10,99 €
Eine Bibliothekarin, ein NFL-Star und eine falsche Verlobung – was könnte schiefgehen?
Ausgerechnet in der Bibliothek, in der Mae arbeitet, versteckt sich NFL-Star Chris vor seinen Fans. Er ist ärgerlich hot, schrankbreit und gilt als Sexiest Man Alive. Verdammt unsympathisch, findet Mae. Dann überredet Chris sie zu einem Buchclub – er liest ebenso gern RomComs wie Mae –, und die beiden kommen sich näher. Bis ein dubioses Foto von ihm in der Presse auftaucht und er ihr plötzlich die eine Frage stellt, die Mae nur aus ihren Liebesromanen kennt. Hat Chris sie gerade ernsthaft gefragt, ob sie ihn heiraten will?
Mit einem verboten heißen Football-Star, einer äußerst erfinderischen Freundin und einem eigenwilligen Kater.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 482
Veröffentlichungsjahr: 2025
»Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick, oder muss ich noch mal vorbeigehen?«
Mae traut ihren Augen nicht. Da ist doch tatsächlich ein Football-Star in ihrer Kleinstadt-Bibliothek eingeschlafen. Und das auch noch nach Ende der Öffnungszeiten, eine Unverschämtheit! Doch Chris entpuppt sich als Romance-Fan, der ebenso sehr über schlechte Anmachsprüche lachen kann wie Mae, und die beiden freunden sich an.
Als ein Bild von ihm in der Presse auftaucht, das sein Image zu beschädigen droht, stellt er Mae plötzlich eine unmögliche Frage: Möchte sie sich als seine Fake-Verlobte engagieren lassen, um seinen Ruf zu retten?
Zähneknirschend stimmt Mae zu. Sie braucht dringend Geld, um die Arztrechnungen ihrer Mutter zu bezahlen. Doch weder Chris noch sie haben bedacht, dass sie plötzlich so viel Zeit mit Küssen verbringen würden – und ihre Gefühle füreinander womöglich doch echter sein könnten als geplant …
Einmal im Monat informieren wir Sie über
die besten Neuerscheinungen aus unserem vielfältigen ProgrammLesungen und Veranstaltungen rund um unsere BücherNeuigkeiten über unsere AutorenVideos, Lese- und Hörprobenattraktive Gewinnspiele, Aktionen und vieles mehrFolgen Sie uns auf Facebook, um stets aktuelle Informationen über uns und unsere Autoren zu erhalten:
https://www.facebook.com/aufbau.verlag
Registrieren Sie sich jetzt unter:
http://www.aufbau-verlage.de/newsletter
Unter allen Neu-Anmeldungen verlosen wir
jeden Monat ein Novitäten-Buchpaket!
Sharon M. Peterson
The Fake Out – Sie will ihr Leben in den Griff bekommen ... aber ist er die Lösung?
Roman
Aus dem Amerikanischen von Anne-Sophie Ritscher
Cover
Titel
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Titelinformationen
Informationen zum Buch
Newsletter
Kapitel Eins
Kapitel Zwei
Kapitel Drei
Kapitel Vier
Kapitel Fünf
Kapitel Sechs
Kapitel Sieben
Kapitel Acht
Kapitel Neun
Kapitel Zehn
Kapitel Elf
Kapitel Zwölf
Kapitel Dreizehn
Kapitel Vierzehn
Kapitel Fünfzehn
Kapitel Sechzehn
Kapitel Siebzehn
Kapitel Achtzehn
Kapitel Neunzehn
Kapitel Zwanzig
Kapitel Einundzwanzig
Kapitel Zweiundzwanzig
Kapitel Dreiundzwanzig
Kapitel Vierundzwanzig
Kapitel Fünfundzwanzig
Kapitel Sechsundzwanzig
Kapitel Siebenundzwanzig
Kapitel Achtundzwanzig
Kapitel Neunundzwanzig
Kapitel Dreißig
Kapitel Einunddreißig
Kapitel Zweiunddreißig
Kapitel Dreiunddreißig
Kapitel Vierunddreißig
Kapitel Fünfunddreißig
Kapitel Sechsunddreißig
Kapitel Siebenunddreißig
Kapitel Achtunddreißig
Kapitel Neununddreißig
Kapitel Vierzig
Kapitel Einundvierzig
Kapitel Zweiundvierzig
Kapitel Dreiundvierzig
Kapitel Vierundvierzig
Kapitel Fünfundvierzig
Kapitel Sechsundvierzig
Kapitel Siebenundvierzig
Kapitel Achtundvierzig
Kapitel Neunundvierzig
Kapitel Fünfzig
Kapitel Einundfünfzig
Kapitel Zweiundfünfzig
Kapitel Dreiundfünfzig
Kapitel Vierundfünfzig
Kapitel Fünfundfünfzig
Kapitel Sechsundfünfzig
Kapitel Siebenundfünfzig
Kapitel Achtundfünfzig
Kapitel Neunundfünfzig
Kapitel Sechzig
Kapitel Einundsechzig
Kapitel Zweiundsechzig
Kapitel Dreiundsechzig
Kapitel Vierundsechzig
Kapitel Fünfundsechzig
Epilog — Chris
Ein Brief von Sharon
Dank
Erläuterungen
Impressum
Wer von diesem Roman begeistert ist, liest auch ...
Deine Eltern müssen Architekten sein, so gut, wie du gebaut bist!
JULIA B.
Da schlief ein Mann in meiner Bibliothek.
Na gut, nicht wirklich in meiner Bibliothek. Die Stadtbibliothek von Two Harts gehörte mir selbstverständlich nicht selbst. Allerdings war ich hier die einzige Angestellte. Das war natürlich so nicht meine Entscheidung gewesen. Vor einem Jahr hatte der Stadtrat, angeführt vom furchtlosen (das heißt idiotischen) Bürgermeister, die (gänzlich glanzlose) Glanzleistung vollbracht, der Bibliothek sämtliche Gelder bis auf den letzten Cent zu streichen. Und deswegen war ich jetzt eine One-Woman-Show. Bücher sortieren? Meine Aufgabe. Hausaufgabenbetreuung nach der Schule? Ich. Kurse zur Ahnenforschung? Man kann es sich denken. Aufsicht, Putzkraft, Haushaltsplanung. Ich, ich und ich. Und das alles für ein Gehalt, bei dem die meisten Menschen in Tränen ausbrechen würden.
Aber wie den meisten Bibliothekarinnen ging es mir bei der Sache nicht ums Geld.
Die Stadtbücherei von Two Harts war schon immer ein besonderer Ort für mich gewesen. Mit zehn Jahren war ich mit meiner Mom und meiner kleinen Schwester hierhergezogen. Nach den Jahren, die wir mit meinem Vater von Ort zu Ort gezogen waren (darunter kein einziges gutes Jahr), waren wir nur noch drei erschöpfte Nervenbündel.
Hier in der Bibliothek fand ich Freundinnen: Anne, die auf Green Gables lebte und Laura Ingalls in den Piney Woods. Ich musste mir keine Sorgen machen, das Mädchen zu sein, dessen Vater immer wieder im Gefängnis saß. Oder der, wenn er auf freiem Fuße war, genau die Dinge tat, die ihn wieder hinter Gitter brachten. Niemand tuschelte über meine Mama, die drei Jobs hatte, um uns über die Runden zu bringen. Niemand sah mich in meinen abgetragenen Klamotten mitleidig an. Hier war ich einfach … Mae Sampson, das Mädchen, das gerne las.
Für mich war die Bibliothek heilig – so wie für manche Menschen Kirchen, oder für die meisten Texaner Footballfelder.
Und deswegen war ich wirklich wütend, als ich einen schlafenden Mann in der Sachbuchabteilung entdeckte.
Ich hatte gerade den kleinen Jordan Hunt – sechs Jahre alt, riesiger Dino-Fan – in die warme Märzsonne hinausgeschickt und die Eingangstür mit einem befriedigenden Klicken hinter ihm abgeschlossen. Dann kickte ich die Sandalen von meinen Füßen und seufzte zufrieden auf.
Obwohl ich meinen Beruf liebte, summierten sich die Stunden, die ich hier verbrachte. Als einzige Beschäftigte konnte ich nicht gerade Löcher in die Luft starren. Wenn ich mich nicht um die Dinge kümmerte, tat es niemand. So hatte ich mir meine Karriere allerdings nicht vorgestellt. Eigentlich hatte ich gehofft, irgendwo weit weg von Two Harts in einer großen Bibliothek in der Kinderbuchabteilung arbeiten zu können. Die Vorstellung, an einem Ort zu leben, an dem keiner je von der Familie Sampson gehört hatte, schien mir traumhaft. Extrapunkte dafür, wenn es in einem komplett anderen Bundesstaat gewesen wäre.
Aber so sehr ich auch daran glauben wollte, dass Träume nicht nur in Büchern, sondern auch im echten Leben in Erfüllung gehen konnten, bewahrheitete sich das doch nur für die allerwenigsten.
Auf dem Rückgabewagen stapelten sich die Bücher, also öffnete ich ein Hörbuch auf meinem Handy, stellte die Lautstärke auf die höchste Stufe und warf es auf den Wagen. Die historische Romance hatte ihren ersten Kuss erreicht, und die verführerischen Fähigkeiten des Herzogs von Fellows erforderten meine gesamte Aufmerksamkeit. Die arme, bücherversessene jüngste Tochter des in Ungnade gefallenen Viscounts hatte jedenfalls keinen Grund zur Klage.
