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Der dritte Teil dieser spektakulären Reihe wird dieses Mal noch düsterer, noch geheimnisvoller und noch spannender. Major Peter Anderson muss seinen Weg vollkommen allein und ohne seine Gefährten fortsetzen. Auf seiner Reise begegnet er wieder einmal seltsamen Geschöpfen, unglaublichen Kreaturen und findet sogar ein mächtiges Werkzeug, um den bevorstehenden Kampf am Ende doch noch für die Kräfte des Guten entscheidend zu beeinflussen. Währenddessen gibt auch Colonel Heidenheimer zusammen mit seiner Crew alles, damit Napylon nicht dem Untergang geweiht ist. Doch die Frage lautet: Werden sie es schaffen? Können sie gegen die zahlreichen Gefahren und Interessenkonflikte bestehen? Und worauf genau haben sie sich einzustellen? Es wird Zeit, sich auf das Schlimmste vorzubereiten, denn alle Kräfte müssen nun mobilisiert werden, gegen einen Feind, der übermächtig zu sein scheint. Doch sie dürfen auch auf göttliche Hilfe hoffen, denn die Tigalla können sich diesem Krieg scheinbar nicht mehr länger entziehen.
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Seitenzahl: 386
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Martin Vater
Tales of Tigalla
Teil 3: Das Ende naht
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Fortsetzung Kapitel 12: Eine unerwartete Wendung
Kapitel 13: Die Zeit arbeitet gegen uns
Kapitel 14: Letzter Widerstand
Kapitel 15: Eine selbst auferlegte Bürde
Kapitel 16: Die lange Geschichte der Entstehung
Kapitel 17: Schatten in der Dunkelheit
Kapitel 18: Es fängt an
Impressum neobooks
„Ah!...
Uh!...
Was...
Was ist geschehen?...
Bin ich tot?...
Wo...Wo bin ich?...
Haben sie es geschafft?...
Geht es ihnen gut?...
Oh, mein Kopf!“
Als ich erwachte strahlte mir die erbarmungslose Sonne bereits gnadenlos auf den schmerzenden Schädel...
Mit weit ausgestreckten Gliedmaßen und offenem Mund, lag ich an irgendeiner Art von Ufer...
Der Geschmack von Blut vermischte sich mit der salzigen See, meine Hände fühlten feinen, nassen Sand...
Meine Augen brannten wie Feuer und jedes Mal, wenn ich versuchte sie zu öffnen, stach mir das Sonnenlicht wie tausend heiße Nadeln in den Blick...
Ich tastete mich ab, tastete langsam und beschwerlich meine Umgebung ab...
Nur stückchenweise wollten sich die Erinnerungen wieder an ihren gewohnten Platz begeben...
Mein Gehirn stand auf Sparflamme, aber mein Herz schlug wie wild in der Brust, als sei es die lange, einsame Ruhepause satt...
Der Atem kam in langen, flachen Zügen und blies einzelne Sandkörner umher, während er in die Winde gestoßen wurde...
Leben begann meinen bereits tot geglaubten Körper zu belagern...
Muskeln arbeiteten wieder und die Arme fanden den Weg zurück, in meine Kontrolle...
Mühsam stützte ich mich ab, während es ein, zwei Mal gewaltig und bedrohlich laut knackte...
Mein Mund fühlte sich trocken und verkrustet an, die Nase lief unaufhörlich...
Um mich herum lag eine Blutlache, woher sie jedoch stammte, war mir unklar...
Zu verschwommen war noch die Sicht, zu vernebelt meine Sinne...
Lediglich der Geruch der roten Flüssigkeit, stieg mir mit jeder Brise in die Nase...
Etwas an mir hatte sich verändert...
Ich müsste tot sein und doch lebte ich...
Mehr als je zuvor...
Meine Kraft schien beinahe endlos zu sein, als sie schließlich wieder komplett ihre Wirkung entfaltete...
Ich konnte wieder sehen, die Umrisse begannen deutlicher zu werden und die Weite meiner Sehkraft schien regelrecht verstörend...
In meinen Ohren trommelten die Geräusche der Umgebung nur so dahin...
Ich sah mich um...
Nichts, kein Mensch, kein Tier, kein Lebewesen...
Ich war allein...
Mutterseelenallein...
Mitten an einem glasklaren Sommertag, neben mir die friedliche Idylle des Ozeans...
Was war nur geschehen?...
Hatte ich bloß geträumt?...
war das hier vielleicht nur reine Einbildung?...
„Wie fühlst du dich?“ fragte mich eine tiefe Stimme fordernd...
Sie kam unmittelbar aus der Richtung hinter mir...
Ich drehte mich um und ein kleines Wesen stand vor mir, an Anmut kaum mehr zu übertreffen...
Mein Gedächtnis versuchte zu rekonstruieren, zu improvisieren und ich antwortete schließlich:
„Da...Danke...Ging mir schon mal schlechter...Du bist ein Tigalla, nicht wahr?...Wo sind wir hier?“
Die schemenhafte Gestalt wirkte beruhigt, als sie sprach:
“Wir freuen uns, dass du offenbar bei bester Gesundheit bist und stärker bist du auch geworden, sehr gut...Das ist in der Tat richtig, du dürftest dich an mich erinnern, aber gib deinem Körper noch ein wenig Ruhe, er wird sich wieder erholen und dir schon sehr bald die nötigen Informationen zukommen lassen...Vertraue darauf...Du befindest dich am nördlichsten Strand, im nördlichsten Abschnitt, auf Napylon...Der Thesus-Sektor...Eine befremdliche Region, voller Gefahren, von denen das menschliche Auge nichts zu sehen vermag, bis es zu spät ist...Doch du bist anders...Deine Augen werden sehen, was für andere im Verborgenen liegt...Du bist nicht länger ein gewöhnlicher Mensch...Durch den Sieg in der letzten Begegnung, hat der älteste Rat beschlossen, aus dir etwas Besonderes zu formen...Etwas...Einzigartiges...Aus dir ist eine Schöpfung entstanden, wie sie nur alle tausend Jahre einmal existieren kann...Ein perfekter Mensch, makellos und rein...Die höchste Gunst der höchsten Götter ist dir gewiss...Spürst du es?“
Langsam kamen einzelne Fetzen meiner Vergangenheit wieder...
Ich erinnerte mich an das magische Geschöpf vor mir, wie es da stand, beinahe schwebend, der Schwerelosigkeit so nah...
Ich hatte zuvor bereits mehrmals mit ihm kommuniziert und war mir deshalb schnell sicher, es wollte mir nichts Böses...
