Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Thorsten Gramzow ist Taxifahrer auf Rügen. Und ausgerechnet der Fahrgast, den er in der vergangenen Nacht in der Nähe von Putbus aus seinem Auto rausgeschmissen hat, ist jetzt tot. Natürlich kommt ihm Fabian Radegast, Kriminalhauptkommissar aus Altefähr, schnell auf die Fersen. Der Taxifahrer ist sein Hauptverdächtigter und er sucht nach Beweisen. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum Gramzows Leben aus der Bahn gerät; so soll er schließlich ein paar Fremde von der Fähre in Mukran abholen, und innerhalb kurzer Zeit wird er erneut mit dem Tod eines Mannes konfrontiert. Doch das schnelle Geld ist zu verlockend. Die Gruppe hat es auf ein paar seltene Oldtimer abgesehen, die einmal jährlich ihre Ralley auf der Ferieninsel durchführen. Und diese Chromjuwelen warten nur darauf, aus einer Binzer Hotelgarage entwendet zu werden! Kommt Gramzow aus diesem Strudel wieder heraus? Und wird Kommissar Radegast die Hintermänner zu fassen bekommen?
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 343
Veröffentlichungsjahr: 2018
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Witte & Wittkamp
Radegast erster Fall
EINS
ZWEI
DREI
VIER
FÜNF
SECHS
SIEBEN
ACHT
NEUN
ZEHN
ELF
ZWÖLF
DREIZEHN
VIERZEHN
FÜNFZEHN
SECHZEHN
SIEBZEHN
ACHTZEHN
NEUNZEHN
ZWANZIG
EINUNDZWANZIG
ZWEIUNDZWANZIG
DREIUNDZWANZIG
VIERUNDZWANZIG
FÜNFUNDZWANZIG
SECHSUNDZWANZIG
SIEBENUNDZWANZIG
ACHTUNDZWANZIG
NEUNUNDZWANZIG
DREISSIG
EINUNDDREISSIG
ZWEIUNDDREISSIG
DREIUNDDREISSIG
VIERUNDDREISSIG
FÜNFUNDDREISSIG
SECHSUNDDREISSIG
SIEBENUNDDREISSIG
ACHTUNDDREISSIG
NEUNUNDDREISSIG
VIERZIG
EINUNDVIERZIG
ZWEIUNDVIERZIG
DREIUNDVIERZIG
VIERUNDVIERZIG
FÜNFUNDVIERZIG
SECHSUNDVIERZIG
SIEBENUNDVIERZIG
ACHTUNDVIERZIG
NEUNUNDVIERZIG
FÜNFZIG
EINUNDFÜNFZIG
Über die Autoren
Noch acht Minuten. Höchstens zehn. Allerhöchstens fünfzehn Minuten gab er sich noch. Dann würde er hier weg sein. Thorsten Gramzow hatte die Uhr direkt vor sich. 23.35 Uhr. Jetzt stand er schon über eine halbe Stunde vor dem hohen Hauptportal des Stralsunder Bahnhofs. Und wartete. Um 23.42 Uhr hielt hier der letzte Zug. Und vor ihm standen noch drei Kollegen. Könnte passieren, dass er gar keinen Fahrgast mehr abkriegen würde. Aber in fünfzehn Minuten war er hier weg. So oder so. Notfalls eben ohne Passagier. Scheiß auf die Kohle!
NDR 2 spielte uralte Ohrwürmer zum Mitsingen. Er war noch nicht mal geboren gewesen, als das Zeug angesagt war. »Baby love, my sugar baby love«. Gramzow schloss die Augen, schob seinen Sitz nach hinten und fuhr die Rückenlehne in Richtung Waagerechte. Als Taxifahrer musst du deine Ruhezeiten nehmen, wo du sie kriegst. Im Prinzip gab’s ja mehr als genug davon. Bloß immer zur falschen Zeit. »Baby love«. Dabei hatte der Sonntag vielversprechend angefangen. Die Studentin, die er zum Seniorenheim Prohner Wiek gefahren hatte. Omas Geburtstag. »Sugar baby love«. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass sie studieren würde. War überhaupt nicht gesprächig gewesen. Aber sexy. Trotz der Nerd-Brille irgendwie genau sein Typ. Sie musste ihm gar nichts über sich erzählen. Gramzow wusste auch so, woran er war. Er hatte Menschenkenntnis. Und Vorstellungsvermögen. Wenn du als Taxifahrer keine Menschenkenntnis hast, kannst du einpacken. Dass sie Studentin war, hatte er ihr angesehen. Nach zwei Minuten zusammen mit ihr in seiner Taxe kannte er sie in- und auswendig. Intuitiv. Er wusste genau, wie sie tickte, und hatte sie abgespeichert. Um bei Bedarf an sie zu denken. »My sugar baby love«. Gegen die Warterei und den ganzen anderen Dreck, der ihm so gegen den Strich ging, dass er manchmal ausrasten könnte. Sich eine Waffe besorgen und: Bäng! Aber er hatte sich ja im Griff. Jetzt könnte er seine Studentin aus einer Gruppe von dreißig Frauen herausfischen, sozusagen mit geschlossenen Augen.
Gramzow fing an, sich dreißig Frauen vorzustellen, alle im richtigen Alter und eine schöner als die andere. Wie Models. Er wusste gar nicht, wo er zuerst hingucken sollte. Die Handflächen wurden feucht. Er rieb sie an den Oberschenkeln seiner Cargo-Hose trocken. Verdammt, jetzt hatte er die Studentin doch verloren.
Er öffnete die Augen. Die Uhr neben dem Tacho zeigte 23.51 Uhr. Er hob den Kopf. Wie jetzt? Hatte er die letzte Fuhre verpennt? Nein. Die Kollegen vor ihm standen auch noch da. Also hatte der letzte Zug Verspätung. Mal wieder. Gramzow ließ den Kopf auf die Nackenstütze zurücksinken. Wenn er halb so unpünktlich wäre wie die Bahn, würde überhaupt keiner mehr ein Taxi bestellen.
Er kehrte zu seinen dreißig Models zurück. Ließ sie in einer langen Reihe antreten, wie bei einer Gegenüberstellung. Gramzow im Dunkeln, die Frauen konnten ihn nicht sehen. »Kommt Ihnen eine dieser Personen bekannt vor?« – »Haben Sie eine von ihnen kürzlich gesehen?« Gramzow lächelte zufrieden. Da war sie wieder, seine Studentin. Er würde sie natürlich nicht ans Messer liefern. Sondern auf eine der anderen Frauen deuten. Aber auf welche? Dann ging er die Reihe durch. Von links nach rechts. Langsam und schweigend. Lass sie ruhig ein bisschen zappeln. Das mögen sie doch.
