Suspekter Mammabefund! - Bàra Wiebke Grollius - E-Book

Suspekter Mammabefund! E-Book

Bàra Wiebke Grollius

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Beschreibung

"Suspekter Mammabefund! Mein Brustkrebs während der Corona-Pandemie" beschreibt die Erfahrung, mit der Schockdiagnose Brustkrebs konfrontiert worden zu sein. Zum Glück wurde der Krebs im Rahmen einer Früherkennungsuntersuchung rechtzeitig entdeckt. Das und die hormonsensitive Tumorbiologie versprachen sehr gute Heilungsaussichten. Jedoch war es nicht so einfach, einfach so weiterzumachen wie bisher. Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, ein verändertes Körpergefühl und ein paar gedankliche Knoten im Kopf erschwerten die Bewältigung. Vor einem Rezidiv oder neu auftretendem Krebs ist niemand geschützt. Man kann jedoch die Lebenszeit täglich neu bewusst wertschätzen, egal wie die Zukunft aussehen mag. Überarbeitete 2. Auflage, 2023

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Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Einleitung

OncotypeDX

Früherkennung

Mammografie und Biopsie

Gynäkologische Untersuchung

Krankenhausaufnahme und Voruntersuchungen

Sie ist noch da

Chemo ja oder nein?

Strahlentherapie

Antihormontherapie

Ein Hilfsnetzwerk starker Frauen

Nähen wollte ich schon immer

Jahrestag

Das Tamoxifen wirkt

Der Maulwurfbiss

Das vierte Nachsorgejahr

Zuversicht

Das ACT-Modell

Danksagung

Literaturverzeichnis

Bücher

Internetartikel

Wissenschafliche Veröffentlichungen

Nützliche Adressen

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Sechs störungsrelevante Prozesse von psychischer Inflexibilität (nach Hayes, Strosahl & Wilson, 1999), aus: ACT in der Psychoonkologie (Alder, 2020)

Einleitung

Dies ist die Geschichte meiner Brustkrebserkrankung während der Corona-Pandemie.

In der Stadt, in der ich lebe, erkrankten ca. 4000 Menschen jedes Jahr an Krebs. Jeden Zweiten traf es im Laufe seines Lebens mindestens einmal.

Drei Jahre nach der Entdeckung meines Tumors schätzte ich mich überglücklich, dass bisher kein Rezidiv oder ein neuer Krebs aufgetreten ist. Man sagte, dass das erste Jahr entscheidend sei und die Wahrscheinlichkeit eines Wiederauftretens an gleicher Stelle oder eines neuen Krebses mit jedem weiteren krebsfreien Jahr sinke. Nach drei Jahren war mein Kopf wieder frei. Ich konnte Vertrauen in meinen Körper zurückgewinnen und zuversichtlich in die Zukunft blicken. Bei mir war die Wahrscheinlichkeit, dass dieselbe Krebsart noch einmal auftrat laut Tumorbiologie und Oncotype-Test nur ein Prozent hoch. Low Risk, geringes Risiko. Hormonsensitiver Brustkrebs. Ich sollte mich glücklich schätzen.

OncotypeDX

Es gab verschiedene Gentests auf dem Markt, die unterschiedliche Indikationen und Zielgruppen sowie unterschiedliche Aussagewerte haben konnten. Der Oncotype DX-Test, eine genomische Untersuchung, war für meine Situation passend. Er untersuchte die Aktivität bestimmter Gene im Tumor, lieferte personalisierte Informationen – was nur dieser Test konnte -, war bei HRpositiv und Her2negativ und invasivem Tumor im Frühstadium angebracht, sagte das Rezidivrisiko voraus und es gab ihn bereits seit 2004. Er war noch 2020 einzigartig. Er wurde gestützt durch mehr als 20 medizinische Studien mit mehr als 70.000 TeilnehmerInnen. Es konnte eine Aussage über die biologische Aggressivität der Tumorzellen gemacht werden und es war ein gemischter Test, denn die Expression (Vervielfältigung) verschiedener Gene aus dem Tumorgewebe wurde genauso untersucht wie im genetischen Test die Erbsubstanz der Keimbahn, also des Organismus und damit das Vererbungsrisiko.