Auf dem Weg zu den 600ern (angewandte Wissenschaften) bog ich mit einer Ausgabe von Alte Traktoren und Männer, die sie lieben in der Hand um die Ecke. Nachdem Mr. Conway nach diesem Buch gefragt hatte, hatte ich es für ihn besorgt. Seitdem lieh er es sich alle paar Monate aus, »um die Bilder anzuschauen«, wie er behauptete.
Und da sah ich ihn.
Dieser überproportionierte Depp von einem Mann hing in einem Sessel, den ich von einer Haushaltsauflösung mitgenommen hatte, nachdem sich die alte Mrs. Friedman auf ihre letzte große Reise begeben hatte. Tatsächlich war sie in ebendiesem Sessel sitzend von uns gegangen, was ihm nur zusätzlichen Charme verlieh, wie ich fand.
Ich stieß einen Schrei aus. Das Buch fiel mir aus der Hand und landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden.
Schockierenderweise rührte sich der Mann kein bisschen.
Oder zumindest sah es nicht so aus. Unter der tief ins Gesicht gezogenen Baseballkappe konnte ich sein Gesicht nicht richtig sehen. Um die Ohren herum lugte dunkles Haar hervor. Seine ausgestreckten Beine steckten in Jeans und versperrten den Weg zu den 750ern (Kunst und Freizeit).
Alles an ihm wirkte auf lange, schlanke Art überdimensioniert. Sein herabhängender Arm reichte beinahe bis zum Boden. Riesige Füße in Tennisschuhen. Eine tellergroße Hand, die über dem offenen Buch auf seiner Brust lag. Ich erkannte ihn nicht, obwohl er allein durch seine Größe Wiedererkennungswert hatte.
Two Harts war ein kleines Fleckchen auf der Landkarte von Texas, etwa eine Dreiviertelstunde von Houston entfernt, und diese Bibliothek war die einzige im Umkreis von vier Ortschaften. Ich kannte alle, die hierher kamen, ich wusste, was sie gern lasen, kannte ihre Stammbäume und (leider) auch ihre Internetsuchverläufe.
Am meisten ärgerte mich, dass er hier hereingekommen war, ohne dass ich es bemerkt hatte. Aus genau diesem Grund hatte ich beim Stadtrat eine einzige mickrige Kamera beantragt, gerade jetzt, da ich allein war. Dieser Mann konnte schließlich kriminell sein, oder gewaltbereit, oder Fifty Shades of Grey ausleihen wollen.
Der Mann bewegte sich ein wenig, und die Kappe verrutschte gerade genug, um den Blick auf eine dunkle Augenbraue und seine Kinnpartie freizugeben, die mit den Stoppeln eines Dreitagebarts übersät war. Er sah aus, als könnte er eine Rasur und einen Haarschnitt vertragen. Aber trotz des zotteligen Aussehens wirkte er nicht ungepflegt.
Genervt trat ich näher und stupste gegen einen seiner riesigen Füße. Er zuckte nicht einmal zusammen. Ich beobachtete seine Brust, um sicherzugehen, dass er noch atmete. Das Letzte, was ich gebrauchen konnte, war ein toter Typ in meiner Bibliothek.
Immerhin. Er lebte.
Ich räusperte mich. »Entschuldigung.«
Keine Reaktion. Das erinnerte mich an die unzähligen Male, die ich mit meiner Schwester Verstecken gespielt hatte, als sie noch ganz klein gewesen war und geglaubt hatte, dass, wenn sie die Augen schloss und mich nicht länger sah, ich sie auch nicht sehen konnte. Dieser erwachsene Mann spielte doch wohl nicht das gleiche Spielchen mit mir?
Ich musterte ihn einige Sekunden lang, dann marschierte ich zu einem kleinen Schrank und holte einen Besen hervor. Den größtmöglichen Abstand haltend, stupste ich ihn an. »Hey, wach auf! Die Bibliothek hat geschlossen.«
Immer noch keine Reaktion.
Eine Hand in die Hüfte gestemmt, umklammerte ich mit der anderen den Besenstiel wie eine Art Bücherhexe. Oooh. Bücherhexe. Das brauchte ich auf einem T-Shirt.
»Die Lippen des Herzogs wanderten ihre Wange entlang, und seine Zunge umspielte zart ihre Ohrmuschel«, verkündete mein Handy.
»Ach du Scheiße!« Ich zuckte zusammen, als mir das Hörbuch wieder einfiel, das die ganze Zeit im Hintergrund vor sich hin gelaufen war.
»›Fellows, Sie müssen damit aufhören‹, protestierte sie und schmiegte sich dann eng an ihn, ihre eigenen Worte Lügen strafend. ›Wenn uns jemand entdeckt, bin ich ruiniert.‹ Aber sie wich nicht zurück, als seine Finger langsam …«
Mit laut pochendem Herz warf ich den Besen beiseite und stürzte mich auf mein Handy, das noch immer auf dem Bücherwagen lag. Hektisch drückte ich darauf herum, bis das elende Ding endlich verstummte.
»Musste das sein? Es wird doch gerade erst so richtig spannend …«, sagte eine tiefe Stimme mit einem Hauch Ironie.
Ich schnappte nach Luft, und mein Blick schnellte zu dem Typen zurück. An seiner Haltung hatte sich nichts verändert, außer dass er nun ein Auge geöffnet und einen Mundwinkel leicht angehoben hatte.
Aus irgendeinem Grund störte mich sein schiefes Grinsen. Ich richtete mich auf und flüster-schrie in bester Bibliothekarinnen-Manier: »Was fällt dir ein, in meiner Bibliothek zu schlafen?«
Natürlich lernen alle Bibliothekarinnen zu flüster-schreien. Wie sonst sollen wir die Leute leise, aber nachdrücklich zum Schweigen bringen?
Er räkelte sich träge und nahm die Baseballkappe ab, was einen dichten Schopf dunkles, ein wenig zu langes Haar zum Vorschein kommen ließ. Es lockte sich um seine Ohren und fiel ihm in die Stirn. Die Bartstoppeln auf seinem Gesicht waren genauso dunkel. Eigentlich hätte er ungepflegt und chaotisch wirken müssen. Aber das tat er nicht. Ganz und gar nicht.
Er deutete auf das Buch, dass er jetzt in der Hand hielt. »Tut mir leid. Ich wollte nur ein bisschen lesen.«
Mein Blick fiel auf den Titel, und ich runzelte die Stirn. »Den Leitfaden der Amerikanischen Ärztekammer zur Verhinderung und Behandlung von Herzkrankheiten?«
»Wissen ist Macht«, sagte er mit seiner tiefen Stimme. Der leichte Südstaatenakzent ließ ihn jedes Wort ein wenig in die Länge ziehen. Das lenkte meinen Blick direkt wieder auf seine Lippen, die zu einem breiten, wenn auch müden Lächeln verzogen waren.
Dieses Lächeln. Freundlich. Offen. Charmant.
Aber ich war nicht von gestern und hatte bereits sechsundzwanzig Jahre auf dieser Erde verbracht. Natürlich konnte ich noch so einiges lernen, doch eine Sache wusste ich bereits mit völliger Klarheit: Dieses Lächeln bedeutete Ärger, und mit Ärger wollte ich nichts zu tun haben. Meine Mutter hatte ihr ganzes Leben damit verbracht, mit dem Feuer zu spielen, und was hatte sie jetzt davon? Nichts als Herzschmerz, Schwielen an den Füßen und keinen Cent mehr auf dem Konto.
Deswegen konnte mich dieses Lächeln auch keineswegs beeindrucken. Ich empfand keinerlei Kribbeln irgendwo in meinem Körper. Das war nur die Wut, die mir heiß den Rücken hinunterschoss.
»Die Bibliothek hat geschlossen«, fauchte ich. »Hast du meine vier Durchsagen etwa nicht gehört?«
Sein Lächeln verrutschte ein wenig, und er richtete sich im Sessel auf. »Ich fürchte, die habe ich wohl verpasst. Das war wirklich keine Absicht.«
Ich fuchtelte mit einer Hand in der Luft herum. »Die Zeit fürs Mittagsschläfchen ist jedenfalls vorbei.«
Er nickte und stand auf. Bei seiner Körpergröße von knapp drei Metern dauerte das ein wenig. Er war nicht auf diese bohnenstangenhafte Weise groß, sondern auf eine starke, schlanke, breitschultrige Art. Als joggte er täglich zum Aufwärmen zehn Kilometer und trainierte danach noch im Fitnessstudio. Er streckte einen Arm aus, setzte sich die Kappe wieder auf den Kopf und musterte mich neugierig – von Kopf bis Fuß. »Schönes Shirt.«
Ich trug ein T-Shirt mit der Aufschrift Ich werde dich Dewey-dezimieren. Das hatte ich mir zu meinem letzten Geburtstag selbst geschenkt.
»Danke und auf Wiedersehen.« Ich machte einen Schritt zur Seite, um ihn vorbeizulassen.
Er zuckte mit den Schultern und wirkte ein bisschen verwirrt, verstand dann aber meinen Wink mit dem Zaunpfahl und hielt mir das Buch entgegen. Ich musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen sehen zu können, und das hieß etwas – ohne Schuhe war ich selbst fast einen Meter achtzig groß.
»Tut mir leid, wenn ich dir Umstände bereitet habe«, sagte er. Es klang, als meinte er es ernst.