“Ich verstehe noch nicht so ganz...Es tut mir Leid, ich...Wissen sie etwas über meine Freunde?...Da waren noch Andere, wie ich...Sie begleiteten mich...Doch ich verlor sie...Und was soll das überhaupt bedeuten?...Ich bin kein perfekter Mensch...Ich fühle mich noch nicht einmal lebendig...Was geht hier bloß vor sich?“
Das Wesen drehte sich in Richtung Ozean und fuhr dann fort: „Nicht wie du!...Wie ich bereits sagte, du bist anders!...Du bist jetzt ein Sentinel!...Tot warst du, ja...Aber, hinter dir liegt eine Reise, welche nur dein Unterbewusstsein selbst wahrhaftig erlebt hat, eine Nahtoderfahrung, durch deren Überwindung deine Kräfte sich nun vervielfacht haben dürften...Du bist sozusagen wieder geboren wurden...Dein toter Körper wurde durch unterirdische Höhlen in die peleptäische See befördert und deine Seele blieb zurück...Doch sie hat sie wieder gefunden, die verloren geglaubte, einstige Hülle...Durch unsere Hilfe vereinten sich Körper und Geist aufs Neue und aufgrund der erneuten Verschmelzung wurden auch deine Fähigkeiten modifiziert...Wenn du es dir so leichter vorstellen kannst, ein jeder Mensch trägt bestimmte Kernzellen, das sogenannte Erbgut in sich, welches ihm die gewöhnlichen Fertigkeiten wie zum Beispiel sehen, hören und riechen ermöglicht...Unser DNA Strang wurde dem Ersten eurer Art injiziert und hauchte ihm eine Seele ein...Dieser gab seine Gene dementsprechend an Andere weiter und so konnten wir sicher stellen, dass jeder von euch dieselben Chancen bekommt...Dieselben Voraussetzungen, um etwas daraus zu machen...Doch die Menschen versuchten uns schon bald nach zu eifern und ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen...Sie veränderten mit Nachdruck die Dinge, welche von uns so präzise ausgelotet wurden und bald schon war der geheime Schlüssel des DNA Stranges zunichte...Das Gleichgewicht wurde empfindlich gestört und plötzlich nisteten sich Krankheiten wie Krebs darin ein...Eine Krankheit, welche übrigens nicht einmal von uns geheilt werden kann...Etwas Derartiges war einfach nicht vorgesehen...Wir rechneten nicht damit, dass die Menschen uns so rasch vergessen würden...Dass sie anfangen würden Labors zu errichten und Kernwaffen zu konstruieren...Mit empfindsamen Stoffen herum zu experimentieren und Klone zu erschaffen...Sie gründeten verschmähende Religionen und verursachten Seuchen, unglaublichen Ausmaßes...Doch du bist anders...Nur Wenige von euch, tragen noch den von uns injizierten, unveränderten Genschlüssel in sich, rein und vollkommen, wie damals...Und stirbt jemand wie du eines nicht natürlichen Todes, oder aber aufgrund einer selbst aufopfernden Tat, ist das für uns Tigalla ein großer Verlust...Wir müssen uns dann also entscheiden, ob wir so etwas zulassen können, oder nicht...Bei dir, war sich der hohe Rat schnell einig, dass dein verfrühter Tod zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich sei und wir beschlossen daher, deine Seele einzufangen, um sie wieder in den Körper zu transferieren...Dies ist ein äußerst aufwendiger Prozess, bei dem eine Menge Energie freigesetzt wird...Alles in dir wird im Grunde neu formatiert, doch deine erlernten Fähigkeiten bleiben bestehen...Vorher verfügtest du bereits über beeindruckende Kräfte, doch jetzt, nachdem du ein zweites Mal diesen Prozess durchlaufen hast, haben sich auch deine Kräfte wieder verdoppelt...Deinen Freunden geht es übrigens auch gut, falls es dich beruhigt...Wir haben beschlossen, sie zu schützen, während sie deine Aufgabe, unter Aufbietung all ihrer Kräfte, fortsetzen...Doch erinnere dich an meine Worte!...Deine Freunde werden dich auf deiner Reise nicht begleiten können, wie ich bereits sagte...Deine Reise ist eine Andere...Verfolgt einen anderen Zweck, denn die Zeit ist knapp und erfordert daher drastische Maßnahmen...Wir müssen die Kräfte verteilen, um das Gleichgewicht wieder herstellen zu können...Schon sehr bald, werden die Feinde dieser Welt hier eintreffen, mit schweren Maschinen und eisernem Willen...Vorher hast du noch etwas zu erledigen...Und zu gegebener Zeit, wird es ein freudiges Wiedersehen geben, wenn du weiter deinen Kurs hältst und vor allem den Glauben nicht verlierst...Du musst wissen, junger Major, das Schicksal ist keineswegs beeinflussbar und welcher Narr es dennoch versucht, wird von ihm auf grausamste Weise bestraft werden...Dies sind die Regeln, denen wir alle unterliegen...Gäbe es kein Schicksal, keine Bestimmung, wäre jedes Leben reine Zeitverschwendung...Wir müssen dafür Sorge tragen, dass du deinen Weg weiter gehen kannst, weil die Umstände, sowie die Verkettung verschiedener Schicksale, nun einmal den Lauf der Dinge derart geformt haben...Nicht alles kann von den Göttern gesteuert oder vorher gesehen werden und manchmal besitzt ein einzelner Mensch mehr Kraft, als ein Dutzend Götter es vermag...Eure eigene Geschichte ist der beste Beweis hierfür...Mir bleibt nicht viel Zeit, um dir mehr zu erklären, ich habe wichtige Dinge zu arrangieren...Begebe dich als Nächstes in Richtung Süden, dort wirst du eine Waffe finden, welche schon seit tausenden von Generationen verborgen liegt...Ihr genauer Aufenthaltsort wird dir gewiss schon sehr bald offenbart werden...Diese Waffe wird dir Schutz bieten können, während du dich auf diesem Planeten bewegst...Nutze sie weise und mit dem nötigen Verstand, genauso, wie deine neu erworbenen Kräfte und greife nur an, was für dich eine Gefahr darstellt...Vertraue auf deinen Instinkt, er wird dich leiten und dir den richtigen Weg weisen...Du bist jetzt ein göttlicher Krieger, mit außerordentlichen Fähigkeiten, mehr einer von uns, als ein Mensch, also handele, wie wir es tun würden...Und denke stets nach, ehe du reagierst...Die Dinge sind oft anders, als sie scheinen, nicht immer ist der erste Eindruck auch der Entscheidende...Das ist leider alles, was ich dir im Moment raten kann...Aber sei gewiss, mein Sohn, wir werden uns schon bald wiedersehen, wenn du soweit bist, bekommst du deinen Auftrag von uns übermittelt, sorge dafür, dass wir uns für unsere Entscheidung später nicht schämen müssen.“
Die Gestalt flimmerte plötzlich ohne Vorwarnung auf und im selben Augenblick, noch bevor ich irgendwelche Fragen stellen konnte, war sie schon verschwunden, wie ein Hologramm...
Wie ein Geist...
Mein Kopf brummte furchtbar und die neu gewonnenen Informationen, ließen ihn noch mehr in Wallung geraten...
Ich war ein Sentinel...
Was das wohl zu bedeuten hatte?...
Und wie konnte ich überhaupt tot sein und gleichzeitig so lebendig?...
Ich erinnerte mich, dass ich in meinem früheren Leben einmal ein Soldat auf der Erde gewesen war...
Das schien schon lange her zu sein...
Viel Zeit mochte seitdem vergangen sein, aber das war reine Spekulation...
Doch ein ganz bestimmter Name spukte mir immer wieder durch den Kopf...
Michael Richards...
Hatte er etwas mit den Andeutungen des Tigalla zu tun?...
Wer war dieser Mann und warum stach sein Name in meiner Seite, wie ein feiger Mordversuch?...
Versuche dich zu erinnern...
Wer waren deine Freunde und wie sahen sie aus?...
Ich musste mich waschen, mir den Staub und das Blut aus dem Gesicht spülen und meinen Weg gehen...
Antworten auf unzählige Fragen gab es hier sicher nicht...
Einzig die Erwartung auf eine sinnlose Zeitverschwendung...
Schwermütig sackte ich vor dem Wasser auf die Knie, breite Mulden formten sich in den Sand...
Ich war schwer, ich meine, mein Körper war es...
Und zwar erheblich, im Gegensatz zu vorher, dessen war ich mir zumindest sicher...
Durch mein zerfetztes Hemd schillerten pure Muskelstränge und mein Fleisch glänzte in der Sonne, wie das Wasser vor mir...