Plötzlich ein dumpfer Knall, eher ein Wumms, den Gramzow bis in die Eingeweide seines Fahrersitzes spürte. Er schreckte hoch und brauchte eine Sekunde, bis er das Geräusch zuordnen konnte: Irgendjemand hatte gerade seine Kofferraumklappe zu gedonnert, als gäbe es kein Morgen. Im nächsten Moment wurde die hintere Tür aufgerissen. Ein Riese steckte den Kopf in seinen Wagen: »’n Abend. Hab ich Sie geweckt? Tut mir leid!«
Gramzow fuhr den Sitz zurück in Position und angelte nach seinem Sicherheitsgurt: »Ich bin so was von ausgeschlafen, da träumen Sie von.« Seine Stimmbänder waren etwas belegt, und der Satz klang nicht halb so frisch, wie er ihn geplant hatte.
Der Riese musterte ihn mit einem leicht spöttischen Gesichtsausdruck und schob sich auf die Rückbank. »Ich muss nach Baabe. Sie fahren doch nach Rügen?«
»Ich fahre überall hin. Solange Sie zahlen.« Gramzow gab sich mürrisch. Das gelang ihm besser. Nicht anmerken lassen, dass diese Tour für ihn wie gemalt war. Um eins in Baabe, das hieß, um zwei im Bett. Gramzow knipste die Innenbeleuchtung aus und startete den Motor.
»Mir ist es gleich, ob du über Bergen oder über Putbus fährst. Hauptsache schnell«, ließ sich der Riese von hinten vernehmen. »Den Taxameter kannst du auslassen, wenn du willst. Fünfundvierzig Euro, einverstanden?«
Für einen flüchtigen Moment störte sich Gramzow an dem Du. Aber er entschloss sich, das zu ignorieren. Fünfundvierzig Euro waren okay. Und steuerfrei sogar sehr okay. Als er vom Bahnhofsvorplatz auf den Tribseer Damm eingebogen war, warf er einen Blick in den Rückspiegel. Der Riese kannte sich also aus. Einer von der Insel? Das Gesicht, das kurzzeitig von einer Laterne am Fahrbahnrand erleuchtet wurde, hatte immer noch dieses leicht spöttische Grinsen. Ansonsten sagte es ihm nichts. Er kannte zwar jede Menge Leute von der Insel. Aber alle auch nicht. Ging ja auch gar nicht. Dazu war Rügen zu groß.
Schräg vor ihnen tauchte ein unwirkliches, kaltweißes Flutlichtband auf, das sich in den schwarzen Nachthimmel schwang. Die neue Brücke. Hatte jetzt auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Gramzow überlegte, wann genau die eröffnet worden war. Egal. Für ihn würde das immer die neue Brücke bleiben. Er war schließlich noch mit dem alten Rügendamm groß geworden. Sie fuhren die Rampe hoch und der NDR spielte Bridge Over Troubled Water, eine Sixtiesnummer von Simon and Garfunkel. »When you’re weary, feeling sad …« Das Flutlicht der Brücke gab Gramzow Gelegenheit, den Riesen im Rückspiegel ausführlich zu studieren. Ein paar Jahre älter als er, so um die fünfunddreißig, nicht nur zu groß, sondern auch zu schwer. Mindestens hundertzehn Kilo. Hielt sich offenbar für eine richtig große Nummer. Leinensakko, dieses spöttische Grinsen, das Duzen, überhaupt der ganze Auftritt. Irgendwas an ihm störte Gramzow gewaltig. Er beschloss, seinen Fahrgast nicht zu mögen.
Jetzt fing der auch noch an, mitzusummen. »Like a bridge over troubled water …«
Gramzow schaltete das Radio aus.
Einen Augenblick Stille, dann brummte der Riese unbeirrt weiter. »Sail on Silver Girl, sail on by. Your time has come to shine … Silver Girl«.
Gramzow atmete einmal tief durch und suchte nach seiner abgespeicherten Studentin. Für solche Situationen, ganz genau für solche. Von den dreißig Models waren nur noch vier übrig, die anderen schon verschwunden. Die Gegenüberstellung hatte sich offenbar erledigt. Sie waren frei, zu gehen. Als Erstes schwebte Gramzow ein nächtlicher Spaziergang am Strand vor, Mondlicht, Meeresrauschen, Händchenhalten, das volle Aufwärmprogramm. Er hätte natürlich eine Flasche Prosecco dabei – so was mögen Studentinnen garantiert –, um der aufgehenden Sonne zuzuprosten. Und dann fast beiläufig die Frage: »Zu dir oder zu mir?« Gramzow sah sich mit ihr für einen kurzen Moment vor der Tür seiner Einraumwohnung in Bergen. Definitiv keine gute Idee. Also zu ihr. Oder in ein Hotel? Gleich zeigen, dass man nicht knauserig ist. Und Stil hat.
Der Riese von der Rückbank grunzte. »Kannst du mal die Klimaanlage anmachen? Mir ist ganz schön warm.«
Gramzow streckte die Hand nach dem Schalter aus. Im letzten Moment fiel ihm ein, dass er den Typen ja nicht mochte. »Ist kaputt. Der Wagen geht morgen in die Werkstatt.« Der Riese musste kapieren, dass hier nicht alles nach seiner Nase läuft.
»Schiebedach?«
»Geht auch nicht. Hängt alles am selben Stromkreis.« Mit einer verstohlenen Handbewegung blockierte Gramzow die Schalter der elektrischen Fensterheber. Soll der da hinten in seinem Saft schmoren. Oder abnehmen.
Kurz vor Samtens sah Gramzow im Innenspiegel, wie der Riese sich mühsam aus seinem Leinensakko schälte. Der Taxifahrer wollte die Tour jetzt so schnell wie möglich hinter sich bringen, wäre da nicht diese Vollsperrung an der Ampel in Teschenhagen kurz vor Bergen. Gegen 22.00 Uhr hatte dort ein Rüganer Jugendlicher mit einem tiefergelegten Etwas einem Bierlaster die Vorfahrt genommen. Dessen Auflieger samt Ladung versperrte dort immer noch die Fahrbahn. Also runter von der dreispurigen Straße B 96n, die Nebenstrecke über Garz und Putbus. Da war um diese Zeit so gut wie keiner unterwegs. Fernlicht an und lass die Karre laufen. Gramzow liebte es, nachts unterwegs zu sein. Besonders im Sommer.
In der Taxe machte sich ein süßlich-klebriger Geruch breit. Das kam von draußen: Raps. Ein knallgelbes, fast verblühtes Meer rechts und links der Straße. In der Dunkelheit nicht zu sehen, aber umso stärker zu riechen. ›Jetzt das Schiebedach‹, dachte Gramzow, ›das würde helfen.‹ Aber ging ja nun schlecht. Alles die Schuld dieses Typen. Gramzow fuhr noch schneller, um den Rapsgestank hinter sich zu lassen.
Die nächsten fünfzehn Minuten versuchte er, das Riesenbaby auf dem Rücksitz gedanklich durch seine Studentin zu ersetzen. Aber das wollte ihm nicht mehr gelingen.
Drei Kurven hinter Putbus meldete sich die schnaufende Stimme von hinten. »Geht’s ein bisschen langsamer? Ich will ins Bett, nicht auf den Friedhof.«
»Genau wie ich«, murrte Gramzow und peilte den Innenrand der nächsten Rechtskurve an.
Sein Fahrgast klammerte sich an den Handgriff über der Tür.
