Till Undeath - Bis dass der Untod uns scheidet - Ralf Kor - E-Book

Till Undeath - Bis dass der Untod uns scheidet E-Book

Ralf Kor

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Beschreibung

Wenn die Liebe alles überwinden kann, würde Martin dann auch Tod und Wahnsinn trotzen, um seine Frau wiederzubeleben? In "TIL UNDEATH" führt uns der Autor auf eine schreckliche Reise, wo Liebe und Unvernunft auf abscheuliche Art und Weise kollidieren. Doch als Martin schließlich seine Frau zurückholt, ist sie nicht mehr dieselbe. Eine verhängnisvolle Entscheidung mit tragischen Konsequenzen - wer wird am Ende überleben? Ein atemberaubender Roman über Liebe, Verlust und die Schattenseiten menschlicher Obsessionen. Und überhaupt: Wo bekommt man Gehirne her?

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REDRUM

 

 

Till Undead – Bis dass der Untod uns scheidet

1. Auflage

(Deutsche Erstausgabe)

Copyright © 2022 dieser Ausgabe bei

REDRUM BOOKS, Berlin

Verleger: Michael Merhi

Lektorat: Jasmin Kraft

Korrektorat: Susi Swazyena/Juliette Manuela Braatz

Umschlaggestaltung und Konzeption:

MIMO GRAPHICS unter Verwendung einer

Illustration von Shutterstock

 

ISBN: 978-3-95957-501-0

 

E-Mail: [email protected]

www.redrum.de

 

 

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REDRUM BOOKS - Nichts für Pussys!

Ralf Kor

Till Undeath

Bis dass der Untod uns scheidet

Zum Buch:

 

Wenn du das Liebste in deinem Leben verlieren würdest: Wie weit würdest du gehen, um es wiederzubekommen?

Martin und Samira sind ein ungleiches, aber glückliches Paar, doch das ändert sich, als Samira tödlich verunglückt. Martin findet zwar einen Weg, seine Frau wieder zum Leben zu erwecken, aber ist sie noch die Frau, die er einst geliebt hat?

Und wo bekommt man Gehirne her?

Ein Roman über die Liebe, den Tod, Gehirne und Klabusterbeeren.

 

 

 

Zum Autor:

 

Ralf Kor wurde im Jahre 1983 geboren und ist ein waschechtes Kind des Ruhrgebiets. Schon in seiner Kindheit verschlang er B-Movies, Comics, Stephen-King-Bücher und hörte schrecklich laute Musik.

Die langen Filmnächte und die blutige Lektüre hinterließen ihre Spuren. Er zog sich eine schwere Erkrankung des Scheitellappens zu und ist seitdem dazu verdammt, die Fantasien und Geschichten, die sein Gehirn zusammenspinnt, auf Papier zu bannen, ehe sie seinen Verstand langsam und qualvoll auffressen.

Heute lebt der Betriebswirt und Mittelklassebassist mit seiner Frau und den beiden Söhnen in Münster, wo er immer noch in regelmäßigen Abständen die Filme und Bücher konsumiert und um sein Leben schreibt.

Inhaltsverzeichnis

Hilfe! Eine geliebte Person ist untot!

Tipp 1: Genießen Sie die Zeit mit Ihren Liebsten!

Tipp 2: Gefahrenreduktion

Tipp 3: Seien Sie sich sicher

Tipp 4: Meiden Sie die Öffentlichkeit

Tipp 5: Safety First

Tipp 6: Finden Sie heraus, womit Sie es zu tun haben

Tipp 7: Akzeptanz

Tipp 8: Denken Sie auch an sich

Tipp 9: Ernährung

Tipp 10: Bleiben Sie flexibel

Nachwort

VERLAGSPROGRAMM

 

 

 

 

Ralf Kor

Till Undeath

Bis dass der Untod uns scheidet

 

Zombie-Funcore

 

 

Für Mrs. Scarbooks – Alida Gersonde.

Dort, wo du jetzt bist, kannst du deine Flügel ausbreiten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hilfe! Eine geliebte Person ist untot!

»Schlag zu!«, schrie sie.

Meine Hände umklammerten den Stiel der Schaufel, sodass die Knöchel weiß hervortraten und mir die Handflächen brannten. Ich wippte in Verteidigungsstellung vor und zurück, wie ein Boxer, der sich kurz vor seinem Knockout die Nylonhose einnässte.

Familie, hm?

Man liebt sich, man hasst sich, mal schraubt man heimlich den Deckel des Zuckerstreuers auf und mal möchte man ihnen eine Schaufel gegen den Schädel zimmern.

»Erledige sie!«, schrie sie.

Samira sah mich flehend an. Nun, um genau zu sein, sah sie mich hungrig an, aber man lernt, zwischen dem Knurren und gebleckten Zahnstümpfen zu lesen. Es ist gar nicht schwer, wenn man sich darauf einlässt. Sie wollte nicht sterben – nicht schon wieder.

Zumindest lag die Vermutung nahe, aber wer weiß schon genau, was in einem Zombiehirn vor sich geht.

»Ich liebe … Gehirn«, drang grollend aus ihrer Kehle.

