Terrormond Titan - S. Pomej - E-Book

Terrormond Titan E-Book

S. Pomej

3,8

Beschreibung

Anfang des 23. Jahrhunderts gelingt es der ESA nach etlichen unbemannten Missionen, vier wagemutige Menschen und einen wehrhaften Roboter auf den Titan zu entsenden. Der größte Saturnmond zeigt sich trotz erdähnlicher Bedingungen allerdings von seiner lebensfeindlichen Seite. Zudem erschweren Pannen, surreale Träume, rätselhafte Funde, Differenzen zwischen den Crew-Mitgliedern und sogar ein mysteriöses UFO sowie dessen Besatzung den Auftrag, Titan für die Menschheit zur Besiedlung vorzubereiten…

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 248

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
3,8 (18 Bewertungen)
6
6
3
3
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Prolog

Landung auf Area 15

Ausflug in den Westen

Schock bei der Heimkehr

Die Katastrophe

Der Berg der Rätsel

Hand in Hand

Blechers eigenwilliger Einsatz

Philosophisches Duett

Die Futterfrage

Planänderung

Das Erwachen der Dame

Verheizt

Drei sind keiner zu viel

Zeichen der Zeit

Die Unglücksmission

Fluchtimpuls

Krach unter Kollegen

Sykes Auferstehung

Aufruhr im Runden Zimmer

Invasion aus dem All?

Machtkampf

Verwüstung

Alien-Biopsie

Flugversuche

3-Minuten-Warnung

Böses Erwachen

Späte Reue

Abschied tut weh!

Epilog

Prolog

Der Mensch hat es beinahe geschafft sich auszurotten, aber zum Glück ist er unvollkommen! Und zäh! Zumindest die 122 Millionen Überlebenden des 3.Weltkriegs! Die Technik ist weiter fortgeschritten, jedoch hat sie dem Menschen noch nicht den Sprung in ein anderes Sonnensystem ermöglichen können. Nach der spärlichen Besiedelung des Mars ist nun der größte Saturnmond Titan an der Reihe, Besuch von einer menschlichen Crew aus elitären Spitzenkräften zu erwarten. Die Reise dauert mit dem neuesten Raumschiffmodell ESA T15 nur mehr acht Wochen und muss daher von zwei Astronauten abwechselnd im Wachzustand überstanden werden, obwohl sie die Geräte nur beaufsichtigen müssen. Im vorne flachen V-förmigen Raumschiff kann erdähnliche Anziehungskraft erzeugt, aber mangels Platz nicht voll ausgelebt werden.

Das heißt, die beiden Raumpiloten können im Cockpit nur liegen, sitzen oder knien - kein Vergnügungstrip. Der Schlafrhythmus wird wie auf der Erde beibehalten, was zur Folge hat, dass sich kaum Gespräche ergeben, da einer immer ruht, während der andere mit technischen Daten beschäftigt ist. Die Mission ist immens wichtig, da die Ressourcen auf der Erde dem Ende zugehen, was auch die Atemluft betrifft. Ein Leben ohne technische Sauerstoff-Wiederaufbereitung ist nicht mehr möglich…

Landung auf Area 15

Titan umrundet den Saturn in einem mittleren Abstand von 1,2 Millionen km, also außerhalb der Saturnringe, die im sichtbaren Teil bei etwa 480.000 km enden, und wendet ihm dank gebundener Rotation immer dieselbe Seite zu. Er ist mit einem mittleren Durchmesser von 5.150 km der zweitgrößte Mond im Sonnensystem und mit dichter, wolkenreicher Atmosphäre aus 98,4 % Stickstoff der erdähnlichste. Das Raumschiff schoss eben über die Grenze der Troposphäre in einer Höhe von 44 km, als Kapitän Isak angesichts der sich schnell teilenden orangefarbenen Nebel zu seinem Copiloten bemerkte: „Erinnert mich an den Smog zur Rushhour vorm letzten Weltkrieg.“

Penhol blinzelte, so als erwarte er gleich einen Zusammenstoß mit einem Geisterfahrer, nickte kurz und sagte: „Als würden wir in der Vergangenheit landen, irgendwie gruselig. Aber abgesehen von der Temperatur von minus170 Grad und dem höheren Oberflächen-Druck werden wir uns bald wie zu Hause fühlen.“

Ein schwaches Leuchten in den tieferen Schichten der Atmosphäre verstärkte sich, als das Schiff durch die Schubumkehr-Raketen abgebremst wurde. Wie geplant landete die 77 Meter lange ESA T15 sanft im X15-Sektor.

Man war von den früheren Namen wie Xanadu, Belet, Senkyo, usw. für die Oberflächenareale abgekommen.

Im dämmrigen Licht erkannten sie in kurzer Entfernung von 160 Metern ihre neue Heimat. Die Industrie-Roboter der unbemannten Mission ESA T14 hatten gute Arbeit geleistet.