Gramzow grinste. ›Nützt dir gar nichts, Dicker!‹ Im Fernlicht tauchte das Schild für Wildwechsel auf. Zweihundert Meter weiter eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Gramzow ignorierte sie.
Riesenbaby, unverkennbar nervös, meldete sich erneut: »Nach der nächsten Kurve ist mir mal ein Wildschwein direkt vor meine Honda gelaufen.«
»Und? Was sagt uns das?«
»Dass du nicht heizen sollst wie ein Hirni! Und die Schilder stehen hier auch nicht zum Spaß.« Jetzt klang er schon panisch.
»Selber Hirni«, sagte Gramzow und hielt mit unverminderter Geschwindigkeit auf eine Kuppe zu. »Die Viecher richten sich nicht nach Schildern. Die sind, wo sie wollen! Überall!«
Für einen kurzen Moment wurde die Taxe oben auf der Kuppe ganz leicht, bevor sie tief einfederte und hinten mit einem Schlag aufsetzte. Der Riese wurde zusammengestaucht. Er schnaufte kurz: »Wenn du jetzt nicht sofort langsam fährst, dann … dann …«
Gramzow nahm den Fuß vom Gas und schaute über seine Schulter nach hinten: »Was ist dann?«
Das Riesenbaby schwitzte und sprach jetzt leise, während die Taxe immer langsamer wurde. »Alles in Ordnung. Fahr weiter!«
Gramzow lenkte den Wagen an den rechten Fahrbahnrand und brachte ihn zum Stillstand. Beide Hände am Lenkrad, den Blick auf die Straße vor sich gerichtet, sagte er nur ein Wort: »Raus!« Im Rückspiegel sah er, wie der Riese ihn mit seinem spöttischen Grinsen anschaute. Offenbar war es angeboren.
»Komm, lass den Scheiß! Fahr weiter!«
Gramzow wiederholte sein Kommando: »Raus aus meiner Taxe!« Dann fuhr er mit einer lässigen Handbewegung das Schiebedach zurück.
»Aber wieso denn? Das kannst du nicht machen.« Jetzt klang er definitiv weinerlich.
»Und ob. Du hast mir gedroht. Für dich ist die Fahrt hier zu Ende.«
Zuerst passierte gar nichts. Außer dass man durchs offene Schiebedach von irgendwo her eine Amsel hörte. Gramzow wunderte sich, was die mitten in der Nacht hier zu singen hatte.
Da öffnete der Riese die Tür und die Innenbeleuchtung ging an. »Du Riesenarschloch! Wir treffen uns noch!«
»Ja, gleichfalls«, sagte Gramzow, ohne sich umzudrehen. Die Tür wurde zugeschlagen. Er fuhr an, ließ die Seitenscheibe runter und reckte noch einen Stinkefinger raus. Im Spiegel sah er, wie der Riese hinter der Taxe her rannte und irgendwas rief, das wie »Halt! Meine Sachen!« klang. Gramzow beschleunigte weiter. Dann erinnerte er sich, dass der Typ am Bahnhof an seinem Kofferraum gewesen war. Die Taxe stoppte, er stieg aus und sah hinein. Eine kleine Reisetasche. Mehr nicht.
Gramzow schaute zurück. Riesenbaby war etwa hundert Meter entfernt und kam plattfüßig näher. Er stellte die Reisetasche an den Fahrbahnrand, stieg in seine Taxe und fuhr wieder an. Es rauschte in seinen Ohren. Gerade hatte er fünfundvierzig Euro in den Wind geschossen. Fünfundvierzig Euro schwarz. Aber das war es ihm wert, jeder Cent. So nicht! Nicht mit ihm!
Er war ungefähr zwei Kilometer gefahren, als ihm auffiel, dass er immer noch in Richtung Baabe unterwegs war. Falsche Richtung. Sein Bett in Bergen lag schräg hinter ihm. Gramzow überlegte: Er könnte bis Zirkow und von da aus hoch nach Bergen fahren. Aber wieso eigentlich? Das wäre ein Umweg. Er hatte doch keine Angst vor Riesenbaby. Im Gegenteil. Gramzow wendete in einer Auffahrt mit blau-gelber Toreinfahrt in Nadelitz und fuhr die Straße zurück, auf der er gekommen war. Kurze Zeit später tauchte in seinem Scheinwerferkegel eine herrenlose Reisetasche auf, die am linken Fahrbahnrand stand. Von Riesenbaby keine Spur.
›Ostwind‹, freute sich Fabian Radegast, ›endlich Ostwind, vier bis fünf Windstärken. Stetig und nicht zu kalt.‹ Die BALTICA schob sich auf ihre Bugwelle, kam ins Gleiten. Weiter draußen würde sich schon eine richtige Dünung aufbauen, hier im Strelasund waren es nur Katzenköppe, nette kleine Wellen, die das Schiff ab und zu hüpfen ließen. Leicht salzige Gischt traf sein Gesicht, er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Der Wind zauste in seinen sommerblonden Haaren, irgendwo oben schrie eine Lachmöwe. Für Fabian Radegast konnte es keinen schöneren Morgen geben. Nirgendwo auf der Welt. Hier war sein Paradies.
Der Sund zwischen Rügen und dem Festland war wie ein Trichter. Der Wind, der übers freie Meer kam, traf auf die beiden Ufer, wurde aufgehalten, abgelenkt und dann durch die Meerenge geschickt. Eine natürliche Düse, mit halbem Wind über den Sund, immer hin und zurück.
Als Junge hatte es für ihn nichts Wichtigeres gegeben als sein Boot. Da war er an manchen Tagen sicher fünfzehn oder zwanzig Mal zwischen Altefähr und Stralsund hin und her gekreuzt. Immer wieder, hatte einfach nicht aufhören können. Anfangs war er mit seinem Vater gesegelt, dann alleine, und dann hatte er seinen Freund Ole mitgenommen. Inzwischen war Ole vielleicht sogar der bessere Segler. Sie müssten bald mal wieder ein Wettsegeln veranstalten. Fabian Radegast lächelte. Neulich hatte sein Freund die Strecke berechnet, die Fabian segelnd auf dem Strelasund zurückgelegt hatte. Zwischen dem alten Fähranleger in Altefähr und dem Stralsunder Hafen waren es grob eineinhalb Seemeilen, und Ole war daraufhin irgendwie auf eine Gesamtstrecke von etwas über dreitausend Seemeilen gekommen. Also ungefähr von Stralsund durch den Nord-Ostsee- und den Ärmelkanal, durch die Biskaya bis nach Porto. Und wieder zurück. Ole war Techniker, kannte sich mit Zahlen aus. Trotzdem hatte Radegast die Rechnung in Zweifel gezogen. Zweifeln entsprach seinem Naturell und war ihm bei seiner täglichen Arbeit oft zugutegekommen. Dann hatte er eine konservativere Gegenrechnung aufgemacht und darin allerhöchstens tausendzweihundert Seemeilen addiert. Auch nicht schlecht, immerhin noch die Distanz von Rügen nach Riga und retour.
