The Special Ones: Kicker & Punter - Ole Sindt - E-Book

The Special Ones: Kicker & Punter E-Book

Ole Sindt

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Beschreibung

Oftmals nur Randerscheinungen in einem American Football Spiel, sind Kicker und Punter doch in Wirklichkeit faszinierende Wesen mit vielen spannenden Geschichten. Über die Geschichte des Footballs, seltsame Regeln und merkwürdige Begriffe bekommt man alles an die Hand, um auch die Special Teams bei einem Spiel vollends zu würdigen. Natürlich werden auch große Fragen beantwortet, wie: Welcher Kicker wollte Siegfried & Roy töten? Wieso wurde Adam Vinatieri von einem Defensive Tackle ersetzt? Sind Österreicher die besseren Kicker? Wie viel Handtuch ist zu viel Handtuch? Wie sieht der Kickoff ab der NFL-Saison 2024 aus? Ist es eine gute Idee, einen Kicker zu draften? Das perfekte Buch für den Football-Fan, welcher jede Wissenslücke schließen möchte.

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Für Nupsi

Inhaltsverzeichnis

1 Football-Geschichte (nicht nur für Kicker)

2 Einige Grundregeln (für Kicker und Punter)

2.1 Kickoff/Onside Kick

2.2 NFL Dynamic-Kickoff ab 2024

2.3 Torstangen und Punkte

2.4 „Der Punter puntet“

2.5 Numbers Game

3 Ein was?

3.1 Long Snapper

3.2 Holder

3.3 Fair Catch Kick

3.4 One Point Safety

3.5 K-Balls

3.6 Doppelter Punt

3.7 Illegal Touch

3.8 Onside Punt

3.9 Running into/Roughing the Kicker

3.10 Quick Kick

3.11 Soccer-Style-Kicking

3.12 Squib Kick

3.13 So viele Punts

3.14 Fakes

3.15 In20

3.16 Icing the Kicker

4 Equipment für Kicker und Punter

4.1 Ball

4.2 Allgemein

4.3 Schuhe

4.4 Was soll das schützen?

4.5 Kicking Tee

4.6 Kicking Nets

5 Business of Kicking a Football

5.1 Das große Geld

5.2 Von der High-School zum College

5.3 Iknow, it’s phony major. I learned nothing

5.4 Show me the money

6 Kicking Worldwide

6.1 CFL

6.2 UFL (früher: XFL und USFL)

6.3 Arena Ligen

6.4 Ab nach Deutschland

6.5 Ab nach Europa

6.6 Ab in die Welt

6.7 Dead Football Leagues

7 Namen und Geschichten

7.1 Adam Vinatieri

7.2 Bob Timberlake

7.3 Ray Guy

7.4 Cole Ford

7.5 Kaare Vedvik

7.6 Sebastian Janikowski

7.7 Ist früh zu früh?

7.8 Tom Dempsey

7.9 It kicks in the family

7.10 Donald Igwebuike

7.11 Pat McAfee

8 She’s a Kicker

8.1 Erster Halt, erste Punkte

8.2 Sarah Fuller

8.3 The future is female

9 Deutsche Kicker in der NFL

9.1 Dominik Eberle

9.2 Horst Mühlmann

9.3 Tu Felix Austria

9.4 Uwe von Schamann

9.5 Karl Kremser

9.6 Nick Folk

9.7 Fast Deutsch

10 The Mates – Australische Punter

10.1 Darren Bennett

10.2 Pat O’Dea

10.3 Prokick Australia

10.4 Die Welle

11 Short Facts

11.1 Spiel für die Ewigkeit

11.2 Die NFL gibt es nur dank eines Kicker

11.3 Kick Six

11.4 Wide Right/Wide Right II

11.5 Keine Panik

11.6 Schneepflug zur Rettung

11.7 Ihr Paket konnte nicht zugestellt werden

11.8 Ambush

11.9 Der Rekord, der nicht zählte

11.10 47 Wide Right

11.11 Double Doink

11.12 Nicht den Kicker kicken!

11.13 MVP! MVP! MVP!

11.14 MVP! MVP! MVP! Pro-Version

11.15 Barfuß

11.16 Bekomme ich trotzdem mein Gehalt?

11.17 Hier gibt es nichts zu sehen

11.18 Dropkicks modern

11.19 Deestroying

11.20 Doug Blevins

11.21 Cali Cash

11.22 Seltene Exemplare

11.23 Rebirth

11.24 Line getroffen

11.25 Ich mach das mal eben

11.26 Besser als Brock Purdy?

11.27 Der doppelte Michael

11.28 Linksrum

11.29 All-Name Team

11.30 Sah halt gut aus

11.31 Laces Out

11.32 Who do you think you are?

11.33 Butt Punt

11.34 Du kommst hier nicht rein (und raus)!

11.35 Barfuß nach Hollywood

11.36 Das Zwei-Punkte-Field-Goal

11.37 Butker Wide Right

11.38 Mein erstes eigenes Field Goal

12 Rekorde und Zahlen

12.1 Die längsten Field Goals

12.2 Die längsten Punts

12.3 Die meisten erfolgreichen Field Goals in einem Spiel

12.4 Die meisten verpassten Field Goals in einem Spiel

12.5 Die meisten erfolgreichen Field Goals in Folge

12.6 Die meisten Field Goals aus 50+ Yards in einem Spiel

12.7 Der höchste Puntdurchschnitt in einer Saison

13 Weitere Quellen und Verweise

13.1 Bücher

13.2 Podcasts

13.3 Youtube/Instagram

14 Epilog

15 Danksagung

1 Football-Geschichte (nicht nur für Kicker)

American Football, wie wir es heute kennen und lieben, hat nicht mehr sehr viel mit der Ursprungsform des Spiels zu tun.