Alle Wohnmodule waren aufgebaut und schienen sehr einladend auf menschliches Leben zu warten. Die Igluförmigen Metallbauten waren mit Rohren verbunden und wirkten wie das gekippte Atomium, das leider zusammen mit der gesamten Stadt Brüssel während des Krieges 2061, gleichzeitig mit der Rückkehr des Halley‘schen Kometen, dem Erdboden gleichgemacht worden war. Nun lag es an den beiden wachen Männern, die einzelnen Module zu überprüfen. Wortlos schälten sie sich aus ihren anthrazitgrauen multifunktionellen Raum-Overalls, die unter anderem mittels Vibrationen den durch Bewegungsmangel bedingten Muskelabbau verhindert hatten. Fast wie eine Häutung - bereit für ein ganz neues Leben. Beide kleideten sich in die etwas weniger aufgeblaseneren Raumanzüge, als man für die Marsmission benötigte, wobei sie sich gegenseitig halfen, und machten sich für den Ausstieg fertig. Mit einem Zischen öffnete sich die Außenluke des Cockpits und Isak betrat als erster Mensch den Titan, 1,43 Milliarden km von der Sonne entfernt, blickte zu einem gelblich fahl bewölkten Himmel hoch und deutete Penhol an ihm zu folgen. Dieser wagte vorsichtig und von der langen Bewegungseinschränkung im Schiff ungelenk ein paar Schritte auf dem dunklen Permafrostboden. Der hohe Druck - ca. 50 % mehr als auf Mutter Erde - weckte bei ihm den Eindruck, er trüge die ganze Last der Menschheit auf den Schultern. Kein Knirschen war zu hören, wie einst bei den elendslangen Übungsmärschen auf dem Südpol, welcher von radioaktiver Verseuchung weitgehend verschont geblieben war, nur das Pfeifen eines rauen Windes, der genauso wie auf der Erde klang. „Ein stürmischer Empfang! Das muss mindestens Windstärke 6 sein!“ rief er aus, obwohl die Helme auch Flüstertöne störgeräuschfrei übertrugen.

Isak antwortete nicht, er war schon am Hauptmodul angelangt und zerrte am Türgriff. „Klemmt!“ stellte er knapp fest. „Scheinbar klappt die Stromversorgung nicht.“

Aus der hinteren Tasche seines Werkzeuggürtels, der zur Standardausrüstung jedes Raumanzuges gehörte, holte er einen Spreizer heraus - ein Schraubenzieher-großes Tool - der mittels Knopfdruck die Tür gewaltsam zur Seite schob.

Vorwitzig trat Penhol als erster in das 20 qm große erste Wohnmodul - gleichsam das Vorzimmer, um die Sauerstoffanlage in Betrieb zu nehmen. Beim Eintritt schalteten sich die am Helm befindlichen Scheinwerfer ein und erleuchteten die hellen Flächen des bezugsfertigen Moduls. Surrend begann ein Lüftungssystem seinen Dienst, dabei schloss sich der von den Nuklid-Batterien gespeiste Stromkreis endlich und die Leuchtflächen gaben Tageslicht.

Die Wohnmodule boten mit ihren verschiedenen Farben eine Augenweide. Das 50-qm-Hauptmodul glänzte in Gelb.

Nun mussten sie noch die vorhandenen Wasservorräte in den nächstgelegenen Versorgungseinheiten checken und die restlichen Module inspizieren. Als eingespieltes Team schafften sie diese Aktion in weniger als einer halben Stunde. Drinnen wirkte ein Kraftfeld, welches den Außendruck etwas senkte, sodass man es direkt bequem nennen konnte. Dann mussten sie zurück zum Schiff, um die mitgebrachte Wettermaschine vorschriftsmäßig in Stellung zu bringen. Sie wuchteten das 2,5x2,5x3 Meter große Gerät mit einem Hilfsroboter aus dem Laderaum und platzierten es auf halber Strecke zwischen Raumschiff und Wohnmodul. Penhol stellte einen erstaunlichen Vergleich an: „Das Ding erinnert mich an eine antike Waschmaschine!“

Isak, vom Typ her ein nordischer Hüne, blickte ihn ungläubig an und wollte schon entgegnen, dass Penhol wohl nur bei der Mission dabei sei, weil er mit seiner Körpergröße von 1Meter 69 wunderbar in die kleinere Steuermanneinheit passte, beließ es aber bei einem kritischen „Hm!“.

Die Wettermaschine hatte auf einem soliden würfelförmigen Klotz einen Stahlkäfig mit einer massigen Kugel darin, die beim Einschalten sofort in die Schwebe geriet, um dann derart zu rotieren, als wolle sie dem Käfig entkommen, wobei ein höllisches Geräusch aufeinanderprallendem Metalls entstand. Mit dem Pfeifen des Windes konnte man eine Art Höllenmusik vernehmen. Die Kugel kalibrierte sich dann in der Mitte ein und vibrierte so stark, dass sie stillzustehen schien. So wie der Rotor eines Ventilators die Anzahl der Rotorblätter bei voller Umdrehungszahl noch erkennen ließ. Der Höllenlärm ebbte ab und es war nur mehr ein leises Bsssss zu vernehmen, ähnlich einem Bienenschwarm auf Hochzeitsflug - als noch welche existierten. Soviel sei vorweggenommen: Einstein irrte, als er meinte, wenn die Bienen sterben, haben die Menschen nur noch vier Jahre zu leben. Damit galt als erwiesen, dass unsere Spezies die am schwersten zu vernichtende ist.