Ich blinzelte. Seine plötzliche Höflichkeit hatte ich nicht erwartet. Aus der Nähe konnte ich den warmen, hellen Braunton seiner Augen erkennen, wie frischer Honig auf …
Stopp! Auf gar keinen Fall stellte ich gerade schmachtende Vergleiche über seine Augen an! Sie waren braun. Normale braune Augen. Die gewöhnlichste aller Augenfarben. Kühe hatten braune Augen. Er hatte Kuhaugen. Darin lag überhaupt nichts Außergewöhnliches. Es sei denn, man war eine weibliche Kuh auf Beutezug. Was ich nicht war. Offensichtlich nicht.
Ich riss ihm das Buch aus der Hand. »Schon in Ordnung«, sagte ich, wobei mein Ton das Gegenteil nahelegte.
Er nickte ernst, aber ich könnte schwören, dass sich um seine Augen kleine Fältchen bildeten, als unterdrückte er ein Lächeln. Ich folgte ihm langsam bis zur Tür. Auf dem Weg schnappte ich meine Schlüssel vom Tresen und hastete um ihn herum, um sie ins Schloss der Eingangstür zu rammen. Ich hielt die Tür auf und winkte ihn hindurch. Mit gerunzelter Stirn blieb er vor mir stehen, als versuchte er, mich wie ein Buch zu lesen.
Nein, danke.
Schulterzuckend machte er ein paar Schritte die Stufen herunter und drehte sich dann abrupt zu mir um. »Ich habe noch eine Frage, wenn es dir nichts ausmacht.«
Es machte mir etwas aus. Es machte mir sogar sehr viel aus. »Was?«
»Was, glaubst du, hat der Herzog mit seinen Fingern vor? Ich dachte, er würde sie gleich …«
Mit einem verärgerten Brummen zog ich die Tür ins Schloss. Als ich abschloss, lachte er immer noch.
Küss mich, wenn ich falschliege, aber Dinosaurier gibt es noch, oder?
CHRISTIE L.
»Oh, Kekse aus der Dose?«, bemerkte Miss Mary. Seit ich denken konnte, saß Miss Mary bei Pappy’s Market an der Kasse. Außerdem war sie meine Sonntagsschullehrerin in der baptistischen Gemeinde gewesen und davor schon die meiner Mutter. Die Leute verließen Two Harts nur selten, und normalerweise spielten sie hier auch mehr als eine Rolle für ihr Geld. Einer der beiden Anwälte der Stadt war zum Beispiel auch Tierpräparator.
Wie den meisten Läden in der Gegend sah man Pappy’s das Alter am verblichenen Schild über dem Eingang und der schummrigen Beleuchtung an. Die Einkaufswägen waren klein und alt, und jedes einzelne Rädchen im Laden hat einen leichten Linksdrall.
»Ja, Ma’am«, antwortete ich und unterdrückte ein Stöhnen. Genau deswegen erledigte ich die meisten Einkäufe bei Walmart und nahm dafür die zwanzigminütige Fahrt in Kauf.
Sie schob sich die Brille, die ihr an einer Kette um den Hals baumelte, auf die Nase und nahm die Packung unter die Lupe. »Na, das ist ja mal was. Ich benutze dafür natürlich immer das Rezept meiner Großmama. Aber diese hier sollen auch gut sein.« Sie sagte gut, als meinte sie eigentlich giftig. Oder Hundekacke.
Die Kasse piepte, als sie die Dose über den Scanner zog und zur Seite legte. Bei Pappy’s gab es keine Eile. Miss Mary hatte ihr eigenes Tempo, vielen Dank auch. Inklusive gebanntem Publikum und allem.
»Wie geht’s deiner Mama?«, fragte sie mich, während sie eine Packung italienische Wurst beäugte.
Ich verlagerte mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen und stützte mich mit dem Ellbogen auf der winzigen Theke ab. Das konnte dauern. »Es geht ihr besser, danke der Nachfrage.«
»Wir haben uns alle solche Sorgen um sie gemacht.«
»Sie ist eine echte Kämpferin«, erklärte ich und hoffte, damit das Thema schnell hinter mir zu lassen und vielleicht sogar noch vor dem nächsten Millennium nach Hause zu kommen.
»Natürlich ist sie das, Schätzchen. Du weißt, die Kirchenladys können euch jederzeit Essen vorbeibringen, oder im Haus helfen, oder sie zum Arzt fahren.« Sie musterte mich über den Rand ihrer Brille hinweg. »Wir kümmern uns umeinander.«
Alles in mir sträubte sich. Meine Mama war zwar in Two Harts aufgewachsen. Da ich jedoch erst mit zehn hierhergekommen war, hatte ich schon immer das Gefühl gehabt, nicht ganz dazuzugehören.
Natürlich machte es die Sache nicht besser, dass mein Vater in dieser Stadt immer wieder verhaftet worden war. Ein großer Teil von mir wollte ständig beweisen, dass ich ihm kein bisschen ähnlich war. Ich war weder unzuverlässig noch verantwortungslos. Ich war eine vollkommen selbstständige Frau, die jede Herausforderung meisterte, vor die das Leben sie stellte.
»Ich habe es im Griff«, sagte ich und zwang mich zu einem schwachen Lächeln. Eigentlich hatte ich gar nichts im Griff, aber wenn ich in der Cornflakesabteilung bei Pappy’s keine ausgewachsene Panikattacke haben wollte, war lügen einfacher.
Miss Mary tätschelte meine Hand. »Natürlich hast du das, Schätzchen. So warst du schon immer.«
Das unerwartete Kompliment ließ mir die Hitze in die Wangen kriechen. »Danke.«
Mit einem Nicken nahm sie den nächsten Artikel und inspizierte ihn. »Na, sieh einer an. Tiefgefrorene Erbsen in einem mikrowellentauglichen Beutel.« Piep, machte der Scanner. »Das ist ja mal was.«
Zu Hause angekommen, hatte ich die Begegnung mit dem schlafenden Riesen in der Bibliothek bereits wieder vergessen. Im Hausflur schleuderte ich die Schuhe von den Füßen und rief eine Begrüßung.
Zur Antwort schrie jemand vor Schmerz.
Als ich um die Ecke bog, wusste ich genau, was ich vorfinden würde: Mama und ihre beste Freundin Sue auf der Couch, die Augen fest auf den Fernseher gerichtet. Letzte Woche hatten die beiden Game of Thrones für sich entdeckt, und seitdem gehörten ein bis zwei Folgen zu ihrem täglichen Ritual.
Leise umrundete ich das Sofa und küsste Mama auf die Wange. Ich ließ mir keine Chance entgehen, ihr einen Kuss zu geben, ihre Hand zu halten oder Zeit mit ihr zu verbringen. In den letzten Monaten hatten wir gelernt, dass das Leben kostbar war und viel zu schnell zu Ende sein konnte.
»Ist gleich vorbei, mein Schatz«, flüsterte sie, ohne mich dabei anzusehen.
»Dann mache ich mich schon mal ans Abendessen«, sagte ich. »Hi, Sue.«
Sue wedelte mit der Hand, um mich zum Schweigen zu bringen. Ich unterdrückte ein Lachen. Nachdem ich die Einkäufe in die Küche gebracht hatte, ging ich in mein Zimmer, um meine Arbeitsklamotten gegen ein Paar löchriger Shorts und ein altes, ausgeblichenes T-Shirt zu tauschen.
Kevin, unser uralter Kater mit den sozialen Umgangsformen eines Kaktus, blinzelte mich von seinem Schlafplatz mitten auf meinem Bett an. Oder eher seinem Bett, in dem er mich gnädigerweise schlafen ließ. Nachdem Oma in meinem letzten Collegejahr gestorben war, hatten wir entschieden, dass ich ihr Schlafzimmer übernahm. Kevin gehörte dabei zum Mobiliar. Menschen, Staubsauger und Schuhe konnte er nicht ausstehen. Wenn ich so darüber nachdachte, hatten wir viel gemeinsam.
»Dir auch einen schönen guten Tag«, sagte ich.
Zur Antwort bedeckte er sein Gesicht mit der Pfote und schlief wieder ein. Typisch.
»Verdammte Scheiße!«, rief Sue im Nebenzimmer, und ich grinste.
Sue und meine Mutter waren schon vor meiner Geburt die besten Freundinnen gewesen. Sie waren beide in Two Harts aufgewachsen. Sue hatte einen Zwischenstopp bei der Navy eingelegt, um dann zurückzukehren und für das Unternehmen ihrer Familie den Abschleppwagen zu fahren. Zu dieser Zeit hatte Mama bereits meinen Vater kennengelernt, der sie auf eine regelrechte Achterbahnfahrt mitgenommen hatte, ehe sie mit mir und meiner Schwester nach Two Harts zurückgekehrt war. Wenn man Mama dieser Tage sah, war auch Sue nicht weit.
Kurz nach Mamas Schlaganfall, als wir noch nicht sicher sein konnten, ob sie überleben würde, hatte Sue sich um alle praktischen Angelegenheiten gekümmert. Sie hatte die Katze gefüttert, nach der Post gesehen, sichergestellt, dass Iris und ich regelmäßig aßen. Die letzten sieben Monate waren die härtesten meines Lebens gewesen, und ohne Sue hätten wir es nicht geschafft.
