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Dieses E-Book entspricht 208 Taschenbuchseiten ... Tauchen Sie ein in die Gefühlswelt aus Eifersucht, Leidenschaft, Gier und Macht! Als Sarah und Michael auf Jamaika ein Pärchen kennenlernen, ändert sich ihr komplettes SexLeben. Im Sog von Leidenschaft und Lust übertreten sie ihre eigenen Grenzen. Sie rutschen in die Swinger- und BDSM-Szene. Endlich lernt sich jeder für sich und als Paar richtig kennen. Begleiten Sie die beiden auf ihrer Reise um die Welt, die jegliche Moralvorstellungen einer Beziehung sprengt und beide doch erfüllt. Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
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Seitenzahl: 274
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Impressum:
Sündige Verwandlung | Erotischer Roman
von Michael Bennett
Michael Bennett arbeitet als Berater in London. Er erlebte in seiner Beziehung viele Höhen und Tiefen. Als seine Ehe kurz vor dem Aus war, änderte sein Urlaub alles. Eine Bekanntschaft zu einem Paar aus der Swinger- und BDSM-Szene wurde zu einer Odyssee in unbekannte und aufregende Gewässer. Nachdem Freunde ihn motiviert hatten, seine Erlebnisse niederzuschreiben, verfasste er seinen Debüt-Roman »Sündige Verwandlung«. Sein Schreibstil ist erotisch, spannend, indirekt und unaufdringlich.
Lektorat: Nicola Heubach
Originalausgabe
© 2017 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: Bild: © ArtStudia Group @ bigstockphoto.com Hintergrund: © JozefArt @ bigstockphoto.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783862776276
www.blue-panther-books.de
Vorwort
Mein Name ist Michael, achtunddreißig Jahre alt, verheiratet mit Sarah, einer attraktiven, langbeinigen Blondine. Na ja, dunkelblond – die Farbe ändert sich hin und wieder. Vor sechs Jahren haben wir geheiratet, nachdem wir uns erst seit einigen Monaten kannten. Sie zog mich damals magisch an, ihr Charisma füllte jeden Raum mit ihrer Präsenz. Ich lernte sie auf einer Party kennen. Nicht wie heute üblich bei Facebook oder auf einer Single-Website, die nach psychologischen Checklisten den Traumpartner »errechnet«. Ich flirtete mit ihr, lud sie auf einen Kaffee ein. Danach zum Abendessen. Es funkte zwischen uns.
Ich arbeite bei einem Technologiekonzern in London. Wir leben ein paar hundert Meter von der Tower-Bridge entfernt, in den Docks – genauer gesagt, in Wapping. Wir haben dort ein nettes Apartment im sechsten Stock. Das Haus ist direkt an die Themse gebaut. Vom Wohnzimmer aus gelangt man auf unseren Balkon, auf dem man unmittelbar über dem Fluss steht. Zumindest bei Flut. Bei Ebbe genießen wir den Ausblick auf Autoreifen und sonstigen Müll im Schlamm. Ein Blick nach rechts, und man sieht zur Tower-Bridge. Nachts wird sie angestrahlt und wirkt damit noch beeindruckender, als sie es ohnehin ist.
Die Beziehung zwischen meiner Frau und mir stand vor dem Abgrund. Ich hatte sie betrogen. Sie hatte es herausgefunden. Es schien, als wäre dieser Vertrauensbruch nicht mehr zu kitten. Das dachte ich ... und zwar bis zu dem Moment, als ich eines Abends nach Hause kam und meine Geliebte neben meiner Ehefrau auf der Couch im Wohnzimmer sitzen sah ...
Kapitel 1
Die letzten Monate waren anstrengend. Viel Arbeit. Das ist die Ausrede, wenn man seinem Partner nicht genug Aufmerksamkeit schenkt. In unserer Gesellschaft ist Leistung im Beruf bedeutender, als die zwischenmenschliche Beziehung. Traurig, dass man sich dessen bewusst ist und nichts daran ändert.
Meine Frau arbeitet halbtags als Fondsmanagerin bei einer Versicherung. Sie geht täglich zum Reiten, kümmert sich um den Haushalt und dann auch noch um mich. Manchmal frage ich mich, wer von uns beiden den schwereren Job hat. In meinem rede ich den ganzen Tag, mache Witze. Die Kunden mögen mich, und ich mag sie. Ich bin oft auf Messen. Zwar steht man sich die Beine in den Bauch, aber der Anblick vieler attraktiver Hostessen in kurzen Röcken und High Heels gefällt mir, und zwar so gut, dass sich der Pornokanal in meinem Kopfkino einschaltet und mir die wildesten Szenen vorspielt, bis ein Standbesucher mit seiner Frage mich aus meinen Träumen reißt.
Unsere Beziehung war an einem Punkt angelangt, an dem es eintönig wurde. Die Leidenschaft, die zu Beginn herrschte, die stürmische Liebe, war vergangen. Der Zauber, der dem Anfang innewohnte, verflogen. Die Schmetterlinge waren aus dem Bauch ausgezogen.
