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Frank Schmidt steigt mühsam die Treppe hinauf. Sein kleiner Hund Flip ist immer neben ihm und lässt ihn keinen Augenblick aus den Augen. Im ersten Stock angekommen, läutet er energisch an der Bürotür von Rechtsanwalt Ralf Trapp. Sofort kommt eine junge Dame und öffnet die Tür. "Der Herr Rechtsanwalt erwartet Sie schon."
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Frank Schmidt steigt mühsam die Treppe hinauf. Sein kleiner Hund Flip ist immer neben ihm und lässt ihn keinen Augenblick aus den Augen. Im ersten Stock angekommen, läutet er energisch an der Bürotür von Rechtsanwalt Ralf Trapp. Sofort kommt eine junge Dame und öffnet die Tür. "Der Herr Rechtsanwalt erwartet sie schon."
"Guten Morgen Frank!" Der Anwalt springt von seinem Sessel auf, schnappt sich die bereitliegende Mappe und geht auf Frank zu. Der fummelt in der Jackentasche seines total verschlissenen Anzuges nach dem Sauerstoff-Spray, sprüht in den geöffneten Mund, schnappt hörbar nach Luft und erwidert den Gruß. "Schönen Morgen Ralf."
Während der Anwalt angeekelt und mit spitzen Fingern dem Hund über das Fell streicht, lässt sich Frank in den alten Ledersessel fallen, der zur kärglichen Einrichtung des Büros gehört. Aufgeregt tippt er auf den Schnellhefter in seiner Hand. "Was hast Du erreicht, wohin kann ich Flip bringen?"
"Frank, es tut mir leid, ich habe nichts Passendes gefunden. In den von Dir aufgelisteten Hundehotels war nirgends ein Platz frei, auch nicht in den Wellness-Hotels. Ich habe es in Hundepensionen und Tierheimen versucht, aber du hast ja etwas gegen Käfige für Deinen über alles geliebten Köter. Zwei Wochen lang bin ich zu keiner anderen Arbeit gekommen und die stapelt sich jetzt auf meinem Schreibtisch." Frank erhebt sich mit einem Ruck von der mürrisch knurrenden Sitzgelegenheit. "Nicht Köter, Hund, genau genommen Begleithund bitte, der ist mehr wert wie Dein klappernder Sportwagen! Ich habe noch zwei Tage Zeit und mache mich nun selbst auf die Suche nach einer Unterkunft für Flip. Du erwartest aber nicht, dass ich mich jetzt bei Dir bedanke?"
"Nein das musst du nicht aber ich habe mir erlaubt die Rechnung in die Mappe zu legen, es wäre gut, wenn Du die gleich heute bezahlen könntest." Ralf zupft immer noch an seinem Anzug an dem sich ein paar Hundehaare festgeklammert haben. Schnell wirft Frank einen Blick auf die Rechnung dann holt er seine Pillenbox aus der Tasche und bittet Ralf ein Glas Wasser zu holen. "Aber bitte gut kalt am besten mit einem Eiswürfel!"
Frank nutzt die Zeit um einen Blick auf die "sich stapelnden Aufträge " zu werfen. Rechnungen, nichts als Rechnungen!
Ralf ist zurück mit dem Wasserglas: "Ich habe einen Eiswürfel hineingetan, verträgst Du eiskaltes Wasser mit Deiner Herzkrankheit?", fragt er scheinbar besorgt. Frank gießt das Wasser an die seit Wochen verstorbene Clivia und lacht verschmitzt: ""Nein vertrage ich nicht, aber der Blume könnte es nützlich sein. Es geht schon wieder, komm Flip wir gehen." Niemand geht ihm die Türe öffnen, denn die Sekretärin ist mit einem PC-Spiel voll beschäftigt und der Anwalt reibt sich die Hände. "Ach ja, vergiss nicht die Rechnung zu bezahlen, wenn’s geht heute noch!" An der Tür dreht sich Frank noch einmal um. "Heute wird das nichts mehr, ich muss die Vorgänge alle überprüfen, bei der Summe. Du wirst warten müssen, bis ich aus der Klinik zurück bin."
"Scheiße!", zischt Ralf. Dann fährt er seine überaus hübsche Angestellte an: "Bringen Sie die Akte Frank Schmidt."
Die junge Frau holt aus ihrer Handtasche eine Kündigung hervor, wirft sie auf den Stapel Rechnungen und verkündet, erst wieder zurück zukommen wenn der rückständiger Lohn auf ihrem Konto sei.
Frank ist fest entschlossen, mit seinem treuen Gefährten alle Hotels der Stadt aufzusuchen, bis er ein schönes Zimmer für seinen Hund gefunden hat. Im Park plätschert ein Brunnen. Er setzt sich auf eine Parkbank während er seinen Hund zum Brunnen schickt. "Mach dich frisch, wir haben noch einen weiten Weg vor uns." Man möchte behaupten, der Hund versteht jedes Wort, was sein Herr zu ihm sagt. Flip läuft freudig wedelnd zum Brunnen um sich rundum berieseln zu lassen. Flip ein Terrier, trägt ein kleines Hundegeschirr mit der Aufschrift "Begleithund". Der Hund darf also überall hin wohin sein Herr geht nur nicht in die Herzklinik, in der Frank übermorgen operiert werden soll.
"Flip kommt, wir müssen weiter!" Der Hund schüttelt sich ordnungsgemäß und ist sofort "bei Fuß." Gleich hinter dem Park befindet sich das Parkhotel, das "erste Haus am Platz", wie es mit Recht genannt wird. Genau dahin geht Frank, denn das Beste ist gerade gut genug für seinen Gefährten.
Ein Page versperrt ihnen den Weg zum Eingang. Abfällig schaut er Frank an. Der Anzug, der speziell einmal für Galaabende angefertigt worden war, macht durchaus keinen guten Eindruck mehr. Das gleiche gilt für die Schuhe, denen man die Maßanfertigung auch nicht mehr ansieht. Höflich fragt der junge Mann: "Kann ich Ihnen helfen?" Frank deutet auf Flip: "Ich suche eine Sweet für meinen Hund, für ungefähr zehn Tage." Er zückt seine Brieftasche um seinen Ausweis hervor zu holen. Der Page winkt ab und versichert, dass es keine freien Räumlichkeiten mehr gibt in diesem Hotel. "Gut, aber kann ich bitte den Herrn Direktor sprechen, er ist ein Schulfreund von mir."