The Couple - Araminta Hall - E-Book

The Couple E-Book

Araminta Hall

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Beschreibung

„Einer der verstörendsten Thriller, die ich seit Jahren gelesen habe.“ – Gillian Flynn

Mike und Verity sind das perfekte Paar. Und um seine Traumfrau glücklich zu machen, hat Mike nicht nur einen gut bezahlten Job angenommen, sondern auch ein wunderschönes Haus gekauft. Er würde alles für sie tun. Auch wenn das bedeutet, dass sie manchmal grausame Spiele spielen. Doch plötzlich trennt Verity sich von ihm und verliebt sich in einen anderen Mann. Mike wird der Boden unter den Füßen weggerissen. Sie antwortet nicht auf seine Anrufe und auch nicht auf seine Nachrichten. Aber dann wird ihm etwas klar: Ein neues Spiel hat begonnen und er muss Verity nun beweisen, wie weit er wirklich gehen kann …

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Seitenzahl: 530

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Das Buch

Mike und Verity sind das perfekte Paar. Und um seine Traumfrau glücklich zu machen, hat Mike nicht nur einen gut bezahlten Job angenommen, sondern auch ein wunderschönes Haus gekauft. Er würde alles für sie tun. Auch wenn das bedeutet, dass sie manchmal grausame Spiele spielen. Doch plötzlich trennt Verity sich von ihm und verliebt sich in einen neuen Mann. Mike wird der Boden unter den Füßen weggerissen. Sie antwortet nicht auf seine Anrufe und auch nicht auf seine Nachrichten. Aber dann wird ihm etwas klar: Ein neues Spiel hat begonnen und er muss Verity nun beweisen, wie weit er wirklich gehen kann …

Die Autorin

Araminta Hall arbeitet als Journalistin, Lehrerin und Autorin. Derzeit unterrichtet sie Kreatives Schreiben in Brighton, wo sie ebenfalls mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt. The Couple ist ihr erster Roman bei Heyne.

ARAMINTA HALL

THECOUPLE

THRILLER

Aus dem Englischen von Jens Plassmann

WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN

Die Originalausgabe Our Kind of Cruelty erschien 2018 bei Century

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Deutsche Erstausgabe 06/2019

Copyright © 2018 by Araminta Hall

Copyright © 2019 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Birgit Bramlage

Umschlaggestaltung: Eisele Grafik Design

Umschlagabbildung: Alamy Stock Photo/McPhoto/Bergsteiger

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN: 978-3-641-22217-8V002

www.heyne.de

Für Jamie, Oscar, Violet & Edith – wie immer

»Man kann sich auch mit allzu viel Scharfsinn darum bemühen, die Wahrheit herauszufinden. Bisweilen muss man einfach anerkennen, dass deren Züge verschleiert sind. Natürlich ist dies eine Liebesgeschichte.«

aus: Das Meer, das Meer von Iris Murdoch

I

Die Regeln von Crave waren einfach. V und ich gingen zusammen in einen vorher ausgewählten Club, der irgendwo weit weg von unserer Wohnung lag. Wir fuhren gemeinsam hin, betraten den Laden aber getrennt. Drinnen stellten wir uns an die Bar, und zwar mit so viel Abstand, dass uns niemand miteinander in Verbindung brachte, zugleich aber dicht genug, dass ich sie stets im Blick behalten konnte. Dann warteten wir. Es dauerte nie lange. Wie sollte es auch bei der strahlenden Schönheit von V? Irgendein armer Tropf kam, bot ihr etwas zu trinken an, wollte mit ihr tanzen, und sie ließ sich auf einen unverfänglichen Flirt ein. Ich wartete währenddessen, ohne sie auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Mein Körper war bereit, jederzeit loszuschlagen. Wir haben ein Zeichen: Sobald sie nach dem silbernen Adler greift, der stets um ihren Hals hängt, muss ich in Aktion treten. Dann schob ich mich in diesen schummrigen, pulsierenden Räumen durch die Menge, riss den armseligen Wicht, der sie gerade vollsabberte, an der Schulter herum und fragte, was er sich denn einbilde, hier einfach so meine Freundin anzugraben. Und da ich groß gewachsen und breitschultrig bin, V zuliebe Krafttraining mache und allmorgendlich laufen gehe, hob jeder von ihnen sofort entschuldigend die Hände und wich mit eingeschüchterter, ängstlicher Miene zurück. Manchmal hielten wir es nicht länger aus und fingen noch an der Bar an, uns zu küssen. Manchmal gingen wir aufs Klo, trieben es in einer Kabine, und V schrie so laut, dass alle es hören konnten. Manchmal schafften wir es auch bis nach Hause. So oder so, unsere Küsse schmeckten jedenfalls immer nach Southern Comfort, denn den trank V am liebsten.

V war es, die unserem Spiel diesen Namen gab. Es war einer dieser düsteren, eiskalten Abende, an denen der Regen wie Schmierfett an den Scheiben klebt. V trug ein schwarzes T-Shirt, das sich samtig weich anfühlte, wenn man darüberstrich. Es fiel locker über ihre runden Brüste, und ich konnte sehen, dass sie keinen BH anhatte. Mein Körper reagierte, wie er immer auf sie reagierte. Sie lachte, als ich aufstand, und legte ihre Hand auf meine glühende Brust. »Weißt du, Mickey, im Grunde tun wir doch unser ganzes Leben lang nichts anderes. Tun alle da draußen nichts anderes. Alle gieren nach irgendwas.«

Also nannte sie es so. Crave. Und man kann sagen, dass Crave einfach immer zu V dazugehörte.

Ich möchte das alles gar nicht unbedingt aufschreiben, aber mein Anwalt meint, es müsse sein, da er nur so begreifen kann, woran er bei diesem Fall ist. Er sagt, er verstehe meine Geschichte bislang einfach nicht richtig. Außerdem glaubt er, es würde mir guttun und dabei helfen, unsere Ausgangssituation besser zu begreifen. Ich halte ihn für einen Idioten. Aber ich habe den ganzen Tag nichts anderes zu tun, da meine einzige Gesellschaft in dieser trostlosen Zelle Fat Terry ist, ein Mann, dessen Halsumfang den der meisten Oberschenkel übertrifft und dem ich dabei zuhören kann, wie er sich zu Fotos irgendwelcher Berühmtheiten, die ich nicht einmal kenne, einen runterholt. »Noch immer die Zunge verschluckt?«, sagt er morgens für gewöhnlich zu mir, während ich stumm auf meiner Pritsche liege. »Ist wohl nicht gut genug für dich, mein Gerede, wie?« Die Worte klingen bedrohlich wie sprengbereites Dynamit. Ich antworte gar nichts. Trotzdem geht er über diesen Punkt nie hinaus. Offenbar bringen sie einem hier drin widerwillig Respekt entgegen, wenn man jemanden umgebracht hat.

Kaum zu glauben, dass erst ein Jahr seit meiner Rückkehr aus Amerika vergangen ist. Eher kommt es mir wie ein ganzes Leben vor oder sogar wie zwei Leben. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass ich Ende Mai wieder nach Hause kam und wir jetzt, da ich in dieser winzigen dunklen Zelle hocke und schreibe, erst Dezember haben. Der Dezember kann sich mild und warmherzig anfühlen, doch in diesem Jahr ist er bloß kalt und fad. Tagsüber scheint es gar nicht hell zu werden, und alles ist beharrlich in Nebel gehüllt. Die Zeitungen sprechen von einer wieder zum Leben erwachten Smogdecke über London, was sich ein wenig so anhört, als würden plötzlich Hunderttausende von Seelen aus viktorianischen Zeiten über der Themse schweben. Dabei sind es in Wahrheit Milliarden winziger chemischer Partikel, die unsere Luft und unsere Körper vergiften und die den Kern unseres Wesens langsam, aber sicher mutieren lassen.

Vermutlich war Amerika der Anfang allen Unheils. V und ich hätten niemals getrennt sein dürfen, aber die Aussicht darauf, viel Geld zu verdienen und den ganzen Prozess beschleunigen zu können, war zu verführerisch. Ich weiß noch, wie sie mich ermutigte, zu gehen. Sie sagte, ich würde in New York in zwei Jahren so viel Geld bekommen wie in London in fünf. Womit sie natürlich recht hatte. Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob es das Geld wert war. Mir kommt es vor, als hätten wir in diesen Jahren etwas von uns selbst verloren. Als wären wir so hauchdünn geworden vor lauter Strecken, bis wir gar nicht mehr wirklich existierten.

Aber unser Haus, das existiert wirklich. Und ist das nicht der Sinn gewesen? Eine Rechnung, bei der mir der Schädel schwirrt: zwei Jahre Hölle gleich Reihenhaus in Clapham. So formuliert klingt es wie ein Witz. Kein klar denkender Mensch würde dafür seine Seele verkaufen. Was nichts daran ändert, dass es dieses Haus gibt. Es wird nüchtern und vorurteilsfrei dort auf uns warten. Es ist da.

