Sündige Hingabe - Shadows of Love - Tina Scandi - E-Book

Sündige Hingabe - Shadows of Love E-Book

Tina Scandi

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Beschreibung

Fiona, angehende Ärztin, wird auf dem Nachhauseweg in einen Unfall verwickelt, bleibt aber zum Glück unverletzt. Der Unfallverursacher, Simon, entschuldigt sich wortreich und will sie als Entschädigung zum Essen einladen. Obwohl Fiona Simon zunächst mit Vorwürfen überschüttet, stellt sie fest, dass sie den Mann eigentlich ganz sympathisch findet und willigt ein. Tatsächlich verbringen sie einen schönen Abend und es knistert gewaltig zwischen ihnen. Schließlich wirft Fiona alle Bedenken über Bord und lässt sich auf eine heiße Nacht mit Simon ein. Als sie am nächsten Morgen erwacht, ist er verschwunden. Fiona bleibt verletzt zurück, versucht jedoch, die Sache zu vergessen. Wenige Tage später tritt sie ihren neuen Job an - und ist sprachlos, als sie plötzlich vor ihrem One-Night-Stand steht, der ihr als Dr. Simon Brandner, der Oberarzt der Station, vorgestellt wird. Er versucht sich ihr zu nähern, aber kann sie ihm noch vertrauen?


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Seitenzahl: 131

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Inhalt

Cover

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Sündige Hingabe

In der nächsten Folge

„Shadows of Love“ sind in sich abgeschlossene erotische Liebesgeschichten von unterschiedlichen Autoren. Die Folgen erscheinen monatlich als Romanheft und eBook.

Über diese Folge

Fiona, angehende Ärztin, wird auf dem Nachhauseweg in einen Unfall verwickelt, bleibt aber zum Glück unverletzt. Der Unfallverursacher, Simon, entschuldigt sich wortreich und will sie als Entschädigung zum Essen einladen. Obwohl Fiona Simon zunächst mit Vorwürfen überschüttet, stellt sie fest, dass sie den Mann eigentlich ganz sympathisch findet und willigt ein. Tatsächlich verbringen sie einen schönen Abend und es knistert gewaltig zwischen ihnen. Schließlich wirft Fiona alle Bedenken über Bord und lässt sich auf eine heiße Nacht mit Simon ein. Als sie am nächsten Morgen erwacht, ist er verschwunden. Fiona bleibt verletzt zurück, versucht jedoch, die Sache zu vergessen. Wenige Tage später tritt sie ihren neuen Job an – und ist sprachlos, als sie plötzlich vor ihrem One-Night-Stand steht, der ihr als Dr. Simon Brandner, der Oberarzt der Station, vorgestellt wird. Er versucht sich ihr zu nähern, aber kann sie ihm noch vertrauen?

Über die Autorin

Tina Scandi arbeitet seit ihrem Jura-Studium als Werbetexterin und freie Autorin. Sie hat bereits diverse Titel aus den Genres Romance, Erotik und Krimi in Form von Romanheften, Taschenbüchern und Kurzgeschichten veröffentlicht. Inspiration für ihre Geschichten findet die gebürtige Kölnerin auf ihren vielen Reisen. Diese führten sie bereits durch europäische Länder, China und Tibet und sogar bis in die Arktis nach Spitzbergen, ihre Lieblingsstadt ist Paris.

Tina Scandi lebt zusammen mit ihrem Mann abwechselnd im Süden Korsikas und im beschaulichen Tirol.

Tina Scandi

Sündige Hingabe

beHEARTBEAT

Digitale Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment.

Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titelgestaltung: Jeannine Schmelzer unter Verwendung der folgenden Motive: © MilanMarkovic78/shutterstock; © smash338/shutterstock

eBook-Erstellung: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5412-6

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Das locker um meine Hüften geschlungene Badetuch gleitet an mir herab und landet lautlos auf den Fliesen. Ich schiebe es mit dem Fuß zur Seite und fahre mit der eingehenden Prüfung meines nackten Körpers fort. Am linken Oberarm schimmert eine bläuliche Prellung, die aber innerhalb weniger Tage verheilen wird. Auf dem Handrücken befindet sich eine breite Schramme, aber sie ist nicht sehr tief und braucht höchstens ein größeres Pflaster oder einen schützenden Verband.