In Lee tauchte Stralsund auf. Tiefrote Häuser und Dächer vor einem hellen Junihimmel. Radegast hätte diese Silhouette blind nachzeichnen können. Die Altstadt mit den drei mächtigen Backsteinkirchen, Sankt Jakobi, Sankt Marien und Sankt Nikolai. Morgensonne glitzerte auf den Dächern, ließ den Grünspan der Kupferhauben schimmern. Er musste blinzeln, schloss die Augen, genoss den Wind.
»Fabian! Träumst du etwa? Du sollst aufpassen, dass ich nichts falsch mache.«
Janas Stimme holte Radegast zurück. Er schaute nach hinten. Die Elfjährige saß im Heck des FLYING DUTCHMAN, ihre rechte Hand an der Ruderpinne, in der linken die belegte Großschot.
»Du machst eben alles richtig«, sagte Radegast und lächelte sie an, »sonst würde ich ja was sagen. Du kannst höchstens noch ein bisschen abfallen, dann kriegen wir mehr Fahrt.«
Jana zog die Pinne einen Tick zu sich und öffnete das Großsegel etwas weiter: »Okay. So?«
»Perfekt«, nickte Radegast. »Was ist mit meiner Fock?«
»Steht ganz gut so«, sagte Jana. »Aber sie macht mir eine Beule ins Großsegel.«
»Oha. Was können wir denn dagegen tun?«
»Manno, du kannst doch besser segeln als ich«, maulte Jana am Heck.
»Aber du hast das Kommando. Sag mir, was ich tun soll! Dicht holen?«
»Nee. Wegfieren. Und etwas weiter rein. Wir krängen nach Luv.«
Radegast befolgte die Anweisungen. Jana segelte wirklich gut. Sie musste nur lernen, sich durchzusetzen. An Bord gab es immer eine Person, die verantwortlich war und deshalb das Sagen hatte. Musste es geben, ging gar nicht anders. Und in diesem Fall war das eine Elfjährige. Radegast hatte damit kein Problem.
»Die Prüfung ist in zehn Tagen. Meinst du, ich komme durch?«
»Wehe nicht«, sagte Radegast. »Sonst blamierst du ganz Altefähr. Und die Strömung nicht abreißen lassen. Der Wind hat ein bisschen gedreht.«
Jana nickte und korrigierte das Großsegel. »Wann hast du eigentlich deinen Segelschein gemacht? In meinem Alter?«
»Ein bisschen später, so mit dreizehn.«
»Ich kriege ihn, bevor ich zwölf bin. Wetten?«
»Du bist ja auch ein Mädchen …«
Jana warf ihr von der Sonne gebleichtes Haar zurück und schaute ihn forschend an. Ihre Nase war gekräuselt, in einem Meer von Sommersprossen: »Wie meinst du das?«
›Jetzt nichts Falsches sagen‹, dachte Radegast, ›sonst gibt es eine endlose Diskussion.‹
»Naja, ihr wachst nicht nur schneller als die Jungs. Ihr lernt auch besser. Das ist wissenschaftlich belegt.«
»Weiß ich. Bei uns entwickelt sich die linke Gehirnhälfte früher als bei denen. Aber dann holen sie leider auf.«
»Beim Lernen vielleicht. Aber nicht beim Aussehen«, sagte Radegast so neutral wie möglich. »Siehst du die Jacht voraus?«
»Ja klar, bin doch nicht blind.«
»Und wer hat jetzt Vorfahrt?«
Jana überlegte, bewegte lautlos die Lippen und sagte dann: »Die haben Vorfahrt.«
Radegast nickte: »Also?«
»Klar zur Wende!«
»Ist klar!«
»Ree!«
Die Elfjährige drückte die Pinne zum Segel hin.
»Halt back die Fock!«
»Fock über!«
Radegast zog die Fock, während Jana hinten unter dem Großbaum durchtauchte. Dann setzte sie sich in Luv und holte das Großsegel auf den neuen Kurs dicht. Radegast tat dasselbe mit der Fock. ›Sie macht das wirklich sehr gut‹, dachte er, ›besser als so mancher gestandene Segler.‹
Der Skipper der kreuzenden Jacht grüßte lässig herüber, und Jana erwiderte mit einem ebenso knappen, coolen Winken. Dann drehte sie sich zu Radegast um: »Ich hab Hunger. In meinem Rucksack ist ein Schokoriegel.«
Radegast belegte das Vorsegel. Er griff nach dem Betty-Boop-Rucksack, den Jana am Mastfuß befestigt hatte, und öffnete ihn, als ein schriller Doppelton erklang, der ihm so vertraut war wie der morgendliche Wecker. Und mit fast genau so vielen negativen Empfindungen verknüpft.
Radegast nahm den Schokoriegel aus Janas Rucksack. Sie bestand darauf, dass sie teilten. Und als das passiert war, zog er doch das Smartphone aus seiner verwaschenen Chino, schaltet es ein und las die eingegangene SMS.
»Wir müssen zurück, Jana. Tut mir leid. Mein Job.«
»Wieso? Ich denke, du hast heute frei?«
»Dachte ich auch. Aber sie brauchen mich. Kann ich leider nicht ändern.«
»Und was ist mit Boje über Bord? Das klappte neulich überhaupt nicht. Und wenn ich das Manöver nicht kann, kann ich die Segelprüfung gleich vergessen.«
Radegast schaute Jana unglücklich an. Wie ein bedröppelter Hund, hätte Lis gesagt. Genauso hatte der dickliche Labrador ihres Vaters geguckt, wenn man ihn beim Brötchenklauen ertappt hatte. Und so ähnlich fühlte Fabian Radegast sich jetzt auch.
»Bis zur Prüfung segle ich noch ein paar Mal mit dir. Versprochen.«
Jana seufzte und senkte den Kopf. Dann gab sie die Kommandos zum Auffieren und brachte die BALTICA auf einen Kurs, der sie direkt zur kurzen Hafenmole von Altefähr führen würde.
Fabian Radegast war leider kein Junge mehr, der ganze Tage auf dem Meer verbringen konnte. Inzwischen gab es Wichtigeres als sein Boot. Zum Beispiel einen toten Mann.
Ein warmer Windstoß rauschte über goldgelbe Wellen und verlor sich in Richtung Horizont. Rügen im Frühsommer war gelb und grün und roch nach Raps. Fabian Radegast stieg aus dem Peugeot, nahm sein Jackett vom Rücksitz und setzte seine Sonnenbrille auf. Wohin er auch blickte, in alle vier Himmelsrichtungen erstreckte sich das Land in voller Blüte. Vor ein paar Tagen hatte die Ernte begonnen, aber die meisten Felder waren noch unberührt. Er kletterte in den Graben neben der Landstraße, der völlig ausgetrocknet war. Man hatte ihn großräumig mit Flatterband abgesperrt, drei Streifenwagen sicherten den Fundort.