Als das kühle Nass meine Haut berührte, fühlte ich die Frische im Gesicht...
Es tat gut, war aber leider ungenießbar...
Oder doch nicht?...
War das nur eine Erinnerung aus meinem alten Leben, an einen längst verblassten Ort, der einmal so ähnlich ausgesehen hatte?...
Natürlich, die Erde...
Die Meere auf der Erde waren mit Salzwasser gefüllt...
Dieses hier nicht...
Es schmeckte beinahe süßlich...
Köstlich und lebenspendend...
Man konnte das Wasser tatsächlich bedenkenlos trinken...
Eine unglaubliche Erfahrung, unvorstellbar, für einen Mensch...
Die Spiegelung meines Körpers, bildete sich verschwommen auf der Wasseroberfläche ab...
Ich zog mein zerrissenes Hemd aus, schließlich blieb nur noch mein schwarzes Unterhemd übrig...
Narben, viele Narben überzogen meinen neu gestärkten Körper...
Narben aus längst vergangener Zeit...
Mein Gesicht war irgendwie kantiger geworden, meine Sinne schärfer...
Ein neuer Mensch war aus mir entstanden, oder etwas in der Art...
Ein Krieger, modifiziert um gegen die Kräfte zu wirken, welche diese Welt bedrohten...
Es wurde Zeit, einen Nutzen daraus zu ziehen...
Ich machte einen Prozess durch, mein ganzer Organismus verwandelte sich, und damit auch meine Wahrnehmung...
Ich musste diese Waffe finden und mein eigenes Volk wieder zur Vernunft bringen, bevor das Ende naht...
Es gab schoneinmal jemanden auf der Erde, der das versucht hatte...
Vielleicht auch schon öfter...
War dieser jemand möglicherweise auch ein Sentinel gewesen?...
Wie dem auch sei, ich war fest entschlossen, seinen Namen zu ehren, indem ich zu Ende bringen würde, was er einst begann...
Damals, als die Menschheit plötzlich immer mehr korrumpierte...
Sich gegen ihre Götter, ihre Schöpfer, auflehnten...
Ich werde diesem Weg nicht folgen...
Mein Weg, ist ein Anderer...
Ich war nicht länger Major Peter Anderson...
Ich fühlte mich jetzt, wie ein weiter entwickeltes Wesen...
Weder Mensch noch Gott, sondern eher etwas dazwischen...
Meine Kraft entfaltete sich gerade erst und ich würde die Chance nutzen, die mir gegeben wurde...
Ich würde die Tigalla nicht enttäuschen...
Mein Weg war klar, mein Ziel bereits fest gelegt...
„Ich werde dich aufhalten, Michael Richards, dieses Mal bekommt der Mensch nicht das, was er ohne jeden Skrupel bereit ist, gewaltsam zu erobern!“
Ich musste einen Weg finden und den Neuanfang einleiten, in eine bessere Welt, wie auch immer diese aussehen mochte...
Meine Gedanken waren wieder klar, meine Erinnerung aufgefrischt, wie es mir der Tigalla prophezeit hatte...
Ich würde kein Opfer ungesühnt lassen und mich meinem Schicksal fügen...
Ich hoffte nur, es blieb noch ein wenig Zeit...
Und ich hoffte, es ging auch den Männern gut...
Wo immer sie gerade sein mochten...
„Haltet aus, wir werden uns schon bald wiedersehen...Zusammen, können wir siegen...“
Ich brach schließlich in Richtung Süden auf...
Ein starker Wind zog plötzlich auf...
Er war kühl und verheißend...
Beinahe so, als wollte er jemanden ankündigen...
Die Klippen schienen sich zu bewegen und unsere vier Freunde wurden zusehends angespannter...
Die Situation spitzte sich zu und es war nun nur noch eine Frage der Zeit, bis wir IHM begegnen würden...
Ich versuchte die Männer mit einer beruhigenden Geste zu ermutigen, indem ich ihnen mit meiner Hand andeutete, nur die Ruhe zu bewahren, während mein Gesicht unmissverständlich das Gegenteil vermittelte...
Auch ich konnte mich dieser unheimlichen Präsenz bereits nicht mehr entziehen...
Zum allerersten Mal in meinem Leben, erstarrte ich vor Ehrfurcht, sicher im Wissen, dass das Geschöpf, welches sich uns in wenigen Augenblicken offenbaren würde, mit nichts zu vergleichen war, was wir je zuvor gesehen hatten...
Ein schwaches Klopfen setzte ein...
Die grauenerregenden Vogelwesen über unseren Köpfen traten schlagartig die Flucht an...
Der seltsame Ton kam ebenso schnell näher, wie das seltsame, blaue Licht und bald darauf konnte man in den Schatten der Höhle auch schon eine erste, schwache Silhouette erkennen...
Merkwürdig glitzernder Staub blies uns entgegen und wirbelte nur so umher...
Dadurch wurde die Sicht nur noch mehr beeinträchtigt...
Plötzlich begann auch noch ein gespenstischer Nebel, uns zu umhüllen...
Wir waren nun komplett in einer dichten Wand aus Furcht und Schweigen gefangen...
Die Napylonier fielen auf die Knie und gaben eigenartige Laute von sich...
Vermutlich waren es Gebete oder etwas in der Art...
Ich tat es ihnen gleich und kurz darauf auch die übrigen Männer, bloß die Gebete sparten wir uns...
Als ich meinen Kopf etwas anhob, konnte ich IHN das erste Mal aus den Schatten der Höhle treten sehen...
Und wieder einmal, erwischte mich die grenzenlose Verblüffung unvorbereitet, denn es trat auf einmal ein relativ kleines, aber wirklich bemerkenswertes Geschöpf vor unsere erstaunten Gesichter...
Es hatte etwa die Größe eines Kindes, vielleicht einen halben Kopf größer...
Weißer Dunst trat aus den ohnehin schon komplett weißen Augenhöhlen...
Lange, röhrenförmige Haare flatterten umher, aus denen merkwürdige Impulse zu strömen schienen...
Zwar waren diese ebenfalls weiß, trotzdem zischte ab und zu auch ein purpurner Strom aus ihnen heraus, welcher offenbar aus dem Kopf geleitet wurde...
Das Gesicht war im Vergleich zu dem Rest eher dunkel, ja beinahe schwarz gehalten und wies unheimlich geradlinige Züge auf, so als sei diese Figur vor uns nur gezeichnet...
Auch konnte man ein dünnes, feines Ziegenbärtchen erkennen, welches vom Kinn abging und sich ebenfalls den Bewegungen des kräftigen Windes anpasste...
Das Wesen wirkte alt, sehr alt und doch ging von ihm eine eigenartig jugendliche Aura aus, etwa wie ein Kind, gefangen in dem Körper eines Greises...
Es trug einen Stock oder Stab, auf dem es sich scheinbar abstützte, jedoch ohne dabei den Eindruck zu vermitteln, dies wäre unbedingt erforderlich...
Dieser seltsame Gegenstand war mit feinen Runen, oder Zeichen versehen und aus einem mir unbekannten Material gefertigt...
Ohne jeden Zweifel, war selbiger auch für das blaue Licht und die klopfenden Geräusche zuvor verantwortlich gewesen, denn noch immer strömte ein eigenartiger, blauer Schimmer daraus...
Das Männlein trug ein weißes Gewand, welches schimmerte wie aus feinster Seide gefertigt...
Der restliche Unterkörper glich sich den Proportionen ansonsten recht gut an, was aber eindeutig extrem auffiel und kaum übersehen werden konnte, waren zwei sehr beachtliche Flügel, welche das Wesen weit von sich gestreckt hatte...