Als der Entschluss, wieder zurückzuziehen, feststand, beauftragte ich eine House-Hunting-Agentin damit, den Londoner Immobiliendschungel zu durchkämmen. Ich stellte mir prompt vor, wie sie mit dem Gewehr in der Hand durch die Straßen von London pirscht und über ihrer Schulter ein paar erlegte Häuser baumeln, aus deren Wunden noch das Blut tropft. Die Frau schickte mir haufenweise Bilder und detaillierte Beschreibungen, in denen ich an meinem Schreibtisch in New York herumscrollte, bis die Bilder vor meinen Augen verschwammen. Mir selbst war es im Grunde ziemlich egal, was ich kaufte. Ich war nur deshalb so entschieden in vielen Ansprüchen, weil ich wusste, wie viel Wert V auf diese Punkte legte. Besonders vorsichtig war ich bei Lage und Ausrichtung. So erinnerte ich mich daran, dass der Garten immer nach Südosten hinausgehen muss. Und der Eingang muss unbedingt von großen Erkerfenstern gerahmt sein, denn das macht V zufolge gleich einen viel freundlicheren Eindruck. Hinter diesen Fenstern befinden sich Räume, von denen ich als Kind nicht einmal gewusst habe, dass es so etwas gibt. Erst V brachte mir die komischen Namen Salon und Bibliothek bei. Allerdings bin ich bis heute nicht dazugekommen, die Regale mit Büchern zu füllen, und Salongesellschaften können mir auch gestohlen bleiben. Die Wohnküche, wie Immobilienmakler gerne jeden größeren Raum mit Küchenzeile bezeichnen, nimmt die gesamte Rückseite des Hauses ein. Die Vorbesitzer hatten das ganze Haus um anderthalb Meter in den Garten verlängert und den Anbau in Glas gefasst, mit mächtigen Faltschiebetüren, deren Flügel sich so leicht öffnen und schließen ließen, als würde man mit der Hand durch Wasser fahren.

Der gesamte Raum bis hinaus in den Garten ist mit bodenbeheizten Natursteinfliesen ausgelegt, sodass man durch die geöffneten Türen von drinnen nach draußen wechseln kann, ohne eine Veränderung unter den Füßen zu spüren. »So reicht die Außenwelt bis ins Innere«, wie mir Toby, der Makler, erklärte, und sofort hatte es mir in den Händen gejuckt, ihm eine reinzuhauen. Auf die eingelassene Feuerstelle, den Whirlpool, den gemauerten Grill und das hübsche Wasserspiel deutend, hatte er unsinnigerweise noch hinzugefügt: »Ganz im Ernst, so gelingt es, den Gartenbereich komplett ins Erdgeschoss miteinzubeziehen.« Zu seinem Glück war mir da bereits klar, dass V all diese Ausstattungsdetails gefallen würden, andernfalls hätte ich in diesem Moment auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre gegangen.

Und das wäre zu schade gewesen, denn oben ist das Haus meiner Ansicht nach am schönsten. Im ersten Stock ließ ich die hinteren Räume zusammenlegen und zu einer Art Master-Suite umbauen, wie Toby das zweifellos bezeichnen würde, also einem großen Schlafzimmer samt luxuriösem Bad und begehbarem Kleiderschrank. Überall wählte ich nur edelste Materialien: Samt und Seide, Marmor und Feuerstein. Alles Stoffe, die geradezu danach verlangen, berührt zu werden. Schwere Vorhänge an den Fenstern und eine ausgeklügelte Beleuchtung sorgen dafür, dass es genau an den richtigen Stellen sinnlich düster oder strahlend hell ist. Nach vorne heraus hat das Haus noch zwei kleinere Schlafzimmer, und im Dachgeschoss gibt es einen weiteren Raum mit eigenem Bad und Zugang zur rückwärtigen Dachterrasse, der sich fantastisch für die Unterbringung von Gästen eignet, wie Toby meinte.

Auch auf die Möblierung habe ich größte Aufmerksamkeit verwandt. Eine geschmackvolle Mischung aus modern und antik nennt man so etwas wohl. Modern ist alles unmittelbar Praktische, also Küche, Badezimmer, Musikanlage, Licht. Antikes für alles Charaktervolle. Mittlerweile habe ich schon einige Erfahrung im Durchstöbern von Geschäften und klinge immer häufiger, als wüsste ich, wovon ich spreche. Und in Sussex bin ich auf einen Ort gestoßen, wo auf einer Wiese vier- oder fünfmal im Jahr ein riesiger Antikmarkt stattfindet. Aus Osteuropa kommen Leute mit großen Lastwagen, die bis unters Dach mit Sachen aus ihrer Vergangenheit vollgestopft sind, und amüsieren sich darüber, wie wir alle bereit sind, Hunderte von Pfund für Dinge auszugeben, die bei ihnen zu Hause im Feuer landen würden. Eigentlich soll man mit ihnen um den Preis feilschen, aber oft habe ich gar keine Lust dazu, weil mich das Ganze einfach mitreißt. Es hat aber auch etwas Faszinierendes, über die Rückenlehne eines Stuhls zu streichen, die Kerben und Grate unter den Fingern zu spüren und plötzlich zu realisieren, dass die eigene Hand nur eine von vielen anderen ist, die genau das Gleiche getan haben.

Bei meinem letzten Ausflug habe ich einen Schrank gekauft, und als ich zu Hause die Türen öffnete, entdeckte ich eine Vielzahl von Telefonnummern, die auf den Innenseiten notiert waren. Marta 03201, Cossi 98231 und so weiter. Es kam mir vor, wie eine Geschichte mit fehlendem Anfang, Mittelteil oder Ende. Ich dachte, vielleicht war hier ein Privatdetektiv an der Arbeit gewesen, oder es handelte sich gar um entscheidende Hinweise in einem Mordfall. Ursprünglich hatte ich mit dem Gedanken gespielt, den Schrank abbeizen und dunkelgrau lackieren zu lassen, aber nach dem Fund der Nummern blieb er genau so, wie er war, samt blätternder grüner Farbe und klemmender Innenschublade. Irgendwie sind mir diese Nummern in ihrer vollkommenen Entwurzelung ans Herz gewachsen. Mir gefällt die Vorstellung, dass keiner von uns jemals erfahren wird, was tatsächlich mit diesen Frauen oder mit der Person, die ihre Nummer aufgeschrieben hat, geschehen ist. Allerdings bin ich nicht sicher, was V von dem Schrank halten wird. Womöglich wird sie die Nummern lieber wegschleifen lassen.

Die Farben an den Wänden passen alle zu V. Reichlich navyblaue und dunkelgraue Töne, hier und da sogar Schwarz, von dem die Innenarchitektin mir versicherte, dass es nicht mehr als depressiv gilt. So wurden auf ihren Vorschlag hin alle Frontseiten im begehbaren Kleiderschrank glänzend schwarz gestrichen und die Innenseiten in einem tiefen Scharlachrot. Sie erklärte mir, das wirke opulent, aber wenn ich die Kammer betrete, sehe ich nur Leder und getrocknetes Blut um mich herum.

Einer der ersten Briefe, der nach meinem Einzug ankam, enthielt die Einladung zu Vs Hochzeit. Sie steckte in einem cremefarbenen Umschlag, der schwer in meiner Hand lag und über dessen Vorderseite sich die noch ungewohnte Adresse in edler Tinte und formvollendeter Schrift zog. Die Karte selbst war dick und weich, der reliefartige Druck deutlich spürbar und mein Name darauf in derselben verschnörkelten Handschrift wie auf dem Umschlag geschrieben. Lange starrte ich meinen Namen an. So lange, dass ich die Hand vor mir sah, die den Füller hielt, und die eleganten Schwünge, die sie ausführte. Am »i« war ein winziger Schmierfleck erkennbar, ansonsten war die Handschrift perfekt. Ich nahm die Karte mit ins Wohnzimmer und stellte sie hinter die hohen silbernen Kerzenleuchter auf den Kaminsims, direkt unter den vergoldeten Spiegel. Mir fiel auf, dass meine Hand ein wenig zitterte und dass mir für die Temperaturen im Raum unangemessen heiß war. Ich ließ meine Hand auf der kühlen Marmoreinfassung liegen und konzentrierte mich auf die kunstvoll geringelte Säule, die den makellos glatten Sims trug. Der Anblick erinnerte mich daran, dass reiner, makelloser Marmor zu den begehrtesten Stoffen auf der Welt zählte, aber auch zu denen, die am schwersten zu finden sind. Alles, was einfach geht, lohnt in der Regel nicht, hat V einmal zu mir gesagt, und darüber musste ich lächeln, als ich dort im Wohnzimmer mit der Hand an der Marmorplatte lehnte. Ich verstand, was sie da gerade tat, und es war vollkommen in Ordnung.

