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Hast du dich jemals beim Betrachten der Wolken gefragt, ob dort oben noch eine andere Welt existiert? Eine Welt über uns - eine Welt in den Wolken? Diese Welt existiert. Sie heißt Nuvola - von ihr möchte ich euch erzählen... Nuvola ist das Wolkenreich, in dem die Nuvoleten leben - das Volk der Wolkenmenschen. In der Wolkenstadt Nuvolantia, der Hauptstadt steht das prächtige Wolkenschloss Nuvolis. Dort herrscht Nuvoleto, der König, über das Reich der Wolken. Nuvola ist eine friedliche Welt, doch sie wird bedroht - durch die Ventoniden, dem Windvolk. Unter dem grausamen Windfürsten Vento, versuchen die Ventoniden die Macht über Nuvola zu erlangen und die Wolkenstadt zu zerstören. Es droht Krieg, der über das Schicksal Nuvolas entscheiden wird. Ein scheinbar aussichtsloser Kampf, in den ich hineingerate. Ich, ein gewöhnlicher Mensch. Kann ich den Krieg zwischen Wolkenmenschen und Windvolk verhindern, und Nuvolantia vor dem Untergang retten?
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Seitenzahl: 89
Als ich ein junges Mädchen war, hielt ich es zu Hause kaum aus. Ständig gab es Streit. Nie konnte ich es meiner Familie recht machen. Ständig hatten sie etwas an mir auszusetzen. Ganz gleich was es auch war – ich war das schwarze Schaf der Familie. Frustriert zog ich mich zurück, um einfach meine Ruhe zu haben. Wenn es Ärger gab, habe ich daher oft allein in meinem Zimmer gesessen und einfach aus dem Fenster geschaut und die Wolken beim Vorbeiziehen beobachtet. Ich war von ihnen fasziniert. Immer sahen die Wolken anders aus und schienen sich ständig zu verändern. Dabei kam mir das erste Mal der Gedanke, dass in den Wolken eine verborgene Welt existieren musste. Eine Welt über uns.
Eines Tages geschah es dann. Zu Hause war es mal wieder richtig schlimm, und ich wünschte mich weit weg, an einen anderen Ort. Ich saß wie so oft in meinem Zimmer und beobachte die Wolken durchs offenen Fenster und war ganz in meiner Gedankenwelt versunken, als ich bemerkte, dass ich schwebte. Ja, ich schwebte. Es war unfassbar. Wie ein Magnet zog mich irgendetwas langsam empor. Hinauf in die Wolken. Durch das offene Fenster hinaus, über die Dächer der Häuser hinweg in Richtung der Wolken. Je höher ich schwebte, desto leichter fühlte ich mich. Es war, als ob ich all meine Sorgen und Probleme auf dieser Reise hinter mir ließ. Ein unglaubliches Gefühl. Und dann erreichte ich Nuvola. Eine Welt in mitten strahlend weißer Wolken, in der die Freiheit grenzenlos schien. Die Sonne schien und der hellblaue Himmel bildete einen perfekten Kontrast zu dem leuchtenden Weiß der Wolken.
In dieser Welt lebt das Volk der Nuvoleten – die Wolkenmenschen. Sie waren die Bewohner Nuvolas. Als ich in Nuvola ankam, wurde ich gleich von zwei Nuvoleten empfangen. Sie trugen Speere aus blankem Eis und schienen bereits auf mich zu warten. Verunsichert blieb ich stehen und lächelte zögerlich. Wusste ich denn, ob ich ihnen trauen konnte? Die beiden Nuvoleten winkten mir jedoch freundlich zu und begannen zu lachen. Sie ließen ihre Speere fallen, hüpften und sprangen herum und ließen sich schließlich sogar einfach rücklings auf die Wolken fallen, die auf mich wie ein weicher, flauschiger Watte-Teppich wirkten.
