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Nach fast zehn Jahren in der Berliner Notrufzentrale wechselt Cid Jonas Gutenrath zur Hundestaffel der Polizei. Gemeinsam mit Teddy, Polizeihund Nr. 2045, erlebt er eine Reihe bewegender und spannender Geschichten – bei Demonstrationen gegen Abtreibungsgegner, bei der Verfolgung eines Messerstechers, bei der Sicherung eines Fußballspiels, während eines Hubschraubereinsatzes oder in der "Fighting City", dem Ausbildungsgelände der Polizei. Am Ende hat Teddy aus Cid einen besseren Menschen gemacht. Vom Tenor knallhart bis berührend und in einer ganz eigenen Erzählweise.
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Das Buch
Sogenannte K-9-Einheiten, wie Hundestaffeln international heißen, haben vielfältige Einsatzgebiete: Menschenleben retten; Straftäter stellen; auf Gefahren hinweisen.
Im Berliner Görlitzer Park werden Drogen auf einem Kinderspielplatz gefunden – es gibt eine Großrazzia. Beim Christopher Street Day geht es die meiste Zeit bunt und fröhlich zu, aber auch dort geraten manche Situationen außer Kontrolle. Die Wohnung einer alten Frau soll zwangsgeräumt werden – und doch kommt am Ende alles ganz anders.
Teddy ist Polizeihund und hat jahrelang an der Seite seines »Jungen« Cid Jonas Gutenrath brenzlige Situationen entschärft. Nicht alles ging gut aus, manches sogar blutig. Aber oft kam es auch zu ganz und gar menschlichen Begegnungen, aus denen alle Beteiligten gestärkt oder sogar fröhlich hervorgingen. All die Geschichten sowie privaten Erlebnisse lässt der inzwischen »pensionierte« vierbeinige Veteran noch einmal Revue passieren – auf unterhaltsame, packende und oft herzerwärmende Weise.
Der Autor
Cid Jonas Gutenrath, Jahrgang 1966, war Türsteher, Marine-Taucher, Bundesgrenzschützer, Streifenpolizist, Zivilfahnder und hat fast zehn Jahre lang in der Notrufzentrale der Berliner Polizei Anrufe entgegengenommen. Seine beiden ersten Bücher »110 – Ein Bulle hört zu« und »110 – Ein Bulle bleibt dran« waren beide wochenlang in den Top Ten der Spiegel-Bestsellerliste.
CID JONAS GUTENRATH
Teddy
oder wie ich lernte, die Menschen zu verstehen
Aus dem Leben eines Polizeihundes
ullstein extra
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ISBN 978-3-8437-1066-4
© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2015Umschlaggestaltung: Sabine Wimmer, BerlinUmschlagfoto: Hans Scherhaufer
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E-Book: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin
Für Jean Felix Ambos,
unseren lieben Nachbarsjungen, der am 7. Oktober 2014 seinen Frieden fand
Dieses Buch ist eineLiebeserklärung. An meinen Hund. An meinen Beruf. An die modernen K9-Einheiten in aller Welt. Die Erzählform ist mit Bedacht gewählt. Weil ich weder mit Unterstützung noch mit Wohlwollen meiner Firma rechnen darf. Obwohl ich die Hoffnung darauf nie aufgeben werde. So sei an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt, dass die beschriebenen Szenarien, Abläufe und Geschehnisse selbstverständlich auf reiner Fiktion basieren und eventuelle Ähnlichkeiten mit Menschen, Hunden oder gar Polizisten rein zufälliger Natur sind.
So, dies galt es notwendigerweise verbindlich festzustellen. Genug der Förmlichkeiten.
Was erwartet Sie nun auf den nächsten Seiten? Wie immer, wenn ich zum Bleistift greife, mit Sicherheit nicht das, was Sie vermuten, lieber Leser! Kein Heldenepos wird aus den Zeilen triefen. Auch wird der Autor nicht den peinlichen Versuch machen, sich als ein weiterer Hundeflüsterer zu etablieren. Süß und putzig ist auch nicht der Tenor. Hart und brutal, wie die Beschreibung einer Sondereinheit mit vierbeinigen Kampfmaschinen in ihren Reihen vermuten ließe, wird es aber auch nicht zugehen. Nein. Es wird anders. Ganz anders! Wir werden einfach nur gemeinsam eine wunderbare Seele besuchen und ein Stück weit begleiten, die selbst wahrscheinlich nur auf der Durchreise ist, in einem wolfsähnlichen Hundekörper. Jemanden, dessen Entschlusskraft, Hoffnung, Geduld und Liebe als Vorbild taugt für viele von uns. Mich inbegriffen. Deshalb gibt es dieses Buch.