Ein Situationsbild wurde fällig: Isak hob die linke Hand, wodurch das Display seines Metallarmreifens die funktionierende WM fotografierte und diese Botschaft unverzüglich - Nachrichten konnte man beamen, Menschen nicht - an die Erde absandte. Nach einiger Zeit, es mochte eine weitere halbe Stunde vergangen sein, lichteten sich die Wolken und gaben den Blick zum Horizont frei. Dort thronte am Himmel der sechste Planet, der von der Erde aus zwar mit freiem Auge als Lichtpunkt zu sehen war, hier aber in unbeschreiblicher Schönheit das halbe Firmament ausfüllte. Die beiden Männer konnten nicht anders, als stumm nach oben zu starren, um sich dann einen Blick zuzuwerfen, der mehr ausdrückte, als es Worte vermögen.

Vom Mond und vom Mars war die Aussicht lange nicht so atemberaubend wie hier, so fern der Heimat und doch in einigermaßen vertrauter Atmosphäre. Wie magnetisch zog der majestätische Planet wieder ihre Blicke auf sich, sodass sie in Versuchung kamen, sich nicht mehr um die weiteren Schritte der Erstbesiedlung zu kümmern.

Der Sauerstoffvorrat ihrer Anzüge bot ihnen Luft für mindestens drei Tage. Erdentage! Titan rotiert in der gleichen Zeit und mit dem gleichen Drehsinn seines Saturnumlaufs - von West nach Ost - in 15 Tagen, 22 Stunden und 41 Minuten um die eigene Achse.

„Wir müssen die Lebendfracht von Bord bringen!“ erinnerte Isak schließlich seinen Kameraden, der sich nur widerwillig von dem Anblick löste, dann sandte er das zweite Live-Bild ihrer Mission zur Erde: Saturn, der mit seinen Monden ein eigenes Sonnensystem im Kleinformat bildete, stand als riesige, kalt strahlende Lichtquelle durchzogen von seinen Ringen, die schmale Schatten auf die Oberfläche warfen, am vanillefarbigen Himmel.

Penhol entsprach äußerlich dem typischen Kaukasier, war drahtig und belastbar mit braunen Augen, die ihr Gegenüber manchmal zu durchbohren schienen. Trotz des höheren Druckes, der hier herrschte, trottete er relativ schnell zum Schiff zurück, um die sechs Mutanten-Kisten abzuholen.

Eine Züchtung von resistenten Hühnerschweinen, welche faustgroße Eier legten - ohne Schale, bissfest, essfertig, Milch gaben und sich bei Bedarf sogar selber klonen konnten. Mit den handlichen Antischwerkraft-Griffen, die niemals an die WM angesetzt werden durften, da sie deren empfindliche Technik außer Takt brachten, konnten die Männer alle Kisten bequem an ihren neuen Platz bugsieren.

Jeder trug an seinem Werkzeuggürtel einen dieser 25 cm langen AS-Griffe, deren gebogene Saugnäpfe an beiden Enden an der Last hafteten und deren Gewicht auf null reduzierten. Mit einem AS-Griff konnte jeder drei Kisten leicht wie eine Feder transportieren. Die schwarz und weiß gefiederten Vierfüßer mit einer Schulterhöhe von 50-65 cm, quiekten scheinbar vergnügt, als sie im dunkelbraunen Farmmodul freigelassen wurden. An - in einem Halbkreis eingebauten - Ausgabetrögen konnten die 12 possierlichen Tiere ihr gewohntes Algenfutter entnehmen. Nun stand noch die Übersiedlung der beiden weiblichen Crewmitglieder an.

Sykes und Coffi schliefen den Kryoschlaf der Gerechten und durften laut Vorschrift nicht so schnell geweckt werden.

Sanft trugen die Männer ihre weiblichen Kolleginnen in ihren durchsichtigen Kühlsärgen mit den AS-Griffen vom Schiff an ihren neuen Bestimmungsort. Als Isak und Penhol die beiden an Kühlaggregate gekoppelten Särge im mittleren, eisblau eingefärbten Wohnmodul anschlossen, checkten sie die Vitalfunktionen der Frauen auf der schon vorinstallierten Anzeigetafel mit dem 3D-Bildschirm über den Särgen. Während die Männer die Vitalanzeige beobachteten und die körperliche Unversehrtheit bemerkten, hatte sich die neue Situation bereits so entspannt, dass sie ins Plaudern gerieten und den Zustand ihrer schlafenden Kolleginnen kommentierten.

„Wie Schneewittchen, die vergiftete Märchenfigur im Glassarg.“ entkam es Isak spontan.

„Nur, dass Schneewittchen weder blondiert wie Coffi noch rotbraun wie Sykes war.“ erinnerte Penhol. „Dass Kinder jahrhundertelang mit so archaischen Märchen gequält wurden. Da lob ich mir die modernen, wie zum Beispiel die Hassebodmakers. Das fand ich lustig wie die Hölle, wenn die den Boden mit ihrem Hass düngen und dann alle Bösen, die ihn betreten, langsam sterben.“

„Ja, gäbe es die wirklich, hätten sich unsre Vorfahren den letzten Weltkrieg erspart.“ überlegte Isak wehmütig.

