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Jeremie stößt bei seiner Arbeit im Dorfarchiv von Neustedt auf Berichte mittelalterlicher Gerichtsverhandlungen, die zu jener Zeit unter der Gerichtslinde auf dem Dorfplatz abgehalten wurden. Unter dem Baum, der noch heute existiert, wurden auch Todesurteile vollstreckt. Bei seiner weiteren Recherche erfährt Jeremie über zahlreiche Fehlurteile und zu Unrecht zu Tode Verurteilte. Mit erschrecken ließt er, dass der alte, knorrige Baum verflucht wurde. Von nun an lebt Jeremie, der ein Nachfahre des damaligen Henkers ist, in ständiger Angst - denn das begangene Unrecht muss beglichen werden: Unter Tilia, der Gerichtslinde muss Recht gesprochen werden.
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Seitenzahl: 21
Jeremie stößt bei seiner Arbeit im Dorfarchiv von Neustedt auf Berichte mittelalterlicher Gerichtsverhandlungen, die zu jener Zeit unter der Gerichtslinde auf dem Dorfplatz abgehalten wurden. Unter dem Baum, der noch heute existiert, wurden auch Todesurteile vollstreckt.
Bei seiner weiteren Recherche erfährt Jeremie über zahlreiche Fehlurteile und zu Unrecht zu Tode Verurteilte. Mit erschrecken ließt er, dass der alte, knorrige Baum verflucht wurde.
Von nun an lebt Jeremie, der ein Nachfahre des damaligen Henkers ist, in ständiger Angst – denn das begangene Unrecht muss beglichen werden:
Unter Tilia, der Gerichtslinde muss Recht gesprochen werden...
Neustedt: Anno 1250
Die Bürger Neustedts hatten sich auf dem zentralen Dorfplatz rund um die Gerichtslinde versammelt. Die ganze Dorfgemeinschaft war anwesend. Heute wurde Gericht gehalten.
Neben der Gerichtslinde war ein Schafott aufgestellt. Der amtierende Dorfhenker stand mit einer schwarzen Haube verhüllt regungslos daneben. Seine Aufgabe war es, ein etwaiges Todesurteil vollstrecken.
Lautes Stimmengewirr erfüllte die Luft. Der Dorfrat traf ein und nahm seinen Platz in der ersten Reihe, direkt vor der Gerichtslinde ein – die gemeinen Bürger befanden sich hinter ihnen. Kurz darauf wurde der Angeklagte von einem Wachmann des Dorfes zur Gerichtslinde geführt.
Ein Paukenschlag ertönte. Spannung lag in der Luft. Die Menge verstummte. Der Dorfrat würde nun die Anklage vorlesen und das Urteil verkünden.
Mit ruhiger, kraftvoller Stimme lass der Älteste des Dorfrates das Urteil vor. Der Dorfrat hatte einstimmig entschieden: Tod durch das Schafott! Laute, flehende Rufe einer alten Frau ertönten aus der Menge - sie blieben jedoch vom Rat unbeachtet.
Der soeben Verurteile wurde vom Dorfwachmann zum Schafott und vor dem Henker geführt. Trommelwirbel begleitete die Vorbereitung der Hinrichtung - dann wurde das Urteil vollstreckt.
Langsam löste sich die Menge an Schaulustigen auf.
Nur eine alte Frau blieb vor Schock erstarrt stehen – der Hingerichtete war ihr Sohn gewesen. In ihren Augen war jedoch keine Trauer zu sehen, nur Wut und Hass.
Sie würde dafür sorgen, dass der Tod ihres Sohnes gesühnt würde und unter Tilia, der Gerichtslinde Recht gesprochen wurde...
Neustedt: Heute
Neustedt war ein beschauliches und friedliches Dorf, dessen Ursprung bis ins Mittelalter zurück ging. Schmuckstück des Dorfes war der kleine, aber prachtvolle Dorfplatz.
In der Mitte des kreisrunden Platzes, stand eine uralte Linde. Die Gerichtslinde des Dorfes, unter der damals im Mittelalter die Gerichtsverhandlungen abgehalten wurden. Unter dem Lindenbaum, mussten damals alle, egal welchen Standes sie angehörten, die Wahrheit sagen.
Von den Dorfbewohnern wurde die Gerichtslinde im Mittelalter schlicht und einfach nur 'Tilia' genannt. 'Tilia' war und ist die lateinische Bezeichnung für Linde. Die Gerichtslinde durfte weder beschädigt oder gar gefällt werden. Das verstand sich von selbst!