Der Tod an sich machte ihm nicht mehr viel aus. Ähnliche Situationen hatte er des Öfteren erlebt. Eine plötzliche Erinnerung an Lis, wie sie sich nach ihm umdrehte, um ihn auf irgendetwas hinzuweisen. Das war natürlich nicht auf Rügen gewesen, sondern in Cuxhaven. Da hatte er fast drei Jahre in der Mordkommission gearbeitet, fast sechs Monate davon mit Lis. Er hatte die Gegend vom ersten Augenblick an gemocht, die Art der Leute da und sogar Cuxhaven. Sein Problem waren die Deiche gewesen. Und Ebbe und Flut. Für Segler eine echte Hürde. Bring mal deinen polizeilichen Dienstplan mit dem Tidenkalender überein. Immer, wenn er frei hatte, war das Meer gerade nicht da. Höchstens ein Glitzern am Horizont. Aber dann war ihm Lis begegnet, und ein neues Leben hätte beginnen sollen. Und hatte nicht mal ein halbes Jahr gedauert. Anschließend hatte er sich in die Heimat zurückversetzen lassen. Als Erster Kriminalhauptkommissar zur Kriminalpolizei Stralsund.
Eine männliche Stimme in seinem Rücken unterbrach Radegasts Gedankengang. »Könnte ein Sexualdelikt sein.«
»Könnte …«, sagte eine weibliche Stimme.
Radegast drehte sich um. Hinter ihm im Graben beugte sich seine Kollegin Annekathrin Struve zusammen mit einem uniformierten Kollegen über eine leere Kondompackung, die aussah, als hätte sie schon monatelang dort gelegen.
»Soll ich das eintüten?«, fragte der Uniformierte.
»… muss es aber nicht sein«, fuhr die Kriminalhauptkommissarin unbeirrt fort.
»Dann soll ich es nicht eintüten?«
»Doch, mach mal!«
Radegast musterte seine Stellvertreterin und staunte wie jeden Tag über die kühnen Farb- und Musterkombinationen, die sie am Morgen bei ihrer Kleiderwahl getroffen hatte. Über halbtransparenten hellgrauen Leggins mit roten Punkten trug Annekathrin ein T-Shirt in XXL. Vermutlich aus dem Kleiderschrank ihres Mannes. Schwarz-Weiß-Quergestreift, was bei ihrer Figur allerdings nicht schlecht aussah. Dazu ein giftgrüner Minirock, der unter dem Oberteil hervorblitzte.
Annekathrin hatte Radegast bemerkt und war mit einer Behändigkeit aus dem Graben geklettert, die im ziemlichen Kontrast zu ihrer etwas schleppenden Sprechweise stand. Sie gaben sich die Hand. »Hab mir gedacht, dass du gerne dabei wärst, auch wenn heute dein freier Tag ist.«
»Hast du richtig gedacht.«
Sie gingen zu einem Mähdrescher, der am Rande des Rapsfeldes abgestellt war.
»Der Landarbeiter wollte gerade zu mähen beginnen, da hat er ihn im Graben entdeckt.«
»Hast du den Mann schon vernommen?«
»Nein. Ist ziemlich unter Schock. Er sitzt da hinten im BMW, falls du ihn befragen willst.«
»Das hat ja Zeit«, sagte Radegast.
Eine Folie, unter der die Umrisse eines menschlichen Körpers zu erahnen waren, drei Meter neben dem Mähdrescher. Ein massiger Körper. Radegast ging in die Hocke, schlug die Folie zurück und betrachtete das Gesicht des Toten. Es sagte nichts, was er nicht schon wusste. Der Mann war tot. Mindestens einen Meter fünfundneunzig groß. Das Alter? Schwer zu bestimmen, dreißig bis vierzig Jahre, schätzte Radegast. Schüttere dunkle Haare, die jetzt an seinem Schädel klebten. Die sonnengebräunte Haut schien teigig und fleckig. Er sah nicht gesund aus. Und das nicht nur, weil er jetzt tot war. Radegast deckte das Gesicht der Leiche wieder zu und drehte sich zu Annekathrin Struve um. »Wissen wir schon, wer er ist?«
Annekathrin schüttelte den Kopf. »Kein Ausweis, kein Geld, kein Handy. Eine Jacke haben wir auch nicht gefunden.« Sie deutete auf eine Reisetasche, die am Mähdrescher lehnte. »Die stand am Straßenrand, knapp zwanzig Meter von hier. Ich habe reingeschaut, aber nichts Aufschlussreiches entdeckt.«
Radegast ließ den Blick vom Mähdrescher über den Graben und zurück zur Leiche wandern, prägte sich die Szenerie ein, versuchte, alle Details zu speichern, auch die, die jetzt vielleicht noch unwichtig erschienen. In der Hoffnung, sie später wieder abrufen zu können. Er hatte damit bessere Erfahrungen gemacht als mit den üblichen Tat- und Fundortfotos.
»Ist noch alles genau so, wie wir es vorgefunden haben. Fotos sind gemacht. Du kannst also loslegen, wenn du willst.«
Radegast sprang in den Graben. Er nahm gedanklich die Position des Toten ein und versuchte sich vorzustellen, was ihn dorthin gebracht hatte. Ein Unfall? Oder ein Angriff? Gab es irgendwo Anzeichen für eine Auseinandersetzung? Kampfspuren? Anzeichen äußerlicher Gewalt? Der Kommissar verließ den Graben auf der Straßenseite und ging etwa fünfzig Meter am Fahrbahnrand entlang. Seine Augen scannten den Asphalt.
Annekathrin tauchte an seiner Seite auf. »Hab ich schon gemacht. Keine Glassplitter, keine Reifenspuren, nichts.«
»Also ist er einfach so gefallen? Kopfüber in den Graben?«
»Sieht so aus.«
»Lange kann er da nicht gelegen haben. Gibt es irgendwelche Vermisstenanzeigen?«
»Aktuell nicht.«
Radegast sah, wie ein weißer Kastenwagen sich der Absperrung näherte und von den Uniformierten durchgewunken wurde. Er hielt auf Höhe des Mähdreschers, und zwei Männer stiegen aus, Mitarbeiter des Instituts für Rechtsmedizin an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald. Radegast kannte sie.
»Tag allerseits, was habt ihr Schönes für uns?«, fragte Kretschmar, der ältere der beiden, die von allen nur Doc Ketchup und Doc Mayo genannt wurden. Und die stolz darauf waren.
»Männliche Leiche, noch nicht identifiziert«, Annekathrin zog die Folie weg.
»Das ist ja mal was Neues, Kollegin. Ganz was Neues.« Kretschmar nickte seinem jüngeren Partner zu, und Majewski beugte sich über den Toten. Er nahm eine erste Untersuchung vor, Kretschmar ging ihm zur Hand. Sie arbeiteten wortlos, aufeinander eingespielt, in absolutem Schweigen. Während der nächsten fünf Minuten hörte Radegast nichts als das Tschilpen irgendwelcher Vögel, einen Hund und einen Lkw in der Ferne und das Klicken des Feuerzeugs, mit dem der nicht uniformierte Kollege sich jenseits des Grabens eine Zigarette ansteckte.
