Tannenberg ermittelt wieder in der Pfalz - Bernd Franzinger - E-Book

Tannenberg ermittelt wieder in der Pfalz E-Book

Bernd Franzinger

4,4

Beschreibung

Wenn in Kaiserslautern das Verbrechen tobt, gibt es nur einen, der Einhalt gebietet: Kommissar Wolfram Tannenberg. In 30 Fällen stellt er seine kriminalistischen Fähigkeiten unter Beweis und löst die unterschiedlichsten Fälle. Ob Banküberfall, Diebstahl oder Schmierereien an einer Hauswand, Tannenberg ist stets zur Stelle und überführt den wahren Täter. Sind auch Sie, lieber Leser, bereit die Rätsel zu lösen?

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 114

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,4 (34 Bewertungen)
22
4
8
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Sammlungen



Bernd Franzinger

Tannenberg ermittelt wieder in der Pfalz

30 Rätsel-Krimis

Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

© 2014 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75/20 95-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Sven Lang

Herstellung / E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von:

© Polizeihistorischer Verein Stuttgart e.V.

Abbildung 2. Rätsel-Krimi: © benik.at –Fotolia.com

7. /17. Rätsel-Krimi: © gen. Bernd Franzinger

ISBN 978-3-8392-4456-2

Die Ex-Knackis

Jacob Tannenberg saß in seinem Arbeitszimmer am Schreibtisch und stierte auf seinen Laptop. »Komm mal schnell zu mir, Junior!«, schmetterte er in Richtung der Küche.

Sein jüngster Sohn wollte gerade in die mit dem geliebten Waldhonig bestrichene, knusprige Brötchenhälfte beißen. »Was’n jetzt schon wieder los, Vadder?«, knurrte der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission vom gedeckten Frühstückstisch aus. »Egal, was es ist, es kann warten. Ich habe nämlich einen Bärenhunger.«

»Jetzt komm schon endlich«, drängte der Senior weiter. »Ich muss dir etwas sehr Interessantes zeigen. Du wirst nicht glauben, was du gleich sehen wirst.«

»Keinen Bock«, gab Wolfram Tannenberg trotzig zurück und spülte den Bissen mit einem großen Schluck Kaffee die Kehle hinunter.

»Alter Sturkopp!«, blaffte Jacob. »Kommt der Prophet nicht zum Berg, muss eben der Berg zum Propheten kommen«, murmelte er vor sich hin. Er zog Strom- und Druckerkabel aus seinem Laptop, klappte ihn zusammen und schlurfte in die gemütliche Wohnküche.

»Mach mal Platz«, schnauzte er seinen Sohn an und quetschte sich neben ihn auf die Eckbank. »Bist du für einen schier unglaublichen Anblick bereit?«

»Muss wohl«, schmatzte Tannenberg.

Sein Vater klappte den Monitor hoch. »Na, habe ich dir etwa zu viel versprochen?«

»Das gibt’s ja gar nicht«, prustete der Chef-Ermittler los. »Die Müller-Bagage, wie sie leibt und lebt.« Er tippte mit dem Zeigefinger auf den Bildschirm, der von einem imposanten Gebäudekomplex mit meterhohen, stacheldrahtbesetzten Sandsteinmauern ausgefüllt wurde. »Und war für ein passendes Hintergrundfoto.«

»Ja, das passt wirklich wie ein Hintern auf einen Eimer. Schließlich haben diese Herrschaften in dieser Luxusherberge ihr halbes Leben verbracht.«

Tannenberg seufzte wehmütig. »Unser altes Gefängnis. Als das noch in Betrieb war, konnten wir einfach vom Justizgebäude aus zu den Insassen gehen – und mussten nicht zur JVA nach Zweibrücken fahren, wenn wir einen Knacki befragen wollten.«

»Heute ist es ein Hotel, in dem die Leute sich in einer Einzelzelle einschließen lassen und auf einer Pritsche übernachten können. Solch einen Quatsch hätte es früher nicht gegeben.«

