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Dieses Buch bietet eine gute Auswahl aus den „Klassikern“ die von den Sagensammlern Ignaz Vinzenz Zingerle und Johann Adolf Heyl im 19. Jahrhundert zusammentragen wurden und aus den unüberschaubar vielen Sagen, die auch noch von anderen Sammlern vom 16. Jahrhundert bis herauf in die neueste Zeit zusammengetragen worden sind. Der Verfasser hat 525 davon ausgewählt und behutsam in die heutige Sprache übertragen. Einige Sagen wurden auch ganz neu bearbeitet, ohne freilich den Kern zu verändern. Das Buch ist nach Gebieten eingeteilt. Es gibt darin Sagen aus Bozen und seiner Umgebung, aus dem Unterland und dem Überetsch, aus Meran und Umgebung sowie aus dem Vinschgau, aus dem mittleren Eisacktal, dem südlichen Wipptal, dem Pustertal, aus Gröden und dem Gadertal. Innerhalb der einzelnen Gebiete sind die Sagen nach Sachgebieten geordnet: von Legenden, Kirchenbau- und Glockensagen über Geistergeschichten hin zu Schlangen-, Teufels- und Hexensagen, Drachen-, Riesen-, Zwergen- und Saligensagen, Bergwerkssagen, Schatzsagen, Schlossgeschichten und Sagen um Gewässer, Pestsagen, historischen und noch anderen Sagen.
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Seitenzahl: 794
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Zur Einführung
Gestalten und Motive in der Südtiroler Sagenwelt
Bozner Sagenkreis
Bozen: Stadt und Umgebung
Maria im Moos
Maria Keller
Vom heiligen Quirinus
Die brüllenden Löwen
Hans Lutz von Schussenried
Das Glöcklein des heiligen Franziskus
Vom Ursprung des Kapuzinerklosters in Bozen
Der Glockenschatz auf der Haselburg
Die Beterin
Als Kröte nach Weißenstein
Alt-Rentsch
Der Schuss auf das Kruzifix
Geisterspuk beim Reiterhof
Das Teufelsloch am Kuntersweg
Das Fräulein von Maretsch
Das Wappen der Vintler
Der goldene Pfennig
»Alter ego«
Die Pest kündigt sich an
Der Bozner Ratsherr
Terlan und östlicher Tschögglberg
Der Terlaner Turm
Das heilige Öl beim Kosmaskirchlein in Siebeneich
Vögel bestimmen den Bauplatz
Die Falschschwörer
Die Wechselwiesen
Der mutwillige Knecht
Der zerkratzte Mäher
»Der Tag ist dein, die Nacht ist mein«
Der unheimliche Stein
Der Pitscher-Hansel und sein schlimmes Ende
Der weinende Teufel
Der Butterkübel
Wie die Milch verzaubert wird
Die saligen Jungfrauen in der Lecklahn
Der endlose Knäuel
Giraginggele
Das beschenkte Nörggele
Der goldene Strauß
Der Schatz beim Weifner
Die Schlossfrau von Maultasch
Der Bäckerjunge
»Das Beste hier im Saal«
Hartmann von Siebeneich
Der Geist im Schloss Wolfsthurn
Margarete Maultasch
Der Schatzgeist im Schloss Maultasch
Das Schloss Greifenstein
Das Sauschloss
Das Schloss Wiffe
Das kleine Wörtlein »danke«
Vom Hinterschmalz in Hinterafing
Die Übertragung des Pfarrsitzes von Terlan nach Mölten
Sarntal
Heilig Kreuz auf Putzen
Die Entstehung der Wegmannkapelle in Durnholz
Das Teufelsloch
Der unheimliche Mäher
Das Auenlichtl
Der raufende Geist
Der Falschspieler
Die feurigen Männer in Pens
Der gesottene Totenkopf
Der Hexenstein
Die »Pachler-Zottl«
Der Drachenkuss
Das Örggele beim Heiß
Der verborgene Goldschatz beim Sefnerhof
Das versunkene Bergwerk auf Seeberg
Das Bad in der Schörgau
Das Goldbrünnl unter der Sarner Scharte
Wie der Durnholzer See entstanden ist
Die Pronner-Stas
Warum die Seeberger Alm nicht mehr den Sarnern gehört
Der nächtliche Holzhacker
Ritten
Das Kobenkirchlein bei Lengstein
Sankt Sebastian auf der Weit
Die Wetterglocke zu Rotwand
Der gebannte Jäger
Der Penzlreiter
Der böse Hausgeist beim Dornacherhof
Der Kobold im Stall
Der zerrissene Weber
Das Brandl-Ungeheuer
»Lass mi’ ruhn, es scheint kein’ Sunn«
Die Pemmerer Hexe
Der Hexenmeister Manz
Das schwarze Hansele
Der Siffianer Bursche auf dem Rosswagen
Das »Hexenbödele« bei Lengstein
Die Hornerhexe
Der ungeschickte Hexer
Hoss, Hoss!
Der Schatz unter der Stiege
Wie der Schwarzhartner den Schatz heben wollte
»Es rücken die 1000 kalten Jahre an«
Wie die Hirsche das Rittner Revier verlassen
Die Frauenlinde auf Schloss Wangen
Engelmar von Villanders
Das Timpflerbild
Schlerngebiet
Die alte Stadt Droz
Der Pfaltener Stier
Das Pfilgener Katzl
Die »Große« von Kastelruth
Auf dem Schnatten
Feiertagsschänder auf der Seiser Alm
Der Dengelgeist
Der unheimliche Reiter auf dem Schlern
Der Neckgeist auf der Seiser Alm
Der fremde Mann auf Völsegg
Die Kellnerin begegnet dem Seiser-Alm-Geist
Geistermesse in der Kirche zu Völs
Von den Truden
Der Teufel auf dem Schlern
Die Haselhexe
Die Rache der »Schlernhexen«
Der Kachler-Hans
Der überlistete Wilde
Der Wilde Mann auf dem Schlern
Der Schatz beim Michaelerhof
Schätze auf Hauenstein
Das Totengerippe von Hauenstein
Der Ritter von Schloss Hauenstein
Was die Leute vom Schloss Schenkenberg erzählen
Die Pest in Tagusens
Die Unternonnertöchter
Der »beinerne« Tisch
Der »Jungfernplärrer« vom Tschafon herab
Rosengarten, Eggental und Regglberg
Der Hartmannsbrunnen
Vom Sebastianskirchlein in Tiers
Wie die Gummerer den Bauplatz für ihre neue Kirche bestimmten
Die Sebastianskirche in Welschnofen
Wie die Wallfahrt nach Weißenstein aufkam
»Heilige Mutter Anna, du hast uns nit verstanna!«
Die Erzerlahn
Das »Stickellicht«
Der »Marchegger« in Gummer
Die Magd mit dem Dreikönigküchel
Die Ziege mit dem Brot
Das Dritscher-Anderle
Der oberwirt in Welschnofen macht seine Nebenbuhler gefroren
Der Binder-Hansl von Welschnofen
Der Schlangenmann und der weiße Wurm
Die Langwerda
Der Gastertom
König Laurin und sein Rosengarten
»Schahi, schaha«
Der Jocherer Wilde
Die Willeweis beim Geigerhof
Die Salzquelle
Die Venediger im Reiterjoch
Der blaue Stein
Der Schatz auf Pretzenberg
Die Pest im Tierser Tal
Der Karneider Totenritt
Die Pest in Welschnofen
Die Pest in Eggen
Hessen und Sachsen
Starkwölfel
Der Riese Titsch von Deutschnofen
Unterland
Die »Katzenleiter« bei Auer
Das geheimnisvolle Lichtlein bei der Kirche in Kastelaz
Das Gnadenbild von Kurtatsch
Die Wetterglocke von Tramin
Die Stadt Nisselburg
Wie die »goldene Stadt Auer« verschüttet wurde
Aus dem Grab nach Weißenstein
Der Geist am Markstein
Das Pungga-Mannl
Totenmesse in der Peterskirche
Totenprozession in Tramin
Die schöne Tänzerin
Trauriges Ende eines fröhlichen Schneiders
Ein höflicher Geist
Die raufenden Wäscherinnen
Der Riese Grimm als Drachentöter
Die Saligen in Radein
Wie der Binder von Auer nach dem Schatz ausging
Der Geist verfolgt die Schatzgräber
Das Schwert im Titschenbach
Überetsch
Der Kalterer See
Die Erbsen bei der Leuchtenburg
Ein Fuhrmann stiftet eine Leonhardskette
Ein Dieb kommt nicht mehr weiter
Das Marienbild in Kaltern
Der heilige Antonius von Kaltern
Tote lassen mit sich nicht spaßen
Die verschüttete Stadt in der Gand
Der bestrafte Fluchbold
Der wiegende Hausgeist beim Müller in Pfuss
Der unheimliche Kapuziner
Kreuztaler mag der Teufel nicht
Schloss Boimont in Flammen
Das goldene Kegelspiel von Hocheppan
Der Pestreiter von oberplanitzing
Die Scheintote von Maderneid
Der Einsiedler im »Turm am hangenden Stein«
Meraner Sagenkreis
Meran und Umgebung
Sankt Korbinian
Das alte Kreuz im Schloss Tirol
Das Kruzifix auf der Töll
Das Gnadenbild in Riffian
Sankt oswald unterm Ifinger
Zwei weiße Tauben bestimmen den Bauplatz
Wo soll ich ihn hintun?