Das Kaminfeuer prasselt. Die Wärme tut gut. Ich bin in der zwölften Kältezeit. Es wird meine letzte sein. Der Blonde ahnt es noch nicht, aber ich spüre es deutlich. Sehr deutlich. Meine Schnauze ist grau, und meine Augen sind trübe. Die Glieder schmerzen. Sehr. Meine Zähne taugen schon lange nicht mehr als Waffe. Das Fressen ist mühsam. Es wird gut sein einzuschlafen. Und es wird zu Hause geschehen. Mein Mensch hat es versprochen. Bisher hat er seine Versprechen gehalten. Alle.
Vor jedem Einsatz hat er seiner Familie, meinem Rudel, das Versprechen geben müssen, mich wieder nach Hause zu bringen. Er hat immer sein Wort gehalten! Ohne Ausnahme. Und wir haben viel erlebt! Sogar als es hieß, ich tauge nicht mehr, weil ich zu alt bin. Für einen Euro hatte er das Vorkaufsrecht für mich, vor allen anderen.
»Der wichtigste Euro seines Lebens«, hat er laut vor allen gesagt, als ich dabei war, und ich drückte stolz meine Brust heraus. Dann nahm er mich alten, nutzlosen Hund für immer mit nach Hause. Auch wenn es ihn verbittert, dass seine Firma sich weigert, weiter meine Arztrechnungen, Medikamente und mein Spezialfutter zu bezahlen. Nicht wegen des Geldes, wie er sagt, sondern wegen der Missachtung. Selbst heute schaut er mir noch oft in die Augen und sagt: »Teddy, du hast ihnen alles gegeben! Schämen sollen sie sich! Aber ich werde ihre Ehre retten, das verspreche ich dir, alter Freund!« Bis jetzt hat er jedes Versprechen gehalten! Neuerdings, seitdem ich auf wackeligen Beinen gehe, darf ich sogar als Erster durch das Gartentor, wenn wir hinausmüssen. Weil er sich sicherer fühlt, wenn ich vor ihm gehe, sagt er. Der liebe Lügner. Ich bin froh, dass er mir zugeteilt wurde von der großen Verteilerstation. Sehr froh. Doch jetzt liege ich vor seinem Feuer und höre die Ahnen rufen. Und es klingt wunderbar, sie heulen zu hören. Seit zwölftausend Jahren sitzen wir an ihren Feuern, und sie haben doch nur so wenig verstanden. Sie wissen so wenig. Über uns, die Welt, die sie kaputtmachen, und über sich selbst. Wir spüren und wissen, was ein Mensch nicht einmal ahnt. Wir waren lange vor ihnen hier. Aber statt von uns zu lernen, haben sie uns seit jeher nur für sich töten lassen. Wie armselig. Und wofür?!
Ich habe viel Zeit und Geduld gebraucht, um meinem Menschen verständlich zu machen, worauf es wirklich ankommt. Dass Kämpfen beispielsweise niemals ehrenhaft oder lustvoll sein kann, sondern nur unumgänglich. Ein bisschen hat er verstanden. Er sagt zumindest, dass er mehr von mir gelernt hat als ich von ihm. Ich glaube ihm. Ich spüre es. Deshalb fällt es mir leicht, die Rufe der Ahnen schön zu finden und mich locken zu lassen. Ich denke, ich kann ihn jetzt alleine lassen. Er wird Gefahren künftig auch ohne mich viel früher erkennen und ihnen aus dem Weg gehen, wie jeder gute und verantwortungsvolle Wolf es machen würde.