Man kann es sich zu Beginn als eine Art Fußball mit sehr vielen rüden Attacken und einer Menge Körperkontakt vorstellen. Weder das Werfen, noch das Tragen des Balles war erlaubt.

Als Geburtsstunde des Football-Sports gilt die Begegnung der Universitäten von Princeton und Rutgers im Jahres 1869. Sieger war, wer als erster sechs Tore erzielt hatte. Und das Ganze mit einem gewöhnlichen (runden) Fußball.

Gastgeber Rutgers (daher auch bekannt als „Birthplace of College Football“) gewann 6-4 und ganz im Sinne des sehr rauen Spiels mussten die Princeton Spieler die Stadt nach Abpfiff fluchtartig verlassen, da die etwa 100 Zuschauer keine Nettigkeiten austauschen wollten.

Trikots gab es damals noch nicht. Um sich vom Gegner unterscheiden zu können, trugen die Spieler von Rutgers scharlachrote Mützen, welche später zum Nickname der Sportmannschaften der Universität beitrugen. Nannte man sich zunächst noch Queensman, kennt man sie heute als Scarlet Knights.1

Das Spiel entwickelte sich in den folgenden Jahren laufend weiter. Bald war es ähnlich dem Rugby, wo das Tragen des Balles, Würfe nach hinten und ein „Try“ oder später „Touchdown“ möglich waren. Ein ehemaliger Spieler von Yale machte dann etliche Regelvorschläge, die den Football deutlich prägen sollten. Walter Camp, auch als Vater des Footballs bekannt, schlug vor die Anzahl der Spieler von 15 auf 11 zu reduzieren, führte die Line of Scrimmage ein und ebenso den Snap. Nachdem er bereits 1878 versucht hatte diese Regeln zu etablieren, dauerte es bis noch 1880, ehe diese Regeln angenommen wurden. Der Snap wurde zu diesem Zeitpunkt per Kick ausgeführt, erst später wurde die Übergabe per Hand Standard.

Was es noch nicht gab, waren Downs. Man merkte schnell, dass das vorhandene System von einigen Mannschaften ausgenutzt wurde. So konnte man ewig den Ball halten und in jedem Spielzug nur minimalen Raumgewinn in Richtung der gegnerischen Endzone erzielen, ohne dass es Konsequenzen hatte.

Camp schlug daher vor: Man hat drei Versuche, um fünf Yards zu erzielen. 1882 wurde auch diese Regel angenommen.

In Folge hatte man allerdings ein großes Problem, welches den Sport in existentielle Bedrohung brachte: Todesfälle. Da jede Formation erlaubt war, kam es wiederholt zu brutalen Zusammenstößen. Dies, gepaart mit der bisher nicht oder kaum vorhandenen Schutzausrüstung, trug dazu bei, dass allein im Jahr 1905 19 Spieler starben. Man kann durchaus argumentieren, dass es der blutigste Sport seit den römischen Gladiatorenkämpfen war.2

1906 wurden daher Regeln gegen Massenformationen erlassen. Weiterhin wurde der Vorwärtspass erlaubt, wodurch schon eine Rohform des heutigen Spiels erkennbar wurde.

1912 wurden dann etliche Regeln eingeführt, welche wir bis heute sehr gut kennen:

Einführung einer Endzone von 10 Yards hinter der Goal Line

Abstand von einer Goal Line zur anderen Goal Line wird auf 100 Yards verkürzt

Man darf einen Vorwärtspass auch über die Goal Line werfen

Ein Vorwärtspass darf länger als 20 Yards sein

Erste Spezifikationen des Balls

Einführung des vierten Downs und 10 Yards zu gehen

Diese Spezifikationen sollten einige Versäumnisse aus den Regeländerungen von 1906 korrigieren. Dort hatte man zwar sehr viel dafür getan, das Spiel sicherer zu machen, aber gleichzeitig waren die Spiele auch sehr langweilig geworden. Die Offensiven waren ineffektiv, der Punter war einer der wichtigsten Spieler des Teams. Tatsächlich machten die neuen Regeln die Spiele wieder deutlich attraktiver.

Einhergehend mit diesen Änderungen war aber auch, dass das Kicking im American Football nicht mehr so wertgeschätzt wurde. Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Punkte seit 1883.

Tabelle 1 Punkte im American College Football über Zeit3

Jahre

Touch- down

Field Goal

Conversion [Kick]

Conversion [Play]

1883

2

5

4

-

1883-1897

4

5

2

-

1898-1903

5

5

1

-

1904-1908

5

4

1

-

1909-1911

5

3

1

-

1912-1957

6

3

1

-

1958-heute

6

3

1

2

Man sieht: Zu Beginn war Football ein Kick-basiertes Spiel. Ein Touchdown sollte einem die Möglichkeit zur sehr viel wichtigeren Conversion geben, was wir heute als Point after Touchdown (PAT) oder Extrapunkt (XP) kennen. Erst mit der Zeit änderte sich dies und man kam zu der Erkenntnis, dass ein Touchdown doch das primäre Ziel eines Teams sein sollte. Entsprechend sanken die Punkte für Kicks, wobei ein Field Goal immerhin bis 1909 noch wertvoller als heute war.