»Der Karl, der Theo, der Max und der Frieder«, sagte der Kriminalbeamte. »Wie oft haben wir die Müller-Brüder festgenommen und eingebuchtet. Manchmal nur einen von ihnen, manchmal aber auch alle zusammen.«

»Ja, da kommen wohl einige Jährchen zusammen«, meinte der Senior, während ihm seine Ehefrau Kaffee einschenkte. »Danke, mein süßes schnuckeliges Schätzchen«, flötete er. Als Reaktion klatschte ihm Margot ein feuchtes Geschirrhandtuch ins Genick. Daraufhin wandte Jacob sich wieder seinem Sohn zu. »Schau mal, was da unten rechts steht.«

»Gewinnspiel«, grunzte Tannenberg. »Was gibt’s denn bei denen schon zu gewinnen? Diebesgut, oder wie?«

»Na klick mal drauf, dann erfährst du’s.«

»Wer alle Rätselfragen richtig beantwortet und ausgelost wird, erhält Freikarten für unsere Jubiläumsfeier ›Fünf Jahre Leben ohne Knast‹. Zusätzlich erhalten die Gewinner Gutscheine zur kostenlosen Übernachtung hinter Gittern mit Wasser-und-Brot-Verpflegung.«

»Also Humor haben die Jungs ja, das muss man ihnen lassen«, bemerkte der Kriminalbeamte schmunzelnd.

»Und, Junior, was ist? Machen wir beide mit?«

Tannenberg lachte schallend. »So weit käm’s noch, dass ich mich von der Müller-Bagage hinter Schloss und Riegel bringen lasse.«

»Gut, aber das Rätsel könnten wir doch lösen, oder?« Er zwinkerte seiner Ehefrau zu. »Dann verbringen deine Mutter und ich eben eine Nacht hinter schwedischen Gardinen.«

»Und wo finde ich diese Fragen?«

Jacob klickte auf einen in der Gefängnismauer versteckten Button. »Hier sind sie.«

»Einer von uns saß 18 Jahre, der zweite 16 Jahre, der dritte 15 Jahre und der vierte 9 Jahre ein«, las Tannenberg vor.

»Macht summa summarum 58 Jahre Kost und Logis auf Staatskosten«, addierte Jacob.

Tannenberg schnaubte verächtlich. »Also das hätte ich auch noch hingekriegt, Vadder.«

»Das ist ja aber nicht die eigentliche Denksportaufgabe, Junior«, tönte es zurück.

»Sondern?«

»Klick mal auf das Gefängnistor«, forderte der Senior.

Ein Fenster öffnete sich, auf dem folgendes zu lesen stand: Karl saß länger als Theo. Max nicht so lange wie Frieder. Frieder länger als Theo. Theo kürzer als Max.

»Wie lange brauchst du noch für die Lösung«, frotzelte Jacob. »Ich hab sie vorhin nach höchstens einer Minute gehabt.«

»Na, dann kannst du ja zu dieser Jubiläumsfeier gehen und dich von ihnen einbuchten lassen«, sagte Wolfram Tannenberg. Mürrisch wandte er den Blick ab und pflückte sich ein weiteres Brötchen aus dem Frühstückskörbchen.

»Das werde ich garantiert auch tun, Junior.« Jacob streckte den Zeigefinger in die Höhe. »Und ich werde die Ohren spitzen.« Er grinste breit. »Die Infos aus der Kriminellenszene kannst du mir dann ja abkaufen.«

Wer hat wie viele Jahre eingesessen?