Diese Flügel verursachten offenbar diesen unheimlichen Wind um uns herum und sie verliefen nach außen hin spitz zu...
Allerdings konnte hier wohl kaum die Rede von gewöhnlichen Flügeln sein, denn Federn oder etwas in der Art gab es nicht...
Sie schienen viel mehr aus einem einzigen Stück zu bestehen und wirkten ebenfalls wie gemalt...
Fast so, als seien sie nur eine Illusion oder eine optische Täuschung...
Was mich allerdings zugegebenermaßen noch ein wenig mehr verstörte als diese beachtlichen Schwingen, war die Tatsache dass dieses Wesen vor uns trotz seiner offensichtlich maskulinen Ader ebenfalls eine zweite, feminine Ausstrahlung umgab...
Und so war ich für einen kurzen und besonders schamhaften Moment wie gelähmt, als ich feststellte, dass sich unter dem weißen Gewand, zwei relativ normal geformte Brüste abzeichneten, welche ohne jeden Zweifel als Busen zu deuten waren...
Doch noch bevor ich meiner Verwunderung über das groteske Schauspiel Ausdruck verleihen konnte, sanken die vier Napylonier noch weiter vor dem Geschöpf auf den Boden, als sie es ohnehin schon taten, sodass ihre Nasenspitzen nun die staubige Erde berührten...
Offenbar wagten sie es nicht, der Gestalt direkt in die Augen zu sehen und drückten durch die Geste ihren unbedingten Respekt aus...
Sehr schnell war ich mir sicher, dass hier keineswegs Furcht die treibende Kraft für das merkwürdige Verhalten unserer vier überdimensionalen Freunde war...
Was mich wiederum dazu veranlasste, Überlegungen darüber anzustellen, welches Verhalten denn nun eigentlich von uns angebracht wäre...
Doch auch diese zwanghafte Situation löste sich schon bald in Wohlgefallen auf, als der Älteste der Napylonier, ich glaube sein Name war Ribaddi oder so ähnlich, begann, mit dem seltsamen Wesen zu kommunizieren, indem er „Hattikupar!“ rief und die Anderen drei darauf erwiderten:
„Asieh Ettuh!“
Heimlich schielte ich nun auf die Schrift, um zu erfahren, was das wohl bedeuten mochte...
Schnell fand ich heraus, dass diese eigenartige Begrüßungszeremonie wohl sinngemäß soviel bedeuten sollte, wie: „Unsere Körper und unsere Seelen für dich!“
Entsetzt blickte ich wieder auf das Wesen, bereits in der Erwartung gleich Zeuge einer rituellen Opferung oder dergleichen zu werden, als dieses schließlich den Mund öffnete und mit einer Stimme auf die freundliche Geste reagierte, welche einem die Ehrfurcht bis in die letzten Spitzen der Knochen trieb...
Mit vielen verschiedenen Stimmen, sowohl Männlichen, als auch Weiblichen, in einer Stimme gebündelt, sprach es mit hallendem Klang:
„A Sopajah immen men rah!“
Übersetzung: „Und meine Hände über euch!“
Für einen Moment lang stockte mir der Atem und meinen Männern ging es spürbar ähnlich...
Niemand wagte auch nur ein Wort zu sprechen...
Zu beeindruckend war die Szene, zu magisch die Atmosphäre...
Wir alle fühlten, dass dieses Wesen da vor uns, obwohl so unscheinbar, mit Abstand das Mächtigste gewesen sein musste, was wir jemals sahen...
Ich wusste nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund dachte ich mir, so würde es sich vermutlich anfühlen, wenn man vor seinen Schöpfer treten könnte...
Und als dieses himmlische Geschöpf mich dann auch noch mit seinen durchdringenden Augen ansah, war es um mich geschehen...
Tränen füllten plötzlich meine Augen, meine Knie wurden weich, meine Hände begannen zu schwitzen, beinahe jede Kontrolle über meine Körperfunktionen entglitt mir...
Es war als könne dieses Wesen durch mich hindurch sehen, tief in uns hinein...
Noch nie zuvor wirkte ein Augenblick in meinem Leben derart emotional auf mein Empfinden...
Um genau zu sein konnte ich mich an überhaupt keinen Moment in der Vergangenheit entsinnen, an dem ich einmal geweint hatte...
Obwohl mir schon soviel Leid begegnet war und doch tat ich es jetzt und das auch noch, ohne einen ersichtlichen Grund...
Es sprudelte einfach aus mir heraus, wie eine Last, die von meinen Schultern genommen wurde...
Diese göttliche Präsenz reinigte meine Seele und wusch alles Unglück und Elend, allen Kummer und allen Schmerz einfach heraus, mit einem einzigen Blick, der endlos zu sein schien...
Zwar verstand ich dabei weder das Prinzip, noch den Grund welcher dahinter stecken mochte, trotzdem war das befreiende Gefühl dieser eindeutig wohlwollenden Geste überwältigend...
Dann schließlich hörte ich es...
Tausend sanfte Stimmen, begannen in meinem Kopf zu sprechen...
Zuerst flüsterten sie nur, doch dann wurden sie lauter und deutlicher und plötzlich erkannte ich, dass die Gestalt vor uns offenbar durch bloße Telepathie mit mir kommunizierte...
Ohne jeden Zweifel war ER es der mit mir sprach, mit meinem Geist verwuchs...
Und ER war kein Geringerer als...
Der Herr und Meister allen Lebens...