Ich hatte V eine E-Mail geschickt, um sie über meine Rückkehr zu informieren. In ihrer Antwort hatte sie mir mitgeteilt, dass sie heiraten würde. Nach Weihnachten war dies die erste Reaktion von ihr, und sie hatte mich verflucht hart getroffen. Bis in den Februar hinein hatte ich versucht, sie zu erreichen, und Ende April dann meine Rückkehrpläne gemailt. Demnach mussten ihr wenige Monate genügt haben, um jemanden kennenzulernen und seinen Heiratsantrag anzunehmen. »Gewiss wirst du von dieser Neuigkeit überrascht sein …«, hatte sie geschrieben,

»… aber dein Schweigen die letzten Monate über hat mir auch signalisiert, dass du das Aus zwischen uns akzeptiert hast und wie ich entschlossen bist, nach vorne zu schauen. Und wer weiß, vielleicht hast du sogar schon etwas Neues gefunden! Natürlich ist mir klar, dass es ein wenig überstürzt wirkt, aber ich bin mir ebenso sicher, in diesem Fall das Richtige zu tun. Ich denke, für mein Verhalten an Weihnachten sollte ich mich bei dir entschuldigen. Wahrscheinlich hast du nur früher als ich erkannt, dass es zwischen uns vorbei ist, und ich hätte mich nicht so verhalten sollen, wie ich es getan habe. Ich hätte mich mit dir zusammensetzen und die Sache vernünftig durchsprechen sollen. Ich hoffe, du freust dich über mein Glück, und ich hoffe auch, dass wir Freunde bleiben können. Du warst und bist etwas ganz Besonderes für mich, und die Vorstellung, dich nicht in meinem Leben zu wissen, erscheint mir unerträglich.«

Ein paar Tage lang war ich wie betäubt, als ob eine Bombe unmittelbar neben mir detoniert wäre und meinen Körper zur Schockstarre erschüttert hätte. Mir wurde jedoch rasch klar, was für eine engstirnige Reaktion das meinerseits war. Abgesehen von all der Liebe, die sie eindeutig weiterhin für mich empfand, schien sie den Eindruck gewonnen zu haben, als wäre ich es, der die Beziehung beenden wollte. Überhaupt passte dieser sorglos heitere Tonfall gar nicht zu der V, die ich kannte, und einen Moment lang überlegte ich, ob sie vielleicht entführt worden war und jemand anderes ihre E-Mails schrieb. Weitaus plausibler war jedoch die Erklärung, dass V derzeit nicht wirklich sie selbst war oder dass sie den Tonfall bewusst benutzte, um mir eine versteckte Nachricht zukommen zu lassen. Es gab mithin zwei Optionen, auf denen ich meinen nächsten Schritt aufbauen konnte: Entweder sie hatte angesichts der Verwundungen, die ich ihr an Weihnachten zugefügt hatte, den Verstand verloren und war dem erstbesten Idioten in die Arme gefallen, oder sie hielt es für notwendig, dass ich bezahlte für das, was ich angerichtet hatte. Letzteres klang erheblich wahrscheinlicher. Immerhin sprachen wir hier von V, und die würde sich vom Maß meiner Reue mit eigenen Augen überzeugen wollen. Plötzlich schienen sich die Zeilen ihrer E-Mail aufzulösen und dahinter ihre wahren Worte zum Vorschein zu kommen. Das alles war ein Spiel, unser Lieblingsspiel. Kein Zweifel, wir stiegen hier gerade in ein neues, erheblich komplexeres Crave ein.

Ich wartete ein paar Tage mit meinem Antwortschreiben und wählte dann meine Worte mit viel Bedacht. Ich kopierte ihren unbeschwerten Ton und erklärte, wie sehr ich mich für sie freue und dass wir natürlich Freunde bleiben würden. Ich versprach auch, ihr meine neue Adresse zukommen zu lassen, sobald ich mich in London eingerichtet habe, obwohl die erfolgreiche Zustellung der Einladung natürlich bedeutete, dass ich mir diese Mühe eigentlich sparen konnte. Im Übrigen folgerte daraus, dass V extra Elaine angerufen haben musste, und das allein besagte doch schon viel. Es bedeutete zudem, dass sie vermutlich gar nicht mehr so wütend war wie zu Beginn. Jetzt wurde mir auch klar, was die Einladung in Wahrheit darstellte: die erste Runde in einer raffiniert ausgeklügelten Richtigstellung, in einem Tanz, den nur V und ich wirklich beherrschten. Ich empfand sogar Mitleid mit diesem Angus Metcalf, von dem ich erstmals aus der Einladung erfahren hatte.

MR. & MRSCOLINWALTON

HABENDASGROSSEVERGNÜGEN,

SIEZURVERMÄHLUNG

IHRERTOCHTER

VERITY

MIT

MR. ANGUSMETCALF

AMSAMSTAG, DEN 14. SEPTEMBER, 15 UHR,

INDIESTEEPLECHURCH, SUSSEX,

SOWIEANSCHLIESSENDZURFEIER

INSTEEPLEHOUSE

EINZULADEN.

Manchmal wachte ich auf, und die Einladung lag neben mir im Bett, obwohl ich mich nie daran erinnern konnte, sie mitgenommen zu haben. Einmal klebte sie mir direkt an der Wange, und als ich sie abzog, spürte ich die Druckstellen, die sie hinterließ. Im Spiegel konnte ich die in meine Haut eingegrabenen Worte lesen.

Ich wartete ein paar Tage, dann schickte ich Vs Mutter eine knappe Antwort und erklärte, mit dem größten Vergnügen kommen zu wollen, was bei ihr gewiss alles andere als Vergnügen auslösen würde.

Über die Jahre hinweg habe ich viel Zeit mit Colin und Suzi verbracht, und es gab eine Phase, in der ich mir einbildete, sie würden beginnen, mich als eine Art Sohn zu betrachten. An Weihnachten etwa ließ sich bisweilen nur schwer das Gefühl abschütteln, V und ich wären Geschwister, die hier mit ihren Eltern vor einem Truthahngerippe hockten. »Wir geben schon ein komisches Pärchen ab«, sagte sie mal zu mir. »Du ohne Eltern und ich ohne Geschwister. Wir haben beide so wenige Bezugspunkte, der eine würde womöglich einfach vom anderen davongetrieben werden, wenn wir uns nicht fest genug aneinanderklammern.« Wogegen ich nicht das Geringste einzuwenden hatte. Nichts tat ich lieber, als Vs schmale Taille zu umschlingen und sie im Bett zu mir zu ziehen, bis ihr Hintern sich passgenau wie ein Puzzlestück in meinen Schoß fügte, ihr Kopf höchst angenehm unter meinem Kinn ruhte und unsere Beine in perfekter Symmetrie nebeneinanderlagen.

Manchmal denke ich, dass sie mir sogar am besten gefiel, wenn sie schlief. Wenn ich spürte, wie sie in meinen Armen schwerer wurde, ihre Atmung langsamer und tiefer. Ich öffnete den Mund, fuhr ihr mit dem Kinn über die Kopfhaut und konnte alle Furchen und Wölbungen auf ihrem Schädel spüren. Es fühlte sich an, als würde man ohne große Schwierigkeiten durch den Knochen in die weiche Gewebeschicht dringen können, hinter deren Schutz die graue Masse aus verschlungenen Strängen lag, aus denen ihr Gehirn bestand. Auf diese Weise würde man die elektrischen Ströme spüren können, die sie rege und lebendig hielten. Oft war ich eifersüchtig auf diese Ströme und auf all die Informationen, die sie transportierten. Am liebsten hätte ich jeden von ihnen mit mir selbst bestückt. Dann würde sie nur noch von mir träumen und wäre komplett von mir erfüllt wie ich von ihr.

Ich frage mich, ob V mit ihrer Mutter streiten musste, um mich einzuladen, oder ob Suzi dachte, es würde mir ganz recht geschehen, mit eigenen Augen zu sehen, wie ihre Tochter freudestrahlend einem anderen das Ja-Wort gab. Ich frage mich, ob sie vorhatte, während der Zeremonie zu mir herüberzuschauen und zu lächeln.

Aber im Rückblick war Suzi einfach nur eine dumme Frau, die zwar gerne so tat, als wäre sie anders, die in Wahrheit jedoch bloß genauso sein wollte wie die Leute, von denen sie zeit ihres Lebens umgeben gewesen ist. Das hätte mir schon beim ersten Vorstellen klar sein müssen.

»Ich bin Susan«, hatte sie da zu mir gesagt. »Aber nenn mich doch bitte Suzi.« Das allein war halb so schlimm, aber dann erfuhr ich, dass sie Wert darauf legte, mit »i« geschrieben zu werden. Ein »y« wäre natürlich viel zu spießig und zu normal für Suzi gewesen, viel zu dicht an dem dran, was sie tatsächlich war. Und Menschen, die gerne vorgeben, etwas zu sein, was sie gar nicht sind, sollte man nicht über den Weg trauen.

Es bereitete mir nicht die geringsten Schwierigkeiten, nach meiner Rückkehr im Londoner Bankenviertel einen neuen Job zu finden. Ich besaß hervorragende Referenzen von meinem amerikanischen Arbeitgeber, und allein die Daten meiner Performance sprachen Bände. Mein Gehalt war immens und würde mit den in Aussicht gestellten Bonuszahlungen noch gewaltig ansteigen. Die lange Fahrt ins Büro jeden Tag machte mir nichts aus, und das hohe, glitzernde Gebäude, in dem ich weit oben in den Wolken arbeitete, gefiel mir sogar. Meine Tage verbrachte ich damit, aufgeregt mit Zahlen um mich zu werfen, und an meinem Schreibtisch zu verfolgen, wie sie vor mir auf den Bildschirmen aufleuchteten und herumhüpften. Die Sache war so leicht, dass ich überhaupt nicht verstand, warum das nicht jeder machte.