Zugegeben, ich hatte eine gewisse Ahnung, was ihr durch den Kopf ging. Doch Sammy und ich haben uns schon zu ihren Lebzeiten blind verstanden, und nach ihrer Auferstehung von den Toten wurde diese tiefe Bindung umso stärker.

Mit ziemlicher Sicherheit würden bei den drei Worten, die sie von sich gegeben hat, die meisten behaupten, dass das keine besondere Leistung sei, aber ich versichere, dass dahinter monatelange und schweißtreibende Arbeit liegt.

Wieder andere stellen die berechtigte Frage, ob es das Ganze wert sei. Untote benötigen regelmäßigen Auslauf, sind nachtaktiv, legen kaum Wert auf Hygiene bei gleichzeitigem Verlust jeglichen Sinns für Ordnung, ziehen Ungeziefer magisch an, halten nichts von Tischmanieren – und von der Ernährung möchte ich gar nicht erst anfangen.

Und doch, es lohnt sich! Wer jemanden verloren hat, den er mit jeder Faser seines Körpers geliebt hat, wird verstehen, welche Möglichkeiten eine zweite Chance bietet. Liebe besteht weit über den Tod hinaus.

»Was ist los mit dir? Töte sie!«

Ich hob die Schaufel und zielte auf Samiras Kopf. Das Herz schlug mir bis zum Hals und ich erinnerte mich, wie alles begann. Damals hätte ich mir einen Ratgeber gewünscht.

 

Tipp 1: Genießen Sie die Zeit mit Ihren Liebsten!

 

Wir kennen alle diese Momente, in denen uns unsere Liebsten zu etwas bewegen wollen, das wir gar nicht möchten. Sei es das Wochenende bei den unliebsamen Schwiegereltern, die Prostatauntersuchung oder der Besuch kultureller Veranstaltungen, die außerhalb Ihres Interessenbereichs liegen.

Wenn es einen Ratschlag geben sollte, dann diesen: Genießen Sie jeden Augenblick mit Ihren Liebsten, denn Sie wissen nie, wie viel Zeit Ihnen bleibt!

 

Das Schaufelblatt grub sich in den Schnee und das Metall schabte über die darunterliegenden Wegsteine. Mit weitem Schwung beförderte ich die Ladung auf den Schneeberg, der sich mittlerweile im Vorgarten angehäuft hatte.

Ich hasste körperliche Arbeit, aber in der Nacht hatte sich eine Schneedecke über das Land gelegt, wie sie nur alle zehn Jahre vorkam. Zumindest behauptete das die Meteorologin in den Nachrichten – und die musste es wissen. Die Außentemperatur verharrte knapp über dem Gefrierpunkt und der Schnee hatte keine Chance zu schmelzen.

Somit blieb mir nichts anderes übrig, als das flockige Weiß vom Gehweg zu schippen.

Ich hatte mich vom Tor, das die Grenze zur Straße bildete, bis zu den Treppen zur Eingangstür vorgearbeitet, als ich im Augenwinkel etwas auf mich zustürmen sah und mir eine riesige Schnauze entgegensprang.

Ich schrak auf, geriet auf dem eisigen Untergrund ins Rutschen und drehte eine Pirouette. Das Schaufelblatt beschrieb einen Halbkreis in der Luft und zischte Zentimeter an Samiras Nasenspitze vorbei, bis mich dreißig Kilo ungebändigte Freude von den Füßen rissen und ich auf meinem Hintern landete.

Dass Larry mir das Gesicht ableckte, registrierte ich nicht. Meine gesamte Aufmerksamkeit galt Samira. Sie zitterte, was nicht an den verschwitzten Laufklamotten und dem einen Grad Außentemperatur lag.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie mich an und ihr warmer Atem verließ in Form von Wolken stoßweise ihren Mund. Ihre Hand glitt über ihre unversehrte Stupsnase.

»Samira, ich …«

»Willst du mich umbringen?«

»Nein, das war …«

»Du wolltest es wie einen Unfall aussehen lassen, oder?«

»Samira, ich … Larry, aus!«, fuhr ich den Vierbeiner an. »Es reicht, dass du mich jeden Morgen abschleckst!« Die Hundezunge glitt mir über das Gesicht und ich drückte den riesigen Kopf des Golden Retrievers beiseite.

Samira hielt sich die Hand vor den Mund und kicherte.

Während ich versuchte, Larry davon abzuhalten, mich mit seiner Zunge aufzuweichen, sah ich sie irritiert an. »Was ist daran witzig?«

»Nichts«, antwortete Samira, doch sie konnte nicht mehr an sich halten und lachte laut los.

»Sag schon!«

»Ich dachte immer, dass deine Tollpatschigkeit mich ins Grab bringt.«

Ich verzog den Mund. »Ich finde das nicht sonderlich witzig.«

»Na komm, steh schon auf.« Sie zog Larry am Halsband von mir weg und reichte mir ihre Hand.

Ich ergriff ihre vom Joggen warme Hand und sie half mir auf die Beine.

»Hast du dich verletzt?«, fragte sie, woraufhin ich meine Glieder streckte und den Kopf schüttelte.