Für die Begutachtung meiner Rückseite drehe ich mich um und nehme einen Handspiegel zu Hilfe. Auch an der linken Schulter prangt ein Hämatom. Ansonsten kann ich keine weiteren Verletzungen entdecken. Probehalber ziehe ich die Schultern rauf und runter, wedele mit den Armen und strecke abwechselnd beide Beine von mir. Schließlich lasse ich die Hüften kreisen. Auch dieser Test fällt zu meiner Zufriedenheit aus.

Kein Ziehen, kein dumpfes Pochen, keine wie auch immer gearteten Schmerzen. Weder Sehnen noch Bänder sind gezerrt oder gerissen. Und das gesamte Knochengerüst scheint einwandfrei zu funktionieren. Mein Schutzengel war vielleicht für ein paar Sekunden abgelenkt, konnte aber im letzten Moment noch rettend eingreifen.

Mein Gesicht ist zum Glück ebenfalls von Blessuren verschont geblieben. Nirgendwo die kleinste Platzwunde oder Schramme. Ich fahre mit den Fingerspitzen über Stirn und Wange und bin erleichtert, dass dieser heftige Sturz so glimpflich abgelaufen ist. Nur mein Fahrrad hat es ziemlich getroffen. Und ich spüre immer noch den Schrecken, den ich bei diesem Zusammenprall empfunden habe.

In meiner Erinnerung lasse ich den Unfall noch einmal in Gedanken vorüberziehen: Ich sehe mich, wie ich heftig in die Pedale trete. Es beginnt zu regnen.

Die Wetterfrösche hatten einen Kälteeinbruch mit Sturmböen und Niederschlägen angekündigt. Ich bog gerade in die Schubertstraße ein, als der Wagen heranschoss und mir die Vorfahrt nahm. Ein harter Stoß gegen das Hinterrad – und ich verlor die Balance. Das Kreischen der Bremsen höre ich immer noch.

Durch den heftigen Zusammenprall kippte ich zur Seite. Noch im Fallen dachte ich an die Eier in meinem Einkaufskorb, die dieses Unglück kaum überstehen würden. Wie lange ich auf dem kalten Pflaster lag, weiß ich nicht mehr.

Nach einer Weile klappte eine Wagentür, dann hörte ich einen Ausruf, der eher nach einem Fluch klang. Ich versuchte mich hochzurappeln. Endlich nahm jemand das Rad weg, unter dem ich lag.

Benommen starrte ich ein besorgtes Männergesicht. Der Wind blies mir die Kapuze vom Kopf. Ich wollte etwas sagen, aber mir fielen die passenden Worte nicht ein. Während ich noch versuchte, mir das Geschehen klarzumachen, öffnete der Himmel seine Schleusen, um die ganze schwere Last auf einmal loszuwerden. Binnen kürzester Zeit war ich komplett durchnässt. Der Mann reichte mir beide Hände und zog mich hoch. „Haben Sie sich wehgetan?“

Erst allmählich ebbte der Schock bei mir ab. Dafür befiel mich unbändige Wut, die sich noch verstärkte, als ich das Fahrzeug sah, das mich erwischt hatte. „Ich hatte Vorfahrt“, krächzte ich.

„Sie haben recht, es ist allein meine Schuld. Das wollte ich nicht. Tut mir entsetzlich leid. Können Sie gehen? Ich fahre Sie sofort ins Krankenhaus. Man wird Sie dort untersuchen …“

Ich giftete ihn an, seine Hände von mir zu nehmen. „Ich bin okay.“ Zornig wies ich auf das Rad. „Aber das da ist kaputt.“

„Hauptsache ist doch, dass Sie unverletzt sind.“ Er sprach laut, um das einsetzende Wettergetöse zu übertönen. „Das Rad kann man wieder reparieren“, rief er und inspizierte es flüchtig. „Damit können Sie aber nicht weiterfahren.“

Das Geräusch des prasselnden Regens verstärkte sich so sehr, dass wir uns nur noch fortissimo verständigen konnten. Das Haar hing mir in Strähnen herunter, Wasser lief in kleinen Sturzbächen über mein Gesicht. In diesem Zustand musste ich einer nassen Katze ziemlich ähnlich sehen.