V hatte immer gesagt, wir sollten darauf hinarbeiten, uns mit fünfundvierzig zur Ruhe setzen zu können, und derzeit lag diese Zielvorgabe bei mir bequem in Reichweite. Wenn sie ihr Leben seit Februar nicht komplett auf den Kopf gestellt hatte, arbeitete sie noch am Calthorpe Centre, wo sie in sterilen Kellerräumen an ihrem Computerprogramm tüftelte, das eines Tages den Menschen überflüssig machen sollte. Angeblich wusste sie selbst nicht, warum sie sich derart beharrlich darum bemühte, Maschinen zu entwickeln, die klüger sind als wir, aber meiner Ansicht nach gefiel ihr die Vorstellung, etwas Künstliches zu schaffen, das besser als das natürliche Original ist. Ich denke, sie wollte zu gerne sehen, ob sie das menschliche Empfindungsvermögen austricksen kann.

Inzwischen glaube ich, dass wir gemeinsam nach Amerika gegangen und womöglich noch da wären, hätte V nicht diesen Job bekommen. Aber ich mag es nicht, so zu denken. Es treibt einen in viel zu gefährliche Bereiche, in verlockende Welten, die doch auf ewig unerreichbar bleiben. Und solchen Grübeleien habe ich als Kind viel zu oft nachgehangen: Was, wenn die Frau, die da im Park ihr Kind küsst, deine Mutter wäre? Oder dein Schlüssel würde zu diesem Haus am Ende der Straße passen, dessen Tür von Rosen umrankt ist. Oder dieser Geruch nach angebratenen Zwiebeln würde bedeuten, dass jemand dein Abendessen zubereitet.

Wie auch immer, so ist es eben gekommen. Ich habe die Stelle in Amerika angenommen, und sie diesen Job in London. Wir erwischten die Welle ideal, kurz vor ihrem Scheitelpunkt. Mir boten sie ein Gehalt an, dessen Höhe ich selbst aberwitzig fand, und V erhielt bereits sechs Jahre nach ihrem Examen einen Direktorenposten am Calthorpe Centre und war damit die Jüngste, die je im Institut eine solche Funktion ausgeübt hat.

»Ausgesprochen raffiniert von ihnen, sich so einen harmlosen Namen zu gehen«, sagte sie nach dem entscheidenden Anruf. »Klingt eher wie eine medizinische Stiftung oder so was.«

Ich schlang meine Arme um sie und raunte ihr meine Gratulation ins Ohr. »Aber in drei Monaten gehe ich nach Amerika«, fügte ich hinzu.

Sie stieß mich fort, und ihre Miene verhärtete sich. »Ich kann das unmöglich absagen, Mickey.«

Irgendetwas stieg da in mir auf, das mich aus dem Gleichgewicht zu werfen drohte. »Dann geh ich eben nicht. Ich finde hier auch was anderes.«

»Nein, du musst das machen. Es ist eine fantastische Chance für dich. Du machst das ein, zwei Jahre, verdienst einen Haufen Kohle, kommst zurück und dann richten wir uns hier ein Leben ganz nach unseren Vorstellungen ein.«

»Bei dir klingt das alles immer so einfach.«

»Weil es einfach ist. Wir werden jeden Tag miteinander sprechen, und so schrecklich weit ist es ja auch wieder nicht. Wir können uns gegenseitig übers Wochenende besuchen. Das wird bestimmt wahnsinnig romantisch.« Sie lachte auf. »Dann bist du noch mehr mein Adler, wenn du in deinem silbernen Wundermantel über den Atlantik angesaust kommst.«

Aber mich schreckte die Idee. Ich streckte die Arme aus und ergriff ihre Schultern. »Kein Crave ohne mich. Niemals. Das musst du mir versprechen, V.«

Sie schüttelte mich ab und massierte sich die Stellen, an denen meine Hände gelegen hatten. »Sei nicht albern.«

Ihr scharfer Ton verletzte mich, und ich drehte mich ab, um es ihr nicht zu zeigen. Aber sie folgte mir und schlang die Arme um meinen Körper. »Das würde ich doch nie tun, Mike. Das musst du doch wissen.«

Sie stand auf Zehenspitzen, sodass ihre Lippen direkt an meinem Ohr lagen. »Ich liebe es, wenn sie alle solche Angst vor dir haben«, hauchte sie. Ich regte mich nicht, bis sie sagte: »Komm, lass uns craven gehen.«

Uns war beiden klar, dass dies vorerst unser letztes Mal sein würde. Wir gingen in einen Klub gleich um die Ecke vom Leicester Square. Da waren wir zwar schon gewesen, aber das lag mindestens sechs Monate zurück. In dem Laden verkehrten vor allem ausländische Studenten, Touristen und Jungs vom Land, die stets in Gruppen unterwegs waren. Dazu die eine oder andere Nutte oder Escort-Dame. Niemand sah aus, als würde er sich wirklich amüsieren, und aus den Lautsprechern stampfte ein harter, gleichförmiger Rhythmus, der den Körper vibrieren ließ und sich anfühlte, als bekäme man gerade eine Herzdruckmassage. Grelles Licht zuckte und verlieh der Haut der Besucher eine ungesunde, fremdartige Blässe. Und irgendetwas Fluoreszierendes in der Luft sorgte dafür, dass bei allen das Weiße in den Augen leuchtete und sich jede Fluse auf der Kleidung abhob.

V trug ein graues Seidenkleid, das den hellen Teint ihrer Schultern offenbarte und ihren langen schmalen Hals betonte, ihre schwarzen Haare waren auf dem Kopf kunstvoll zusammengesteckt. Ein paar Locken hatten sich gelöst und umspielten ihren Nacken, wie es später meine Lippen tun würden. Kajalstriche über ihren Augen verliehen diesen mehr Länge. Sie fuhr sich kurz mit der Zunge über die vollen Lippen, die noch nie Lippenstift benötigt hatten. Hoch auf ihren Wangen lag ein rötlicher Schimmer, von dem ich nicht wusste, ob er echt oder aufgetragen war. Lächelnd nahm sie das hohe Glas mit brauner Flüssigkeit entgegen, das der Barkeeper ihr reichte. Ich bemerkte, dass ihre Fingernägel schwarz lackiert waren.

Mein eigener Drink war zu süß und klebrig, sodass sich in meinem Hals alles unangenehm zusammenzog. Zugleich sorgte der Gedanke an all die Zeit, die wir bald getrennt voneinander verbringen würden, für erste Anzeichen von Kopfschmerzen an meinen Schläfen. Ein Besoffener mit aufgedrehter Freundin am Arm torkelte in mich hinein. So direkt neben der Theke wäre es ein Leichtes gewesen, seinen Schädel mit beiden Händen zu packen und ihn auf die massive Holzplatte zu hämmern. Sofort hätte das Blut gespritzt, und sein Gesicht wäre deformiert und zerschlagen gewesen, lange bevor mich jemand stoppen könnte.

Ich blickte erneut zu V, die weiter solo war, am Tresen lehnte und regelmäßig ihren Drink an die Lippen führte. Vielleicht sah sie einfach zu traumhaft aus für diesen Laden. Ich spielte schon mit dem Gedanken, zu ihr zu gehen und ihr zu sagen, dass wir hier rausmüssten. Es war, als würde man einen exotischen Schmetterling in einen Raum voller Schmeißfliegen sperren, die alle um ihre eigene Scheiße schwirren. Ich löste mich gerade von der Theke, um hinüberzugehen, da trat ein Mann auf sie zu. Er war nur wenig größer als sie, aber von bulliger Statur. Muskelberge wie bei Popeye quollen aus seinem blütenweißen T-Shirt. Seine Haut besaß einen dunklen Ton, und selbst aus dieser Entfernung war der Schweißfilm, der sie überzog, unübersehbar. Um seinen Hals baumelte eine schwere Silberkette mit irgendeiner Münze daran, und seine schwarzen Haare hatte er nach hinten gegelt. Er war nicht hässlich, aber irgendetwas an ihm wirkte grotesk, so als wären seine Züge viel zu ausladend für die Größe des Gesichts. Ich bewegte mich nicht weiter und verfolgte aufmerksam, wie sich die Begegnung entwickelte. In diesen Momenten musste ich mir immer vorstellen, wie es war, so dicht neben V zu stehen, die Hitze ihres Körpers zu spüren, das Spiel ihrer Lippen zu beobachten, wenn sie sprach, einen Blick auf ihre Zunge zu erhaschen, wenn sie lachte. Und sich schon auszumalen, wie die eigenen Hände diesen Körper erforschten, schon zu ahnen, wozu dieser Mund in der Lage sein dürfte. Er beugte sich vor beim Sprechen, reckte den Kopf nahe an ihr Ohr, während seine Hand unmittelbar über ihrem Arm in der Luft schwebte, so als müsste er noch den Mut sammeln, sie zu berühren. Sie lachte, und er ließ seine Hand sinken, aber erst nur an ihre Taille, wo sie durch die Seide hindurch ihren Körper berührte. Sie lehnte noch immer an der Theke, schob aber die Hüfte leicht so nach vorn, dass seine Hand auf ihren Po glitt. Prompt schloss er den Abstand zwischen ihnen komplett und drückte sich gegen ihre Hüfte, zweifellos um schon mal anzudeuten, was er so zu bieten hatte. Ich behielt Vs Hände im Auge, die aber weiter auf ihrem Glas ruhten und den Adler an ihrem Hals vollkommen ignorierten.