Einzig, dass er oft viel trauriger ist als früher, macht mir Sorgen. Und dass dies um ihn herum niemand so deutlich fühlt wie ich. Aber er ist ein starker, kampferprobter Wolf, der noch nicht ganz so müde ist wie ich. Außerdem wird er geliebt und auch gebraucht von seinem Rudel. Dies und das Versprechen, das er mir zu geben hat, bevor ich gehe, nämlich dass er unser Rudel aus jedem Winter wieder herausführen muss, wird ihn stärken und binden. Denn wie gesagt: Bisher hat er alle seine Versprechen gehalten …
Aber so weit ist es noch nicht. Noch liege ich im Wohnzimmer und genieße die Wärme und das Treiben um mich herum. Sie feiern irgendetwas. Seine Kinder sind da. Und seine Kindeskinder. Ich liege genau vor dem Kamin, mitten im Weg. Alle müssen um mich herumgehen. Sie achten mich. Sie respektieren und lieben mich. Nicht aus Mitleid, nein, weil ich es mir verdient habe, sagt mein Mensch. Heute ist der Abend, an dem alle Geschenke bekommen. Auch ich werde heute ein Geschenk bekommen. Ich weiß sogar, was für ein Geschenk. Mein Mensch wird mir heute wieder den großen Knochen eines Parmaschinkens geben. Als Geschenk. Um die Ehre der anderen zu retten, wird er sagen.
Ich werde nicht viel damit anfangen können. Meine Zähne sind zu schlecht. Aber dieser wertvolle Knochen ist mein Geschenk! Er wird neben mir liegen. Alle werden ihn sehen können. Und jeder, der mich anschaut, wird lächeln. Am späten Abend dann wird seine jüngste Tochter zu mir kommen und flüstern: »Danke, Teddy, dass du Papa immer wieder nach Hause gebracht hast«, und mir etwas Schönes geben, was ich besser kauen kann. Sie hat auch verstanden. Es wird ein schöner Abend werden.
Noch aber sind nicht alle da. Es freut mich sehr, dass ich alter Hund immer noch der Erste im Rudel bin, der ihre Motoren und Schritte erkennt, lange bevor die Hausglocke erklingt. Lange! In der Küche herrscht ebenfalls noch hektisches Treiben. Den ersten Streit gab es auch schon. Hach, es wird ein schöner Abend. Und es wird noch ein Weilchen dauern bis zu meinem Knochen. Es ist noch Zeit. Zeit, die Wärme zu genießen, sich zu freuen, die zwölfte Kältezeit vor den Fenstern ausgesperrt zu sehen. Und Zeit, die Jahre an der Seite meines Menschen noch einmal abzulaufen … es ist … noch … Zeit … Zeiit …
Wir kennen einen kleinenJungen. Er lebt mit seinen zwei Geschwistern und der Mama allein, ganz in der Nähe. Sein Papa ist gestorben. Woran und wann, das weiß ich nicht. Nur dass alle vier recht traurig sind, das weiß ich. Man sieht es ihnen einfach an. Und dass der kleine Mann nicht sehr beliebt ist, das weiß ich auch. An sich seltsam, denn mag er auch nicht besonders sportlich und gesprächig sein, so ist sein Lächeln, wenn er denn mal lächelt, herzerwärmend.
Kennengelernt haben wir uns in einem Park. Er machte dort mit seiner Familie ein Picknick, und wie sich herausstellen sollte, war dies seine Geburtstagsfeier. Eine seltsame Art für so einen kleinen Kerl, seinen Geburtstag zu feiern, dachte ich. Als mein Bengel mit der Mama ins Gespräch kam und sich wenig feinfühlig wunderte, warum der Kurze nicht mit seinen Kumpels bei Wattepusten, Sackhüpfen und Kirschkernweitspucken abfeiert, antwortete die Mutter wortkarg: »Weil er keine Kumpel hat.«
Ein wenig verlegen und mit zerknitterter Stirn schaute daraufhin mein großer Depp aus seiner Wäsche und wusste nicht mehr, was er sagen sollte. »Er ist zu ernst, für sein Alter viel zu klein, und seine Brille trägt auch nicht gerade dazu bei, dass er morgens in der Klasse mit einem Schulterklopfen begrüßt wird«, flüsterte sie erklärend, als der Kleine gerade mit mir beschäftigt war. Und dann sagte sie, noch ein wenig leiser: »… außerdem machen sich die anderen Kinder über seinen winzigen Hund lustig und sagen Sachen wie: ›Deine Mudda ist fett und stinkt.‹ Toll, was!?«