»Annele, lupf auf!«
Eine Tote meldet sich
Der unheimliche Menschenzahn
Die Nassau
Der Teufelshase
Das gekreuzigte Kind
Missglückte Teufelsbeschwörung
Bestrafter Spaß
Der Moaser Student
Die Hexe mit der hölzernen Rippe
Die saligen Fräulein in Vöran
Salige als Beschützer des Wildes
Das Nörggele von der Mut
Eine Schüssel voll Geld, eine Schüssel voll Blut
Jutta von Braunsberg
Die goldene Taube
Herzog Friedrich auf der Flucht
Der Pestaltar von Sankt Jakob in Grissian
Der Einsiedler mit dem Hungerglöcklein
Der Ursprung der Ladurner
Ulten und Deutschgegend
Das Kräutlein Misere
Der Markstein
Zu früher Tod
Der büßende Hirte
Geisterspuk in Laurein
Putzvaltele
Das Skapulier in der Hosentasche
Der Lorgg in Laurein
Die erlene Hexe
Das Hexenmahl auf der Alm
Die Schuhe laufen einem Mädchen nach
Die Forcheggerhex’
Die »warzete Gråmblin«
Die namenlose Norggin
Der schwatzhafte oberkofler
Der Wechselbalg von Tonna
Laureiner Schatzsagen
Passeiertal
Das heilige Blut zu Sankt Martin
Die Heilig-Kreuz-Kapelle unter der Jaufenburg
Die Sixtengeister
»… wo du ihn her hast!«
Der Geist in der Jaufenburg
Das Bettelweib in der Jaufenburg
Von der Imist-Kaser
Der verstorbene Hirte
»Ein großes Rad«
Er wusste sein genaues Todesjahr voraus
Der Fuchsschuss
Der Piller org
Der Teufel holt einen Meineidigen
Der verschuldete Mann
Die Schlechtwetterpfanne
Der Hexenstein auf den Gandellen
Die entdeckte Hexe
Ein Kapuziner zaubert einen Butterknollen her
Das Saltnusser Nörggele
Das Nörglein auf Askeles
Das schweigsame Nörggele von der Innerstalm
Die Norggenpardel
Schneeberg in Passeier
Der gute Herr Graf
Das feurige Schwert
Die Harmelen wandern aus
Ein Scheintoter
»Saltaus ein altes Mörderhaus«
Sagen aus dem Vinschgau
Sankt Florinus
Das Wegkreuz von Lichtenberg
Der umgehende Schuster
Die heiligen drei Brunnen
Gründung des Klosters Marienberg
Unsere Liebe Frau in Schnals
Sankt Martin auf dem Vorberg
Die Muttergottes am Rain
Unsere Liebe Frau in Tschengls
Das Kruzifix in Agums
Dreimal gegossen worden
Der alte Stallwieser
Die Stadt am Tartscher Bühel
Stadt Tanneneh
Der erlöste Marchegger
Das Laaser Marcherle
Das Schusterle
Die drei Marchegger in Mals
Ein geheimnisvoller nächtlicher Besuch
Nächtlicher Spuk auf der Hochalm
Die unheimlichen Schuhe
Der ochsenkäufer
Todesmeldung
Nächtlicher Gottesdienst
Ein Geisterhund
Ein winselnder Geisterhund
Der Schgumser Putz
Der bestrafte Scherz
Die Tschenglser Hexe
Vom alten Tappeiner
Hexen als Hasen
Der Ausbruch des Gadriasees
Der Plawenner Drache
Verschwundene Wöchnerin
Wilde Leute als Dienstboten
Die Salige in Mals
Eine Salige wird abberufen
Krumm und lahm!
Die Lieblingsblume der Saligen
Die Niederjöchler
Das Nörggele mit der Egge
»Husch, husch, kålt, kålt!«
Der Norgg in der Mausefalle
Das »Knappaloch«
Der Schatz auf Rotund
Die Schlossfrau von Hochgalsaun
Der Turm Helfmirgott
Die Pest in Martell
Unheimliche Latschander
Das Wirtshaus an der Absetzbrücke
Was die Malser vom Lotsch erzählen
Wie die Vinschgauer zu Lügnern wurden
Mittleres Eisacktal
Brixen und Umgebung
Die Muttergottes auf dem Freienbühel
Bad Froi
Der heilige Kassian
Die Sankt-Klara-Birnen
Die Magd mit dem Bart
Das Nikolauskirchlein
Vöglein weisen den rechten ort
Sankt Leonhard bei Brixen
Die Pfarrkirche in Sankt Andrä
Sankt Magdalena in Villnöß
Das große Kreuz auf Säben
Das Latzfonser Kreuz
Der Alte Herrgott am Hundskopf
Die Teiser Große
Die Barbianer Große
Die Glocke in Feldthurns
Die alte Glocke in Lüsen
Die Wetterglocke in Sankt Andrä
Der Schuss auf den Herrgott
Der Kampf um die Alm
Der Geist bei Saubach
Der Marchegger bei Milland
Ein Verstorbener kommt zurück
Die schwarze Hand
Geisterprozession
Die Magd auf dem Friedhof
Das Gespenst bei Schabs
Die unaufgesegnete Wöchnerin in der Totentruhe
Die Toten lassen mit sich nicht spaßen
Der Geist im Keller
Die Maslroanböcke
Die armen Seelen im Lajener Ried
»Ihr sollt bis zum Jüngsten Tag kegeln müssen«
Die Herren von Untertschutsch
Dem Sprengbauern von Lajen
Das gestohlene Bein
Das Lebensmaß
Vorahnung
Die Peer-Thresl-Nohterin
Der Weinpanscher am Kuntersweg
Der Almgeist
Das Almtier
Von der eitlen Kellnerin mit der Schlange am Leib
Die Schlange im Stall
Der Kranzlwurm
Der Teufelspakt
Ein Besen im Sarg
Das Hexenbüchlein
Eine Hexe erschossen
Der Lauterfresser als Mücke
Der Lauterfresser als Eierdieb
Der Lauterfresser als Wettermacher
Der Lauterfresser macht Schnee
Der Lauterfresser beim Wirt in Villnöß
Der Lauterfresser macht Mäuse, Ratten und Pferde
Der Lauterfresser will sich bekehren
Der Lauterfresser wird gefangen und hingerichtet
Der Hexenmeister Hapschlüssel
Der Barbianer Schmied
Der »dreikopfete Mann« in Brixen
Der starke Reifer von Melaun
Der Peneider-Peter
Die Pitscheförter Riesen
Die Flitzer Riesen
Wilde Männer in Villnöß
Der Wilde Mann in Zans
Die saligen Weibelen in Afers
Die Saligen in Lüsen
Salige in Villnöß
Die verschwundene Salige
Die Goldquelle
Das Pfunderer Bergwerk bei Klausen
Die Venediger Männlein in Villanders
Das Venediger Mannl und der Latzfonser
Die goldenen Kegel auf dem Villanderer Berg
Die Pitschefurter Ebene in Villnöß
Durch Fluchen den Schatz verloren
Der Schatz im Tinnebach
Der Schatz beim Eisenstecken
»Ach, hättest du doch mich gewählt«
Der Wassermann auf Seeberg
Die Pest in der Brixner Gegend
Die Pest in Villnöß
Zwei mit einer Pfait
Die Kühe reden am Heiligen Abend
Das volle Weinfass
Das Geld brachte ihnen aber kein Glück
Die französische Kriegskasse
Ein ungewöhnliches Versteck
Goldmünzen als Unglücksursache?
Die »Peterskinder«
Südliches Wipptal
Sterzing und Umgebung
Die Muttergottes zu Trens
Der Riesenherrgott beim »Wolfen«
Das »Girtler-Kreuz«
»Chrischtl, mischtl!«
Die eingeheilte Hostie
Der Feuersteingletscher
Der verzauberte Senner
Der unheimliche Heinzel
Der Totenraub
Das »Froscherle«
Das Ziroger Mannl
Der weiße Wurm
Die »Furl«
Die Pfuipfui-Nanni
Der Rosskopfhexenplatz
Das Pfeifer-Huisile
Von tückischen Norggen und Nörggelen
Erdmanndl und Erdweibele
Die reichen Bergknappen von Gossensaß und Pflersch
Das Goldtrögl
Goldkorn
Der Schatz auf Straßberg
Sterzling
Sage vom schönen Jaufental
Das Heilig-Grab-Kirchlein
Eine Magd sucht ihren Bräutigam
Wohin kommen die »alten Gitschen«?
