Tagesreste - Franz Rothe - E-Book

Tagesreste E-Book

Franz Rothe

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Beschreibung

Das Büchlein erzählt von Erinnerungen an unwiederbringlich Vergangenes, insbesonders aus der Schulzeit und Studienzeit, und an das ernsthafte Musizieren mit Thomas Turner. Der Flötist Rothe und der Pianist Thomas Turner haben ein Repertoire klassischer Musik für Flöte und Klavier erarbeitet, und drei CDs eingespielt und herausgegeben. Dazu kommt aktuellerer email-Wechsel mit den Schulkamaraden, insbesonders über Literatur.

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Contents

I Erlebtes, Erträumtes und Erlesenes

I.1 Erste Einfälle, zumeist heiter

I.1.1 Meine Katze

I.1.2 Eigentlich ein Spaziergang

I.1.3 Die Katze ist verletzt

I.1.4 Plato und die Sklaverei

I.1.5 Werde Klempner!

I.1.6 Knecht Rupprecht hat auf der DB Verspätung

I.1.7 Musils Törleß fürs Theater

I.2 Tübingen, eine wichtige Station

I.2.1 Konzilianz

I.2.2 Erinnerung an KPH

I.2.3 Ein Traum von Tübingen

I.2.4 Was soll man schenken,— Gedanken, aber kein Rat

I.3 Zurück zur Schule

I.3.1 Die Einladung

I.3.2 Wer erzählt so nett von mir?

I.3.3 Die nicht so gute alte Zeit

I.3.4 Schultraumata

I.4 Naturphilosophie

I.4.1 Du kannst nicht nochmals in den selben Fluss steigen

I.4.2 Time travel

I.5 In der Gesellschaft

I.5.1 Merkels Überraschung

I.5.2 Antwort von Hans-Peter

I.5.3 Zu Ernst Bloch

I.5.4 Die Lemming-Universität

I.5.5 Kein Amerikaner

I.5.6 Hans-Peter und Erwachsenenbildung

I.5.7 Mit Giorgio Agamben verloren

I.5.8 Trost bei Günther Grass

I.6 Kafka

I.6.1 Beim Lesen von Kafkas ”Ein Landarzt”

I.6.2 Kafkas ”Der Nachbar”

II Mein Vater, Thomas Turner und etwas Flötenspiel

II.1 Zwei alte CDs

II.2 Die CDs mit Pianist Thomas Turner

II.3 Bemerkungen zu diesen Musikstücken

II.4 Meine Bearbeitung für zwei Flöten

II.5 Ein Schlusswort

Vorrede

Charlotte, November 11, 2021

Dieses ist ein Büchlein zur Unterhaltung. Dazu passt dass es aus einer fast vergangenen Zeit stammt, bevor die Katastrophen von Pandemie und Flut und Feuer noch schlimmer als je zuvor zugeschlagen haben. Die Freiheit für etwas so belangloses wie dieses Büchlein fehlt nun. So ist für die letzten zwei Jahre mein Gedankenaustausch verstummt.

Beim Wiederlesen der unachtsamen teils verlorenen Notizen die vor nun schon längerer Zeit an Verwandte und Klassenkaramaden gesandt worden waren, ist mir die vielfache Bereitschaft zur Antwort wieder aufgefallen. Im Ruhestand wegen meiner Sehschwäche, war mein Interesse an Literatur wieder erwacht, und der Austausch erschien lohnend. Im Rückblick darauf ist dieses kleine Bändchen doch noch zusammengekommen. Mein herzlicher Dank geht an alle Beteiligten und insbesondere Hans-Peter für seine ständige Aufmerksamkeit.

Part I

Erlebtes, Erträumtes und Erlesenes

1.1 Erste Einfälle, zumeist heiter

I.1.1 Meine Katze

Während ich den Klappentext,

der sich weltbewegend gibt,

mit dem Computer kopiere,

kippst du mit der Vorderpfote

das Glas Wasser auf dem Tisch um.

Ich muß lachen.

Du ziehst dich auf den Pappkarton in der Ecke zurück,

wendest mir den Rücken zu.

Ein schwarzer Streifen schwarzes Fell,

rechts und links davon, etwas unregelmäßig, blendend Weißes.

Wenn ich den schwarzen Fleck auf deiner rechten Hinterpfote sehe, nur der rechten,

erneuert sich meine Liebe von selbst.

Du magst nur das billige Dosenfutter und leckst an den Teppichfasern.

Hast schon zweimal gekotzt.

Die roten Flecken auf meinem Arm,

wirst du morgen früh wieder beissen?