Aus dem Internet:

„Der Oncotype DX Breast Recurrence Score® Test wurde für Patientinnen mit HR+, HER2– Brustkrebs im Frühstadium entwickelt, um:

diejenigen Patientinnen zu identifizieren, die von einer Chemotherapie profitieren,die Grössenordnung des Chemotherapienutzens zu bestimmen,die Behandlung mit Chemotherapie zu personalisieren.Der Oncotype DX® Test ist der einzige Multigen-Test, mit dem nicht nur der Behandlungseffekt der Chemotherapie vorhergesagt werden kann, sondern der auch prognostische Aussagekraft für den Krankheitsverlauf hat“ (OncotypeDX, 2022).

Früh erkannt Ende November 2019 bei einer Ultraschalluntersuchung beim Gynäkologen als suspekter Mammabefund rechts hatte ich wirklich Glück. Mein Gynäkologe erklärte mir damals, dass er diese Stelle in meiner Brust bereits eine ganze Weile beobachte. Und als die Stelle sich zu verändern begann und wuchs, sagte er Bescheid und schickte mich zu weiteren Abklärungen. Er meinte, man müsse den richtigen Zeitpunkt abpassen. Zu früh erwähnt sei die Stelle vielleicht nicht richtig diagnostizierbar und verunsichere die Frau möglicherweise unnötig. Zu spät erwähnt könne es bereits Krebs sein und die Gefahr einer Metastasierung wachse. Ich war sehr froh, regelmäßig zur Früherkennung gegangen zu sein.

Inzwischen, drei Jahre nach meiner Diagnose und am Ende der Pandemie, hatte sich in der Krebsforschung, auch dank der Forschung zum Coronavirus, eine Menge getan. Methoden wurden schonender, Therapien individueller. Anfang 2023 beschloss die Bundesregierung, über 100 Milliarden weitere Euro in die Krebsforschung zu investieren.

Früherkennung

Ende November 2019 hatte ich die Früherkennungsuntersuchung mittels Abtasten und Ultraschall beim Gynäkologen.

„Ich will Sie jetzt nicht beunruhigen, aber ich sehe da eine Stelle im Ultraschall, die auf jeden Fall von onkologischen FachärztInnen näher untersucht werden sollte, nur um sicher zu gehen.“ Suspekter Mammabefund rechts.

„Und was bedeutete das konkret?“ fragte ich irritiert.

„Ich überweise sie ins Brustzentrum. Dort wird man eine Mammografie und eine Biopsie machen.“

Acht Tage später hatte ich nervös bis über beide Ohren einen Termin zur Mammografie. Soviel Angst hatte ich noch nie zuvor in meinem Leben. Ich konnte Krebs haben. Ich hatte riesengroße Angst vor Krebs. In meinem Kopf bestand – zu Unrecht - noch die Verbindung, dass eine Krebsdiagnose automatisch einen frühen Tod bedeutete.

Die beiden Frauen bei der Mammografie und Stanzbiopsie waren wahre Engel. Sie schafften es, mich zu beruhigen und erledigten ihre Arbeit mit großem Einfühlungsvermögen. Während der Stanze durfte ich die ganze Zeit die Hand der Assistentin drücken. Die Stanze war nur unangenehm, weil das Areal gut betäubt war, während die Ärztin mit einer Art hohlen Spritze mit großem Durchmesser ins Gewebe eindrang, unter Ultraschall versuchte, den identifizierten Bereich zu treffen und Gewebe zu entnehmen. Viermal.

Der Verdacht wurde abermals bestätigt.