Pustertal
Aubet, Cubet und Guerre
Sankt Wolfgang im Reintal
Der selige Bruder Batho
Der Hartmannsbrunnen in Antholz
Die Sankt-Margareten-Kirche am Kniepass
Sankt Wolfgang auf Geiselsberg
Das uralte Kruzifix von Innichen
Der selige Herr Jörg von Spinges
Der reumütige Schelm
Die Haunoldrippe in Innichen
Das Gnadenbild in der Heiliggeistkirche in Prettau
Die Muttergottes von Saalen
Die große Glocke in Rodeneck
Die große Glocke in Sankt Lorenzen
Die Rainglocke in Bruneck
Vom frommen Reiner Weibile
Die bestraften Sonntagsspieler
Die kohlschwarzen Kartenspieler
Statt in die Christmette ins Wirtshaus
Der Flatscher in Pfunders
Der Schuss auf das Kruzifix
Die verschneite Alm
Das Beistandmanndl
Der Wintersenner
Die Unze
Die untergegangene Stadt Kerla
Der Weitentaler als Höllenportier
Der Geist auf der Sonnenburg
Das »Stöckl«
Der Teufel auf der Birl
Der Wettermacher Pitzner in Meransen
Vom Schwarzkünstler oberleitner
Der Thurntaler-Urban
Gannaruna
Das wilde Weiblein in oberpurstein
Die »antrischen Leut’«
Die saligen Leute in Geiselsberg
’s Kasemannl
Das »Kühtreiberle«
Der olperl
Das Innerfeldmanndl
Vom Ahrner Bergwerk
Der Totenschädel in der Mühlbacher Klause
Vom Schatz im Teufental
Wie der Postmeister von der Vintl den Schatz hebt und die Kirche baut
Wundersame Zibeben
Eine »Ziste« voller Haselnüsse
Die schatzhütende Schlange in Bergfall
Der Untergang des Schlosses bei Sankt Walburg
Der Ritter mit der Kette
Wie der Antholzer See entstanden ist
Der Ursprung der Schwefelquelle in Ramwald
Die Entdeckung des Pragser Bades
Das erste Zeichen der herannahenden Pest
Die Pest in Taufers
Das Totengerippe auf dem Kirchengewölbe
Woher die Stadt Bruneck ihren Namen hat
Ein Jäger wird durch die Hilfe der Muttergottes aus höchster Todesgefahr gerettet
Im Eis begraben
Der Antichrist
Ladinische Sagenwelt
Gröden und Gadertal
Legendenhaftes vom Kreuzkofel in Abtei
Die Kirche zum heiligen Kreuz in Abtei
Sankt Jakob in Gröden
L Grof da Sàcun
Die große Glocke in Enneberg
Die Ameisen fliehen vor den Glocken
Pontives
Der Lec sant
La casciarina de Cuca
Das schöne Mädchen auf dem Baum
Ein Tierquäler muss als Irrlicht umgehen
Ein schrecklicher Geizhals
Unheimliches Marken
Ein Leichenzug um Mitternacht
Gespensterspuk im Rautal
Der orco
Ein Bauer wird vom orco entführt
Der orco in Hundsgestalt
Der Pavaró
Der Mosca
Die wunderliche Katze
Die drei Hexen
Der Lauterfresser und die Grödner Bärenjäger
I léc di dragóns
Die Ganna zu Pecei
Der Salvàng mit dem roten Röcklein
Schätze auf Schloss Wolkenstein
Das Goldbrünnlein auf der Hochalm
Der Ritter Prack sprengt über den Abgrund
»Po se son de Bula!«
Wie die von Sankt Martin zu einem heiligen Leib gekommen sind
Anhang
Quellen und Literatur
Anmerkungen zu den einzelnen Sagen
Der Verfasser dankt
Orts- und Personenregister
Südtirol ist überaus reich an Sagen, und überall weiß – oder wusste – man zu erzählen von Nörggelen und Riesen, tückischen Hexen und gütigen saligen Frauen, unheimlichen Grenzfrevlern, Wiedergängern und Teufelsbündnern, von verborgenen Schätzen, die zu heben wären, wenn man nur die rechte Zeit und das rechte Wort wüsste und auch den nötigen Mut dazu aufbrächte.
Schon im 17. Jahrhundert wurden einige dieser Sagen aufgezeichnet – von Marx Sittich von Wolkenstein und Pater Ferdinand Troyer –, doch die eigentliche Zeit der Sagensammlung in diesem Land – wie auch im übrigen deutschen Sprachgebiet – ist erst das 19. Jahrhundert. Hier waren es vor allem Ignaz Vinzenz Zingerle (1825–1892) aus Meran und Johann Adolf Heyl (1849–1927) aus Brixen, die noch ganz aus dem Vollen schöpfen und zahlreiche Sagen aufzeichnen konnten. Aber auch andere Autoren dieses Jahrhunderts erzählen uns heimische Sagen oder erwähnen sie in ihren Werken: Ritter von Alpenburg, Johann Jakob Staffler, Josef Anton Falger, Beda Weber, Giovanni (Johann Baptist) Alton und noch andere.
Doch der reiche Sagenschatz dieses Landes am südlichsten Zipfel des geschlossenen deutschen Sprachraumes war von den Sammlern des 19. Jahrhunderts nicht ausgeschöpft worden, und so konnten auch noch im 20. Jahrhundert zahlreiche neue Sagen oder zumindest interessante Varianten gefunden werden. Viele dieser Neufunde wurden in der 1906/1916 in Meran herausgegebenen heimatkundlichen Zeitschrift »Der Sammler« (»Die Heimat«) und dann vor allem in der seit 1920 erscheinenden landeskundlichen Zeitschrift »Der Schlern« veröffentlicht. Manches Interessante findet sich auch in der großen Sammlung von Willi Mai (aufgenommen 1940/41) und in den Werken »Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke« von Hans Fink (1957) und »Volkssagen aus dem Vinschgau« von Robert Winkler (1968).
Die umfangreichen Sagensammlungen von Zingerle, Heyl und Alpenburg sind in alter Fraktur (gotischer Schrift) gehalten und darum für sehr viele heute nicht mehr oder nur mit Mühe lesbar. Aber, was ein noch größeres Hindernis darstellt: Sie enthalten auch häufig Ausdrücke und Wendungen, die man heute nicht mehr gebraucht und folglich auch nicht mehr versteht (jedes Jahrhundert hat eben seine eigene Sprache), sodass diese Werke deswegen nur zu leicht auf die Seite gelegt werden und ungelesen bleiben.
So entstand denn der Plan, aus diesen »Klassikern« und dazu auch noch aus dem unüberschaubar vielen, von anderen Autoren vom 16. Jahrhundert bis herauf in unsere Zeit Gesammelten eine Auswahl zu treffen und diese Sagen in einer Sprache wiederzugeben, die dem heutigen Leser verständlich ist.
Wo es sich machen ließ, hielt man sich dabei möglichst an die originalform und wurde diese nur leicht »redigiert«. Doch diese »originalformen« sind oft sehr unterschiedlich – die eine Sage ist ausführlicher erzählt, mit ausschmückenden Details und belebenden wörtlichen Reden, andere wieder sind nur knappe Zusammenfassungen, ohne Details, und nicht wenige auch sind aus den vorgenannten Gründen überhaupt nur mehr schwer verständlich, dazu nicht selten auch stilistisch sehr unzulänglich, und so war mit einer einfachen »Redaktion« sehr oft nichts getan. Da war guter Rat teuer, und so entschloss sich der Verfasser, manche Sage mit eigenen Worten nachzuerzählen oder sonst neu zu fassen, hie und da auch die Lücken auszufüllen und das offensichtlich Fehlende zu ergänzen, wobei aber immer darauf geachtet wurde, den Kern der Sage unverändert zu belassen. Auch orthographie und Zeichensetzung wurden den heutigen Gegebenheiten angeglichen oder wenigstens angenähert.
Aus diesem geht hervor, dass sich das Buch nicht an den Wissenschaftler wendet (für den aber doch die Quellen angegeben sind), sondern dass es dem heutigen Leser einen möglichst breiten Querschnitt durch diese weite Sagenlandschaft bieten und ihn dabei auch unterhalten will. Es wendet sich gleichermaßen an Erwachsene wie auch an junge Leser, aber da erfahrungsgemäß auch schon häufig Kinder danach greifen, ist manches zu Harte weggelassen worden, manche Derbheit wurde abgemildert, anderes wieder verhüllt oder verschlüsselt (sodass das Buch also, wie man dies früher ausdrückte, »ad usum Delphini« ist und ohne Weiteres schon begabten Kindern ab dem neunten oder zehnten Lebensjahr in die Hand gegeben werden kann).
Was das Sprachliche betrifft, wurde darauf geachtet, ein möglichst fremdwortfreies Deutsch zu schreiben und also Fremdwörter nur dort, wo es sich wirklich nicht vermeiden ließ, zu verwenden. Dieser nahezu völlige Mangel an nichtdeutschen, fremden Wörtern wird vielleicht manchem jungen Leser zuerst etwas ungewohnt vorkommen, aber es ist sicher, dass er sich bald an diese Schreib- und Ausdrucksweise gewöhnen wird, ja vielleicht nimmt er sich auch selbst vor, von nun an ebenfalls möglichst auf Fremdwörter zu verzichten und bewusst deutsch zu schreiben.
Es war nicht leicht, eine knappe Auswahl aus diesem riesigen Materialberg zu treffen. Doch wurde von dem Gedanken ausgegangen, dass jedes Sagenmotiv und jede Sagengestalt vertreten sein solle, wenn auch nicht in gleicher Anzahl. Denn Drachensagen, Sagen von der Wilden Fahrt, von Wilden Männern und von Saligen und ganz besonders »echte« Teufels- und Hexensagen »akzeptiert« ein Leser von heute kaum noch oder gar nicht mehr. Dagegen haben viele andere Sagen, vor allem solche aus dem Bereich des Unheimlichen, einen guten Teil ihres Reizes bis heute bewahren können. Auch Legenden sind noch vielfach annehmbar. Einige Geschichten sind ein bisschen traurig, aber das gehört einmal dazu. Und schließlich haben nicht wenige Sagen einen humoristischen Kern oder ließen sich mehr oder weniger humoristisch darstellen, sodass auch der Frohsinn nicht zu kurz kommt.
Das Buch ist nach Gebieten eingeteilt: zuerst Sagen aus Bozen und seiner näheren und auch weiteren Umgebung (Bozen, Terlan und östlicher Tschögglberg, Sarntal, Ritten, Schlerngebiet, am Fuße des Rosengartens, Eggental und Regglberg), aus dem Unterland und Überetsch, sodann aus Meran und Umgebung (Meran, Ulten, Deutschgegend, Passeiertal) und aus dem Vinschgau, dem mittleren Eisacktal (Brixen und Umgebung), südlichen Wipptal (Sterzing und Umgebung) und Pustertal sowie aus Gröden und dem Gadertal (Ladinischer Sagenkreis).