Aber Mama kämpfte, obwohl sich ihre linke Körperhälfte nur langsam erholte. Ihre Krankenversicherung hatte nur zwei Monate in einer Reha-Klinik bezahlt. Dann war sie mit einer ausgedruckten Übungsanleitung, einem Rollstuhl und einem hastigen »alles Gute« entlassen worden.
Und ich hatte in diesem Moment herausgefunden, wie teuer Krankenhausaufenthalte und Physiotherapien waren.
Auf dem Weg in die Küche klopfte ich an Iris’ Tür. Keine Antwort. Stirnrunzelnd betrat ich ihr Zimmer. Hier drin herrschte die Atmosphäre eines Bestattungsinstituts, in dem eine Death Metal-Band auf einen Vampirclan traf. Aber hier und da konnte ich noch das junge Mädchen erkennen, von dem Iris so tat, als existiere es nicht mehr. Zum Beispiel an der Pinnwand, an der jede Postkarte hing, die sie jemals bekommen hatte. Oder am Bücherregal, das mit Babysitter-Club-Büchern vollgestopft war. Oder am Kuscheltier, das auf ihrem ungemachten Bett lag. Kitty war früher mal gelb gewesen und hatte zwei Augen gehabt. Jahrelanges Weinen und Kuscheln hatte sie ausgeblichen und zerfleddert, aber auch heißgeliebt zurückgelassen.
Was ich in ihrem Zimmer nicht entdeckte, war Iris selbst.
Im Laufe des letzten Jahres hatte meine Schwester die Kunst des Verschwindens perfektioniert. Obwohl sie im letzten Highschool-Jahr war, schien sie es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu haben, die Schule, ihr Zuhause und ihre Familie im größtmöglichen Umfang zu meiden. Ich hatte schon einen Anruf ihres Mathelehrers abgefangen, der verkündet hatte, dass es ein Wunder (und vermutlich Bestechungsgeld) brauchen würde, damit er Iris nicht durchfallen ließ.
Ich warf einen Blick auf das Foto auf Iris’ Nachttisch – ein seltenes Familienbild, auf dem auch Dad zu sehen war. Iris war darauf etwa zehn Jahre alt, mit rosigen Wangen, die blonden Haare zum Zopf gebunden. Mit einem breiten Grinsen sah sie zu Dad auf. Als kleines Mädchen war sie ein wahrer Sonnenschein gewesen, der immer an unserem Vater gehangen hatte.
Aber in den letzten Jahren hatte sie sich der dunklen Seite zugewandt. Wortwörtlich. Erst hatte sie ihre Haare schwarz gefärbt und sich dann einen unordentlichen Stufenschnitt verpasst, hinter dem sie ein Auge dauerhaft versteckt hielt. Ihre Garderobe bestand vor allem aus alten (natürlich schwarzen) Band-Shirts. Schwarzer Lippenstift. Schwarzer Nagellack. Ein unechtes Lippenpiercing – wobei ich nicht sicher wusste, ob es nicht doch echt war.
Aber sie half mir mit Mama, also bemühte ich mich, ihr ihre Freiheiten zu lassen. Außerdem war sie erst siebzehn, fast noch ein Kind. Andererseits war ich schon mit neun erwachsen geworden – als Dad zum ersten, aber bei Weitem nicht letzten Mal, ins Gefängnis musste.
Wir hatten ausgemacht, dass Iris direkt von der Schule nach Hause kommen würde. Aber in letzter Zeit hatte sie Sue immer öfter dazu überredet, bei Mama zu bleiben, während sie stundenlang verschwand. Dann kam sie lange nach der verabredeten Zeit nach Hause und verlor kaum ein Wort darüber, wo oder mit wem sie unterwegs gewesen war. Aber ich hatte alles unter Kontrolle. Mama würde nichts von ihren Noten oder den langen Nächten erfahren.
Mamas einzige Aufgabe bestand darin, wieder gesund zu werden. Meine Aufgabe war es, mich um alles andere zu kümmern.
»Wo ist Iris?«, fragte ich, als Sue und Mama zu mir in die Küche kamen.
Mama wedelte mit der Hand. »Mit Freunden unterwegs.«
»Dieses Mädchen ist glitschiger als ein Aal in Wackelpudding«, bemerkte Sue.
»Wofür braucht man Aal im Pudding?«, wollte ich wissen.
»Fürs Aal-Wackelpeter-Wrestling, ist doch klar! Sehr beliebt, habe ich gehört.«
Ich lachte. »Wie lange bist du schon hier?«
»Seit zwei Folgen. Das musst du dir anschauen, Mae, ist echt super.«
»Nein, danke.« Natürlich wollte ich nichts lieber, als so lange auf dem Sofa eine Serie zu verschlingen, bis meine Augen vergessen hatten, wie man blinzelte. Aber dafür blieb mir keine Zeit. Ich hatte immer irgendwas zu tun.
»Wie war die Physiotherapie heute?«, fragte ich, während ich die Zutaten fürs Abendessen zusammensuchte.
Mama lächelte, und ihre linke Gesichtshälfte bemühte sich, mit der rechten Schritt zu halten. Der Anblick ihres Lächelns war bittersüß. Ich war froh, dass sie lächeln konnte, aber gleichzeitig erinnerte es mich an das, was sie überlebt hatte, und wie nah wir daran gewesen waren, sie zu verlieren.
»Es war die Hölle«, verkündete sie fröhlich. »Aber ich fühle mich stärker. Wartet es nur ab! Ehe ihr es euch verseht, brauche ich den Rollstuhl gar nicht mehr.«
Es stimmte, dass sie inzwischen immer öfter ihren Rollator verwendete. Am Abend musste sie dann oft wieder in den Rollstuhl wechseln, weil sie so erschöpft war. Aber die Therapie zeigte Wirkung.
Außerdem war sie ganz schön teuer.
Und deswegen hatte ich den zweiten Job angenommen. Den, von dem niemand etwas wusste. Und ich würde dafür sorgen, dass es auch dabei blieb.
Iris schlich sich kurz nach Mitternacht zurück ins Haus, mit dem für sie typischen mürrischen Blick. Ich sah von dem Buch auf, das ich zu lesen vorgab, während ich so tat, als würde ich nicht auf sie warten. Natürlich hatte ich auf sie gewartet.
»Was?«, grummelte sie. An ihren Tonfall hatte ich mich inzwischen gewöhnt. Sie ließ sich auf das andere Ende der Couch fallen.
»Du bist zu spät«, sagte ich. »Viel zu spät. Wo warst du?«
Iris verdrehte die mit schwarzem Kajal dick umrandeten Augen. Einmal hatte ich sie gefragt, ob sie einen Waschbären um Make-up-Tipps gebeten hatte. Das war gar nicht gut angekommen. »Unterwegs.«
»Iris.« Ich funkelte sie an.
Sie funkelte zurück. »Maebell.«
»Es ist viel zu spät für dich. Du bist nicht mal ans Handy gegangen, als ich dich angerufen habe.« Und ich hatte sie mehr als einmal angerufen.
Sie zuckte mit den Schultern und kratzte am abgesplitterten schwarzen Lack auf ihren Fingernägeln herum. »Ich hatte zu tun.«
»Ich habe mit Mr. Sullivan gesprochen. Er meinte, dass du in Mathe durchfällst. Dass du deinen Abschluss also vielleicht nicht machen kannst. Wenn du im Herbst am Community College anfangen willst, musst du aufholen.«
Sie ließ den Kopf gegen die Rücklehne des Sofas fallen und seufzte. »Na guuut. Ich kümmere mich drum.«
»Außerdem solltest du bei Mama bleiben, bis ich nach Hause komme. Das war unser Deal.«
Sie verdrehte schon wieder die Augen. Das war alles, was Iris an Gefühlsregungen zu bieten hatte: Augen verdrehen, Schulterzucken und grimmige Blicke. Höchst umfangreich. »Sue war doch hier.«
»Sue war aber nicht diejenige, die bei ihr hätte bleiben sollen.«
Sie zerrte das Haargummi aus ihrem schlaffen Pferdeschwanz. »Ich weiß schon, Mom.«
»Ich bin nicht deine Mom«, fauchte ich gereizt, aber uns war beiden klar, dass ich für sie mehr so etwas wie ein zweites Elternteil als eine Schwester war – und das schon seit ihrer Geburt.
»Dann hör auf, dich so zu verhalten. Du bist die älteste Sechsundzwanzigjährige der Welt.«
»Bin ich nicht!« Das war kein neuer Streit. Klar, ich besaß viele zu viele Bücher und einen uralten, sturen Kater, aber ich war keine Seniorin.
»Ich glaube, sogar Mrs. Houser hat mehr Dates als du.«
Ich schnappte nach Luft. »Mrs. Houser ist siebenundachtzig, fast blind und lässt regelmäßig ihr Gebiss auf dem Kirchenklo liegen!«
»Ich weiß.« Iris tätschelte mir gespielt mitleidig das Knie. »Und trotzdem erlebt sie mehr als du.«
Die Vorstellung, dass Mrs. Houser etwas anderes tun könnte, als am Sonntagmorgen auf ihrem Platz in der Kirche zu sitzen und fröhlich schief zu singen, jagte mir einen Schauer über den Rücken.
»Was auch immer«, murmelte ich und hielt mir das Buch vors Gesicht.
Keine dreißig Sekunden später legte sich eine Fingerspitze mit schwarz lackiertem Nagel auf den Rand des Buchs und drückte es herunter, bis Iris’ blaubeerfarbene Augen dahinter auftauchten.