Meine Atmung war heftiger geworden, und mein Körper fühlte sich schwach und unbrauchbar an. Um mich herum zog sich ein Nebelschleier immer dichter zusammen, und ich fürchtete bereits, in Kürze nichts mehr sehen zu können. Dann würde ich Vs Zeichen verpassen, und sie würde mit diesem Kerl in die Nacht entschwinden. Ich wandte den Blick ab. Über der Tür leuchtete der Exit-Schriftzug. Wie wäre es, ihm jetzt einfach zu folgen und ins Freie zu marschieren? Ich könnte in unsere Wohnung zurückkehren, mich ins Bett legen und darauf warten, dass sie nach Hause kommt. Ich stellte mir vor, einfach loszulassen, ohne weiter darüber nachzudenken, und die Idee kribbelte herausfordernd in meinem Hirn.

Ich drehte mich zurück, und obwohl der Mann sein Gesicht an Vs Hals gelegt hatte, konnte ich erkennen, dass ihre Hand den Anhänger umfasst hielt. Die Frau vor mir schrie erschrocken auf, als ich sie zur Seite stieß. »Passen Sie doch auf«, rief sie mir nach. In dem kurzen Moment, den ich brauchte, die beiden zu erreichen, nahm Vs Gesicht bereits einen völlig anderen Ausdruck an. Sie lachte nicht mehr, sondern drückte leicht mit der Hand gegen seine Brust, während er sich zu ihrem Gesicht beugte. Ich packte ihn an der Schulter und riss ihn so heftig zurück, dass ihm der Drink auf sein T-Shirt schwappte.

»Spinnst du, hier meine Freundin anzumachen?«, fuhr ich ihn an und merkte, wie um uns herum alle zurückwichen.

»Was soll der Scheiß?«, erwiderte er und baute sich vor mir auf. Eine Weile starrten wir einander an, aber ich war größer und stärker als er, und er hatte an meinem Griff gemerkt, wie kräftig ich war. Schließlich warf er die Hände in die Luft und sagte zu mir: »Wirklich ’ne super Freundin.« Dann meinte er zu V noch: »Was für eine miese Nummer«, und wandte sich zum Gehen.

Meine Muskeln spannten sich, ich holte aus und war kurz davor, ihm seine dämliche unförmige Visage zu polieren, da spürte ich Vs Hand auf meinem Arm. Sie drehte mich um und zog mich zu sich heran. Ich senkte den Kopf, küsste sie und machte die Besitzverhältnisse klar, indem ich meine Hände dorthin legte, wo seine gewesen waren. Ihre Zunge spielte schnell und wild, und ich war so scharf auf sie, dass ich schon dachte, ich müsste sämtliche Gläser von der Theke fegen und sie direkt in all dem verschütteten Schnaps nehmen. Doch sie führte mich rasch fort, vorbei an Stühlen und runden Tischen, an sich verrenkenden Gestalten auf der Tanzfläche, an dröhnenden Boxen und an verschmelzenden Pärchen bis in eine dunkle Ecke. Sie schob sich hinein, presste mich an sich, öffnete den Reißverschluss an meiner Hose, holte ihn heraus und schlang die Beine um mich. Der leichte Seidenstoff ihres Kleids rutschte wie von selbst nach oben, und da sie keine Unterwäsche trug, war ich sofort in ihr drin, und sie biss mir in den Hals und stöhnte. Es schien, als wären all die anderen plötzlich weg und wir wären die einzigen hier. Keiner sonst mehr da, der zählte.

Später, draußen in der kühlen Luft, inmitten betrunkener Nachtschwärmer, die in trauriger Aussichtslosigkeit der nächsten schrecklichen Enttäuschung entgegeneilten, sagte sie zu mir: »Eine Sekunde lang dachte ich schon, du würdest mich im Stich lassen.«

Ich nahm ihre Hand. »Wie kommst du denn darauf?«

»Weil ich nach dem Adler gegriffen habe, und du eine ganze Weile nicht gekommen bist.«

Mir wurde klar, dass ich das Exit-Schild länger als gedacht betrachtet haben musste. »Ich würde dich niemals im Stich lassen«, sagte ich.

»Versprochen?«

Ich sah sie an und bemerkte, dass sie ganz ernst geworden war und auf einmal viel kleiner wirkte als zuvor. Die schwarzen Lidstriche an ihren Augen waren verschmiert.

Ich blieb stehen, obwohl bei dem Betrieb auf dem Bürgersteig sofort die ersten Leute in uns rannten. Kaum berührten meine Finger den zierlichen silbernen Vogel, der an seiner Kette um ihren Hals hing, da trat sie dicht an mich heran. »Ich bin dein Adler«, sagte ich. »Das weißt du doch.«

Von mir hatte V die Kette nicht. Ihrer Erzählung nach hatte sie sich die Kette mit sechzehn von ihrem ersten eigenen, als Kellnerin verdienten Geld gekauft. Angeblich war sie an einem Geschäft vorbeigekommen, das Schmuckstück hatte sie aus dem Schaufenster angestrahlt, und sie hatte ein unbändiges Verlangen gespürt, es zu besitzen. Zuerst hatte ich den dargestellten Vogel immer für irgendwas Zierlicheres gehalten, eine Turmschwalbe vielleicht oder einen dieser kleinen Papageien, die sie »Lovebird« nennen. Aber bei genauem Hinsehen habe ich dann die langen Schwingen und den Hakenschnabel eines Adlers erkannt.

»Adler sind grandios«, erklärte V damals. »Sie sind die einzigen Vögel, die ein Gewitter in freudige Erregung versetzt. Sie fliegen einfach mitten hinein und haben dann von oben einen prima Blick auf all das Chaos. Außerdem sind sie ungeheuer treu.« Bei diesen Worten legte sie ihre Hände auf meine. »Sie bleiben ein Leben lang zusammen.«

Ich beugte mich zu ihr und küsste sie auf den Mund. »Ich bin dein Adler«, sagte ich.

Ich hielt es für angebracht, an meiner neuen Arbeitsstelle in der City ein paar Freundschaften zu schließen, obwohl ich mit dem Vorhaben schon in New York nicht sonderlich gut gefahren war. Mir selbst würde es völlig genügen, bis ans Ende meiner Tage mit V allein zu sein, aber ich habe zu verstehen gelernt, dass die Leute einen für sonderbar halten, wenn man mit so etwas schon glücklich ist. Also habe ich genau aufgepasst, wie sie das machen.

Inzwischen ist mir klar, dass die Leute nicht immer meinen, was sie sagen. Dass sie gerne stundenlang in überfüllten Bars hocken und dort mit Vergnügen bedeutungsloses Zeug plappern. Dass sie es mögen, wechselseitig ihre Körper auszuprobieren, um anschließend so zu tun, als würden sie einander nur vage kennen.

Wenn jemand etwas sagt wie »Den könnt ich abmurksen, ohne mit der Wimper zu zucken«, oder »Das deprimiert mich voll« oder »Jetzt fallen mir aber gleich die Beine ab vor Erschöpfung«, dann meinen sie das gar nicht wirklich. Sie meinen es nicht einmal ungefähr. Wenn eine Frau ihre Hand auf deinen Oberschenkel legt, erwartet sie nicht, dass du diese Geste erwiderst. Wenn ein Mann dich »Sportsfreund« nennt, bedeutet das nicht, dass er dich mag. Wenn jemand sagt »Wir müssen uns unbedingt mal treffen«, sollte man nicht zurückfragen wann oder ihm am nächsten Tag schon eine SMS schicken.

In der Grundschule habe ich einen Mitschüler namens Billy Sheffield geschubst, der daraufhin gefallen ist und sich das Knie aufgeschrammt hat. Meine Lehrerin, deren Namen ich nicht mehr weiß, forderte mich auf, zu sagen, dass es mir leidtue, aber ich weigerte mich, da es mir das gar nicht tat. Er hatte mich beleidigt. Auch da weiß nicht nicht mehr genau womit, aber es war bestimmt so etwas wie »Pennerschuh«, weil meine Billig-Sneaker nur zwei Streifen aufwiesen, oder »Schmuddelfetzen«, weil meine Klamotten ständig ungewaschen waren. Egal. Leidtat es mir jedenfalls nicht. Also brachten sie mich in dieses winzige Büro, von dem es hieß, dass dort bloß die Verrückten hingeschickt werden. Eine Frau mit rosigen Wangen forderte mich lächelnd auf, in einem bequemen Sessel Platz zu nehmen, und bot mir Süßigkeiten an. Prompt fragte ich mich, ob es wirklich so schlimm war, für verrückt gehalten zu werden.

»Warum tut es dir nicht leid?«, fragte mich die Frau mit den rosigen Wangen schließlich, nachdem ich mich mit Smarties eingedeckt hatte.

»Weil es mir nicht leidtut«, sagte ich.

»Aber als Billys Knie anfing, zu bluten, hast du da gar nicht bedauert, dass du das getan hast?«

Ich rief mir in Erinnerung, wie ich über Billy gestanden und sein aufgeschrammtes Knie betrachtet hatte. Kleine Hautfetzen waren durch den Sturz abgelöst worden, und ein paar Tropfen Blut drangen aus der Wunde. Mir war klar, dass es einen brennenden Schmerz verursachen musste und sich womöglich Splittkörner ins Innere gebohrt hatten und dass ihm im Erste-Hilfe-Raum gerade wahrscheinlich stinkendes Jod auf die Wunde gesprüht wurde und er einen weißen Verband bekam, mit dem er anschließend angeben konnte. »Ich finde, er hatte das verdient«, sagte ich.

