Tanztee - Hendrik Groen - E-Book

Tanztee E-Book

Hendrik Groen

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Beschreibung

Nach dem großen Erfolg von »Eierlikörtage« folgt mit »Tanztee« nun der zweite Streich des liebenswürdigsten und humorvollsten Rentners der westlichen Hemisphäre: Der Alt-aber-nicht-tot-Club von Hendrik Groen und seinen Freunden ist zwar noch ein bisschen älter geworden, aber auch im neuen Jahr sind sie voller Energie – und gewillt, sich die Zeit im Altersheim Amsterdam-Nord so angenehm wie möglich zu machen. Hendrik nimmt den Rentneralltag zwischen Arztbesuchen und Bingoabenden aufs Korn, beschwört die Kraft der Liebe und Freundschaft und findet immer wieder die passenden Worte für unsere verrückte und manchmal schreckliche Welt, der ein bisschen mehr Altersweisheit, Humor und Selbstironie verdammt gut tun würde.

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Mehr über unsere Autoren und Bücher:www.piper.de/literaturDie Originalausgabe erschien 2015 unter dem Titel »Pogingen iets van het leven te maken. »Zolang er leven is, Het nieuwe geheime dagboek van Hendrik Groen, 85 jaar« bei J.M. Meulenhoff bv, AmsterdamÜbersetzung aus dem Niederländischen von Wibke KuhnISBN 978-3-492-97679-4März 2017© Hendrik Groen en J.M. Meulenhoff bv, AmsterdamDeutschsprachige Ausgabe:© Piper Verlag GmbH, München / Berlin 2017Covergestaltung: Cornelia NiereCovermotiv: Victor MeijerDatenkonvertierung: Fotosatz Amann, MemmingenSämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Wir weisen darauf hin, dass sich der Piper Verlag nicht die Inhalte Dritter zu eigen macht.

Mittwoch, 31. Dezember 2014

Laut Statistik hat ein Mann, der an diesem letzten Tag des Jahres fünfundachtzig Jahre alt ist, eine ungefähr achtzigprozentige Chance, auch den 31. Dezember 2015 zu erleben. Ich richte mich dabei nach den Angaben des Nationalen Leitfadens für Volksgesundheit.

Ich werde mein Bestes tun, aber ich verbitte mir jedwede Klagen, falls das Tagebuch, mit dem ich morgen anfange, das Ende des Jahres nicht erlebt. Die Chancen stehen also 1 zu 5.

Donnerstag, 1. Januar 2015

Evert hat seine Silvesterknaller früher mit Vorliebe in Hundehaufen gesteckt oder – noch schöner – in Pferdeäpfel, aber die waren immer schon seltener. Er bedauert es sehr, dass die Knaller früher so viel kleiner waren als heute.

»In meinem Rollstuhl hab ich gute Chancen, mich selbst in die Luft zu jagen, sonst würde ich zu gern ein paar Knaller in der Eingangshalle loslassen.« So weit sein Beitrag zu der seit Tagen andauernden Feuerwerksdiskussion.

Trotz einer Petition der Bewohner hat unsere Direktorin, Frau Stelwagen, keinen Versuch unternommen, eine feuerwerksfreie Zone rund um unser Seniorenheim zu beantragen. Nach einer kurzen Erklärung, die wir am Schwarzen Brett fanden, hielt sie das in diesem Moment »nicht für opportun«. Da sei was dran, meinten manche Bewohner, vor allem diejenigen, die nicht wussten, was »opportun« bedeutet. Andere meinten, dass die Stelwagen bloß keine Lust habe, sich von der Gemeinde einen Korb geben zu lassen.

Unser Alt-aber-nicht-tot-Club hat den Jahreswechsel in Everts Wohnung gefeiert, in der man backen und kochen darf, Tätigkeiten, die in den Zimmern unseres Seniorenheims nicht gestattet sind. Da wir die Exspitzenköche Antoine und Ria in unseren Reihen haben, lassen wir uns ungern eine Gelegenheit dazu entgehen.

Um Viertel vor zwölf sind wir geschlossen zu Graemes gezogen, dessen Zimmer im fünften Stock ihn zum am höchsten oben wohnenden Clubmitglied macht. Auf seinem Balkon haben wir das Feuerwerk bewundert, und Evert hat in unser aller Namen eine illegale Rakete gezündet, als rebellische Geste gegen die Direktion. Es war sehr schön.

Wir sind gespannt, wer uns verraten wird.

Edward hat spontan angeboten, bei der Direktorin anzutreten, wenn es so weit kommen sollte, und versprochen, dann noch unverständlicher zu mümmeln, als er es sonst schon immer tut.

Kurzum: Die Stimmung war prächtig.

Um zwei Uhr war ich im Bett. Es ist ein paar Jahrzehnte her, dass ich es zum letzten Mal so lange ausgehalten habe.

Freitag, 2. Januar

Da ich im letzten Jahr kein Tagebuch geführt habe, hatte ich plötzlich jeden Tag eine Lücke, in der mir das Gefühl von Nützlichkeit und Notwendigkeit fehlte, das ich empfunden hatte, als ich 2013 jeden Tag eine (oder anderthalb) Stunde schrieb. Vielleicht ist das Fehlen von Verpflichtungen das wichtigste Merkmal des Lebens in einem Seniorenheim. Alles wird für einen geregelt. Nachdenken ist nicht nötig. Man kann das Leben in sich reinlöffeln wie Pudding, ganz ohne Klümpchen. Haps, schluck, weg.

Es gibt genug Bewohner, die mit diesem permanenten All-inclusive-Urlaub zufrieden sind, aber für mich und ein paar von meinen Freunden trägt dieses Nichtstun im Pflegeheim nicht zum täglichen Glück bei.

Ich habe beschlossen, 2015 wieder ein Tagebuch zu führen. Einerseits, um eine tägliche Verpflichtung zu haben, andererseits, weil es mich zwingt, wach zu bleiben, Augen und Ohren zu füttern und die Entwicklungen in unserer Einrichtung und dem Rest der Welt zu verfolgen. Ich werde mein Hirn jeden Tag arbeiten lassen und meine Gedanken hübsch ordnen. Gehirngymnastik hält den Geist beweglich. Letztes Jahr hab ich allzu oft gedacht, wie schade es doch ist, dass ich es nicht mehr festhalte, wenn wieder mal ein Senior Chaos anrichtet, das Personal sich darüber aufregt oder die Direktorin gar zu selbstherrlich über ihre Untertanen herrscht. Darauf habe ich wieder Lust.

Samstag, 3. Januar

Der Direktor eines Pflegeheims hat in einem Zeitungsartikel eine vorbildlich ehrliche Aussage gemacht: »Die Erwartungen, die wir als Gesellschaft an die professionelle Altenpflege stellen, können unter den heutigen Umständen nicht erfüllt werden.«

Das heißt im Klartext: Es ist nicht zu vermeiden, dass ab und zu eine Windel nicht sofort gewechselt wird, ein Gebiss verloren geht oder jemand zwischenzeitlich mal ans Bett gefesselt werden muss. Traurig, aber unvermeidlich. Wenn alle Unzufriedenen, alle sensationslüsternen Journalisten und alle zweiunddreißig Kontrollinstanzen von Pflegeheimen sich damit nicht zufriedengeben wollten, müssten sie die Mehrheit der Niederländer davon überzeugen, dass der Beitrag zur Pflegeversicherung hübsch angehoben werden muss.

Viel Erfolg!

Ich werde unserer Direktorin den Artikel persönlich überreichen.

Ja, da schauen Sie jetzt, oder? Den braven Hendrik gibt’s nicht mehr. Wir dürfen vielleicht noch nicht vom mutigen Hendrik sprechen, aber vor einem Jahr, bei Eefjes Beerdigung, hab ich mir vorgenommen, meine ewige Vorsicht einfach fahren zu lassen. Ich spreche immer öfter aus, was Sache ist, und das fühlt sich meistens richtig gut an. Vorher muss ich noch immer kurz schlucken, das Herz schlägt mir bis zum Hals, und ich zögere kurz, aber dann springe ich vom hohen Sprungbrett ins tiefe Wasser, um anschließend jubelnd wieder aufzutauchen. Die Unterstützung der anderen Mitglieder des Alt-aber-nicht-tot-Clubs ist dabei unentbehrlich. Insbesondere Evert, der zum einen mein bester Freund ist und zum andern überhaupt keine Probleme damit hat, Tacheles zu reden, ist mir eine zuverlässige Stütze.

Auch dieses Jahr ist wieder ein Horrorwinter vorhergesagt worden. Und obwohl sich die Voraussagen von eiskalten Wintermonaten schon häufig als falsch erwiesen haben, wird auch diese Prognose wieder ernst genommen. Meine Mitbewohner haben gehamstert, was das Zeug hält. Die Schränke quellen über vor lauter Keksen, Schokolade, Erfrischungsgetränken und Toilettenpapier. Letzteres, da wir aus Ersparnisgründen mittlerweile selbst dafür aufkommen müssen. Seitdem wird im Schnitt auch viel sparsamer abgewischt, mit allen Konsequenzen. Was an Toilettenpapier eingespart wird, muss jetzt für zusätzliches Waschmittel ausgegeben werden.

Sonntag, 4. Januar

Die Direktorin, Frau Stelwagen, wundert sich inzwischen nicht mehr, wenn ich ihr einen Zeitungsartikel in die Hand drücke oder anderweitig ungefragt Ratschläge gebe.

Sie hat nur ein Interesse: ihr guter Ruf. Und den erwirbt sie sich durch Ruhe in ihrem Haus und zufriedene Heimbewohner. Sie weiß, dass ich das weiß. Sie weiß auch, dass ich eine kleine Gefolgschaft habe, die sie nicht unterschätzen darf, und das tut sie auch nicht.

Der Streit zwischen der Direktorin und Alanito ist subtil und abtastend – mal hat die eine Partei die Nase ein bisschen vorn, mal die andere. Mit offenem Krieg wäre niemandem gedient. Dafür steht zu viel auf dem Spiel.

»Danke schön, Herr Groen. Haben Sie wieder was gefunden, wovon wir vielleicht profitieren könnten?«

»Allerdings. Ein interessanter Artikel über einen Kollegen von Ihnen. Über die Erwartungen an die Altenpflege und die Offenheit, mit der man darüber sprechen kann.«

»Offenheit – da bin ich eine große Verfechterin, Offenheit, wo immer es möglich ist. Und immer im Interesse der Allgemeinheit.«

»Das Interesse der Allgemeinheit ist ein weit gefasster Begriff, Frau Stelwagen.«

»Absolut, Herr Groen.«

Ungefähr in diesem Ton laufen unsere Gespräche ab. Meistens muss ich mich danach kurz erholen, aber das ist es mir wert. Ein bisschen Adrenalin hie und da kann nicht schaden.

Montag, 5. Januar

Gestern Mittag war ein Prachtwetter, also hab ich mal ausprobiert, ob ich meinen Banklauf noch schaffe. Es sind 400 Meter bis zu Bank Nummer 1, dann 600 Meter bis zu Bank Nummer 2 und zum Schluss wieder 400 Meter nach Hause. Diese Angaben sind Näherungswerte.

Mit einiger Mühe hab ich es geschafft. Mein Aktionsradius ist jetzt schon seit einem Jahr stabil, und ich wage zu behaupten, dass in diesem Fall Stillstand gleichbedeutend mit Fortschritt ist.

Für mich gilt: Die schnellste Art, irgendwo hinzukommen, besteht darin, dass ich immer schön langsam mache. Dann falle ich zwischen den zwei Bänken nicht hin. Ganz ruhig zu gehen und dabei doch eine kontrollierte Vitalität auszustrahlen ist gar nicht so einfach. Ich verweigere den Rollator und vertraue auf einen Gehstock, der noch von meinem Vater stammt und den ich ein bisschen zu hoch durch die Luft schwinge. Außerdem versuche ich, so schmissig wie möglich auf den Bänken zu sitzen. Eitler Hendrik. Gott weiß warum.

Das tägliche Tagebuchschreiben gefällt mir jetzt schon wieder hervorragend. Ich bedaure, dass ich den Stift ein Jahr habe ruhen lassen.

Wie meine Frau früher sagte: Man bereut in erster Linie die Dinge, die man nicht getan hat.

Ich werde in den nächsten Tagen das verlorene Jahr 2014 in groben Zügen skizzieren, im Hinblick auf die Ereignisse in unserem Heim.

Dienstag, 6. Januar

Das wichtigste Ereignis 2014 fand statt, als das Jahr gerade mal zwei Tage alt war: die Beerdigung von Eefje. Mein Schatz lag da wie ein wundervolles gealtertes Schneewittchen, bevor der Sargdeckel endgültig seinen Schatten über sie warf.

Der Begräbnisgottesdienst war würdevoll, sie spielten schöne Musik, und es wurden rührende Reden gehalten. Aber das alles gab mir trotzdem kaum Trost.

Der Hauptgrund, warum ich monatelang keine Lust zum Schreiben hatte, war der, dass ich sie vermisste. Sowie ich mich an den Computer setzte, tippte ich sozusagen sofort ihren Namen. Nur langsam hat die Zeit meine Wunden geheilt.

Das zweitwichtigste Ereignis war, dass Grietje im November »auf die andere Seite« umgezogen ist, in die geschlossene Abteilung. Der Herr Alzheimer hat dann doch schneller zugeschlagen als erwartet. Sie hat sich immer öfter verlaufen. Buchstäblich, wenn sie im verkehrten Stockwerk ihre alte Wohnung suchte, und im übertragenen Sinne, wenn sie nicht mehr wusste, wofür ein Teekessel noch mal gut ist. Aber auch in ihrer Verwirrung war sie immer sehr heiter, und wir haben viel gelacht. Da war keine Wut und keine Angst. Wohlgemut lief sie bei ihrem Umzug hinter dem kleinen Karren her, mit dem ihre Sachen Stück für Stück in die andere Abteilung gebracht wurden.

Wenn schon dement werden, dann so. Aber während meiner Besuche bei Grietje sah ich auch, dass sie die Rose zwischen den Brennnesseln ist.

In Hillegom lässt man eine ausgewählte Gruppe von Demenzkranken aus dem Heim Den Weeligenberg wieder allein wohnen. Auf gewisse Hilfestellungen bleiben sie natürlich angewiesen, aber immerhin. Als ich mich allerdings in unserer geschlossenen Abteilung umschaute, hab ich keinen gesehen, dem ich wieder einen eigenen Zimmerschlüssel in die Hand gedrückt hätte. Es sei denn, um den Notfall zu simulieren: Was tun bei Überschwemmung, Feuer oder einer Explosion? Hatten sie da in Hillegom vielleicht ein paar ältere Herrschaften ein bisschen zu voreilig in die Geschlossene gebracht?

Frau Quint, ihres Zeichens Berufspessimistin, hat einen Anschlag auf Papst Franziskus prophezeit. Mit einem halben Spekulatius im Mund wusste sie ganz sicher zu berichten: »Der wird das Jahresende nicht erleben, da können wir noch so viel beten.« Dabei versprühte sie munter Kekskrümel in die Runde.

Evert wollte mit ihr um 100 Euro wetten, dass dieser freundliche Stellvertreter Jesu auf Erden auch am 1. Januar 2016 noch quicklebendig sein wird, aber so viel Vertrauen hatte die Quint dann wohl doch nicht in ihre eigenen Weissagungen.

Ich muss sagen, dass Franziskus meine volle Sympathie hat, allein schon deswegen, weil er einen weißen Renault 4 Baujahr 84 fährt.

Was wohl aus diesem seltsamen Papamobil geworden ist?

Mittwoch, 7. Januar

Unser Alanito-Club befand sich 2014 in einem Übergangsjahr. Mit Eefje war eine Stütze weggebrochen, und Grietje musste schon im Frühjahr Abstand von unseren Ausflügen nehmen, weil sie immer öfter alles anfassen wollte. Das gab im neuen Rijksmuseum ziemlichen Ärger mit den Museumswächtern.

»Ich will nur wissen, wie sich das anfühlt.«

»Madame, das dürfen Sie wirklich nicht.«

»Oh. Na, dann mach ich es bestimmt nicht wieder.« Und zwei Säle später war wieder alles vergessen.

Aber es gibt auch gute Neuigkeiten: Wir haben zwei neue Mitglieder aufgenommen. Auf meine Fürsprache hin ist Geert Hoogdalen, mein Freund der wenigen Worte und Besitzer des Ferraris unter den Elektromobilen, im Frühjahr zu unserem Club gestoßen. Kurz danach hat Edward Frau van der Horst als Mitglied vorgeschlagen. Er fand, man müsse eine Kompensation für seine eigene Aphasie einführen – er spricht nämlich immer undeutlicher – und für die Schweigsamkeit von Geert. Leonie van der Horst redet gern, ist fröhlich, ein bisschen verrückt und voller Ideen. Und sie findet Edward attraktiv, der sich darüber sehr freut, was Leonie wiederum dazu verleitet, ihm besonders oft über seinen kahlen Kopf zu streicheln.

Kurzum: Beide sind ein echter Gewinn für den Club.

Das Pflegerecht ist schon seit Monaten Gesprächsthema. Obwohl noch keine Tasse Tee weniger serviert wurde, behaupten manche Bewohner, die Folgen der Sparmaßnahmen schon am eigenen Leib zu spüren.

Als ich Frau Slothouwer, die wie üblich am lautesten klagte, um ein Beispiel bat, wusste sie nichts anderes zu sagen als: »Ach, der Herr Groen schon wieder mit seinen Beispielen.«

Früher bildete Frau Slothouwer ein unausstehliches Duo mit ihrer Schwester. Seit diese letztes Jahr plötzlich verstorben ist, hat die übrig gebliebene Slothouwer die Portion Bosheit von ihrer Schwester noch auf ihre draufgepackt.

Ich bekam Unterstützung. »Also, ich schließe mich dem geehrten Abgeordneten Groen an, Frau Slothouwer – nennen Sie uns doch mal ein Beispiel«, sagte Graeme. Da fand die das Thema auf einen Schlag gar nicht mehr interessant.

Donnerstag, 8. Januar

Die Nachricht vom Blutbad bei der französischen Zeitschrift Charlie Hebdo hat mich schwer getroffen. Es passiert mir nicht mehr so oft, dass ich emotional werde, wenn ich von irgendeinem Ereignis höre, aber gestern war ich den ganzen Tag völlig aus dem Tritt.

Und sogar meine Mitbewohner verkniffen sich ihre üblichen blöden Kommentare. Nur Bakker fand, dass jeder Ausländer mit Bart eingesperrt werden solle.

»Sie meinen zum Beispiel Sankt Nikolaus und den Weihnachtsmann?«, fragte Leonie.

»Nein, die natürlich nicht. Nur Menschen mit brauner und schwarzer Haut.«

Man sollte ihm den Mund mit stabilem Klebeband verschließen. Mit einem kleinen Loch für einen Strohhalm, durch den er nur flüssige Nahrung saugen kann.

Meines Wissens hat es hier noch nie einen muslimischen Bewohner gegeben. Ich vermute, dass türkische und marokkanische Senioren ihre Tage in ihrem Heimatland verbringen oder in der Wohnung eines ihrer Kinder eingeschlossen werden. Mit dem Treppenhaus als unüberwindlichem Hindernis.

Es gibt zwar Muslime beim Personal, aber kein Bewohner fängt jemals mit einer Putzfrau oder einer Kopftuch tragenden Küchenhilfe eine Plauderei über Allah an. Wir wissen nichts über sie, sie wissen nichts über uns.

Ich habe es vielleicht schon mal gesagt, aber Gott und ich haben verabredet, dass wir uns nicht belästigen. Und ein Gott, der zweiundsiebzig Jungfrauen für was auch immer in Aussicht stellt, scheint mir von allen Göttern schon einer der dümmsten zu sein. Abgesehen von dem Umstand, dass ein Kerl, der diesen Namen halbwegs verdient, nach ein paar Monaten seine Jungfrauen alle durch hat. Und wie sieht eigentlich die Belohnung für Frauen aus?

Gleich wird eine Schweigeminute abgehalten. Ich würde gerne meinen Stift in die Höhe halten, aber ich befürchte, dass das keiner verstehen würde.

Freitag, 9. Januar

Die Taskforce Länger Selbstständig Wohnen hat einen Brief an alle Bürgermeister geschrieben, in dem dazu aufgerufen wird, sich mehr auf den »Übergang in der Seniorenbetreuung« zu konzentrieren. Senioren mögen keine Veränderungen, aber Übergänge finden sie nicht so schlimm.

Einst war es das Ziel eines Altersheims, für die drei K zu sorgen: Komfort, Kontrolle und Kontakt. Seltsamerweise hat man diese drei Ks ein wenig aus den Augen verloren.

Alte Menschen müssen neuerdings so lange wie möglich allein wohnen. Das klingt zunächst zwar ganz positiv, aber es hat seine Haken. Nach Angaben des Zentralen Statistikamts gibt es dreihunderttausend sehr einsame Senioren. Der Großteil von ihnen wohnt zu Hause und soll dort nach der neuen Auffassung so lange wie möglich selbstständig in dieser großen Einsamkeit wohnen.

Da gehen wir zu weit. Die Idee, durch Altersheime für Komfort, Kontrolle und Kontakt zu sorgen, ist prima. Nur in der Durchführung hapert es. Altersheime sorgen in erster Linie für Betütelung, Unselbstständigkeit und Faulheit.

Überall liest man von älteren Menschen, die neue Modelle des Zusammenwohnens suchen, um … tja, Komfort, Kontrolle und Kontakt zu gewährleisten. Nur sind das eben keine älteren Leute weit über achtzig, sondern vitale Sechzig- bis Siebzigjährige mit Ideen und Geld.

Ich habe zwei Vorsätze für 2015. Der erste besteht darin, dass ich 2016 noch erlebe, und der zweite darin, jeden Tag etwas wegzuwerfen. Menschen sind Sammler. Vor Kurzem wurde wieder ein Zimmer eines verstorbenen Bewohners ausgeräumt, und dabei fand man Dutzende von Zuckerpaketen, Seifenstücken, Butterpackungen und H-Milch. Kurz und gut: alles, was es im Krieg nur auf Lebensmittelmarken gab. Und daneben noch Schränke voller Krempel: Vasen, Tassen, Bilder, Teller, Kerzen, Flaschen und Dosen. Ich hab mich daraufhin einmal kritisch in meinem eigenen Zimmer umgesehen: voll mit überflüssigen Gegenständen.

Eigentlich müsste ich jeden Tag eine nutzlose Sache wegwerfen. Wenn ich etwas Neues kaufe, muss ich an dem Tag zwei Sachen wegschmeißen. Am Ende des Jahres würde ich dann mal eben 365 überflüssige Dinge weniger haben.

Samstag, 10. Januar

Noch mal kurz was von 2014.

Alanito erholte sich langsam von Eefjes Tod und Grietjes Rücktritt. Im späten Frühjahr nahmen wir unsere Ausflüge wieder auf. Weil wir nämlich merkten, dass wir neue Inspiration brauchten, um nicht in völlige Schlaffheit abzusacken. Wir gelobten, es kein zweites Mal zuzulassen, auf diese Art mehrere Monate zu verschwenden. Tote, auch sehr liebe Tote, dürfen keine Entschuldigung sein.

»Sonst hört das ja gar nicht mehr auf!«, sagte Evert, und dann überlegte er laut, ob es wohl einen Workshop für Sargbemalung gebe. »Damit man ein bisschen vergnügter in die Grube fährt.«

Er hat noch nichts dieser Art gefunden, seines Erachtens eine echte Marktlücke. Er hat uns auch mitgeteilt, er hätte gern, dass wir zu seiner Beerdigung bunte, fröhliche Kleidung anlegen. Das gilt auch für die Sargträger. Ob wir dafür bitte sorgen könnten.

Wir haben eine neue Bewohnerin, die heute beim Tee zehn Gewürzkekse nacheinander aufgegessen hat. Ungefähr beim vierten Keks wurde es allmählich still um sie, und dann saßen ihre fünf, sechs Tischnachbarn nur noch atemlos daneben und sahen zu, wie ein Keks nach dem anderen in ihrem kleinen Mündchen verschwand. Es war ihre eigene Kekspackung, deswegen konnte die Schwester eigentlich kaum etwas dagegen sagen. Beim achten Keks konnte sie sich aber doch nicht mehr beherrschen.

»Frau Lacroix, ist das denn noch vernünftig?«

»Pscht«, versuchte sie mit einem Mund voller Kekse zu sagen. Zumindest hörte es sich so an.

Nach ihrem zehnten Keks schaute sie sich um und fragte, ob vielleicht noch jemand einen Gewürzkeks wolle.

»Warum machen Sie das?«

»Ich bin Performancekünstlerin«, antwortete sie.

»Das muss natürlich wieder uns passieren …«, sagte Herr Bakker.

»Was ist sie?«, fragte Frau Duits.

Ich hab die Geschichte aus erster Hand von Edward. Er war dabei und fand es großartig.

Ich muss mich mal mit Frau Lacroix bekannt machen.

Sonntag, 11. Januar

Studien haben gezeigt, dass ein Mensch mit achtzig glücklicher ist als mit vierzig. Mit vierzig ist man an seinem Glückstiefstpunkt. Da macht man sich sowohl Sorgen um seine Eltern als auch um seine Kinder, und der Job sorgt für zusätzlichen Stress.

Diese Erkenntnisse stammen von einem Professor von achtzig. Der weiß, wovon er spricht. Aber rennt dieser Professor, ein gewisser Herr Vaillant, wohl auch in einem Altersheim wie unserem herum? Dann wüsste er, dass das Glück nicht allzu sehr von den achtzigjährigen Gesichtern strahlt. Dass die älteren Herrschaften ihr Glück ganz gut unter Stühlen und Bänken verstecken können.

Vielleicht muss er mal zu uns kommen und ein paar Kurse geben, um uns die Sache so richtig zu erklären. Denn wenn wir noch glücklich werden wollen, dann jetzt oder nie.

Nehmen wir als Beispiel mal das Wetter.

Es stürmt jetzt schon seit fast einer Woche, und nachdem die Windstärke zwischenzeitlich auf Stärke 6 gesunken war, soll sie in den nächsten Tagen wieder auf 8 steigen. Wenn man nur halb so glücklich ist, wie der Professor behauptet, lässt man sich sein Glück natürlich nicht tagelang vom pausenlosen Wind verderben. Im Gegenteil, dann geht man hinaus und lässt sich die Brise durch die Haare wehen.

Aber das passiert selten. In erster Linie wird gejammert über Frisuren, die total durcheinandergeraten. Als ob die letzten paar Haare jetzt unbedingt noch ordentlich in Reih und Glied stehen müssten.

Ich konnte inzwischen feststellen, dass mein Scooter doch ziemlich anfällig für Seitenwind ist. Heute Morgen bin ich beinahe umgefallen, als ich bei Rückenwind zwischen zwei Hochhäusern an einem hohen Bordstein entlangschrammte. Ich konnte mein Gewicht gerade noch rechtzeitig auf die andere Seite werfen und kippte wieder in die Senkrechte zurück. Hinter mir hörte ich Geert auf seinem Scooter laut loslachen. Ein paar Hundert Meter weiter konnte ich dann losprusten, als ein Auto neben ihm durch eine Pfütze fuhr und er die volle Ladung abkriegte. Zwei alte Lausbuben an einem stillen, stürmischen Sonntagabend in Amsterdam-Nord. Einfach glücklich in Wind und Wetter.

Montag, 12. Januar

Die körperlichen Leiden verschonen auch die Mitglieder von Alanito nicht. Ich will keine Klagelieder singen, sondern einfach nur sachlich aufzählen: Evert sitzt im Rollstuhl und hat Zucker. Antoine und Ria bilden das klassische Duo des Lahmen und des Blinden: Er hat Rheuma, sie sieht schlecht. Edward kann man nach seinem Schlaganfall so gut wie nicht mehr verstehen. Geert hat ein Stoma und Schlafstörungen. Leonie zittert sehr stark und ist inkontinent. Ich selbst bin kurzatmig, schlecht zu Fuß, tröpfle und habe ab und zu einen Gichtanfall. Nur Graeme ist noch in einem sehr guten Zustand.

Eine beeindruckende Sammlung von Beschwerden, oder?

Im Club haben wir diesbezüglich eindeutige Absprachen getroffen: Es darf nicht darüber gejammert, sehr wohl aber gespottet werden. Das hilft sehr. Wir lachen viel über unser Elend. Das macht das Leben mit den Einschränkungen, die der körperliche Verfall so mit sich bringt, ein bisschen einfacher.

Bei einer mehr oder weniger zufälligen Zusammenkunft des Alanito-Clubs ist ein schöner neuer Plan entstanden. Wir mussten in Sachen Ausflüge eine unglücklich zustande gekommene winterbedingte Pause bis nach den Feiertagen einlegen, und der Gedanke, bis dahin nichts zu haben, worauf man sich freuen könnte, gefiel keinem von uns. Ria und Antoine brachten gestern beim Tee zögerlich eine Idee für eine Veranstaltungsreihe vor.

»Wir dachten da an irgendwas mit Essen.«

»Na, das ist ja mal eine Überraschung«, meinte Edward.

»Wir dachten, es wäre vielleicht schön, wenn wir zum Beispiel einmal im Monat essen gehen und dass jedes Mal jemand anders ein Restaurant aussucht, und zwar jedes Mal aus einem anderen Land.«

»Soso«, sagte Evert, »und das fandet ihr eine gute Idee?«

Ria und Antoine schauten ein bisschen betreten. »Wir müssen das ja nicht machen.«

»Ehrlich gesagt … ich finde die Idee großartig«, sagte Evert mit breitem Grinsen. »Vielleicht sollten wir das sogar häufiger als einmal im Monat machen.«

Und damit war es beschlossene Sache: Alle drei Wochen gehen wir essen, jedes Mal in einem Restaurant aus einem anderen Land, jeweils von einem anderen Mitglied des Clubs ausgewählt. Bloß Chinesisch und Italienisch nicht. Und dieses Projekt wird unsere Ausflüge nicht ersetzen, sondern ergänzen.

Dienstag, 13. Januar

Der erste tote niederländische Promi des Jahres ist der Modedesigner Frans Molenaar. Treppe runtergefallen und nicht mehr hochgekommen. Ein seltsamer Mann aus der seltsamen Welt der Haute Couture. Eine Welt, die völlig losgelöst ist von der Wirklichkeit.

»Die machen nur Kleider für Fasching, das trägt doch kein Mensch«, befand Frau Van Diemen.

»So ein Hut ist doch gleich ganz praktisch als Regenschirm«, bemerkte ihre Nachbarin über einen mittelgroßes UFO, das ein Model auf dem Kopf trug.

»Und immer Schwule, umgeben von den schönsten Frauen«, sagte Herr Dickhout missbilligend.

»Ja, wenn man Gräten mit Haut drumrum mag. Da ist ja kein Gramm Fleisch dran«, fand sein Nachbar.

Frans Molenaar hätte sein arrogantes Näschen gerümpft ob dieser Analysen.

In diesem Haus sind wir nicht mehr sonderlich modebewusst. Nur mit unseren rutschenden Hosen, die uns zwischen den Knien hängen, und unseren ausgeleierten Hosenträgern sind wir sehr am Puls der Zeit. Das ist auch in der »richtigen« Welt in Mode bei den hippen jungen Leuten. Man könnte sagen, dass wir in diesem Bereich einen Trend geschaffen haben.

Evert kam gestern vorm Essen vorbei, um sich einen Schnaps zu holen, denn sein Vorrat war erschöpft, und er hatte keine Lust, Sturm und Regen zu trotzen, um zum Laden zu gehen.

Er hat schon mal eine Anfrage an die Direktorin gestellt, ob unser Supermarkt unten nicht auch Alkohol verkaufen könnte. Nein, das sei »genehmigungstechnisch« nicht möglich.

»Wenn ich sterbe, erwarte ich mir übrigens einen schönen Kranz von Gall & Gall«, sagte Evert zu mir, »weil ich, trotz meiner Zuckerkrankheit, so ein treuer Kunde ihres Spirituosenhandels geblieben bin. Ein leuchtendes Vorbild des Eigensinns.«

Meinem Freund sind letztes Jahr – Wunder über Wunder – neue Amputationen und anderes Elend erspart geblieben. Eigentlich sieht er super aus in seinem Rollstuhl. Richtig scharf.

Er will absolut nicht vor mir sterben. Also schenke ich ihm kleine Schnäpschen ein. Evert hat einen Flaschenhalter an seinen Rollstuhl gebastelt, aber ich bestehe darauf, den Genever immer wieder schön in den Kühlschrank zurückzustellen. »Nicht, dass ich dich bevormunden wollte, mein Freund.«

»Verreck doch, Groen.«

Mittwoch, 14. Januar

Eine mysteriöse Angelegenheit hält die Gemüter in Atem.

Schon zum fünften Mal ist an einem seltsamen Ort ein Apfel gefunden worden. Vor ein paar Tagen lag der erste Apfel im Lift, danach hat jemand einen am Haupteingang gefunden, zweimal lag einer auf verschiedenen Korridoren, und heute Morgen trieb ein Granny Smith im Aquarium. Gott sei Dank waren keine Fische gestorben.

Da in Ermangelung wichtiger Angelegenheiten kleine Ereignisse in unserem Haus gerne etwas aufgeblasen werden, ist der Umstand, dass jemand einfach »überall« Äpfel hinlegt, Thema des Tages.

Um der Ehrlichkeit Genüge zu tun, muss man sagen, dass der fünfte Apfel ursprünglich neben dem Aquarium lag. Ich hab ihn reingelegt. Irgendwie passierte es ganz von selbst, als ich gerade alleine auf dem Gang war. Um das ganz klar zu machen: Ich bin nicht der Apfelleger und hoffe, den Täter verwirrt zu haben.

Frau Schaap meint, dass man bei fünf Äpfeln fast schon nicht mehr von Zufall sprechen könne. Sehr gut, Sherlock Schaap.

Die Leute begannen, die Obstschalen der Mitbewohner genau zu inspizieren.

Bei Wind und Wetter eine Ausfahrt auf dem Scooter gemacht und die erste blühende Narzisse entdeckt. Falls mir jemand nicht glaubt: an einem Grünstreifen am Ende des Kamperfoeliewegs. Schneeglöckchen hatte ich in der Woche zuvor schon entdeckt, das ist gar nicht so außergewöhnlich, aber Narzissen im Januar – auch die scheinen doch ein bisschen verwirrt.

Ich würde gerne eine dicke Eisschicht auf dem Wasser sehen, dick genug für meinen Scooter, dann würde ich mich zum ersten Mal seit Jahren wieder aufs Eis trauen. Vorausgesetzt, dass ich eine geeignete Stelle finde, um hinauf- und hinunterzufahren. Ich glaube, es wäre toll, mit dem Scooter zum Beispiel über den Gouwzee von Volendam nach Marken zu fahren. Geert hat mir versprochen, mich mit seinem Ferrari-Scooter zu begleiten.

Donnerstag, 15. Januar

Gestern lag eine Mandarine im Lift.

»Nun hatten wir uns gerade ein bisschen an die Äpfel gewöhnt, und jetzt das«, seufzte Frau Schaap.

Diese Frucht ist das wichtigste Gesprächsthema beim Kaffee und beim Tee. Manche Bewohner vermuten darin einen Vorboten großen Unglücks.

»Es ist doch nur eine kleine Mandarine! Keine Bombe«, versuchte eine Schwester die Menschen zu beruhigen.

Ich habe mit Evert eine Wette laufen. Ich glaube, dass es jemand vom Personal ist, der hier klammheimlich Obst verteilt, er hingegen ist überzeugt, dass ein Bewohner der Täter ist. Unser Einsatz: ein Buch nach Wahl des Verlierers. Zuerst musste Evert schwören, dass nicht er selbst das Obst verteilt. Und auch unsere Wette, was man als Nächstes finden würde, war hinfällig, weil wir einander nicht für fünf Pfennig trauen. Wenn er zum Beispiel eine Banane vorausgesagt hätte, hätte er mit Sicherheit innerhalb der nächsten Viertelstunde irgendwo eine Banane in einen Blumentopf gelegt.

Inzwischen ist das Personal von der Stelwagen angewiesen worden, besonders gut aufzupassen. Das habe ich von Frau Morales gehört. Sie ist vor nicht allzu langer Zeit als neue Pflegerin gekommen. Eine redselige Spanierin, die eine Schwäche für mich hat. Viele ihrer Sätze beginnen mit: »Sagen Sie es nicht weiter, aber …« Dazu müssen Sie sich noch einen lustigen spanischen Akzent denken.

Mit ihr habe ich vielleicht wieder eine nützliche »wohlunterrichtete Quelle« beim Personal. Früher wurde diese Rolle von meiner guten Freundin Anja Appelboom ausgefüllt, die lange im Büro der Stelwagen arbeitete und mich regelmäßig mit Informationen versorgte, die nicht für die Bewohner bestimmt waren. Anja wurde von der Stelwagen in Frührente geschickt.

Wenn es um die Information der Bewohner geht, huldigt unsere verehrte Direktorin der Auffassung: Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß. Meines Erachtens ist sie sogar aufrichtig der Meinung, dass sie die Bewohner nicht mit Wissen belasten muss, das sie nur nervös machen würde. Sie nimmt alte Leute nicht ganz für voll, und da ist sie nicht die Einzige. Ich selbst, zum Beispiel, stimme ihr in vielen Fällen durchaus zu. Wenn man Menschen jahrelang wie Kleinkinder behandelt, führen sich die meisten irgendwann auch wie Kleinkinder auf.

Freitag, 16. Januar

Die Vitalität der Bewohnerschaft hat sich seit dem letzten Jahr leider nicht verbessert. Die Schwächsten und die Ältesten sind gestorben, aber an ihrer Stelle kamen keine fitten Siebziger nach, sondern wir konnten Trottel von weit über achtzig bei uns begrüßen.

Den Rekord des kürzesten Aufenthalts hält eine Frau, von der wir nicht mal den Namen erfahren haben. Anderthalb Tage nach ihrer Ankunft per Rollstuhl durch die Vordertür hat sie das Gebäude in einem hölzernen Sarg durch die Hintertür wieder verlassen. Vielleicht waren die Aufregungen des Umzugs zu viel für sie gewesen.

»Sie hat eine Tasse Tee getrunken. Eine!«, sagte Frau Duits wohl vier Mal.

»Ja, na und?«, sagte Bakker. Auch vier Mal.

Jemand überlegte laut, ob die Verstorbene wohl trotzdem einen ganzen Monat bezahlen musste.

Nach den neuen Richtlinien dürfen Menschen nur dann in ein Altenheim, wenn sie kaum mehr etwas selbst machen können und deswegen viel Hilfe benötigen. Neue Bewohner sind also automatisch schon bei ihrer Ankunft nur noch einen kleinen Schritt vom Tod oder von der Pflegeabteilung entfernt.

Gesunde Bewohner sind in der Minderheit. Das Durchschnittsalter geht gegen neunzig. Und der Durchlauf wird immer größer. Das macht es hier definitiv nicht vergnüglicher.

In unserem »Gymnastikraum«, einem ungenutzten Büro, lag eine Ananas. Der Täter geht jetzt offensichtlich zu größeren Früchten über.

Es ist lustig, wie etwas so Nichtiges wie eine unbeaufsichtigte Frucht für so viel Aufregung sorgen kann. Normalerweise schrecken unsere Bewohner nicht vor den absurdesten Verschwörungstheorien zurück, aber in diesem Fall sind sie sprachlos. Damit kommen sie nicht klar. Das ist einfach zu bizarr.

»Ich kapier es einfach nicht. Wer tut denn so was?«, lautet die meistgehörte Analyse.

Für das Mysterium an sich wäre es schön, wenn das Verteilen von Früchten im Heim wieder aufhören würde, ohne dass der Täter jemals bekannt wird. Für unsere Wette wäre es schade.

Samstag, 17. Januar

Die strengeren Kriterien für die Aufnahme ins Altersheim führen unvermeidlich zu Leerständen. Bis 2020 müssen achthundert von zweitausend Altersheimen geschlossen werden. Das ist eins von zweieinhalb. Das bedeutet auch, dass es innerhalb der nächsten Jahre verdammt viele Zwangsumzüge geben wird, denn die Verwaltung wird mit der Schließung eines Heims nicht warten, bis der letzte Bewohner den Löffel abzugeben beliebt.

In diesem Heim wurden wir vor anderthalb Jahren durch Umbaupläne erschreckt. Jeder stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als das Vorhaben abgeblasen wurde. Möglicherweise war die Erleichterung voreilig. Mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass dieses alte Haus nicht umgebaut werden wird und daher sehr gut auf die »Abschussliste« gesetzt worden sein könnte.

Ich habe vor, mich demnächst bei Frau Stelwagen nach diesem Thema zu erkundigen.

Wir klagen alle über die übertriebene Betreuung, die wir uns hier gefallen lassen müssen, aber es geht doch immer noch ein bisschen schlimmer. Das Algemeen Dagblad meldet, dass Sientje van der Lee (91) keine Pflanzen mehr auf die Fensterbank ihrer Wohnung in einem Wohnkomplex mit betreutem Wohnen stellen darf, weil der Fensterputzer alle halbe Jahre Mehrarbeit dadurch hat. Und auch, weil ab und zu ein Blatt von ihren Pflanzen herunterfällt. Die Gemeinschaft Die Wohnburg hat angeordnet, dass die Pflanzen entfernt werden müssen. Sientje ist ihr halbes Leben lang Bäuerin gewesen. Sie jammert: »Ich brauche Grün um mich rum«, und sie kämpft mit harten Bandagen: Sie hat ein Laken mit der Aufschrift FINGERWEGVONMEINENPFLANZEN aufgehängt.

Neben solchen Problemen verblasst die ganze Aufregung über die Anschläge in Paris und Belgien doch ein bisschen.

Sonntag, 18. Januar

Morgen Abend hat Alanito Clubsitzung. Auf der Tagesordnung stehen die Ausarbeitung eines Restaurantplans und ein neuer Zeitplan für unsere Ausflüge.

Der Winterschlaf hat lang genug gedauert. Es wird Zeit, dass wir wieder in Bewegung kommen. Die Versammlung findet bei Geert statt, der sich nach eigener Aussage »anständig drauf vorbereitet«.

Abgesehen von dem ganz einfachen Wunsch, Geld einzusparen, hat man sich bei der Übertragung der Altenpflege von der Reichs- auf die Gemeindeebene von der Überlegung leiten lassen, dass man den Empfängern der Pflegeleistungen mehr Mitbestimmungsrecht geben will.

Das mit den Einsparungen ist ganz gut gelungen, aber die Dezentralisierungsbemühungen erleiden wohl Schiffbruch. Die Gemeinderäte, die jetzt auf einmal das Sagen haben, haben nämlich massenweise beschlossen, zig Gemeinden zusammenzufassen und so ihrerseits Geld zu sparen.

Statt mit einem Minister oder Staatssekretär hat es »der Pflegesektor« jetzt also mit 37 Ratsmitgliedern aus 37 Städten und Dörfern zu tun. Die unterliegen nicht der Kontrolle durch 150 Parlamentsabgeordnete, sondern durch 500 Gemeinderatsmitglieder, die zum Beispiel die Belange von Krähwinkelverteidigen. Ich bin neugierig, wohin das führen wird.

Mein Freund Edward hat überlegt, warum der Prophet Mohammed eigentlich nicht abgebildet werden darf. Eine gute Frage, auf die niemand eine Antwort weiß. Der Vorschlag von Evert, dass der Prophet »vielleicht geschielt hat wie eine Melone«, wurde höflich fallen gelassen, als er keine Antwort auf die Gegenfrage geben konnte: »Wie stark schielt denn eine Melone?«

Womit ich ganz unbemerkt wieder beim Thema Obst angekommen wäre: Gestern wurde eine Banane in der Küche gefunden. Es gehen Gerüchte um, dass das Personal jetzt eine Treibjagd nach dem Täter veranstaltet. Bisher ohne Erfolg. Die Direktorin hat die Bewohner dazu aufgerufen, Ruhe zu bewahren. Aufrufe wie dieser bewirken meistens das Gegenteil, das müsste die Stelwagen doch langsam wissen.

Montag, 19. Januar

Letztes Wochenende waren die Vogelzähltage. Ich musste an meine verstorbene Freundin Eefje denken, die sich dann ans Fenster setzte, um eine Stunde lang liebevoll und unbeirrbar Spatzen und Meisen zu zählen.

Ich durfte nicht mithelfen. »Nur echte Vogelliebhaber dürfen mitmachen, Henk. Du bist ein Glücksritter, der nur ablenkt. Komm in einer Stunde wieder.« Und dazu lachte sie dann so wunderbar. Ich schmolz immer völlig dahin. Sie fehlt mir. Verliebtheit kennt selten ein Happy End.

Von Frau Morales hab ich gehört, dass unsere Direktorin überlegt, während der Mahlzeiten im Speisesaal ein Telefonierverbot zu erlassen. Nicht, dass viel telefoniert werden würde, aber wenn, dann hat immer der ganze Saal was davon.

»WOBISTDU? … ZUTISCH … ENDIVIENMITFRIKADELLEN … GANZGUT … NEIN, SCHLECHT, KEINAUGEZUGEKRIEGT … BEIDEMWETTERBESTIMMT … WANNKOMMSTDUENDLICHMALWIEDERVORBEI?«

Senioren und moderne Telekommunikation passen nicht gut zusammen. Sie begreifen einfach nicht, was dieses ständige Getute und Geklingel ihnen sagen soll, und dann werden sie ganz nervös. Am liebsten würden sie einen drahtlosen Bakelitapparat mit sich rumschleppen, um überall auf die gute altmodische Art die Wählscheibe drehen zu können. Mit diesen ganzen kleinen Tasten und Knöpfchen verwählen sie sich beim ersten Versuch grundsätzlich. »MITWEMSPRECHICHBITTE??«

So ein winziges flaches Minitelefon, in das auch noch mal schnell ein ganzes Telefonbuch reinpasst, oh Mannomann. Die extra großen Ziffern für alte Augen und zitternde Finger bieten da nur teilweise Erleichterung.

In der Toilette wurde eine Kiwi gefunden.

Die Stelwagen ist gar nicht erfreut. Sie hat so etwas Dämliches wie vereinzelt auftauchende Früchte nicht im Griff, und sie fühlt ihre Autorität untergraben. Vor allem, weil die Sache schon seit Tagen Gesprächsthema Nummer eins bei den Bewohnern ist.

Es fasziniert mich wahnsinnig. Evert hat versprochen, dem Aktivisten, wenn er bekannt wird, einen riesigen Obstkorb vorbeizubringen.

Dienstag, 20. Januar

Gestern war blauer Montag. Dieser dritte Montag im Januar wurde zum deprimierendsten Tag des Jahres ausgerufen. Von wem? Keine Ahnung. Aber Alanito macht da nicht mit. Der Club hielt eine ausgelassene Mitgliederversammlung ab. Es war das erste Mal, dass Gert unseren Club empfing, und er hatte sich in Sachen Essen und Trinken ziemlich ins Zeug gelegt. Ich glaube, dass er noch gut und gerne bis zum Sommer mit alkoholischen Getränken eingedeckt sein wird. Er hatte von allem so viel gekauft, dass zum Beispiel das Bier auch gereicht hätte, wenn jeder den ganzen Abend lang nichts anderes als Bier getrunken hätte. Und das galt auch für Wein in allen Farben, Cola, Mineralwasser, Fanta, Orangensaft, Genever, Eierlikör und Kognak. Er hatte sogar eine Flasche Beerengenever, ich wusste nicht mal, dass es so was gibt. Und dazu so viele Häppchen, als hätten wir gerade den Hungerwinter überstanden. Jeder ging mit einem doggie bag nach Hause. Evert mit einem besonders großen, weil er als Einziger einen Hund hat. Sein Mo ist ein großer Allesfresser von einem Hund. Ganz egal, was man da vorne reinwirft, es wird alles zu Scheiße. Evert hat angeboten, beim Leermachen der Flaschen zu helfen, für den Fall, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum der alkoholischen Getränke abzulaufen droht.

»Nur um der Verschwendung entgegenzuwirken«, behauptete er grinsend. Auch bei ihm ist es ziemlich egal, was man vorne reinwirft.

Essen, trinken, lachen … Wir hatten kaum noch Zeit zum Versammeln.

Aber dann haben wir es doch geschafft, zwei Zeitpläne aufzustellen, einen für unser Restaurants-aus-aller-Welt-Projekt und einen für eine neue Serie von Ausflügen. Wir haben uns vorgenommen, in diesem Jahr mindestens alle vierzehn Tage loszuziehen.

Wir haben einen Fonds für bedürftige Mitglieder eingerichtet, der in Notfällen einspringen soll. Niemand regte sich darüber auf. Ich wurde zum Schatzmeister gewählt und habe selbst eine erste anonyme Spende in den Topf eingezahlt. Schließlich bin ich ein vermögender Mann. Für finanzielle Unterstützung können sich Clubmitglieder gerne diskret bei mir melden. Wir werden nämlich ganz schön viele Euros auf den Kopf hauen.

»Sieh zu, dass du kein Geld mehr scheißt, wenn eines Tags ins Gras du beißt«, lautet der erste offizielle Wahlspruch unseres Clubs. Wir suchen noch weitere Motti. Und ein Clublied. Ja, es war ein ziemlich alberner Abend.

Vorher hatten wir Geerts Nachbarn vorgewarnt, dass es eventuell zu leichter Lärmbelästigung kommen könnte. Ob sie sich in diesem Fall bitte zuerst bei uns und nicht bei der Direktorin beschweren könnten? Evert bestand darauf, noch mal kurz rüberzugehen und unsere Bitte mit Nachdruck zu wiederholen. Ich erwarte mir keine nachträglichen Klagen.

Mittwoch, 21. Januar

Der Todestag meiner kleinen Tochter. Ein Kinderfahrrad fährt einen halben Meter zu weit nach rechts oder nach links und gerät auf einen schrägen Abhang, der in einen Wassergraben führt. Ich sah Schulhefte durch, und meine Frau hängte die Wäsche auf. Wir dachten beide, dass der andere auf die Kleine schaut.

Lebenslange Trauer, lebenslang sinnlose Schuldgefühle.

Donnerstag, 22. Januar

Gestern wurde kein Obst gefunden, was wiederum für reichlich Gesprächsstoff sorgte. Komisch, jahrelang wird nicht mal eine einzelne Traube irgendwo gefunden, und niemand redet drüber. Jetzt fehlt den Menschen schon nach einem Tag ihr Apfel oder ihre Birne. Ich hoffe, dass das Rätsel nicht für immer ungelöst bleibt.

Nächsten Donnerstag gehen wir zum ersten Mal essen. Edward wird ein Restaurant aussuchen. Evert setzt auf argentinisch und will mit einer Quote von zehn zu eins wetten. Nur nicht mit Edward.

Nachdem es in einer Woche zwei Zusammenstöße von Scootern gegeben hat, wurden an einzelnen gefährlichen Ecken und Kreuzungen in den Korridoren Spiegel aufgehängt. Glücklicherweise hatte es nur einen Leichtverletzten und geringfügigen Materialschaden gegeben. Ein Verkehrstoter in einem Altersheim würde garantiert die Presse auf den Plan rufen, und das muss um jeden Preis vermieden werden. Daher wollte die Direktion die Sicherheit mittels Verkehrsspiegeln erhöhen, doch da hatte man die Rechnung ohne die betagten Wirte gemacht.

Inzwischen sind nämlich ein paar Unfälle passiert, ohne dass ein Unfallgegner zu sehen gewesen wäre. Die älteren Herrschaften schauten nun nämlich derart fasziniert in den Spiegel, dass sie, pardauz, gegen die Wand fuhren. Und diese Wände sitzen – letzter Schrei der Siebzigerjahre – unter Strukturputz. Das Resultat sind ein paar kräftige Schürfwunden. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen gruselig, aber durch den Strukturputz kriegt man das Blut leider nicht so leicht von der Wand geputzt. Deswegen sieht man hie und da die Spuren von Unfällen. Vor nicht allzu langer Zeit sind die beunruhigenden Streifen mit einer Farbe in einem leicht anderen Cremeton übermalt worden. Die Stelwagen zieht es vorläufig noch nicht in Erwägung, die Spiegel wieder abzunehmen. Das würde nämlich bedeuten, dass sie eine falsche Entscheidung getroffen hat.

Freitag, 23. Januar

Gestern habe ich meinen alljährlichen Besuch beim Geriater hinter mich gebracht. Zu meiner Überraschung stellte sich heraus, dass mein alter Doktor Jonge in Rente gegangen ist. Er war um die siebzig und daher sehr erfahren. Diese Expertise wird dem neuen Geriater abgehen. Das ist nämlich eine Frau um die vierzig, Doktor Van Vlaanderen.

»Sagen Sie einfach Emma zu mir.«

Ich bin manchmal ein bisschen altmodisch. Das darf man, wenn man fünfundachtzig ist. Ich sage lieber nicht Emma zu einer Ärztin, auch wenn sie so heißt.

Ich hatte den Eindruck, dass sie eine sanftmütige Frau ist, die ihren Patienten wohlwollend zuhört, aber ich glaube, ich hätte doch lieber meinen alten Arzt zurück. Der drückte sich kurz, klar und lustig aus. Dagegen behandelt mich Doktor Emma doch ein bisschen zu sehr wie ein taubes Kleinkind.

»Ich bin nicht taub und nicht dumm, Frau Doktor Emma«, hätte ich beinahe gesagt, aber das schien mir dann doch ein bisschen schroff für die erste Begegnung. Noch ein Minuspunkt: Bei meinem alten Arzt war ich schon ein bisschen vorangekommen auf meinem Weg zu einem Gespräch über Sterbehilfe – damit muss ich jetzt wieder von vorne anfangen.

Die Statistiken sprechen übrigens sehr gegen den Hausarzt oder Geriater: Nur ganz selten wird einem Antrag auf Sterbehilfe, der von diesen beantragt wird, stattgegeben. Die Sterbeklinik kann kaum bessere Zahlen bieten: In nur vier Prozent der Fälle macht die Klinik ihrem Namen Ehre. Die Stiftung De Einder scheint die besten Chancen zu bieten. Da kann man einfach übers Internet Tabletten nach Hause bestellen, hab ich gehört. Das dürfte ich schon schaffen, nachdem ich jetzt immer geschickter werde mit dem Computer. Zu Anfang hab ich ihn bloß als Schreibmaschine benutzt, aber jetzt kann ich auch schon alles nachschauen. Ich werde das demnächst in Angriff nehmen. Schließlich bin ich der Einzige, der zu dieser Entscheidung befugt ist, finde ich. Die größte Gefahr besteht darin, dass man langsam und unbemerkt oder eben über Nacht in eine Situation geraten kann, in der man unmöglich noch selbst entscheiden kann. So wie in Eefjes Fall. Es ist wichtig, dass man die Tabletten griffbereit liegen hat. Versteckt an einem Platz im Haus, den sonst nur ein vertrauenswürdiger Freund kennt. Sollte man dann wider Erwarten nicht mehr selbst in der Lage sein, die Tabletten zu nehmen, wenn der Moment gekommen ist, kann der Freund oder die Freundin illegale Hilfestellung leisten. Natürlich muss man dann für ein wasserdichtes Alibi sorgen.

Erst die Tabletten organisieren und dann Evert instruieren. Der richtige Mann: ein Herz aus Gold und pfeift auf Regeln.

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