Auch der Ball änderte sich mit der Zeit stark. Vom runden Fußball wurde er zunächst zu einem Rugby-Ball, bis 1934 seine Dimensionen nochmals verändert wurden und er deutlich „eckiger“ und weniger „pflaumenförmig“ wurde. Auch dies war wieder ein Zeichen gegen das Kicking im American Football: Dieser Ball lässt sich sehr gut werfen, aber es eliminierte den bis dahin durchaus populären Dropkick, wie man ihn bis heute aus dem Rugby kennt. Der neue Ball, mit der kleinen „Spitze“, war beim Fallenlassen auf den Boden sehr schwer zu berechnen, während die frühere, rundere Form deutlich besser einsetzbar gewesen war. Trotzdem ist es bis heute möglich, einen Dropkick zu nutzen. Die Regeln geben es her (s. 11.18).

2 Einige Grundregeln (für Kicker und Punter)

2.1 Kickoff/Onside Kick

Ein Spiel wird durch einen Kickoff eröffnet. Von der eigenen 35 Yard Linie wird der Ball zum Gegner gekickt. Geht der Ball in die Endzone und wird nicht aus dieser zurückgetragen oder ein Spieler signalisiert mittels Handsignal einen Fair-Catch4, bekommt das empfangende Team den Ball an der eigenen 25 Yard Linie (Touchback). So einfach sieht es zumindest bei etwa 70% aller Kickoffs in der NFL (National Football League) oder im höchsten College Football Bereich (FBS) aus.

Der Kicker muss diesen Kickoff in das Feld bringen, geht der Ball ins Aus, gibt es eine Strafe: Der Gegner bekommt in der NFL dann den Ball 25 Yards vom Punkt des Kicks (also geht er an die 40 Yard Linie), im College sind es 30 Yards (hier dann an die 35 Yard Linie).

Man könnte als Strafe auch den Kick wiederholen lassen (fünf Yards weiter hinten, sprich von der 30 Yard Linie) oder fünf Yards von dem Punkt nehmen, wo der Ball ins Aus ging.

Ein Ball gilt auch dann im Aus, wenn er von einem Spieler berührt wird, der sich im Aus befindet. Ein smarter Returner kann also mit einem Bein auf der Außenlinie stehend den Ball berühren und so einen Kickoff illegal machen und die Strafe forcieren.

Hat ein Kickoff zehn Yards zurückgelegt oder wird von einem Spieler des Return-Teams berührt, ist der Ball frei und kann auch vom kickenden Team erobert werden. So wird oftmals am Ende eines Spiels probiert, nochmals in Ballbesitz zu gelangen, um einen knappen Rückstand aufzuholen.

Dieser „Onside-Kick“ ist ein sehr faszinierender Spielzug, der dem Kicker einiges an Technik und Raffinesse abverlangt, aber relativ selten von Erfolg gekrönt ist: In der NFL waren von 2012-2022 nur 12% der Onside-Kicks erfolgreich.5

Den Anlauf für einen normalen Kickoff misst der Kicker häufig anhand der Yard-Marker ab. Wie viele Schritte er genau macht oder machen möchte, ist ihm dabei selbst überlassen. Häufig werden aber sieben oder neun Yards als Anlauf genommen. Der Spieler geht die Schritte zurück und macht dann bei der für ihn korrekten Distanz einige Schritte (häufig drei bis fünf) zur Seite, um den gewünschten Winkel zu erreichen.

2.2 NFL Dynamic-Kickoff ab 2024

Unter 2.1 wurde der Kickoff beschrieben, welcher bis zur NFL-Saison 2023 angewendet wurde.

Ab 2024 wird jedoch ein Kickoff eingeführt, welcher dem der früheren XFL und der ELF (s. 6.5) ähnelt, aber mit der vorherigen Variante (welche weiterhin im College Football eingesetzt wird), nur noch wenig gemeinsam hat.

Der Ball wird weiterhin von der eigenen 35 Yard Linie gekickt, soweit zumindest gab es keine Änderung.6

Auch muss der Ball ins Feld gehen, sonst bekommt weiterhin der Gegner den Ball an der (eigenen) 40 Yard Linie.

Der Ball selbst muss in die „Landing Zone“ direkt (ohne vorherigen Bodenkontakt) gekickt werden und auch retuniert werden, einen Fair Catch gibt es nicht mehr. Diese Landing Zone erstreckt sich von der Goalline bis zur 20 Yard Linie des Return-Teams.

Kommt der Ball vorher auf, gibt es die gleiche Strafe wie beim Kick ins Aus: Der Ball geht an die 40 Yard Linie.7

Wird ein Ball in die Endzone gekickt oder sogar über diese hinweg gibt es einen Touchback. Der Ball geht aber nicht mehr an die 25 YardLinie, sondern an die 30 Yard Linie. Der Ball ist hier nicht mehr automatisch tot, sobald er in die Endzone geht, sondern muss dort vom Return-Team gesichert werden. Springt der Ball aus der Endzone heraus und wird dann wieder von den Returner selbst in die Endzone zurück gebracht, gibt es einen Safety, wie die Kansas City Chiefs in der Preseason 2024 bereits schmerzhaft feststellen mussten.8

Kommt der Ball in der Landing-Zone auf, geht in die Endzone und wird dort vom Return-Team gedowned (meist durch abknien mit dem Ball) gibt es einen Touchback an die 20 Yard Linie.