Und er beobachtete Annekathrin. Sie hatte die Augen geschlossen, bewegte sich kaum merklich und memorierte offensichtlich die komplizierte Schrittfolge eines lateinamerikanischen Tanzes. Es war für ihn immer noch schwer vorstellbar, wie sich seine papageienbunte Kollegin nach Feierabend in eine Turniertänzerin verwandelte. Mit Ehrgeiz und Anspruch. Eingeschnürt in ein silbernes Paillettenkleid, schwebte sie leichtfüßig und mit festgetackertem Lächeln über das Parkett. Annekathrin hatte Radegast einmal ihre Turnierfotos vorgelegt. Aber als er versehentlich ein Kompliment über eine ihrer geklonten Mittänzerinnen gemacht hatte, war ihre Zeigfreudigkeit erlahmt.
Der Kommissar räusperte sich. »Irgendwas Auffälliges?«
»Ich kann nichts entdecken.«
»Und der Eintritt des Todes … was denkt ihr? … So in etwa?« Es war nicht so, dass Radegast kein Verständnis für die Gerichtsmediziner hatte. Sie brauchten Zeit und Erfahrung, um zu belastbaren Ergebnissen zu kommen. Die sollten sie haben. Was er nicht leiden konnte, war, wenn sie dabei so taten, als hüteten sie das Geheimwissen der ganzen Welt.
»Ist immer schwierig, so aus der Hüfte heraus.«
»Wir nehmen ihn erst mal mit nach Greifswald. Ist besser.«
»Eine grobe Angabe reicht mir schon«, sagte Radegast. »Kommt auf zehn Minuten nicht an.«
»Na ja, ich würde mal sagen … so zwischen 0.00 und 2.00 Uhr in der Früh.«
»Aber nagelt uns nicht fest. Ist lediglich eine Schätzung.«
»Genau. Nur eine erste grobe Schätzung.«
»Besser grob als gar nichts«, sagte Annekathrin und rollte die Augen.
Radegast fragte sich nicht zum ersten Mal, was er mehr an seiner Kollegin schätzte: ihren stillen Humor, der sich erst auf den zweiten Blick zeigte, oder ihr situatives Einfühlungsvermögen.
Das Dienstgebäude der Kriminalpolizei Stralsund lag westlich der Altstadt in der Barther Straße. Fabian Radegast hatte seine Lieblingsposition eingenommen: Er stützte sich auf die Fensterbank des Besprechungszimmers und blickte auf den kargen Betonparkplatz hinter dem Haus. Hier konnte er am besten nachdenken. Was war in der letzten Nacht an der alten Bäderstrecke zwischen Putbus und Nadelitz passiert?
Radegast hörte ein Räuspern in seinem Rücken und ignorierte es. Wenn es um kollegiale Aufmerksamkeit oder Streicheleinheiten ging, sollte man ruhig deutlicher werden. Noch ein Räusperer und dann die Frage: »Chef …?«
Er drehte sich langsam um und sah, wie Joachim von Plessen mit spitzen Fingern ein zerknittertes Oberhemd in die Luft hielt, das sich in der Reisetasche des Opfers befunden hatte. »Das Beste kommt stets zum Schluss. Wie im richtigen Leben.«
Der junge Kommissar wedelte mit dem Hemd wie ein Torero mit seinem Tuch. Er war erst seit einem halben Jahr bei der Kripo Stralsund, hatte aber gleich eine völlig neue Farbe in Radegasts Team gebracht. Anfangs allerdings war es irritierend gewesen. Radegast hatte den neuen Kollegen für gekünstelt gehalten, beinahe für affig. Fast alles an ihm war ihm gegen den Strich gegangen. Das fing an mit der altmodischen Art, sich zu kleiden, und seinen steifen Umgangsformen, die immer etwas Blasiertes zu haben schienen. Und es endete bei seiner gestelzten Redeweise. Welcher Fünfundzwanzigjährige benutzte Worte wie »Adamskostüm«, »Feigherzigkeit« oder »Talmi«? Höchstens erzkonservative Typen, die mit noch konservativerem Gedankengut sympathisierten und sich mit solchem Getue in den Vordergrund spielen wollten. Oder eben jemand wie Joachim von Plessen, der auf einem halb verfallenen Jagdschloss in Thüringen aufgewachsen war. In einem reinen Frauenhaushalt. Mit vier oder fünf Tanten. Keine davon unter sechzig.
Eigentlich hätte alles gegen von Plessen sprechen müssen. Und doch hatte er sich schnell als echte Bereicherung für Radegasts Team erwiesen. Im Auftreten und von der Erscheinung her der völlige Gegensatz zu Annekathrin Struve, ergänzte er sie durch sein kriminaltechnisches Wissen. Außerdem konnte er stundenlang mit wachsender Begeisterung am Computer sitzen und recherchieren. Was Radegast oder Annekathrin Struve eher unwillig taten.
Er schüttelte das zerknitterte Oberhemd ein letztes Mal und legte es dann fast liebevoll zu den anderen Fundstücken – ein Haufen Schmutzwäsche – zu seiner Rechten.
»Das ist alles. Wie verfahren wir weiter hiermit?«
»Indem wir es erst mal alles wieder einpacken«, sagte Radegast und verkniff sich ein Lächeln. »Danke, Joachim.« Mehr Streicheleinheiten gab es vom Chef der Kripo Stralsund nicht.
Von Plessen nickte und griff nach einem Kulturbeutel, der auf dem Fußboden stand. Er verstaute ihn in einem braunen Karton, schichtete dann die verpackten Wäschestücke obendrauf. Sorgfältig, wie es ihm die Tanten beigebracht hatten. Oder sagte man in seinen Kreisen »eingebläut«?
Radegast warf einen sehnsüchtigen Blick nach draußen, und dachte an die Segelboote, die jetzt im Strelasund kreuzten, und erklärte dann: »Gepäck für vier oder fünf Tage.«
»Exakt. Daraus erhebt sich dann die Frage, ob er zu Gast auf der Insel war oder gerade von einer Reise auf dem Festland zurückgekommen war«, erwiderte von Plessen.
»Wenn er Tourist war, hätten wir wahrscheinlich eine Badehose in seinen Sachen gefunden. Ein Strandtuch, Sonnenöl oder wenigstens Sandspuren.«
»Das ist wahr. Aber was sucht man nachts auf halber Strecke zwischen Putbus und Nadelitz? Ob er auf Schusters Rappen in den nächsten Ort wollte? Vielleicht kam er ja aus … Wie heißen die beiden Dörfchen dort? – Lonvitz oder Vilmnitz?«
»Möglich. Busse fahren nach Mitternacht nicht mehr.«
»Dann würde ich mir doch eine Droschke nehmen«, von Plessen zog den Reißverschluss der Tasche zu. Er streifte seine Plastikhandschuhe ab und warf sie in den Papierkorb. »Es sei denn, er hatte keine hinlängliche Barschaft.«
»Da wir kein Geld gefunden haben …«
»Richtig! Ergo, entweder abgebrannt oder per pedes apostulorum aus Passion.« Der junge Kommissar zog sich die Weste glatt und blickte Radegast erwartungsvoll an.
Der zuckte mit den Schultern, stieß sich von der Fensterbank ab und verließ das Besprechungszimmer.