Lösung

Karl: 18 Jahre

Frieder: 16 Jahre

Max: 15 Jahre

Theo: 9 Jahre

Die Leiter

Oma Klemens traute ihren Augen nicht: Direkt gegenüber ihres Wohnzimmerfensters hatte irgendjemand in der Hexennacht ›JESSICA, ICH LIEBE DICH!‹ auf die Schuppenwand gemalt. Und zwar so weit oben, wie es nur ging. 19 Großbuchstaben, ein Komma, ein Ausrufezeichen – alles in Knallrot. Umrahmt von einem knallroten Herzen. Oma Klemens war dem Herzinfarkt nahe. Nicht etwa deshalb, weil sie gemeint war, nein, dafür war sie nun wirklich ein paar Jährchen zu alt. Aber natürlich wusste sie, an wen dieser plakative Spruch gerichtet war, nämlich an Jessica Klemens, ihre 16 Lenze zählende, bildhübsche Enkelin, die sie seit dem tödlichen Verkehrsunfall ihrer Eltern bei sich beherbergte. Und nun das!

Jessicas Schlafzimmer befand sich direkt über ihrem Wohnzimmer. Der Unhold hatte also genau gewusst, wo er seine Schmiererei anbringen musste. Hedwig Klemens warf entsetzt die Hand vor den Mund. Und wenn er es nicht bei dieser Aktion belassen hatte und womöglich bei Nacht und Nebel in Jessicas Zimmer geklettert war? Oma Klemens riss das Fenster auf und schaute sich hektisch um. »Keine Leiter«, atmete sie erleichtert auf. Aber wenn dieser Wüstling ein Hobbykletterer war und sich über die Regenrinne zu ihrer Enkelin emporgehangelt hatte? Nicht auszudenken.

Zitternd sank Hedwig auf ihren Lesesessel nieder. Sie warf die Stirn in Falten und grübelte angestrengt darüber nach, wer im Grübentälchen wohl für solch einen barbarischen Akt infrage kommen könnte. Eigentlich nur der Jens, dachte sie. Der wohnt ja nur zwei Häuser weiter und kennt Jessi schon ganz lange. Sie klatschte sich an die Stirn. Ja, sicher, der steckt bestimmt dahinter. Der ist Jessi doch schon im Kindergarten nicht von der Seite gewichen. Erst vorgestern ist er am Zaun entlanggeschlichen und hat Jessi abgepasst, als sie zur Bushaltestelle ging. Natürlich, diese Sauerei hat Jens Eggers veranstaltet. Oma Klemens schniefte auf. Mein armes, armes Jessilein. Ich muss sie unbedingt vor den Männern beschützen, koste es, was es wolle! Sie ist doch erst 16, noch ein Kind.

Zuerst fotografierte sie die Schmiererei. Dann wartete sie geduldig, bis die gesamte Familie Eggers ihr Grundstück verlassen hatte. Das war die Gelegenheit! Sie schlich auf den Hof der Eggers, inspizierte den offenen Schuppen – und entdeckte doch tatsächlich eine Leiter. Die hat Jens garantiert in der Hexennacht dazu verwendet, um diese Schweinerei an meinen Schuppen zu malen, sagte sie sich, während sie das Corpus Delicti mit ihrer Digitalkamera als Beweis sicherte.

Am nächsten Morgen fuhr sie in die Stadt, wo ihre alte Freundin Agathe Schroll einen kleinen Baumarkt betrieb, in dessen Sortiment auch Leitern zu finden waren. Sie ließ sich einen Kassenzettel kopieren, der belegte, dass am 2. Mai 2012 jemand eine Sprossenleiter gekauft hatte. Dass es sich bei diesem Jemand natürlich um Jens Eggers handelte, war den beiden alten Freundinnen spätestens nach dem dritten Likörchen klar. Oma Klemens verabschiedete sich mit einem verschwörerischen Augenzwinkern und machte sich auf den Weg zur Polizeidirektion in der Logenstraße, um eine Anzeige wegen Sachbeschädigung aufzugeben.

Kommissar Tannenberg hörte sich in aller Ruhe die Geschichte der alten Dame an, begutachtete die Fotos auf dem Display der Digitalkamera und kontrollierte die Kopie des Kassenzettels.