»Bis auf meine Selbstachtung ist alles paletti«, sagte ich und wischte mir die schmutzigen Hände an der Hose ab. »Ich muss noch den Weg streuen.«

»Soll ich dir helfen?«

Ich winkte ab. »Nicht nötig. Geh lieber rein, sonst holst du dir hier draußen noch den Tod.«

Ich erschrak augenblicklich bei meinen Worten und Samira sah mich skeptisch an.

»Tod durch eine Lungenentzündung. Nicht etwa durch eine Schaufel oder so.«

Sie schenkte mir ein Lächeln und gab mir einen Kuss auf die Stirn, was keine Herausforderung für sie darstellte, da sie einen halben Kopf größer war als ich. »Ich liebe dich, Martin.«

»Ich dich auch«, gab ich zurück.

»So, ich springe schnell unter die Dusche.« Samira drehte sich um und ging in Richtung des Hauses, als sie hinzufügte: »Mach nicht zu lange, sonst kommen wir zu spät ins Theater.«

»Das kann hier aber dauern! Der Boden ist gefroren und …«

»Das hättest du wohl gerne«, unterband sie meinen lächerlichen Versuch, mich vor dem Theater zu drücken, und ich nahm mir vor, ihr nächstes Weihnachten ein Geschenk zu kaufen, das mir weniger Schmerzen bereitete. Eine Hodenklemme vielleicht. Ich ertrage zwei Stunden Singen und Tanzen einfach nicht.

Sammy öffnete die Tür, ließ den Hund durch und schloss sie hinter sich. Kurz zuvor zwinkerte sie mir zu und ein Lächeln huschte über mein Gesicht.

Da bemerkte ich, dass ich beobachtet wurde.

»Frau Meier«, begrüßte ich unsere Nachbarin, die mit vor der Brust verschränkten Armen im Türrahmen stand und der Kälte wegen zitterte, es aber mit aller Macht unterdrückte. »Wann hatten wir zuletzt so ein Wetter, hm?«

Die alte Hexe sah mich an, als könnte sie mir mit ihrem Blick einen Hirntumor wachsen lassen. »Am 16. Februar 1969«, fauchte sie.

»Okay«, sagte ich gedehnt, »da war ich noch nicht auf der Welt.« Und die Dinosaurier lebten noch.

Sie verengte ihre Augen zu Schlitzen und schob den Kiefer vor, sodass sie wie eine Schildkröte aussah.

Ich wich ihrem todbringenden Blick aus und bemerkte, dass ihre Einfahrt voll von unberührtem Schnee war.

»Soll ich Ihren Weg noch schnell freischippen?«

»Damit Sie mir auch die Schaufel über den Schädel ziehen können?«

»Was?«

»Meinen Sie etwa, ich hätte nicht gesehen, dass Sie Ihre Frau beinahe erschlagen hätten? Ich sehe alles, mein Lieber!«

Ich lachte auf. »Das war ein Unfall.«

»So sollte es aussehen«, zischte sie, »aber ich durchschaue Sie – im Gegensatz zu Ihrer Gattin.«

»Wie auch immer.« Ich nahm das Granulat von der Treppenstufe und streute es auf den freigeräumten Weg. Dabei zischte ich: »Brich dir doch das verdammte Genick.«

»Das habe ich gehört!«, krächzte die alte Meier.

Ich sah überrascht auf.

»Ich habe gute Ohren«, fügte sie hinzu und drohte mir mit dem Finger.

Ich rang mir ein Lächeln ab und nickte. »Wie eine Fledermaus.« Dann ging ich wieder meiner Arbeit nach. Mit der alten Meier würde ich dieses Leben nicht mehr gut auskommen und das könnte sich noch eine Weile hinziehen. Schildkröten werden verdammt alt.

 

***

 

Ich öffnete die Tür und stampfte vor dem Eintreten die Stiefel ab. Kaum hatte ich einen Fuß ins Innere gesetzt, da kam Larry auf mich zugestürzt. Im Maul trug er sein Lieblingsspielzeug, ein Gummihuhn, das furchtbar quietschte, wenn man es quetschte. Er sprang an mir hoch, sodass ich um ein Haar hintenüber ins Freie gestürzt wäre, mit dem Unterschied, dass mich diesmal nicht der Schnee aufgefangen hätte.

»Aus!«, ermahnte ich ihn. »Mach hier nicht den Larry.«

Bei der Familiensitzung, ob wir uns einen Hund anschaffen sollten, hatte ich darauf bestanden, dass nur ein Rüde infrage kam und er Larry heißen musste. Nur aus diesem einen Grund.

»Hast lange gebraucht«, hörte ich Samira aus der Dusche im ersten Stockwerk.

»Ich glaube, ich habe einen Hirntumor«, rief ich.

»Ach, du hast Frau Meier getroffen?«

»Ihr Todesblick hat mich erwischt«, antwortete ich.

Sammy erschien am Geländer. Ein Badetuch war über ihrer Brust zusammengeknotet und sie rieb sich mit einem Handtuch das Haar trocken.