Der Onside Kick ist nur noch im vierten Viertel erlaubt, wenn man zurückliegt und muss vorher angekündigt werden.

Der Überraschungs-Onside-Kick (s. 11.8) ist damit also Geschichte. Kickt man den Ball, trotz Ankündigung eines Onside-Kicks, dennoch tief, gibt es eine drakonische Strafe: Ballbesitz für das Return-Team mit 15 Yards Strafe für ein persönliches Foul vom Punkt des Kicks. Man erhält den Ball also direkt an der 20 Yard Linie des Gegners.

Die größte Änderung betrifft aber nicht den Kicker, sondern die Aufstellung der anderen Spieler. Diese stehen sich nur noch wenige Yards gegenüber. Das Kicking-Team steht komplett an der gegnerischen 40 Yard Linie. Jeder Spieler des Kicking-Teams muss bis zum Beginn des Returns mindestens einen Fuß auf dieser Linie haben.

Das Return-Team steht in der „Setup Zone“. Diese ist fünf Yards breit und geht von der 30 Yard Linie bis zur 35 Yard Linie. Sieben Spieler müssen dabei einen Fuß auf der 35 Yard Linie haben. Man ist also nur fünf Yards vom Kicking-Team entfernt. Dies soll verhindern, dass die Spieler mit weitem Anlauf und hoher Geschwindigkeit aufeinander treffen.

Maximal zwei Returner dürfen sich in der Landing-Zone aufhalten, zwei weitere Spieler dürfen sich in der Setup Zone hinter der 35 Yard Linie befinden.

Alle Spieler (abgesehen von den Returnern und dem Kicker) dürfen sich erst bewegen, wenn der Return begonnen hat oder die Schiedsrichter einem signalisieren, dass man starten darf.

Macht man es vorher, gibt es die bekannte Strafe wegen Frühstarts (fünf Yards).

Der Kicker darf nach dem Kick nicht direkt über die 50 Yard Linie laufen, auch er muss warten, bis der Return begonnen hat.

Sollte der Ball wegen des Windes zweimal vom Tee fallen, wird ein Stick (s. 4.5) verwendet, da ja kein Spieler mehr bereit steht, um den Ball zu halten. Netterweise sammelt ein Schiedsrichter den „Stock“ direkt nach dem Schuß wieder ein. Auch ein 12. Spieler dürfte kurz den Ball für den Schuß halten, muss aber sofort nach dem Kick schnellstmöglich wieder das Feld verlassen.

Die gleichen Regeln gelten auch beim Kickoff nach einem Safety, dieser wird aber (wie schon bisher) von der 20 Yard Linie ausgeführt. Der Kick muss dann also 60 Yards weit fliegen, um nur die Landing-Zone zu erreichen.

Eine Kleinigkeit hat sich aber auch hier geändert: Ab sofort darf ein Kicking Tee verwendet werden, was vorher verboten war (s. 3.8). Dadurch wird man hier wohl meist einen „normalen“ Kickoff vom Boden sehen und nicht (wie bei den alten Regeln) einen Punt.

2.3 Torstangen und Punkte

Um ein Field Goal oder einen Extrapunkt zu erzielen, muss der Ball durch die Torstangen geschossen werden. Das klingt simpel, ist aber (wie vieles im American Football) nicht ganz so einfach.

Schon die Dimensionen des Tores sind nicht einheitlich. In der NFL sind die Uprights [die seitlichen Begrenzungen] 35 Fuß (10,67 m) lang, im College-Bereich nur 20 Fuß (6,10 m).

Immerhin ist die Crossbar [Querlatte] bei Beiden gleich hoch: Die obere Kante ist 10 Fuß (3,05 m) vom Boden entfernt. Die Crossbar soll dabei horizontal zum Boden stehen, was in manchen europäischen Ligen nicht immer ganz so ernst genommen wird. Getreu dem Motto: Es müssen halt beide Teams auf ein schiefstehendes Tor schießen.

Auch der Raum zwischen den Uprights ist identisch: Der Kicker hat hier 18 Fuß und 6 Zoll Platz, um den Ball zu platzieren (5,64 m).

In der High-School ist es etwas einfacher. Hier hat man 23 Fuß und 4 Zoll (7,11 m) Platz, was etwa der Breite eines normalen Fußballtores (7,32 m) entspricht.

Am oberen Ende der Uprights sind orange Wimpel angebracht (Größe etwa 10 cm x 100 cm), welche die Windrichtung anzeigen. In einer Halle darf man netterweise auf diese verzichten.

Farblich sind die Pfosten in der NFL gelb, schwefelgelb um genau zu sein.9 Im College ist auch weiß noch erlaubt.

Die Goal Posts stehen jeweils am Ende der Endzone. Zumindest seit 1927 (College) und 1974 (NFL). Vorher waren sie auf der Goal Line platziert. Ein Field Goal Kick von der 30 Yard Linie wäre also, durch die 10 Yards der Endzone, ein 40 Yard Versuch.

