Heute Nachmittag hole ich dich ab. Wir haben beim Hofladen ein kleines Willkommensfest für dich und Frank vorbereitet.«
»Das klingt super. Ich bin schon ganz gespannt darauf, die anderen kennenzulernen.«
Als sich Emma mit den Worten »Bis nachher« verabschiedet hatte, ließ sich Gwen auf das breite Bett aus indigoblau gestrichenem Holz fallen, in dem normalerweise Lisa und Moritz schliefen.
Die beiden hatten ihr netterweise ihr Schlafzimmer überlassen. Frank würde im Gästezimmer wohnen, sodass beide einen eigenen Rückzugsort hatten.
Insgesamt gefiel Gwen das kleine Haus ausgesprochen gut. Es war jedoch ein komisches Gefühl, in einem Heim zu leben, das anderen Menschen gehörte. Sie kannte Lisa zwar von einigen Reisen, doch Moritz hatte sie nie gesehen.
Ein wenig fühlte sie sich wie ein Eindringling, obwohl sowohl Lisa ihr telefonisch als auch vorhin Emma sie gebeten hatten, sich wie zu Hause zu fühlen. Dazu kam, dass sie hier mit einem Mann leben würde, den sie gar nicht kannte.
Ob sie nicht doch einen großen Fehler gemacht hatte? Vielleicht war dieser Frank ja ein richtig unangenehmer Mensch oder gar ein Psychopath.
Kopfschüttelnd lächelte Gwen über sich selbst. Dies konnte unmöglich sein, da Frank einer der besten Freunde von Moritz war. Und der war wiederum Lisas Lebensgefährte.
Nein, sie machte sich unnötig Gedanken. An ihr Zuhause auf Zeit würde sie sich ebenfalls schnell gewöhnen. Die Einrichtung ihres Zimmers traf schon mal voll ihren Geschmack.
Mit über dem Kopf verschränkten Armen und überkreuzten Beinen lehnte sie sich an das Kopfteil des Bettes und blickte sich um.
Alle Möbel hatten die gleiche indigoblaue Farbe wie ihre Schlafstatt. Die in freundlichem Orange gestrichenen Wände harmonierten perfekt dazu.
Lisa und Moritz hatten wohl darauf geachtet, den Raum nicht zu bunt werden zu lassen, worauf die weißen Reliefbilder hindeuteten. Auch die Nachttischlampen und wenigen Dekoartikel waren weiß.
Ein Einhorn stand neben einem Totenschädel auf der Fensterbank, was Gwen zum Schmunzeln brachte. Dazwischen befand sich eine Rose aus Kunststein, die wohl einen Übergang zwischen den beiden konträren Objekten schaffen sollte.
Diese Mischung traf perfekt ihre eigenen Vorstellungen, und in ihr keimte die Hoffnung, dass sie sich hier sehr wohlfühlen würde.
Lisa hatte ihr gesagt, dass sie den Raum ganz nach ihren Wünschen umdekorieren konnte. Wenn sie wollte, durfte sie ihn sogar neu streichen. Doch das war absolut nicht nötig.
Lediglich ein paar persönliche Gegenstände würde Gwen aufstellen, um das Zimmer für sich perfekt zu machen. Dieses Vorhaben setzte sie sogleich in die Tat um.
Aus ihrem Trekkingrucksack holte sie ein rosafarbenes Stofftierschweinchen, das sie immer begleitete. Nachdem sie es kurz an sich gedrückt hatte, setzte sie es auf das Bett. Dazu gesellte sich wenig später ein gleichfarbiges kleines Kissen. Auch dieses war auf allen Reisen dabei.
Auf den Nachttisch stellte Gwen ein Foto, das sie mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder vor deren Haus in Island zeigte. Einen Augenblick betrachtete sie es verträumt und wurde von einer plötzlichen Sehnsucht ergriffen.
Manchmal vermisste sie ihre Familie schrecklich. Durch ihre Herumreiserei sah sie ihre Verwandten nur selten, aber sie telefonierten häufig. Doch das war natürlich kein Ersatz für eine Umarmung oder Abende im Kreis ihrer Lieben.
