Till Eulenspiegel - Illustrierte Fassung - Hermann Bote - E-Book

Till Eulenspiegel - Illustrierte Fassung E-Book

Hermann Bote

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Beschreibung

Neue Deutsche Rechtschreibung Till Eulenspiegel ist der weltweit bekannteste Narr, ein Symbol für Schadenfreude und Spott. Till Eulenspiegel (auch Ulenspegel, Ulenspiegel) spielte seine Streiche vor allem in der Braunschweiger Region, ging aber auch nach Berlin, Ulm, Nürnberg, Prag und Rom. Er soll um 1300 in Kneitlingen am Elm geboren sein und starb 1350 in Mölln, wo sich auch ein Gedenkstein befindet. Aber bis heute weiß man nicht, ob Till Eulenspiegel tatsächlich existierte. Hermann Bote überlieferte die Lebensgeschichten und grotesken Abenteuer von Till Eulenspiegel in einem Volksbuch "Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel". Die älteste erhaltene Version des Buches stammt aus den Jahren 1510/1511. In ihr beschreiben 96 historische Erzählungen die schalkhaften Streiche dieses derben Zeitgenossen. Eulenspiegel ist nicht nur ein Narr, sondern auch ein fauler Gelegenheitsarbeiter, Gauner, Schmarotzer, Bauernfänger und Beutelschneider. Er lügt, betrügt, verhöhnt und erpresst die Leute, wohin er auch kommt. Mag Eulenspiegel wie ein Narr handeln, so ist er doch ein gewitzter Hasardeur, der seinen Mitmenschen den Spiegel vorhält, und ihre Worte allzu gerne wörtlich nimmt; nur um sie dann der Lächerlichkeit preiszugeben. Er entlarvt damit auch die Missstände seiner Zeit. Null Papier Verlag

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Hermann Bote

Till Eulenspiegel - Illustrierte Fassung

Seine kompletten Streiche

Hermann Bote

Till Eulenspiegel - Illustrierte Fassung

Seine kompletten Streiche

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected] 2. Auflage, ISBN 978-3-962810-44-3

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Inhaltsverzeichnis

Wer war till Eu­len­spie­gel?

Die 1. His­to­rie sagt, wie Till Eu­len­spie­gel ge­bo­ren, drei­mal an ei­nem Tage ge­tauft wur­de und wer sei­ne Tauf­pa­ten wa­ren.

Die 2. His­to­rie sagt, wie alle Bau­ern und Bäue­rin­nen über den jun­gen Eu­len­spie­gel klag­ten und spra­chen, er sei ein Nichts­nutz und Schalk; und wie er auf ei­nem Pferd hin­ter sei­nem Va­ter ritt und still­schwei­gend die Leu­te hin­ten in sei­nen Arsch se­hen ließ.

Die 3. His­to­rie sagt, wie Claus Eu­len­spie­gel von Kneit­lin­gen hin­weg zog an den Fluss Saa­le, wo­her Tills Mut­ter ge­bür­tig war, dort starb, und wie sein Sohn auf dem Seil ge­hen lern­te.

Die 4. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel den Jun­gen etwa zwei­hun­dert Paar Schu­he von den Fü­ßen ab­schwatz­te und mach­te, dass sich alt und jung dar­um in die Haa­re ge­rie­ten.

Die 5. His­to­rie sagt, wie Till Eu­len­spie­gels Mut­ter ihn er­mahn­te, ein Hand­werk zu ler­nen, wo­bei sie ihm hel­fen woll­te.

Die 6. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in der Stadt Staß­furt einen Brot­bä­cker um einen Sack voll Brot be­trog und es sei­ner Mut­ter heim­brach­te.

Die 7. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel das Weck- oder Sem­mel­brot mit an­de­ren Jun­gen im Über­maß es­sen muss­te und noch dazu ge­schla­gen wur­de.

Die 8. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel es mach­te, dass sich die Hüh­ner des gei­zi­gen Bau­ern um die Lock­spei­se zerr­ten.

Die 9. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in einen Bie­nen­korb kroch, zwei Die­be in der Nacht ka­men und den Korb steh­len woll­ten und wie er es mach­te, dass die bei­den sich rauf­ten und den Bie­nen­korb fal­len lie­ßen.

Die 10. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel ein Hof­jun­ge wur­de und ihn sein Jun­ker lehr­te, wo er das Kraut »He­nep« fän­de, sol­le er hin­ein­schei­ßen; da schiss er in den Senf (»Se­nep«) und mein­te, »He­nep« und »Se­nep« sei ein Ding.

Die 11. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel sich in Hil­des­heim bei ei­nem Kauf­mann als Koch und Stu­ben­hei­zer ver­ding­te und sich dort sehr schalk­haf­tig be­nahm.

Die 12. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel dem Kauf­mann in Hil­des­heim das Haus räum­te.

Die 13. His­to­rie sagt, wie sich Eu­len­spie­gel bei ei­nem Pfar­rer ver­ding­te und wie er ihm die ge­bra­te­nen Hüh­ner vom Spieß aß.

Die 14. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in dem Dorf Büd­dens­tedt Küs­ter wur­de und wie der Pfar­rer in die Kir­che schiss, so dass Eu­len­spie­gel eine Ton­ne Bier da­mit ge­wann.

Die 15. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in der Os­ter­mes­se ein Spiel mach­te, dass sich der Pfar­rer und sei­ne Haus­häl­te­rin mit den Bau­ern rauf­ten und schlu­gen.