Ein Yard entspricht 0,91 m.

Die etwas ungewöhnliche Y-Form der Goal Posts entwickelte der Hobby-Erfinder Joel Rottman bei einem Essen mit dem Coach der Montreal Allouettes aus der Canadian Football League (CFL), als sich dieser über die zwei Stangen im Weg beschwerte.

Rottman fand eine Form -ähnlich einer Gabel- wäre sicherer und optisch schöner als das bisherige Modell, welches einem H glich. 1967 präsentierte er seine Idee dem damaligen NFL-Commissioner Pete Rozelle.10

Tatsächlich erwies sich das „Sling-Shot“ (Steinschleuder) Modell als Volltreffer: Es entfernte nicht nur einen Pfosten, sondern setzte die letzte verbliebende Stange etwas weiter nach hinten, wodurch mehr Platz geschaffen wurde und es den Back- und Fieldjudge (zuständig für die Bewertung, ob ein Kick erfolgreich war) ermöglichte, sich direkt unter die Uprights zu stellen.

Der Backjudge übernimmt hier auch die Kontrolle, ob der Ball über die Querlatte ging und pfeift ab, sobald der Ball das Spielfeld verlassen hat oder die Torstangen berührt (ein solcher Ball ist immer „tot“ [nicht mehr spielbar], auch schon zu Zeiten, als das Tor noch im Spielfeld stand).

Das Field Goal wird im Normalfall als Place Kick ausgeführt, sprich der Ball wird von einem Spieler (Holder, s. 3.2) auf dem Boden gehalten und von dort geschossen. Der nach Regeln erlaubte, Drop Kick, bei dem der Kicker den Ball fallen lässt und beim Kontakt mit dem Boden oder unmittelbar danach schießt, spielt heutzutage keine Rolle mehr (s. 11.18), auch wenn er einen großen Vorteil hätte: Durch das Fehlen eines Holders kann ein weiterer Blocker in die Offensive Line gestellt werden.

Der Ort des Kicks muss an oder hinter der Line of Scrimmage sein. Wo genau, kann sich jedes Team selbst aussuchen. In der NFL werden heutzutage acht Yards Distanz zum Holder bevorzugt, im College Football sind es häufig sieben Yards.

Wie die Endzone, muss auch diese Distanz bei einem Versuch mitgerechnet werden. Liegt der Ball also an der 30 Yard Linie, müssen wir in der NFL die acht Yards für den Snap nach hinten und die zehn Yards für die Endzone dazu addieren. So wird es dann ein 48 Yard Field Goal Versuch.

Der Ball muss über die Querlatte durch die Uprights gehen, damit der Kick erfolgreich ist.

In der NFL ist dies der Bereich der äußeren Upright-Pfosten, in der NCAA [Dachorganisation im College Sport] der innere.

Was bedeutet: Geht der Ball direkt über einen Pfosten ist er in der NFL gut, im College Football aber nicht. Durch die höhere Schusskraft der NFL-Kicker erklärt sich die unterschiedliche Länge der Upright-Stangen, wobei es College Teams möglich ist, auch längere Pfosten zu verwenden.

Für einen erfolgreichen Kick darf der Ball vorher nicht den Boden oder einen Spieler der Offense berühren (die Berührung durch einen Verteidiger ist aber möglich).

Und als letzte Gemeinheit: Geht der Ball durch das Tor, berührt aber nichts und niemanden und wird dann durch eine Windböe zurück aus dem Tor geweht, ist das Field Goal nicht erfolgreich. Kicker haben es also nicht leicht.

Sollte ein Field Goal mal nicht erfolgreich sein, bekommt das gegnerische Team den Ball an der Stelle des Snaps (College) oder an der Stelle des Kicks (NFL). Natürlich gibt es auch hier eine Ausnahme: Der Ball geht immer mindestens an die 20 Yard Linie, auch wenn der Kick zum Beispiel von der 15 Yard Linie kam.

Ist der Schuss zu kurz, kann er, wie ein Punt, vom Gegner aufgenommen und returniert werden (s. 11.3).

Egal, wie lange der Ball unterwegs ist, kann ein Field Goal Versuch nur maximal fünf Sekunden von der Uhr nehmen (natürlich nur, wenn er nicht geblockt oder returniert wird). Daher nimmt man für einen potenziellen letzten Kick meist eine Auszeit bei drei oder vier Sekunden verbleibender Spielzeit.

Nach einem Touchdown kann man durch einen Kick zwischen die Torstangen einen Punkt erzielen. Dieser Extrapunkt wird im College von der 3 Yard Linie ausgeführt. Es ist also ein Place Kick aus etwa 20 bis 21 Yards Entfernung. Die Erfolgsquote lag 2023 in der NCAA Division I bei etwa 97%11.

In der NFL lag die Erfolgsrate noch höher. Daher entschied man sich zur Saison 2015 den Extrapunkt deutlich schwieriger zu machen und verlagerte den Snap auf die 15 Yard Linie. Ein PAT entspricht hier also etwa einem 33 Yard Field Goal. Die Liga erwartete, dass bei dieser Distanz etwa 5% aller Versuche daneben gehen würden, sprich jeder 20. würde scheitern.

In der Realität ist die Trefferquote sogar noch minimal geringer: In den Jahren 2015 bis 2022 lag sie bei 94,5%12.