„Mein Vater sagte immer: Junge, du kannst dir im Leben nichts ersparen! Also versuch es erst gar nicht!“ murmelte Penhol. „Er hatte Recht, denn ich musste oft mehr als 100 % meiner Kraft geben, um meine Ziele zu erreichen!“ Beim Training hatten sie weder Zeit noch Lust für derlei Betrachtungen, doch hier und jetzt schien etwas von der üblichen Anspannung einer langen Reise und deren noch längerer Vorbereitung abzufallen.

„Alles, was ich tat, wollte ich zuerst für ihn tun, dann erst, nach seinem Tod, begann ich, mein eigenes Leben …“ Die beiden Schlafenden ahnten von den Gesprächen ihrer männlichen Kollegen nichts. Ganz in weiß - in fast klinisch wirkende Overalls gehüllt, lagen sie mit ausdruckslosen Gesichtern da, schienen zu träumen, denn ihre Augäpfel bewegten sich unter den geschlossenen Lidern hin und her.

Die zwei Männer wirkten wie Pathologen mit ihren wehrlosen Patienten im Wartezimmer zur Ewigkeit. Den Tod hatte die Menschheit noch nicht besiegt, wohl aber das Altern deutlich verzögert. Auch alle Mitglieder der Mission befanden sich dank eines Implantates im Nacken noch immer auf der Höhe ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit.

Mit Ende vierzig sahen sie nicht nur alle aus wie Mitte zwanzig, sondern konnten auch über die Vitalkraft dieser Altersklasse verfügen und gleichzeitig die geistige Reife sowie den jahrelangen Lernprozess ihres wahren Lebensalters zum Gelingen ihrer wichtigen Aufgabe einsetzen! Denn nachdem die Menschen, oder besser gesagt einige davon, den Heimatplaneten an den Rand der Auslöschung gebracht hatten, benötigten die Nachkommen nun einen unverbrauchten neuen Lebensraum. Auch wenn man diesen der gegenwärtigen lebensfeindlichen Natur erst auf die harte Tour abringen musste.

„Welcher Wochentag ist heute eigentlich?“ fragte Penhol.

„Das hat doch hier oben gar keine Bedeutung!“ erwiderte Isak irritiert.

„Doch, denn sonntags arbeite ich nicht!“

Eine angenehme Computerstimme verkündete:

„Sauerstoffsättigung erreicht! Luft atembar! Raumtemperatur 20 Grad Celsius!“

Wie auf Befehl nahmen beide ihre Helme ab und der sonst so sachliche Isak erkundigte sich mit wachsendem Unmut: „Und wo gedenken Sie, werter Kollege, Ihren freien Tag zu verbringen? Surfen am Neptun oder reicht ein Kurztrip durch die Marswüste?“ Seine sich weitenden Pupillen verdrängten die blaue Iris.

Penhol atmete hörbar die leicht nach Chlor duftende Luft ein. „So sarkastisch kenne ich Sie gar nicht! Ich fürchte, die Ankunft hier müssen wir erst einmal verdauen. Apropos Verdauung, wie wäre es mit einer Proteinbombe? Die kleinen Proviantferkelhennen haben uns sicher schon ein Ei gelegt.“ Schon wollt er ins Farmmodul eilen, als ihn Isak am Ärmel festhielt.

„Im Kryoschlaf kann man doch nichts hören?“ Dabei zeigte er auf die Kühlsärge.

„Nein!“ bestätigte Penhol und blickte von Sykes zu Coffi.

„Merkwürdig, ich finde, Sykes lächelt ein wenig.“ meinte Isak und überlegte, über wen sie wohl so schmunzelte. Er fand sie ausgesprochen attraktiv, behielt das aber für sich.

„Vielleicht träumt sie schon von dem Paradies, das wir hier errichten.“ sagte Penhol und eilte voraus zu den Hühnerschweinen.

Am Weg dorthin spähte Isak kurz durch ein Bullauge nach draußen, auf ein Areal aus braunem Gestein frei von großen Felsen und Eis. Gefrorenes Wasser konnte man hier auch nicht erwarten, dafür flüssiges Methan, welches sich laut früherer Vermessung in ziemlicher Ferne in einigen Seen befand.

Zeitgleich in der Basis, welche sich in Baikonur - ehemals zu Kasachstan gehörig - befand, stand das in silbrige Overalls gekleidete Bodenpersonal geschäftig herum und hatte aufmerksam die Landung via Holo-Livestream verfolgt. Mit dem Ausstieg der Besatzung endete dieser Sichtkontakt. Die Basis selbst erinnerte an das ehemalige Pentagon - auch dem letzten Krieg zum Opfer gefallen - hatte allerdings sechs Ecken, bildete also ein Hexagon mit einer gewaltigen Kuppel inmitten, die einerseits als Sternwarte diente, andererseits den größten Saal für die Mitarbeiter bot. So groß, dass zwei Zirkuszelte leicht Platz gefunden hätten. Vulgo auch Rundes Zimmer genannt, beherbergte der Saal rund 50 Mitarbeiter, die dieses historische Ereignis mit ihrem vollen Einsatz und viel Enthusiasmus ermöglicht hatten.