Ich erinnere mich gern an die Zeit zurück, in der ich es kaum erwarten konnte, von der Arbeit nach Hause zu kommen und wir uns noch in der Tür gegenseitig die Kleider vom Leib rissen. Und ich erinnere mich auch, im Alltag bester Laune gewesen zu sein, wo ich durch nichts zu erschüttern war, den Mitmenschen stets liebevoll begegnete und Verständnis für jede Situation hatte. Völlig entspannt. Ja, das ist es, was die Liebe mit uns macht. Sie wird zum Mittelpunkt. Nichts bringt uns aus der Ruhe. Keine schlechte Nachricht kann uns erschüttern. Wir begegnen der Welt mit Gutmütigkeit. Mit Herzlichkeit. Mit einem Lächeln und Verständnis, das von Herzen kommt. Wir sind verliebt und alles dreht sich nur um den geliebten Menschen. Und dann, nach ein paar Jahren, ist diese kraftvolle Macht verflogen.
Wir sind im Büro genauso reizbar wie vorher. Wir ärgern uns über Kollegen und Kunden. Haben Stress mit der Bank oder sind bei Ebay einem Betrüger auf den Leim gegangen. Dabei wäre es so schön, immer verliebt zu sein, immer gute Laune zu haben. Harmonie. Seelenfrieden. Warum geht das nicht? Warum bleibt dieses Gefühl nur kurz? Nur dann, wenn man sich verliebt? Es wohnt der Zauber nur in der Phase des sich Verliebens inne. Und wenn das nicht nur bei mir so ist, haben das auch sicher andere festgestellt. Was können wir also tun, um diesen Zustand ständig zu haben?
***
»Hier spricht der Kapitän. Wir befinden uns im Landeanflug auf Montego Bay. Es herrschen sommerliche 32 Grad. Die Ortszeit beträgt 14:35 Uhr.«
Der Pilot riss mich aus meinem Tagtraum.
Meine Frau hob den Kopf und lächelte mich an. Sie war in ihr Buch versunken. Knapp zehn Stunden Flug von London aus. Das ist schon ziemlich lange. Vierzehn Tage in Jamaica. 5-Sterne-Hotel.
Wir hatten eine Suite gebucht, mit Zugang direkt zum Strand und einem Butlerservice. Am Flughafen wurden wir erwartet und in einer Lounge mit Getränken begrüßt. Das Gepäck wurde in der Limousine verstaut, die draußen wartete. Rund zwei Stunden Fahrt lagen vor uns. Die Vegetation, die Menschen am Straßenrand, der klare Himmel, Sonnenschein ...
Der Empfang im Hotel, in dieser riesigen Lobby, mit dunklen, massiven Holzmöbeln, prächtigen Sofas, Sesseln mit rotem Stoffbezug und Messingnieten, war ein Erlebnis. Ich stand staunend an der Rezeption, blickte mich um. Sogar ein Teich war in der Lobby. Eine Schildkröte saß auf einem Stein.
Die Suite übertraf meine Erwartungen. Ein Butler mit weißen Handschuhen räumte unsere Kleidung in den Wandschrank im Schlafzimmer. Ein paar Sachen legte er beiseite und bat darum, diese gebügelt zurückbringen zu dürfen.
Die halterlosen Strümpfe, die Strapsgürtel und ein paar Sexspielzeuge meiner Frau räumte er souverän in eine Schublade des Schränkchens gegenüber dem Bett. Er legte Seidenpapier zwischen jeden Strumpf. Sarah war das nicht peinlich. Sie ist selbstbewusst.
Aber ich hatte den Eindruck, dass sie seit unserem letzten Streit – der nicht lange zurücklag – noch selbstbewusster geworden war. Der Streit war nicht wirklich beigelegt und die Situation angespannt. Ich wusste nicht genau, wie ich mich verhalten sollte und glaube, sie wusste es auch nicht. Bei einem Streit verfällt Sarah in einen Zustand, den ich als gleichgültig empfinde. Alles, was mich betrifft, was uns betrifft, ist ihr dann gleichgültig.
Worum es ging? Sie hatte mich erwischt. Nicht »in flagranti«. Das letzte Ziel im Navigationsgerät unseres Autos verriet ihr, dass ich bei einer Adresse gewesen war, die sie nicht kannte und die nicht zu meiner Geschichte für diesen Abend passte. Sie unterstellte mir, ich wäre bei einer anderen gewesen. Sie fand heraus, dass bei dieser Adresse eine Arbeitskollegin von mir wohnte. Scheiß Facebook! Meine Frau vermutete sofort, dass ich etwas mit ihr hatte. Tatsächlich lief es schon eine Weile. Erst widersprach ich dem Vorwurf. Erfand Ausreden. Wollte unbedingt recht haben. Ich hätte den Wagen einem Freund geliehen, erklärte ich zur Rechtfertigung. Ich wäre in einem Restaurant um die Ecke gewesen und hatte die Adresse zum Parken eingegeben, log ich als weiteren Versuch, mich herauszureden. Ich war nicht Mann genug, zuzugeben, dass sie recht hatte. Schließlich gab ich klein bei. Es ist schwierig, zuzugeben, dass man im Unrecht ist. Zu gestehen, dass man gelogen hatte. Und noch schwieriger: es sich selbst einzugestehen. Sich selber damit zu konfrontieren, dass man gelogen hatte. Nicht wie ein trotziges Kind nach dem Motto: »Du hast recht, ich meine Ruhe«. Ich spreche von diesem, von Herzen kommenden ehrlichen Einsehen sich selbst und dem anderen gegenüber, dass man im Unrecht gewesen war. Es fühlt sich an, wie eine Art der Selbstverletzung. Es verletzt den anderen in gleichem Maße. Ich weiß nicht, was grausamer ist. Der Betrug oder die Lüge, um ihn zu vertuschen. Es war schwer. Ich gestand meinen Fehler ein. Entschuldigte mich. Nicht von Herzen. Es war mir peinlicher, gelogen zu haben und dies zugeben zu müssen.