Und das waren die Worte, die meine Seele förmlich zu reanimieren schienen:
„Fürchte dich nicht, mein Sohn...Viele Gefahren liegen hinter dir und viel musstest du riskieren, um bis hierher zu kommen...Jetzt bist du erst einmal in Sicherheit...Deine Mühe zahlt sich nun aus und deine Wunden werden versorgt werden...Dein Geist ist gepeinigt, von Schmerz und Strapazen...Zu viel musstest du ertragen und hast es dennoch stets für dich behalten...Ich werde dir helfen, die schwere Bürde besser zu ertragen, welche dir und deinen Männern auferlegt worden ist...Doch auch ich bin auf eure Hilfe angewiesen, denn es droht ein unheilvolles Übel, diese Welt zu vernichten...Diese, meine Welt, durch mich erschaffen und nun durch meine eigenen Kinder bedroht...Ich kann Vieles, bin Vieles, doch steht es selbst mir nicht zu, zu richten...Jedes Lebewesen muss das Recht eingeräumt bekommen, selbst zu wählen wohin der Weg gehen soll, möge er ins Dunkel oder ins Licht führen...Meine Macht besteht einzig und allein darin, die Gleichgewichte zu verwalten...Leben zu schenken, wenn Eines erlischt oder Trost zu spenden, wo die Verzweiflung droht zu siegen...Meine Kraft ist begrenzt, genau wie eure, doch vertraue ich in die Stärke meiner guten Kinder, auf dass sie mir helfen mögen, wieder Ordnung zu schaffen...Eure Bereitschaft Hilfe zu leisten ist geschätzt und wird dringend benötigt, auch für jene armen Geschöpfe, welche ihr hier vor euch seht...Sie sind weise sowie besonnen, doch können sie nichts ahnen von den Gefahren die ihre Welt bedrohen...Ich bitte euch, helft mir ihnen zu helfen, denn die Zeit drängt...Ich liebe jedes meiner Kinder gleichermaßen, doch leider gibt es in diesen Zeiten zu viele, die dem Schatten verfallen sind...Zu schwach, um den richtigen Weg zu sehen, zu traurig, um Liebe zu verspüren...Ihr seid anders, ihr alle seid anders...Deshalb seid ihr hier...Deshalb bin ich hier...Große Erwartungen werden an euch gestellt, doch seid ihr in eurem verzweifelten Kampf nun nicht mehr ganz allein...Ich werde helfen so gut ich kann, um euch zu entlasten...Ich werde heilen, wo der Schmerz nicht weichen will, doch kämpfen kann ich nicht...Ein Leben ist zu kostbar, um es gewaltsam zu beenden...Eine Lektion, die leider viele Menschen auf der Erde nicht mehr lernen wollen...Doch ihr seid anders...Ich sehe in eure Seelen und sie haben Angst, haben Zweifel...Das verstehe ich, aber ihr müsst an euch glauben und in eure Fähigkeiten vertrauen...Gemeinsam werden wir einen Weg finden, der für alle akzeptabel ist...Viele Leben werden auf der Strecke bleiben, viele Seelen verloren sein, es lässt sich nicht mehr verhindern, zu fortgeschritten scheint bereits der Zerfall der alten Ordnung...Aber am Ende wird die Sonne erneut erstrahlen...Was einst verblichen, wird wieder von Neuem erblühen und alte Wunden werden für immer verschlossen...Wo Licht ist, ist auch immer Schatten und umgekehrt...Wo Leben geht, wird Neues entstehen...Solange meine Kraft nicht schwindet...Doch schwindet diese Welt, schwindet mit ihr auch mein Einfluss und dies würde eine kosmische Katastrophe ungeahnten Ausmaßes mit sich ziehen...Wir dürfen so etwas nicht zulassen, um den Willen aller Lebewesen, diesseits und jenseits eurer Welten...Es gibt so Vieles, dass ihr nicht wissen könnt, so Vieles, was ihr noch lernen müsst, aber die Zeit ist knapp und mein Besuch auf diesem Planeten neigt sich dem Ende zu...Die Tigalla, meine engsten Vertrauten, von mir persönlich unterwiesen, werden euch ebenfalls beistehen, denn sie sind die Weisesten unter uns...Doch zunächst einmal, müsst ihr die Napylonier über euren Wissensstand aufklären...Die alte Schrift wird euch dabei ebenfalls von großem Nutzen sein...In der Zwischenzeit werde ich einige sehr wichtige Dinge zu entscheiden haben, welche zum derzeitigen Augenblick allerdings nicht von Belangen für eure Sache sind, noch nicht...Ich habe eure Brüder, die Napylonier, bereits im Groben über eure Mission hier aufgeklärt und sie werden euch zuhören, von euch lernen, wie auch ihr einst euren Lehrmeister hattet...Die Mächte gleichen sich an diesem Punkt aus und sie ergänzen sich...Ihr habt eure Technologien und kennt deren Zerstörungskraft und die Napylonier werden euch helfen, mehr in eure Sinne zu vertrauen...Eine ungleiche Gemeinschaft formt sich nun aus den einstigen Trümmern eurer vergangenen Tage...Der Mensch hat zulange nach Macht und Reichtum gestrebt, zu viel geforscht, anstatt wie die Napylonier in Frieden und Eintracht mit der Natur zu leben...Dies war euer Weg und die Napylonier gingen den Ihren...Vereint nun die Kulturen, verwurzelt euer Wissen und bündelt eure verschiedenen Künste zu einer Einzigen, nur dann kann der Sieg noch errungen werden...Und zu gegebener Zeit, werden sich unsere Wege sicher wieder kreuzen, genauso, wie auch die eurer verbliebenen Freunde...Noch ist längst nicht alles verloren, denn noch gibt es Hoffnung...Ein jeder von euch, kämpft dafür auf seine eigene Weise und aus unterschiedlichen Beweggründen...Der Messias ist bereits auf dem Weg zu euch, von den Toten auferstanden, um das ersehnte Wunder zu bewirken...Und seine Kräfte haben sich durch seine bedingungslose Bereitschaft zum Einsatz verdoppelt...Er wird euch das Licht bringen und eine starke Waffe, im Kampf gegen die allgegenwärtige Bedrohung...Er ist ein würdiger Anführer gegen die Mächte des Bösen...Doch vor ihm liegt ein langer, beschwerlicher Weg, welchen er als Teil seiner Prüfung alleine gehen muss...Ihr seid jetzt hier und müsst tun was in eurer Macht steht, um ihn zu entlasten, bevor die Stunde Null gekommen ist...Bereitet euch und eure Gefährten, die Napylonier, auf einen Krieg vor, wie ihr ihn noch nie zuvor gesehen habt...Ich wünschte, es gäbe eine andere Lösung, doch leider gibt es Seelen unter uns, denen nicht mehr zu helfen ist und manchmal muss man einfach zu den Waffen greifen, um den Frieden herbei zu führen...Nicht nur die Natur des Menschen ist so entstanden und geformt worden...Es gibt Momente im Leben eines jeden Individuums, in denen selbst der klügste Redner sich einem gewaltsamen Konflikt nicht mehr entziehen kann...Wenn ein Leben in die Enge getrieben wird, so ist es mein ausdrücklicher Wunsch, dass es sich bis zum letzten Atemzug verteidigt, gegen jene, die im Unrecht sind, oder Böses tun...Auf dass der Stärkere siegen möge...Dies erfüllt mich mit Stolz, solange man für eine gute Sache kämpft...Ich lege meine Hände über euch, meine geliebten Kinder...Möget ihr vor Unheil bewahrt werden und vor Sorgen verschont...Wenn ihr soweit seid, werde ich erneut mit euch in Verbindung treten...Bis dahin seid gewiss, dass man euch beobachtet...Und vergesst nie, ihr seid nicht allein in diesem harten Kampf...Die Vorhersehung hat euch bis hierher geführt und ihr seid ihr gefolgt, nun wird sie euch auch weiter tragen...Seid stolz auf euch, wie auch wir es sind.“
Plötzlich brach die Verbindung zwischen uns abrupt ab, der Meister drehte sich noch ein letztes Mal zu den Napyloniern, flüsterte etwas Unverständliches und löste sich dann mitten vor unseren Augen einfach in Luft auf...
Das heißt, genauer genommen zerstäubte er regelrecht, bevor aus den übrig gebliebenen, grünlich schimmernden Partikeln hunderte und abertausende von feinen Blüten, sogar ganze Blumenblättern in den fantastischsten Farben und Formen entstanden...
Sogleich verzog sich auch der Nebel zusammen mit dem Wind, welcher uns zuvor noch umgab...
Alles kehrte wieder in seine ursprüngliche Form zurück , sodass sehr bald nur noch Stille und Verwunderung um uns herum herrschten...
Schließlich wurden meine Augen mit einem Mal so schwer, dass ich sie kaum noch aufhalten konnte, doch noch bevor sie endlich zu fielen und mich die Erschöpfung übermannte, konnte ich erkennen dass es den Anderen auch nicht viel besser erging...
Mit Ausnahme der Napylonier, welche ohne jeden Zweifel konditionell weitaus mehr drauf hatten, als wir...
Ich konnte gerade eben noch wahrnehmen, wie sie mich besorgt stützten, während ich zu Boden ging...
Dann wurde es plötzlich dunkel, so als ob ein Schalter in mir umgelegt worden war...
Ich taumelte den endlos scheinenden Sandstrand entlang, noch benommen von den neu erworbenen Kräften...
Etwas (oder besser ein Gefühl in mir) verriet mir, dass ich einfach der schillernden Sonne entgegen gehen musste, um in Richtung Süden zu gelangen...
Plötzlich fiel mir ein fremdartiges Wort ein...
Kompass...
Was war das nochmal für ein Ding und wofür gebrauchte man es?...