Für den Extrapunkt darf sich der Kicker in der NFL aussuchen, wo innerhalb der Hashmarks der Ball platziert wird. Daher kommen manche Kicks nicht von der Mitte, sondern von der Seite, die für den Kicker angenehmer ist. Rechtsfüßer bevorzugen in den meisten Fällen einen Ball auf der linken Seite, aber hier ist ausschließlich die persönliche Präferenz des Kickers ausschlaggebend.

Im College gibt es diese Wahlmöglichkeit nicht.

In der NFL entspricht der Abstand der beiden Hashmarks voneinander exakt der Breite des Goal Posts (also 5,64 m). Von der Seitenlinie sind die Hashmarks in der NFL 70 Fuß und 9 Zoll (21,56 m) entfernt; im College dagegen sind es nur 60 Fuß (18 m).

Dadurch kann der Winkel bei Field Goal Versuchen im College etwas schwieriger sein. Insbesondere kurze Versuche von der äußeren Seite sind daher bei Kickern nicht sehr beliebt.

2.4 „Der Punter puntet“13

Während ein Kicker Punkte für sein Team erzielen kann, ist der Punter eher eine taktische Waffe eines Coaches. Ein Punt soll die Feldposition des Gegners verschlechtern. Ein Punter kommt daher immer zum Einsatz, wenn man beim vierten Versuch keine reelle Chance sieht einen neuen ersten Versuch zu erzielen und gleichzeitig die Distanz für ein Field Goal zu weit erscheint.

Der Punter steht dabei etwa 14 bis 15 Yards hinter dem Snapper (die genaue Distanz ist auch hier vom Team frei wählbar). Sollte die Offense also einmal innerhalb der eigenen fünf Yard Linie starten, ist ihr minimalstes Ziel, mindestens bis zu dieser zu kommen, um den Punter seinen normalen Raum zu geben.

Nachdem er den Snap gefangen hat, lässt er den Ball fallen (er wirft nicht) und schießt ihn dann möglichst hoch und weit in Richtung der gegnerischen Endzone.

Er muss vor dem Schuss die Kontrolle über den Ball haben. Sollte er den Ball nicht fangen oder fumblen, aber trotzdem schießen, gibt es eine Strafe wegen eines illegalen Kicks.

Die Distanz eines Punts wird, anders als beim Field Goal, übrigens von der Line of Scrimmage angegeben: Ein 45 Yard Punt war also fast 60 Yards unterwegs.

Das Return Team kann den Ball fangen und versuchen, möglichst viel Raumgewinn zu erzielen; man kann auch einen Fair Catch anzeigen und den Ball an der Stelle bekommen, wo man den Ball gefangen hat oder auch einfach austrudeln lassen (s. 3.7). Geht der Ball ins Aus, wird das Spiel im Anschluss auf der Höhe fortgesetzt, wo der Ball das Spielfeld verlassen hat.

Punter versuchen bei solchen Punts, bei denen eine Platzierung im Seitenaus geplant ist, den Ball vorher im Feld aufspringen zu lassen. Geht der Ball im hohen Bogen ins Aus, ist also meist etwas nicht ganz richtig gelaufen.

Landet der Ball in der Endzone, gibt es wieder einen Touchback (s. 2.1), diesmal aber nur an der 20 Yard Linie.

Dem Punter stehen viele Möglichkeiten zur Verfügung, den Ball zu treffen und damit den jeweils gewünschten Effekt zu erreichen (s. 3.13).

Ein Punt und ein Field Goal werden im Regelwerk als Scrimmage Kick bezeichnet. Sie haben gemeinsam, dass ein Snap erfolgen muss - im Gegensatz zu einem Kickoff oder dem Safety Kick, welche entsprechend keine Scrimmage Kicks sind.

2.5 Numbers Game

Bis zur NFL-Saison 2023 war es ganz einfach: Wenn man Kicker oder Punter ist, hat man eine Jersey-Nummer zwischen 1 und 19. Doch mit der Ausweitung des Practice Squads und der höheren Anzahl an Skill-Playern (wie Wide Receiver und Running Backs), die ebenfalls diese Rückennummern tragen dürfen, wurden diese Nummern knapp und man weitete den Nummernkreis aus.

Heute dürfen Kicker und Punter daher die Nummern 0 bis 49 und 90 bis 99 tragen.14 Traditionalisten lehnen sowas natürlich ab.

Kicken oder Punten darf übrigens jeder Spieler, egal welche Nummer er trägt (s. 11.25).

Im College gibt es gar keine Begrenzung: Von 0 bis 99 sind alle Nummern für Kicker und Punter erlaubt. Zwischen 50 bis 79 muss man nur aufpassen: Diese dürfen nicht als Passempfänger aufgestellt werden; für Spezialisten meist kein großes Problem.

So haben im College viele große Spieler eher (NFL-) untypische Trikotnummern getragen. Sebastian Janikowski hatte bei Florida State die 38, Mike Nugent bei Ohio State die 85 und Stefan Schroffner bei den Notre Dame Fighting Irish die 96.

Der Football-Kenner weiß natürlich, dass dies kaum die Oberfläche der Regeltiefe ankratzt.