Sarah wollte wissen, mit wie vielen Frauen ich es sonst noch getrieben hatte. Ob sie mir nicht mehr reichte. Ob ich sie noch liebte.
Der Urlaub stand auf der Kippe. Sie entschied, dass wir ihn antreten würden. Weihnachten und Silvester in der Karibik.
Die Kommunikation zwischen uns war auf ein Minimum beschränkt. Sie versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Ich auch. Es war anstrengend. Diese oberflächliche Freundlichkeit. Wie ein Dämon schwebte sie über jedem netten, erzwungenen Wort. Jederzeit bereit, die Maske fallen zu lassen und zuzuschlagen. Betrug schafft Vertrauensbruch. Es ist schwer, wenn nicht unmöglich, diesen Bruch zu heilen.
Seit dem Streit hatten wir nicht mehr miteinander geschlafen. Wir teilten zwar das Bett, jedoch keinerlei Intimitäten. Wir waren an einem Punkt in unserer Beziehung angekommen, an dem ich überlegte, wie es wieder gut werden könnte. Wie das, was geschehen war, ungeschehen gemacht werden konnte. Es gab keine Möglichkeit. Es gab die Chance, es zu verdrängen. Mir war bewusst, dass es nicht ungeschehen wäre, wenn wir beide es ignorieren würden. Es würde uns für immer begleiten. Ich fragte mich, ob unsere Beziehung noch eine Zukunft hatte. Ob wir an der Stelle angelangt waren, an der man anfängt, sich auseinanderzuleben, um sich dann zu trennen.
***
»Ich nehme eine Dusche, danach möchte ich gern etwas Essen.« Sarah nahm den Bademantel vom Haken.
Es war mittlerweile kurz vor 18:00 Uhr – gute Zeit zum Essengehen. Draußen wurde es dunkel.
Mit weißem Hemd und schwarzer Leinenhose wartete ich im Wohnzimmer und genoss die Aussicht auf den Strand, der vom Mondlicht sanft beleuchtet wurde. Ich beobachtete, wie der Mond auf dem Meer in den Wellen tanzte. Während Sarah im offenen Bad im Schlafzimmer war, hatte ich das kleine Bad beim Wohnzimmer genutzt. Das Schlafzimmer war vom Wohnzimmer durch zwei Schiebetüren getrennt, die ich zur Seite geschoben hatte.
Ich hörte das Geräusch der Absätze ihrer Schuhe. Sie trug ein beiges Kleid, das bis zu den Knien reichte, und schwarze Lack-Pumps. Ich sah ihre langen, schlanken Beine mit den Ansätzen der Wadenmuskeln, den straffen Hintern, der durch die hochhackigen Schuhe noch knackiger wirkte, ihre langen, leicht gewellten, dunkelblonden, gesträhnten Haare. Fingernägel und Fußnägel hatte sie mit einem dezenten Rosa lackiert – passend zum Lippenstift, der eine Nuance Glitzer enthielt, der ihre Lippen aufleuchten ließ. Das alles zog mich in den Bann.
Es ist nicht nur ihre Attraktivität. Es ist ihre Ausstrahlung, die ihr die Aura einer Nixe gibt, von der man sich insgeheim angezogen fühlt und ihr nicht widerstehen kann. Wenn da nicht meine ständige Neugier wäre. Die Neugier, die mich dazu brachte, es mit anderen Frauen zu treiben. Nicht nur in Gedanken.
»Bist du fertig?« Sie steckte sich einen Ohrring an.
Ich nickte und folgte ihr durch die Tür, die mit einem Piepsen das Öffnen quittierte.
Das Hotelgelände war riesig. Mehrere Restaurants, eine schicke, halbüberdachte Bar auf einer Terrasse mit Blick auf das Meer. Die Mitte der Hotelanlage bildete ein Pool, der von altgriechischen Statuen umgeben und fantastisch in verschiedenen Farben ausgeleuchtet war. Direkt angrenzend bot sich ein nicht enden wollendes Buffet. Aus Ananas geschnitzte Figuren wechselten sich mit Eisskulpturen ab. Das Essen wurde liebevoll präsentiert. Eine Auswahl an frischem, exotischem Obst, gegrillten Meeresfrüchten, Fisch, Gemüse und Fleisch ...
Es fiel mir schwer, mich zu entscheiden. Sarah stand vor mir und streckte sich ein Stück nach vorn, um an den Camembert zu gelangen. Ich starrte auf ihren Hintern und ihre Beine. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen. Ihre Wadenmuskeln spannten sich. Der Rock rutschte etwas nach oben und ließ ihre trainierten Oberschenkel hervorblitzen. Ich bemerkte, wie ein paar Männer ihr verstohlene Blicke zuwarfen. Auf ihre Beine, ihren Hintern, ihren sanft glänzenden Rücken, der offenbarte, dass sie keinen BH unter dem rückenfreien Kleid trug. Ich konnte spüren, wie diese Männer sie für den Bruchteil einer Sekunde begehrten und überlegte, woran sie in diesem Moment dachten. Vielleicht stellten sie sich vor, wie meine Frau nackt vor ihnen knien würde und sie mit der Zunge und ihrem sinnlichen Mund mit den breiten Lippen verwöhnen würde? Wie sie auf dem Bett liegt, die Beine leicht gespreizt? Ich blickte die Männer an. Versuchte mir vorzustellen, wie sie es mit ihr trieben. Es erregte mich. Und das erschreckte mich. Ich erklärte mir meine Gedanken damit, dass ich unter Sexentzug litt.