Die 16. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Mag­de­burg ver­kün­de­te, vom Rat­hau­ser­ker flie­gen zu wol­len, und wie er die Zuschau­er mit Spott­re­den zu­rück­wies.

Die 17. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel sich für einen Arzt aus­gab und des Bi­schofs von Mag­de­burg Dok­tor be­han­del­te, der von ihm be­tro­gen wur­de.

Die 18. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel Brot kauf­te nach dem Sprich­wort: »Wer Brot hat, dem gibt man Brot«.

Die 19. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel im­mer ein fal­bes Pferd ritt und nicht ger­ne war, wo Kin­der wa­ren.

Die 20. His­to­rie sagt, wie ein Bau­er Eu­len­spie­gel auf einen Kar­ren setz­te, dar­in er Pflau­men zum Markt nach Ein­beck fah­ren woll­te, die Eu­len­spie­gel be­schiss.

Die 21. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel sich bei dem Gra­fen von An­halt als Turm­blä­ser ver­ding­te; und wenn Fein­de ka­men, so blies er sie nicht an, und wenn kei­ne Fein­de da wa­ren, so blies er sie an.

Die 22. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel ein Bril­len­ma­cher wur­de und in al­len Lan­den kei­ne Ar­beit be­kom­men konn­te.

Die 23. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel sei­nem Pferd gol­de­ne Huf­ei­sen auf­schla­gen ließ, die der Kö­nig von Dä­ne­mark be­zah­len muss­te.

Die 24. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel den Schalks­nar­ren des Kö­nigs von Po­len mit gro­ber Schalk­heit über­wand.

Die 25. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel das Her­zog­tum Lü­ne­burg ver­bo­ten wur­de und wie er sein Pferd auf­schnitt und sich hin­ein­stell­te.

Die 26. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel im Lü­ne­bur­ger Land ei­nem Bau­ern einen Teil sei­nes Ackers ab­kauf­te und dar­in in ei­nem Sturz­kar­ren saß.

Die 27. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel für den Land­gra­fen von Hes­sen mal­te und ihm weis­mach­te, wer un­ehe­lich sei, kön­ne das Bild nicht se­hen.

Die 28. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel zu Prag in Böh­men auf der Ho­hen Schu­le mit den Stu­den­ten dis­pu­tier­te und wohl be­stand.

Die 29. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Er­furt einen Esel in ei­nem al­ten Psal­ter le­sen lehr­te.

Die 30. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel bei San­ger­hau­sen im Lan­de Thü­rin­gen den Frau­en die Pel­ze wusch.

Die 31. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel mit ei­nem To­ten­kopf um­her­zog, um die Leu­te da­mit zu be­rüh­ren, und da­durch vie­le Op­fer­ga­ben er­hielt.

Die 32. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel die Stadt­wäch­ter in Nürn­berg mun­ter mach­te, die ihm über einen Steg nach­folg­ten und ins Was­ser fie­len.

Die 33. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Bam­berg um Geld aß.

Die 34. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel nach Rom zog und den Papst sah, der ihn für einen Ket­zer hielt.

Die 35. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel die Ju­den in Frank­furt am Main um tau­send Gul­den be­trog, in­dem er ih­nen sei­nen Dreck als Pro­phe­ten­bee­re ver­kauf­te.

Die 36. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel zu Qued­lin­burg Hüh­ner kauf­te und der Bäue­rin für das Geld ih­ren ei­ge­nen Hahn zum Pfan­de ließ.

Die 37. His­to­rie sagt, wie der Pfar­rer von Ho­he­neg­gel­sen Eu­len­spie­gel eine Wurst weg­fraß, die ihm da­nach nicht gut be­kam.

Die 38. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel dem Pfar­rer zu Kis­sen­brück sein Pferd mit ei­ner falschen Beich­te ab­schwatz­te.

Die 39. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in dem Dor­fe Pei­ne ei­nem kran­ken Kin­de zum Schei­ßen ver­half und großen Dank ver­dien­te.

Die 40. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel sich bei ei­nem Schmied ver­ding­te und wie er ihm die Bäl­ge in den Hof trug.

Die 41. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel ei­nem Schmied Häm­mer und Zan­gen und andres Werk­zeug zu­sam­men­schmie­de­te.

Die 42. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel ei­nem Schmied, sei­ner Frau, sei­nem Knecht und sei­ner Magd je eine Wahr­heit drau­ßen vor dem Hau­se sag­te.

Die 43. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel ei­nem Schuh­ma­cher diente und wie er ihn frag­te, wel­che For­men er zu­schnei­den sol­le. Der Meis­ter sprach: »Groß und klein, wie es der Schwei­ne­hirt aus dem Tore treibt.« Also schnitt er zu Och­sen, Kühe, Käl­ber, Bö­cke usw. und verd­arb das Le­der.

Die 44. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel ei­nem Schuh­ma­cher in Wis­mar Dreck, der ge­fro­ren war, als Talg ver­kauf­te.

Die 45. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Ein­beck ein Brau­er­ge­sel­le wur­de und einen Hund, der Hopf hieß, an­stel­le von Hop­fen sott.

Die 46. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel sich bei ei­nem Schnei­der ver­ding­te und un­ter ei­ner Büt­te näh­te.

Die 47. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel drei Schnei­der­knech­te von ei­nem Fens­ter­la­den fal­len ließ und den Leu­ten sag­te, der Wind habe sie her­ab­ge­weht.