»Niemand hat es je verdient, dass ihm Schmerz zugefügt wird«, erklärte sie mit demselben Lächeln.

»Er hat ein schlimmes Wort zu mir gesagt«, erwiderte ich.

»Ja«, antwortete sie, »das war sehr böse von ihm. Und dafür wird er auch bestraft werden. Trotzdem musst du dich bei ihm für die Verletzung, die du ihm zugefügt hast, entschuldigen.« Meine Miene muss völlig ungerührt gewirkt haben, denn sie fügte noch hinzu: »Manchmal ist es besser, um Entschuldigung zu bitten, selbst wenn man nicht ganz aufrichtig so empfindet, Michael. Einfach um des lieben Friedens willen und damit es dem anderen besser geht.«

Noch heute bedauere ich, nicht umgehend nachgefragt zu haben, ob das für alle Gefühle gilt oder nur für Reue.

Aber mittlerweile habe ich die Regeln so weit begriffen, dass ich mein Gesicht sofort zu einem Lächeln verzog und »Ja« sagte, als George aus dem Nachbarbüro mich kurz nach meinem Jobantritt fragte, ob ich nicht Lust hätte, mit ein paar Kollegen später noch etwas trinken zu gehen.

Meine Tage folgten zu diesem Zeitpunkt bereits einem beruhigend festen Plan, weshalb ich mir durchaus zutraute, eine solche soziale Situation problemlos zu bewältigen. Jeden Morgen um fünf Uhr stand ich auf und ging vierzig Minuten laufen. Immer die gleiche, ganz annehmbare neun Kilometer lange Strecke. Danach duschte ich, zog mich an und verließ das Haus um 6 Uhr 10, damit ich spätestens 6 Uhr 45 an meinem Schreibtisch saß. Wie in der Branche üblich verfügte unsere Abteilung über einen eigenen Fitnessraum, wo ich montags, mittwochs und freitags während der Mittagspause trainierte. Ich hätte es auch gerne jeden Tag gemacht, aber gewiss würde ich demnächst an mittäglichen Geschäftsessen teilnehmen müssen. Außerdem bestand ja noch die Notwendigkeit, mittags durchzuarbeiten, um zu demonstrieren, wie schrecklich viel man zu tun hatte. Der Trainingsrhythmus gewährte mir genügend Flexibilität, um ihn bei Bedarf meinen Terminen anzupassen. Für zu Hause kaufte ich mir außerdem noch Hantelbank und Gewichte, die ich vorübergehend in der leeren Bibliothek aufstellte. Da ich jedoch wusste, dass V dieses Arrangement niemals gutheißen würde, hatte ich mich schon erkundigt, was die nachträgliche Aushebung eines Kellers kosten würde, um den Fitnessraum später dorthin zu verlagern. V mochte es gerne heiß, daher hielt ich auch eine Sauna für eine gute Idee.

Insgesamt elf aus unserer Abteilung gingen an diesem Abend mit, von denen allerdings nur zwei erwähnenswert sind: George und Kaitlyn. George gab gerne den großen Unterhalter und sah gut aus, aber er trank zu viel und war nicht sonderlich intelligent. Anscheinend war der Firmenchef sein Patenonkel oder etwas in der Art, und sein Vater ein Lord, folglich musste er sich um Dinge wie Performance nie Gedanken machen. Die Leute wären überrascht, wenn sie wüssten, wie häufig man solchen Typen in der Londoner Bankszene begegnet. Und wie schwer der Rest von uns arbeiten muss, um sie mitzuschleppen. Natürlich könnte man sie deshalb hassen. Aber was würde das bringen? Ich habe schon in jungen Jahren lernen müssen, dass die Welt selten gerecht ist und daran auch niemand wirklich etwas ändern kann.

Das Büro von Kaitlyn lag auf demselben Gang wie meins. Wir waren uns also schon häufig begegnet und hatten Hallo gesagt. Sie war dünn und groß und trug immer irgendein dunkelfarbiges Kostüm zusammen mit wahnsinnig hohen Stöckelschuhen. Wenn ich sie an meinen Fenstern vorbeilaufen sah, wunderte ich mich jedes Mal, dass sie nicht stolperte und sich den Knöchel brach. Wer sich derart mühelos in High Heels bewegt, der muss sie schon so lange tragen, dass sie zur natürlichen Verlängerung des eigenen Beins geworden sind. Kaitlyn hatte extrem helle Haut und die dünnsten blonden Haare, die ich jemals gesehen hatte. Sogar ihre Augenbrauen und Wimpern waren blond, was ihr einen fast unirdischen Zug verlieh. Dazu strahlten ihre Augen so blau, als würde man in Eis sehen. Ich hatte sie streng und ernst erwartet, aber wie sich herausstellte, war sie das genaue Gegenteil.

»Und, Ihr erster Eindruck von uns allen?«, erkundigte sie sich mit ihrem hübschen, leicht irischen Akzent, als wir an der Theke zusammentrafen.

»So weit, so gut«, antwortete ich.

»Wie man hört, müssen Sie ja mächtig abgeräumt haben bei Schwarz«, sagte sie. »Da würde ich auch gerne mal arbeiten. Eine eigene Wohnung mit Blick auf den Central Park, das ist mein Traum.«

»Meine Wohnung hatte Blick auf den Central Park«, erklärte ich und warf dabei einen Blick zu unserem Tisch hinüber, um herauszufinden, wann ich endlich nach Hause konnte. Zwei Stunden waren wir mittlerweile schon hier. Die anderen hatten bereits verschwitzte gerötete Gesichter, und einige suchten schon zum wiederholten Male die Toilette auf.

»O wie toll«, rief sie aus. »Und warum sind Sie überhaupt zurückgekommen?«

»Meine zwei Jahre waren um. Ich bin in London zu Hause. Mehr als zwei Jahre waren nie geplant.«

»Ja, aber New York. Und Schwarz.«

Keiner von uns hatte offenbar große Lust, an den Tisch zurückzukehren, daher trank ich direkt an der Theke weiter. »Meine Freundin hat hier eine Stelle, die sie schwer aufgeben kann.«

»Ach so. Muss aber ein toller Job sein, wenn er Schwarz toppt.«

»Sie ist kein Banker. Sie beschäftigt sich mit künstlicher Intelligenz.«

Kaitlyn pfiff durch die Zähne. Es klang merkwürdig, fast wie das Rufsignal für einen Hund. »Wow, ein echtes Überflieger-Pärchen.«

»Ach, das nicht gerade.« Mir fiel auf, dass Kaitlyn gar nichts von ihrem Wein trank und das Glas bedenklich schief hielt. »Vorsicht, gleich schwappt’s über.«

Sie schaute hinunter, lachte und nippte kurz daran. »Und wo wohnen Sie jetzt?«

»Clapham.«

»Ach, also nicht weit entfernt von mir. In der Nähe des Parks?«

Ich nickte. »Ja, Die Nähe zum Park lag Verity besonders am Herzen. Sie joggt gerne.«

»Ich gehe eher spazieren«, sagte Kaitlyn. »Ich habe einen kleinen Hund, den ich dort am Wochenende immer ausführe. Das Grün erinnert mich wenigstens etwas an meine Heimat.«

»Und wo ist die?«

»Ein kleines Dorf im Süden Irlands. Der Name wird Ihnen nichts sagen.«

»Lebt Ihre Familie noch da?«

Sie nickte, und plötzlich stand mir das Bild vor Augen, wie sie fort von dieser Küste und ihren grünen Hügeln über das Meer hinweg in den rauen Londoner Alltag flog.

»Was brachte Sie hier in die Stadt?«

Sie zuckte mit den Achseln. »Ach, Sie wissen schon, das Leben. Irland ist wunderschön, aber dort zurechtzukommen ist nicht immer ganz einfach.« Eine Schrecksekunde lang fürchtete ich schon, sie würde anfangen zu weinen, aber dann lachte sie nur. »Ich wette, Sie haben eins dieser herrlichen Häuser an der Windsor Terrace, die mit den tiefen Erkerfenstern.«

»Woher wissen Sie das?«, erwiderte ich sofort, da ich den Verdacht hatte, sie hätte in meiner Personalakte nachgesehen.

Aber sie erklärte nur lachend: »Weil in dieser Straße ein Banker neben dem anderen wohnt!«

Ich versuchte, mir irgendeinen meiner Nachbarn in Erinnerung zu rufen, aber es gelang mir nicht. Insgeheim hoffte ich, dass sie übertrieb. Denn mehr als alles andere hasste es V, wenn etwas nicht originell war. Und was konnte weniger originell sein, als im Londoner Bankenviertel zu arbeiten und dann auch noch in einer Straße voller Banker zu wohnen. Ich spürte den Blick von Kaitlyn, vermied es aber, ihn zu erwidern. Zugleich merkte ich, wie meine Wangen unter ihrem prüfenden Starren erröteten. In diesem Moment hasste ich sie. Ich hasste sie mit einer tiefen, grausamen Leidenschaft. Was bildete sie sich ein, einfach daherzukommen und meine prächtigen Vorbereitungen in den Dreck zu ziehen? All meine wohl durchdachten, perfekt aufeinander abgestimmten Vorbereitungen.