»Mhh«, war alles, was meinem Blonden dazu einfiel, doch ich fühlte, wie es in ihm rumorte. »Kleine Kackbratzen«, grummelte er vor sich hin, und dann rief er zu uns rüber: »Hey, Jakob, komm mal her.«
Seine Brille zurechtrückend, ließ der Junge widerwillig von mir ab, trottete die paar Meter zur Picknickdecke und fragte mit hängenden Schultern: »Ja, was ist?«
»Sag mal, darf ich dich Jake nennen? Ich finde, das klingt irgendwie cooler als Jakob.«
Nach einem kurzen Augenblick des Nachdenkens und einem vor sich hin gemurmelten »Jääk« nickte der Kleine heftig, kniff die Augen etwas zusammen, lächelte leicht, mit nur einem Mundwinkel, und bestätigte kurz: »Geht klar!«
»Was hältst du davon, Jake, wenn du in deiner Klasse ein paar Einladungskarten fürs Wochenende verteilst, um deinen Geburtstag nachzufeiern?«
»Nichts. Die kommen nich’. Hab ich schon mal probiert.«
»Echt?! Ach was! Kann ich mir gar nicht vorstellen. Vielleicht solltest du nicht nur Jungs einladen, sondern auch ein paar Mädchen.«
»Mädchen?«
»Ja, die sind meistens lieber und riechen besser. Außerdem kann man mit denen oft ganz toll quatschen. Schreib in die Karten rein, dass es Hot Dogs gibt und Schokoküsse, bis allen schlecht wird, und am Ende, wenn nichts mehr geht, Filme gezeigt werden, die für Kinder nich’ erlaubt sind. Wetten, die kommen?!«
»Wetten, nich’?«
»Aaach, wenn du …«
»Dein Hund is ’n richtiger Polizeihund, stimmt’s?«
»Jau.«
»Kommst du zu meinem Geburtstag? Kommt ihr zu meinem Geburtstag? Kann ich in die Karten reinschreiben, dass ’n echter Polizeihund zu meiner Feier kommt? Geht das? Dann kommt bestimmt wer!«
»A… also …«, hörte ich mein Großmaul da stammeln, richtete mich auf, schüttelte mich heftig, so dass ein bisschen Sabber durchs Sonnenlicht flog, und dachte genüsslich: Jetzt sieh mal zu, wie du aus der Nummer wieder rauskommst.
»Ähm … das geht leider nicht. Das geht wirklich nicht. Erstens müssen wir am Wochenende arbeiten, und außerdem dürfen wir das auch gar nicht. Echt, ehrlich, Jake, tut mir wirklich leid, aber das geht nicht.«
»Verstehe«, war alles, was der Kurze daraufhin traurig erwiderte. Er vergrub seine Hände in den Hosentaschen, seine Schultern hingen noch ein bisschen tiefer, und er schlurfte wieder rüber zu mir.
Dienstag, Mittwoch und Donnerstag haben wir jeden Morgen, wenn wir an der Schulbushaltestelle vorbeigefahren sind, wo Jakob immer abseits von den anderen mit seinem großen, doofen Disney-Cars-Ranzen auf dem Rücken stand, gehupt, und mein Junge hat aus dem offenen Fenster »Moin, Jake« gebrüllt. Freitagnachmittag hat es dann an unserer Haustür geklingelt.
Da stand er nun, der kleine Mann, mit seinem Seitenscheitel und genialem Plan – oder besser: einer Beichte.
»Ich hab’s gemacht. Ich hab reingeschrieben, dass ihr kommt. Es haben sieben zugesagt, sogar Kevin, und der hat mich bisher immer nur verprügelt! Du und Teddy, ihr müsst kommen, bitte, bitte, bitte!« Und dann nahm er seine Brille ab, vergrub sein Gesicht im Ellbogen und fing an zu heulen.
Danach saßen wir alle drei eine gefühlte Ewigkeit auf dem Trampolin im Garten, und mein Junge hat versucht, ihm zu erklären, worum es geht. Dass ich nicht ihm gehöre, sondern der Polizei. Dass ich ein sogenannter »gefährlicher Hund« bin, der darauf trainiert ist, notfalls Menschen anzugreifen. Und dass wir unseren Job verlieren können, wenn sich irgendwelche Kinder oder gar Eltern über eine Kleinigkeit beschweren.
»Ich mach es wieder gut, das verspreche ich dir«, war das Letzte, was er Jake sagte, als er ihm die Hand zum Abschied gab.