Ich fühlte in den Taschen meiner zerschlissenen Hose und ertastete einen kühlen Gegenstand...
Langsam zog ich ihn heraus, bis er schließlich im Sonnenlicht funkelte...
Es war ein seltsames Ding mit einer zerkratzten Scheibe darauf...
So fremd und doch so vertraut...
So unscheinbar und doch ein kleines, technologisches Wunderwerk...
Hinter der gläsernen Oberfläche bewegte sich eine Nadel sachte hin und her...
Das musste ein Kompass sein und wie zu erwarten war, zeigte er ein S an, genau in die Richtung, in die ich ging...
Natürlich konnte man diesem kleinen Helfer wohl kaum mehr vertrauen, denn er war ganz offensichtlich veraltet, und zumindest nach meiner Erinnerung zu urteilen, einmal für einen ganzanderen Ort bestimmt gewesen...
Dieser Ort unterschied sich von diesem hier gravierend...
Ein Magnetfeld hatte einmal dafür gesorgt, dass das Objekt in meiner Tasche seinen Nutzen niemals verlor...
Solche Gesetze existierten hier vermutlich auf ähnliche Weise...
Aber mehr noch als diesem simplen Gegenstand, vertraute ich einer inneren Kraft die mich lenkte...
Meine Vergangenheit, genau wie der Kompass in meiner Hand, waren nützlich gewesen, jedoch nun mehr gegenstandslos...
Sicher im Wissen über meine gestärkten Sinne, warf ich das befremdliche Ding schließlich einfach ins Wasser...
So etwas brauchte ich jetzt nicht mehr...
Es erinnerte nur zu stark an die verblasste Erinnerung meiner anfangs noch niederen Beweggründe...
Der Mensch strebte nach Macht, solange bis er fiel...
Doch Technologien wurden hier weder gebraucht, noch waren sie gefragt...
Wir konnten diesen Richards auch ohne sie bezwingen...
Er war ein Narr, wenn er glaubte die Kräfte der Natur könnten ihn nicht aufhalten...
Ebenso ein Narr, wie all die Anderen von uns, welche ihm folgen würden...
Für sie gab es keine Hoffnung auf Erlösung mehr...
Wie könnte man einem Blinden das Sehen beibringen?...
Selbst ein Tier zeigte zuweilen mehr Verantwortungsbewusstsein, als diese Wölfe...
Ihre Gier nach dem Geld, würde ihnen schon bald zum Verhängnis werden...
Sie ahnten ja nicht, welche Gefahren hier auf sie lauerten...
Glaubten sie etwa ernsthaft daran, sie könnten hier einfach so einmarschieren, fremdes Gebiet besetzen, welches ihnen gar nicht gehörte und Kolonien errichten, in denen sich dann die wahren Verbrecher unserer Welt niederlassen würden, um dadurch der von ihnen selbst herbei geführten Zerstörung zu entgehen?...
Niemand entzog sich seinem Schicksal auf solch schändliche Art und Weise ungesühnt...
Sie würden nicht vor dem Untergang fliehen können, der durch ihre Geldgier und ihren Machthunger herauf beschworen wurde...
Unser einstiger Feind, die Wildnis dieses Planeten, wurde nun zu unserem stärksten Verbündeten und sie strafen...
Tausende von ihnen würde ihre Unachtsamkeit noch das Leben kosten...
Doch Richards nahm diese Tatsache billigend in Kauf...
Und das, obwohl ich ihn einst vor den Gefahren gewarnt hatte...
Er würde sich einfach die Überlegenheit der Technologien zu Nutze machen, er würde Panzer schicken, Schlachtschiffe, vielleicht sogar Kampfroboter und Männer, viele Männer...
Es würde auf allen Seiten schrecklich werden...
Die Besorgnis darüber begann meinen Gang automatisch zu beschleunigen...
Ich musste mich beeilen...
Endlich kam schließlich eine Böschung in Sicht...
Vielleicht fand ich ja bereits hinter diesem Gestrüpp da vor mir, was ich suchte...
Hastig lief ich darauf zu, doch plötzlich meldete sich ein stechender Instinkt und mahnte eindringlich zur Vorsicht...
“Pass auf, alter Junge...Du bist ganz sicher nicht alleine!“
Ich spürte eine Anwesenheit, jemand oder irgendetwas war ebenfalls in der Nähe...
Eine Art körpereigener Sensor, verriet mir letztlich die ungetrübte Wahrheit...
Gefahr lag wieder einmal in der Luft...
Langsam schlich ich mich an das Gebüsch heran...
Ich zog einen Zweig beiseite und erblickte eine Gruppe von seltsamen Tieren dahinter...
Aus meiner Erinnerung wusste ich noch, dass diese Welt hier nur nachts die wirklich tödlichen Gefahren offenbarte, doch auch ein harmloses Tier konnte mitunter zu einer ernsten Bedrohung werden, wenn die Umstände es erforderten...
Diese Wesen da vor mir jedoch, sahen eigentlich eher harmlos aus...
Sie waren wie so oft recht groß geraten, etwa 3-3,5 Meter, im Durchschnitt...
Einige von ihnen standen aufrecht und kauten gerade an bunten Zweigen, welche von den Bäumen hingen...
Sie wirkten ein wenig plump in der Gangart und verfügten über eine sehr dicke Hautschicht, mit gräulichem Schimmer...
Auch trugen manche von diesen interessanten Tieren einen markanten Höcker auf dem Rücken...
Die Schädel waren im Vergleich zum Körper allerdings eher winzig, die Augen funkelten darin braun auf...
Ihr schmales, breites Maul trug kaum Zähne und die Nase bildeten lediglich zwei dünne Schlitze, welche sich schräg von oben nach unten über die Schnauze erstreckten...
Die Ohren erinnerten stark an die eines Hundes, lang und schlapp hingen sie an den Seiten herab...
Zwischendurch gaben sie ein paar sehr merkwürdige, schmatzende Geräusche von sich, so als würden sie dadurch unter einander kommunizieren...
Ihre strammen Hinterbeine waren tief im Boden verankert und boten offensichtlich einen festen Halt auf dem schlammigen Untergrund...
Ihre Vorderbeine hingegen, konnte man wohl eher als Arme bezeichnen, denn sie waren gerade einmal so lang wie meine Eigenen und wirkten eher überflüssig, oder besser fehl am Platz...
Sicher ein Überbleibsel aus längst vergangener Zeit, als sie noch auf allen vier Beinen unterwegs waren...
Die Füße erinnerten schwer an Hufe, die Krallen an den verkümmerten Armen waren zwar scharf, jedoch nicht sonderlich lang...
Jegliche Muskeln dieser Wesen waren allerdings sehr beachtlich und offenbar nicht für solche Gefilde ausgelegt...
Möglicherweise machten sie hier nur eine kurze Rast, um sich für einen Moment der relativ starken Sonneneinstrahlung zu entziehen und an den feuchten Blättern zu erfrischen...
Die Geschöpfe machten auf mich den Eindruck, als könnten sie extrem schnell und weit laufen, wenn man sie nur irgendwie dazu bewegen würde...
Während ich die Gruppe sehr interessiert beobachtete, stellte ich plötzlich fest, dass sie nicht der eigentliche Grund für meine anfängliche Besorgnis waren, denn ein weiteres Tier war ebenfalls anwesend und hatte die Gegenwart der Herde bemerkt...
Ein Räuber, tödlich und präzise wie ein Jaguar, lauerte im Dickicht...
Seine Tarnung war dermaßen perfekt, dass es selbst mir für eine Weile schwer fiel, ihn auszumachen...