Wir fanden einen freien Platz in der Nähe des Pools. Es hätte ein wundervolles, romantisches Dinner sein können. Wäre da nicht dieser Streit zwischen uns gewesen, diese unsichtbare Blockade, die uns beide davon abhielt, wir selbst zu sein. So war es nur ein Abendessen in schöner Umgebung bei angenehmer Temperatur.
Nicht weit entfernt saß ein Pärchen. Sie waren mir schon am Buffet aufgefallen. Er war groß, hatte graumeliertes, kurzes Haar, ein sympathisches Lächeln, dazu eine moderne, rahmenlose Brille. Die Frau an seiner Seite hatte dunkelbraunes, langes Haar. Die Messinglaterne neben ihrem Tisch brachte ihre glatten Haare zum Glänzen. Sie trug einen gelben Minirock und hohe Schuhe mit Holzabsatz. Durch die Schuhschnallen konnte ich ihre rot lackierten Fußnägel erkennen, passend zu Fingernägeln und Lippenstift. Sie wippte auf den Fußspitzen, ihre Wadenmuskeln spannten sich. Sie hatte genauso durchtrainierte Beine wie meine Frau. Auch die glänzende Haut. Ich betrachtete ihre prallen Brüste unter dem schwarzen, bauchfreien Top und stellte mir vor, wie sie sich nackt im Badezimmer eincremte. Die Creme ganz langsam auf ihre langen Beine und die Brüste massierte ...
»Wen starrst du an?«, weckte meine Frau mich aus meinem Tagtraum.
»Das Pärchen dahinten am Tisch. Sie sehen glücklich aus. Lachen. Unterhalten sich angeregt. Wir sitzen nur stumm da. Ich weiß, dass die Situation schwierig ist. Es tut mir alles so leid.« Die Worte kamen wie von selbst. Und sie kamen von Herzen. Es fühlte sich an, als würde eine Last von mir fallen.
Ihr Blick verriet mir, dass sie die Wahrheit dieser Worte spürte. Meine erste wirklich ernst gemeinte Entschuldigung seit unserem Streit. Sie lächelte sanft, sagte nichts und aß weiter. Etwas war anders. Es fühlte sich anders an. Ich kann es nicht beschreiben.
***
Jetlag. Wir waren putzmunter. Nach dem Essen, das wir schweigend genossen hatten, schlug ich vor, in die Bar zu gehen. Eine Steintreppe führte hinauf. Das Vordach im Stil einer Villa aus der französischen Provence, ragte über die Bar hinaus bis in die Mitte der Terrasse. Der Fußboden aus Naturstein mit hellen, cremefarbigen bis walnussbraunen Nuancen. Ich kam mir einen Moment vor wie in Südfrankreich. Rattan-Möbel mit Sitzkissen aus beigem Leder bildeten Sitzgruppen, die nicht zu eng nebeneinanderstanden, dass man nicht unwillentlicher Zuhörer des Gespräches der Nachbarn wurde. Von jedem Platz aus hatte man einen spektakulären Blick auf das Meer – wenn man nicht gerade mit dem Rücken dazu saß.
Meine Frau erblickte das Pärchen, das ich beim Essen angestarrt hatte.
»Lass uns fragen, ob wir uns zu ihnen setzen dürfen.« Ihre Stimme klang anders. Fröhlich. Ohne eine Antwort von mir zu erwarten, nahm sie meine Hand und ging auf die beiden zu.
Sie saßen nebeneinander auf einem Sofa, das gegenüberliegende war frei. Auf dem Tischchen mit Glasscheibe, unter der ein paar Muscheln auf Sand lagen, standen zwei Cocktails. Aufwendig dekoriert, mit Schirmchen, Strohhalm und einer aufgeschnittenen Ananasscheibe, die auf dem Rand steckte.
»Hallo! Dürfen wir uns zu euch setzen?«, fragte meine Frau freundlich und mit ihrem unwiderstehlichen Lächeln.
»Aber sicher!«, sagte der Mann. Er stand auf und deutete mit der Hand auf das freie Sofa.
Ein höflicher Typ. Charismatische Ausstrahlung und ein charmantes, nicht aufgesetztes Lächeln. Ich kannte den Unterschied zwischen einem echten und einem aufgesetzten Lächeln. Schließlich arbeitete ich im Vertrieb. Meine Berufsgruppe hat das aufgesetzte Lächeln erfunden! Oder waren es die Griechen?
Seine Frau saß lächelnd neben ihm und winkte mit einer Hand, während der andere Arm auf ihrem Oberschenkel lag.
»Sarah und Michael«, stellte meine Frau uns vor.
»Freut uns! Stephanie und Peter«, antwortete er und führte dabei eine Handbewegung zu Stephanie.
Nachdem wir uns alle die Hände geschüttelt hatten, winkte Peter den Kellern her und bestellte vier Caipirinha. Als der Kellner die Bestellung aufgenommen hatte, fragte Peter, ob Caipirinha okay für uns sei? Der »Jamaica Fever«, der vor den beiden auf dem Tisch stand, wäre zu süß. Er lachte und entschuldigte sich, dass er uns keine Möglichkeit gab, einen Cocktail auszuwählen.