„Steigen Sie schon ein“, brüllte er. „Ich fahre Sie, wohin Sie wollen.“

Sofort kam ich seiner Aufforderung nach, froh darüber, endlich im Trockenen zu sitzen. Beim Öffnen der Tür sah ich, dass er mich mit einer dieser protzigen Geländelimousinen umgefahren hatte. Die Vorstellung, was bei einem solchen Aufprall noch alles hätte passieren können, ließ mich schaudern. Erleichtert darüber, dass meine Knochen heil geblieben waren, plumpste ich auf den Sitz. Mein durchnässtes Zeug würde Wasserflecken auf den edlen Lederbezügen hinterlassen, was mir eine gewisse Genugtuung bereitete. So hatte nicht nur ich den Schaden.

Er verstaute das Rad im Kofferraum und schwang sich dann heftig atmend hinters Steuer. „Geschafft“, stieß er hervor. Die ganze Zeit war kein einziges Fahrzeug in dieser ruhigen Straße aufgetaucht.

„Ich bin von Herzen froh, dass Ihr Sturz so glimpflich verlaufen ist, ganz ehrlich.“

Ich wollte widersprechen, ihn erneut auf den Zustand meines Rades hinweisen und ihm schon mal vorsorglich einen Prozess androhen. Schließlich konnte ich nicht wissen, ob Folgeschäden auftraten, und wenn ja, welche.

Ich spürte, dass er mich von der Seite betrachtete. Wahrscheinlich erriet er meine Gedanken.

„Bitte lassen Sie mich etwas sagen, bevor Sie mich verdammen“, bat er inständig. „Ich bekenne mich schuldig. Fatalerweise habe ich Sie zu spät gesehen.“ Er hielt kurz inne. „Ich habe telefoniert. Ich gestehe es. Leider nicht über die Freisprechanlange, sondern mit dem Handy am Ohr. Und zu allem Überfluss gab es noch diesen plötzlichen Weltuntergang, alles ein bisschen viel auf …“

„Sie waren zu schnell“, fuhr ich dazwischen. „Und Sie haben die Vorfahrt nicht beachtet.“ Ich musste das noch mal betonen.

„Mea culpa!“, sagte er und legte sich die rechte Hand auf die Brust. „Mea maxima culpa. Mir bleibt nur, Sie voller Reue um Verzeihung zu bitten. Hören Sie, ich möchte mich im Guten mit Ihnen einigen. Bitte, vertrauen Sie mir.“

Er warf mir einen schnellen Seitenblick zu. „Oder wollen Sie, dass wir die Polizei rufen? Ich bin dazu bereit.“ Er griff schon nach seinem Telefon.

„Nein“, erwiderte ich unwirsch. Will er mich mit seinem Gerede beeindrucken? „Ich denke, das können wir unter uns klären.“

Er ist mir einiges schuldig. Fährt mich über den Haufen und beschädigt mein Rad. Ich kann mir nicht einfach ein neues kaufen. Noch habe ich meinen Job nicht angetreten. Noch leben wir von Omis Rente und einigen Ersparnissen. Zum Glück müssen wir keine Miete zahlen. Das Haus im Westen von München, genauer gesagt in Germering, gehörte ihr, ist aber schon auf mich überschrieben worden. Es bräuchte dringend ein paar Renovierungen. Aber die können wir uns erst leisten, wenn ich mit meiner festen Anstellung ein regelmäßiges Gehalt bekomme. Dann nämlich kann ich bei der Bank einen Kredit beantragen oder eine kleine Hypothek aufnehmen.

Er gab sich nicht die geringste Mühe, seine Erleichterung zu kaschieren. „Ich danke Ihnen. Selbstverständlich komme ich für den Schaden auf. Darauf haben Sie mein Wort. Dennoch sollte ich Sie jetzt besser ins Krankenhaus bringen, nur zur Sicherheit.“

Ich wandte den Kopf, und sein eindringlicher Blick hielt mich fest. Ich konnte nicht erkennen, welche Farbe seine Augen hatten.

„Nein“, sagte ich, jede Silbe betonend. „Das ist nicht nötig, ich bin okay.“

„Aber wenn doch noch irgendwas …“

„Hören Sie auf, mir auf die Nerven zu gehen. Bringen Sie mich einfach nur nach Hause“, verlangte ich in einem Ton, der hoffentlich keinen Widerspruch zuließ.