»Habt ihr euch wieder gestritten?«

»Ich habe ihr angeboten, ihren Weg freizuräumen.«

»Das war nett von dir. Und dann?«

»Dann hat sie behauptet, ich wolle sie umbringen. Und dich.«

Sammy lachte. »Sie ist eine witzige alte Dame.«

»Sie ist eine alte verbitterte Jungfer«, entgegnete ich, »und neugierig obendrein.«

»Sie hat es nicht leicht«, beschwichtigte sie mich. »Ihr Mann ist vor einigen Jahren gestorben und sie ist ganz allein in dem großen Haus. Es ist nicht einfach für sie, neben einem Paar wie uns zu leben.«

Ich biss mir auf die Unterlippe. Das schlechte Gewissen nagte an mir, denn ich wusste, dass Sam recht hatte. Ich wollte mir nicht ausmalen, wie es wäre, wenn Sammy nicht mehr lebte.

»Ich habe ihr gesagt, dass sie sich das Genick brechen soll«, gab ich kleinlaut zu.

Samira nahm das Handtuch vom Kopf und ihr feuchtes Haar fiel auf ihre Schultern. Sie runzelte die Stirn. »Was hast du?«

»Ich habe es nur geflüstert«, rechtfertigte ich mich. »Sie dürfte es eigentlich gar nicht gehört haben.«

»Aber sie hat es.« Sammy rollte mit den Augen. »Du bist unmöglich.«

Ich sah betreten zu Larry, der meinen Blick aus großen Hundeaugen erwiderte.

»Wer konnte ahnen, dass sie alles hört, hm?« Der Hund gab wie zur Bestätigung ein Jaulen von sich und ließ das Huhn vor meine Füße fallen. Ich tätschelte ihm den Kopf.

»Und zieh bitte deine Schuhe aus, du ruinierst den Boden.«

Ich hatte noch meine Stiefel an, und das daran haftende Eis schmolz bereits und bildete eine Pfütze auf dem Parkett.

»Mist«, zischte ich und wich auf den Teppich aus.

»Jetzt ruinierst du den Teppich, Martin«, stöhnte Samira.

Auf einem Bein stehend, zog ich am linken Stiefel und verlor das Gleichgewicht. Hopsend versuchte ich es wiederzuerlangen, da trat ich auf das Gummihuhn, das ein langes Quietschen von sich gab, und knallte mit der Stirn gegen den Handlauf des Treppengeländers.

Stöhnend lag ich auf dem Rücken, bis erst Larry mit dem Huhn in der Schnauze und dann Sammy in meinem Blickfeld erschienen.

»Schatz?«, sagte Samira und strich mir über den Kopf, was wiederum eine Schmerzwelle in meinem Schädel auslöste. »Hast du dir wehgetan?«

»Nur meinen Kopf«, brummte ich und richtete mich auf.

»Gut«, scherzte sie. »Dachte schon, es wäre was Ernstes. Dann kannst du ja deine Schuhe wegstellen.«

»Also wenn dich jemand umbringt«, ich deutete auf das Gummihuhn, »dann dieses Ding.«

»Nun werd nicht albern«, entgegnete Sam. »Das ist nur ein Stück durchgekautes Gummi.«

Sie half mir die Treppe rauf und ins Schlafzimmer, wo ich mich aufs Bett legte. Dann eilte sie in die Küche, um mir eine Kühlkompresse zu holen, und drückte sie mir auf die Stirn.

Ich seufzte betroffen. »Ich schätze, der Abend ist gelaufen. Tut mir furchtbar leid.«

»Das glaubst auch nur du.«

»Aber ich habe Kopfschmerzen«, lamentierte ich.

»Du bist ein schlechter Lügner. Nach einer Dusche wird es dir besser gehen«, erwiderte Sammy.

»Ich bin mir nicht sicher, ob singende und tanzende Menschen gut für meine Genesung sind.«

»Denk an deine Belohnung!«

»Benny’s Burger?«

Samira beugte sich vor und flüsterte mir etwas ins Ohr. Ich riss die Augenbrauen hoch, und das Barometer in meiner Hose bedeutete mir, dass zumindest meine Durchblutung keinen Schaden genommen hatte.

»Das ist gefährlich«, erwiderte ich.

Sie entfernte sich von meinem Ohr und biss sich grinsend auf die Unterlippe.

»Ich steh auf Gefahr.«

»Und wenn ich einen Unfall baue?«

»Riskier mal was, Schatz! Es geht auch schnell«, flüsterte sie, griff mir zwischen die Beine und drückte zu.

Ich zuckte zusammen. »Versprochen!«

Dann stand sie vom Bett auf – nicht, ohne mir noch einen Blick in ihr Dekolleté zu gewähren.

»Und jetzt ab unter die Dusche«, befahl sie, »sonst kannst du auch deinen Burger vergessen.«

»Jawohl, Ma’am«, gab ich zurück.

 

***

 

Samira stemmte die Hände in die Hüften, wie ein Model beim Fotoshooting, und musterte mich. In ihrem schwarzen Kleid und mit dem roten Lippenstift sah sie atemberaubend aus.

»Müssen die Treter sein?«, fragte ich und nickte in Richtung ihrer schwarzen High Heels.

»Wenn ich sie im Schlafzimmer anziehen soll, darf ich sie wohl auch tragen, wenn wir ausgehen.«

»Da liegen wir gewöhnlich in der Horizontalen«, erwiderte ich. »In den Dingern bist du größer als ich.«

»Das bin ich ohnehin. Komm her.«

Sammy trat auf mich zu und schlang die Arme unter mein Sakko. Ich dachte, sie wollte mich umarmen, stattdessen tastete sie meine Taschen ab.