Was für ein Typ! Ich mochte Peter sofort. Seine herzliche Ausstrahlung, die leichte Dominanz, die nicht aufdringlich wirkte.
Schnell entwickelte sich ein Gespräch. Berufe, Hobbys, Wohnort. Peter, fünfzig Jahre, outete sich als Chef einer internationalen Marketingagentur. Stephanie, Anwältin. Ende dreißig, wie ich. Sie vertrat Straftäter vor Gericht. Von Betrügern bis hin zu Mördern. Ich war beeindruckt. Ich hätte auf alles getippt, aber nicht darauf, dass dieses attraktive Wesen eine Strafverteidigerin war. Peter nannte meine Frau lachend das »Küken«, da sie mit ihren vierunddreißig Jahren die Jüngste war. Sie fühlte sich geschmeichelt. Stephanie machte meiner Frau viele Komplimente. So viele, dass Peter aufstand.
»Sarah«, sagte er, »bitte setz dich zu Stephanie. Ich nehme neben deinem Mann Platz. Euer Geschleime ist ja nicht auszuhalten!«
Nun saßen die Frauen auf dem einen Sofa, Peter und ich auf dem anderen. Während dem Gespräch stellte sich heraus, dass sie ebenfalls in London lebten. In Covent Garden. Peter scherzte, dass man erst nach Jamaika reisen musste, um seine Nachbarn kennenzulernen. Sie waren ein paar Tage zuvor angereist.
Es war kurzweilig. Wir unterhielten uns sehr angeregt und die Cocktails flossen in Strömen.
Schließlich leerte sich die Bar und der Kellner informierte uns, dass wir eine letzte Runde bestellen konnten.
Stephanie schlug vor, dass wir in ihrem Hotelzimmer den Abend fortsetzten. Sie war aufgedreht.
Bevor eine Antwort kam, stand Peter auf und sagte: »Sehr gute Idee! Lasst uns gehen.«
Kapitel 2
Ihre Suite war größer als unsere. Im Wohnzimmer befand sich eine Bar. Ein Butler öffnete die Tür. Peter bestellte bei ihm alle Zutaten, um selber Caipirinha mixen zu können. Der Butler kam kurz darauf mit einer Plastikkiste zurück.
»Michael, hilf mir bitte!«, winkte er mich mit den Worten zu sich hinter die Bar. »Und die Damen nehmen bitte an der Theke Platz. Die Bar ist eröffnet!«
Stephanie drehte Musik auf. Die beiden Frauen setzten sich auf die Hocker. Ich schnitt die Limetten, Peter mixte die Cocktails, als wäre er ein professioneller Barkeeper. Absolut souverän.
»Der Name Caipirinha heißt übersetzt: Unschuld vom Lande«, erklärte Peter mit einem Lächeln, als er meiner Frau den Cocktail reichte.
Beeindruckt nickte sie und grinste ihn an.
»Auf die Unschuld vom Lande!«, sagte Sarah und wir hoben die Gläser.
Die Stimmung war ausgelassen.
Ich weiß nicht, wer es angesprochen hatte, aber irgendwann ging es um das Thema Eifersucht. Wir diskutierten über die These, dass jeder eifersüchtig wäre. Der eine mehr, der andere weniger. Männer wären grundsätzlich eifersüchtiger als Frauen, stellte Stephanie fest und Sarah stimmte zu. Peter und ich sahen das anders. Wir waren der Meinung, nicht eifersüchtig zu sein. Das Thema wurde noch eine Weile weiterdiskutiert, bis Stephanie Sarah an sich zog und anfing, sie zu küssen. Lange. Mit Zunge. Mir fehlten die Worte. Ich schaute mit leicht offenem Mund zu.
Meine Frau war für eine Sekunde auch überrascht und zuckte zurück. Aber als ihre Lippen Stephanies berührten, gab sie sich völlig hin. Sie küssten sich zärtlich, hingebungsvoll.
Peter stand mit verschränkten Armen lächelnd neben mir und beobachtet das Ganze.
Ich wusste nicht genau, ob ich wegschauen sollte. Ob es den beiden unangenehm wäre, wenn ich hinsah oder ob es mir peinlich war, zuzuschauen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ Stephanie von Sarah ab.
»Und? Eifersüchtig?«, fragte sie, während sie den Hals meiner Frau streichelte.
»Ich nicht. Du Michael?«, fragte Peter.
»Nein! Natürlich nicht!« Die Unsicherheit in meiner Stimme war nicht zu überhören. Aber es war tatsächlich kein Gefühl von Eifersucht. Vielmehr eine Mischung aus Peinlichkeit und Erregtheit.
»Gut.« Stephanie nahm Sarah an die Hand. Sie schloss die Schiebetür zum Schlafzimmer von innen und ließ dabei einen kleinen Spalt offen.
Peter lächelte mich an. Wortlos. Er schaltete die Musik aus. Wir lauschten. Die Geräusche von Küssen, Schmatzen, leisem, kaum hörbarem Stöhnen, einem Reißverschluss, ein Klicken ...
Ich stellte mir vor, wie Stephanie Sarah das Kleid auszog und den BH öffnete. Wie sie ihren Hals küsste, ihre Brustwarzen. Die Geräusche starteten mein Kopfkino.