»Schmollst du jetzt?«, fragte sie.
»Nein, ich lese.«
»Es tut mir leid, okay?«, sagte sie. »Ich werde dich in Zukunft anrufen. Oder was auch immer.«
»Vor allem, wenn du dich verspätest.«
»Na gut.«
»Danke.« Ich drückte mir das Buch an die Brust. »Ich muss nur wissen, dass es dir gut geht, okay?«
Sie ignorierte meine Worte und deutete auf das Buch. »Schon wieder Das Schloss in den Wolken? Du bist so vorhersehbar.«
»Bin ich gar nicht. Und außerdem ist es ein gutes Buch.« Es war sogar fantastisch und gehörte standartmäßig zu meinen zwanzig Lieblingsbüchern. Ich hielt nichts davon, nur ein einziges Lieblingsbuch zu haben und vertraute niemandem, der das von sich sagte.
Iris verdrehte schon wieder die Augen. »Es wird Zeit, dass du mal ein bisschen was erlebst.«
»Es wird Zeit, dass ich schlafe, aber das kann ich nicht, wenn ich mir Sorgen um dich mache«, entgegnete ich.
»Es wird Zeit, dass ich schlafe«, äffte sie mich nach und gähnte dann.
»Halt die Klappe.« Ich boxte sie spielerisch.
»Du bist nur neidisch, weil ich die Coole in dieser Familie bin.« Sie beugte sich zu mir und zog mir an den Haaren.
Aber es war schon spät, und wir gaben uns beide keine Mühe. Stattdessen lehnte sie ihren Kopf an meine Schulter, und ich küsste sie auf den Scheitel. Natürlich würden wir morgen so tun, als wäre das nie geschehen. Wir waren Erzfeindinnen. Erzfeindinnen kuschelten nicht.
»Du bist eine Nervensäge, weißt du das?«, fragte ich. »Ich weiß nicht, warum ich mich mit dir abgebe. Ich hätte dich bei der ersten Gelegenheit auf dem Flohmarkt verkaufen sollen. Aber nein, ich musste ja unbedingt ein Gewissen haben.«
Ich zuckte mit der Schulter, um Iris eine Reaktion zu entlocken, aber sie rührte sich nicht mehr. Ihre Augen waren geschlossen, und sie atmete durch den Mund. Sie war eingeschlafen. Noch eines ihrer Talente: überall und zu jeder Zeit schlafen zu können.
»Na gut«, flüsterte ich. Ich stand auf und bettete ihren Kopf so sanft wie möglich auf die Couch. Dann zog ich ihr die Schuhe aus und hob ihre Beine ebenfalls aufs Sofa.
Sie rollte sich sofort zusammen. Das erinnerte mich an früher, als wir jünger gewesen waren, ich mitten in der Nacht aufgewacht war und sie genau so zusammengerollt neben mir im Bett gefunden hatte. Mein Herz zog sich zusammen bei dieser Erinnerung.
Ich wusste nicht genau, was Iris mit ihrem Leben vorhatte. Wenn ich in diesem Moment eine Vermutung hätte anstellen müssen, hätte ich behauptet, dass sie die nächste Präsidentin des hiesigen Hexenzirkels werden wollte. Gab es in Hexenzirkeln überhaupt Präsidentinnen? Oberhexen vielleicht? Aber ich wusste, dass sie Träume hatte, und ich würde alles dafür tun, dass sie diese verwirklichen konnte.
Ich deckte sie zu, dann knipste ich das Licht aus. Als ich hinausging, hörte ich gerade noch, wie sie »Hab dich lieb, Maebell«, murmelte.
Hast du einen Stift für mich? Ich möchte mir deine Nummer aufschreiben.
CHRISTINE K. H.
Das Sit-n-Eat Café war eine Institution in Two Harts. Es existierte seit Anbeginn der Zeit und war, wie die meisten Institutionen in diesem Ort, über Generationen hinweg in derselben Familie geblieben. Ollie Holder, der derzeitige Inhaber, hatte nie geheiratet oder selbst Kinder bekommen. Er war knapp dreihundert Jahre alt und niemand wusste genau, was mit dem Sit-n-Eat passieren würde, wenn er den Löffel abgab.
»Wie ist der Hackbraten?«, fragte ich, als ich mich auf einen Barhocker am Tresen schwang. Es war Freitag. Freitags gab es Hackbraten. Montags Brathähnchen. Mittwochs Steak, und so weiter. Wer versuchte, etwas anderes zu bestellen, bekam trotzdem das Tagesgericht, und Ollies bösen Blick obendrein.
»Gut.« Ollie war kein Mann der großen Worte und das mochte ich an ihm.
»Überlegst du manchmal, hier etwas zu verändern, Ollie? Wie wär’s mit dem Sushi-Samstag?«, fragte ich, um ihn zu ärgern.
Hinter mir lachte jemand. Vermutlich einer der drei älteren Männer, die ihre Nachmittage gern im Café verbrachten.
Das Sit-n-Eat hatte jeden Tag von Punkt zehn bis vierzehn Uhr geöffnet. Es gab kein Frühstück, keinen Brunch und kein Abendessen. Man kam fürs Mittagessen. Und die freundliche Bedienung, natürlich. Trotz allem erfreute sich das Café eines steten Andrangs an Gästen – der so groß war, dass ein Schild mit der Aufschrift HILFE GESUCHT dauerhaft im Fenster hing.
Ollie ging nicht auf mich ein. »Ein- oder zweimal?«
»Zweimal, bitte.«
»Dann kommt die andere wohl auch noch?«
Hatte ich schon erwähnt, dass er reizend war? Ollie war kein besonders großer Mann, und mit seiner glänzenden Glatze, den dunklen, buschigen Augenbrauen und seiner stets so guten Laune strahlte er eine starke »Leg dich nicht mit mir an«-Aura aus.
Ich grinste. »Sie heißt Ali, das weißt du genau – schließlich hat sie während des Colleges zwei Sommer lang für dich gearbeitet, und sie isst auch mindestens dreimal die Woche hier.«
Er zuckte mit den Schultern und verschwand hinter dem Vorhang, der den vorderen Barbereich von der Küche trennte.
Meine beste Freundin Ali Ramos kam für gewöhnlich zu spät. Obwohl sie als Digitale Assistentin ihre eigenen Zeitpläne machte, konnte man ihr oft nur noch hinterherwinken, wenn sie in irgendein Internet Rabbit Hole verschwand. Oder wenn sie Rachepläne schmiedete. Vor drei Monaten, nach vier gemeinsamen Jahren, hatte ihr Freund Alec mit ihr Schluss gemacht – angeblich, weil ihn die Fernbeziehung belastete.
Man sollte meinen, er hätte damit rechnen können, dass seine technikaffine Ex-Freundin ihn online stalken und so herausfinden würde, dass er nur zweiundsiebzig Stunden nach ihrer Trennung schon eine Neue am Start hatte.
Das hatte Ali natürlich nicht einfach so hingenommen. Alec versuchte wahrscheinlich immer noch, den Geruch nach vergammeltem Fisch aus einem Auto zu bekommen und herauszufinden, wie sein Profil und seine E-Mail-Adresse auf einer Website namens »Furries suchen Liebe« aufgetaucht waren.
»Hackbratentag ist mein Lieblingstag«, verkündete Ali, als sie schließlich in ihrer Arbeitsuniform erschien: Leggins und ein übergroßes Star-Trek-Shirt, das dunkle Haar in einem wild überquellenden Knoten auf dem Kopf zusammengeschlungen. Außerdem war sie von ihrem Spaziergang ein wenig verschwitzt.
Ali fuhr nicht mit dem Auto – tatsächlich weigerte sie sich zu fahren – und ging deswegen meistens zu Fuß. Sie wohnte nah am Stadtzentrum, nur ein paar Minuten von den meisten Restaurants und Läden entfernt. Sie war oft schweißgebadet, wenn sie irgendwo ankam. In Texas ging man einfach nicht zu Fuß.
Mit einem breiten Grinsen nahm sie auf dem Hocker neben mir Platz. »Gib’s mir, Ollie.«
Wir waren seit der fünften Klasse beste Freundinnen. Ali kannte all meine Geheimnisse.
Na ja, zumindest die meisten.
Jedenfalls die, von denen ich ihr erzählte.
Ollie grunzte und stellte zwei übervolle Teller vor uns ab. Ali verschwendete keine Zeit und schob sich ein großes Stück Hackbraten in den Mund.
»So gut«, seufzte sie. »Dafür liebe ich dich, Ollie.«
Ollie grunzte erneut, aber ich war mir sicher, dass er beim Davonschlurfen rot anlief.
Ali unterbrach ihr Festmahl gerade lange genug, um mit der Gabel auf mich zu deuten. »Hast du es schon gehört?«
»Was gehört?«, fragte ich.