Die ESA-Direktorin und technische Leiterin der Mission, Frau Plagast, wies mit ihren 109 Jahren den Körper einer früheren 50jährigen vor und stammte von akklimatisierten Zentral-Afrikanern ab. Außer einer etwas breiteren Nase und schwarzem Kraushaar deutete nichts mehr darauf hin.

Zurzeit war sie ausgesprochen blass im Gesicht und blickte angespannt auf die im Raum schwebenden Flat-Bildschirme mit den laufenden technischen Daten. Nervös wie ein Teenager vor dem ersten Rendezvous erwartete sie via Skype den allerersten Sprechbericht, welcher dank der Möglichkeit des Datenbeamens ohne Verzögerung möglich war, allerdings immer noch von der menschlichen Laune abhing.

„Wiederholen Sie den Situationsbericht der WM!“ ordnete sie Deklin, ihren Stellvertreter - ein 30jähriges Wunderkind mit asiatischen Wurzeln - an, während sie ein paar Schritte vor- und zurückging. Sofort erschien inmitten der Flats das 3D-Bild der rotierenden Kugel in der Wettermaschine am Titan, welches Deklin penibel dem Bild eines identen Vergleichsmodells auf der Erde ganz in der Nähe der Basis gegenüberstellte.

Seine nussbraunen Augen begannen erfreut zu leuchten und er verkündete stolz: „Exakte Übereinstimmung trotz unterschiedlicher Umweltbedingungen. Wie von mir berechnet!“ Leider wartete er vergeblich auf ein Lobeswort, überspielte aber seine Enttäuschung. „Wir müssen ihnen mehr Zeit geben. Wenn auch bei den Übungen im Südpolarmeer immer alles reibungslos verlief, kann es zu kleinen Ausfällen gekommen sein.“

„Es steht zu viel auf dem Spiel.“ erinnerte ihn Plagast unwirsch. „Wir brauchen dringend einen Erfolg!“ „Wir haben unser Möglichstes getan!“ verteidigte er sich.

Der hochgewachsene 126jährige Capo, im Körper eines fitten 60jährigen mit grauem Rückwärtsscheitel, gesellte sich zu ihnen, für die Finanzen verantwortlich machte er wie so oft ein saures Gesicht und bemerkte: „Die größte Fehlerquelle bleibt der menschliche Faktor!“ Das hatte sich leider seit Jahrtausenden nicht geändert.

Deklin warf Plagast einen vielsagenden Blick zu…

Als Isak ins Farmmodul kam, wieselte Penhol wütend zwischen den Hühnerschweinen herum, welche schlummernd in dem 40 qm großen Raum verstreut lagen.

„Unfassbar! Jetzt haben diese blöden Biester acht Wochen so eine Art Winterschlaf gehalten und anstatt auch nur ein einziges Ei für uns zu legen, schnarchen die sinnlos vor sich hin!“ Zornig trat er gegen eines der Tiere, das quiekend erwachte, kleine Zähne unter seinem fleischfarbenen Rüssel bleckte und laut rülpste.

„Lassen Sie das!“ mahnte Isak. „Das ist eben der Nachteil von Mutanten. Anders als Hühner fressen sie ihre eigenen Eier. Die schmecken ihnen besser als das Algenfutter. Aber wenn Sie unbedingt Nahrung brauchen: die Algen sind ebenfalls sehr nährstoffreich.“

Verächtlich verzog Penhol das Gesicht und machte mit der rechten Hand eine wegwerfende Bewegung. Dank des Implantates brauchte ein Mensch keine täglichen Mahlzeiten, da es den Stoffwechsel verzögerte, worauf unter anderem auch die Verzögerung des Alterns beruhte.

Isak starrte wieder aus dem Fenster und erblickte einen der Industrie-Roboter, die den Aufbau bewerkstelligt hatten.

Anklagend hob dieser seinen Montagearm gen Himmel, wo Saturn seine Ringe kreisen ließ… „Was gibt es denn da draußen zu sehen?“ fragte Penhol.

„Laut Dienstauftrag müssen wir nun mit der Basis skypen.“

Ein unnötiger Hinweis, den der Käpt’n nicht brauchte.

Ohne zu antworten, ging Isak voraus ins Hauptmodul, wo ein Flat an der Wand die Verbindung nach Hause aufnahm.

„Endlich!“ entfuhr es Plagast, als sie am Riesen-Bildschirm in 3D in Lebensgröße erschien, neben ihr drängten sich Deklin und Capo, die vor Neugier zu platzen schienen.