Innerhalb der einzelnen Gebiete sind die Sagen nach Sachgebieten geordnet: von Legenden, Kirchenbau- und Glockensagen über verschiedene Frevel und Geistergeschichten hin zu Schlangen-, Teufels- und Hexensagen, Drachen-, Riesen-, Zwergen- und Saligensagen, Bergwerkssagen, Schatzsagen, Schlossgeschichten und Sagen um Gewässer, Pestsagen und verschiedenen ätiologischen, »historischen« und noch anderen Sagen.
Dieses Buch wurde seit seinem ersten Erscheinen immer gut aufgenommen, von den Einheimischen sowohl als auch von sehr vielen Gästen unseres Landes, die es als interessantes »Südtiroler Lesebuch« und reizvolle Erinnerung an ihr Urlaubsland Südtirol mit nach Hause nahmen. Es erlebte deshalb auch bereits mehrere Auflagen.
Die fünfte Auflage brachte einige bedeutsame Änderungen mit sich: Nicht nur wurde der Text von der alten auf die neue Rechtschreibung umgearbeitet, sondern es wurden auch die meisten Sagen textlich neu gefasst, zum Teil gestrafft, zum Teil behutsam erweitert, ohne freilich den Kern zu verändern. Und schließlich wurde auch eine Anzahl Sagen, doppelt Vorhandenes und auch »Überholtes«, weggelassen und wurden stattdessen ungefähr zwei Dutzend Sagen aus verschiedenen Quellen neu aufgenommen. Das Buch stellte somit eine völlige Neubearbeitung dar und enthielt jetzt ungefähr 525 Sagen.
Der Verfasser würde sich freuen, wenn sein »Südtiroler Sagenbuch« auch in dieser sechsten Auflage so gut aufgenommen würde wie die bisherigen Ausgaben und wenn es auch weiterhin sehr vielen Lesern Freude bereiten würde.
Bruno Mahlknecht
Bozen, im Frühjahr 2016
Im Unterschied zum Märchen – das durch phantastische und sensationelle Begebenheiten unterhalten will, aber keinen Glauben erwartet, weder vom Erzähler noch vom Zuhörer – will die Sage Wirklichkeit geben, Dinge erzählen, die »wirklich« geschehen sind, will also vom Erzähler wie auch vom Zuhörenden »geglaubt« werden.
Das heißt nun freilich nicht, dass das, was die Sage erzählt, auch wirklich geschehen ist oder zumindest einen »wahren Kern« haben muss, wie man früher allgemein angenommen hat. Friedrich Ranke, der große deutsche Sagenforscher, deutet Sage geradezu so: »Volkssagen sind volkläufige Erzählungen objektiv unwahren, phantasiegeborenen Inhalts, der aber als tatsächliches Geschehnis in der Form des einfachen Ereignisberichtes erzählt wird.«
Derselbe Ranke geht auch der Frage nach, wie es überhaupt zur Entstehung von Sagen kommen konnte oder immer noch kommen kann. Er fand vier Quellen: »Eine große Anzahl von Volkssagen«, schreibt er, »verdankt ihre Entstehung dem Bedürfnis des Volkes nach einer Erklärung für gewisse auffallende reale Gegebenheiten seiner Umwelt. Eine Erscheinung in der Natur, etwa besondere Eigenschaften der Tiere, aber auch auffallende Formen eines Steines oder Berges, ein Bild in der Kirche, ein Bauwerk, ein ungewöhnlicher orts- oder Familienname, kurz: Dinge und Erscheinungen, deren Dasein auch dem naiven Beobachter auffällt und nach einer Erklärung verlangt, finden diese Erklärung, meist mit einfachsten Mitteln, durch eine Erzählung, deren ganzer Sinn und Wert kein anderer ist als eben die Beantwortung der Frage nach dem Warum.« Das sind die sogenannten ätiologischen Sagen, die überall sehr häufig sind.
»Eine zweite Gruppe von Volkssagen ist aus irgendeinem tatsächlichen Ereignis herausgewachsen«, fährt Friedrich Ranke fort, warnt aber sogleich vor der besonders im 19. Jahrhundert gängigen Annahme, dass diese Art »Geschichte im Volksgedächtnis« sehr weit zurückreichen könnte, etwa gar bis zur Zeit der Germanen, denn: »Das Gedächtnis des Volkes reicht kaum je weiter als etwa drei Generationen zurück, und was darin haftet, das sind – wie sollte es auch schließlich viel anders sein? – Ereignisse von meist eng begrenztem lokalgeschichtlichem Interesse.« Das große weltgeschichtliche Geschehen schrumpft, mit dem Blick des Landvolkes gesehen, zu Ereignissen sehr privater Natur zusammen. Die vielen geschichtlichen Sagen waren entweder niemals echte Volkssagen oder gelangten, wenn sie heute als solche gelten, durch Schullesebücher und Volkskalender ins Volk.
Eine dritte und überaus vielgestaltige Gruppe von Sagen verdankt ihre Entstehung einem persönlichen, aber freilich arg missverstandenen Erlebnis: Träume, Angsterlebnisse, schattenhafte Bilder führten zu zahlreichen Toten- und Dämonensagen, und eine vierte Gruppe von Volkssagen bezeichnet Ranke als »gesunkenes Kulturgut« und meint damit solche, die auf literarischem Weg aus dem klassischen Altertum, dem orient und der altfranzösischen Heldenepik ins Volk gedrungen sind. Ein typisches Sagenmotiv, das aus der griechisch-römischen Sagenwelt über die mittelalterliche Romanliteratur zu uns gekommen ist, sind die vielen Saligen- und Wilde-Mann-Geschichten. Ranke wäre geneigt, diese Sagen der vierten Gruppe gar nicht mehr als »Volkssagen« gelten zu lassen und sie, ebenso wie die mittelalterlichen »Heldensagen«, aus den Sagensammlungen zu verbannen.
So bezog unsere Sagenwelt ihre Ursprünge von oft weit entlegenen und sehr unterschiedlichen Quellen. Ranke vergleicht den Sagenschatz eines Volkes mit dem Bild des Kies- und Sandgerölls auf dem Grund eines großen Flusses: »… in ihm ist Gestein aus den uralten Bergen des Quellgebietes mit Senkstoffen aus allen weiter stromab liegenden Strecken, ja selbst mit Senkstoffen aus allerlei Nebenflüssen, die irgendwann und irgendwo einmal einmündeten, zu einer schwer scheidbaren Masse zusammengeschwemmt.« Darum sei es so schwer, wenn nicht unmöglich, genaue Analysen über das Alter der verschiedenen Sagen anzustellen. Ranke weist aber darauf hin, dass der überwiegend große Teil unserer Sagen unzweifelhaft christlichen Ursprungs sei, was nicht nur für die religiösen Motive, sondern auch für die aus der christlichen Weltanschauung herausgewachsenen abergläubischen Sagenzüge zutreffe. »Die meisten Glockensagen«, so Ranke, »eine Reihe von Hexensagen, alle Sagen, für die die Vorstellung von einer die Frevel der Menschen strafenden Gottheit die notwendige Grundlage bildet, das heißt also die Sage von der untergegangenen Stadt und der vergletscherten Alm, deren frevelhafte Bewohner sich den Zorn der Gottheit zugezogen haben, und die Sagen von den zur Strafe für ihre im Leben begangenen Sünden umgehenden Toten« – alle diese Sagen seien aus der christlichen Weltanschauung entstanden. Dasselbe gilt für die zahlreichen Teufelssagen und die Sagen um Teufelsbündner.
Nach dieser knappen Übersicht über die Welt der Sage im Allgemeinen nun ein paar Angaben über einige Motive und Gestalten der Südtiroler Sage.
Als Erstes sei die Legende angeführt. Unter Legenden versteht man einfache, phantasie- und liebevoll ausgesponnene Geschichten um irdische Erlebnisse von Heiligen oder auch von heiligmäßigen Menschen. Legenden berichten auch davon, wie Christus – oft in Begleitung von Aposteln – auf der Erde herumwanderte und dabei manches, nicht immer erfreuliche Erlebnis mit allerlei Menschen hatte. Legenden sind ferner die Berichte um diverse Muttergotteserscheinungen.
Eng mit der Legende zusammen hängen die Erzählungen um aufgefundene Gnaden- und Heiligenbilder. Da kam ein solches Bild beim Pflügen auf einem Acker zum Vorschein, dort wurde eines in einem Sumpf oder Gewässer gefunden, wieder an einem anderen ort schnitzte ein Hirtenknabe ein solches Bild oder wurde eines in einem Abgrund aufgefunden.
Häufig sind die Kirchenbausagen, entweder dass man zu erzählen weiß, dass Tiere den Bauplatz für eine Kirche bestimmten – etwa indem Vöglein die blutigen Späne an einen anderen Platz trugen oder dass man überhaupt ochsen oder Stieren die Platzwahl überließ –, oder dass man Kirchen und Kapellen – und auch Klöster – infolge eines Gelübdes entstanden sein lässt. Hierbei handelt es sich wohl durchweg um ätiologische Sagen.
Zahlreich sind in diesem Lande auch die Glockensagen. Einmal wurde eine solche Glocke aus dem Boden gegraben, dann wieder versank eine verschüttete Glocke bei der Bergung, weil man unvorsichtigerweise dabei einen Fluch ausgestoßen hat. Am häufigsten freilich drehen sich diese Glockensagen um große Wetterglocken, die man aus irgendeinem Grund aus dem Turm herabgenommen hatte und anderswohin verfrachten wollte. Aber die Glocke wurde immer schwerer und schwerer, und endlich konnten die vielen vorgespannten Zugochsen oder Pferde das Fuhrwerk mit der Glocke gar nicht mehr weiterbringen. In die allgemeine Ratlosigkeit hinein beginnt nun die Glocke zu sprechen, nennt ihren Namen und sagt, dass sie nirgends anders als nur in ihrem bisherigen Turm bleiben wolle. Nun beschließt man, den Transport rückgängig zu machen – und siehe, das Fuhrwerk war auf einmal so leicht, dass es fast von allein zur Kirche zurückgebracht werden konnte.