»Und Sie sind wirklich ganz sicher, dass dieser junge Mann …«

»Ja, ja, der Jens hat die Leiter gekauft und hat diesen schrecklichen Satz an die Wand gemalt«, fiel ihm Oma Klemens ins Wort. »Meine Freundin Agathe Schroll wird Ihnen das bestätigen. Sie wird es sogar vor Gericht beschwören.«

Tannenberg lachte auf. »Na, liebe Frau Klemens, so weit sollten wir es doch lieber nicht kommen lassen. Schließlich wollen wir dem offenbar bis über die Ohren in Ihre Enkelin verliebten jungen Mann nicht die Zukunft verbauen, oder?«

»Verliebt«, spie Hedwig Klemens förmlich aus. »Dass ich nicht lache. In dem Alter wissen diese Kerle doch noch gar nicht, was das ist. Die wollen nur das Eine.«

Wolfram Tannenberg verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. »Haben Sie in Ihrer Jugend entsprechende Erfahrungen gesammelt, Frau Klemens?«

»Ich darf doch sehr bitten, Herr Kommissar«, empörte sich die alte Dame.

»Und ich darf doch sehr darum bitten, dass Sie endlich zur Vernunft kommen und nicht weiter einen verliebten Schüler verleumden und einer Straftat bezichtigen.«

Oma Klemens schnappte wie an Land geworfener Karpfen nach Luft.

»Sie haben nämlich gerade versucht, mir einen gewaltigen Bären aufzubinden. Besser gesagt: zwei Bären.«

»Was habe ich?«

»Zum Glück für den jungen Mann haben Sie sich eben selbst verraten. Ich kann Ihnen beweisen, dass Ihre Geschichte mit der Leiter nicht stimmen kann.«

Was meint Tannenberg damit?

Lösung

Die Schmiererei ist in der Hexennacht (also in der Nacht zum 1. Mai) entstanden. Der Kaufbeleg ist aber auf den 2. Mai datiert.

Auf dem Foto ist keine nagelneue, sondern eine gebrauchte Leiter zu sehen.

Die Linkshänderin

Wolfram Tannenberg hielt große Stücke auf den Leiter der kriminaltechnischen Abteilung. Kollege Mertel musste mit Gummihandschuhen und Spürnase auf die Welt gekommen sein. Obwohl Tannenberg ihn gerne als ›Ober-Dreckschnüffler‹ titulierte und auf dem Display seines Handys ›Dreckschnüffler ruft an‹ blinkte, war er von Mertels außergewöhnlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten zutiefst überzeugt. Er wusste, dass er ohne seine Hilfe niemals solch ein erfolgreicher Kriminalbeamter geworden wäre, der er zum Leidwesen der Kaiserslauterer Verbrecherzunft nun einmal war.

Als Tannenberg in einem Versicherungsbüro auf dem Fischerrück eintraf und seinen mit Pinsel und Lupe bewaffneten Kollegen bei seiner akribischen Arbeit beobachtete, war er sich sicher, dass er auch diesen Fall würde lösen können.

»Was war denn eigentlich in dieser schweren Stahlkassette drin?«, fragte Tannenberg die versammelten Mitarbeiter der Pfalzwald-Versicherungs-Agentur.

»Goldmünzen im Wert von mehreren Tausend Euro«, antwortete Gisela Hellwig, die Chefin.

Tannenberg schnaubte verächtlich und schüttelte den Kopf. »Wie kann man denn nur solche Wertgegenstände zu Hause in einer Kassette aufbewahren?«

»Die lagen ja die ganze Zeit über im Tresor meines Mannes. Da habe ich sie vor ein paar Tagen rausgeholt und sie hier im Schrank aufbewahrt«, betonte die Frau. Sie raufte sich die Haare. »Ich wollte die Münzen heute Mittag auf die Bank bringen und sie verkaufen«, jammerte die Agentur-Inhaberin. Sie machte eine verzweifelte Geste. »Und jetzt sind sie weg. Mit dem Erlös wollten wir doch das Auslandssemester unserer Tochter bezahlen.«

»Wer hat denn einen Schlüssel für diese Kassette?«, wollte Tannenberg wissen.