Wieder ein Reißverschluss. Klicken. Schmatzen. Kussgeräusche. Leise.
Ich hielt es kaum aus. Was taten die beiden? Meine Frau war dort mit einer Fremden, die wir erst vor kurzem kennengelernt hatten, und ihr Mann stand neben mir. Was war hier los? Waren wir zu betrunken?
Etwas fiel auf den Boden. Ein dumpfer Ton. Kurz. Ein Kissen? Nochmal. Ein zweites, das vom Bett gefallen war? Ich stellte mir vor, wie sie in der 69er-Position übereinander lagen. Wie sie es miteinander trieben. Kussgeräusche. Leichtes Schmatzen. Wer verführte wen? Wer dominierte wen?
Ist das unsere Männerdenke? Muss einer dominieren? Ist das Sex? Einer führt und der andere lässt sich führen? Hat jeder seine Rolle?
Wo war die Rolle bei den beiden? Wer war der Mann bei ihrem Spiel? Was sollten diese Gedanken in meinem Kopf?
Stöhnen. Es kam von Stephanie. Was machte Sarah? Küsste sie Stephanies Brüste? Ihre Schenkel? Ihre Muschi? Fingerte sie sie? Besorgt sie es ihr?
Ich hielt es kaum aus, schaute kurz zu Peter und schlich auf den Türspalt zu. Nur eine der Nachttischlampen brannte. Niemand war auf dem Bett. Dann sah ich Stephanie. Sie saß links auf dem Bettenrand. Die Beine gespreizt. Meine Frau kniete vor ihr auf dem Boden. Ihr Kopf bewegte sich zwischen Stephanies Schenkeln langsam vor und zurück. Stephanie war nackt. Im dämmrigen Licht sah ich die Kontur ihrer linken Brust. Sie stöhnte leise, den Kopf in den Nacken gelehnt. Sie bemerkte mich, blickte mir in die Augen. Sie lächelte sanft, stöhnte erneut, ohne den Augenkontakt zu verlieren. Sinnlich.
Die Tür schob sich zu. Peter.
»Lassen wir den beiden ihren Spaß.« Er legte den Arm um meine Schulter und ging mit mir zur Eingangstür.
Ich konnte es kaum fassen. Er war ganz offensichtlich nicht neugierig, wollte nicht wissen, was da drin vor sich ging. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wollte nicht unsicher erscheinen. »Du hast recht, Peter. Sollen die beiden sich doch amüsieren«, sagte ich mit aufgesetzter Coolness, als wir die Suite verließen und in Richtung Strand liefen.
»Du hast eine sehr attraktive Frau«, sagte Peter.
»Danke, du auch!«, gab ich zu.
»Vielen Dank! Durch Alkohol wird Stephanie manchmal übermütig. Aber es scheint Sarah nicht zu stören. Es ist wirklich schön, dass sie sich gut verstehen.«
Dass die beiden sich gut verstehen? Hatte ich richtig gehört? Meine Frau und seine Frau schlafen miteinander! Haben Sex miteinander! Vögeln gerade! Ich behielt diese Gedanken für mich.
Peter wirkte souverän.
»Macht ihr das öfter?«, wollte ich wissen.
»Was meinst du?«
»Naja, Sex mit anderen Frauen.«
Peter lächelte. Sagte nichts.
Ich wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Ich wollte nicht nachfragen. Außerdem hatte ich noch immer diese Geräusche in meinem Kopf. Das Bild von Stephanie auf dem Bett. Den Hinterkopf meiner Frau, der sich leicht zwischen ihren Beinen bewegte. Dieser Blick. Ihre Brust. Ich stellte mir wieder vor, was sie in dem Moment machten. Meine Gedanken kreisten nur darum, sich diese Szene vorzustellen. Alle Varianten zu durchdenken. Alle Stellungen. Ich versuchte, mir meiner Gefühle bewusst zu werden. Lust, Begierde, Neugier, Eifersucht? Nein. Eifersucht war nicht dabei. Hilflosigkeit? Ja. Ein bisschen.
Peter setzte sich auf eine der Strandliegen und blickte zu den Sternen. »Ich wünsche den beiden, dass sie eine wunderschöne Erfahrung machen und den Moment genießen.«
Ich stimmte zu. Obwohl ich keinen klaren Gedanken fassen konnte. Peter faszinierte mich. Er wirkte ausgeglichen. Mit sich im Reinen. Ich war das Gegenteil. Innerlich aufgewühlt. Ein Opfer der totalen Reizüberflutung aus Geräuschen, Gerüchen, Bildern, Emotionen. Ich tat es ihm nach und blickte in den klaren Sternenhimmel. Auf einmal kam ich mir klein vor. Unbedeutend. Obwohl ich mich für den Mittelpunkt hielt. Auch in unserer Beziehung. Warum musste ich immer im Mittelpunkt stehen? Was brachte es mir, der Mittelpunkt zu sein? War ich dadurch besser? Wie kann ich mir anmaßen, besser zu sein? Bin ich anders? Sind wir nicht alle gleich? Sind wir eins oder viele? Woher kommen diese ganzen Sterne am Himmel und warum bin ich hier?