I.1.2 Eigentlich ein Spaziergang

Bei dem Hilton Hotel fünf Autominuten von meinem Haus ist ein hübscher künstlicher See angelegt. Der Ort ist zur Erholung beliebt und wird von vielen Joggern, Tretbootfahrern und Spaziergängern aufgesucht. Nun sind die Grundstücke an einem Ufer verkauft worden und sollen neu bebaut werden. Ein hoher Maschendrahtzaun von der Strasse bis zum Ufer trennt das Gebiet ab. Die alten Gebäude dahinter werden abgerissen. Neulich fuhr ich wieder dorthin um zu sehen ob wenigstens eine Tafel mit Information über den jetzigen Bauherrn aufgestellt ist.

Mir fällt unterwegs ein dass ja noch meine drei Zimmerpflanzen bei dem kleinen Shop nebenan zur Aufbewahrung sind, wegen meiner Reise vorletzte Woche. Ich fahre hin um die Pflanzen abzuholen. Beim Betreten des Ladens sehe ich wie eine Kundin gerade ihre Pflanze in Empfang nimmt und mit 20 Euro bezahlt. Ich gebe der Bedienung meinen Zettel. Sie bringt einen Pappkarton, an dessen Rand ich meine drei Pfanzen in Plastikhüllen gequetscht erahnen kann. ”95 Euro”. ”Aber es kostet doch nur 20 Euto pro Pflanze”. ”Aber Ihre Pfanzen waren im öffentlichen Raum und stark beschädigt”. Noch während ich erklären will dass sie die Pflanzen beschädigt hat, wühle ich schon in meiner Geldbörse. Da sind nur 20 Euro Noten. Ich will ihr fünf Noten geben. ”Das kostet noch 20 Euro Wechselgebühr zusätzlich”. Wieder wühle ich. Da sind plötzlich viele 1 Euro Noten, Sie sind etwas kleiner, ganz abgegriffen und schwarz mit altertümlichen Schnörkeln bedruckt. Sie will sie nicht. Ich suche und suche. Ein Wind kommt auf. Der ganze Kiok fährt und ich darin sitzend, dazu noch ohne Dach. Ich lege die Noten sortiert auf mehrere Haufen etwas vom Luftzug geschützt. Das ist eine 150 Euro Note und etwas neuere schwarze 15 Euto Noten. Ich habe sie vorher noch nie gesehen.

Mit einigem Zählen kann ich vielleicht der Summe näherkommen. Der Kiosk fährt immer weiter, an einigen Bäumen vorbei. Nach fünf Minuten geht die Fahrt rückwärts, hoffentlich zurück. Ich stecke einen dicken Packen von 1 Euro Noten in einen Beutel. Dann die anderen Noten in einen anderen Beutel bevor alles Geld weggeweht wird. Nach dem Bezahlen verlasse ich den Kiosk mit den drei Pflanzen und suche mein gelbes Auto. Nie mehr werde ich diesen Kiosk betreten.

Ich muss mein Auto wenden. Das geht nur wenn ich da einen kleinen Weg hineinfahre. Am Ende ist ein Platz mit Kies- und Sandhaufen. Nun sehe ich dort viele Kinderautos. Die Kinder fahren fröhlich die Kies- und Sandhaufen hinauf und hinunter. Da ist kaum Platz um mein Auto sicher zu wenden. Ich steige aus und ziehe das Auto von Hand mit dem Abschleppseil mehrmals hin und her. Schliesslich ist das Auto gedreht und ich könnte den Kiesplatz fast verlassen.

Da kommt ein Vierjähriger auf seinem Spielzeugauto angefahren und stellt sich vor mein rechtes Vorderrad. ”Könntest du bitte eben beiseite fahren” ”Das hier ist unser Spielplatz”. Der Junge ist aufgestanden und fällt mit dem Spielzeugauto um, direkt vor meinen Rädern. Mit Hilfe des Abschleppseils muss ich mein Auto wieder zurück- und noch mehrmals vor- und zurückziehen. Das klappt glücklicherweise.

Ich bin nun zu Hause angekommen und will noch meine Füsse waschen. Vor dem Waschbecken mit nassen Füssen suche ich ein Handtuch. Nur im Schrank nebenan ist noch ein Trockenes. Die Katze liegt malerisch hingesteckt zu meinen Füssen auf den Steinfliessen. Ich kann keinen Schritt tun.

I.1.3 Die Katze ist verletzt

Meiner Katze geht es immer noch schlecht. Sie kommt gerade, setzt sich auf die Tastatur, fragt mich was ich da tue. Sie will auch auf meinen Schoss. Ich kann fühlen dass sie wieder Fieber hat. Die böse Wunde am linken Hinterbein kann ich jetzt sehen. Sie heilt immer noch nicht gut. Alles ist letzten Dienstag geschehen. Die Strassenbauarbeiten haben sie wohl so geschreckt dass sie durch ein Fenster mit zerbrochenem Glass in ein unbewohntes Haus in der Nachbarschaft gesprungen ist? Das geschah jedenfalls letzten Dienstag Morgen. Am Abend habe ich sie wieder gesehen, aber noch nichts von der Verwundung gewusst. Das gab einen bösen Kratzer zur Begrüssung.