Die 48. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel die Schnei­der im gan­zen Sach­sen­lan­de zu­sam­men­rief; er wol­le sie eine Kunst leh­ren, die ih­nen und ih­ren Kin­dern zu­gu­te kom­men sol­le.

Die 49. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel an ei­nem Fei­er­tag Wol­le schlug, weil der Tuch­ma­cher ihm ver­bo­ten hat­te, am Mon­tag zu fei­ern.

Die 50. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel sich bei ei­nem Kür­sch­ner ver­ding­te und bei ihm in der Stu­be furz­te, da­mit ein Ge­stank den an­de­ren ver­trie­be.

Die 51. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel bei ei­nem Kür­sch­ner in trock­nen und nas­sen Pel­zen schlief, wie ihn der Kür­sch­ner ge­hei­ßen hat­te.

Die 52. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Ber­lin ei­nem Kür­sch­ner Wöl­fe statt Wolfs­pel­ze mach­te.

Die 53. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Leip­zig den Kür­sch­nern eine le­ben­de Kat­ze in ein Ha­sen­fell näh­te und sie in ei­nem Sack als le­ben­di­gen Ha­sen ver­kauf­te.

Die 54. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Braun­schweig auf dem Dam­me ei­nem Le­der­ger­ber Le­der sott mit Stüh­len und Bän­ken.

Die 55. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Lü­beck den Wein­zap­fer be­trog, als er ihm eine Kan­ne Was­ser für eine Kan­ne Wein gab.

Die 56. His­to­rie sagt, wie man Eu­len­spie­gel in Lü­beck hen­ken woll­te und wie er mit be­hän­der Schalk­heit da­von­kam.

Die 57. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Helms­tedt eine große Ta­sche ma­chen ließ.

Die 58. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Er­furt einen Metz­ger um einen Bra­ten be­trog.

Die 59. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Er­furt einen Metz­ger noch ein­mal um einen Bra­ten be­trog.

Die 60. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Dres­den ein Schrei­ner­knecht wur­de und nicht viel Dank ver­dien­te.

Die 61. His­to­rie sagt, wie sich Eu­len­spie­gel in Braun­schweig bei ei­nem Brot­bä­cker als Bäcker­ge­sel­le ver­ding­te und wie er Eu­len und Meer­kat­zen back­te.

Die 62. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel im Mond­schein das Mehl in den Hof beu­tel­te.

Die 63. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Wis­mar ein Pfer­de­händ­ler wur­de, und ein Kauf­mann Eu­len­spie­gels Pferd den Schwanz aus­zog.

Die 64. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Lü­ne­burg ei­nem Pfei­fen­dre­her eine große Schalk­heit an­tat.

Die 65. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel von ei­ner al­ten Bäue­rin ver­spot­tet wur­de, als er sei­ne Ta­sche ver­lo­ren hat­te.

Die 66. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel bei Ül­zen einen Bau­ern um ein grü­nes Lon­do­ner Tuch be­trog und ihn über­re­de­te, dass es blau sei.

Die 67. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel zu Han­no­ver in eine Ba­de­stu­be schiss und mein­te, sie sei ein Haus der Rein­heit.

Die 68. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Bre­men von den Land­frau­en Milch kauf­te und sie zu­sam­men­schüt­te­te.

Die 69. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Bre­men sei­nen Gäs­ten aus dem Hin­tern den Bra­ten be­träu­fel­te, den nie­mand es­sen woll­te.

Die 70. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in ei­ner Stadt im Sach­sen­land Stei­ne säte und, als er dar­auf an­ge­spro­chen wur­de, ant­wor­te­te, er säe Schäl­ke.

Die 71. His­to­rie sagt, wie ein Stie­fel­ma­cher in Braun­schweig Eu­len­spie­gels Stie­fel spick­te und Eu­len­spie­gel ihm die Stu­ben­fens­ter eins­tieß.

Die 72. His­to­rie sagt, wie es Eu­len­spie­gel fer­tig­brach­te, dass eine Frau auf dem Markt in Bre­men alle ihre Töp­fe ent­zwei­schlug.

Die 73. His­to­rie sagt, wie sich Eu­len­spie­gel in Ham­burg bei ei­nem Bar­bier ver­ding­te, dem Meis­ter durch die Fens­ter in die Stu­be ging usw.

Die 74. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel ei­nem Bau­ern die Sup­pe be­goss, übel rie­chen­den Fisch­tran als Bra­ten­schmalz hin­zutat und mein­te, es sei für den Bau­ern gut ge­nug.

Die 75. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel ein Weiß­mus al­lein ausaß, weil er einen Klum­pen aus der Nase hin­ein­fal­len ließ.

Die 76. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in ein Haus schiss und den Ge­stank durch die Wand in eine Ge­sell­schaft blies, die ihn nicht lei­den konn­te.

Die 77. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Eis­le­ben einen Wirt er­schreck­te mit ei­nem to­ten Wolf, den er zu fan­gen ver­spro­chen hat­te.

Die 78. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Köln dem Wirt auf den Tisch schiss und ihm sag­te, er möge kom­men, da­mit er es fän­de.

Die 79. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel den Wirt mit dem Klan­ge des Gel­des be­zahl­te.

Die 80. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel von Ro­stock schied und dem Wirt an das Feu­er schiss.

Die 81. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel einen Hund schund und das Fell der Wir­tin als Be­zah­lung gab, weil er mit ihm aß.

Die 82. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel der­sel­ben Wir­tin ein­re­de­te, Eu­len­spie­gel lie­ge auf dem Rad.