Erst viel später am Abend, auf meinem Heimweg von der U-Bahn, wurde mir klar, dass die Bemerkungen von Kaitlyn völlig unbedeutend waren. Schließlich arbeitete V nicht in der Branche und konnte demnach nicht wissen, dass all ihre Nachbarn Banker waren. Der Druck beim Atmen wich ein wenig, dennoch spähte ich den Rest des Wegs aufmerksam in sämtliche Fenster, in denen die Vorhänge nicht zugezogen waren. Was ich sah, trug kaum dazu bei, meine Stimmung zu heben. Die meisten Räume ähnelten nicht nur einander, sondern auch meinen eigenen. Dunkel gestrichen, Lampen in Industriedesign, an den Wänden reichlich moderne Kunst, viele schnittige Ecksofas, überall das Neueste an Audio/Videosystemen und die gleichen abgezogenen Massivholzböden. Dazu immer wieder aufgedunsene Herren mittleren Alters, die sich ihrer Anzugjacke und Krawatte entledigt hatten, in Gesellschaft schlanker Blondinen in hellem Kaschmir, beide bauchige Gläser mit edlem Rotwein haltend.

Ich goss mir auch ein Glas meines eigenen edlen Roten ein, als ich nach Hause kam, lockerte die Krawatte, warf mein Sakko über einen Stuhl und kickte die Schuhe in die Ecke. Ich wusste, wie sehr V das hasste, aber jetzt konnte sie mich ja nicht dabei erwischen, und sobald sie eingezogen war, würde ich mich ganz sicher nicht mehr so benehmen. Ich schlenderte ins Wohnzimmer und stellte Oasis an. Oasis war Vs Lieblingsband, und mittlerweile auch meine. Bevor wir uns kennenlernten, hörte ich mir nur Sachen wie Clash, Nirvana und Hole an. Ich kapselte mich gern völlig ab mit der Musik und ließ sie mir in die Ohren dröhnen, während ich auf meinem Bett wie wild auf ein unsichtbares Schlagzeug einprügelte. V meinte, ich sollte mehr auf die Texte achten, weil darin die eigentliche Schönheit liegen würde. Nirvana tolerierte sie noch, aber sie konnte nicht begreifen, dass ich nichts von den Beatles hatte oder von David Bowie, Lloyd Cole, Prince oder auch von Joni Mitchell oder den Carpenters. Am meisten jedoch bestürzte sie, dass ich gar nichts von Oasis besaß. »Keiner auf der Welt schreibt so gute Liebeslieder wie Noel Gallagher«, sagte sie, was mich eifersüchtig machte, da er eine Empfindung in ihr wachrufen konnte, die mir nicht gelang.

Vom Kamin aus blickte Vs Hochzeitseinladung hämisch zu mir herab. Ich verspürte den unwiderstehlichen Drang, mich bei V zu melden und damit gegen alle Regeln zu verstoßen. Ich nahm meinen Laptop aus dem Schrank und setzte mich aufs Sofa. Erst googelte ich einfach ihren Namen, aber wie gewöhnlich ohne großen Erfolg. Ihr Facebook-Profil war noch immer gelöscht, und auf Seiten wie Twitter oder LinkedIn hatte man sie noch nie gefunden. Ihre Handynummer hatte sie nach dem Zwischenfall in den Staaten sofort geändert. Nicht einmal ihre aktuelle Adresse war mir bekannt. Die letzte verbliebene Kontaktmöglichkeit zu ihr war per E-Mail. Zwischen Januar und Februar hatte ich ihr jeden Tag gemailt, manchmal sogar mehrmals täglich. Geantwortet hatte sie auf keine einzige dieser Mails, erst auf die, in der ich im Mai meine Rückkehr ankündigte. Demnach war es ganz richtig gewesen, den Kontakt eine Weile abzubrechen.

Rückblickend wurde mir sogar klar, dass ich die Verbindung nicht zuletzt abgebrochen hatte, um zu verhindern, dass sie auch noch diesen Account löschte. Dann wären so ziemlich alle Brücken zwischen uns eingerissen gewesen, und diese Vorstellung war zu schrecklich, um sie auch nur zu denken. Selbstverständlich hatte ich mich auch zuerst wieder richtig fangen und mir ein Leben hier in London einrichten müssen, bevor ich überhaupt wieder für sie infrage kommen konnte. Ich blickte noch einmal zu der strahlend weißen Einladung hinauf, und der Zorn, der mich dabei erfasste, war so absolut rein und glühend, dass es mich nicht überrascht hätte, wenn das Papier in Flammen aufgegangen wäre. Nur etwa vier Monate hatte sie dazu gebraucht, diesen Mann kennenzulernen und in eine Ehe mit ihm einzuwilligen. Womöglich war sie dermaßen heftig in ihn verknallt, dass es sie komplett aus den Socken gehauen hatte.

Bei diesem Gedanken sprang ich auf, ohne auf den Laptop zu achten, der prompt auf den Boden fiel, und rannte einige Male im Wohnzimmer auf und ab. Schließlich musste ich anhalten, um nach Luft zu ringen. Ich lehnte den Kopf an die Wand. Der leichte Aufprall fühlte sich gut an, also tat ich es wieder und wieder und spürte den dumpfen Schlag angenehm durch meinen Körper hallen. Als ich wenig später einen Schritt zurücktrat, bemerkte ich Blutflecken auf der frisch gestrichenen Wand. Ich ging in die Küche, um einen Lappen zu holen. Auf dem Weg kam ich an der halbvollen Weinflasche vorbei und nahm sie gleich mit. Ich durchquerte gerade den Flur, um wieder ins Wohnzimmer zurückzukehren, da klingelte es an der Tür. Es war bereits nach Mitternacht, und außer V kannte ich niemanden, der mich um diese Uhrzeit aufsuchen würde. Eigentlich war sie sogar die Einzige, die meine neue Adresse kannte.

Ich stürzte zur Tür und riss sie auf, aber da stand nicht V, sondern bloß eine kleine, leicht übergewichtige Frau im Pyjama.

Bei meinem Anblick wich sie sofort ein Stück zurück.

»Oh, entschuldigen Sie. Alles okay mit Ihnen?« Sie deutete auf meine Stirn.

»Ja, ja, nichts Schlimmes«, sagte ich, und erst in diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich noch immer die halbvolle Weinflasche und den Lappen in der Hand hielt. »Bin bloß gegen den Türrahmen geknallt.«

»Oh, ach so. Ich wohne nebenan.«

»Ja«, sagte ich, obwohl ich mich nicht erinnern konnte, ihr schon einmal begegnet zu sein.

Sie streckte die Hand aus: »Lottie.«

Ich nickte. »Mike.«

»Ja, ich weiß«, erwiderte sie mit schiefem Lächeln. »Wir sind Kollegen.«

»Ach ja, wirklich?« Ich bemühte mich darum, einen Ausdruck des Wiedererkennens aufzusetzen, ohne jedoch die geringste Ahnung zu haben, wer sie sein könnte. »Natürlich, klar, entschuldigen Sie.«

Sie lachte. »Ich arbeite am anderen Ende der Etage. Daher … kann passieren …«

»Nein, nein«, sagte ich. »Ich stand bloß auf der Leitung.« Ihr Gesicht sagte mir weiterhin nichts.

»Könnte allerdings sein, dass ich in nächster Zukunft zu Ihrem Team rüberkomme.«

Ich erinnerte mich vage daran, während der Woche eine E-Mail erhalten zu haben, in der von personellen Umstellungen die Rede gewesen ist. Die Vorstellung, unmittelbar neben einer Arbeitskollegin zu wohnen, war grauenhaft, dennoch setzte ich ein Lächeln auf. »Oh, wie schön.«

»Na ja, jedenfalls wollte ich Sie nur um einen Gefallen bitten. Es ist nämlich so, dass ich morgen an einem 10-Kilometer-Lauf teilnehmen will und ziemlich früh rausmuss. Daher wäre es nett … Ich meine, wegen der Musik …«

Bei ihren Worten drehte ich mich um und registrierte erst jetzt, dass Liam Gallagher hinter mir irgendwas über »Champagne Supernovas« brüllte und die Musik weit bis auf die Straßen hinausschallte. »Oh, das tut mir leid«, erklärte ich. »Wie gedankenlos von mir.«

»Nein, nein, schon in Ordnung«, sagte Lottie. »Normalerweise bin ich auch gar nicht so empfindlich, wenn mal irgendwo gefeiert wird, nur heute eben, Sie verstehen.« Während sie noch sprach, wandte sie sich bereits zum Gehen und hob zum Abschied die Hand.

»Ich werde es sofort leiser drehen«, rief ich ihr nach.

Ich schloss die Tür und ging ins Wohnzimmer, wo mir eine regelrechte Wand an Lärm entgegenschlug. Ich schaltete die Anlage aus, und die plötzlich einsetzende Stille legte sich schwer auf mich, während das Trommelfell in meinen Ohren weiterhämmerte.