„Bericht!“

„Alles planmäßig verlaufen!“ sagte Isak emotionslos. Obwohl er sich eigentlich freuen wollte, fuhr er sachlich fort: „Die Hühnerschweine haben sich sofort eingewöhnt, falls sie Eier gelegt haben, haben sie diese gefressen und schlafen jetzt friedlich.“

Penhol fühlte sich bemüßigt, auch einen Kommentar abzugeben: „Die Tiere sind zu egoistisch. Bei der nächsten Genmanipulation schlage ich vor, ihnen ein Altruismus-Gen einzupflanzen!“

Irritiert hob Plagast die Augenbrauen. „Ich werde Ihren Verbesserungsvorschlag dem Züchter übermitteln. Nächster Bericht in zwei Tagen zur selben Zeit! Fahren Sie mit dem Dienstplan fort! Ende!“ Damit verdunkelte sich der Flat. Plagast fand es wichtig, als Leiterin der ganzen Expedition das Gespräch zu bestimmen. Anfang und Ende davon durfte man nicht aus der Hand geben, fand sie.

Ausflug in den Westen

Der Dienstplan sah nun den ersten Ausflug vor, der zwei wichtige Aufgabe beinhaltete: Die Vermessung des nächstgelegenen Methansees, der westlich der Wohnmodule geortet worden war, sowie dessen Infiltration mit Bakterien.

Beide Astronauten setzten wieder ihre Helme auf und gingen nach draußen, wo sich dank der WM der raue Wind gelegt hatte. Der Hilfsroboter, der zum Ausladen gedient hatte - ein vierrädriger Metallquader mit vier bei Bedarf ausfahrbaren Greifarmen - die einfachen geometrischen Formen haben sich als die widerstandsfähigsten erwiesen, ließ sich per Knopfdruck von Isak in ein Zwei-Personen-Fortbewegungsmittel - vulgo Flitzer genannt - umbauen, welches einem Golfcar ähnelte, allerdings wesentlich schneller als dies antike Gefährt war. Dessen Magnet-Motor lief lautlos und bildete ein Kraftfeld, das bei Unfällen wie ein Sicherheitsgurt wirkte. Isak steuerte den Flitzer per Joystick, denn autonom bewegten sich Mobile nur auf der Erde, und Beifahrer Penhol scannte penibel mit seinem Metallarmreif - die Perfektionierung des antiken Handys - die Gegend ab. Und dieser Scan einer 45-kmh-Fahrt auf dem Titan erschien auf Holo-Livestream in der Basis. Als Trip ohne Ton, nicht wegen der Privatsphäre der Astronauten, sondern weil der Sprechfunk der Helme nur eine geringe Reichweite hatte. „Was werden die ganzen Fachidioten sich freuen, dass sie etwas sehen, was noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“

„Yeah Penhol, die werden in Jubel ausbrechen, als stünden sie selber hier!“ Euphorie durchströmte ihn, denn nach wochenlanger Enge, hier in die Weite zu blicken und endlich wieder aktiv sein zu dürfen, tat ihm so wohl wie schon lange nichts mehr.

Und Penhol erging es ebenso. Nach acht Wochen rasender Fahrt in einer Konservendose fühlte er sich endlich frei.

Während der anstrengenden Übungen auf der Erde, wo sie zu den 144 Auserwählten gehört haben, die sich dieser Mission freiwillig unterwarfen, und während des langwöchigen Fluges hatten beide nur das Nötigste gesprochen - auch weil der Bordfunk in der Basis abgehört wurde, doch hier tauten sie auf. Nach Wochen des passiven Fluges in der ESA T15, aus deren Frontscheibe fast immer nur die Schwärze des Alls zu sehen war, schien diese aktive Fahrt wie Urlaub. Das dunkle Gestein bildete eine ebene Fahrbahn, nur hin und wieder tauchten seitlich Felsbrocken auf. In einiger Entfernung glänzte schon der Methansee wie flüssiges Metall. Ganz anders als auf all den Fotos zuvor, die schon die Sonde Cassini nach 7jährigem Flug zur Erde gefunkt hatte, wo solche Seen in Falschfarben intensiv blau erschienen.

„Haben Sie die Zeittaste gedrückt?“ fragte Penhol beiläufig.

Isak überlegte kurz, was er meinte. Richtig, erkannte er, die Taste am Kühlaggregat von Sykes. Immer, wenn beide das Modul zur Erkundung verließen, musste eine Zeit für die Rückkehr vereinbart werden, ansonsten wurde der Aufweckprozess eingeleitet.

„Falls nicht, dann wird schon bald die Notfallcrew geweckt.

Zuerst Sykes, unsere rotbraune Schönheit. Die muss dann mit der Basis Verbindung aufnehmen und uns vermisst melden. Das wäre zu dumm!“

Über das letzte Wort ärgerte sich Isak und verriss rasant das Mobil, sodass es bei diesem Manöver fast umgekippt wäre, vollführte eine 180-Grad-Wende und versprach: „Wir werden rechtzeitig daheim ankommen.“

Mit Höchsttempo von 120 km/h fuhren sie denselben Weg zurück. Penhol scannte immer noch und grinste in sich hinein.