Gisela Hellwig zog einen altmodischen Schlüssel aus ihrem Blazer und zeigte ihn dem Kriminalbeamten. »Nur ich besitze einen«, behauptete die zerknirschte Frau.

»Darf ich mal«, sagte Mertel. Allerdings eher pro forma, denn bevor das letzte Wort seine Lippen verlassen hatte, inspizierte er bereits den leicht angerosteten Schlüsselbart. »Der hier wurde zum Nachmachen eines oder mehrerer weiterer Schlüssel verwendet«, behauptete er. Auf den fragenden Blick seines Kollegen ergänzte er: »Es befinden sich Spuren von Knetmasse zwischen den Zähnen.«

Tannenberg wandte sich an die Agentur-Leiterin: »Haben Sie irgendwann in den letzten Tagen Ihren Schlüssel aus der Hand gegeben?«

»Nein, natürlich nicht«, erwiderte Gisela Hellwig in schneidendem Ton.

»Denken Sie noch einmal scharf nach«, forderte der Ermittler.

Die Frau warf die Stirn in Falten und überlegte. Dann räusperte sie sich und fügte verlegen hinzu: »Vorgestern habe ich ein Dokument in die Kassette gelegt. Und da hat es an der Tür geläutet. Meine Mitarbeiterinnen waren in der Mittagspause, also bin ich raus. Es war der Freund meiner Tochter. Er hatte eine Autopanne. Deshalb habe ich ihn schnell an die Universität gefahren. Und als ich zurückkam, habe ich die Kassette verschlossen und den Schlüssel in die Tasche gesteckt.«

»Diese Zeit wird dem Dieb«, Tannenbergs Blick hüpfte nacheinander zu Hellwigs Mitarbeiterinnen, »besser gesagt: der Diebin gereicht haben.«

»Sie verdächtigen eine von uns?«, stieß Conny Frick, die jüngste Versicherungsmaklerin entgeistert aus.

»Ach, Wolf, fast hätte ich es vergessen«, meldete sich Mertel zu Wort. »Die Täterin muss Linkshänderin sein.«

»Wieso?«

»Die Münzen befanden sich in einer Tüte. Und auf besagter Tüte habe ich Fingerspuren entdeckt, die eindeutig auf eine Linkshänderin hindeuten.«

Tannenberg grinste breit. »Wenn wir dich nicht hätten, lieber Karl.« Er klatschte in die Hände. »Dann dürfte ich um nun um stichhaltige Begründungen bitten, wieso keine von Ihnen den Diebstahl begangen hat.« Das schadenfrohe Grinsen wurde noch breiter. »Wobei ich mir, wie gesagt, ziemlich sicher bin, dass sich die Täterin hier im Raum befindet.«

»Wir sind aber alle Rechtshänderinnen«, beteuerte Petra Müller und reckte demonstrativ ihren rechten Arm in die Höhe. Ihre beiden Kolleginnen taten es ihr gleich.

Karin Brechtel, deren emporgereckter Arm vollständig eingegipst war, schoss die Röte ins Gesicht. »Vielleicht war’s ja die Chefin selbst? Versicherungsbetrug.« Sie hatte letzte Woche ihre Kündigung erhalten und konnte sich diese Unterstellung leisten.

Wie ein an Land geworfener Fisch schnappte Gisela Hellwig nach Luft. »Das ist doch die Höhe«, blökte sie mit sich überschlagender Stimme. »Erst feierst du wochenlang krank und dann …«

»Bitte beruhigen Sie sich«, beschwichtigte Tannenberg. »Wieso können Sie es nicht gewesen sein?«, fragte er Karin Bechtel.