Das Regelbuch hat unzählige Einträge zu Aufstellungen, Entfernung zur Line of Scrimmage, was mit dem Ball passiert, wenn ein Spieler irgendetwas macht und so weiter.

Ein großartiges Rabbit-Hole.15

3 Ein was?

Regeln und Begriffe aus der Kicking Welt

Die Grundregeln sind wohl für die meisten American Football Zuschauer noch relativ einfach zu verstehen, aber in der Welt des Kickings gibt es einige spezielle Begriffe und skurrile Regeln, die vielleicht auch dem langjährigen Fan noch neu sind.

3.1 Long Snapper

Irgendjemand muss den Ball zum Punter oder Holder (s. 3.2) bringen. Und diesen Job macht der dritte Spezialist im Kader eines Football-Teams: der Long Snapper.

Ähnlich wie bei Kickern und Puntern wurde diese Position in der NFL häufig „nebenbei“ von anderen Spielern gemacht. Erst in den 1980igern entwickelte sich eine eigenständige Position, die seit 2019 auch im Pro Bowl vertreten ist.

Der Long Snapper ist wohl der unbekannteste Spieler auf dem Roster eines Teams, selbst Hardcore-Fans dürften mit dem Namen des aktuellen Long Snappers ihres Teams häufig überfordert sein. Sein Job gleich dem eines Scharfschützen: Wenn man einmal auffällt, hat man ein Problem. So erinnern sich Fans der Cincinnati Bengals vermutlich als erstes an eine Niederlage 2022 gegen die Pittsburgh Steelers, wenn sie an Long Snapper denken. Veteran Clark Harris, seit 2009 bei den Bengals, verletzte sich bei einem Punt-Return. Da es keinen wirklichen Backup für den Long Snapper gibt, sprang Tight End Mitchell Wilcox ein. Dessen erster Einsatz kam bei einem (vermeintlich) siegbringenden Extrapunkt mit zwei Sekunden auf der Uhr. Doch sein Snap war zu langsam, die Steelers konnten den Kick blocken und das Unentschieden bewahren. In der Verlängerung hatte er dann erneut einen schlechten Snap, wodurch Kicker Evan McPherson ein 29 Yard Field Goal vorbeischoss. Die Steelers machten es besser und gewannen durch ein Field Goal.

Die Aufgabe, den Ball durch die Beine nach hinten zu befördern, erscheint auf den ersten Blick nicht sehr kompliziert. Wenn man aber die vielen Feinheiten (und die Konsequenzen eines Scheiterns) bedenkt, wird die Jobbeschreibung schon deutlich weniger attraktiv. Der Ball muss bei einem Punt in etwa 0,6 bis 0,9 Sekunden (dies entspricht einer Geschwindigkeit von gut 60 km/h) den Punter erreichen, am besten genau auf seiner Brusthöhe. Die gesamte Operation vom Snap bis Punt dauert in der NFL etwa 2,2 Sekunden.

Anschließend blockt man (je nach Schema, welches vom Coach ausgerufen wurde) einen Gegner, bis der Punt erfolgt. Nun muss man auch noch lossprinten und den Returner stoppen oder den Ball sichern. Der Long Snapper fungiert hier meist als eine Art dritter Gunner, der die Mitte des Feldes abdeckt. Dies erklärt auch, warum ein Center nicht als Long Snapper aktiv ist: Würde er den eigentlichen Snap und das Blocken noch meistern können, wird es für einen Athleten seiner Gewichtsklasse schwierig, lange Sprints durchzuführen. Long Snapper sind daher meist ähnlich gebaut wie ein Linebacker oder Tight End.

Bei einem Field Goal ist die Distanz zwischen Long Snapper und Holder im Gegensatz zu einem Punt nur knapp halb so groß, der Ball soll auch hier etwa auf Brusthöhe des Holders ankommen. Dabei ist aber zu beachten, dass der Holder kniet.

Die Naht des Balles sollte dabei so präzise ankommen, dass der Ball nicht mehr gedreht werden muss, bis sie in Richtung der Goal Line zeigt (s. 3.3).

Ein Ball, welcher vom Holder noch gedreht werden muss, ist nicht perfekt gesnappt worden.

Die Wertschätzung für gute Long Snapper ist in den letzten Jahren erfreulicherweise deutlich gestiegen. Colleges vergeben mittlerweile Stipendien für diesen Spezialisten (mit allen Folgen für High-School-Athleten wie zum Beispiel Camps für Long Snapper und dem Aufkommen von Privatcoaches für diese Position).

Mittlerweile draften NFL-Teams auch Long Snapper. So gilt Tyler Schmitt, der 2008 von den Seattle Seahawks ausgewählt wurde, als der erste reine Long Snapper der je gedrafted wurde.

2021 wurden gleich zwei Long Snapper in der Draft gepickt, bis heute ein Rekord. Finanziell sind Long Snapper die (nach Durchschnitt) am schlechteste bezahlte Positionsgruppe.

Aber die Topverdiener kommen immerhin auf ein Gehalt von gut 1,6 US-Million Dollar im Jahr. Natürlich weit weg von den Spitzenreitern bei den Kickern, die etwa 5 Millionen US-Dollar im Jahr verdienen.

