Taishin Ryu Kobujitsu - Thomas Klein - E-Book

Taishin Ryu Kobujitsu E-Book

Thomas Klein

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Beschreibung

Das TAISHIN RYU KOBUJUTSU ist eine Symbiose aus altem und neuem bzw. traditionellem und modernem. Aus dem alten und traditionellen stammen die Begriffe Techniken, Werte, Philosophie, Etikette und Umgangsformen. Das neue und moderne umfasst den Pragmatismus und die Anwendbarkeit auf die heutige Zeit sowie die Zielorientiertheit im Nutzen. Beispielsweise werden neben Faust-, Hand- und Armtechniken auch ein großes Spektrum an Fuß- und Beintechniken sowohl zur Abwehr als auch zum Angriff trainiert, um die Waffentechniken damit universal und flexibel zu unterstützen. Um einen Gegner zu Boden zu bringen und dann zu kontrollieren, sind darüber hinaus entsprechende Techniken einschließlich Würfe, Hebel, Würger und Bodentechniken beinhaltet. Großer Wert wird auch auf eine gute Fallschule gelegt, um damit entsprechende Stürze in einem Kampf zu mildern. TAISHIN RYU - die Körper-/ Geist-Schule - betont das Streben nach der Einheit zwischen Körper und Geist. Das TAISHIN RYU KOBUJUTSU ist daher nicht nur ein reines Training, sondern es muss vielmehr als Lebensweg verstanden werden, der uns im Alltag Rückhalt und Stärke geben kann. Das TAISHIN RYU KOBUJUTSU impliziert verschiedenartige Waffengattungen verschiedener Zeitepochen, Herkunft, An- und Verwendung. Trainiert werden folgende Waffenkünste: KENJITSU, TANTOJITSU, HANBOJITSU, TANBOJITSU, TONFAJITSU, HOJOJITSU und YAWARABOJITSU.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort Thomas Klein