Dreißig Sekunden später stand er vor einem gerade verwaisten Schreibtisch, dessen penible Ordnung er immer mit einer Mischung aus Bewunderung und Ehrfurcht betrachtete. In solchen Dingen gehörten Hella Binder und er offenbar verschiedenen Gattungen an. Am rechten Rand der großen Arbeitsfläche befand sich ein kleines Foto-Triptychon. Drei lächelnde Herren in identischen Lederrahmen, die versammelten Ex-Gatten von Hella Binder. Hella war das dienstälteste Mitglied der Stralsunder Kripo und das, was man die gute Seele des Ganzen nennt. Völlig zu recht. Die Angestellte im Ermittlungsdienst war Anfang fünfzig, dreimal geschieden, hatte die Hoffnung auf die große Liebe aber noch nicht aufgegeben. Ihre vierte Ehe, mit einem Geschäftsmann aus Amsterdam, zeichnete sich gerüchteweise schon am Horizont ab. Da aber niemand bisher Hellas Zukünftigen gesehen hatte, war der von einigen Kollegen auf der letzten Weihnachtsfeier »der fliehende Holländer« getauft worden. Radegast hatte gelacht. Und die Leute dann verwarnt: Sein Team war tabu. Und Hella ganz besonders.
So wie regelmäßig über Hellas Ehegelüste gewitzelt wurde, so bot auch Joachim von Plessen den ortsansässigen Sturköppen immer wieder Anlass zum Spott. Radegast wusste, das war von den Leuten hier weniger Boshaftigkeit als vielmehr fehlgeleitete Schüchternheit. Letztendlich hatten die Kollegen sich mit ihren Ressentiments aber ins eigene Fleisch geschnitten, denn zwischen der Angestellten im Ermittlungsdienst und dem jungen Kommissar war dadurch ein starkes Band der Solidarität entstanden. Mancher Spötter war ratzfatz gegen eine unsichtbare Wand gerannt, hatte sich sozusagen eine blutige Nase geholt und anschließend verdutzt gefragt, wie das passiert war.
»Na?«, fragte Hella Binder und tauchte mit einem Becher dampfenden Tees hinter Radegast auf. »Habt ihr was gefunden?«
»Schmutzwäsche«, sagte Radegast. «Nichts, was uns weiter bringt.«
»Soll ich eine Aufforderung um Mithilfe der Bevölkerung rausschicken?«
»Lass uns erst das Ergebnis der Obduktion abwarten! – Ist Annekathrin schon zurück?«
»Nein, sie steht im Stau. Auf der Rügenbrücke.«
»Stau? Um diese Zeit?«
Hella nickte. Ganz so, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. Was es ganz und gar nicht war, wie alle wussten.
Bremslichter, Stop-and-go, und jetzt das: totaler Stillstand. Auf allen drei Fahrspuren! ›Was ist denn da vorne eigentlich los?‹ Reinhard Steiner setzte seine Ray-Ban Aviator auf, um in dem grellen Licht auf der Rügenbrücke besser sehen zu können. Obwohl die Brille schon etwas schäbig aussah und das linke Glas leicht verschrammt war, hing er an dem alten Stück. Viviane hatte sie ihm geschenkt, nachdem er ihr in einer Brasserie in Rochefort von seiner Leidenschaft für die Fliegerei erzählt hatte. ››Erzählt‹ ist gut‹, erinnerte sich Steiner. Er konnte damals höchstens fünfzig Worte Französisch, gerade genug, um in einem Restaurant die Speisekarte zu lesen. Mit Viviane war das aber egal gewesen. Er hatte sich ins Zeug gelegt, sämtliche Vokabeln eingesetzt. Und Hände und Füße noch dazu. Ihm war es damals wirklich wichtig gewesen, dass sie ihn verstand. Allerdings konnten Steiners französische Sätze trotzdem nicht ganz richtig gewesen sein, denn Viviane hatte ihnen entnommen, dass er als Pilot arbeiten würde. Womit sie daneben lag. Steiner hatte sagen wollen, dass er beruflich in Flugzeugen unterwegs war, ein Vielflieger, bevor es dieses Wort gab, einer dieser Männer, die geschäftlich kreuz und quer über den europäischen Himmel jetteten. Tagein, tagaus. Und hin und wieder auch mal nach Japan oder Nordamerika.
›Viviane …‹ Mit ihr war schlagartig alles anders geworden. Steiners Leben hatte sich von einer Sekunde zur nächsten total verändert. Jahrelange Gewissheiten wurden mit einem Schlag weggefegt. Viviane hatte ihn gerettet, ihm L’Art de Vivre beigebracht, die Kunst zu leben. Auch wenn ihr selbst fürs Leben nicht mehr allzu viel Zeit geblieben war. Ein Gedanke, den Steiner in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren nur langsam zu ertragen gelernt hatte. »C’est la vie, also nimm dich zusammen«, rief er sich auch jetzt wieder zur Räson und warf einen Blick auf die junge Frau auf dem Beifahrersitz. Besitzerstolz in seinen Augen rückte er die Ray Ban zurecht. Bildschön wie ihre Mutter, bildschön wie Viviane. Steiner lächelte wie fast immer, wenn er sie ansah. »Marie-Thérèse, ich schau mal, was da vorne los ist.«
Steiners Tochter nickte: »Sag der Rallye-Leitung, wir machen eine Revolution, wenn es nicht weitergeht!«
Steiner lachte und schälte sich aus seinem silbergrauen Mercedes 300SL Coupé, Baujahr 1955. Seit vier Tagen waren sie jetzt zusammen, und sie verstanden sich immer besser. Als er Marie-Thérèse von der Rallye erzählte, hatte sie an unförmige Helme, feuerfeste Overalls und verschlammte Feldwege gedacht. Aber Steiner konnte sie schnell beruhigen. Das Einzige, was bei einer Klassiker-Rallye wie den Strelasund Classics halbwegs nach Motorsport aussah, waren seine atmungsaktiven Fahrhandschuhe aus feinem Rindsleder. Ansonsten war das Ganze eine ziemlich komische Mischung aus Angeber-Treff und Pfadfinder-Spiel. Wobei Steiner die Pfadfinder immer sympathischer gewesen waren als die Angeber. Er zog die Fahrhandschuhe aus und warf sie auf seinen Sitz. Dann schloss er die Flügeltür des Wagens, der sein ganzer Stolz war. Nur auf Marie-Thérèse war er noch stolzer. Traumautos konnten Traummenschen niemals das Wasser reichen, das war Reinhard Steiner schon vor langer Zeit klar geworden. Aber ansonsten war sein Wagen wirklich ein Prachtexemplar. Silberfarben. Im Originalzustand. Makellos. Und unerschwinglich. Jedenfalls für die, die jetzt hier auf der Rügenbrücke mit ihm im Stau standen. Der Flügeltürer war eine Ikone. Ein großkotziger Lawrence-of-Arabia-Imitator aus Abu Dhabi hatte ihm vor zwei Jahren achtzehn Millionen für den Wagen geboten. Euro, nicht etwa Dollar. Steiner hatte abgelehnt. Ohne mit der Wimper zu zucken. Wie immer. Geld hatte er genug. Das reizte ihn schon lange nicht mehr. Jedenfalls nicht so sehr, wie ein Auto zu fahren, das unbestritten als der ultimative Sportwagen des 20. Jahrhunderts galt.