Tabelle 2 Long Snapper Jahresgehalt 2024, Top1016

Spieler

Team

Gehalt/Jahr

Luke Rhodes

Colts

$1.616.250

Zach Wood

Saints

$1.577.500

Joe Cardona

Patriots

$1.575.000

Nick Moore

Ravens

$1.550.000

Thomas Hennessy

Jets

$1.492.500

Tyler Ott

Commanders

$1.463.333

Charley Hughlett

Browns

$1.428.889

Josh Harris

Chargers

$1.400.000

Aaron Brewer

Cardinals

$1.377.500

Patrick Scales

Bears

$1.377.500

3.2 Holder

Irgendjemand muss den Ball, welchen der Long Snapper bei einem Place Kick nach hinten wirft, fangen und für den Kicker hinstellen. Diese Aufgabe wird vom Holder übernommen.

In der NFL ist dies heutzutage ausnahmslos der Punter. Früher waren es oft Backup-Quarterbacks, damit man immer die Möglichkeit zu einem Pass bei einem Fake (s. 3.14) hatte. Aber im Zuge der immer weitergehenden Spezialisierung vertraut man heute auf den Punter, der den ganzen Tag zusammen mit dem Kicker üben kann, während ein Spieler auf einer anderen Position dafür nur begrenzt Zeit hätte.

Der Punkt, wo der Ball auf den Boden gesetzt wird, wird in vielen Trainingseinheiten abgesprochen. Ist man in der Mitte des Feldes, wo es keine Markierungen gibt, markiert der Holder den Platz meist mit einem Finger, während der Kicker seine Schritte abmisst. Sollte ein Kick von der Seite kommen, wo die Hashmarks benutzt werden können, wird der Ball exakt auf die Kante dieser Markierung gestellt. Dieses Hilfsmittel macht die Operation deutlich einfacher.

Wie genau der Ball aufgestellt wird, gibt der Kicker vor. Viele bevorzugen den Ball exakt senkrecht aufgestellt, aber manchmal möchte der Kicker den Ball auch etwas nach hinten oder vorne gelehnt schießen. Niemals möchte er aber den Ball deutlich zu einer Seite geneigt bekommen, denn dies führt beinahe immer zu einem Fehlschuss.

Das Signal für den Snap erfolgt in der Regel non-verbal. Oftmals ist es das Drehen des Kopfes zum Long Snapper, das Tippen mit der Hand auf den Boden oder das Hervorstrecken des Armes. Auf das abgesprochene Signal erfolgt dann der Snap.

Die Naht des Footballs soll dabei in Richtung der Goal Posts zeigen. Hat der Long Snapper den Ball nicht exakt so geworfen, kann man die Ausrichtung durch ein leichtes Drehen noch etwas korrigieren. Durch das minimale Zeitfenster [in der NFL möchte man die gesamte Operation bestehend aus Snap-Hold-Kick in 1,25 Sekunden abgeschlossen haben] ist mehr als eine Vierteldrehung des Balles aber meist nicht möglich.

Ähnlich wie beim Long Snapper wird der Holder meist nur erwähnt, wenn einmal etwas schiefgeht.

Da es mittlerweile aber ein Stück der Arbeit des Punters ist, ist der Hold inzwischen ein wichtiges Teil zur Beurteilung dieser Position - insbesondere auch bei der Begutachtung von Draft-Kandidaten (s. 7.11)

3.3 Fair Catch Kick

Als am 13. Oktober 2019 die Zuschauer im Londoner Tottenham Hotspur Stadium gedanklich schon in der Halbzeit waren, wurden sie Zeuge einer der bizarrsten Spielzüge, welchen es im American Football gibt. Dass er ausgerechnet in England stattfand, dürfte zur Verwunderung noch deutlich beigetragen haben. Auch die TV-Kommentatoren mussten sich etwas sammeln und mit Informationen aus der Regie versorgt werden.

Gerade hatte der Punter der Tampa Bay Buccaneers, Bradley Pinion, einen Punt von der eigenen 11 Yard Linie abgesetzt, der zwar hoch, aber nicht sehr weit war. Carolina Panthers Returner Brandon Zylstra signalisierte einen Fair Catch und fing den Ball an der Mittellinie. Die Panthers hatten noch eine Sekunde auf der Uhr und einige Optionen: Ab knien, und mit einer 17-7 Führung in die Kabine gehen, ein sehr langes Field Goal probieren oder einen tiefen Pass (Hail Mary) in die Endzone werfen. Oder aber eine Option wählen, von der nur wenige wussten, dass sie existiert: Einen Fair Catch Kick versuchen.

Es handelt sich dabei um ein Field Goal Versuch, welches im Wesentlichen wie ein Kickoff aussieht: Es gibt keinen Druck auf den Kicker, da der Spielzug erst mit dem Kick des Balles beginnt. Dadurch kann der Kicker so viel Anlauf nehmen, wie er möchte. Nur der Ball darf nicht auf einem Kicking Tee stehen, ein Spieler muss ihn halten. Auch musste Carolina keine Angst haben, dass ein zu kurzer Kick returniert werden würde - dies ist nicht erlaubt.

Wie der Name schon andeutet, kann man ihn nur nach einem Fair Catch versuchen. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Fair Catch nach einem Punt oder Kickoff erfolgt.

So schickten die Panthers Kicker Joey Slye auf das Feld, der ein 60 Yard Field Goal versuchen sollte. Slye, bekannt für seine Schussstärke, hatte dann auch die Distanz, der Kick ging aber rechts vorbei.