Die ganze Szenerie wirkte so friedvoll und unbeschwert, dass meine Unsicherheit schwand und reine Neugier mich erfasste. Ich fragte mich, ob ich das wohl auch konnte – so wie die beiden. Es sah so einfach aus. So nahm ich all meinen Mut zusammen und setzte einen Fuß nach den anderen vor mich. Weder sank ich ein, noch fiel ich einfach durch sie hindurch. Unglaublich. Ich konnte auf den Wolken laufen. Es war unbeschreiblich. Solltet ihr jemals die Gelegenheit dazu haben, kostet dieses Gefühl ganz und gar aus. Es gibt nichts Vergleichbares. Ich kostete das Gefühl jedenfalls in vollen Zügen aus. Wie ein neugieriges Kind musste ich alles Mögliche ausprobieren. Auf diese Weiße vergewisserte ich mich ausgiebig, dass ich auf der Wolke sicher war. Die beiden Nuvoleten ließen mich gewähren. Schließlich kamen sie auf mich zu. „Hallo Erdenbewohner, willkommen im Wolkenreich Nuvola!“
„Äh, ebenfalls Hallo!“, erwiderte ich die Begrüßung mit unsicherer Stimme und versuchte zu lächeln. Die Nuvoleten hießen Nuvole und Nuvolo. Beide waren hochgewachsen und trugen weiße Leinen-Gewänder. Kaftane, die an den Säumen kunstvoll mit himmelblauen Stickereien verziert waren. Ihr langes, goldblondes Haar hatten sie zu kunstvollen Frisuren geflochten. An ihren Füßen trugen beide Riemensandalen. Nuvolo war etwas älter und kräftiger als Nuvole, der voll jugendlichem Tatendrang schien. Sie nahmen mich in ihre Mitte und führten mich nach Nuvolantia, der Stadt in den Wolken. Dort begann mein eigentliches Abenteuer...
Ich befand mich nun also in Nuvola – dem Wolkenreich, einer Welt in den Wolken. Mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt, dass ich die ganze Zeit über auf Wolken lief. Ich schritt gemeinsam mit Nuvole und Nuvolo durch ein weißes, riesiges Wolkentor und betrat die Wolkenstadt, deren Anblick mir den Atem raubte. Überwältigt blieb ich stehen. Nuvolantia befand sich nicht nur in den Wolken, sondern bestand auch aus ihnen. „Ist das wirklich echt?“ Ich traute meinen eigenen Augen nicht. Jedes Gebäude, jeder Gehweg, ja einfach alles in der Stadt war augenscheinlich aus Wolken erschaffen. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wir schritten durch eine Allee aus Bäumen, die aus Wolken geformt waren und gelangten über eine lange Wolkentreppe schließlich zum Schloss. Das Wolkenschloss Nuvolis war das beeindruckendste Gebäude in Nuvolantia. Das Schloss hatte unzählige Türme die unterschiedlich breit und hoch waren. Die Turmspitze war jeweils in Form einer Zwiebel gearbeitet. Der untere Teil der Spitze war bauchig und lief nach oben spitz zusammen. Aufgrund seiner Zwiebeltürme sah Nuvolis aus wie ein Schloss aus 1001 Nacht – ein wahrhaftiges Märchenschloss. Wenn ihr einmal in Nuvolantia seid, müsst ihr es euch unbedingt ansehen! Etwas Vergleichbares, findet man nirgendwo anders. Nuvolis ist einzigartig. In den Außenanlagen des Schlosses gab es sogar einen richtigen Irrgarten. Die Hecken bestanden selbstverständlich aus Wolken. Springbrunnen zierten den Schlosspark von Nuvolis, die aus kunstvoll geformten Regenwolken bestanden, aus denen der Regen in Fontänen hoch empor sprudelte und sich dann wieder unten in der Regenwolke sammelte. Aus einer anderen Ecke des Schlossparks drangen sanfte Hafenklänge zu uns herüber. Neugierig folgte ich dem engelsgleichen Klang. Ich sah zwei Nuvoleten in weißen, mit goldenen Stickereien verzierten Leinengewändern. Ihr blondes Haar war kunstvoll zu einem langen Zopf geflochten, in dem goldene Haarnadeln zur Zierde steckten. Beide saßen auf einer Wolke und spielten Harfe. Gebannt blieb ich stehen und lauschte der wohlklingenden Melodie. Waren die Wolkenmenschen vielleicht das, was wir auf der Erde als Engel beschrieben? Das melodische Harfenspiel der Nuvoleten war jedenfalls allemal himmlisch! Meine nuvoletischen Begleiter drängten mich jedoch schon nach wenigen Minuten zum Weitergehen, ansonsten hätte ich wohl noch Stunden damit verbracht, der Melodie zu lauschen und die prachtvolle Parkanlage zu bestaunen. Ich nahm mir jedoch vor, dies sobald wie möglich nachzuholen.
„Gleich sind wir da!“ Nuvole und Nuvolo brachten mich auf direkten Weg zu Nuvoleto, ihrem König. Während wir uns dem Thronsaal näherten, fühlte ich mich mit Mal unsicher. Was geschah hier mit mir? Ich war allein, in einer mir völlig unbekannten Welt, in einer fremden Stadt und sollte nun dem König vorgeführt werden. Das ungute Gefühl in mir verstärkte sich. Es musste einen Grund haben, wieso ich hier war. Mein Herz raste, und ich fragte mich, ob dieser Grund gut oder schlecht war. Bald sollte ich es erfahren. Die Tür zum Thronsaal wurde von zwei Wachen mit Speeren bewacht. Beide Wachen gehörten der Königsgarde an. Sie waren ebenfalls von hochgewachsener Gestalt. Allerdings trugen beide anstatt des Kaftans einen Sirwal, sowie ein langarmiges, hemdähnliches Gewand aus Leinen. An den unteren Säumen der Kleidung befanden sich jedoch dieselben himmelblauen Stickereien, die ich schon auf den Gewändern meiner Begleiter gesehen hatte. Auch die beiden Wachen trugen Riemensandalen. Nach einer kurzen Begrüßung, öffneten sie uns die Tür.