Doch schließlich entdeckte ich das wilde Tier in der Tiefe des Dschungels kauernd und offenbar hatte er es auf die ahnungslose Gruppe von Dickhäutern vor mir abgesehen...
Ungewöhnlich ruhig gingen die sanften Riesen ihrer Lieblingsbeschäftigung nach, Pflanzen fressen und schnell war klar, dass sie wirklich nicht den geringsten Schimmer hatten, in welcher akuten Bedrohung sie sich eigentlich befanden...
Befremdlich wirkte an der Szene vor allem, dass dieser geschickte Jäger dort im Gebüsch allein war und besonders, wieso er mitten am Tage jagte...
Diese Tatsache ergab bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen wirklichen Sinn für mich...
Und dass er alleine war dessen war ich mir absolut sicher, denn ich konnte aus dieser Position und mit meinem geschärften Sehsinn direkt in seine grün leuchtenden Augen sehen...
Sie blickten seltsam traurig drein und kurz darauf schlussfolgerte ich, dass es sich hierbei vermutlich um einen Ausgestoßenen handeln musste, ein Einzelgänger, welcher sich das Recht in der Gruppe zu sein, verspielt hatte...
Er wirkte etwas alt und träge, vermutlich sogar verletzt...
Denkbar war auch, dass er vielleicht einen Kampf mit einem Rivalen nicht unbeschadet überstanden hatte...
Seine feuchte, schwarze Nase glänzte mittlerweile derart offensichtlich im Sonnenlicht, dass nur der dümmste Narr ihn nicht gleich entdeckt hätte, doch scheinbar waren diese großen, schwerfälligen Wesen nicht sonderlich klug, außerdem hatten sie ihm zu allem Überfluss auch noch den Rücken zu gekehrt...
Und anstatt nun also endlich die Gunst der Stunde zu nutzen, um zu zuschlagen, kroch er tatsächlich immer weiter aus seinem sicheren Versteck hervor...
Entweder war dieser Räuber doch nicht so geschickt wie zuvor angenommen, oder er war einfach völlig entkräftet aufgrund von bereits voran gegangenen, missglückten Beutezügen...
Jedenfalls konnte ich nun schon einzelne Details an dem beeindruckenden Tier ausmachen...
Tatsächlich wirkte es wie eine Art gigantische Raubkatze, lediglich die Dimensionen seines muskulösen Körpers ließen erahnen, welche Kraft noch in seinen ergrauten Gliedern steckte...
Grau war auch sein Gesicht, welches durch eine auffällige Maske untermalt wurde...
Den Rest des Körpers schmückte ein tief schwarzes Fell, wie dafür gemacht, um im Dunkel der Nacht erbarmungslos angreifen zu können...
Es waren einzelne, lange aber doch sehr robust wirkende Schnurrhaare zu erkennen, welche vermutlich ebenfalls zur Annäherung an arglose Beutetiere dienten...
Ein zusätzlicher Tastsinn, wenn man so wollte...
Er nahm damit ganz offensichtlich selbst feinste Veränderungen seiner Umgebung wahr...
Die ausdrucksstarken Augen des Jägers leuchteten nun gelbgrün und funkelten wild entschlossen auf...
Plötzlich schnalzte eine fleischfarbene Zunge aus dem großen Maul empor und versuchte den überschüssigen Speichelfluss darin zumindest vorübergehend zu unterbinden...
Bei dieser Gelegenheit offenbarte sich mir sogleich ein tiefer Einblick auf das Furcht einflößende Gebiss des Tieres, welches wie zu erwarten war, aus einer endlos scheinenden Reihe von spitzen, gebogenen Sicheln bestand, gekrönt durch zwei beachtliche Reißzähne, etwa in der Größe eines menschlichen Beines...
Der Nacken der Kreatur stellte sich auf, die scharfen Krallen tief in den Boden geschlagen...
Den Rücken zierte eine feuerrote Linie, die sich bis zum Schweif erstreckte und in einem dornenförmigen Endstück mündete, welches vermutlich auch als Waffe eingesetzt werden konnte...
Als sich der Große aufrichtete, um das blutige Werk zu beginnen, konnte ich zum ersten Mal das markanteste Merkmal an ihm bestaunen...
Kurioserweise verfügte er über gleich sechs Gliedmaßen, also genauer genommen, über sechs Pfoten...
Ein unglaubliches Konstrukt natürlicher Entwicklung und Schaffenskraft gleichermaßen...
Ein perfekt ausgebildetes Raubtier mit beeindruckender Präzision und Stärke, trotz seines offenbar hohen Alters...
Eine herzförmige, ebenfalls schon leicht ergraute Mähne kündigte imposant den Untergang von mindestens einem dieser Herdentiere an...
Der schwarze Löwe, wie ich ihn schon sehr bald nannte, schien sich als Opfer ein schwächeres Jungtier auserkoren zu haben, welches weitab von der restlichen Herde, unachtsam auf Entdeckungsreise gegangen war...
Als mein Blick zu diesem herüber schwenkte, sah es mir mit seinen rehbraunen Augen plötzlich mitten ins Gesicht, so als wolle es mir etwas mitteilen...
Schließlich ging das Tier weiter seiner gewohnten Beschäftigung nach...
Es wirkte niedlich, fast tolpatschig und doch seltsam scheu...
Auch der Räuber schien unentschlossen zu sein, weiterhin lauernd in seinem sicheren Versteck...
Plötzlich schoss mir ein tollkühner Impuls durch den Kopf...
Ein weiterer Instinkt meldete sich...
Eine neue Gabe kündigte sich an und befahl mir regelrecht, in das offenbar Unvermeidliche einzugreifen...
Eines war doch wohl klar, so ganz ohne jegliche Unterstützung, ohne fremde Hilfe, würde ich in dieser gefährlichen Gegend sicher nicht lange bestehen können, selbst mit meinen neu erlernten Fähigkeiten...
Und wenn also keine menschliche Hilfe zu erwarten war, so konnte man doch zumindest versuchen, tierischen Beistand zu erflehen...
Wie ein Verrückter stürzte ich nun die Böschung hinab, sicher im Wissen, dass die Zeit knapp war und zweifelnd ob meine Entscheidung, mein Gefühl, mich nicht im Stich lassen würde...
Eine Ahnung trieb mich voran etwas zu versuchen, was in meinem früheren Leben todsicher gescheitert wäre...
Eine wahnwitzige Idee, mit ungeahntem Ausgang...
Doch als der Löwe mich bemerkte, fletschte er kurz die Zähne, verlor nicht weiter Zeit und begann sogleich seine Attacke...
Während der Räuber also sein sicheres Versteck verlassen hatte, seine Tarnung aufgeflogen und sein Plan nun klar offenbart war, geriet die gesamte, restliche Herde in rasende Panik...
Trampelnd und drückend, quetschten sie sich nun wild vor Sorge durch das dichte Unterholz vor ihnen, um dem Tod durch den geschickten Jäger irgendwie entrinnen zu können...
Blind vor Furcht, ließen sie das Jungtier, wie durch den Löwen beabsichtigt, dabei völlig unbeachtet zurück...
Das Junge reagierte daraufhin dermaßen schockiert, dass es sich nur noch verängstigt rückwärts bewegen konnte, ohne den Angreifer dabei auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen...
Dieser war sich jedoch seiner Sache bereits sicher, denn es war nur allzu offensichtlich, dass die Sache im Falle eines Kampfes, wohl schnell zu Gunsten des Löwen entschieden wäre...
Trotzdem zeigte das junge, aber kräftige Tier erstaunlich viel Mut, denn es signalisierte dem Jäger nun durch scharren mit den Hinterbeinen unmissverständlich, dass es nicht leicht werden würde...