Nun ja, nach ihrer Zeit auf dem Apfelhof würde sie nach Island fliegen, und dann gäbe es ein großes Wiedersehen. Das tröstete Gwen ein wenig über ihr Heimweh hinweg.
Sie riss sich vom Anblick ihrer Familie los und kramte in ihrem Rucksack herum. Wenig später beförderte sie ihren E-Reader daraus hervor, der ebenfalls ihr ständiger Begleiter war.
Normalerweise bevorzugte sie Bücher aus Papier, da sie den unverwechselbaren Geruch so mochte und auch das Gefühl, die Seiten umzublättern.
Doch der Reader war einfach zu praktisch für ihre Reisen. Allein bei dem Gedanken daran, mehrere Kilo zusätzliches Gepäck mit sich herumschleppen zu müssen, begann ihr Rücken zu schmerzen.
Der Rest ihrer persönlichen Gegenstände befand sich auf einem Campingplatz an der Nordsee. Dort hatte sie einen Dauerstellplatz, auf dem ihr kleiner Camper stand. Darin befanden sich alle Dinge, die für sie einen ideellen Wert hatten. Sie fand es auch schön, so etwas wie ein eigenes Zuhause zu haben, zu dem sie jederzeit zurückkehren konnte.
Obwohl sie ebenfalls gerne bei ihrer Familie in Island war, war es ihr wichtig, etwas Eigenes zu haben. Einen Ort, an dem sie ganz für sich Kraft schöpfen konnte. An der Nordsee hatte sie sich schon immer wohlgefühlt, da sie dort als Kind mit ihrer Familie mehrere Urlaube verbracht hatte.
Gwen hatte vor, in den nächsten Tagen dorthin zu fahren, um ein paar ihrer Sachen zu holen. Doch dies hatte keine Eile. Zunächst wollte sie sich hier eingewöhnen und mit ihren neuen Aufgaben vertraut machen.
Hauptsächlich bestand ihre Verantwortung darin, sich um die Gäste zu kümmern, die einen Kurzurlaub auf dem Apfelhof gebucht hatten. Untergebracht waren sie in einem Häuschen, das zu Fridas kleinem Anwesen gehörte, die sich ebenfalls auf Weltreise befand.
Als sie Lisa gefragt hatte, warum sie nicht in deren Heim wohnen würde, was ja viel praktischer wäre, hatte ihre Freundin gelacht. »Glaub mir, das willst du nicht«, hatte sie gesagt.
Gwen hatte nicht weiter nachgefragt, da Lisa schon ihre Gründe haben würde. Vielleicht war diese Frida ein Messie oder es roch komisch im Haus.
Auf die Alpakas war Gwen besonders gespannt. Bisher hatte sie nie mit diesen Tieren zu tun gehabt. Süß waren sie, keine Frage, aber der äußere Eindruck konnte bekanntlich täuschen. Hoffentlich spuckten sie Gwen nicht an.
Um sich von ihren Gedanken abzulenken, verstaute Gwen ihre Habseligkeiten im Kleiderschrank. Lisa und Moritz hatten extra eine Seite für sie freigeräumt. Den Trekkingrucksack verstaute sie in einer Kommode.
Als sie fertig war, legte sie sich wieder auf das Bett und schloss die Augen. Der Tag mit dem Flug und den ganzen neuen Eindrücken war doch recht anstrengend gewesen. Vielleicht blieb ihr die Zeit für ein kleines Nickerchen.
Gwen war gerade dabei, ins Land der Träume zu entschlummern, als es an der Tür klingelte. Mit einem Ruck fuhr sie hoch und wusste für einen Moment nicht, wo sie war.
Nachdem sie ausgiebig gegähnt und sich gestreckt hatte, stand sie auf. Obwohl ihre Ruhephase nicht einmal für einen Powernap gereicht hatte, fühlte sie sich erfrischt.