Vorwort Guido Sieverling

Kapitel1 Grundsätzliches

1.1 Die traditionellen Waffenkünste des K

OBUJITSU

im feudalen Japan

1.2 Was ist T

AISHIN

R

YU

K

OBUJITSU

~

1.3 Welche traditionellen Waffen beinhaltet das T

AISHIN

R

YU

K

OBUJITSU

1.3.1 K

ENJITSU

1.3.2 T

ANTOJITSU

1.3.3 H

ANBOJITSU

1.3.4 T

ANBOJITSU

1.3.5 T

ONFAJITSU

1.3.6 Y

AWARABOJITSU

1.3.7 H

OJOJITSU

1.4 Grundschule – K

IHON

-W

AZA

1.5 Etikette – R

EISHIKI

1.6 Dojo-Regeln – D

OJOKUN

1.7 Meditation/Konzentration und Gruß/Verbeugung – M

OKUSO

und R

EI

Kapitel 2 Basis-Techniken - Taihen Waza

2.1 Fallschule – U

KEMI

2.2 Verteidigungsstellung & Waffenhaltung – J

IGOTAI

D

ACHI

und B

UKI

K

AMAE

2.3 Grundübungen - S

UBURI

K

EIKO

2.4 Waffenzieh- und Wegstecktechniken – I

AI

W

AZA

2.5 Bewegungsschule – S

ABAKI

Kapitel 3 Angriffstechniken

- Seme Waza

3.1 Arten des bewaffneten und unbewaffneten Angriffs

3.2 B

UKINOBU

S

EME

W

AZA

– bewaffnete Angriffstechniken

3.3 T

OSHUNOBU

S

EME

W

AZA

– unbewaffnete Angriffstechniken

Kapitel 4 Abwehrtechniken - Uke Waza

4.1 Arten der bewaffneten und unbewaffneten Abwehr

4.2 B

UKINOBU

U

KE

W

AZA

– bewaffnete Abwehrtechniken

4.3 T

OSHUNOBU

U

KE

W

AZA

– unbewaffnete Abwehrtechniken

Kapitel 5 Wurftechniken - Nage Waza

5.1 Arten der bewaffneten und unbewaffneten Würfe

5.2 B

UKINOBU

N

AGE

W

AZA

– bewaffnete Wurftechniken

5.3 T

OSHUNOBU

N

AGE

W

AZA

– unbewaffnete Wurftechniken

Kapitel 6 Hebeltechniken - Kansetsu Waza

6.1 Arten der bewaffneten und unbewaffneten Hebel

6.2 B

UKINOBU

K

ANSETSU

W

AZA

– bewaffnete Hebeltechniken

6.3 T

OSHUNOBU

K

ANSETSU

W

AZA

– unbewaffnete Hebeltechniken

Kapitel 7 Würgetechniken - Jime Waza

7.1 Arten des bewaffneten und unbewaffneten Würgens

7.2 B

UKINOBU

J

IME

W

AZA

– bewaffnete Würgetechniken

7.3 T

OSHUNOBU

J

IME

W

AZA

– unbewaffnete Würgetechniken

Kapitel 8 Bodentechniken - Ne Waza

8.1 Arten des bewaffneten und unbewaffneten Bodenkampfes

8.2 B

UKINOBU

N

E

W

AZA

– bewaffnete Bodentechniken

8.3 T

OSHUNOBU

N

E

W

AZA

– unbewaffnete Bodentechniken

Kapitel 9 Harmonisch-energetische Techniken - Aiki Waza

9.1 Arten der bewaffneten und unbewaffneten harmonischen Energie

9.2 B

UKINOBU

A

IKI

W

AZA

– bewaffnete harmonische Energietechniken

9.3 T

OSHUNOBU

A

IKI

W

AZA

– unbewaffnete harmonische Energietechniken

Kapitel 10 Halte- & Kontrolltechniken - Gatame Waza

10.1 Arten der bewaffneten und unbewaffneten Kontrolle und Festlegung

10.2 B

UKINOBU

G

ATAME

W

AZA

– bewaffnete Halte- und Kontrolltechniken

10.3 T

OSHUNOBU

G

ATAME

W

AZA

– unbewaffnete Halte- und Kontrolltechniken

Kapitel 11 Halte- & Grifflösetechniken – Gatame Uke Waza

11.1 Arten des bewaffneten und unbewaffneten Grifflösens

11.2 B

UKINOBU

G

ATAME

U

KE

W

AZA

– bewaffnete Halte-/ Grifflösetechniken

11.3 T

OSHUNOBU

G

ATAME

U

KE

W

AZA

– unbewaffneteHalte-/Grifflösetechniken

Kapitel 12 Selbstverteidigung - Goshin

12.1 Arten der bewaffneten und unbewaffneten Selbstverteidigung

12.2 B

UKINOBU

G

OSHIN

– bewaffnete Selbstverteidigung

12.3 T

OSHUNOBU

G

OSHIN

– unbewaffnete Selbstverteidigung

Kapitel 13 Form – Kata

13.1 Was sind Waffen-K

ATA

S

und wofür sind sie gut?

13.2 Grundschul-Waffenformen - K

IHON

K

ATA

13.2.1 K

IHON

K

ATA

T

ANTOJITSU

13.2.2 K

IHON

K

ATA

T

ONFAJITSU

13.2.3 K

IHON

K

ATA

Y

AWARABOJITSU

13.3 Schülerprogramm-/Meisterprogramm-Waffenformen – K

YU

- / D

AN

-K

OBU

-K

ATA

13.3.1 K

YU

K

OBU

K

ATA

K

ENJITSU

I

CHI

13.3.2 K

YU

K

OBU

K

ATA

H

ANBOJITSU

S

HI

13.3.3 K

YU

K

OBU

K

ATA

T

ANBOJITSU

S

HI

(N

I

- T

ANBOJITSU

)

Kapitel 14 Freikampf – Kumite

14.1 Was ist K

UMITE

und wofür ist es gut?