»Ich habe die Karten«, versicherte ich, doch auf die war sie nicht aus.

Sie zog ein Taschenbuch heraus und studierte das Cover. »Thinner von Stephen King?«

»Nur für den Notfall«, sagte ich.

Sammy legte es beiseite. »Das wirst du nicht brauchen. Komm, sonst schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig.«

»Das wäre ja furchtbar«, erwiderte ich entrüstet.

 

***

 

3 Stunden später …

 

Ich trat ins Freie und atmete die frische, nicht vom Gesang erfüllte Luft ein.

»Na?«, fragte Sammy aufgedreht. »Wie fandest du es?«

»Lang.«

»Nein, ehrlich!«

»Ehrlich? Es war furchtbar lang.«

»Ach, komm.«

»Es war furchtbar und unerträglich lang und ich habe mir nach der ersten Stunde überlegt, Durchfall vorzutäuschen, damit ich die übrige Zeit auf der Toilette hätte verbringen können.«

»So schlimm?«, fragte sie grinsend, drückte mich an sich und gab mir einen Kuss.

»Schlimmer. Ich habe die Idee weitergesponnen und erwogen, die Toilettenschüssel abzulecken, um die Chance zu erhöhen, tatsächlich Durchfall zu bekommen. Ich brauche jetzt ’nen Burger.«

»Den sollst du kriegen«, sagte Sammy und wir schlenderten händchenhaltend zu unserem Wagen.

Ich schloss die Verriegelung auf und wir setzen uns ins Auto, als Sammys Telefon vibrierte. Ein Videoanruf von unserer Tochter. Nach ihrem Abitur war sie nach Hamburg gezogen, um dort zu studieren.

Samira steckte das Handy in die Halterung am Armaturenbrett und nahm den Anruf entgegen. Valeries Gesicht strahlte uns über das gesamte Display an.

»Hey, ihr zwei! Wie war’s?«

»Fantastisch, Schatz«, sagte Sammy.

»Ein Albtraum«, lautete hingegen meine Antwort.

»Dein Vater ist die ganze Zeit sitzen geblieben«, hob meine Frau hervor.

»Bravo, Papa. Echt tolle Leistung!« Valerie lachte und auf ihren Wangen bildeten sich Lachfältchen, die wie kleine Trichter aussahen. Die hatte sie von ihrer Mutter.

»Die haben uns übrigens betrogen«, fügte ich hinzu. »Das Stück lief gute zweieinhalb Stunden!«

»Klar«, Valerie runzelte die Stirn, »die spielen doch immer ’ne Zugabe.«

Mir klappte die Kinnlade runter. »Du wusstest das und hast mich nicht vorgewarnt, als ich die Karten gekauft habe?«

»Hättest du sie gekauft, wenn du es gewusst hättest?«, fragte meine Tochter.

»Ich …« Mein Blick wanderte zu Samira, die mich musterte.

»Selbstverständlich«, sagte ich mit verschmitztem Grinsen. »Die halbe Stunde mehr oder weniger.«

»Wie läuft denn das Studium?«, schnitt Samira ein anderes Thema an.

Valerie zog eine Schnute und zuckte mit den Schultern. »Wie immer: lernen.«

»Keine Party?«, fragte ich.

»Papa«, entgegnete sie empört. »Die Uni ist nicht mehr so larifari wie zu deiner Zeit.«

Ich hob die Hände. »Entschuldige, ich dachte, am Wochenende geht bei euch die Post ab.«

»Und ›die Post‹ geht auch nicht mehr ab. So was sagt man nicht mehr.«

»Nimm ihm das nicht übel«, mischte sich Samira ein, »dein Vater wird alt.«

Valerie grinste. »Allerdings treffe ich mich heute tatsächlich mit ein paar Kommilitonen.«

»Wusste ichs doch«, sagte ich. »Ihr geht saufen!«

»Wir gehen was trinken«, korrigierte mich meine Tochter. »Das ist was anderes.«

»Ihr drückt euch nur anders aus, aber es ist das gleiche Ergebnis.«

»Es hat geklingelt«, sagte Valerie und winkte. »Ich wünsche euch beiden noch einen schönen Abend und bleibt brav.«

»Du auch, Schatz«, antwortete ich und Samira warf ihr zum Abschied eine Kusshand zu. Dann war das Bild weg.

»Unser kleines Mädchen«, sagte Samira und grinste.

»Es hat nicht geklingelt, oder?«

»Nein.«

»Schämt sie sich?«

»Nein«, sagte Sammy, »aber sie steht jetzt auf eigenen Beinen und will keine Ratschläge mehr von uns – außer, sie bittet uns darum.«

Ich warf einen Blick aus dem Fenster. »Kaum zu fassen, dass mein kleines Mädchen weg ist. Ich erinnere mich noch gut daran, wie sie sich gefreut hat, die Hauptrolle in der Theater AG zu bekommen. Ich habe es da schon gehasst.«

»Du hast es dir nicht anmerken lassen.« Samira legte mir tröstend die Hand auf die Schulter. »Es sind nur drei Autostunden. Sie lebt ja nicht auf der anderen Seite des Planeten.«

Ich hob die Schultern. »Trotzdem.«

»Würde dich ein Burger aufmuntern?«

»Er würde den Schmerz definitiv lindern«, antwortete ich.