Voller Elan nahm sie zwei Stufen auf einmal nach unten und öffnete die Haustür. Davor stand Emma, die ein kleines blond gelocktes Mädchen an der Hand hielt. Es mochte etwa vier Jahre alt sein.
Die Kleine machte sich los und hüpfte einen Schritt auf Gwen zu. Mit einem strahlenden Lächeln blickte sie zu ihr auf, was ihr Herz sofort zum Schmelzen brachte.
»Wer bist du denn?«, fragte Gwen und lächelte zurück.
»Ich heiße Leonie.« Das Kind drehte sich zu Emma. »Und das ist meine Mama.«
»Freut mich, dich kennenzulernen, Leonie.«
»Ganz einerseits.«
Emma lachte. »Es heißt ,meinerseits', mein Schatz.«
»Oh. Danke, Mama.«
»Gerne, Liebes.« Unternehmungslustig rieb sich Emma die Hände. »Wollen wir? Ich habe einen Bärenhunger.«
Kurz darauf trafen sie beim Apfelhofladen ein, der in wenigen Minuten fußläufig zu erreichen war. Leonie hatte in einem fort geplappert, sodass Gwen bereits die Namen der Alpakas, Hühner und der beiden Hunde gehört hatte. Merken können hatte sie sich allerdings keinen einzigen. Das würde sicher ein Weilchen dauern.
Vor dem Backsteinhaus mit Reetdach befanden sich zwei Biergarnituren, die nebeneinanderstanden, wodurch sie eine lange Tafel bildeten. Darauf saßen drei Männer, zwei Frauen und ein ungefähr siebenjähriges Mädchen, das konzentriert auf einem Blatt etwas malte.
Eine der Frauen, eine alte Dame mit sorgfältig frisiertem Dutt, erhob sich und kam auf die Neuankömmlinge zu.
»Hallo, du musst Gwen sein«, sagte sie lächelnd und streckte dieser ihre Rechte hin. »Ich bin Emmchens Großmutter und wohne drüben in Heidschnucks Heimat. Du kannst mich Luise oder Oma Luise nennen.«
»Freut mich, Sie kennenzulernen«, erwiderte Gwen und ergriff die dargebotene Hand.
Mit der Linken tätschelte Oma Luise kurz Gwens Hand. »Damit das gleich klar ist: Hier wird sich nicht gesiezt. Ein paar von uns sind zwar alt, aber nicht tot.«
»Genau«, brummte ein Mann mit faltigem Gesicht und grauen Haaren, die wirr unter einem Strohhut hervorstanden. »Mit so einem altmodischen Kokolores fangen wir erst gar nicht an. Wäre ja noch schöner. Kommt nicht in die Tüte.«
Luise grinste. »Dieser überaus liebenswürdige Mensch ist mein Göttergatte Kalle. Er ist Gärtner, wie du an seiner Kleidung unschwer erkennen kannst.«
»Er tut aber nur so knurrig.« Eine junge Frau mit kurzen blonden Haaren zwinkerte Gwen zu. »Im Grunde ist er ein herzensguter Mensch, dem es jedoch peinlich ist, es auch zu zeigen.«
Der Alte runzelte die Stirn, wodurch er leichte Ähnlichkeit mit einer Bulldogge aufwies. »Achte nicht darauf, was Miri sagt. Nur weil sie Tierärztin ist, denkt sie manchmal, sie hat die Weisheit mit Löffeln gefressen.«
Etwas überfordert stand Gwen neben Emma, deren Großmutter sich inzwischen wieder neben Kalle gesetzt hatte. Liebevoll strich sie ihm über die Stirn und drückte einen Kuss auf seine Wange, woraufhin er rot anlief und etwas in seinen nicht vorhandenen Bart grummelte.
»Herrje, hört auf, Gwen zu verschrecken.« Ein hochgewachsener Mann mit braunen Haaren, in denen einige Sägespäne steckten, schüttelte den Kopf, wobei ein paar davon herausfielen. Er lächelte Gwen zu, wobei sich ein Grübchen in seiner linken Wange bildete.