Im Kühlaggregat schlug Sykes ihre grünen Augen auf. Sie fühlte, wie sich ihre Steifigkeit löste und das Blut warm in ihren Adern floss. Langsam richtete sie sich auf, wobei sie eine ihrer rotbraunen Haarsträhnen aus dem Gesicht strich, und machte sich für den Ausstieg aus dem Glassarg bereit, dessen Deckel sich bereits geöffnet hatte. Erwachen aus dem Kryoschlaf bedeutete eine Tortur für den Körper und der Geist musste sich erst langsam wieder an den Wachzustand gewöhnen.

In der Basis verfolgten alle aufgeregt die Fahrt und deren abrupte Kursänderung. „Warum fährt er wieder zurück, er wird doch nichts vergessen haben?“ fragte Deklin mehr sich selbst.

„Er testet zuerst was das Mobil auf Titan so drauf hat.“ erklärte Plagast ohne ihn anzusehen. Wie gebannt schaute sie auf die fremde Umgebung, die doch vertraut wirkte, wenn man von dem Gasriesen am Horizont absah, der hin und wieder ins Bild des Hologramms geriet. „Wir können nun das Material für die Öffentlichkeit freigeben. Bis jetzt ist es eine Erfolgsgeschichte und wird uns die weitere Finanzierung sichern.“

Capo rümpfte die Nase. „Ich widerspreche äußerst ungern, doch befinde ich, dass wir bis zur Vermessung der Methanseen warten sollten.“

Im Wohnmodul hatte sich Sykes schon aus dem Sarg befreit und wankte noch desorientiert, etwas steif und verschlafen umher. „Oooh!“ machte sie und griff sich mit beiden Händen an den Kopf. „Hallo? Ist niemand hier?“

Als sie keine Antwort bekam schritt sie zunehmend sicher werdend weiter. Sie musste den Flat zum Skypen finden, um der Basis ihren Not-Aufwachprozess zu melden und nach ihren Kollegen zu fahnden. Wirre Gedanken spukten ihr im Kopf herum, teils aus den vergangenen Träumen übriggeblieben, teils die Sorge um die unsichere Zukunft auf einem fremden Himmelskörper.

Der Flitzer stoppte vor dem Haupteingang und Isak sprang Richtung Tor, das sich auf seinen Druck hin öffnete.

Gefolgt von Penhol stürmte er Richtung der Glassärge und fand natürlich nur Coffi im Kryoschlaf vor. „Wo ist sie hin?“

„Sicher ins Hauptmodul!“ rief Penhol und eilte schon voraus. Wie befürchtet wollte Sykes eben mit der Skype-Verbindung beginnen, die Hand ausgestreckt. „Stopp!“

In dem Moment sah sie aus, als stünde ein Geist vor ihr. Isak kam im letzten Moment dazu und erwischte sie an der Hand, sodass sie erschrocken herumfuhr und die Augen aufriss, als hätte sie ein Monster gesehen. Normalerweise war sie alles andre als schreckhaft, doch der Stress während des Aufwachprozesses brauchte Zeit zum Abebben.

„Nur die Ruhe!“ beschwichtigte er sie. „Sie wurden irrtümlich geweckt. Begeben Sie sich wieder in Ihr Kühlaggregat.“

„Aber-“ wollte sie schon protestieren, wurde aber links von Penhol und rechts von Isak in die Zange genommen und so schnell wie möglich wieder in Richtung der Glassärge gezogen oder, besser formuliert, geschleppt. „Was ist passiert? Ein Fehler?“

Das letzte Wort echote in ihrem noch schlaftrunkenen Hirn. „Nein, alles in Ordnung!“ beruhigte sie Penhol und legte sie mit Hilfe von Isak wieder zur kühlen Ruhe. „Schlafen Sie wohl, Sykes! Noch ist es nicht soweit mit Ihrem Einsatz!“

Mit sanfter Gewalt schloss Isak den Deckel und drückte auf die Kühlskala, worauf Sykes die Augen schloss und ihre Vitalfunktionen wieder heruntergefahren wurden.

„Zwei Stunden werden ausreichen! Wir treffen uns draußen!“ erklärte Penhol und eilte fort.

Etwas pikiert stellte Isak die vereinbarte Zeit ein, da eigentlich er als Käpt’n derlei Befehle erteilen sollte, und fixierte sie per Tastendruck, bei sich denkend: wahrscheinlich holt er sich noch eine Proteinbombe von den Hühnerschweinen.

Jedoch verfolgte Penhol eine andere Absicht. Draußen angekommen, fand er rechts neben dem Eingangstor die vom Hilfsroboter aufgestapelten leeren Transportkisten der Mutanten, sowie noch eine ungeöffnete Box mit diversen Tools. Dieser entnahm er eine Phiole voll mit rötlicher Gallertmasse und heftete sie sich flink an den Werkzeuggürtel seines Raumanzuges. Wieder grinste er in sich hinein. Als Isak herauskam, saß er bereits wieder am Beifahrersitz und wartete stumm auf den Start. Wortlos fuhren sie dieselbe Strecke noch einmal, diesmal schneller als zuvor, mit 60-75 km/h.

In der Basis stellte sich dieselbe Begeisterung ein. Es fühlte sich für sie an, als fuhren sie live am Titan mit.