Steiner reckte sich, massierte kurz sein verspanntes Genick. Er spürte die Blicke der anderen in seinem Rücken, sie alle warteten gespannt darauf, was er jetzt tun würde. Steiner beschloss so zu tun, als nehme er von den Blicken der wartenden Fahrer keine Notiz. Aber insgeheim genoss er sie. Die Aufmerksamkeit der anderen bewies ihm, dass er noch immer ein Platzhirsch war. Scheiß auf die siebzig Jahre! Er strahlte doch immer noch mehr Dominanz und Power aus als die meisten anderen Teilnehmer dieser Rallye. Und das würde auch noch ziemlich lange so bleiben. Er ging bergauf, auf den höchsten Punkt der Rückenbrücke zu. Er konnte jetzt sehen, dass sich die Fahrzeuge aus beiden Richtungen stauten, von der Insel und vom Festland. Mehrere Kilometer, mindestens zehn, grob geschätzt. Der totale Stillstand. Es würde dauern, bis sich das alles wieder aufgelöst hat.
Reinhard Steiner rückte seine goldgepunktete Fliege gerade und schob sich zwischen den Fahrzeugen bis zur Spitze der Rallyekolonne vor. Blicke für nichts und niemanden. Der erste Wagen war die Mercedes-Benz-Pagode der Lambertis. Nettes 67er Baujahr, ganz hübsch. Steiner hatte mal einen ähnlichen Wagen gehabt. Aber heute käme es ihm nicht in den Sinn, sich mit so einem Gefährt öffentlich zu zeigen. Das wäre zu peinlich. Obwohl ihm sonst wirklich nicht viel peinlich war. Er hatte nichts gegen Leute, die sich einen Oldtimer zulegten, sich neue Bezüge für die verschlissenen Sitze häkelten und sich mit Gleichgesinnten zum Sonntagsausflug trafen. Aber mit der Liebe zu historischen Fahrzeugen, wie er sie verstand, hatte das rein gar nichts zu tun.
Auf dem Scheitelpunkt der Brücke, direkt hinter dem hellblauen Pylon, entdeckte Steiner eine Straßensperre. Leere Plastikkanister in Doppelreihe, quer über die Brücke, beide Fahrbahnen plus Seitenstreifen. Ein gutes Dutzend Männer hatte sich dahinter aufgestellt. Mit Transparenten und Schildern forderten sie den Erhalt der Stralsunder Werft, die hier nach wie vor Volkswerft genannt wurde. Also demonstrierende Werftangestellte. Steiner entdeckte Paul Lamberti, der vor dem Kühler seiner Pagode stand und nach allen Seiten diskutierte. Steiner konnte nicht hören, was Lamberti sagte, doch er wusste instinktiv, dass es verkehrt war. Erst mal zuhören, das war eine seiner Maximen. Evelyn Lamberti war im Wagen sitzen geblieben, und Steiner sah, wie sie genervt mit ihrem Smartphone hantierte. Obwohl er wusste, dass es vielleicht ungerecht war, stellte Steiner fest, dass er das Ehepaar Lamberti satt hatte. Bereits am zweiten Tag der Rallye. Überfordert, inkompetent, uninformiert. Aber so tun, als hätten sie das Organisieren erfunden.
Paul Lamberti war der Situation eindeutig nicht gewachsen. Ein schwächlicher, konturloser Feingeist. Sein schütteres Haupthaar vom Wind zerzaust. Die permanente Hilflosigkeit in Person. Grauenvoll. Steiner hatte ihn von Anfang an nicht gemocht. Und sie auch nicht. Architekt und Architektengattin. Was für Affen.
»Aber wir haben doch mit Ihrer Werft überhaupt nichts zu tun«, hörte Steiner Lamberti protestieren.
»Wissen wir ja, Meister«, sagte ein blonder Kerl im Blaumann.
»Dann können Sie uns doch auch durchlassen.«
»Nee, das geht gerade leider nicht.«
»Wir sind Touristen. Und Sie leben schließlich von uns.«
»Wir leben von unserer Werft. Und damit die nicht zugemacht wird, kommt hier heute niemand durch.«
»Aber meine Herren …«
Reinhard Steiner hatte genug gehört. Mehr als genug. Er straffte sich. Und spürte sofort wieder, dass sein Rücken Blicke anzog wie ein Magnet Eisenspäne. Das tat ihm gut. Er sah, dass sogar Evelyn Lamberti ihr Smartphone für einen Moment sinken ließ und ihn anblickte. Dann ging er auf die Reihe der Streikenden zu, die er alle um Haupteslänge überragte.
Der Blonde im Blaumann hatte offenbar beschlossen, Lamberti zu ignorieren. Er wiederholte in Steiners Richtung: »Und deshalb kommt hier niemand durch, auch Sie nicht, Meister!«
»Meine Herren«, sagte Steiner mit einer Stimme, die so laut und fest klang, dass Marie-Thérèse sie vermutlich noch in seinem SL hören konnte, »kann man unser kleines Problem nicht irgendwie lösen? Wir wollen Sie selbstverständlich in keiner Weise bei ihrem sicherlich berechtigten Protest stören, aber wir müssen auf die Insel. Wir werden drüben erwartet.«
»Da werden Sie sich noch etwas gedulden müssen!«, sagte der Blaumann.
»Das ist nicht gut«, befand Steiner. »Das gefällt mir nicht.« Dann schwieg er.
Der Blaumann schwieg jetzt auch, alle anderen sowieso.
Steiner nahm die Ray Ban ab und schaute den blonden Jungen an wie ein erzürnter Großvater. ›Gleich dreht er sich um und läuft weg‹, dachte er.
Aber da bahnte sich ein kräftiger, mittelgroßer Mann von Mitte dreißig von hinten einen Weg durch die Demonstranten. »Schwierigkeiten, Kollegen?«
»Die Herren wollen unbedingt auf die Insel.«
»Ganz zügig sogar«, erklärte Steiner.
»Unser Betriebsratsvorsitzender«, krähte der Blaumann, offenbar froh, einigermaßen gut aus der Konfrontation zu kommen. »Bitte, klären Sie es mit ihm!«
Der Betriebsratsvorsitzende ließ seinen Blick über die Oldtimer-Kolonne schweifen: »Ole Henning. Sind Sie von der Rallye? Den Strelasund Classics?«
»Mein Name ist Paul Lamberti …«, ließ sich der schwächliche Architekt vernehmen.
Aber Steiner schnitt ihm das Wort ab. »Das sind wir. Und Sie, Sie kämpfen immer noch um Ihre Werft?«
»Notfalls bis zum bitteren Ende«, entgegnete Ole Henning.
»Ist das nicht bereits gekommen?«
Der Betriebsratsvorsitzende sah Steiner aufmerksam an.
Steiner genoss die Situation: »Sagt Ihnen der Name Doktor Moosbach was? Thorsten Moosbach?«
»Der Insolvenzanwalt, der die Proteus-Werft in Wilhelmshaven abgewickelt hat?«