Sie verdrehte die Augen. »Manchmal lebst du echt auf einem anderen Planeten.«
»Stimmt doch gar nicht.«
»Doch, das tust du. Und ich kann es beweisen. Weißt du, wer Chris Sterns ist?«
Ich schüttelte den Kopf. »Sollte ich das? Ist er mit uns zur Schule gegangen?«
»In unserer Stufe waren sechzig Leute, und du hast das Jahrbuch betreut. Du weißt, dass er nicht mit uns in der Schule war. Wie sind wir überhaupt Freundinnen?«
»Ich glaube, weil du mir eines Tages nach der Schule nach Hause gefolgt bist.«
»Haha, du bist lustig.«
Ich grinste. »Und das ist vermutlich der Grund, warum wir befreundet sind.«
Ali schnaubte und fuchtelte mit ihrer Gabel vor meinem Gesicht herum. »Ich bin die Verrückte, Unberechenbare in dieser Beziehung. Du bist die Seriöse, Verantwortungsvolle. Bleib bei deinen Leisten.«
Und damit hatte sie völlig recht. Ali zog Ärger magisch an. Dazu kam, dass sie einen tiefen Sinn für Gerechtigkeit hatte, der sich oft auf kreative Weise Bahn brach. Zum Einsatz kamen dabei etwa Rasierschaum, Wasserbomben, Werkzeuge zum Schlösserknacken, Telefonstreiche, ausgefeilte Täuschungsmanöver, Klebstoff statt Shampoo, ein Clown, ein angemieteter Streichelzoo und alles, was man sich sonst noch vorstellen konnte. Sie war sozusagen der MacGyver der Rachefeldzüge.
Was ich aus diesen Erlebnissen gelernt hatte? Leg dich niemals, also wirklich niemals mit Ali an.
»Das sollte ich mir auf ein T-Shirt drucken.« Ich wedelte mit der Hand vor meiner Brust herum. »Die Seriöse, Verantwortungsvolle.«
»Bald eine eingetragene Marke«, sagte Ali.
Ich lachte. Das war noch etwas, was ich an ihr liebte: Sie brachte mich zum Lachen. »Also, wer ist dieser Chris Sterns?«
»Ach, nur einer der berühmtesten Footballspieler auf der ganzen Welt.«
»Na und?«
»Na und?! Ich sag’s dir: Er ist hier. Also in Two Harts.«
»Warum sollte ein weltberühmter Footballspieler ausgerechnet hierherkommen?«, fragte ich spöttisch.
»Angeblich hat er das Wilson-Haus für ein paar Monate gemietet, um dort seine Ruhe zu haben.«
Das Wilson-Haus gehörte den Wilsons inzwischen gar nicht mehr. Es war vor einigen Jahren aufgekauft und renoviert worden und wurde nun als Ferienhaus vermietet. Obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, warum irgendjemand Ferien in Two Harts machen wollte. Natürlich mochte ich Two Harts. Aber ich hasste Two Harts auch. Es war kompliziert.
»Na dann, möge er in Frieden ruhen.«
Ali sah mich empört an. »Ich glaube, du verstehst die Bedeutung von Chris Sterns nicht ganz. Mae, er ist unglaublich heiß.«
Ich schnaubte und spießte ein Stück Hackbraten auf. »Ich dachte, du hättest den Männern abgeschworen.«
»Also bitte. Er ist nicht einfach irgendein Mann! Er ist ein sexy Sport-Gott. Nicht bloß gewöhnlich heiß, sondern so heiß, dass er zum Sexiest Man Alive gewählt wurde. Außerdem ist er ein guter Typ. Spendet an Wohltätigkeitsvereine, besucht Kinder im Krankenhaus, hilft im Tierheim aus.« Sie beugte sich zu mir und senkte die Stimme. »Auf diesem einen Foto trägt er kein Shirt und hält einen Hundewe–«
»Welpen. Ich halte einen Hundewelpen«, beendete eine Stimme hinter uns Alis Satz.
Ali zuckte zusammen und fuhr herum. Stumm öffnete und schloss sie den Mund ein paar Mal, bevor sie ihre Worte schließlich wiederfand. »Ach du heilige Scheiße. Das ist er. Du bist es! Du bist Chris Sterns.«
»Der Leibhaftige«, sagte er, und ich konnte einen Hauch Ironie in seiner Stimme hören.
Irgendetwas an seinem Ton kam mir komisch vor, als hätte ich diese Stimme schon einmal gehört. Was natürlich lächerlich war, denn an eine Begegnung mit einem professionellen Footballspieler hätte ich mich sicherlich erinnert. Ich drehte mich langsam um und blickte auf, weit, weit auf, an langen, jeansbekleideten Beinen und einem grauen T-Shirt mit einem verblichenen Logo darauf entlang nach oben. Schließlich erspähte ich ein mit struppigen Stoppeln bedecktes Kinn und eine Baseballkappe, die seine Augen verdeckte, von denen ich wusste, dass sie die Farbe von warmem Honig hatten …
»Du.«
Er lehnte sich zurück und schob die Kappe nach hinten. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. »Schönes Shirt.«
Auf meinem heutigen T-Shirt stand Bibliothekarinnen machen’s besser. Ich mochte Shirts mit aufgedruckten buchbezogenen Sprüchen. Wir hatten alle unsere Schwächen, und das hier war meine.
»Hör auf, mein Shirt anzustarren!«, fauchte ich.
Eigentlich hatte er gar nichts falsch gemacht. Aber seine Augen … funkelten.
Ich runzelte die Stirn. Seine Augen funkelten definitiv nicht. Sie hatten auch nicht die Farbe von warmem Honig. Er hatte ganz normale braune Augen, Augen wie eine …
»Du hast Kuhaugen«, platzte es aus mir heraus. Und genauso schnell schlug ich mir die Hand vor den Mund – so heftig, dass mir die Zähne klapperten. Was war nur los mit mir? Normalerweise brachen nie unkontrollierte Aussagen aus mir hervor. Ich war stets ruhig, gelassen und gefasst. Ali hatte recht. Generell war sie diejenige von uns beiden, die uns in Schwierigkeiten brachte, und ich war diejenige, die uns aus der Patsche half.
»Wow«, murmelte Ali. »Wo kam das denn her?«
Chris der Footballgott schob seine Kappe ganz in den Nacken, und enthüllte die besagten Augen damit vollständig. Aus ihnen blitzte der Schalk. »Tja, Kühe sind aber auch ganz besondere Tiere.«
Ich richtete mich gerade auf und gab mir Mühe, trotz meiner knallroten Wangen (die so nur bei echten Rotschöpfen vorkamen) den letzten Rest meiner Würde zu wahren. »Ach, wirklich?«
»Na klar. Weißt du, Kühe schlafen über die Hälfte des Tages, meistens im Stehen, und sie haben einen unglaublichen Geruchssinn.« Er tippte sich an die Nase. »Außerdem sind sie nicht gern allein. Sie haben gerne Freunde um sich.«
»Du weißt ganz schön viel über Kühe«, sagte ich.
»Ich war bei den Pfadfindern. Hab dort das Rinderwissen-Abzeichen gemacht.«
»Es gibt kein Kuh-Abzeichen bei den Pfadfindern.«
»Aber klar doch.« Er lächelte breit und herzlich, und seine weißen Zähne blitzen auf. Mir lief ein Kribbeln den Rücken hinunter.
Ich sah ihn finster an. Langsam wurde mir klar, warum Ali ihn so über den grünen Klee gelobt hatte.
»Ich habe auch ein Ziegen-Ruf-Abzeichen, ein Berühmte-Amerikanische-Scheunen-Abzeichen, und ein Vorbereitet-auf-die-Zombieapokalypse-Abzeichen.«
Ali boxte mich in die Schulter. »Ich dachte, du wüsstest nicht, wer er ist!«
»Er hat gestern in meiner Bibliothek geschlafen!«
Sie lachte – den ersten Schock hatte sie eindeutig überwunden. »Mann, dafür hast du bestimmt richtig Ärger bekommen.«
Er hob grinsend die Hände. Ein Grübchen erschien. Das war mir noch nicht aufgefallen. Es war furchtbar ablenkend.
»Hey, ich habe nur meine Augen ausgeruht.«
Grummelnd verschränkte ich die Arme und wollte gerade antworten, als uns eine weitere Stimme unterbrach.
»Ladies, wie ich sehe, habt ihr Chris kennengelernt.«
Ich knurrte. Ja, ein echtes Knurren. Hätten sich sämtliche Bösewichte der Welt zusammengetan und einen Weg gefunden, ihre gesamte DNA zu kombinieren, um damit im Labor ein Mutantenbaby zu erschaffen, dem sie dann dunkelblondes Haar und das kalte, tote Herz eines Politikers verpasst hätten, käme dabei dieser Mann heraus: Peter Stone.
Es war einmal vor langer, langer Zeit, da hatte ich ihn für gut aussehend und charmant gehalten, mit seiner Haartolle, den breiten Schultern und dem gebieterischen Auftreten. Das Bäuchlein, das er nach dem College bekommen hatte, und seine Vorliebe für Cowboystiefel und zu enge Jeans waren mir niedlich erschienen. Ich hatte sogar davon geträumt, ihn zu heiraten und seine kleinen, jeanstragenden Babys auszutragen. Ich hatte mich darum bemüht, der Beziehung mit Peter eine echte Chance zu geben. Am Anfang war es schön gewesen, hatte sogar Spaß gemacht. Aber wie die meisten guten Dinge in meinem Leben, hatte es nicht gehalten. Er hatte nicht gehalten.
Jetzt hoffte ich, dass er sich eines Tages im Wald verlaufen und von einem Rudel hungriger Kojoten verschlungen würde. Anscheinend war Ali nicht die Einzige mit Rachefantasien.
Tatsächlich konnte ich in seinem plötzlichen Erscheinen aber etwas Gutes abgewinnen. Peters Anblick erinnerte mich daran, dass hübsche Verpackungen oft ein hässliches Innenleben verbargen.