„Phantastisch!“ applaudierte Plagast. „Das Gestein erinnert mich an meinen Ausflug vor 46 Jahren in den Grand Canyon in Colorado.“ Obwohl es lange her war, tauchten eindrucksvolle Bilder vor ihrem geistigen Auge davon auf.

„Zu dieser Zeit war unser Deklin noch nicht einmal geboren!“ erinnerte Capo spöttisch, was diesen sichtlich kränkte, fügte dann noch hinzu: „Mich erinnert die Landschaft eher an die Wüste Juda, die ich vor 55 Jahren besucht habe. Sie liegt zwischen Jerusalem und dem Toten Meer, einer vor 2.200 Jahren geschichtlich wichtigen Region.“

Deklin konnte keine diesbezügliche Assoziation herstellen, da er in der weiten verseuchten Welt noch nicht allzu viel herumgekommen war.

Penhol ergriff das Wort: „Wir müssen zuerst den See in seiner jetzigen Form vermessen, und nachdem die WM die Wolkenschicht eventuell dort zum Abregnen bringen wird, nochmals. Hoffen wir, dass wir keinen Tsunami entfachen.“

Vor dem Methansee brachte Isak den Flitzer abrupt zum Stehen und stieg aus, um mit der Vermessung zu beginnen.

Wie üblich bei einem Scan oder einem Situationsbild brauchte er nur die linke Hand zu heben und sein Metallarmreif funkte die erhobenen Daten an die Basis.

Penhol wartete bis er im Bild war und nahm die Phiole zur Hand, um ihren Inhalt prüfend zu inspizieren. „Die Hyperbakterien sind einsatzbereit!“ Fast theatralisch öffnete er die Phiole und goss deren Inhalt, welcher verdünntem Blut glich, in den See. Ein kurzer Zischlaut ertönte und eine kleine Dunstwolke wurde sichtbar.

Diese Aktion focht alle in der Basis zu erneutem Jubel an.

„Da! Er tut die Hyperbakterien in das flüssige Methan, damit sie es neutralisieren können.“ kommentierte Deklin überflüssigerweise gebannt. „Ein voller Erfolg!“ Wie sehr wünschte er sich, persönlich dabei sein zu dürfen.

Selbst Capo machte ein zufriedenes Gesicht und befand: „Nun können wir der Öffentlichkeit die erfreulichen Ergebnisse zugänglich machen.“

Das bedeutete, dass jeder Erdenbürger auf seinem Flat oder seinem Armreif alle bisherigen Livestreams empfangen konnte.

Mit einem Seufzer sprach Plagast laut an alle Anwesenden gerichtet: „So, werte Kollegen, das Schwierigste liegt hinter uns! Macht euch in drei Stunden für eine kleine Ansprache meinerseits bereit!“

Am Titan standen die Männer dem Methansee gegenüber und beobachteten, wie er sich von ihnen aus ganz langsam rötlich einzufärben begann.

„Bin gespannt wie weit die Bakterien in den See vordringen können.“ murmelte Penhol.

Nachdenklich runzelte Isak die Stirn und ließ seine linke Hand sinken. „Hatten Sie die Bakterien eigentlich schon bei der ersten Anfahrt dabei?“

Grinsend erwiderte Penhol: „Erwischt! Ich hatte die Phiole vergessen und Sie die Zeittaste. Passt doch zusammen!“ Um sich nicht den Groll des Kapitäns der Mission zuzuziehen, fuhr er im Plauderton fort: „Waren Sie einmal im Ozean-Park? Dort ist es wie vor 250 Jahren am Strand, lang bevor die Übervölkerung die Meere in stinkende Kloaken und überfüllte Plastikmüllbecken verwandelt hat.“

„Mit der Überbevölkerung ist es ja nun ein für alle Mal vorbei.“ bemerkte Isak etwas wehmütig. „Der Krieg hat uns beinahe ausgelöscht.“

„Eher unsere Hybris korrigiert, zehn Milliarden Menschen waren wirklich viel zu viel für Mutter Erde!“ ließ Penhol zynisch verlauten. „Oh, ich glaube, die Färbung hat ihre Grenze erreicht.“

Die schwach rötliche Einfärbung umfasste nun knapp zweieinhalb Quadratmeter am Rande des 320 qm großen Sees.

Isak wollte etwas entgegnen, beließ es aber dabei und stieg wieder in den Flitzer.

Schock bei der Heimkehr

Noch bevor die Männer ins Wohnmodul heimgekehrt waren, rief Penhol schon aus: „Wenn diese verflixten Mutanten noch immer kein Ei gelegt, oder es wieder selbst aufgefressen haben, stanze ich einem von denen ein Steak aus dem Fettleib!“

Doch als Isak die Tür geöffnet hatte, schrillte ihnen ein lautes durchdringendes BIEP-BIEP-BIEP entgegen. Ein Geräusch von der Lautstärke eines Presslufthammers mit 96 Dezibel. Ohrenbetäubend und unheilverkündend. Beide rannten in Richtung der Lärmquelle los.

„Das ist das Alarmsignal eines Kühlaggregats.“ erkannte er, dicht gefolgt vom hungrigen Penhol.

„Der Lärm weckt ja Tote wieder auf!“ bemerkte dieser salopp.