Die 83. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel eine Wir­tin mit bloßem Arsch in die hei­ße Asche setz­te.

Die 84. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel ei­ner Wir­tin in das Bett schiss und ihr ein­re­de­te, das habe ein Pfaf­fe ge­tan.

Die 85. His­to­rie sagt, wie ein Hol­län­der aus ei­ner Schüs­sel einen ge­bra­te­nen Ap­fel aß, dar­ein Eu­len­spie­gel ein Brech­mit­tel ge­tan hat­te.

Die 86. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel von ei­ner Frau zu Gast ge­la­den wur­de, der der Rotz aus der Nase hing.

Die 87. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel 12 Blin­den 12 Gul­den gab, so dass sie mein­ten, sie könn­ten sie frei ver­zeh­ren, zu­letzt aber ganz schlecht da­bei weg­ka­men.

Die 88. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel für die Blin­den einen Bür­gen stell­te.

Die 89. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in ei­nem Spi­tal an ei­nem Tage alle Kran­ken ohne Arz­nei ge­sund mach­te.

Die 90. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Ma­ri­en­tal die Mön­che in der Mes­se zähl­te.

Die 91. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel in Mölln krank wur­de, dem Apo­the­ker in eine Büch­se schiss, wie er in den »Hei­li­gen Geist« ge­bracht wur­de und sei­ner Mut­ter ein sü­ßes Wort zu­sprach.

Die 92. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel sei­ne Sün­den be­reu­en soll­te und wie ihn drei­er­lei Schalk­heit reu­te, die er nicht ge­tan hat­te.

Die 93. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel sein Te­sta­ment mach­te und ein Pfaf­fe da­bei sei­ne Hän­de be­su­del­te.

Die 94. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel sein Gut in drei Tei­len ver­gab: einen Teil sei­nen Freun­den, einen Teil dem Rat von Mölln, einen Teil dem Pfar­rer da­selbst.

Die 95. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel starb und die Schwei­ne wäh­rend der To­ten­fei­er sei­ne Bah­re um­war­fen, so dass er her­un­ter­fiel.

Die 96. His­to­rie sagt, wie Eu­len­spie­gel von Be­gi­nen be­gra­ben wur­de; denn er woll­te we­der von Geist­li­chen noch von Welt­li­chen be­gra­ben wer­den.

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Wer war till Eulenspiegel?

Till Eu­len­spie­gel ist der welt­weit be­kann­tes­te Narr, ein Sym­bol für Scha­den­freu­de und Spott.

Till Eu­len­spie­gel (auch Ulen­spe­gel, Ulen­spie­gel) spiel­te sei­ne Strei­che vor al­lem in der Braun­schwei­ger Re­gi­on, ging aber auch nach Ber­lin, Ulm, Nürn­berg, Prag und Rom. Er soll um 1300 in Kneit­lin­gen am Elm ge­bo­ren sein und starb 1350 in Mölln, wo sich auch ein Ge­denk­stein be­fin­det. Aber bis heu­te weiß man nicht, ob Till Eu­len­spie­gel tat­säch­lich exis­tier­te.

Her­mann Bote über­lie­fer­te die Le­bens­ge­schich­ten und gro­tes­ken Aben­teu­er von Till Eu­len­spie­gel in ei­nem Volks­buch »Ein kurtzwei­lig Le­sen von Dil Ulen­spie­gel«. Die äl­tes­te er­hal­te­ne Ver­si­on des Bu­ches stammt aus den Jah­ren 1510/1511. In ihr be­schrei­ben 96 his­to­ri­sche Er­zäh­lun­gen die schalk­haf­ten Strei­che die­ses der­ben Zeit­ge­nos­sen. Eu­len­spie­gel ist nicht nur ein Narr, son­dern auch ein fau­ler Ge­le­gen­heits­ar­bei­ter, Gau­ner, Schma­rot­zer, Bau­ern­fän­ger und Beu­tel­schnei­der. Er lügt, be­trügt, ver­höhnt und er­presst die Leu­te, wo­hin er auch kommt.

Mag Eu­len­spie­gel wie ein Narr han­deln, so ist er doch ein ge­witz­ter Ha­sar­deur, der sei­nen Mit­menschen den Spie­gel vor­hält, und ihre Wor­te all­zu ger­ne wört­lich nimmt; nur um sie dann der Lä­cher­lich­keit preis­zu­ge­ben. Er ent­larvt da­mit auch die Miss­stän­de sei­ner Zeit.

Die 1. Historie sagt, wie Till Eulenspiegel geboren, dreimal an einem Tage getauft wurde und wer seine Taufpaten waren.

Bei dem Wald, Elm ge­nannt, im Dorf Kneit­lin­gen im Sach­sen­land, wur­de Eu­len­spie­gel ge­bo­ren. Sein Va­ter hieß Claus Eu­len­spie­gel, sei­ne Mut­ter Ann Wib­cken. Als sie des Kin­des ge­nas, schick­ten sie es in das Dorf Am­ple­ben zur Tau­fe und lie­ßen es nen­nen Till Eu­len­spie­gel. Till von Üt­zen, der Bur­gherr von Am­ple­ben, war sein Tauf­pa­te. Am­ple­ben ist das Schloss, das die Mag­de­bur­ger vor etwa 50 Jah­ren mit Hil­fe an­de­rer Städ­te als ein bö­ses Raub­schloss zer­stör­ten. Die Kir­che und das Dorf da­bei ist nun­mehr im Be­sit­ze des wür­di­gen Ab­tes von Sankt Ägi­di­en, Ar­nolf Pfaf­fen­mei­er.