Es fühlte sich an wie eine Vollbremsung, wie ein harter Aufprall bei einem Auffahrunfall. Es war gar nicht klar wie es weitergehen würde. Meine bisherigen Pläne verschwanden unter einem Schleier. Sehr viele Frauen äußerten ähnliche Empfindungen nach der Schockdiagnose Krebs.

Ein neuer Weg lag vor mir, ich kannte ihn bloß noch nicht. Es fühlte sich an wie eine neue Kletterroute, bloß oberhalb der Leistungsgrenze. Wenn man sonst alles richtig machte, konnte man in einer schwierigen Route fallen, das Seil fing einen auf, gehalten von der Sicherungspartnerin, bevor man unten aufschlagen konnte. Doch was konnte ich aktuell in der Situation beitragen und richtig machen? Es fühlte sich an, als ob man in einem Loch säße, wobei dieses Loch zum Glück schräge Wände hatte, so dass ich wieder herausklettern konnte.

Mir fiel das Buch „Krebs ist, wenn man trotzdem lacht“ von Sabine Dinkel (2017) in die Hände. Ich war so aufgeregt, dass ich zu meinem Mann sagte: „Heute Abend darfst du mich als eine der Leuchtkerzen auf unseren Adventskranz setzen.“ Dieses Buch kann ich uneingeschränkt empfehlen. Es ist so lustig geschrieben und macht soviel Mut, dass der Krebs ein bisschen seinen Schrecken verliert. Sehr zu empfehlen sind ebenfalls die Bücher von Janni & Rexrodt (2013) mit einem Portfolio aus Hintergrundinformationen, Ernährungs- und Sporttipps. Barnard & Reilly (2018) haben sich in ihrem Buch der gesunden Ernährung als Unterstützung im Genesungsprozess verschrieben. Buhl (2019) hält nicht nur viel Literatur zum Weiterlesen bereit, die Informationen hierzu finden sich im Literaturverzeichnis, sondern trägt diverse Erfahrungsberichte zusammen, die Mut machen. Ebenso möchte ich das Buch Mutmacherinnen erwähnen, das am 29. März 2022 erscheinen wird mit 24 Erfahrungsberichten und pragmatischen Tipps.

Mein Gynäkologe klärte mich nur basal auf über das, was da kommen könnte. Er zog alles in Betracht von einem falsch positiven Befund bis zur Mastektomie und Metastasierung, wobei Mastektomie und Metastasierung bei früh erkanntem Brustkrebs eher unwahrscheinlich seien, aber eben nicht ausgeschlossen. Das müsse alles erst untersucht werden. Die FachkollegInnen würden darüber im weiteren Prozess entscheiden.

„Ich habe vielleicht Brustkrebs“.

Mein Mann setzte sich kreidebleich auf die Couch. Ich erzählte ihm, was bisher untersucht worden ist.

„Sohni, komm‘ mal her, setz dich mal. Die Mama hat vielleicht Brustkrebs.“

So hatte ich sie noch nie gesehen. Die Angst stand ihnen ins Gesicht geschrieben.

Die weitere Familie wurde informiert. Auch von ihrer Seite kam tiefe Betroffenheit und gleichzeitig Unterstützung. Alle waren plötzlich todernst im wahrsten Sinne des Wortes. Wir wussten ja noch nicht genau, um welche Brustkrebsart es sich handelte und was die Operation über die Tumorbiologie ergeben würde.

Mein Vater war sofort da und half im Haushalt, um meinen Mann zu entlasten und unseren Sohn aufzubauen. Ich merkte, dass da etwas sehr Großes auf mich zurollte. Es fühlte sich schrecklich an, nicht zu wissen, was da eigentlich grad los war. Ich ließ los so gut es ging und begab mich in die Hände der ÄrztInnen und AssistentInnen.

Fünf Tage später fand die Befundbesprechung bei meinem Gynäkologen statt. Der Verdacht habe sich belastbar bestätigt, es sei ein maligner Tumor, also