14.2 Grundschulwaffenfreikampf - K

IHON

K

UMITE

14.3 Festgelegter Waffenzweikampf – K

UMI

…T

ACHI

…T

ANTO

…Y

AWARABO

…H

ANBO

…T

ANBO

…T

ONFA

…H

OJO

∞ 1

st

KUMI

∞ 2

nd

K

UMI

∞ 3

rd

K

UMI

∞ 4

st

K

UMI

∞ 5

st

K

UMI

∞ 6

st

K

UMI

∞ K

I

M

USUBI NO

14.4 Freier Waffenkampf - J

IYU

K

UMITE

Kapitel 15 Theorie

15.1 A

TEMI

-

TE

/ K

YUSHO

– Druck-/Schlag-/Stoß-/Nervenpunkte

15.2 Notwehr-/Waffenrecht-Recht

∞ Waffenrecht „K

ATANA

/ B

OKKEN

∞ Waffenrecht „T

ANTO

∞ Waffenrecht „Y

AWARABO

/H

OJO

∞ Waffenrecht „H

ANBO

/T

ANBO

∞ Waffenrecht „ T

ONFA

15.3 Historie und Hintergründe

Informationen zum Autoren H

ANSHI

Thomas „Tom“ Klein

Bild- und Grafikverzeichnis

Vorwort

Thomas Klein

Der Mythos der SAMURAI verbunden mit dem Kodex des „BUSHIDO“, dem „Weg des Kriegers“, lässt in der hiesigen westlichen Hemisphäre oft viele Illusionen entstehen, u.a. die des unbesiegbaren japanischen Schwertkämpfers mit übernatürlichen Fähigkeiten. Teilweise besteht auch der respektvolle Wunsch, solche Fähigkeiten sich ebenfalls anzueignen und diese „Künste“ beherrschen zu können. Gespeist wird dieser Wunsch zum einen durch die allgemein vorfindbare Faszination am „Osten“ und deren Philosophie. Zum anderen auch von Produktionen und damit verbundenen Beeinflussungen einer auf „Action“ und Unterhaltung ausgerichteten Filmindustrie. Diesen Illusionisten sei aber gesagt, der „Weg des Kriegers“ ist lang und mühsam, jedoch auch interessant und letztendlich doch ergebnisreich. Dies hinsichtlich der erkennbaren psychischen und physischen Fortschritte im (Lebens-) Training. Man muss sich nur auf den Weg begeben und etwas Geduld und auch Interesse mitbringen.

Die nachfolgenden Ausführungen und Darstellungen sollen helfen und unterstützen, den Interessierten den „Weg“ zu ebnen und insgesamt das „TAISHIN RYU KOBUJITSU“ dabei vorstellen.

Im „TAISHIN RYU KOBUJITSU“ lebt „BUSHIDO“, der traditionelle Ehrenkodex der SAMURAI weiter, auch wenn die Bedeutung heutzutage offensichtlich etwas nachgelassen hat. Die Prinzipien und die Philosophie des BUSHIDO sind jedoch weitreichender als aus dem vergangenen zeitlichen Kontext Japans überliefert worden ist. Geprägt wurde diese Philosophie wiederum vom ZEN-Buddhismus. Es hat heute durchaus noch seine Bedeutung in den traditionellen japanischen Kampfkünsten. Im Training ist der Gegner daher nicht als feindlich anzusehen, sondern vielmehr als Partner, der es einem ermöglicht, seine Fortschritte zu prüfen und den „Weg“ erfolgreich zu beschreiten. Die traditionellen Werte des BUSHIDO umfassen auch noch heute gültige bzw. wünschenswerte Tugenden wie Treue, Loyalität, Ehrgefühl, Geduld, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit, Ausdauer, Fleiß, Einfachheit und Bescheidenheit.

Das vorliegende traditionelle Waffensystem des „TAISHIN RYU KOBUJITSU“ ist kein klassisches KOBUDO - / KOBUJITSU - (Okinawa-Waffen) und auch kein klassisches BUJITSU- (SAMURAI-Waffen) System. Es beinhaltet Waffengattungen aus beidem und soll auf die heutige moderne Welt anwendbar sein. Zielgruppe sollen dabei Menschen sein, die zum einen die „alte Kriegskunst“ aus Spaß am Üben mit traditionellen Waffen erlernen und/ oder zum anderen sich damit auch verteidigen können wollen. Zielgruppe sollen aber auch Menschen sein, die sich beispielsweise aus beruflichen Gründen mit dem Waffentraining auseinandersetzen wollen und müssen (z.B. Polizei, Sicherheitskräfte und –dienste, usw.). Die Zeiten haben sich eben geändert und das Schlachtfeld von heute ist halt die „Straße“. Die Kampfkunst muss sich dem anpassen. Dem soll durch die nachfolgenden Ausführungen und Darstellungen Rechnung getragen werden.