Als nun Eu­len­spie­gel ge­tauft war und sie das Kind wie­der nach Knei­din­gen tra­gen woll­ten, da woll­te die Tauf­pa­tin, die das Kind trug, ei­lig über einen Steg ge­hen, der zwi­schen Knei­din­gen und Am­ple­ben über einen Bach führt. Und sie hat­ten nach der Kind­tau­fe zu viel Bier ge­trun­ken (denn dort herrscht die Ge­wohn­heit, dass man die Kin­der nach der Tau­fe in das Bier­haus trägt, sie ver­trinkt und fröh­lich ist; das mag dann der Va­ter des Kin­des be­zah­len). Also fiel die Pa­tin des Kin­des von dem Steg in die La­che und be­su­del­te sich und das Kind so jäm­mer­lich, dass das Kind fast er­stickt wäre. Da hal­fen die an­de­ren Frau­en der Badm­uh­me mit dem Kind wie­der her­aus, gin­gen heim in ihr Dorf, wu­schen das Kind in ei­nem Kes­sel und mach­ten es wie­der sau­ber und schön.

So wur­de Eu­len­spie­gel an ei­nem Tage drei­mal ge­tauft: ein­mal in der Tau­fe, ein­mal in der schmut­zi­gen La­che und ein­mal im Kes­sel mit war­mem Was­ser.

Die 2. Historie sagt, wie alle Bauern und Bäuerinnen über den jungen Eulenspiegel klagten und sprachen, er sei ein Nichtsnutz und Schalk; und wie er auf einem Pferd hinter seinem Vater ritt und stillschweigend die Leute hinten in seinen Arsch sehen ließ.

Als nun Eu­len­spie­gel so alt war, dass er ste­hen und ge­hen konn­te, da spiel­te er viel mit den jun­gen Kin­dern. Denn er war mun­te­ren Sin­nes. Wie ein Affe tum­mel­te er sich auf den Kis­sen und im Gras so lan­ge, bis er drei Jah­re alt war. Dann be­flei­ßig­te er sich al­ler Art Schalk­heit so sehr, dass sich alle Nach­barn mit­ein­an­der beim Va­ter be­klag­ten, sein Sohn Till sei ein Schalk. Da nahm der Va­ter sich den Sohn vor und sprach zu ihm: »Wie geht das doch im­mer zu, dass alle un­se­re Nach­barn sa­gen, du seist ein Schalk?« Eu­len­spie­gel sag­te: »Lie­ber Va­ter, ich tue doch nie­man­dem et­was, das will ich dir ein­deu­tig be­wei­sen. Geh hin, setz dich auf dein ei­ge­nes Pferd, und ich will mich hin­ter dich set­zen und still­schwei­gend mit dir durch die Gas­sen rei­ten. Den­noch wer­den sie über mich lü­gen und sa­gen, was sie wol­len. Gib dar­auf acht!« Das tat der Va­ter und nahm ihn hin­ter sich aufs Pferd. Da hob sich Eu­len­spie­gel hin­ten auf mit sei­nem Loch, ließ die Leu­te in den Arsch se­hen und setz­te sich dann wie­der. Die Nach­barn und Nach­ba­rin­nen zeig­ten auf ihn und spra­chen: »Schä­me dich! Wahr­lich, ein Schalk ist das!« Da sag­te Eu­len­spie­gel: »Hör, Va­ter, du siehst wohl, dass ich still­schwei­ge und nie­man­dem et­was tue. Den­noch sa­gen die Leu­te, ich sei ein Schalk.«

Nun tat der Va­ter dies: er setz­te Eu­len­spie­gel, sei­nen lie­ben Sohn, vor sich auf das Pferd. Eu­len­spie­gel saß ganz still, aber er sperr­te das Maul auf, grins­te die Bau­ern an und streck­te ih­nen die Zun­ge her­aus. Die Leu­te lie­fen hin­zu und spra­chen: »Seht an, welch ein jun­ger Schalk ist das!« Da sag­te der Va­ter: »Du bist frei­lich in ei­ner un­glück­se­li­gen Stun­de ge­bo­ren. Du sit­zest still und schweigst und tust nie­man­dem et­was, und doch sa­gen die Leu­te, du seist ein Schalk.«

Die 3. Historie sagt, wie Claus Eulenspiegel von Kneitlingen hinweg zog an den Fluss Saale, woher Tills Mutter gebürtig war, dort starb, und wie sein Sohn auf dem Seil gehen lernte.

Da­nach zog sein Va­ter mit ihm und sei­ner Fa­mi­lie von dan­nen in das mag­de­bur­gi­sche Land an den Fluss Saa­le. Von dort­her stamm­te Eu­len­spie­gels Mut­ter. Und bald dar­auf starb der alte Claus Eu­len­spie­gel. Die Mut­ter blieb bei dem Sohn in ih­rem Dorf, und sie ver­zehr­ten, was sie hat­ten. So wur­de die Mut­ter arm. Eu­len­spie­gel woll­te kein Hand­werk ler­nen und war doch schon etwa 16 Jah­re alt. Aber er tum­mel­te sich und lern­te man­cher­lei Gauk­le­rei.