Ich setzte mich wieder aufs Sofa und goss mir ein letztes Glas ein. In der Stille war es viel einfacher, klar zu denken. Natürlich hatte sich V nicht in so kurzer Zeit richtig verliebt. Verliebt hatte sie sich überhaupt nicht, denn sie liebte noch immer mich, und es gab zwei Gründe, die dafür sprachen: Erstens war V gar nicht der Typ, der sich aus den Socken hauen ließ, und zweitens hätte sie sich über den Zwischenfall in Amerika niemals so sehr geärgert, wenn sie mich nicht mehr lieben würde. Ich musste mir stets in Erinnerung rufen, dass dies alles nur Teil des Spiels war. Wir spielten das ultimative Crave, und außer mir würde das niemand verstehen.

Ich angelte den Laptop vom Boden und legte ihn mir auf die Knie. Vielleicht würde es einen seltsamen Eindruck machen, wenn ich mich gar nicht mehr meldete, bevor ich bei ihrer Hochzeit auftauchte. Bei allen Spielen basieren die Regeln schließlich darauf, dass auf jede Aktion des einen Spielers immer erst die Aktion des anderen folgt. Sie hatte den ersten Zug gemacht. Also musste ich den zweiten machen.

An: [email protected]

Von: [email protected]

Betreff: Hallo

Liebe V,

ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich inzwischen wieder zurück bin. Vielen Dank für die Einladung zu deiner Hochzeit. Ich habe bereits deiner Mum meine Teilnahme zugesagt.

Nach meiner Rückkehr habe ich einen Job bei Bartlebys angenommen und ein Haus in Clapham gekauft. Allerdings muss dir das ja bereits bekannt sein, denn wie sollte ich sonst die Einladung erhalten haben! Ich bin mir sicher, es wird dir gefallen. Komm doch irgendwann einfach mal vorbei. Es wäre auch schön, Angus einmal kennenzulernen. Wo lebst du jetzt eigentlich? Bist du noch immer bei Calthorpe’s? Ich hoffe, alles läuft beruflich wie gewünscht.

Es tut mir noch immer unendlich leid, was geschehen ist, und es wäre Unsinn, zu behaupten, ich wäre nicht überrascht gewesen von deiner Nachricht, dass du heiraten wirst. Aber das Leben geht eben weiter. Ich begreife inzwischen viel mehr von dem, was du gesagt hast.

Es wäre wirklich schön, dich zu treffen.

In aller Liebe

Mike (Adler)

Ich schwankte eine Weile, ob ich das mit dem Adler einfügen sollte. Aber V hatte mich oft ihren Adler genannt, und es wurde Zeit, sie daran zu erinnern, wer wir waren. Sie sollte wissen, dass ich begriffen hatte. Dass mir klar war, dass wir ein neues Spiel begonnen hatten.

Ein paar Stunden später wachte ich mit hämmernden Kopfschmerzen und verspannten Gliedern auf. In den hellen Sonnenstrahlen, die durchs Fenster fielen, konnte ich in der Luft vor meinen Augen all die vielen Teilchen schweben sehen. Ich stemmte mich hoch und bemerkte einen weiteren Blutfleck, wo mein Kopf gelegen hatte. Die Stelle an meiner Schläfe reagierte derart empfindlich auf meine tastenden Finger, dass ich aufstand und zum Spiegel über dem Kamin trat. Erschrocken betrachtete ich die hässliche rote Beule über meiner Augenbraue. Sie sah aus wie ein kleiner Vulkan, der aus meinem Gesicht ragte und von dessen dunkler Spitze sich seitlich eine dünne verkrustete Spur aus getrocknetem, fast schwarzem Blut hinabzog.

Ich duschte, putzte mir die Zähne und trank ein großes Glas Wasser, um den Geschmack nach fauligem Fleisch aus dem Mund zu vertreiben. Danach war zwar der Wunsch verschwunden, am liebsten tot zu sein, dennoch fühlte ich mich lediglich in der Lage, mir einen Trainingsanzug überzustreifen und mich mit einer Decke zum Sofa zu schleppen. Wäre V da gewesen, hätte sie mir bestimmt einen heißen Tee gemacht und die Stirn gefühlt. Sie hätte die Decke festgesteckt und mir die Haare gewuschelt. Ich überprüfte meine E-Mails, aber der Posteingang war leer.

Der Tag zog sich zäh dahin. Ich ließ mir Essen liefern und schaute mir im Fernsehen die Art von Sendungen an, die meine Kindheit geprägt hatten. Hatte ich mich früher von solchen Shows berieseln und bisweilen auch zum Lachen bringen lassen, so sah ich sie heute nur noch mit den Augen von V und erkannte, wie diese fetten, dämlichen Menschen um vorgegaukelte Preise wetteiferten, als gäbe es nichts Schöneres, als sich in aller Öffentlichkeit möglichst peinlich aufzuführen.

Alle zehn Minuten überprüfte ich meine E-Mails. Einmal schaltete ich sogar meinen Router aus und ließ ihn neu hochfahren. Anschließend fürchtete ich allerdings, dabei könnte ein Fehler unterlaufen sein. Also rief ich meinen Provider an, der mir versicherte, dass mit meinem Anschluss alles in Ordnung sei. Ich googelte, wie lange es dauert, bis unzustellbare Mails zurückgeschickt werden, und erfuhr, dass die Anbieter in der Regel fast sofort melden, wenn ein Problem auftritt, es aber bis zu drei Tage dauern kann, eine verbindliche Bestätigung zu erhalten.

Der Tag ging nach und nach in den Abend über, und das Programm wurde noch schlechter. Doch für Bücher oder Musik fehlte mir die Konzentration. Der Laptop stand aufgeklappt neben mir, und mein Finger tippte regelmäßig, um die Seite mit meinem Posteingang zu aktualisieren.

Ich schlief unruhig auf dem Sofa, brachte es diesmal aber immerhin zustande, die Vorhänge rechtzeitig zuzuziehen. Ich träumte von V, die in einer von ihr selbst erschaffenen elektronischen Welt gefangen war, eingeschlossen von Zigtausenden Passwörtern, die kein menschliches Gehirn jemals knacken würde. Ein mächtiger Adler stürzte immer wieder auf sie nieder, und unaufhörlich schrie sie meinen Namen. Abrupt wachte ich auf. Mein Herz hielt mich fest wie einen präparierten Schmetterling ans Sofa gespießt. Mein Körper war schweißnass und mein Mund schmerzhaft ausgetrocknet. Ich lag völlig bewegungslos da und regulierte meine Atmung. Angefangen in meinen Zehen, über meine Beine, den Bauch hinauf, durch meine Brust und über den Hals bis zur Schädeldecke hinauf. Danach fühlte ich mich besser. An den Kanten der Vorhänge konnte ich Tageslicht durchdringen sehen, was mich ein wenig hoffnungsvoller stimmte. Mir fiel ein, dass noch nicht alles verloren war: Suzi und Colin wohnten gewiss noch immer in Steeple House, und deren Adresse war mir bestens vertraut.

Ich wartete bis zehn und dann noch zehn Minuten extra. Das gab mir genügend Zeit, eine Runde zu laufen, zu duschen, mich anzuziehen, im Haus aufzuräumen, die Türen zum Garten zu öffnen und mir eine Kanne Kaffee zu machen. Nachher würde ich ein wenig durch den Park spazieren, mir eine Zeitung kaufen und vielleicht sogar in einem Pub etwas zu Mittag essen. Ganz normale Sonntagsbeschäftigungen eben.

Die Nummer von Steeple House war nach wie vor in meinem Handy gespeichert. Es dauerte eine Weile, bis Suzi abhob, aber ich legte nicht auf, da ich wusste, dass sie an einem solch schönen Sommertag gewiss im Garten sein würde. Immerhin stand die Hochzeit ihrer Tochter ins Haus, und die vielen Gäste wollten beeindruckt werden.

»Mike?«, sagte sie, ohne dass ihr vornehm gespreizter Ton ihre Überraschung hätte kaschieren können.

»Wie geht’s denn so, Suzi?«, fragte ich möglichst freundlich.

»Äh, danke, uns geht’s gut«, antwortete sie schon gefasster. »Schönen Dank für deine rasche Reaktion auf die Einladung.«

Die Bemerkung beunruhigte mich. Ich hatte eigentlich gedacht, eine angemessene Zeit abgewartet zu haben, aber vielleicht irrte ich mich und war zu ungeduldig gewesen. »Ich freue mich schon darauf, dich und Colin wiederzusehen«, sagte ich.

»Ja. Wie lange bist du denn schon zurück in England?«

Ich konnte das Radio im Hintergrund hören, und ich wusste, es musste BBC Radio 4 sein, denn der Sender lief in Steeple House ununterbrochen. V und ich hatten auch nur Radio 4 gehört, was mir heute richtig fehlte, aber es zählte zu den Dingen, die einfach noch zu sehr schmerzten.

»Ein paar Monate«, antwortete ich. »Ich habe ein Haus in Clapham gekauft und einen Job bei einer anderen Bank gefunden.«

»Ach ja, stimmt. Das hat Verity schon erwähnt.«

Dass sie über mich gesprochen hatten, klang erst mal gut. »Eine wundervolle Neuigkeit, das mit Veritys Beförderung«, versuchte ich es einfach so ins Blaue hinein. Die Trefferwahrscheinlichkeit lag hoch, wenn man V kannte.