Wenn einer eine Wallfahrt gelobt und dieses Gelübde dann aus eigener Schuld auszuführen unterlassen hatte, so erging es ihm schlimm. Denn er konnte sicher sein, dass er diese unterlassene Wallfahrt entweder bereits in der Nacht seines Hinscheidens als unheimlicher Geist oder später dann als klapperndes Totengerippe oder gar in Gestalt einer ekelhaften Kröte nachholen musste. Überhaupt nahmen leidende arme Seelen gern die Gestalt von Kröten an, und wenn sich jemand dieser bedauernswerten Wesen annahm und für sie betete und Seelenmessen lesen ließ, so konnte er wohl die Freude haben, zu erleben, dass sich ein solches Tier plötzlich in eine weiße Taube verwandelte und – da nun erlöst – kerzengerade auf zum Himmel flog.
Von streng geahndeter Feierabendmissachtung weiß gar manche unserer Sagen zu berichten. Denn seinerzeit, als es noch keine gesetzlich geregelte Arbeitsordnung gab, bedeutete das abendliche Ave-Maria-Läuten, auch Betläuten oder Feierabendläuten genannt, das Zeichen, dass nun jede knechtliche Arbeit aufzuhören hatte. Vermaß sich jedoch ein Bauer, sein Gesinde auch über diesen Feierabend hinaus noch zur Arbeit anzuhalten, so hatte er schlimme Strafen zu gewärtigen – entweder dass ein bisher auf seinem Anwesen ruhender besonderer Segen verschwand oder dass ihm gar eine plötzlich bei seinem Hof aufgehende Wasserquelle den ganzen Besitz in einem See versinken ließ. Auch vor dem morgendlichen Betläuten durfte keine knechtliche Arbeit stattfinden. Diese kirchlich festgelegte Arbeitszeitbeschränkung war so streng, dass der Bauer nicht nur sein Gesinde nicht vor beziehungsweise nach diesem Termin arbeiten lassen durfte, sondern auch selbst nicht arbeiten sollte. Einen Afinger Bauern, der noch nach dem Abendessen auf seinen Acker hinausging, um ein kleines Flecklein stehen gebliebenes Kornfeld abzusicheln, vertrieb ein Geist durch unheimliches Schreien, und einem geizigen Sarner Bauern, der schon vor dem morgendlichen Betläuten [Ave-Läuten] auf seiner Wiese zu mähen begann, hätte ein unheimlicher Mäher bald die Füße weggemäht.
Noch ungeheuerlicher als eine solche Feierabendmissachtung wäre eine Feiertagsschändung gewesen. Denn Sonn- und Feiertage gehörten dem Gebet und Gottesdienstbesuch, der Besinnung und Ruhe. Wenn sich da einer unterstanden hätte, auf seiner Wiese zu arbeiten, so verwandelten sich die aufgestellten Heuschober nicht selten in große Felsblöcke, oder ein großes Schneetreiben ließ eine Alm gar vergletschern. Jäger, die am Sonntag jagten und dabei die Messe versäumten, waren des Teufels und kamen nicht mehr zurück oder mussten nach ihrem Tod als Vogel ruhelos umherfliegen. Auch Keglern und Kartenspielern, die den Sonntag durch ihr Spiel entweihten, ging es nicht selten schlimm. Bergknappen, die an solchen Tagen sündigten, indem sie der Kirche fernblieben und gar noch kegelten, waren nicht selten schuld dafür, dass das Bergwerk zusammenbrach und alle unter sich begrub oder fortan nur mehr taubes Gestein hergab.
Wir erkennen in derlei, zumeist ätiologischen Sagen deutlich die strenge christliche Gesetzgebung in Bezug auf Schutz des Arbeiters vor zu großer Ausbeutung sowie auf die Heiligung des Feiertages. Aber auch manche andere Sage weist in dieselbe Richtung. Denn oft erzählt die Sage von untergegangenen Städten, Dörfern, Höfen und Almen – und jedes Mal steht ein Frevel dahinter, sei es eine entsetzliche Tierquälerei, Hartherzigkeit gegen Arme und Minderbemittelte oder Gottlosigkeit und unsittliches Treiben, besonders an Sonn- und Feiertagen.
Himmelschreiendes Unrecht beging auch, wer sich an fremdem Grund und Boden verging, sei es, indem er heimlich die Grenzsteine versetzte und so seinen Besitz auf unrechtmäßige Weise vergrößerte, oder dass einer in Grenz- und Besitzstreitigkeiten bewusst falsch zum Schaden der anderen Partei aussagte. Von solchen Grenzfrevlern – Marksteinruckern und Meineidbüßern – weiß die Südtiroler Sage oft und oft zu erzählen. Marksteinrucker, auch Marchegger, Marcher oder Grenzgänger genannt, die im Leben der strafenden Gerechtigkeit entgangen waren, da man ihre heimliche Besitzvergrößerung nicht entdeckte, mussten nach ihrem Tod als unheimlicher Geist umgehen und dabei einen schweren Grenzstein herumschleppen und jeden Daherkommenden anflehen: »Sag mir, wo soll ich diesen unrechtmäßig versetzten Grenzstein hinsetzen?« Wenn ihm dann einer sagte: »Tu ihn dorthin, wo er rechtmäßig hingehört«, also wo er vor der Versetzung gewesen war, so ist er erlöst und kann so erst sein »Umgehen« beenden.
Schlimmer noch ergeht es denen, die einen falschen Eid schwören, denn diese Meineidschwörer holte oft auf der Stelle der Teufel und fuhr mit ihnen davon. Manche dieser Meineidschwörer versuchten zwar, »richtig« zu schwören, indem sie einen Schöpflöffel in den Hut steckten und Erde von ihrem Grund in die Schuhe taten, um so mit »guten Gründen« sagen zu können »So wahr der Schöpfer über mir ist und ich auf meiner Erde stehe, so wahr gehört diese strittige Wiese mir« usw. Aber der Teufel lässt sich durch derlei – freilich schon ziemlich schwankhafte – »Mätzchen« nicht drankriegen und holt diese Falschschwörer dennoch. oft auch tat sich unter ihren Füßen nach dem Falschschwur plötzlich der Erdboden auf und verschlang sie, oder ein anderer hatte gar das Unglück, dass sein Kopf, nachdem er gestorben und begraben war, aus dem Grab verschwand und sich an die Stelle des richtigen Markzeichens auf der strittigen Grenze niederließ. Auch wusste man zu erzählen von Verstorbenen, die noch aus dem Grab steigen und die Stelle anzeigen müssen, wo das Markzeichen von Rechts wegen hingehört.
Mit diesen umgehenden Meineidbüßern und Grenzfrevlern sind wir schon mitten drin im sehr weiten Bereich der Geistersage. Denn in der Meinung des Volkes waren die Nächte – besonders bestimmte Nächte, wie zu Quatember und im Advent, aber auch die Rauchnächte – voller Geister- oder Gespensterspuk, wobei es sich teils um Wiedergänger, also umgehende Tote handelte, die ihre verschiedenen Frevel und Verbrechen auf dieser Erde büßten, teils auch um Dämonen oder »Jenseitige«. Die Wiedergänger konnten zum Teil durch Gebet und opfer erlöst werden und sodann in die ewige Ruhe eingehen, zum Teil aber waren sie bereits verdammt, und mithin nützte ihnen kein Gebet mehr. Auch die »Jenseitigen« konnten nicht erlöst werden, da es ja nicht büßende arme Seelen, sondern eben außerirdische Wesen waren.
Das Volk unterschied nicht lange zwischen Totengeistern und Dämonen und verwechselte sie auch immer wieder, wohl aber unterteilte man diese zu nächtlicher Zeit auftauchenden, klopfenden, lärmenden, Schabernack treibenden und stets großen Schrecken verbreitenden Geister in gute und böse Geister. Den guten Geistern – den armen Seelen – konnte man helfen, wenn man nur ihr Anliegen erfuhr, den andern aber nicht. Darum die obligate Frage an einen solchen auftretenden Geist: »Alle guten Geister loben den Herrn, was ist dein Begehren?«
War’s ein »guter Geist«, so verriet er nun bestimmt sein Anliegen, etwa einen zu Lebzeiten unterschlagenen Geldbetrag auszubezahlen oder eine versäumte Wallfahrt zu unternehmen oder um Bestattung in geweihter Erde nachzusuchen. War’s dagegen ein »böser« Geist, so konnte es dem Begegnenden schlimm ergehen; nicht selten kam es zu Misshandlungen, ja selbst getötet wurden Menschen, die solchen »bösen« Geistern oder Gespenstern in die Quere geraten waren. Verdammte zeigten sich nicht ungern ohne Kopf, kohlschwarz oder feurig.
Freilich konnte man sich auch schützen vor derlei nächtlichem Spuk, und zwar durch Kreuzzeichen, fromme Stoßgebete und Weihwasser – was alles sehr eindeutig den christlichen bzw. abergläubischen Untergrund dieses Geister- und Gespensterglaubens unterstreicht. Auch konnten solche Geister »gebannt« werden, das heißt sie mussten sich an einen ihnen angewiesenen Platz begeben und dort verbleiben. Dieses Geisterbannen oblag den Priestern – wobei besonders die Kapuziner den Ruf hatten, exzellente [ausgezeichnete] Geisterbanner zu sein –, denen die Kirche ausführliche Exorzismusbücher in die Hand legte; aber auch einzelne Laien vermochten mitunter solchen Geistern zu befehlen.