Eu­len­spie­gels Mut­ter wohn­te in ei­nem Haus, des­sen Hof an die Saa­le ging. Und Eu­len­spie­gel be­gann, auf dem Sei­le zu ge­hen. Das trieb er zu­erst auf dem Dach­bo­den des Hau­ses, weil er es vor der Mut­ter nicht tun woll­te. Denn sie konn­te sei­ne Tor­heit nicht lei­den, dass er sich so auf dem Seil tum­mel­te, und droh­te, ihn des­halb zu schla­gen. Ein­mal er­wi­sch­te sie ihn auf dem Seil, nahm einen großen Knüp­pel und woll­te ihn her­un­ter­schla­gen. Da ent­rann er ihr zu ei­nem Fens­ter hin­aus, lief oben auf das Dach und setz­te sich dort hin, so dass sie ihn nicht er­rei­chen konn­te.

Das währ­te so lan­ge mit ihm, bis er ein we­nig äl­ter wur­de. Dann fing er wie­der an, auf dem Seil zu ge­hen, und zog das Seil oben von sei­ner Mut­ter Hin­ter­haus über die Saa­le in ein Haus ge­gen­über. Vie­le jun­ge und alte Leu­te be­merk­ten das Seil, dar­auf Eu­len­spie­gel lau­fen woll­te. Sie ka­men her­bei und woll­ten ihn dar­auf ge­hen se­hen; und sie wa­ren neu­gie­rig, was er doch für ein selt­sa­mes Spiel be­gin­nen oder was er Wun­der­li­ches trei­ben woll­te.

Als nun Eu­len­spie­gel auf dem Seil im bes­ten Tum­meln war, be­merk­te es sei­ne Mut­ter; und sie konn­te ihm nicht viel dar­um tun. Doch schlich sie heim­lich hin­ten in das Haus auf den Bo­den, wo das Seil an­ge­bun­den war, und schnitt es ent­zwei. Da fiel ihr Sohn Eu­len­spie­gel un­ter großem Spott ins Was­ser und ba­de­te tüch­tig in der Saa­le. Die Bau­ern lach­ten sehr, und die Jun­gen rie­fen ihm laut nach: »Hehe, bade nur wohl aus! Du hast lan­ge nach dem Bade ver­langt!«

Das ver­dross Eu­len­spie­gel sehr. Das Bad mach­te ihm nichts aus, wohl aber das Spot­ten und Ru­fen der Bu­ben. Er über­leg­te, wie er ih­nen das wie­der ver­gel­ten und heim­zah­len woll­te. Und also ba­de­te er aus, so gut er es ver­moch­te.

Die 4. Historie sagt, wie Eulenspiegel den Jungen etwa zweihundert Paar Schuhe von den Füßen abschwatzte und machte, dass sich alt und jung darum in die Haare gerieten.

Kur­ze Zeit da­nach woll­te Eu­len­spie­gel sei­nen Scha­den und den Spott we­gen des Ba­des rä­chen, zog das Seil aus ei­nem an­de­ren Haus über die Saa­le und zeig­te den Leu­ten an, dass er aber­mals auf dem Seil ge­hen wol­le. Das Volk sam­mel­te sich bald dazu, jung und alt. Und Eu­len­spie­gel sprach zu den Jun­gen: je­der sol­le ihm sei­nen lin­ken Schuh ge­ben, er wol­le ih­nen mit den Schu­hen ein hüb­sches Stück auf dem Seil zei­gen. Die Jun­gen glaub­ten das, und alle mein­ten, es sei wahr, auch die Al­ten. Und die Jun­gen hu­ben an, die Schu­he aus­zu­zie­hen, und ga­ben sie Eu­len­spie­gel. Es wa­ren der Jun­gen bei­na­he zwei Schock, das sind zwei­mal sech­zig. Die Hälf­te der Schu­he wur­de Eu­len­spie­gel ge­ge­ben. Da zog er sie auf eine Schnur und stieg da­mit auf das Seil. Als er nun auf dem Seil war und hat­te die Schu­he mit oben, sa­hen die Al­ten und die Jun­gen zu ihm hin­auf und mein­ten, er wol­le ein lus­tig Ding da­mit tun. Aber ein Teil der Jun­gen war be­trübt, denn sie hät­ten ihre Schu­he gern wie­der­ge­habt.

Als nun Eu­len­spie­gel auf dem Seil saß und sei­ne Kunst­stücke mach­te, rief er auf ein­mal: »je­der gebe acht und su­che sei­nen Schuh wie­der!« Und da­mit schnitt er die Schnur ent­zwei und warf die Schu­he alle von dem Seil auf die Erde, so dass ein Schuh über den an­de­ren pur­zel­te. Da stürz­ten die Jun­gen und Al­ten her­zu, ei­ner er­wi­sch­te hier einen Schuh, der an­de­re dort. Der eine sprach: »Die­ser Schuh ist mein!« Der an­de­re sprach: »Du lügst, er ist mein!« Und sie fie­len sich in die Haa­re und be­gan­nen sich zu prü­geln. Der eine lag un­ten, der an­de­re oben; der eine schrie, der an­de­re wein­te, der drit­te lach­te. Das währ­te so lan­ge, bis auch die Al­ten Ba­cken­strei­che aus­teil­ten und sich bei den Haa­ren zo­gen.

Der­weil saß Eu­len­spie­gel auf dem Seil, lach­te und rief: »Hehe, sucht nun die Schu­he, wie ich kürz­lich aus­ba­den muss­te!« Und er lief von dem Seil, und ließ die Jun­gen und Al­ten sich um die Schu­he zan­ken.