Seit einer Woche lebt das Tier nur noch im Haus bei mir. Wenn sie gesund wäre hätte sie mich schon längst geplagt und so lange miaut bis ich das Fenster aufmache und sie wieder für den Tag, manchmal zwei einfach weg ist. Wann kommt ein solches Leben wohl wieder.

Jetzt ist ihr Unfall gerade acht Tage her. Nachdem ich heute morgen vom Kaufmann zurückkomme ist sie verschwunden, dabei war doch am Küchenfenster nur oben ein kleiner Spalt offen.

I.1.4 Plato und die Sklaverei

Der Professor hat eine halbe Stunde lang doziert. Nun sind beide Wandtafeln vollgeschrieben. Er nimmt den Wischlappen zur Hand und zögert. ”Im Alten Athen wäre da nun ein Sklave der die Tafel wischt”. Es ist ihm so rausgerutscht.

”Übrigens, wisst ihr dass Plato dreimal nach Sizilien gesegelt ist, in der Absicht dort einen idealen Staat zu gründen? Beim dritten Mal trifft er auf den Tyrannen Dionysos. Manche Historiker sagen, er hatte versprechen müssen zurüclzukommem. Gerade hat er dem Tyrannen sein Vorhaben erklärt.

”Du sagst mir also dass in deinem Staat jeder Mann und jede Frau die Arbeit tut für die sie am besten geeignet sind.” ”Ja, Herr Dionysos”. ”Na lass mal sehen”. Der Tyrann tritt näher an Plato heran und fasst ihn ein bisschen am Oberarm. ”Gesunder Kerl, kräftige Muskeln!”. Er holt aus:

”Da trifft es sich ja genau richtig dass morgen früh mein grosser Sklavenmarkt eröffnet wird. Wasserträger werden in meiner blühenden Ökonomie dringend gebraucht. Wir werden dich gleich am Eingangstor rechts anbieten. Glänzende Verkaufsaussichten! Und noch bevor die Sonne gen Mittag steht, brauchst du keine Liegestütze mehr zu machen. Dann kannst du etwas Nützlicheres tun.”

Und ob Platos Freunde nun gleich hinter der Tür zugehört hatten und ihn befreien konnten, oder ob sie Plato erst am nächsten Morgen auf dem Sklavenmarkt freigekauft haben, das ist nicht überliefert. Auf jeden Fall haben es Plato und seine Freunde geschafft, nach Athen zurück zu segeln. Und erst nachdem sein Versuch einen idealen Staat zu gründen ein drittes Mal gescheitert war, hat er in Athen die Akademie gegründet. Daraus wurde die erste Universität.

”Und hat er danach weiterhin die Sklaverei befürwortet?” fragt ein Student in der letzten Reihe. ”Es ist ja so weniges sicher überliefert. Aber ich glaube ja.” antwortet der Professor und beginnt die Tafel zu löschen.

I.1.5 Werde Klempner!

Es war einmal ein Professor für Mathematik. Es ging ihm auch recht gut, bis auf eine Kleinigkeit die ihn zu Hause störte. Alle Wasserhähne tropften und tropften. Er hatte schon so manche freie Stunde vergeudet und versucht es selber zu beheben, nun hatte er es satt und rief einen Klempner. Der konnte den Mangel auch recht schnell beseitigen, zur Zufriedenheit des Professors. Jedenfalls bis der Klempner dann schliesslich auf seinen Notizblock einige fast unleserliche Zeichen und Zahlen kritzelte und den Zettel dem Professor reichte. Der schaute darauf und war entsetzt. ”Das ist ja ein Drittel meines Monatsgehalts.” ”Herr, dann kommen sie doch zu uns und werden Klempner.” Der Professor fand den Vorschlag erwägenswert. ”Nur eines muss ich Ihnen noch sagen. Die Meister bei uns mögen keine gebildeten Lehrlinge, und nehmen sie oft gar nicht. Also sagen Sie am besten dass Sie nur sieben Jahre Volksschule haben.”

Der Professor geht entschlossen zum Lehrmeister. Der Trick mit den sieben Jahren Volksschule hat gewirkt. Nun geht er dreimal die Woche in die Klempnerlehre. Er kann schon Gewinde schneiden und sogar die Dicke eines Rohres hat er richtig gemessen. Bald ist die Gesellenprüfung bestanden. Das neue Leben winkt mit bald mehr Geld. Und das bringt Vorteile.