 

***

 

Wir fuhren vom Ort des tanzenden Grauens zu unserem Lieblingsimbiss. Im Benny’s Burger war reger Betrieb und der Chef persönlich half dabei, die Bestellungen zu servieren.

»Einmal Veggieburger für dich.« Er stellte Samira einen prallgefüllten Teller hin. »Und einen Spezialburger für Martin.«

»Danke dir, Volker«, sagte ich und mir lief beim Anblick des Burgers das Wasser im Mund zusammen.

»Hattet ihr einen netten Abend?«, fragte der Wirt.

»Er war grauenhaft.«

»Er war fantastisch«, sagte Samira.

Volker stutzte.

»Wir waren im Theater«, erklärte ich. »Zweieinhalb Stunden singende und tanzende Menschen mit zu viel Schminke. Ich habe nicht einmal die Story kapiert.«

»Wir können uns später den Film ansehen«, sagte Samira. »Mit dem Kommentar des Regisseurs.«

»Das wurde verfilmt? Welcher Sadist tut so was?«

»Ich war ewig nicht mehr aus«, knurrte Volker.

Ich musterte den Wirt und bemerkte die müden Augen. »Schlechte Nacht gehabt?«

Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Du machst dir kein Bild. Den ganzen Tag steht man am Grill und nachts dann die Lieferung …  ach, lassen wir das.«

Ich verstand nicht recht, was er meinte, sagte jedoch: »Verstehe.«

»Na los«, forderte er mich auf. »Probier’ den Burger.«

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, biss hinein und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.

»Verdammt, ist der gut!«

»Freut mich zu hören«, erwiderte Volker und ein Lächeln zeigte sich in seinem müden Gesicht. »Das neue Fleisch ist der Hammer.«

»Sammy«, sagte ich und zeigte auf den Burger, »den solltest du probieren!«

Samira hob die Hände und verzog den Mund zu einem gequälten Lächeln. »Ich bleib bei meinem Veggieburger.«

»Volker«, sagte ich zum Koch, »du musst mir dein Geheimnis verraten!«

Der Wirt stemmte die Hände auf den Tisch und sah mir eindringlich in die Augen. »Wenn ich das täte, müsste ich dich umbringen.«

Ich schluckte hörbar herunter. Dann grinste der Mann und schlug mir jovial auf die Schulter. »War nur ein Scherz.«

Ich lachte und Volker stimmte mit ein, nur Samira zwang sich noch immer nur ein gequältes Lächeln ab.

»Verrätst du mir wenigstens, was das für ein Fleisch ist? Weißt du, wenn Sam Fleisch kauft, dann nur welches, wo die Namen und Gesichter der Tiere draufstehen.«

»Martin«, stöhnte Samira und vergrub das Gesicht in ihren Händen.

»Die letzte Kuh, die ich gegessen habe, hieß Tamara. Glaubt man das? Meine Tante hieß Tamara! Ich hatte ein richtig schlechtes Gewissen.«

»Das soll uns ins Bewusstsein rufen, dass wir etwas essen, das sein Leben für uns gegeben hat. Nicht nur ein anonymes Stück Fleisch«, erklärte Sammy.

»Wenn es euch beruhigt«, er nickte zu meinem Burger, »das war Herbert.«

Ich verzog das Gesicht. »Mein alter Chef hieß Herbert.«

»Oh, das tut mir leid«, sagte Volker.

Ich machte eine abwinkende Handbewegung. »Muss es nicht. Er war ein Arschloch.«

»Dann lass dir Herbert schmecken«, sagte Volker und schlug mir freundschaftlich auf die Schulter. »Ich werde gebraucht.« Dann schlenderte er zurück an die Theke.

Ich nickte ihm zu. »Was ein Scherzkeks, hm?«

»Ich weiß nicht.« Samira sah ihm nachdenklich hinterher. »Bereitet es dir keine Sorge, nicht zu wissen, was das für ein Fleisch ist?«

Ich zuckte mit den Schultern und biss in den Burger. »Herbert schmeckt. Mehr brauch’ ich nicht zu wissen. Du weißt doch auch nicht, was in deinem Veggieburger steckt.«

»Zum großen Teil besteht er aus Grünkern- und Dinkelschrot.«

»Das denkst du dir doch nur aus«, knurrte ich.

»Dein Herbert könnte auch Menschenfleisch sein.« Sammy biss herzhaft in ihren Burger und grinste mich beim Kauen diebisch an.

Ich verengte die Augen und schluckte. Der gute Geschmack war wie weggefegt. »Du versaust mir meinen Burger nicht.«

Samira kaute weiter und grinste.

Wer nannte sein Rind Herbert? Ich sah von ihr auf meinen Burger und wieder zu ihr. Dann ließ ich ihn auf meinen Teller plumpsen, schnappte mir eine Pommes, tunkte sie in Ketchup und hielt ihr die frittierte Erdfrucht vor die Nase.