Es war eindeutig zu viel Alkohol. Meine Gedanken spielten verrückt. Quatsch ging mir durch den Kopf. Das dachte ich zumindest damals. Zurückblickend war das eine Art Erleuchtung. Ein sich selbst Bewusstwerden. Seit unserem letzten Streit hatte ich angefangen, meine Gedanken und Gefühle zu hinterfragen. Ich schaute ihnen zu. Wie eine Art Beobachter. Und in dem Moment, als meine Frau mit einer anderen Sex hatte und ich in den Himmel starrte, wurde es intensiver. Ich erklärte mich für betrunken. Und verrückt.
»Ich glaube, wir können so langsam zurückgehen. Die beiden sind sicherlich schon beim Duschen«, sagte Peter.
Duschen? Beide nackt unter der Dusche? Sich gegenseitig einseifend? Vielleicht liegen sie auch in der Badewanne und reiben sich gegenseitige ein ...
In meinem Kopfkino lief der Pornokanal.
Wir gingen zurück. Über eine Stunde war vergangen. Mir kam es wie wenige Minuten vor.
***
Peter öffnete die Tür. Wir hörten die beiden leise tuscheln. Sie dachten wohl, dass wir noch lauschend im Wohnzimmer waren.
Durch den Türspalt sah ich sie auf dem Bett liegen. Die Decke über sich gezogen. Sarah spielte in Stephanies Haaren.
»Und, jetzt eifersüchtig?« Sie sah mich mit einem frechen Grinsen an.
»Überhaupt nicht. Ich habe euch gewünscht, dass ihr eine wunderschöne Erfahrung zusammen macht und den Moment genießt.« Ich weiß, das waren Peters Worte. Ich hatte sie ihm geklaut, ohne zu wissen, ob ich wirklich so empfand.
»Ist das süß!«, quiekte Stephanie leise.
»Das war jetzt wirklich süß. Danke, Schatz.« Sarah richtete sich im Bett auf. »Ich hoffe, wir waren nicht zu laut!«
Die Frauen kicherten wie Teenager.
Ich setzte mich aufs Sofa im Wohnzimmer. Peter stand hinter der Bar und mixte Cocktails.
Nach ein paar Minuten kamen die beiden aus dem Schlafzimmer. Frischer Lippenstift. Tadelloses Make-up. Sie machten nicht den Eindruck, als hätten sie es wild und hemmungslos miteinander getrieben. Vielleicht ist das aber auch nur die Sichtweise eines Mannes. Da muss es beim Sex immer wild und animalisch zugehen. Nur dann ist es gut. Am liebsten würden wir Männer uns nach dem Orgasmus auf die Brust trommeln wie King-Kong.
Was auch immer sie letztlich getrieben hatten – besser gesagt, wie! – meine Frau strahlte. Als sie sich auf den Barhocker setzte, sah sie mich so an, wie sie es immer getan hatte, als wir frisch verliebt gewesen waren. Sie wirkte anders. Frei. Es fühlte sich gut an. Sehr gut.
Peter stellte die Cocktails auf den Tresen. Sarah und ich lehnten ab. Zwar waren wir nicht müde – im Gegenteil –, aber offenbar hatten unsere Körper ordentlich Adrenalin ausgeschüttet. Sie war live dabei gewesen und ich hatte im Kopfkino zugeschaut. Es war für uns beide ein fantastisches Erlebnis.
Wir verabschiedeten uns. Meine Männlichkeit stand in voller Stärke. Als ich den weiblichen Geräuschen gelauscht hatte, war ich schon erregt gewesen, und nun war es noch immer so, als ich mich neben meine Frau ins Bett legte. Wir sprachen nicht, genossen beide das vorhin Erlebte. Jeder, wie er es für sich gefühlt hatte. Und ich gewann den Eindruck, sie wollte genau mit diesen Gefühlen einschlafen. Wir schliefen nicht miteinander. Als wir uns küssten, spürte ich Leidenschaft und dieses Gefühl, wenn man jemanden, den man begehrt, das erste Mal küsst. Es war wundervoll!
Kapitel 3
Wir schliefen bis zum frühen Nachmittag. Von der Terrasse vor dem Wohnzimmer konnten wir direkt an den Strand laufen. Dort sahen wir schon Stephanie und Peter, die uns zu sich winkten.
Es kam mir komisch vor, denn es waren doch erst ein paar Stunden vergangen, seit die beiden Frauen Sex gehabt hatten.
Stephanie lag in einem schwarzen Bikini auf ihrer Liege und lächelte, als sie uns zur Begrüßung zwei Küsschen auf die Wange gab.
Niemand sprach über die letzte Nacht.
Peter zeigte auf ein Boot, das an den Pier vom Hotel anlegte. Er erzählte von Bootsausflügen zu Korallenriffen mit Tauchen und Schnorcheln.
Unsere Frauen richteten derweil ihre Augen auf drei Männer, die das Tauchschiff verließen. Ich schätzte sie nicht älter als fünfundzwanzig Jahre. Sportliche, durchtrainierte Körper mit Sixpacks.
Als Peter bemerkte, dass die beiden auf die jungen Männer starrten, meinte er lachend zu mir: »Tja, Michael, scheint, als hätten wir Konkurrenz bekommen!«
»Konkurrenz? Das sind Top-Models! Die Typen sind unser Todesstoß!«
Wir mussten alle lachen.
»Ich liebe dich, mein Schatz«, sagte Stephanie zu Peter. »Und du weißt doch, im Herzen einer Frau ist nur Platz für einen Mann. Aber die drei sehen wirklich fantastisch aus!«
Peter stimmte seiner Frau zu, und das, ohne den geringsten Anschein von Eifersucht.