Diese Geister konnten die verschiedensten Gestalten annehmen: vom scheinbar lebenden Menschen bis zum Totengerippe, vom tückischen Hauskobold, der sich über jeden gelungenen Schabernack laut freuen konnte, bis hin zum unheimlichen Aufhocker, der nächtlichen Wanderern plötzlich auf den Nacken sprang und sich ein Stück weit, meist bis zu einem Wegkreuz, tragen ließ, von den Druden, die den Schläfer nächtens überfielen und arg drückten und würgten, bis hin zum nebelhaften Feuerstreif usw.
Dass auch die Norggen und Nörggelen und ebenso die Wilden Männer und die Saligen zu den »Jenseitigen« gehörten, mag hier nur kurz erwähnt sein – denn das Volk sah diese Wildgeister nicht als »Geister« an, zumal sie auch das Auftreten vor allem bei Tag liebten und sich auch sonst recht »menschlich« benahmen – so menschlich, dass es sogar zwischen Menschen und solchen Dämonen zu ehelichen Verbindungen kommen konnte.
Von Schlangen weiß die Volkssage mancherlei zu erzählen: von schatzhütenden Schlangen etwa, die meist »verzauberte Jungfrauen« (Weiße Frauen) waren und durch eine beherzte Tat erlöst werden konnten, oder auch von dankbaren Schlangen, die zur Anerkennung für gute Behandlung ein großes Geschenk zu machen pflegten – die »Krönlnattern« oder »Kranzlwürm« –, und auch von Schlangenopfern auf Almen und dem weißen Schlangenkönig, dessen Vernichtung freilich fast immer auch dem Schlangenbeschwörer zum Verhängnis wurde. Dies letztere Sagenmotiv ist schon uralt und stammt aus dem orient, von woher es über den mittelalterlichen Heldenroman als »gesunkenes Kulturgut« ins Volk gelangte.
Über riesenhafte geflügelte Schlangen – die sogenannten Drachen – stand auch bereits im altfranzösischen Roman zu lesen, doch stammt dieses Sagenmotiv noch aus der altbiblischen Zeit her. Da im Mittelalter der Teufel in Kirchen häufig als solcher Drache – mit riesigem Rachen und entsetzlichen Krallen – dargestellt wurde, vermischte sich der »eigentliche« Drache im Bewusstsein des Volkes immer mehr mit dem »Teufelsdrachen«. Drachensagen sind nur wenige bekannt, und die Drachen werden darin durchwegs – genau wie im mittelalterlichen Roman – von Riesen erlegt; also ist auch dieses Motiv, zumindest teilweise, ein »gesunkenes Kulturgut«.
Dass sich über diese in den Kirchen aufgemalten Drachen nicht nur Legenden – wie etwa in Zusammenhang mit dem heiligen Georg und der heiligen Margaret –, sondern auch richtige Teufelssagen ausbilden konnten, mag nicht weiter überraschen. Teufelssagen sind in überaus vielen Varianten bekannt, was sich auch aus der Tatsache, dass dieses höllische Wesen früher ja ständig von der Kirche genannt wurde, leicht erklären lässt. Dabei lassen sich unschwer zwei große Gruppen von Teufelssagen unterscheiden: eine erste Gruppe von wirklichen Teufelssagen, in denen der Teufel als höllischer Satan auftritt, Meineidschwörer und Hostienschänder holt und der Anführer des Hexensabbats und mitunter auch der Wilden Fahrt ist, und eine zweite Gruppe, in der ein ganz »undogmatischer« Teufel auftritt und immer wieder betrogen, ja sogar misshandelt wird. Diese Sagen vom »betrogenen Teufel« stehen allerdings oft in schon sehr bedenklicher Nähe zum Schwank und damit zum Märchen.
Dass Menschen auf den Gedanken kommen könnten, sich mit dem Satan – als dem mächtigen Fürsten des Bösen – zu verbünden, um so selbst über außernatürliche Mächte und Kräfte zu verfügen, kann man leicht begreifen. Freilich, der Preis war hoch, und die Kirche ließ keinerlei Zweifel darüber, dass solche Teufelsbündner sich die Seele und damit die ewige Seligkeit vertan haben. In diesen Bereich fallen die Sagenmotive des Freischützen, der Hexen und Zauber- oder Hexenmeister.
Während die Hexen des Märchens einfach böse, alte Weiber sind, die sogar Kinder fressen, sonst aber außerhalb alles Religiösen und Übernatürlichen stehen, sind die Hexen der Sage Frauen, die sich dem Teufel »ergeben« haben und mit seiner Macht Dinge vollbringen können, die einem gewöhnlichen Menschen nicht möglich wären. So etwa können diese Hexen durch »Zauberei« – das heißt durch teuflische Macht – gewaltige Unwetter hervorrufen, die gezielt da oder dort Schäden anrichten sollen, sie können Wein aus fremden Fässern herbeizaubern, etwa indem sie einen beliebigen Baum oder gar einen Pfosten des Stubenofens anbohren, sie können Butterknollen aus fremden Kübeln zu sich herbeirufen, und in bestimmten Nächten – meist in der Donnerstagnacht (von Donnerstag auf Freitag) – fahren sie mit Hilfe eines Besens oder dergleichen durch den Rauchfang hinauf und durch die Lüfte hin zu einem der vielen Hexenversammlungsplätze, wo dann gegessen und getrunken und getanzt und gelegentlich wohl auch mit dem Teufel höchstselbst gebuhlt wird.
Nicht selten wird bei derlei Hexengelagen die Kuh irgendeines missliebigen Bauern »geschlachtet«, gebraten, verzehrt und sodann wieder zusammengesetzt und zum Leben erweckt, was der Kuh freilich einen bleibenden Schaden oder gar ein frühes Verenden bringt – und dasselbe geschieht häufig auch mit einer der anwesenden jungen Hexen. Wenn dann das »Mahl« zu Ende ist, werden die abgenagten Knochen zusammengesucht und das Hexlein wieder zusammengestellt und zu neuem Leben gebracht. Wehe aber, wenn eines der Knöchelchen nicht mehr gefunden würde – dann müssen die Hexen ein entsprechendes Stück aus Holz schnitzen, meist eine Rippe, und setzen es der Hexe ein. Dies aber muss Geheimnis der Hexenversammlung bleiben; denn wenn es verraten würde, dass die Hexe eine hölzerne Rippe hat, so müsste diese augenblicklich umfallen und wäre eine Leiche. Dies ist das Motiv der »Haselhexe«: wenn ein zufällig Anwesender Kenntnis von diesem Geheimnis erlangt und es dann später verrät, sinkt die Hexe gleich tot nieder.
Aber nicht nur die Eigenheit, eine hölzerne Rippe zu haben, musste streng geheim gehalten werden, sondern auch überhaupt die Tatsache, eine Hexe zu sein. Nach außen hin waren darum diese jungen oder alten Hexen ganz gewöhnliche Frauen oder Mädchen, gingen auch in die Kirche und empfingen sogar die Sakramente – wenn auch, selbstverständlich, ganz unwürdig. Nur an bestimmten geheimen Malen am Körper und vor allem durch die Folgen der angestellten Hexereien konnte eine Hexe als Hexe entlarvt und überführt werden. Auf Hexerei stand, gemäß kirchlicher und weltlicher ordnung, der Tod auf dem Scheiterhaufen. Auch kam es vor, dass sich eine Hexe nach ihrem Tod im Totensarg in Tiere oder Steine verwandelte und auch sonst merkwürdige Dinge geschahen – was weiter nicht überrascht, da ja nun der Teufel endlich die ihm längst schon Gehörende geholt hat.
Die Vorteile, eine Hexe zu sein, waren verhältnismäßig gering – der eine und andere mühelose Diebstahl von Esswaren wie von Wein, Eiern, Fleisch, Butter, sodann die Ausübung von etwas schwarzer Magie; weiße Magie dagegen, wie etwa Liebeszauber, wird nur selten erwähnt. Dies weist darauf hin, dass man sich diese Hexenweiber als arme und dazu neidische und gehässig-rachsüchtige Frauenzimmer vorstellte, die sich aber früher oder später fast immer selbst verrieten und ihre schändliche Teufelsbuhlschaft auf dem Scheiterhaufen büßten.
Dass sich eine Hexe etwa bekehrt hätte, davon weiß die Sage nichts – ganz im Unterschied zu ihren männlichen Gegenstücken, den Zauber- oder Hexenmeistern, von denen sich fast alle zu bekehren und dem Teufel zu entsagen suchten, wenn auch nicht immer mit Erfolg.
Während es sehr zahlreiche Hexen gab, junge und alte, die umso gefährlicher und böser waren, je älter sie wurden, so gab es nur wenige Hexenmeister, und im Gegensatz zu den Hexenweibern stand das Volk diesen weit eher mit einiger Sympathie gegenüber. Sie sprühten allerdings nicht so von Hass und Bosheit, wie man dies von den Hexen annahm, ja sie waren nicht selten großzügig und hatten wohl auch Humor. Dass sie schließlich der weltlichen obrigkeit meist die längste Zeit zu entkommen vermochten und diese so zu ohnmächtigem Zuschauen verdammten, das brachte ihnen beim einfachen Volk nur noch mehr Sympathien ein. Doch endlich schlug auch ihre Stunde, sie wurden in einen Kupferkessel gesetzt – denn das Kupfer nahm Hexen und Hexenmeistern die Zauberkraft –, auf den Richtplatz geführt und dort auf einem Scheiterhaufen zu Asche verbrannt.