»Und ich dachte, es ist Hackbratentag, nicht Hackfressentag«, bemerkte Ali. Als gute, treue Freundin hasste sie Peter ebenfalls.
»Glückwunsch, Alicia, wie ich sehe, hast du an deinem Erwachsenenwortschatz gearbeitet«, erwiderte Peter, der offenbar die Lebensgefahr unterschätzte, in die er sich mit diesen Worten begab.
Ali hob eine dunkle Augenbraue und überlegte sichtlich, wie sie Peter dazu bringen konnte, diese Worte zu bereuen.
»Wir haben uns gestern kennengelernt«, erklärte Chris. Seine nächsten Worte richteten sich an mich. »Danke für den Buchtipp. Ich konnte doch noch herausfinden, was der Herzog mit seinen Fingern angestellt hat.«
»Gern geschehen«, erwiderte ich mit zuckersüßer Stimme. »Ich bin einfach froh zu wissen, dass du lesen kannst.«
Er lehnte mit der Hüfte neben mir am Tresen, das verfluchte Funkeln wieder in den Augen. Er hatte Spaß an der ganzen Sache, und das reizte mich.
»Wie wär’s, wenn wir einen Buchclub gründen? Aber ich entscheide, was wir als Nächstes lesen.« Er zwinkerte. Wie gesagt: reizend.
»Lass mich raten: für dein Buchclub-Abzeichen?«
»Natürlich.«
»Maebell, ich bin froh, dich zu sehen«, mischte sich Peter wieder ins Gespräch ein. »Ich habe eine Frage zum Budget der Bücherei und hatte gehofft, wir könnten uns zusammensetzen, um darüber zu sprechen.«
»Oh-oh«, flüsterte Ali.
Hatte ich bereits erwähnt, dass Peter das vielversprechende Amt des Bürgermeisters von Two Harts innehatte? Er hatte das Zepter von seinem Vater übernommen, der es wiederum von seinem Vater hatte. Natürlich ist der Bürgermeister eigentlich ein gewählter Vertreter des Volks, aber solange niemand gegen ihn antrat, handelte es sich hierbei im Grunde um eine Diktatur.
»Maebell?«, fragte Chris und zog meinen Namen absichtlich in die Länge. »Das ist süß.«
»Ich bin nicht süß«, knurrte ich. Und das stimmte. Hundebabys waren süß. Winzige Puppenhausmöbel waren süß. Ali war auf eine chaotische, nerdige Art süß, die überraschend viele Männer anzog. Zumindest, bis sie es sich mit ihr verdarben.
Peter räusperte sich, und mein wütender Blick schwenkte zu ihm zurück. »Worüber willst du reden?«
Peter hatte den Stadtrat überzeugt, mein Budget letztes Jahr derart drastischen Kürzungen zu unterziehen. Einfach, weil er so ein Idiot war.
»Ich habe ein paar Ideen, wie wir weitere Kosten einsparen können«, erklärte er mit seiner fröhlichen, aalglatten Politikerstimme. »Wie sich herausgestellt hat, wird das neue Footballstadion doch ein bisschen teurer als erwartet, und wir bitten alle, einen kleinen Beitrag zu leisten.«
»Du machst Witze«, sagte ich.
»Lass uns das lieber später besprechen. Denk einfach darüber nach. Ich sage Maria, dass sie einen Termin mit dir ausmachen soll.« Über meinen Kopf hinweg winkte er jemandem zu. »Ed, wie geht’s? Ich wollte dich etwas fragen.«
Mit geballten Fäusten sah ich ihm hinterher. Vielleicht könnte er sich demnächst mit Honig beschmiert im Wald verlaufen und auf eine so richtig ambitionierte Bärenfamilie stoßen.
»Isst du das noch?« Chris saß inzwischen auf dem Hocker neben mir und beäugte meinen Hackbraten.
Ich schob ihm den Teller zu. Mir war der Appetit vergangen. »Nein, bedien dich.«
Ali stupste mich mit der Schulter an. »Alles in Ordnung?«
»Ich hasse ihn.«
»Ich weiß. Ich hasse ihn auch.« Ali war wirklich eine gute und treue Freundin. »Sag Bescheid, wenn du bereit bist, Anti-Peter-Maßnahmen zu ergreifen. Ich habe schon ein paar Ideen.«
»Ali«, seufzte ich.
»Weißt du, was eine Glitzerbombe ist?« Ihre Augen leuchteten übermütig.
»Er hat sich kaum verändert«, sagte Chris. Ollie brachte ihm ein Glas Eistee, und er nickte dankend.
»Du kennst ihn?«, fragte ich.
»Haben während des Colleges zusammen Football gespielt. Er war schon damals ein Angeber.« Selbstvergessen schaufelte Chris den Hackbraten in sich hinein. »Das ist lecker.«
Ali beugte sich vor, um ihn an mir vorbei anzusehen. »Stimmt es, dass du eine Weile in der Stadt bleibst?«
Chris nickte. »Fürs Erste.«
»Warum?«
Er legte die Gabel zur Seite und nahm einen großen Schluck Eistee. »Ich habe beruflich in Houston zu tun. Dachte einfach, ich schau es mir mal an.«
Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass ich wieder an die Arbeit musste. Obwohl die Bibliothek am Freitag früher schloss, hatte ich es eilig, weil ich mich zu Hause noch umziehen musste, bevor ich mich auf die Fahrt nach Houston machte. Für meinen anderen Job. Den, auf den ich mich mental sehr gut vorbereiten musste.
Ich stand auf und sammelte meine Sachen ein. Ollie schob einen Pappkarton zum Mitnehmen über den Tresen.
»Das habe ich nicht bestellt«, sagte ich.
»Du musst etwas essen.« Er verschwand, bevor ich mich bedanken konnte. Ollie gehörte zu den Guten.
»Ich rufe dich später an«, meinte ich zu Ali.
Sie nickte und wechselte auf meinen Barhocker neben Chris. Vermutlich wollte sie der Sonne ein wenig näher kommen.
»Viel Spaß in Two Harts«, sagte ich zu Chris.
»Oh, hey, Maebell! Cowboys oder Piraten?«, rief er mir hinterher, als ich schon halb zur Tür hinaus war.
»Was?«
»Für unseren Buchclub: Cowboys oder Piraten?« Er grinste. »Weißt du was? Ist auch egal. Werd dich überraschen.«
War deine Mutter ein Biber? Weil: Ver-DAMM-t.
ALLISON A.
»Du siehst aber gut aus«, bemerkte Mama. »Gehst du schon wieder aus?«
Ich warf ihr ein kurzes Lächeln zu. »Jep.«
Nein. Zumindest nicht so, wie sie sich das vorstellte.
Als die ersten Arztrechnungen eintrafen, wurde mir klar, dass wir in Schwierigkeiten steckten. Als Lösung fiel mir nur ein, mehr Geld zu verdienen. Aber ich hatte nicht vor, Mama von den Rechnungen, geschweige denn von meinem zweiten Job zu erzählen. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte, und den Job hätte sie mir ganz bestimmt auszureden versucht.
Ich zupfte an meinem engen Glitzertop. Unter normalen Umständen hätte ich mich niemals in so was blicken lassen. Es kratzte, was viel schlimmer war, als dass es gut aussah. Aber um die Fassade aufrechtzuhalten, musste ich mich entsprechend kleiden. So sehr es auch schmerzte. Wie diese lächerlichen hochhackigen Stiefel, die unter der Jeans hervorlugten. Ich hätte sie am liebsten verbrannt. Stattdessen musste ich sie den ganzen Abend lang tragen.
»Ich bin so froh, dass du ausgehst und Spaß hast!« Sie schlurfte zum kleinen Esstisch hinüber und setzte sich langsam und vorsichtig hin.
Sie hatte darauf bestanden, zum Abendessen Reis und Hühnchen zu kochen. Manchmal übernahm sie sich, weil sie uns beweisen wollte, dass sie es noch konnte. Aber heute Abend hielt sie sich gut auf den Beinen, und der müde Ausdruck, den sie sonst nach langen Tagen in den Augen hatte, war verschwunden.
»Du bist zu jung, um deine Freitagabende mit deiner Mutter zu verbringen.«
»Ich verbringe aber gern Zeit mit meiner Mom.« Ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor ich nach der Uhrzeit sah. Wo zur Hölle steckte Iris? »Kann ich dir noch etwas bringen, bevor ich gehe?«
»Nein, mir geht’s gut.« Sie tätschelte mir die Wange. »Ich hab dich lieb, Maebe-Baby, und ich bin sehr stolz auf dich.«
Die Haustür knallte ins Schloss, und Iris stapfte in Springerstiefeln und Kniestrümpfen mit Totenkopfmuster in die Küche. »Da bin ich.«
»Hallo, Sonnenschein«, sagte Mama und streichelte Iris über die Wange. Mama weigerte sich, sich einzugestehen, dass ihr kleiner ›Sonnenschein‹ zu einer trüben, freudlosen Gothic-Queen-Gewitterwolke geworden war.
»Tut mir leid, dass ich zu spät bin«, erklärte Iris auf dem Weg zum Kühlschrank. »Irgendetwas stimmt nicht mit dem Auto.«
Na super. Probleme mit dem Auto konnten wir jetzt wirklich nicht gebrauchen … Mein eigenes Auto war bereits zwanzig Jahre alt und hielt nur noch dank Klebeband und Gebeten zusammen. Mamas Auto war neuer und verlässlicher, weswegen Iris es gerade fuhr.