Ich schaute Sarah an.
Sie lächelte sanft. »Eifersüchtig?«
»Nein. Peter hat recht. Sie sind sehr attraktiv. Wenn ich eine Frau wäre, würde ich mir diesen Anblick auch nicht entgehen lassen.«
Ihr gefiel meine Antwort. Ich meinte es ehrlich.
Sie nahm meine Hand, führte sie zu ihrem Mund und küsste sie. Das hatte sie noch nie gemacht. Ich erwiderte es.
Der Butler kam mit den bestellten Cocktails.
»Auf unsere souveränen Ehemänner!«, sagte Sarah und hob das Glas.
Ich hob meins ebenfalls. »Auf unsere selbstbewussten Ehefrauen!« Ich wollte nicht hintenan stehen, war sogar beeindruckt davon, dass sie mich als souveränen Ehemann bezeichnete. Ich fühlte mich ihr auf einmal so verbunden. Es war ein wunderschönes Gefühl.
Wir verabredeten uns zum Abendessen.
***
Stephanie trug ein langes, weißes Kleid mit tiefem Ausschnitt. Dazu schwarze Pumps. Sarah hatte einen engen, dunkelblauen Rock an und eine weiße Bluse. Auch sie trug schwarze Pumps. Als hätten die beiden sich abgesprochen. Die Gespräche zwischen meiner Frau und mir waren seit dem Erlebnis der letzten Nacht anders geworden. Besser. Wir unterhielten uns über den Sandstrand, den guten Service, die Cocktails. Wir lachten wieder miteinander.
Nach dem Abendessen beschlossen wir, erneut in die Bar zu gehen. Wir fanden einen freien Platz direkt davor. Peter bestellte Caipirinhas für uns. Wieder gab es keine einzige Minute, in der man stumm dasaß und hoffte, dass irgendjemand etwas sagte. Kein Schweigen.
Peter erzählte von seinem Job. Er war mit einigen CEO´s von Großkonzernen per Du. Kein schlechter Kontakt, dachte ich mir. Aber bei Peter kam es mir nicht – wie sonst so oft – auf den geschäftlichen Nutzen dieses Kontaktes an. Ich mochte Peter – sofort, als ich sein ehrliches Lächeln gesehen hatte. Schon damals hatte ich das Gefühl gehabt, dass dies eine gute Freundschaft werden konnte. Aber da ahnte ich noch nicht, wohin diese Freundschaft führen würde ...
Die Frauen unterhielten sich über Klamottengeschäfte und die neuen Bio-Supermärkte in London.
Peter und mir fielen die drei Männer an der Bar auf, die auch am Strand die Blicke unserer Frauen auf sich gezogen hatten. Die beiden saßen mit dem Rücken zur Bar und hatten die Männer noch nicht bemerkt, so sehr waren sie in ihr Gespräch vertieft. Sie kicherten, während sie sich gegenseitig auf Oberschenkel und Schultern tatschten.
»Schaut, wer da hinter euch ist!«, sagte Peter.
Unsere Frauen drehten sich um.
»Oh, wie nett!«, gab Sarah beim Anblick der drei zu, die in ihr Gespräch vertieft waren.
Stephanie grinste. »Ist es nicht fantastisch, dass wir so souveräne Ehemänner haben, die nicht eifersüchtig sind?«
»Vor allem, sie engen uns nicht ein und lassen uns die Freiheit, die wir brauchen«, antwortete Sarah.
»Darauf trinken wir!«, entgegnete Peter und hob sein Glas.
Wieder ging es um das Thema Eifersucht. Stephanie fragte mich, ob ich eifersüchtig wäre, wenn meine Frau an der Bar mit den dreien flirten würde.
»Natürlich nicht!«, antwortete ich selbstbewusst.
»Du hast einen fantastischen Mann.«
Sarah lächelte mich an und sah mir in die Augen. »Manchmal ... aber immer öfter.«
Sie stand auf und reichte Stephanie die Hand. Das obligatorische »Frauen gehen gemeinsam auf die Toilette«.
Peter musterte die drei jungen Männer an der Bar, als Sarah und Stephanie sie passierten. »Unsere Frauen sind so attraktiv, dass selbst solche Modeltypen ihnen hinterherschauen«, stellte er fest.
Ich stimmte zu. Die beiden mussten sich nicht verstecken. Lange Beine, reine Haut, große, straffe Brüste, knackige Hintern, sexy Outfits mit hochhackigen Schuhen. Ein Männertraum!
Als sie zurückkamen, prostete einer der drei ihnen zu und machte mit dem Arm eine Geste zu zwei Barhockern, die sie in ihrer Mitte gerade freimachten. Sie saßen mit dem Rücken zu uns und hatten uns deswegen wahrscheinlich nicht bemerkt. Unsere Frauen schauten kurz zu uns herüber, unauffällig, sodass die drei es nicht bemerkten. Peter und ich waren uns einig und nickten kurz. Daraufhin setzten unsere Frauen sich zu ihnen an die Bar.
Der Kellner brachte eine Flasche Champagner.
Die jungen Männer waren nicht gerade zurückhaltend. Sofort wurden die Frauen mit Wangenküsschen begrüßt und an den Schultern angefasst. Unseren Frauen schien es zu gefallen. Sie waren nicht schüchtern.
Peter lehnte sich zurück. »Ist es nicht wunderschön, wie sie diese Aufmerksamkeit genießen?«