Der Freischützsage – der Geschichte des Jägers, der mit verzauberter Kugel immer traf – eng verwandt ist das Sagenmotiv von der eingeheilten Hostie, die zu übermenschlichen Kräften im Raufen verhalf und den betreffenden Robler mithin unbesiegbar machte. Freilich konnten dann solche Hostienschänder nach ihrem Tode nicht verwesen und also nicht in die ewige Ruhe eingehen. Auf dem Friedhof von Mareit bei Sterzing etwa liegt ein solcher, der nicht verwesen kann.
Merkwürdig häufig sind die Sagen von den Wilden Männern und den entsprechenden Wilden Frauen oder Saligen Fräulein. Sie lebten in den tiefen Wäldern, in Höhlen und in Felsschluchten und kamen nicht selten herab zu den Menschen. Wenn man diesen Wilden nichts tat, konnten sie recht zahm und harmlos sein – wehe aber, wenn man sie neckte oder gar zum Narren hielt. Freilich, Verstand war nicht ihre Stärke, vor allem bei den Wilden Männern nicht, und so konnte mancher ihnen in die Quere Geratene sich wieder aus ihrer Gewalt befreien.
Merkwürdig auch der Sagenzug von dem Aasgeschenk des Wilden Jägers. Diese Wilden Männer gingen gern auf die Jagd, doch jagten sie seltsamerweise besonders gern gerade die saligen Fräulein. Wenn es diesen nicht gelang, rechtzeitig in Höhlen oder auch bei Menschen Sicherheit zu finden, so wurden sie wohl vom Wilden Mann erreicht und zerrissen. Sein Freudengeschrei hallte dann laut weithin durch die Wälder. Wenn nun jemand in übermütiger Weise den Wilden Jägern antwortete, sie verspottete und vielleicht gar rief »Mir auch einen Teil (von deiner Beute)!«, so konnte es wohl sein, dass der Wilde Mann zu nächtlicher Zeit herbeikam und ein Stück von einem solchen erlegten Wilden Fräulein an die Haustür des Rufers nagelte und sich wieder entfernte. Am nächsten Morgen fand man dann die Leichenteile an der Tür und versuchte sie zu entfernen, doch dies gelang nicht, und man musste dann in der nächsten Nacht dem Wilden Mann wieder zurufen und sagen: »Hol mein’ Toal aa!« [meinen Teil – der da immer noch an der Haustüre hängt – auch]. Richtig kam daraufhin der Wilde Mann und trug sein merkwürdiges »Aasgeschenk« wieder fort.
Um den Wilden Fräulein Zufluchtsplätze vor dem Wilden Mann zu verschaffen, hackten die Leute beim Fällen eines Waldbaumes sofort drei Kreuze in den frischen Stock – und auf solchen mit drei Kreuzen ausgezeichneten Baumstrünken konnten sich die Saligen dann in Sicherheit bringen und der ihnen nachjagende Wilde Mann konnte ihnen nichts mehr anhaben.
Das Sagenmotiv von solchen menschenähnlichen Waldbewohnern, die aber keine Menschen waren, stammt aus der altgriechischen Sagenwelt und war besonders im mittelalterlichen Roman ein beliebtes Thema. Von dort gelangten diese »jenseitigen« Waldmenschen – in der griechischen Sage waren es Halbgötter – als »gesunkenes Kulturgut« in unsere Berge und hielten sich hier bis ins 19. Jahrhundert. Besonders der obere Vinschgau war reich an Wilde-Mann- und Saligen-Sagen.
Ähnlich wie im klassischen Altertum, wo es zwischen solchen Halbgöttern und Menschen zu Liebesbeziehungen kam, so kannte auch die Südtiroler Sagenwelt die sogenannte Mahrtenehe, in der also eine solche Salige das Eheangebot eines Menschen annahm und mit ihm auf seinen Hof zog und auch Kinder hatte. Doch musste es ein Geheimnis bleiben, dass es sich um eine Salige handelte – wenn dies verraten wurde, so musste die Salige aufbrechen und wieder zu den Ihren in die Wälder zurückkehren. Nur hie und da kam sie zurück, um die Kinder zu pflegen – vom Bauern aber ließ sie sich nicht mehr sehen.
Häufig kam es auch vor, dass eine Salige bei einem Bauern in den Dienst trat. Aber ihr Name musste ein Geheimnis bleiben – wurde dieser dann aber doch durch irgendeinen Zufall bekannt, so musste die Magd den Hof verlassen und zurück in den Wald kehren. Dies aber war für den Hof ein Unheil; denn wo eine Salige diente, blühte das Hauswesen auf und lag offenbar Segen auf allem, was man tat. Nicht selten wussten diese Saligen auch das Wetter voraus und konnten darum dem Bauern wertvolle Ratschläge geben. Auch kam es vor, dass eine Salige, die vom Hof schied – länger als höchstens sieben Jahre durfte keine bei einem Bauern in Dienst bleiben –, beim Abschied zum Dank für gute Behandlung einen endlosen Wollknäuel zurückließ oder auch einen endlosen Brotlaib. Aber auch hier gab es ein »Tabu«: man durfte nie nach dem Ende des Brotes oder des Fadens fragen.
Fast klingt es unwahrscheinlich zu hören, dass diese gütigen und milden saligen Fräulein – andernorts hießen sie Salga, auch Wald- oder Holzweibel – auch böse werden konnten. Doch wenn sie nicht gut behandelt wurden, da konnte es wohl vorkommen, dass sie einem besonders üblen Bauern Krankheit und sogar Siechtum anwünschten.
Auch war ihre Güte rasch zu Ende, wenn sich jemand an ihren Lieblingen, nämlich den Wildtieren des Waldes vergriff. Denn sie waren die Beschützerinnen der Rehe und der Hirsche und der Gämsen, und darum den Jägern feind. Unter allen Blumen war ihnen die liebste das Edelweiß.
Die Volkssage verwechselt häufig die Wilden Männer mit den Riesen und bezeichnet diese markigen Waldbewohner einmal mit dem einen, dann mit dem anderen Namen. Eigentliche Riesensagen – auch aus der Romanwelt des Mittelalters stammend – sind in Südtirol nur wenige nachzuweisen.
Das Gegenstück zu den Wilden Männern sind die Norggen und Nörggelen – wobei man sich die Norggen etwas größer und durchwegs tückisch und boshaft, die Nörggelen aber eher hilfsbereit und oft sehr fröhlich vorstellte. Auch sie werden von der Sagenforschung zu den Wildgeistern gezählt, zu den »Jenseitigen« also, die mit dem Menschen nichts als nur seine Gestalt gemein haben. Wie die Wilden Männer sind auch die Norggen und Nörggelen keine Christen, sondern Heiden oder überhaupt ohne Glauben. Und ebenso sind sie auch tückisch und rachsüchtig, wenn man sie neckt oder schlecht behandelt; sie können aber auch hilfsbereit und gut sein. Häufig werden sie mit den Kobolden der Geistersage verwechselt.
Merkwürdig ist das Ausgelohntmotiv. Wenn ein solches Hausnörggele noch so arbeitsam und fleißig ist – es darf niemals dafür belohnt werden. Sonst muss es fortgehen, wenn ihm dies auch manchmal so schwer fällt, dass es zu weinen beginnt. Schon mancher dankbare Bauer, der seinem Hauszwerglein – andernorts Heinzelmännchen genannt – für seine Dienste ein neues Röcklein oder Höslein machen ließ, verlor es durch diesen Beweis der Dankbarkeit. Dass sich gar manches dieser Nörggelen als Hirte, Müller und Wetterprophet bewährt hat, davon weiß mehr als eine unserer Sagen zu berichten. Dass sie meeralt sind, das belieben sie bei passender Gelegenheit gern zu betonen, indem sie darauf hinweisen, sie wüssten diesen und jenen Berg noch so klein wie einen Nusskern und diese Gegend hier bereits »neunmal Wiese und neunmal Wald«.
Dasselbe tut auch die Willeweis, ein steinaltes Weiblein oder auch Männlein, das sich gern in der Küche von Bauernhäusern aufhält und sich dort wohl auch die halb erfrorenen Hände am Herdfeuer wärmt. Meist reden sie dabei keine Silbe, lachen auch selten oder nie – und wenn man sie vertreiben will, so ist es das Beste, man stellt eine Reihe von leeren Eierschalen auf den Herd. Denn das – so beginnen sie dann mit gurrender Stimme zu sagen –, das hätten sie, trotz ihres ungeheuren Alters, noch nie erlebt, dass so viele »Hafelen« auf einem einzigen Herd zu sehen wären; sie beginnen dann zu lachen und verlassen das Haus für immer.
Mancher Norgg freilich ließ sich nicht auf so einfache Weise aus dem Haus bringen – und so musste man einen gar einmal in einer Mausefalle fangen und ihm dann in dieser misslichen Lage das Versprechen abpressen, nie wieder zu erscheinen und die Bäuerin, so wie er es bislang mit teuflischer Freude getan hatte, durch sein plötzliches Auftauchen zu erschrecken.
Im ladinischen Sagenraum ist der Orco eine beherrschende Gestalt. Er hat nichts Liebenswürdiges an sich, sondern ist tückisch und böse und verträgt weder Neckerei noch Spott. Auffallend ist seine Fähigkeit, in den verschiedensten Gestalten zu erscheinen – einmal als schnell größer werdende Kugel, dann als riesenhaftes Pferd, das auch durch die Luft fliegen kann, dann wieder als schwarzer Riesenvogel oder als Männlein, das die Früchte auf den Feldern bewacht und den Dieben seine scharf geschliffene kleine Sichel in die Beine schlägt usw.
In der Deutschgegend wird dieser tückische orco – dort Orgg geheißen – gar für den Teufel angesehen. Dieser orgg dort macht sich gern den Spaß, sich nächtlichen Wanderern als harmloses Tier anzubiedern und sie zum Aufsitzen zu bewegen. Tun sie das, so geht die Fahrt plötzlich über Stock und Stein dahin, und der unvorsichtige Wanderer wacht erst am nächsten Morgen weit weg von seinem Heimatort wieder auf.