Nun war es endlich soweit, die beiden Kontrahenten standen sich genau gegenüber und blickten einander tief in die Augen...
In diesem Moment war auch ich zum Glück beinahe am Punkt des Geschehens angekommen...
Hektisch und mit wild fuchtelnden Armen, rief ich dem Löwen jetzt ohne weiter darüber nachzudenken zu:
„Hey!...Stop!...Warte!...Nicht!“
Und noch während ich dies tat, wurde mir plötzlich bewusst, dass ich mit diesem Vorhaben vermutlich alles auf eine Karte gesetzt hatte...
Denn mal ehrlich, ich wäre als Beute für den Löwen sicher eine willkommene Abwechslung und außerdem viel leichter zu erledigen gewesen...
Trotzdem vertraute ich irgendwie weiterhin auf meinen Instinkt und darauf, das Richtige zu tun...
Als die zwei ungleichen Tiere meine Anwesenheit schließlich wahr nahmen, schienen beide für einen Moment lang gleichermaßen verblüfft und blickten ähnlich verwirrt drein...
Dann wandten sie sich schließlich wieder einander zu, sicher im Wissen, dass ich weder eine akute Gefahr darstellte, noch irgendeine Form von Abhilfe aus der verzwickten Situation schaffen könne...
Doch genau jetzt war meine Stunde gekommen...
Nurich konnte noch dazu beitragen, dass sich die Lage für alle Beteiligten letztlich doch zum Guten wenden würde...
Ich spürte, dass ich die Macht dazu hatte...
Meine neu erworbenen Fähigkeiten würden mir sogar dabei helfen, aus zwei ehemaligen Gegnern, zwei Weggefährten zu machen...
Manchmal war die Natur bereit dazu Vernunft walten zu lassen, um sich einer edleren Sache anzuschließen, wenn man nur die richtige Taktik wählte, um den Sinn des Vorhabens aufzuzeigen...
Ich wusste, ich konnte es schaffen, diese zwei Kolosse vor mir zu besänftigen und mir ihre Fähigkeiten zunutze zu machen...
Ungleich in Körperbau und Fertigkeiten, im Denken und Streben, vereinte sie nun doch derselbe Wunsch nach Gemeinschaft, nach Wärme, Anerkennung und vor allem zur Lebenserhaltung...
Einiges davon konnte ich ihnen sicher beschaffen, könnten wir gemeinsam besser erreichen, wenn wir uns zusammen rissen und es so ermöglichten, unsere Natur zu kontrollieren, unsere Instinkte zu beherrschen...
Ein erster Schritt dazu war bereits getan...
Die direkte Konfrontation war bereits nicht mehr zu vermeiden, nun galt es also, diplomatisch zu handeln...
Ein Dreierpatt mit ungewissem Ausgang...
Ein mexikanisches Unentschieden und ein Treffen verschiedener Spezies, die nun alle aufgrund einer viel größeren Bedrohung gezwungen wurden, zusammen zu arbeiten...
So unwahrscheinlich es auch momentan noch klingen mochte...
Als ich wieder zu mir kam, plätscherte es draußen bereits sachte vor sich her...
Ein leichtes Nieseln hatte begonnen und füllte die Luft mit dem betörenden Geruch von warmem Sommerregen...
Die Umgebung wirkte friedlich und noch immer kam mir die kürzlich erlebte Szenerie wie ein schwacher Traum von Hoffnung vor...
Meine Augen fingen instinktiv damit an den Raum, in welchem ich mich befand, nach Informationen abzusuchen...
Es war ein schöner Raum, an einem Stück gefertigt und sogar einzelne Möbelstücke wie etwa ein Tisch, waren zu erkennen...
Auch das Bett auf dem ich lag, schien aus diesem lehmartigen Material geformt worden zu sein...
Man konnte also sagen, es war ein einziger, aus Lehm oder etwas in der Art, modellierter Raum, welcher sehr an ein Hotelzimmer erinnerte, allerdings in einem dieser ausgeflippten Hotels, für diese verdammten, neunmal klugen Yuppies...
Vor mir saß eine Gestalt auf dem Boden, oder vielmehr, sie hockte da in einer seltsamen Pose...
Die Tatsache allerdings, dass die Gestalt selbst im Sitzen meinen Körper noch bei Weitem überragte, ließ mich schnell darauf kommen, dass es sich hier um einen Napylonier handeln musste...
Erneut wurde ich sehr überrascht, als meine Augen langsam wieder im Stande waren, erste Feinheiten wahrzunehmen...
Vor mir saß ein wunderschönes Wesen, so makellos, so rein, dass mir beim Anblick beinahe der Atem stockte...
Es war...
Eine Napylonierin!...
Ihr Gesicht war das Zauberhafteste, was ich seit Langem gesehen hatte...
Sie hatte tiefe, durchdringende, weißblaue Augen, mit denen sie mich schüchtern musterte, immer mit Schwerpunkt auf meine bereits weitgehend verheilten Wunden...
Ihre Nase wirkte zierlich schmal und glich sich nahezu perfekt ihren vollen, verführerischen Lippen an...
Die Wangenknochen standen ein wenig hervor und ihre lieblichen, spitzen Ohren waren mit seltsamem Schmuck behangen, welcher allerdings sehr edel und kostbar an ihr aussah...
Langes, gewundenes, schwarzes Haar wehte ihr sanft durchs Gesicht und an ihrem Haaransatz konnte ich erkennen, dass sie einen Zopf hatte...
Auf dem Kopf trug die Schönheit ein eigenartiges Diadem, welches stark an das von Tyron erinnerte und schnell wurde mir klar, dass es sich bei dem sinnlichen Geschöpf vor mir vermutlich um die Gattin von Tyron handeln musste...
Zwar gehörte dieses zauberhafte Wesen einer fremden Spezies an und war zudem noch gut 5 - 6 Köpfe größer als ich, trotzdem konnte ich die erotische Ausstrahlung, welche von ihr ausging, kaum ignorieren...
Ich gestand mir zudem ein, dass nicht nur pure Neugier eine Rolle bei der Entscheidung spielte, einen verschämten Blick ihrem perfekten Körperbau folgen zu lassen...
Umso mehr wurde dieser Impuls dadurch beeinflusst, dass sie selbst nur äußerst knappe Bekleidung trug, die gerade einmal das Notwendigste an ihr verhüllte...
Als sie schließlich bemerkte, dass meine Augen bereits weitjenseits ihrer Gesichtspartie waren, stand sie plötzlich sehr ungehalten auf und wechselte ein Tuch aus, welches befeuchtet auf meiner Stirn lag...
Dabei murmelte sie etwas, dass nicht gerade freundlich klang und schritt auch sogleich durch den engen Ausgang hinaus...
Und wieder wollte mein Blick sich nicht von ihrer wohl geformten Rückansicht lösen...
Bis auf einmal Tyron in der Tür stand und dem Ganzen mit finsterer Mine ein jähes Ende bereitete...
Argwöhnisch kam er auf mich zu, sicher im Wissen, wen oder was meine Augen so begierig betrachtet hatten...
Jetzt fühlte ich mich ertappt und Scham stieg plötzlich in mir auf...
Verlegen versuchte ich zu schlichten:
„Ähm...Hallo...Wie geht’s?...Wie ich sehe, bist du wieder auf den Beinen, freut mich...Ich...Ähm...“
Doch er fuhr mir ins Wort:
„Sie dir gefallen, ja?“
Die Schamröte stieg mir sofort unkontrolliert ins Gesicht und ich wusste nicht mehr so recht, wie ich mich aus dieser Nummer nun wieder heraus reden sollte, also erwiderte ich verlegen: