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Tätowieren bedeutet nicht einfach nur Farbe in die Haut zu stechen. Für diese Arbeit solltest du eine gute Mischung aus künstlerischem Verständnis, Ausdauer, Organisationstalent, Feingefühl und vor allem Zuverlässigkeit mitbringen. Steige ein in die Welt des Tätowierens oder verbessere deine bisherigen Arbeiten. Sämtliche Informationen, die du dafür benötigst, findest du in diesem Buch. Du wächst mit jeder Seite, lernst den richtigen Umgang mit Motiven, Maschinen, Nadeln und Farben. Du lernst, gravierende Fehler zu vermeiden, deine Zeit sinnvoll zu managen, den richtigen Umgang mit deinen Kunden und wie du deine Werke der Welt präsentieren solltest. Letztendlich wirst du in der Lage sein, dein eigenes Studio zu eröffnen, zu leiten und auch davon leben zu können. Der Autor Dennis Nowakowski, Tätowierer, gelernter Medienoperator, Grafiker und Comiczeichner sticht seit über 20 Jahren Farbe in die Haut anderer Leute. Dieses Buch ist das Ergebnis seiner langjährigen Erfahrung als Tätowierer. Mehr noch, es ist eine fein abgestimmte Mischung aus Motivations- und Sachbuch, mit vielen humorvollen Anekdoten aus der Welt der Körperkunst, die nicht nur angehende Tätowierer interessieren dürften.
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Dennis Nowakowski
Tätowieren lernen
Tätowierer werden
Der leichte Einstieg
1. Auflage 2020
© / Copyright: 2020 Dennis Nowakowski
Umschlaggestaltung, Illustration: Dennis Nowakowski
Foto © / Copyright: Valeska Harrer
Verlag: Dennis Nowakowski
Dennis Nowakowski
Dinnendahlstr. 43
46145 Oberhausen
E-Mail: [email protected]
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Inhaltsverzeichnis
Über den Autor
Einleitung
Warum dieses Buch?
Ich will Tätowierer werden – Wie fange ich an?
Jeder sticht anders
Finde einen Anlaufpunkt
Qualität hat ihren Preis
Zögere nicht
Talent hilft - aber es ist nicht alles
Eine kleine Geschichte
Eine übliche Ausbildung hilft
Haut ist kein Papier
Das richtige Equipment
Mein Tipp:
Zeichne alles von Hand
Auf die Haut übertragen
Vorbereitungen
Farbe und andere Kleinigkeiten
Eine solide Tattoo Maschine
Netzteil und Fußschalter
Materialliste
Fazit
Spulenmaschine, Rotary oder Pen?
Eine kleine Geschichte
Welche Kriterien sind wichtig?
Was ist Hub?
Wie schnell muss die Tattoo Maschine laufen?
Kleine Nadelkunde
Nadeltypen
Roundliner
Roundshader
Magnums
MT und LT
Mein Tipp für Anfänger
Fazit
Einwegspitzen oder Aufbereiten?
Farbe und Schattierungen
Welche Farben benötige ich?
Farbkonsistenz
Eine schmierige Angelegenheit
Schattierungen
Farbe oder Schattieren?
Farben in der Haut oder im Töpfchen mischen?
Motive vernünftig gestalten
Ein Auge für Details
Einige Methoden für die Umsetzung
Der einfache Fall
Der komplexere Fall
Ein Tipp am Rande
10 Fehler, die du vermeiden solltest
Fehler Nr. 1 - Die falsche Einstellung
Fehler Nr. 2 - Unpünktlichkeit und Absagen
Fehler Nr. 3 - Der falsche Umgang mit Kunden
Fehler Nr. 4 - Schlechte Beratung, zu hoher Preis
Fehler Nr. 5 - Falsche Stelle, falsch aufgebracht
Ein kleiner Tipp am Rande:
Fehler Nr. 6 – Schlechtes Timing, kein Material
Fehler Nr. 7 – Zu grob, zu tief
Fehler Nr. 8 – Keine Pausen, keine Nahrung
Fehler Nr. 9 – Zu ungeduldig, falsch kalkuliert
Fehler Nr. 10 – Schlechte Pflegeberatung
Nützliche Tipps
Bleib Gesund
Benutze feuchte Tücher
Biege die Nadeln
Stichtiefe und Maschinengeschwindigkeit
Kreiseln, rauf und runter
Arbeitsgeschwindigkeit
Zwischenreinigungen
Achte auf Blitzer
Optimale Einstellungen
Wenn die Nadel rührt
Verdünne die Farben
Besser gleiten
Lass es trocknen
Nicht zu oft über die gleiche Stelle
Denke groß
Bleibe nicht stehen und sei neidisch
Übung macht den Meister, wenn du es willst
Ein kleines Beispiel
Prüfe, ob du Talent hast
Das erste Mal
Jetzt geht´s es los
Bequem und locker
In der Ruhe liegt die Kraft
Fertig
Ohnmacht, was ist zu tun?
Die richtige Pflege
Jeder sagt etwas anderes
Abheilungszeit
Portraits, die Königsdisziplin
Portraits sind kein Teufelswerk
Größe und Körperstelle
Richtig durchzeichnen
Ein kleiner Tipp
Zwei wichtige Regeln
Schattierungsabstufungen
Stichtiefe und Geschwindigkeit
Mein persönlicher Tipp:
Tätowierer im TV
Der richtige Umgang mit Kunden
Kunden-Typen
Der Preisdrücker
Mein Tipp:
Der Skeptiker
Der Besserwisser
Die bestimmende Kundin
Der geschwätzige Typ
Der stille Typ
Der Künstler-Typ
Der Fragensteller
Der Terminvergesser
Der treue Kunde
Das eigene Tattoo Studio
Eine gute Lage ist eine gute Lage
Sei kein Einzelkämpfer
Nach und nach
Bleibe Positiv
Terminplanung
Anfallende Aufgaben
Ein gesundes Gleichgewicht
Unverschämte Kunden
Sei konsequent
Terminplaner
Fazit
Rechtliche Angelegenheiten und Finanzen
Sichere dich ab
Lege dir ein Geschäftskonto zu
Ein Kassenbuch
Akzeptieren Sie auch Kartenzahlung?
Alles richtet sich nach deinen Umsätzen
Lebe nicht über deine Verhältnisse
Krankengeld
Das Gesundheitsamt
Mein Tipp:
Internet Auftritt und soziale Netzwerke
Ein kleiner Tipp am Rande:
Ein Beispiel:
Vorsicht bei sozialen Netzwerken
Qualität, Geschwindigkeit und Routine
Gescheitert, was ist schiefgelaufen?
Mein Abstieg
Mein Comeback
Die Summe aller Kleinigkeiten
Was du tun solltest
Schlechte Tattooarbeiten
Du warst nicht zuverlässig
Du hattest deine Finanzen nicht im Blick
Fazit
Das kleine Lexikon des Tätowierens
Arschgeweih
Asia-Style
Backpiece –Tattoo
Betäubungssalbe
Biomechanik Tattoo
Biotattoo
Blackwork
Bloodlines
Blowout
Bodysuit
Comic-Style
Cover Up
Dotwork
Fan Tattoo
Flash
Freehand oder Freestyle
Hannya Maske
Ink
Knast Tattoo
La Catrina
Letterin
Maori Tattoo
Mini Tattoo
Neo-Traditionals
New School Tattoo
Old School Tattoo
Schorf
Scratcher
Silberhaut
Sleeve
Stencil
Sterilität
Tattoo Convention
Trash Polka
Trend Tattoos
Walk In
Wannado
Danksagung
Dennis Nowakowski, geboren 1976 in Oberhausen NRW, unverheiratet ohne Kinder, ist gelernter Schreiner, Medienoperator und Tätowierer. Viele Jahre hielt er sich mit Jobs über Wasser, die ihm für seinem Werdegang noch nützlich sein sollten. In jungen Jahren entdeckte er seine Leidenschaft für das Malen und Zeichnen. Comics entfachten in ihm die Leidenschaft, selbst Geschichten zu entwickeln und diese in Bildern und Sprechblasen umzusetzen. Der Beruf des Schreiners offenbarte ihm Einblicke in technische Zeichnungen und Perspektiven, die er in seinen Comics umsetzen konnte.
Später arbeitete er als Schau-Werbegestalter, wo es auf Licht und Darstellung ankam. Auch hier übernahm er das angelernte Wissen für seine private Leidenschaft. Dann kam die Umschulung zum Webdesigner, was ein riesiger Sprung nach vorne war. Moderne Medien inspirierten ihn zu neue Ideen und die Umsetzungen seiner Comic-Projekte. Bildbearbeitungsprogramme, Grafiktablett und das Internet erleichterten das Veröffentlichen eigener Werke ungemein.
Begeistert von seinen zeichnerischen Leistungen, nahm ihn 1999 ein guter Freund an die Hand und weihte ihn in die Grundkenntnisse des Tätowierens ein. Von der Pike auf lernte Dennis, Nadeln zu löten, Farben und Schattierungen anzuwenden, die Maschinen richtig zu benutzen, Motive zu ändern und vieles mehr. Das benötigte Startkapital und der Zeitaufwand war nicht zu unterschätzen. Zuvor noch auf Schweineschwarte oder synthetischer Haut geübt, ging es irgendwann an die ersten Kunden, was Geduld und Ausdauer erforderte. Unentgeltlich und in seiner Freizeit entwickelte sich seine Arbeit zu akzeptablen Ergebnissen, die immer mehr Leute anlockte. Gestresst durch seine reguläre Arbeit und dem Andrang neuer Kunden legte Dennis ein halbes Jahr Kreativpause ein.
Nach dem Ausschlusskriterium diverser Menschen, die einfach nur umsonst gestochen werden wollten, ging es mit treuen Kunden weiter, die ihm zumindest das Material bezahlten und seine Arbeit zu schätzen wussten. So lernte er den Umgang mit Kunden und deren Ansprüche, die an Tattoomotive gestellt wurden. Seine Arbeiten entwickelten sich weiter. Ende 2014 kam der Punkt, an dem er sich beruflich umorientieren wollte. So fragte er seinen Freund Harald, der seit über 30 Jahren tätowiert hatte, ob sie nicht zusammen ein Tattoo Studio eröffnen wollen. Begeistert von der Idee ging es ans Werk. Anfang 2015 eröffneten sie ihr Studio, d.h. Tattoo, in Oberhausen. Nach einigen Stolpersteinen, die eine Selbstständigkeit mit sich bringt, zog das erste Jahr an ihnen vorbei. Immer mehr Menschen wurden auf Dennis‘ Arbeiten aufmerksam. Teilweise wechselten sogar Kunden von Harald zu ihm, dem es ganz recht war, da sein Terminplaner aus allen Nähten platzte.
Es entwickelte sich eine solide Partnerschaft, die bis heute besteht. Der ehemalige Anfänger und der Veteran tauschen sich professionell über ihren Kenntnisstand aus und stehen sich treu zur Seite, im Dienste der Tätowier-Kunst.
Ist es überhaupt möglich, ohne visuelles Anschauungsmaterial ein Buch über das Tätowieren zu schreiben? Dieser Frage stand ich gegenüber und beantwortete sie mir, trotz kritischer Stimmen, mit einem eindeutigen «Ja.» Wenn jemand diesen Beruf erlernen will, sollte er in der Lage sein, Dinge visualisieren zu können. Bei Romanen oder Hörbüchern klappt es schließlich auch. Der einzige Unterschied besteht darin, diese Visualisierung für sich umzusetzen. Ist man dazu nicht in der Lage, kann man auch keinen Kunden beraten, der eine ganz bestimmte Vorstellung von seinem Tattoo-Motiv hat. Guckt man sich im Internet oder Buchläden um, so findet man eine Vielzahl an Büchern, DVDs und Blu-Rays, die sich mit dem Thema Tätowieren befassen. Leider zu nicht gerade erschwinglichen Preisen, was die meisten Käufer abschreckt. Deshalb habe ich mir zum Ziel gesetzt, ein Buch zu schreiben, dass sich wirklich jeder leisten kann.
Ganz einfach, ich möchte junge Talente motivieren, ihre Angst abzulegen und unbeirrt einen Weg zu beschreiten, der sie möglicherweise weiterbringt. Es ist traurig, mitanzusehen, wie begabte Leute verkommen, weil sie niemand an die Hand nimmt und ihre Talente fördert.
«Lass es lieber sein.», «Das ist nur eine Modeerscheinung.» oder «Leben wirst du davon nicht können.»,
sind nur einige der Sätze, die ehrgeizigen Menschen den Mut nehmen, mit ihrer Leidenschaft beruflich durchzustarten. Tätowieren ist eine Form der Kunst die sich gerade in Deutschland immer größerer Popularität erfreut und dennoch von konservativen Leuten runtergemacht wird, weil sie an den Traditionen der harten Arbeit, wie Handwerksberufen, festhalten. Talentierten Malern, Comiczeichnern, Musikern, Autoren oder Schauspielern wird der Traum genommen, jemals Fuß mit ihrer Leidenschaft zu fassen.
«Lern lieber was Gescheites.», «Du musst doch die Firma übernehmen.» oder «Das sind Träumereien.»,
sind die häufigsten Aussagen auf die Antwort deiner Berufswahl. Ich möchte hier keineswegs solide Berufe schlechtmachen, doch finde ich es seltsam, dass es gerade für außergewöhnliche Jobs, wie eben dem des Tätowierers, noch keine anerkannte Ausbildungsmöglichkeit gibt. Kommt es nur mir so vor, oder sagt das eventuell etwas über die Rückständigkeit unseres Landes aus? Doch genau hier zeigt sich, wer das Potenzial zum Tattoo-Artist hat und wer nicht. Den ersten Schritt musst immer du selbst machen. Dazu gehört auch, sich vom Geschwätz anderer zu lösen, die es noch nicht einmal besser wissen. Die, die brav ihrem Job nachgehen, keine Hobbies oder Träume haben. Diese Leute maßen sich an, über dich und das, was du erreichen möchtest, zu bestimmen. Beängstigend sind Familienmitglieder, die dich eher auslachen, als dich zu unterstützen. Distanziere dich von diesen Personen und konzentriere dich auf dein Ziel. In diesem Fall möchtest du Tätowierer werden - und zwar ein richtig guter.
Dazu ist eine gute Portion Selbstvertrauen nötig, wie bei allem, was man ernsthaft angeht. Überheblichkeit wird oft mit dieser Eigenschaft verwechselt. Überflieger werden irgendwann wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, mehr noch, sie klatschen mit voller Wucht auf und das war es dann. Dies gilt es zu vermeiden. Selbstbewusst, nett und zuvorkommend, lautet das Motto einer dauerhaften Beziehung zwischen Tätowierer und Kunde. Wichtiger noch ist das Talent. Jeder Möchtegern-Tätowierer kann sich irgendwo Maschinen, Farben, Equipment bestellen und munter drauf losstechen. Jeder kann ein Tattoo Studio eröffnen. Ich wiederhole mich - Es ist noch kein anerkannter Ausbildungsberuf, weshalb talentfreie Leute, die sich dann Tätowierer nennen, wie Pilze aus dem Boden schießen und anfangen, ahnungslose und offenkundig blinde Menschen zu verunstalten. Weshalb sich das Phänomen der Tattoo Sendungen im TV erklärt. Cover up Sendungen, wohin man sieht. Jeder Zuschauer fasst sich nur an den Kopf, wenn er so etwas sieht und denkt
«Was für Idioten. Warum legen die sich freiwillig da hin?»
Doch die Cover up Profis richten es ja wieder, oder? Darauf werde ich später noch näher eingehen. Ebenso auf weiter Probleme und Lösungen, die einem auf dem Weg erwarten, ein gefragter Tätowierer zu werden. Die Themen rund um Maschinen, Farben und Techniken, werde ich so ausführlich es geht behandeln. Wir befassen uns mit dem richtigen Ladenlokal, der Selbstständigkeit, dem Umgang mit Kunden, der richtigen Werbung und vielem mehr. Eines noch vorweg. Nicht jeder Tätowierer, der schon länger im Geschäft ist, wird mir anerkennend auf die Schulter klopfen und alles bestätigen, was ich hier von mir gebe. Ich wäre schwer enttäuscht, wenn es jeder so angehen würde wie ich, exakt den gleichen Stil sticht oder meine Meinung vertritt. Dazu sind wir alle zu unterschiedlich. Apropos unterschiedlich. Ich verzichte bewusst darauf, einen Unterschied zwischen Tätowierer und Tätowiererinnen zu machen. Tätowierer ist für mich ein Geschlechtsneutraler Begriff, weshalb ich es auch nur so formulieren werde. Nur um diesem Shitstorm schon mal vorzubeugen. Alles hier Niedergeschriebene beruht auf meinen Erfahrungen, die ich im Laufe der letzten Jahre sammeln konnte. Dieses Buch soll lediglich als Leitfaden dienen, Talente zu ermutigen und dabei zu unterstützen, ihren eigenen Weg zu gehen.
Dieses Buch gliedert sich in zwei Bereiche. Tätowieren lernen und Tätowierer werden. Eine von mir bewusst gewählte Entscheidung. Schließlich muss man jede ausführende Tätigkeit zunächst mal erlernen, um sich später damit brüsten zu können. Du bist kein Tätowierer, nur weil du Tattoo Maschinen und Farben besitzt. Ebenso wenig weil es Leute gibt, die sich freiwillig hinsetzen und sich von dir bearbeiten lassen. Bringst du nicht die Bereitschaft und den Ehrgeiz mit, so viel wie möglich über das Tätowieren zu lernen, kannst du es auch gleich lassen. Schließlich möchte ich so viele Menschen wie möglich erreichen, um ihnen zumindest das Grundwissen vermitteln zu können. Viele Begriffe und Vorgehensweisen werden sich wiederholen, da ich auf eine unterbewusste Konditionierung setze. Je öfter man etwas hört, sieht oder liest, desto besser prägt es sich ein. Ähnlich einem Film, den man komplett mitsprechen kann, weil man ihn dutzende Mal gesehen hat. Da ich so ein Filmfreak bin, bediene ich mich vieler Zitate, um verschiedene Kapitel einzuleiten. Ebenso nutze ich diverse Methoden, die ich mir von namhaften Motivationstrainern abgeschaut habe. In vielen Bereichen dieses Buches werde ich dich auffordern, innezuhalten, in dich hineinzugehen und dir selbst die richtigen Fragen zu stellen. Dieses Buch soll dir nicht nur dabei helfen, ein guter Tätowierer zu werden, sondern auch deine Persönlichkeit zu entwickeln. Das ist mein erklärtes Ziel, für dich.
«Viel Spaß beim Lesen und hoffentlich auch lernen.»
«Wenn du etwas machen willst, was du noch nie gemacht hast, musst du etwas tun, was du noch nie getan hast.»
Herzlichen Glückwunsch, du hast einen Entschluss gefasst und willst es durchziehen. Zwei Worte werden dich stetig durch dieses Buch begleiten.
«Halte durch.»
Jeder geht anders an ein Tattoo heran, sonst wäre es auch langweilig. Niemand sollte meine Herangehensweise zu einhundert Prozent kopieren. Das würde keinen Sinn machen. Es ist lediglich ein Leitfaden, um dir die Materie näherzubringen. Sowohl technisch als auch menschlich. Du bist die ausführende Hand, nicht ich. Etwas anders zu machen als ich, ist völlig korrekt, wenn es dir dann leichter fällt und die Arbeit noch besser wird. Nun gilt es zu erkunden, in wie weit deine Fähigkeiten ausreichen, um anderen Menschen mit einer Nadel in die Haut zu stechen. Alle angehenden Tätowierer sehen nur die technische Ausführung eines Werkes wie Maschinen, Farben, Matrizen Papier «Durchpaus Papier für Motive», Outlines «Konturen», Stichtiefe, usw. Sie sind scharf darauf, endlich zu stechen. Voller Tatendrang legen sie los und übersehen dabei Details, die einen Profi von einem Newcomer unterscheiden. Sehr häufig kommen junge Menschen in unser Studio, weil sie tätowieren lernen wollen. Leider lässt es die Zeit kaum zu, sich mit ihnen zu beschäftigen. Einige Tipps und Tricks sind drin, doch frustriert es mich zunehmend, diese teilweise sehr begabten und dankbaren Talente wieder wegzuschicken. Zu hören, dass sie aus anderen Tattoo Studios rausgeworfen, regelrecht verjagt, wurden kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. In unserer Branche, wie in vielen anderen auch, herrscht ein regelrechter Machtkampf um die Status Position in der Gesellschaft. Jeder will der Beste sein, duldet keine Konkurrenz auf dem Markt und wertet andere Studios ab, die eigentlich sehr gute Arbeit leisten. Ein kleiner Blick über den Tellerrand hinaus und sie wüssten um einen zukünftigen Angestellten, der gutes Geld einbringen kann. Stattdessen wird man verpönt und rausgeworfen. Leider keine Seltenheit. Doch spricht dieses Verhalten Bände über die Führungsqualitäten dieser Studios. Diesen Leuten kannst du getrost den Rücken kehren und