Zum Abschluss dieses Abschnitts über die »Jenseitigen« noch ein Wort zum Sagenmotiv Wechselbalg. Die Norggen und Nörggelen sind brennend darauf aus, ihre eigenen, missgestalteten und hutzligen [mit vielen Falten im Gesicht verunstalteten] Kinder loszuwerden und dafür ein neugeborenes Menschenkind zu bekommen. Während sie dieses aus der Wiege stehlen, legen sie flugs ihr eigenes Kind hinein und verschwinden. Diese Wechselbälge erreichen dann nicht die Größe von Menschenkindern, sondern bleiben klein und verkrüppelt, haben oft ein altes und runzeliges Gesicht und sind nicht selten auch krumm und lahm.
So versuchte man sich einst zu erklären, warum manche Kinder Missgeburten waren, spastisch verkrüppelt, schwachsinnig oder gar mongoloid. Es war dies eben ein von den Norggen untergeschobener Wechselbalg.
Aber nicht nur Neugeborene waren von Dämonen bedroht, sondern auch Wöchnerinnen. Diese begaben sich daher, sobald es die Umstände zuließen, zur Kirche zum Aufsegnen. Aber sie durften auf dem Weg dorthin nicht allein gelassen werden, denn sonst konnten sie von den »Jenseitigen« verschleppt werden. Mehr als eine unserer Sagen weiß davon zu berichten, wie eine noch »unaufgesegnete« Wöchnerin verschwunden ist und, wenn überhaupt, erst auf seltsamen Umwegen wieder zurückgeholt werden konnte.
Häufig geht die Erzählung von Venediger Männlein. Diese Venediger, auch Walchen oder Walen genannt, waren zumeist recht schweigsame, unauffällig oder gar bettlerhaft gekleidete fremde Männlein oder Männer, die in unsere Berge kamen und dort nach Edelmetallen und Edelsteinen suchten. Fast immer war ihr Suchen nicht umsonst, zumal sie auch über geheimnisvolle »Bergspiegel« verfügten, mit deren Hilfe man »geblendetes« Gold erkennen konnte, und so schleppten diese Venediger Männlein Säcke voller Goldsand in ihre Heimatstadt Venedig und wurden dadurch reich.
Kam dann zufällig einmal ein Bauer, der so ein welsches Männlein gutmütig im Stall hatte übernachten lassen, hinab nach Venedig, so konnte es leicht geschehen, dass sich dieses so ärmlich gekleidet gewesene Venediger Männlein als der Besitzer eines herrlichen Palastes herausstellte und den Bauern zum Dank für seine damalige Gutherzigkeit mit einem Bergspiegel beschenkte oder ihm verriet, wo er auf seinem eigenen Grund Goldsand finden könne. Doch war damit stets das Versprechen verbunden, niemandem etwas zu verraten – und dieses Versprechen wurde dann bestimmt früher oder später gebrochen und der Bauer damit um Goldquelle und Reichtum gebracht. Nur wer schweigen konnte und zudem nur bescheiden von dem Gold holte, dem blieben die Venediger hold.
Eng mit dem Sagenmotiv der Venediger Männlein hängen die verschiedenen Bergwerkssagen zusammen. Diese Sagen berichten freilich zumeist vom Untergang eines Bergwerkes, zurückzuführen auf die Hartherzigkeit und Gottlosigkeit der reich gewordenen Bergknappen, die nun in ihrer Überheblichkeit keine Kirche mehr besuchten und statt dessen die Sonn- und Feiertage lieber mit Völlerei und Kegeln verbrachten. Dass ihre Kegelspiele – die Kegel sowohl als auch die Kugeln – aus purem Gold waren, versteht sich bei ihrem Reichtum; viele von diesen goldenen Kegelspielen, die beim Untergang der verschiedenen Bergwerke mitverschüttet wurden, wären noch zu heben. Hie und da »blüht« wohl ein solcher Schatz, das heißt kommen Kugel und Kegel an die oberfläche und werden sichtbar – aber durch Habgier und Eigensucht oder auch Tollpatschigkeit wird die Gelegenheit vertan und »versinkt« das Kegelspiel wieder auf lange Zeit. Dass auch in der oder jener Schlossruine ein goldenes Kegelspiel – mit dem sich die alten Rittersleute einst vergnügt haben – vergraben liegt und zu heben [gewinnen] wäre, soll nicht unerwähnt bleiben.
Überaus zahlreich sind die Schatzsagen. oft schon hat jemand einen solchen großen Schatz gefunden und ist ein reicher Mann geworden – viel häufiger jedoch haben die Glücklichen, die einen Schatz hätten gewinnen können, kläglich versagt und blieben mausarm. Denn diese Schätze »blühen« erstens nur zu bestimmten Zeiten – manche gar nur alle hundert Jahre –, und zum Zweiten sind sie fast immer von Untieren bewacht. Diese schatzhütenden Hunde, Schlangen, Vögel oder gar Drachen gilt es zu überwinden – sei es, indem man sie niederschlägt, sei es auch, dass man sich von ihnen umarmen und küssen lässt. oft verrät eine verzauberte Jungfrau [Mädchen], die bei einem Schatz umgehen muss, wie man es anstellen müsste, den Schatz gewinnen zu können, doch von den gewöhnlich drei Mutproben gelingt die letzte nicht mehr, und so weint die Jungfrau laut auf und versinkt samt dem Schatz in der Dunkelheit.
Eine gewissermaßen hinterhältige Art, sich befreien zu lassen, wählen diese Schatzjungfrauen manchmal, indem sie einen Knaben oder auch Mann, der zum Schatz kommt, auffordern, irgendetwas von dem, was er da sieht, auszuwählen und mitzunehmen. Und es sind immer recht wertvolle Dinge, die da herumstehen: goldene Kugeln, goldene Peitschen, goldene Teller – aber wenn dann der Knabe die goldene Peitsche wählt oder der Mann die goldene Kette, dann schreien diese Jungfrauen oder Mädchen laut auf, beginnen zu weinen und sprechen: »Ach, hättest du mich als das Beste hier erwählt, so wäre ich erlöst – da du aber das Gold vorgezogen hast, so muss ich weiter büßen« – und alles versinkt wieder, und die goldene Kugel oder Peitsche ist auch vertan und verloren. Jeder spätere Versuch, den Eingang zu der Schatzhöhle wiederzufinden, ist sinnlos; denn erst dann, wenn der Schatz wieder »blüht«, kann er entdeckt werden.
Oft berichtet die Sage, dass jemand Gegenstände fand, die ganz wertlos waren, sich aber später in Gold oder zumindest Silber verwandelten: Laub oder Gras, Glasscherben, Federn, Schweinszähne, Zibeben und dergleichen mehr. Erst daheim – also viel zu spät – stellt sich dann der wahre Wert heraus, und wenn man dann zurückeilt, um mehr von solchen Blättern oder Zibeben zu holen, so ist keine Spur mehr davon zu finden. Die Sagenforschung spricht hier von »Geschenken des kleinen Volkes« oder auch von »elbischen Geschenken« und kennt auch den umgekehrten Fall, dass nämlich jemand von den »Jenseitigen« mit Gold oder Geld beschenkt wurde, das sich dann aber später in armseliges Laubwerk oder wertlose Kohlen oder gar in Staub verwandelte.
Um solche scheinbar wertlose, in Wirklichkeit aber sehr wertvolle Zibeben, Schweinszähne, Haselnüsse und Federn zu gewinnen, müsste man sogleich etwas Geweihtes daraufwerfen, einen Rosenkranz etwa. Denn so könnte man den Schatz »bannen«, das heißt festhalten und gewinnen.
Nicht selten ist auch das Motiv vom »vergessenen Kind in der Schatzhöhle«, wo jemand in eine Schatzhöhle eindringt und sein kleines Kind auf den Schatz setzt und diesen damit wirklich »bannt« und mitnehmen kann. Aber vor lauter Habgier vergisst die Mutter oder wer das Kind mitgebracht hat darauf, das Kind wieder mitzunehmen und findet dann den Eingang zur Höhle nicht mehr. In solchen Fällen wird zumeist der Rat erteilt, genau in einem Jahr wiederzukommen, dann wird man wieder die Öffnung der Schatzhöhle finden und kann das Kind, das immer noch in der Schatzhöhle sitzt und wohlbehalten ist, aufheben und damit davoneilen.
Träume spielen in Zusammenhang mit Schätzen auch eine Rolle. Entweder indem einem träumt, er solle da oder dorthin gehen, er werde dann den Eingang zu einer Schatzhöhle finden und von einer schatzhütenden Jungfrau weiter unterrichtet werden, was er zu tun habe, um an den Schatz zu kommen – oder auch dass einem im Traum verraten wird, er solle sich an einen weit entfernten ort, meist eine bestimmte Brücke, begeben, dort würde ihm mitgeteilt, wo er einen Schatz finden werde. Gewöhnlich erfährt man dabei durch Zufall, dass im eigenen Haus, etwa unter dem gemauerten Herd oder unter einer Stiege, ein Schatz verborgen sei, und dieser wird dann auch wirklich gefunden. Dieses letztere Motiv – »Der Traum von dem auf der Brücke geoffenbarten Schatzgeheimnis« – ist ein uraltes orientalisches Sagenmotiv und kam über »1001 Nacht« und die mittelalterliche Romanliteratur zu uns.
Die vielen Burgen und Schlösser und Ruinen in diesem Lande haben die Phantasie des Volkes mächtig angeregt, und so ist es nicht verwunderlich, dass es zahlreiche Schlossgeschichten