Die Inhalte und das Prüfungsprogramm des „TAISHIN RYU KOBUJITSU“ sollen Lernende vom Einfachen zum Schweren führen. Es baut chronologisch auf und entwickelt sich technisch schrittweise weiter. Zunächst wird sehr viel Wert auf die Grundschule gelegt. Später fließt die Grundschule in komplexe Bewegungsabläufe mit dem Ziel ein, diese in freie Waffen- und Körpertechniken umzusetzen. Auch hier heißt es: „Der Weg ist das Ziel!“. Durch jahrelanges Training mit dieser Kampfkunst werden sich mit der Zeit wahre Meister im Umgang mit diesen Waffen entwickeln. Daher viel Spaß beim Training und viel Erfolg bei der nächsten Prüfung.

Den Grundstein legt der Übende selber.

HANSHI Thomas „Tom“ Klein

"In all deinen Schlachten zu kämpfen und zu siegen ist nicht die größte Leistung. Die größte Leistung besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne einen Kampf zu brechen.“

(SUN-TSU, „Die Kunst des Krieges“)

Vorwort

Guido Sieverling

Kann man ein Buch schreiben, wenn man seinen Buchpartner noch nie gesehen hat? Bei der Zusammenarbeit mit Thomas Klein, den ich zufällig im Internet kennenlernte, klappte dies sogar mehr als gut. Es gab nicht nur intensive Telefonate, sondern auch unzählige emails. Tom, es hat super mit Dir funktioniert!

Tom schickte mir alle benötigten Unterlagen/Bilder zu und ich entwarf daraus das nun vorliegende Werk.

Ich selber wurde im Jahr 1968 geboren. Seit dem Jahr 1984 habe ich acht verschiedene Kampfstile trainiert, wie beispielsweise NINJUTSU, SHAOLIN KUNG FU und WING CHUN KUNG FU. Diese Vielfältigkeit an Erlerntem sehe ich persönlich als das an, was es tatsächlich ist: Erweiterung und Bereicherung von Wissen, Erfahrung, Lebenseinstellung und Bewusstsein.

Durch die umfassenden Kenntnisse und die daraus resultierenden Kontakte veröffentlichte ich im Bereich der Kampfkunst, des Kampfsports und der Selbstverteidigung bisher 20 Bücher. Hiervon entstand der größte Teil in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Meistern.

Jeder Mensch ist ein Individuum und besitzt andere geistige und körperliche Voraussetzungen. Diese sollten auch genutzt und nicht vergeudet werden. Möge dieses Buch all denen helfen, die sich ihre eigenen Gedanken machen und nicht nur nacheifern, was ihnen vorgemacht wird…

Guido Sieverling

Kampfkünstler und Autor

Kapitel 1:

Grundsätzliches

1.1 Die traditionellen Waffenkünste des KOBUJITSU im feudalen Japan

„KOBUJUTSU“ () bedeutet übersetzt so viel wie „Alte Kriegskunst“ und galt als eine Kriegskunst im feudalen Japan, bei welcher der Kampf mit und ohne traditionelle Waffen, wie dem Schwert (KATANA), Messer (TANTO), Stock (BO) und auch anderen alltäglichen Arbeitsgeräten gelehrt wurde. Die Bezeichnung wird als Sammelbegriff für den Umgang mit allen traditionellen japanischen Waffen gebraucht und bezieht sich sowohl auf die Künste des KOBUDO (OKINAWA -Waffen) als auch auf die Waffen der SAMURAI (BUJITSU) und auch der NINJA (NINJUTSU). Es bezeichnet auch die Kampfkunst mit den in Japan entwickelten volkstümlichen Waffensystemen i.d.R. der rangniederen Bevölke-rung aus Japan und Okinawa und begründet eine ungenaue Abgrenzung zu den Waffentechniken der professionellen Krieger (SAMURAI bzw. BUSHI). Diese wurden dann auch oft als „kleine Kriegskunst“ () bzw. „einfaches Waffenhandwerk“ der „niederen“ angesehen. Ausübende, Waffenhersteller und -entwickler waren sowohl Angehörige der professionellen „Kriegerkaste“, als auch Landbauern (KOBUDO), (Krieger-) Mönche (SHOHEI) und „Geheimbund-Angehörige“ (NINJUTSU).