Wie Eulenspiegel auf dem Seil tanzt

Da­nach durf­te er sich vier Wo­chen lang vor den Jun­gen oder Al­ten nicht se­hen las­sen. Er saß des­halb im Hau­se bei sei­ner Mut­ter und flick­te Helms­ted­ter Schu­he. Da freu­te sich sei­ne Mut­ter sehr und mein­te, es wür­de mit ihm noch al­les gut wer­den. Aber sie kann­te nicht die Ge­schich­te mit den Schu­hen und wuss­te nicht, dass er we­gen die­ses Streichs nicht wag­te, vors Haus zu ge­hen.

Die 5. Historie sagt, wie Till Eulenspiegels Mutter ihn ermahnte, ein Handwerk zu lernen, wobei sie ihm helfen wollte.

Eu­len­spie­gels Mut­ter war froh, dass ihr Sohn so fried­lich war, schalt ihn je­doch, dass er kein Hand­werk ler­nen woll­te. Er schwieg dazu, aber die Mut­ter ließ nicht nach, ihn. zu schel­ten. Schließ­lich sag­te Eu­len­spie­gel: »Lie­be Mut­ter, wo­mit sich ei­ner ab­gibt, da­von wird ihm sein Leb­tag ge­nug.« Da sag­te die Mut­ter: »Wenn ich über dein Wort nach­den­ke: seit vier Wo­chen habe ich kein Brot in mei­nem Haus ge­habt.« Doch Eu­len­spie­gel sprach: »Das passt nicht als Ant­wort auf mei­ne Wor­te. Ein ar­mer Mann, der nichts zu es­sen hat, der fas­tet am Sankt-Ni­ko­laus-Tag, und wenn er et­was hat, so isst er mit Sankt Mar­tin zu Abend. Also es­sen wir auch.«

Die 6. Historie sagt, wie Eulenspiegel in der Stadt Staßfurt einen Brotbäcker um einen Sack voll Brot betrog und es seiner Mutter heimbrachte.

»Lie­ber Gott, hilf«, dach­te Eu­len­spie­gel, »wie soll ich die Mut­ter be­ru­hi­gen? Wo soll ich Brot her­be­kom­men für ihr Haus?« Und er ging aus dem Fle­cken, in dem sei­ne Mut­ter wohn­te, in die Stadt Staß­furt. Dort fand er ei­nes rei­chen Brot­bäckers La­den, ging hin­ein und frag­te, ob der Bä­cker sei­nem Herrn für zehn Schil­lin­ge Rog­gen- und Weiß­brot schi­cken wol­le. Er nann­te den Na­men ei­nes Her­ren aus der Ge­gend und sag­te, sein Herr sei hier zu Staß­furt, und be­nann­te auch die Her­ber­ge, in der er sei. Der Bä­cker sol­le einen Kna­ben mit in die Her­ber­ge zu sei­nem Her­ren schi­cken, dort wol­le er ihm das Geld ge­ben. Der Bä­cker sag­te: »ja.« Nun hat­te Eu­len­spie­gel einen Sack mit ei­nem ver­bor­ge­nen Loch. In die­sen Sack ließ er sich das Brot zäh­len. Und der Bä­cker sand­te einen Jun­gen mit Eu­len­spie­gel, um das Geld zu emp­fan­gen. Als Eu­len­spie­gel einen Arm­brust­schuss weit von des Brot­bäckers Haus war, ließ er ein Weiß­brot aus dem Loch in den Dreck der Stra­ße fal­len. Da setz­te Eu­len­spie­gel den Sack nie­der und sprach zu dem Jun­gen: »Ach, das be­su­del­te Brot darf ich nicht vor mei­nen Herrn brin­gen. Lauf rasch da­mit wie­der nach Haus und bring mir ein an­de­res Brot da­für! Ich will hier auf dich war­ten.« Der Jun­ge lief hin und hol­te ein an­de­res Brot. In­zwi­schen ging Eu­len­spie­gel wei­ter in ein Haus in der Vor­stadt. Dort stand ein Pfer­de­kar­ren aus sei­nem Fle­cken. Da­rauf leg­te er sei­nen Sack und ging ne­ben dem Kärr­ner her. So kam er heim ans Haus sei­ner Mut­ter.

Als der Bäcker­jun­ge mit dem Brot wie­der­kam, war Eu­len­spie­gel mit den Bro­ten ver­schwun­den. Da rann­te der Jun­ge zu­rück und sag­te das dem Bä­cker. Der Brot­bä­cker lief so­gleich zu der Her­ber­ge, die ihm Eu­len­spie­gel ge­nannt hat­te. Doch dort fand er nie­man­den, son­dern sah, dass er be­tro­gen war.

Eu­len­spie­gel brach­te sei­ner Mut­ter das Brot nach Hau­se und sag­te: »Schau her und iss, die­weil du et­was hast, und fas­te mit Sankt Ni­ko­laus, wenn du nichts hast.«

Die 7. Historie sagt, wie Eulenspiegel das Weck- oder Semmelbrot mit anderen Jungen im Übermaß essen musste und noch dazu geschlagen wurde.

In dem Fle­cken, worin Eu­len­spie­gel mit sei­ner Mut­ter wohn­te, herrsch­te eine Sit­te: wenn ein Haus­wirt ein Schwein ge­schlach­tet hat­te, gin­gen die Nach­bars­kin­der in das Haus und aßen dort eine Sup­pe oder einen Brei. Das nann­te man das Weck­brot.