»Ist die in Ordnung, oder gibt es daran was auszusetzen?«

»Nein, kein Problem«, sagte Sammy.

Ich wollte mir die Pommes gerade einverleiben, da fügte sie hinzu: »Vorausgesetzt, Volker hat hitzebeständiges Öl benutzt und frittiert nicht über 170 Grad, was er ganz sicher tut.«

Ich verharrte mit offenem Mund und der Pommes zwischen den Zähnen. Mein Blick sagte: »Und wenn nicht?«

»Über 175 Grad wird die Acrylamidbildung begünstigt, aber wir wollten ja ohnehin kein zweites Kind, oder? Jedoch …«, sie hob eine Fritte von ihrem Teller und drehte sie zwischen den Fingern, »gibt mir das Krebsrisiko mehr zu denken.«

Ich ließ die Pommes auf den Teller plumpsen.

»Erst die Tanzerei, dann das. Wieso tust du mir das an?«

Samira beugte sich vor und spitzte die Lippen. »Weil ich dein entsetztes Gesicht liebe.«

»Habe ich heute nicht schon genug gelitten?«

»Ich mach doch nur Spaß«, sagte sie, schob sich eine Pommes in den Mund und aß sie genüsslich. »Ich meine nur, dass du immer so übervorsichtig bist, dir aber keine Gedanken über dein Essen machst.«

»Ich bin übervorsichtig?«

»Allerdings! Du fährst nie über eine gelbe Ampel, fährst stets einen Stundenkilometer unter der Richtgeschwindigkeit und ziehst dir immer einen Schal an, wenn du mit Larry Gassi gehst.«

»Neulich war ich ohne Jacke draußen«, wandte ich ein.

»Es waren auch über zwanzig Grad.«

»Bestes Gripperisikowetter.«

Samira stützte ihr Kinn auf ihre Handflächen und grinste mich schweigend an.

»Was?«, fuhr ich sie an. »Sollte ich deiner Meinung nach bei Schnee und Eis nur in dünnen Sportklamotten bekleidet durch die Gegend rennen?«

»Das stärkt die Abwehrkräfte«, erwiderte sie.

»Sag das deinem Oberschenkelhalsknochen, nachdem du dich auf die Nase gelegt hast.«

»Ein wenig Sport würde dir übrigens guttun. Seitdem du deinen Bürojob gekündigt hast und von zu Hause aus arbeitest, kommst du kaum vor die Tür.« Samira nahm sich ihren ach so gesunden Burger vom Teller und biss hinein.

Ich schwieg sie aus Protest an und ließ mein Essen erkalten, bis ich es nicht länger aushielt und grinsen musste.

»Na?«, fragte sie. »Drüber hinweg?«

»Nein, nur Hunger.« Ich nahm meinen Herzkranzgefäßkiller und biss hinein. Nach einer Weile sagte ich: »Morgen gehe ich mit dir joggen.«

»Ernsthaft?«

»Warum nicht?«, fragte ich. »Ich liebe das Risiko.«

»Aus dir wird noch ein echter Killer!«, scherzte sie. »Können wir nach Hause fahren?«

 

 

Tipp 2: Gefahrenreduktion

Sollten Sie ein risikobereiter Mensch sein: Lassen Sie es!

Sollte jemand Sie dazu anstiften, ein Risiko einzugehen: Lassen Sie es!

Das Stichwort lautet: Gefahrenreduktion.

Alles, was Sie und Ihre Liebsten in eine gefährliche Situation versetzt, bringt Sie einen Schritt näher an Ihr Ableben. Selbst wenn der Lohn für Ihre Risikobereitschaft noch so verlockend wirkt, sollten Sie stets den Blick auf mögliche Konsequenzen Ihres Handelns werfen.

 

»Du fährst über die Autobahn?«, fragte Samira verwundert, nachdem ich den Blinker gesetzt hatte. »Du fährst doch sonst nie über die Autobahn.«

»Das Risiko gehe ich ein. Ich möchte eben schnell nach Hause.«

»Alter Draufgänger. Fahr lieber über die Landstraße«, bat sie.

»Das geht nicht«, widersprach ich, »der Blinker blinkt bereits.«

»Dann mach ihn aus.«

»Und damit den Fahrer hinter mir irritieren und gegebenenfalls einen Unfall verursachen? Niemals!«

Samira warf einen Blick über die Schulter.

»Hinter uns ist niemand, also fahr über Land.«

Seufzend gab ich mich geschlagen und machte den Blinker aus. Wir passierten den Zubringer und fuhren die kurvige Landstraße entlang. Die Scheinwerfer schnitten durch das Dunkel der Nacht. »Zufrieden, Punky?«

»Allerdings.« Sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter und schmiegte sich an meinen Arm. »Wenn es ins Theater geht, nimmst du den Umweg, doch wenn es ums Vögeln geht, kann es dir gar nicht schnell genug gehen, hm?«

Ich grinste. »Ertappt.«

»Du bist so durchschaubar.«

»Du ebenfalls«, entgegnete ich. »Du willst mich heute leiden lassen. Richtig?«

»Ganz im Gegenteil«, flüsterte Samira und strich mit dem Fingernagel an meinem Hemd entlang. Sie malte Kurven durch den dünnen Stoff und mir lief ein Schauer über den Rücken, bis meine Gürtelschnalle ihr Spiel stoppte. Dann begann sie, daran herumzunesteln.