Die Kampfsysteme Japans unterschieden Waffensysteme im Sinne der „bewaffneten Hand“ (BUKI- HÔ: KOBUJUTSU) und Kampfsysteme der „leeren Hand“ (KARA-HÔ: TAIJUTSU). Die Entstehung des „KOBUJUTSU“ wird einerseits der japanischen Landbevölkerung zugeordnet, aber auch der Aristokratie und den Staatsdienern. So wurden beispielsweise viele Kata's von Staatsdienern oder Angehörigen des Adelsstandes entwickelt. Obwohl die Waffenbezeichnungen (BUKI) oft miteinander kollidierten, unterschieden sie sich doch in Methode, Ursprung, Anwendung und Ausübung. Lediglich auf Okinawa war das KOBUJUTSU ein Waffensystem des Volkes, das die Handhabung verschiedener Arbeitsgeräte, die zu unkonventionellen Waffen umfunktioniert wurden, bezeichnete.

1.2 Was ist TAISHIN RYU KOBUJITSU?

Das „TAISHIN RYU KOBUJUTSU“ ist eine Symbiose aus altem und neuem bzw. traditionellem und modernem. Aus dem alten und traditionellem stammen die Begriffe, Techniken, Werte, Philosophie, Etikette und Umgangsformen. Das neue und moderne umfasst den Pragmatismus und die Anwendbarkeit auf die heutige Zeit sowie die Zielorientiertheit im Nutzen.

Die Zeiten haben sich geändert. Das Schlachtfeld von früher, wo diese regulären Waffen zum Kriegs- und Kampfgewinn eingesetzt wurden, ist heute die Straße, wo man auch „nur“ überleben will. Das Führen solcher Waffen wäre in der heutigen Zeit auch nicht erlaubt, da sie meistens unter das Waffenrecht fallen würden. Eine Verbindung herzustellen, zwischen erlaubten, mitgeführten Gegenständen und dem Können, mit solchen Gegenständen umgehen zu können, macht in der heutigen Zeit jedoch schon Sinn. Dies zieht auch den Umstand mit ein, dass ein KOBUJITSUKA in der Lage sein muss, sich gegen alle Arten von Angriffen wehren und auf jede Bewaffnung des Gegners angemessen reagieren zu können, wenn dieser mal seine Waffe verlieren sollte. Dies erfordert zudem eine hohe Flexibilität, Konzentrations- und Anpassungsfähigkeit, ferner auch einen starken Kampfgeist und technisches Können. Zur Wahrung der Flexibilität und Anpassung an die Moderne werden auch Körpertechniken ohne Waffen eingesetzt. Beispielsweise werden neben Faust-, Hand-und Armtechniken auch ein großes Spektrum an Fuß- und Beintechniken sowohl zur Abwehr als auch zum Angriff trainiert, um die Waffentechniken damit universal und flexibel zu unterstützen. Um einen Gegner zu Boden zu bringen und dann zu kontrollieren, sind darüber hinaus entsprechende Techniken einschließlich Würfe, Hebel, Würger und Bodentechniken beinhaltet. Großer Wert wird auch auf eine gute Fallschule gelegt, um damit entsprechende Stürze in einem Kampf zu mildern.

Der Einsatz von Waffen wird im technischen Sinne als Verlängerung der Arme angesehen und kann jeder Zeit mit anderen Alltagsgegenständen (z.B. Schlüsselbund, Zeitschrift, Schirm) ausgetauscht und gegen einen potentiellen Angreifer eingesetzt werden. Darin steckt - auf die heutige Zeit übertragen – der moderne (jap.: GENDAI) „Selbstverteidigungsgedanke“ (jap.: GOSHIN), indem wir uns mit Gegenständen des täglichen Lebens verteidigen können. Dies setzt einerseits voraus, dass wir KOBUJUTSU verinnerlichen und uns dann erst darauf beziehen können. Andererseits ist auch ein hohes Maß an Kompatibilität gefragt. Die verschiedenen Waffenarten dürfen zwar ihre „Eigenarten“ haben, müssen aber in ihrer Ausübung technisch zueinander passen und sind jederzeit austauschbar, so dass für den Praktizierenden keine größere Umstellung erforderlich ist. Am besten auch bei den waffenlosen Techniken.