Auf seinem weißen Wolkenthron saß Nuvoleto – der König der Nuvoleten und Herrscher über Nuvola. Nuvole und Nuvolo brachten mich direkt bis vor den Thron. Ehrfurchtsvoll traten sie ein paar Schritte zurück. Es schien, als wollte der König nur mit mir allein sprechen. Aus welchem Grund? Ich versuchte, meine Nervosität in den Griff zu bekommen. Meine Befürchtungen schienen sich zu bestätigen. Ich war nicht einfach so rein zufällig und ohne Grund hierher nach Nuvola gelangt. Nuvoleto räusperte sich kurz und begrüßte mich dann förmlich. „Willkommen in Nuvolantia, der Wolkenstadt!“ Ich erwiderte seine Begrüßung auf dieselbe Art und fügte vorsichtshalber noch einen galanten Hofknicks zu. Damit machte ich hoffentlich nichts verkehrt. Sicher ist sicher, ich wollte beim König einen guten Eindruck hinterlassen. Nuvoleto war ein kleiner, etwas rundlicher älterer Mann mit einem gutmütigen Gesicht. Unter seinen buschigen Brauen blickten mich seine blauen Augen freundlich an. Ich musste also zumindest nicht befürchten, bei einem falschen Wort oder einer unbedachten Bewegung gleich eingekerkert und hingerichtet zu werden. Spürbar erleichtert, entspannte ich mich ein wenig. Der nuvoletische König hätte ja auch von einem ganz anderen Schlag sein können…
Ein Hofdiener brachte einen Stuhl, genauer gesagt eine kleine Wolke herein und deutete mir mit einer Geste an mich zu setzen. Ich tat, wie mir geheißen und nahm auf der knapp über dem Boden schwebenden Wolke Platz. „Du bist also der herbeigesehnte Erdenbewohner?“ Hoffungsvoll sah mich der König an. Ich war irritiert. „Herbeigesehnt? Wie soll ich das verstehen? Ich habe lediglich die Wolken betrachtet. Plötzlich schwebte ich hinauf, bis ich mich hier inmitten der Wolken befand!“ Verunsichert sah ich kurz zu Nuvolo und Nuvole und dann wieder zum König. „Nur mit der Ruhe, Erdenbewohner!“, versuchte der König mich zu beruhigen, „Du bist nun hier und alles Weitere werden wir nun besprechen. Da ich nicht viel Zeit habe, werden wir unsere Unterhaltung später bei einem gemeinsamen Abendessen weiter führen. Es ist lange her, seit ein Erdenbewohner unser Gast war!“ Ich nickte stumm und versuchte meine Unsicherheit zu verbergen. Es war soweit. Innerlich machte ich mich auf das Schlimmste gefasst. Nun sollte ich also mehr darüber erfahren, wieso ich auf einmal hier im Wolkenreich war. Ich war mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, ob ich das wirklich wollte…
Nuvoleto trug einen Kaftan aus Leinen, der jedoch neben den himmelblauen, auch goldene Stickereien besaß. Es waren deutlich aufwendigere Verzierungen, als die, welche ich bisher an den nuvoletischen Gewändern gesehen hatte. Anstatt Riemensandalen trug er Leinen-Pantoffeln, die ebenfalls, aufwendig verziert waren. Sein langes, weißes Haar war kunstvoll geflochten, ebenso wie sein Bart. In der rechten Hand hielt er ein goldenes Zepter, dessen Bekrönung eine Wolke darstellte. Auf seinem Kopf saß eine strahlend weiße Wolken-Krone, an der unzählige Eiskristalle funkelten. Ja, richtig. Die Krone war auch aus einer Wolke geformt. Das hier war schließlich Nuvolantia, die Wolkenstadt.
„Nun, dann werde ich dir mal etwas über das Wolkenreich Nuvola erzählen!“, begann der König das Gespräch. Ich saß auf meiner Wolke im Thronsaal von Nuvolis, dem Wolkenschloss und lauschte den Worten des Königs. Nuvoletos Schilderungen über Nuvola fesselten mich von Anfang an.