„Hören Sie, ich möchte ihnen erklären warum … dummerweise habe ich jetzt einen wichtigen Termin. Deswegen war ich wohl auch etwas zu schnell unterwegs. Wir sollten uns treffen und alles besprechen, am besten bei einem guten Essen in den nächsten Tagen. Was halten Sie davon?“

„Ich möchte die Angelegenheit so schnell wie möglich klären, noch heute.“

„Einverstanden.“ Er startete den Wagen. „Sagen Sie mir, wohin ich fahren muss.“

Ich wies ihn an, die nächste Straße rechts abzubiegen. Innerhalb von zehn Minuten erreichten wir mein Ziel. Allmählich verringerte sich die Ausschüttung meiner Stresshormone. Auch wenn ich nur leicht verletzt war, so saß mir der Schrecken immer noch in den Gliedern.

„Hier wohne ich“, sagte ich und deutete auf die Umrisse des Hauses hinter den Obstbäumen. „Pinienweg acht.“

„Gut.“ Er schaute auf die Uhr. „Es ist jetzt kurz nach vier. Heute Abend um halb acht? Würde Ihnen das passen?“

Ich war einverstanden. Ich nannte ihm noch meine Telefonnummer, die er gleich in sein Smartphone eingab. Meines hatte ich dummerweise wieder mal zu Hause vergessen. Dann stieg er aus, öffnete mir die Tür und wollte mich sogar noch bis zum Gartentor bringen, doch ich wies ihn zurück.

„Danke, es geht schon.“

„Dann also bis heute Abend. Ich hole Sie hier wieder ab. Soll ich vorher noch mal anrufen? Nur für den Fall, dass es Ihnen doch nicht so gut geht?“

„Nicht nötig.“ Seine Fürsorge begann mich zu nerven. „Und mein Rad?“ Ich deutete auf den Kofferraum.

„Lassen Sie mich das regeln. Sie bekommen es in kürzester Zeit repariert zurück. Versprochen. Und danke, dass Sie darauf verzichtet haben, die Polizei zu rufen.“

♡♡♡

Erst als ich auf meiner Miene im Spiegelbild eine gewisse Versonnenheit wahrnehme, rufe ich mich zur Ordnung und drücke die zart aufkommende Sympathie energisch weg. Dieser rücksichtslose Mensch hat mich umgefahren. Darum mag ich ihn nicht. Punkt. Da kann er so charmant sein wie er will. Dass ich keine gravierenden Verletzungen davongetragen habe, ist schließlich nicht sein Verdienst.

Und lediglich mit einer Reparatur des Rades ist es nach kurzem Nachdenken auch nicht getan. Mir steht auch eine Entschädigung für die erlittenen Schmerzen beim Aufprall zu. Darüber werde ich heute Abend noch mit ihm reden. Wenn er die Verabredung überhaupt einhält. Ich weiß ja noch nicht einmal seinen Namen. Womöglich gehört er zu denen, die sich still und leise aus dem Staub machen, wenn sie etwas angerichtet haben. Und ich habe vor lauter Schreck vergessen, mir seine Kontaktdaten zu notieren.

Entschlossen klebe ich ein Pflaster über meinen malträtierten Handrücken.

„Fiona! Ist alles in Ordnung?“

Ich öffne die Badezimmertür einen Spalt. „Ich bin gleich bei dir!“, rufe ich zurück. Großmutter liegt mit einem heftigen Infekt im Bett. Sie hat Fieber und Gliederschmerzen. Wahrscheinlich hat sie sich ein Grippevirus eingefangen.

Da ich demnächst in der Georgen-Klinik meinen ersten Job als Ärztin antrete, habe ich vorsorglich eine mobile Pflegekraft engagiert, die sich so lange um Omi kümmert, bis sie wieder gesund ist.

Ich mache mir Sorgen um sie. Im Kopf ist sie vollkommen klar, aber ihre Kräfte lassen nach. Sie ist schneller erschöpft und muss sich häufiger als früher ausruhen. Na ja, kein Wunder, sie ist letzten Februar 86 geworden. Die Vorstellung, sie irgendwann zu verlieren, tut weh.