Nun wohn­te in dem­sel­ben Fle­cken ein Gut­späch­ter, der war gei­zig mit dem Es­sen und durf­te doch den Kin­dern das Weck­brot nicht ver­sa­gen. Da er­dach­te er eine List, mit der er ih­nen das Weck­brot ver­lei­den woll­te. Er schnitt in eine große Milch­schüs­sel har­te Bro­trin­den. Als die Kin­der ka­men, Kna­ben und Mäd­chen – dar­un­ter auch Eu­len­spie­gel -, ließ er sie ein, schloss die Tür zu und be­goss das Brot mit Sup­pe. Der Brot­bro­cken wa­ren aber viel mehr, als die Kin­der es­sen konn­ten. Wenn nun eins satt war und da­von­ge­hen woll­te, kam der Haus­wirt und schlug es mit ei­ner Rute um die Len­den, so dass ein je­des im Über­maß es­sen muss­te. Und der Haus­wirt wuss­te wohl von Eu­len­spie­gels Strei­chen, so dass er auf ihn be­son­ders acht­gab. Wenn er einen an­de­ren um die Len­den hieb, so traf er Eu­len­spie­gel noch bes­ser. Das trieb er so lan­ge, bis die Kin­der alle Bro­cken des Weck­bro­tes auf­ge­ges­sen hat­ten. Das be­kam ih­nen eben­so gut wie dem Hund das Gras.

Da­nach woll­te kein Kind mehr in des gei­zi­gen Man­nes Haus ge­hen, um Weck­brot oder Met­zel­sup­pe zu es­sen.

Die 8. Historie sagt, wie Eulenspiegel es machte, dass sich die Hühner des geizigen Bauern um die Lockspeise zerrten.

Als der Haus­wirt am nächs­ten Tage aus­ging, be­geg­ne­te er Eu­len­spie­gel und frag­te: »Lie­ber Eu­len­spie­gel, wann willst du wie­der zum Weck­brot zu mir kom­men?« Eu­len­spie­gel sag­te: »Wenn sich dei­ne Hüh­ner um den Kö­der rei­ßen, je vier um einen Bis­sen Brot.« Da sprach der Mann: »Dann willst du also lan­ge nicht zu mei­nem Weck­brot kom­men?« Eu­len­spie­gel ent­geg­ne­te: »Wenn ich aber doch eher käme, als die nächs­te Zeit für fet­te Met­zel­sup­pe ist?« Und da­mit ging er sei­nes We­ges.

Eu­len­spie­gel war­te­te, bis es Zeit war, dass des Man­nes Hüh­ner auf der Gas­se Fut­ter such­ten. Dann knüpf­te er zwan­zig Fä­den oder mehr je­weils zwei und zwei in der Mit­te zu­sam­men und band an je­des Ende ei­nes Fa­dens einen Bis­sen Brot. Er nahm die Fä­den und leg­te sie ver­deckt hin, die Brot­stücke aber wa­ren zu se­hen. Die Hüh­ner pick­ten und schluck­ten nun hier und dort die Brot­bis­sen mit den Fa­de­nen­den in ihre Häl­se. Aber sie konn­ten die Bis­sen nicht her­un­ter­schlu­cken, denn am an­de­ren Ende des Fa­dens zog ein an­de­res Huhn, so dass je eins das an­de­re zog. Kein Huhn konn­te das Brot ganz hin­un­ter­schlu­cken oder es wie­der aus dem Hals her­aus­be­kom­men, da die Brot­stücke zu groß wa­ren. So stan­den mehr als zwei­hun­dert Hüh­ner ein­an­der ge­gen­über und würg­ten und zerr­ten an der Lock­spei­se.

Die 9. Historie sagt, wie Eulenspiegel in einen Bienenkorb kroch, zwei Diebe in der Nacht kamen und den Korb stehlen wollten und wie er es machte, dass die beiden sich rauften und den Bienenkorb fallen ließen.

Ein­mal be­gab es sich, dass Eu­len­spie­gel mit sei­ner Mut­ter in ein Dorf zur Kirch­weih ging. Und Eu­len­spie­gel trank, bis er be­trun­ken wur­de. Da such­te er einen Ort, wo er fried­lich schla­fen kön­ne und ihm nie­mand et­was täte. Hin­ten in ei­nem Hof fand er einen Hau­fen Bie­nen­kör­be, und da­bei la­gen vie­le Bie­nen­stö­cke, die leer wa­ren. Er kroch in einen lee­ren Korb, der am nächs­ten bei den Bie­nen lag, und ge­dach­te, ein we­nig zu schla­fen. Und er schlief von Mit­tag bis ge­gen Mit­ter­nacht. Sei­ne Mut­ter mein­te, er sei wie­der nach Hau­se ge­gan­gen, da sie ihn nir­gends se­hen konn­te.

In der­sel­ben Nacht ka­men zwei Die­be und woll­ten einen Bie­nen­korb steh­len. Und ei­ner sprach zum an­de­ren: »Ich habe im­mer ge­hört, der schwers­te Bie­nen­stock ist auch der bes­te.« Also ho­ben sie die Kör­be und Stö­cke einen nach dem an­de­ren auf, und als sie zu dem Korb ka­men, in dem Eu­len­spie­gel lag, war das der schwers­te. Da sag­ten sie: »Das ist der bes­te Im­men­stock«, nah­men ihn auf die Schul­tern und tru­gen ihn von dan­nen.