»Samstag um fünf«, war das Letzte, was Jake sagte, als er sich an der Gartentür noch einmal schniefend umdrehte, und wir zwei haben Freitagnacht so gut wie überhaupt nicht geschlafen.
Samstag um 18 Uhr begann unsere Nachtschicht. Um 17:30 Uhr stand ich frisch gebürstet, mit meiner Polizeiweste und einem nach Plastik schmeckenden kleinen Päckchen in der Schnauze vor der großen Tür mit den vielen bunten Luftballons.
Den Finger auf dem Klingelknopf, schaute mein Junge noch mal zu mir runter und sagte: »Für die nächste Viertelstunde bist du ’n Pudel, kapiert!?«
Noch bevor der Finger wieder runter vom Klingelknopf war, flog die Tür schon auf, und zwei Kinderaugen glänzten so feucht und glücklich, dass die Brille darüber fast beschlagen wäre.
»Hey, Leute, der Polizeihund ist da«, tönte es quer durchs Haus, und Jakes Mama sagte, auch mit ziemlich glänzenden Augen: »Vielen Dank!«
»Schon okay. In dem Päckchen ist die DVD »Mein Partner mit der kalten Schnauze« und die gleiche Polizeitaschenlampe, die Teddy in seiner Weste trägt, ich schätze, damit haben wir Jakes Geschmack getroffen. Wir können aber nicht lange bleiben, tut mir leid«, sagte mein Junge noch zwischen Tür und Angel. Doch da war ich schon damit beschäftigt, gemeinsam mit einer Horde kleiner Menschen durch den Garten nach Luftballons zu jagen.
»Was darf ich Ihnen anbieten?«
»Ein alkoholfreies Bier und einen bequemen Sessel, denn ich bin hier ja eh nur der Chauffeur, und ein Telefon, damit ich Bescheid sagen kann, dass wir ’ne Stunde zu spät zum Dienst kommen, wär nicht schlecht.«
Die beiden Sätze waren erst mal das Letzte, was ich für ’ne Weile durchs Kindergeschrei vernahm. Verdammt, hatten wir einen Spaß!
»Darf man erfahren, was so immens wichtig war, dass ihr beiden Knaller fast zwei Stunden zu spät zum Dienst erscheint?«, war die unvermeidliche Frage, die wir uns später von Detto anhören mussten, der zwar ein lieber Kerl, aber trotzdem unser Boss ist.
Nach einem Lächeln und einem verschmitzten Augenaufschlag über einer nassen Nase stand die Antwort für uns fest: »Ja. Jakes Geburtstag!«
Wechselbälger. So nannte sie Martin Luther, der »große Reformator«, bei dem wir Hunde übrigens auch nicht besonders gut wegkamen. Gar mit dem Teufel im Bunde wähnte er sie, oder zumindest von ihm im Mutterleib gegen das eigentliche Kind ausgetauscht. Bis in die heutige Zeit werden sie hier oft Mongo, Fehldruck oder Dorftrottel geschimpft. Andere Länder, Frankreich beispielsweise, haben schönere, poetischere Namen für sie. Dort ruft man sie Feenkinder und scheint besser verstanden zu haben, dass anders eben nur anders ist und nicht gleichbedeutend mit schlechter.
Ob ein Autist hochbegabt oder behindert ist, hängt irgendwie stark von der Perspektive ab, findet ihr nicht auch?! Und so könnte man ewig weiterphilosophieren über Glück, Sinn und Qualität eines jeden Lebens. Fest steht, dass alles, was anders ist, auch Angst macht. Weil man es nicht versteht. Gleichzeitig geht von ihm aber auch eine eigenartige Faszination aus.
Uns geht es da übrigens nicht anders. Uns habt ihr die Mär vom bösen Wolf angehängt und versucht uns komplett auszurotten. Zu töten. Wie die Wechselbälger damals einfach zu ertränken. Wen wundert es, dass es über die Zeiten hinweg immer mal wieder Berührungspunkte gab zwischen jenen, die Zugang oder wenigstens Einblick in andere Welten haben. Ihr könnt inzwischen mit Röntgen- und Wärmebildgeräten durch Wände und Mauern hindurchschauen, was ihr euch früher nie hättet träumen lassen. Und doch verhilft euch dieser Fortschritt nicht zu der Erkenntnis, dass es so vieles gibt, was sich euren fünf Sinnen noch entzieht.
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