Dies alles, sowie die Auswahl bestimmter Waffen, wurden im „TAISHIN RYU KOBUJUTSU“ berücksichtigt. Die Ursprünge dieses Stiles sind in den Kampf- und Waffenkünsten der japanischen Polizei und Wachleute zu finden. Meistens wurden erfahrene und gut ausgebildete SAMURAI (dt.: „der Dienende/Vasall“) zur Wahrung der Sicherheit in den Polizeidienst eingesetzt. Die japanische Polizei (KEISATSU ~ ) unterschied sich in den jeweiligen Zeitepochen, dennoch wurden bei ihr Waffen entwickelt, die zum „KOBUJUTSU“ in Japan zu zählen sind. Jeder militärische Clan hatte in den Provinzen seine eigene Polizei, deren Hauptaufgabe es war, Gesetz und Ordnung aufrecht zu erhalten. Diese amtlich autorisierten Ordnungs- und Sicherheitskräfte standen dann häufig vor der Aufgabe, gefährlichen und schwer bewaffneten Rechtsbrechern gegenüber zu stehen. Diese galt es dann beispielsweise zwecks einer Festnahme der Gerichtsbarkeit und einer angemessenen Verurteilung zuzuführen oder auch gleich zu eliminieren. Durch die Weiterentwicklung entsprechender Waffentechniken wurde deren Ausübung immer mehr praxisbezogen und es entstand mit der Zeit eine hohe und praxisnahe Kunst im flexiblen Waffenumgang. „TAISHIN RYU“ - die Körper-/ Geist-Schule - betont das Streben nach der Einheit zwischen Körper und Geist. Demnach wird neben dem Körper auch der Geist trainiert. In der Ausübung wird sich nicht nur auf den körperlichen Vorgang bzw. Fortschritt beschränkt. Vielmehr sollte die Entwicklung, das Vorankommen und der Fortschritt durch unseren Geist gesteuert werden: „SHIN KEN TAI NO ICHI“ („GEIST-SCHWERT-KÖRPER SIND EINS“). Beide Ebenen werden immer zusammen trainiert. Es findet auf diesem Wege nicht nur eine Körper-, sondern gleichzeitig auch eine Geistschulung statt. Das „TAISHIN RYUKOBUJUTSU“ ist daher nicht nur ein reines Training, sondern es muss vielmehr als Lebensweg verstanden werden, der uns im Alltag Rückhalt und Stärke geben kann.

1.3 Welche traditionellen Waffen beinhaltet das TAISHIN RYU KOBUJITSU?

Das „TAISHIN RYU KOBUJUTSU“ impliziert – wie bereits angeführt – verschiedenartige Waffengattungen verschiedener Zeitepochen, Herkunft, An- und Verwendung (BUJITSU / NINJUTSU / KOBUDO, u.a.). Aus der Vielzahl an verschiedenen, traditionellen KOBU-Waffen, es gab Hunderte, wurden bestimmte traditionelle Waffen ausgesucht. Auswahlkriterium für die sieben KOBU-Waffen des TAISHIN RYU KOBUJUTSU waren zum einen der historische Ursprungs- und zum anderen der pragmatische Verwendungskontext in der Gegenwart. Näheres ergibt sich aus den nachfolgenden Ausführungen. Trainiert werden im TAISHIN RYU KOBUJUTSU folgende Waffenkünste:

K

ENJITSU

:

Schwertkampf inkl. I

AI

- (Schwertziehen) & B

OKKENJITSU

(Holzschwertkampf)

T

ANTOJITSU

:

Dolch-/Messerkampf als Ergänzungswaffe der S

AMURAI

inkl. N

ITANTOJITSU

(Zweimesserkampf)

H

ANBOJITSU

:

Halblangstockkampf (ca. 92 cm) inkl. Unterschiedlicher Handhaltungen (Ein- & Doppelhandhaltung)

T

ANBOJITSU

:

Kurzstockkampf (ca. 50 - 60 cm) inkl. N

ITANBOJITSU

(Zweistockkampf)

T

ONFAJITSU

:

Mehrzweckeinsatzstockkampf (ca. 50 - 60 cm mit Griffstück) inkl. N

ITONFA

(Zweistockkampf)

Y

AWARABOJITSU

:

Kampf mit dem Nervenstock (ca. 10 – 15 cm) inkl. N

IYAWARABOJITSU

(Zweihandnervenstockkampf)

H

OJOJITSU

:

Seilkampf und Fesseltechniken inkl. unterschiedlicher Handhaltungen

Das „KATANA“ (Langschwert) im KENJITSU beispielsweise steht symbolträchtig für die „alte“ Zeit in Japan und deren Bewaffnung. Ein SAMURAI ohne sein Schwert ist heute sicherlich nicht vorstellbar. Die Schwertkunst steht daher auch an erster Stelle der verwendeten Waffen. Dies gilt auch für das TANTO (Dolch, Messer), als Schwert-Ergänzungswaffe. Die japanischen Polizei- und Ordnungskräfte – insbesondere als Samurai – verwendeten diese Waffen ebenfalls. Aber auch Holzstöcke (u.a. YAWARABO/TANBO/HANBO ~ Nerven-/Kurz-/halblanger Stock) in verschiedenen Größen, um ihren Auftrag und ihrer Aufgabe nachgehen zu können. Diese waren zudem gut transportierbar und resultierten zum Teil aus dem Alltag bzw. wurden dort verwendet, wie beispielsweise der HANBO als Wanderstab.

Das HOJO hatte vielmehr einen pragmatischen und aufgabenbezogenen Zweck. Um ggf. Fesselungen von Gesetzesbrechern vornehmen zu können, wurde ein Seil verwendet, mit dem man auch angreifen (z.B. indem man die Enden mit Gewichten aus Holz oder Metall beschwerte) und sich verteidigen konnte. Dieses konnte verdeckt an oder in der Kleidung getragen werden und wird auch heute noch von polizeilichen Einsatzkräften in Japan verwendet.

Lediglich der TONFA hat eine andere Herkunft. Er ist eine klassische Waffe des KOBUDO aus OKINAWA. Aber auch er hat noch heute einen pragmatischen und taktischen Nutzen und wird von vielen polizeilichen und sonstigen Einheiten auf der ganzen Welt als Einsatzmittel mit unterschiedlichen Bezeichnungen (z.B. MES - Mehrzweckeinsatzstock oder EMS - Einsatzmehrzweckstock) im Sicherheitsbereich eingesetzt.

Der praktische Nutzen des Trainings der verwendeten Waffen im „TAISHIN RYU KOBUJUTSU“ besteht daher – mit Ausnahme des KATANA, das, wie bereits angeführt, lediglich symbolträchtigen Charakter hat und als Synonym für die „alte“ Zeit in Japan und deren Bewaffnung steht - in der Kompatibilität und Austauschbarkeit der Waffen. So kann der Stock mit einem Spazierstock, Regenschirm, Zeitschrift u.ä., das Seil mit einem Gürtel, Schal, Kleidungsteil u.ä. und der Nervenstock mit einem Stift, Schlüssel, Werkzeug u.ä. getauscht werden, um denselben Effekt wie bei dem Einsatz der Waffen zu erreichen. Einsatzstöcke - egal mit Griff oder ohne und egal wie lang -, Einsatzmesser und Einsatzfessel werden im Sicherheitsbereich eingesetzt. Dies beweist den praktischen und taktischen Nutzen dieser Waffen. Deshalb wurden sie hier ausgesucht, um durch das Training dieser Waffen den genannten Nutzen ggf. ziehen zu können.

1.3.1 KENJITSU

KENJITSU bedeutet so viel wie „Schwertkunst bzw. Schwertkriegskunst“ und wird häufig als Oberbegriff für die traditionellen Schwertschulen bzw. –kampfsysteme des feudalen Japans verwendet, deren Ursprung auf das 14. - 16. Jahrhundert n. Chr. zurückzuführen sind. Es entstammt der alten japanischen Kriegskunst (BUJITSU), bei der insbesondere die Tötung des Gegners im Vordergrund stand. Das Schwert wurde vor allem gegen Schwachstellen des Körpers und der gegnerischen Rüstung (YOROI) geführt. Die Ursprünge reichen bis ins erste Jahrtausend. Ab dem 14. Jahrhundert erfolgte eine Systematisierung durch verschiedene Schwertkampfschulen. Durch die Vielzahl an kriegerischen Auseinandersetzungen der damals in Japan herrschenden Familien-Klans, die sich untereinander oder auch mit von außen nach Japan einfallenden Gegnern bekriegten, wurde die Schwertkunst zur Blüte gebracht. Erst ab dem 17 Jahrhundert in der sog. TOKUGAWA-Epoche oder auch EDO-Ära (1603-1867) - mit Ende der kriegerischen Konflikte auf Japan - fand über die Zeit hinweg ein Wandel in der Schwertkunst statt, indem diese Kunst zum Teil versportlicht oder auf eine höhere und geistige Ebene gestellt (DO-Prinzip, z.B. KENDO, IAIDO) wurde.