»Was meinst du damit?«, fragte ich, während ich im Kopf schon Geld für die Reparaturkosten einzurechnen versuchte.
»Die Anzeige für die Batterie hat ein paar Mal geblinkt.« Sie nahm einen Krug Kool Aid mit Traubengeschmack aus dem Kühlschrank und stellte ihn auf der Arbeitsplatte ab.
Mama sah mich besorgt an.
Ich beeilte mich, sie zu beruhigen. »Ach, das ist bestimmt nichts Schlimmes. Wenn Joe am Montag offen hat, bringe ich es zu ihm. Iris kann solange mein Auto nehmen.«
Meine Schwester grunzte hinter einem riesigen Plastikbecher mit Scooby-Doo-Aufdruck hervor. »Dein Auto ist eine verdammte Schrottkiste.«
Mama fuhr zu ihr herum. »Iris, wie oft muss ich es dir noch sagen? Du sollst nicht fluchen!«
»Ich bin fast achtzehn«, erwiderte sie und nahm sich eine Handvoll Tierkekse.
Mamas Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Solange du in meinem Haus wohnst, wird nicht geflucht. Es ist mir ziemlich egal, wann du offiziell erwachsen bist.«
»Was auch immer. Irgendwann werde ich ohnehin fluchen. Du willst doch nicht, dass ich es auf der Straße aufschnappe, oder?« Sie schob sich einen Keks in den Mund und wendete sich wieder mir zu. »Ich hasse dein dummes Auto. Die Klimaanlage funktioniert nicht.«
»Dann mach das Fenster auf.«
»Es ist zu heiß«, jammerte sie.
»Du wirst schon nicht schmelzen.«
Sie wischte sich violettes Kool-Aid von der Oberlippe und ließ sich neben Mama auf einen Stuhl fallen. »Bla bla bla.«
»Du bist meine Lieblingsschwester«, sagte ich.
»Ich bin deine einzige Schwester.«
Ich wuschelte ihr durchs Haar, dann wandte ich mich zum Gehen. »Und das ist gut für dich, denn ansonsten stündest du nicht so weit oben auf der Liste.«
»Pass auf dich auf«, rief Mama mir hinterher.
»Ja, Ma’am.« Ich warf einen letzten Blick zurück und sah Iris streng an. »Du bist den ganzen Abend hier, nicht?«
Sie verdrehte die Augen. »Mama und ich wollen fernsehen.«
Im Weggehen hörte ich Mama fragen: »Wonach ist dir?«
»Es gibt eine neue schwedische Polizeiserie über einen Serienmörder, der sein Unwesen in einer Kleinstadt treibt. Alles ist mit nur einer Kamera gefilmt und in Schwarz-Weiß«, erklärte Iris. »Aber keine Sorge: es gibt Untertitel.«
»Das klingt … interessant«, hörte ich Mama sagen, und als ich die Tür hinter mir zuzog, war ich fast dankbar, diesen Abend mit ihnen zu verpassen.
Eine Dreiviertelstunde später saß ich im Auto und redete mir selbst gut zu. Vor mir erstrahlte das Chicky’s Bar & Grill in seiner ganzen Pracht.
»Du schaffst das, Mae. Du bist stark und schlau, und du schaffst alles, was du dir vornimmst.« Ich sah mich im Rückspiegel an und mir lief ein Schauer über den Rücken.
Es war schlimm, dass ich eine dicke Schicht Make-up tragen – »die Mädels bei Chicky’s präsentieren sich der Welt immer von ihrer besten Seite« – oder dass ich meine Brille durch Kontaktlinsen ersetzen musste – »die Mädels bei Chicky’s haben einen Ruf zu wahren« –, aber am schlimmsten waren die beiden rotblonden Zöpfe, die mir jetzt über den Schultern hingen. An ihren Enden baumelten rotkarierte Schleifchen.
Und die Zöpfe waren meiner Meinung nach noch der harmloseste Teil der Uniform, die ich bei Chicky’s laut Vertrag tragen musste.
Als vor vier Monaten die ersten Arztrechnungen eingetroffen waren, war mir schmerzhaft klar geworden, dass wir in großen Schwierigkeiten steckten. Selbst mit der überdurchschnittlich guten Versicherung, die Mama durch ihren Job als Krankenpflegerin hatte, war der Eigenanteil der Kosten, die wir selbst zu tragen hatten, erschreckend hoch. Außerdem musste sie ihren Job aufgeben, da sie körperlich nicht mehr dazu in der Lage war. Und plötzlich hatte unser Haushalt nur noch ein Einkommen.
Aber genau das war meine Stärke: Ich war die Person in unserer Familie, die Probleme löste. Alis Cousine hatte mich auf die Idee gebracht. Sie hatte selbst bei Chicky’s gearbeitet und oft damit angegeben, wie viel Trinkgeld sie verdiente, selbst wenn sie nur ein paar Abende in der Woche dort war.
Trotzdem passte ich nicht ins Chicky’s.
Dann erfuhr ich, wie viel Mamas Medikamente jeden Monat kosteten.
Ich trank mir ein wenig Mut an und bewarb mich dann per Online-Formular. Für die Bewerbung war ein Foto erforderlich, und nach einigem Hin und Her (und noch mehr Wein) fand ich ein Foto von mir im Badeanzug aus meiner Collegezeit. Es entsprach nicht mehr ganz der Wahrheit. Ich hatte seitdem ein bisschen zugenommen, aber dünn war ich ohnehin nie gewesen.
Als meine Oma noch lebte, hatte sie gern über mich gesagt, ich sei »angenehm rund: die Mädels vorn und nicht zu schlank auf der Rückbank.« Das brachte mich immer zum Lachen. Ich war nicht zierlich, so viel war klar. Meine Hosen kaufte ich in Größe vierundvierzig, und so fühlte ich mich wohl. Das war alles, worauf es ankam.
Ich hatte nicht damit gerechnet, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Aber als es passierte, suchte ich ein Outfit zusammen und zwang mich hinzufahren. Als ich schließlich auf den Parkplatz einbog, hatte ich mich davon überzeugt, dass ich das Richtige tat. Bis ich Shane Sullivan gegenübersaß.
Er war ein Alptraum.
Das war mir von dem Moment an klar, in dem er jede einzelne Frage an meine Brüste richtete. Nach der Hälfte des Gesprächs ließ er mich die Uniform anprobieren – Jeans-Hotpants und ein winziges, kaum zuknöpfbares Karohemd, das ich knapp unter der Brust verknoten musste. Ich fühlte mich nackt.
»Du hast natürlich ein bisschen mehr auf den Rippen als die anderen Mädels hier, aber ich denke, du passt rein.« Er grinste schleimig, während er mich angaffte. Innerlich schüttelte es mich.
Ich war kurz davor, eine Schimpftirade über die Körpergröße der amerikanischen Durchschnittsfrau vom Stapel zu lassen, und darüber, wie die Medien unsere Erwartungen so verzerrten, dass alles, was größer als Größe zweiunddreißig war, als »Übergröße« galt, und wohin genau er sich seine dummen Kommentare, ekligen Blicke und seinen lächerlichen Job stecken konnte.
Aber ich brauchte das Geld, und es wäre kein kluger Zug gewesen, ihm an dieser Stelle gehörig die Meinung zu sagen. Er würde sie früh genug herausfinden.
Seit drei Monaten arbeitete ich hier also jeden Freitag-, Samstag- und Sonntagabend und musste mir immer noch jedes Mal gut zureden, bevor ich das Gebäude betrat. Aber ich erinnerte mich daran, dass das Trinkgeld, das ich an den Wochenenden verdiente, Mamas Physiotherapiesitzungen in der nächsten Woche bezahlte und die Schulden ein wenig verringerte. Mama war es mir wert.
»Kleine Warnung«, sagte Amanda zu mir. Sie arbeitete von uns allen am längsten im Chicky’s. »Heute Abend haben wir einen Junggesellenabschied.«
Ich stöhnte. Nur zu gern hätte ich behauptet, dass die Gäste dieses Nobelrestaurants besonders anspruchsvoll waren, aber das stimmte selbstverständlich nicht. Obwohl manchmal Familien kamen, waren die meisten Gäste leichte Abwandlungen von Shane. Aber die Junggesellenabschiede waren am schlimmsten. Sie waren nicht nur laut, sondern hatten auch die unangenehme Angewohnheit, aufdringlich zu werden. Außerdem ließen sie nie anständiges Trinkgeld da. Sie brachten nur Arbeit und keine Entlohnung.
»Lass mich raten: an einem meiner Tische?« Stumm begann ich mit einer weiteren inneren Motivationsrede darüber, dass ich eines Tages gern an diese Zeit zurückdenken würde. Was natürlich gelogen war.
Amanda tätschelte mir mitleidig den Rücken. »Vielleicht sind es diesmal keine Idioten.«
Natürlich waren es Idioten.
Die meisten von ihnen hatten eindeutig schon vor ihrer Ankunft im Restaurant zu viel getrunken. Der Bräutigam trug einen dieser albernen Hüte mit eingebautem Getränkehalter und Strohhalm, fand sich wahnsinnig witzig und weigerte sich, seine Getränke auf andere Art zu sich zu nehmen. Ein anderer Typ bestand darauf, vor jeder neuen Runde eine Rede zu halten. Er faselte vor sich hin und forderte sämtliche Gäste in ihrer Umgebung auf, auf den »Typen, der heiratet« anzustoßen.