darüber lachen. Es sind genau dieselben großkotzigen Personen, denen später die guten Tätowierer weglaufen, um selbst etwas auf die Beine zu stellen. Zum Glück gibt es auch die hilfsbereiten, die sich einen Moment Zeit nehmen, zuhören und gute Ratschläge geben. Die sich Arbeiten von dir ansehen, Schwächen ausmerzen und routiniert Fragen stellen. Die, die dich nicht in Frage stellen, sondern ermutigen und in deinem Handeln bestärken. Die Qualität der Arbeit sagt nichts über den Menschen hinter der Maschine aus. Ebenso wenig ein riesiger Laden mit tausenden Motiven an den Wänden und einem gigantischen Empfangsbereich. Sollte das dein erklärtes Ziel sein, musst du daran arbeiten. Hast du dieses Ziel erreicht und gehörst zur Elite der Szene, dann vergiss niemals, dass du auch mal ganz unten angefangen hast. Sei stets höflich und gib angehenden Tätowierern eine Chance. Da draußen gibt es genug Kunden für uns alle, glaub mir. Ob sie zu dir kommen oder nicht, hängt nicht nur von deinen Arbeiten ab. Ich würde mich auch nicht von irgendeinem unfreundlichen Penner tätowieren lassen, egal wie gut er ist.
Halte durch, finde jemanden, der mit der Materie einigermaßen vertraut ist und dich ein wenig an die Hand nimmt. Viele Tipps und Tricks findest du auch im Internet. Zumindest eine korrekte Durchführung von A bis Z, was die Hardware betrifft. Jedoch geht nichts über einen Mentor vor Ort, der dich mit den Feinheiten vertraut macht, die nicht permanent abrufbar und auf alle Situationen anwendbar sind. Ich hoffe, dir mit diesem Buch helfen zu können und alle Fragen aus der Welt zu schaffen, die dich daran hindern, durchzustarten. Erwarte bitte kein Patentrezept auf alle deine Fragen. Jede Situation, jedes Tattoo und jeder Kunde muss individuell behandelt werden. Deine Aufgabe ist es, eine akzeptable Lösung für deinen Kunden zu finden.
Falls du das schnelle Geld im Auge hast, solltest du wirklich solide Werke abliefern, die viel Zeit kosten.
Einer der am häufigsten gestammelten Sätze dieser Branche. Leider von Leuten, die gerademal Outlines «Konturen» ziehen und schwarz füllen können. Und selbst das nicht sonderlich gut. Als Newcomer bist du froh über jeden Kunden, die meist aus dem Freundeskreis stammen und sich als Versuchskaninchen zur Verfügung stellen. Von Anfang an viel Geld zu verlangen und besagten Spruch runterzubeten ist absurd. Sei dankbar für jeden, der sich freiwillig von dir stechen lässt. Anfangs werden dich Schriften, Namen, Daten, Tribals, Verschnörkelungen und dergleichen faszinieren. Sie bestehen ja nur aus Outlines und etwas Füllfarbe, vorzugsweise schwarz. Für eine routiniertere Arbeitsweis sehr zu empfehlen. So bekommst du mehr Gespür für deine Maschine, Nadeln, Farbe, Formen, Haut und Problemzonen. Doch für den Weg zur Elite reicht das nun mal nicht aus. Hier spielt das persönliche Talent, Selbsteinschätzung und Ehrgeiz eine große Rolle. Sich zu überschätzen, was sämtliche Cover up Shows im TV erklärt, kann fatal enden. Ein Ruf ist schnell geschädigt. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Trotzdem musst du dich irgendwann von dem, was du bisher gelernt hast, lösen und weiterziehen. Hier sollte dir auch langsam klar werden, wohin du willst. Also welchen Stil du mal stechen möchtest. Prinzipiell solltest du später alles stechen können, wenn du gut drauf bist. Vielfältigkeit bei Tätowierern findet man leider nur bedingt, da sich die Künstler irgendwann festlegen. Zwei grobe Richtungen sind Old School Art und Realistc Style Art. Ebenso solltest du irgendwann deine privaten Räumlichkeiten oder den Keller gegen ein Studio eintauschen, wenn du professionell mit deiner Leidenschaft Geld verdienen möchtest. Genau dieser Mut fehlt den meisten.