Ich schluckte.

»Was … hast du vor?«

Ihre Lippen berührten mein Ohr und sie hauchte: »Meinen neuen Draufgängerehemann auf die Probe stellen.« Dann küsste sie meinen Hals und Hitze stieg in mir auf.

»Wir fahren nach Hause und machen dort weiter«, schlug ich mit brüchiger Stimme vor, als sie meinen Gürtel gelöst hatte. Mein Penis drückte schmerzhaft gegen den Stoff der Hose. »Was sagst du?«

»Das ist die erste Runde.«

Ratsch. Der Hosenstall.

»Aber du sollst auch auf deine Kosten kommen«, erwiderte ich, obwohl die Beule in meiner Unterhose jedes Argument pulverisierte.

»In Runde zwei bringst du mich auf meine Kosten.« Sie schob den Bund der Unterhose über mein Gemächt, das sich ihr bereits freudig entgegenreckte. So ein mieser Verräter!

Sie bedeckte meinen Hals mit Küssen, während ihre Hand mein Glied knetete.

Ein Blick auf den Tachometer verriet mir, dass ich viel zu schnell fuhr. Ich ging vom Gaspedal. Samira nicht.

Ihr Kopf ging auf Tauchstation und Sekunden drauf schlossen sich ihre weichen Lippen um meinen Schaft.

Die wohlige Wärme ihres Mundes nahm mich ein. Mit leisem Schmatzen bearbeitete sie mich mit ihrer Zunge und mein Penis wuchs in ihr zu voller Größe an.

Ich hatte alles unter Kontrolle. Die Straße hatte ich im Blick, ich fuhr nicht zu schnell und bekam den Blowjob meines Lebens.

Da dudelte das Handy am Armaturenbrett das Benny-Hill-Theme. Ich erschrak und trat aufs Gaspedal.

Vom Display grinste mich das Bild meiner Tochter an.

»Es ist Valerie!«, stöhnte ich und zwang mich, die Geschwindigkeit zu drosseln.

»Maff auf«, sagte Samira.

»Aufmachen?«

Samira sah auf und massierte mich mit ihrer Hand weiter. »Drück sie weg!« Dann ging sie wieder ans Werk.

Mein Zeigefinger schob sich langsam vor und ich visierte das rote Telefonsymbol an, als wir über eine Bodenwelle fuhren, die uns durchschüttelte.

Mein Penis stieß in Samiras Kehle und sie würgte. Ich stöhnte infolge des neuen Gefühls, so tief in ihr drin zu sein, und tippte im selben Moment auf das Display.

Wieder grinste mich meine Tochter an, jedoch nicht mehr nur ihr Foto. Ich war abgerutscht und hatte das grüne Symbol erwischt.

Scheiße!

»Hi, Papa!«, begrüßte Valerie mich.

»Heeey, Schätzchen«, sagte ich gespielt freudig. »Ich dachte, du wärst mit deinen Freundinnen aus?«

»Die kommen gleich«, antwortete sie und runzelte die Stirn. »Wo ist Mama?«

»Die«, in meinem Schädel rotierte es, doch ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, denn das Blut wurde gerade woanders gebraucht, »ist im Keller.«

»Du sitzt im Auto«, entgegnete sie.

»Maff auf«, hörte ich Samira.

»War das gerade Mama?«

»Nein, das war das Radio«, sagte ich, während die erste Welle eines kommenden Orgasmus durch meinen Körper zuckte und meine Augenlider flatterten.

»Papa, hast du gerade einen Schlaganfall?«

»Schätzchen, ich muss jetzt auflegen. Tschüss!« Mein Finger schoss vor und ich tippte auf das rote Symbol.

In dem Augenblick sah ich auf die Straße und die Scheinwerfer strahlten etwas an. Dann knallte es.

Samiras Zähne bohrten sich in mein empfindliches Fleisch und ich schrie.

Ich kam in ihr und trat gleichzeitig die Bremse durch. Das Heck brach aus und ich lenkte gegen, bis der Wagen zum Stehen kam.

Keuchend sah ich aus der Frontscheibe auf die vom Scheinwerferlicht erleuchteten Bäume am Straßenrand.

Samiras Kopf hob sich und sie sah mich aus großen Augen an.

»Ich habe dich gebissen.«

»Und ich bin gekommen.«

»Das habe ich gemerkt«, erwiderte sie und wischte sich über die Lippen. »Was war das für ein Knall? Haben wir etwas angefahren?«

Ich drehte meinen Kopf und sah den reglosen Körper am Straßenrand.

»Etwas oder … jemanden.«

 

***

 

»War das ein Reh?«, fragte Samira.

»Keine Ahnung.«

»Aber du hast es doch gesehen.«

»Ich habe nur eine Bewegung wahrgenommen«, antwortete ich. »Ich war abgelenkt.«

Wir starrten aus dem Fenster und versuchten, in der Dunkelheit etwas zu erkennen.

---ENDE DER LESEPROBE---