Ich verdanke ihr viel. Bei ihr bin ich aufgewachsen, nachdem meine Mama starb, als ich erst dreizehn war. Mein Vater hatte mit seinem Schmerz genug zu tun und konnte sich nicht um mich kümmern. Inzwischen allerdings hat er sich längst erholt und sogar wieder geheiratet. Mit seiner Frau und den Zwillingen, die jetzt so alt sind wie ich damals beim Tod meiner Mutter, lebt er in Südspanien, wo er ein Ingenieurbüro betreibt. Manchmal treffen wir uns, aber der Kontakt ist nicht besonders eng. Seine Frau mag mich nicht. Das beruht auf Gegenseitigkeit.

In meinem Schlafzimmer neben dem Bad werfe ich einen Blick in den Kleiderschrank. Was ziehe ich zu einem Treffen mit meinem Unfallgegner an? Kurz entschlossen entscheide ich mich für einen brombeerfarbenen Jersey-Rock und einen weichen Rundhals-Pulli, nichts Aufregendes also. Nach einem schnellen prüfenden Blick finde ich mich ganz okay. Ich gehe ja nicht zu einem Rendezvous, sondern zu einem Gespräch, aus dem sich bei gegenteiligen Ansichten auch eine Auseinandersetzung ergeben könnte. Ich gehe in Omis Zimmer, setze mich auf die Bettkante, lege ihr eine Hand auf die Stirn und das Fieberthermometer unter die Zunge. Zum Glück ist die Temperatur wieder normal, wie ich nach wenigen Sekunden ablesen kann.

„Wie geht es mir?“, scherzt sie. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sie sich bereits auf dem Weg der Besserung befindet. Das beruhigt mich ungemein. Ich messe ihren Blutdruck. Er ist leicht erhöht. Ihre heftige Atemwegsinfektion hatte mich schon befürchten lassen, daraus könnte sich eine Lungenentzündung entwickeln. Dann hätte ich sie ins Krankenhaus bringen müssen.

„Ich mach dir gleich einen Tee“, erkläre ich. „Und was zu essen. Abends gehe ich noch mal weg.“

Sie betrachtet mich nachdenklich. „Was ist los mit dir?“, will sie wissen. „Ist was passiert? Du wirkst etwas nervös. Und verletzt hast du dich auch!“

„Nur eine kleine Schramme“, erkläre ich. „Als ich mein Rad aus dem Schuppen geholt habe …“ Ich lasse offen, wie genau es dann zu der Verletzung gekommen ist. Natürlich erzähle ich ihr nichts von dem Unfall und meinem Schrottrad. Das würde sie nur aufregen. Außerdem ist ja zum Glück nichts Schlimmes passiert.

„Ich treffe mich nur mit ein paar Freunden.“

„Das ist gut“, kommentiert sie.

Ich tätschle ihre Wange. „Soll ich dir ein Käsebrot machen? Oder Rührei mit Speck?“

„Nur ein Käsebrot“, sagt sie. „Ich hab noch nicht viel Appetit.“

„Gut, bin gleich wieder da.“ Ich stehe auf und gehe zur Tür.

„Fiona!“

„Ja?“ Ich drehe mich um.

„Du bist jung und hast das Leben noch vor dir. Eine so attraktive Frau wie du sollte viel öfter ausgehen.“

Warum sagt sie das ausgerechnet jetzt? Fragend schaue ich sie an und warte, dass sie weiterspricht.

„Ich möchte, dass es dir gut geht, dass sich all deine Wünsche und Vorstellungen erfüllen. Darum will ich auch nicht, dass du mich jemals als Last empfindest. Wenn es so weit ist, gehe ich in ein Heim. Dort wird man mich sicher gut versorgen.“

Schnellen Schrittes gehe ich zum Bett zurück. „Ach Omi, was redest du denn da? Wir bleiben zusammen. Noch viele Jahre. Hier ist dir alles vertraut. Und ich werde dir immer beistehen, das verspreche ich dir.“

„Du bist ein liebes Kind“, sagt Omi mit einem Hauch von Wehmut in der Stimme. „Aber du hast einen verantwortungsvollen Beruf und wirst bald täglich zur Arbeit in die Klinik fahren …“

„Schluss jetzt, ich will kein Wort mehr davon hören! Wir leben hier gut. Es fehlt uns nichts. Und das wird auch so bleiben.“

Omi ins Heim! Nie und nimmer würde ich dem zustimmen. Nicht nur weil ich ihr das nicht zumuten, sondern auch deswegen, weil sie mir hier fehlen würde. Sie ist die Seele dieses Hauses.