Tod im beschaulichen Augustfehn - Silke Lüttmann - E-Book

Tod im beschaulichen Augustfehn E-Book

Silke Lüttmann

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Beschreibung

Labrador Siley findet mit seinem Frauchen Silke eine entstellte Leiche am Augustfehner Sperrwehr. Bei den Ermittlungen werden sie von der Polizei herangezogen, die Siley fast das Leben kosten. Doch Silke lässt sich nicht beeindrucken und klärt nebenbei noch einen anderen Fall.

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Heimat ist dort, wo man zu Hause ist

Die Autorin:

Geboren 1971, aufgewachsen in Bad Zwischenahn und nach dem Abitur lange Jahre als Fitnessfachwirt tätig gewesen.

Sie lebt mit einem Hund glücklich im schönen Ammerland und träumt von einem Resthof, auf dem sie Schafe und noch mehr Hunde halten kann.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Epilog

Prolog

Mein Name ist Siley, ich bin von blauem Blut. Ich lebe mit meinem Frauchen Silke auf einem Resthof und genieße es, wenn ich auf der Weide mit unseren Schafen herumlaufen kann. Silke ist eine Frühaufsteherin, das mir gut in den Kram passt, denn ich habe bereits früh am Morgen mächtig Hunger, so ist das bei uns Labradoren nun mal.

Nachdem Silke und ich vor einigen Monaten in ziemliche Aufregung erlebt haben, als wir einen Toten an der Hengstforder Mühle gefunden hatten und im Laufe unserer Ermittlungen in Lebensgefahr geraten waren, kommt Rainer des Öfteren zu uns. Silke und Rainer kennen sich bereits viele Jahre und, weil ich weiß, dass ich immer Silkes Nummer eins sein werde, stört es mich nicht mehr, wenn er manchmal neben Silke auf dem Sofa sitzt oder auch mal über Nacht bei uns bleibt, dafür bringt er mir aber auch Bestechungsleckerlis mit.

Silke und ich haben ein schönes Leben, doch der Frühling ließ unser Blut in den Adern gefrieren.

1

Der Frühling hatte Einzug gehalten und über Tag ließ ich mir die Sonne aufs Fell scheinen. Silke hatte meine Sonnenliege bereits aufgebaut und so konnte ich den Hof von meinem gemütlich gepolsterten Platz im Auge behalten. Ich konnte die Schafe sehen, die auf der Weide neben dem Stall das frische Gras genossen. Die drei jungen Lämmer tollten umher und ich überlegte kurz, mich ihnen anzuschließen, doch es siegte die Müdigkeit und ich legte meinen Kopf auf die Pfoten und blickte zum Stall, in dem ich Silke arbeiten hörte. Sie mistete die Boxen der Schafe gründlich aus und pfiff dabei leise eine fröhliche Melodie. Die ersten warmen Sonnenstrahlen auf meinem Fell ließen mich schläfrig werden und so nickte ich schließlich ein.

Ein Kitzeln an meinem Ohr weckte mich, Silke kniete neben mir und streichelte mich sanft. Ich räkelte mich, ließ mir von ihr den Bauch kraulen und setzte mich dann auf. Silke sah mich lächelnd an „Na mein Junge? Lässt du es dir gutgehen?“ Ich leckte ihr einmal über das Gesicht, worauf Silke lachend aufstand. „Komm, ich bin fertig, wir können nun unsere Damen in den Stall bringen, es wird abends doch noch zu kühl.“ Ich stand langsam von meiner Liege und streckte mich. Als ich mich umsah bemerkte ich, dass es schon dämmerte, ich musste wohl recht lange geschlafen haben.

Nachdem die Schafe von uns in den Stall gebracht worden waren und sich über das Heu hermachten, schloss Silke noch die Tür vom Hühnerstall und rief mich „Siley, hier her, wir gehen ins Haus, Abendessen!“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und rannte wie der Blitz hinter Silke her, um sie noch vor der Tennentür zu überholen, damit ich als erster am Napf war. Silke lachte laut, da ich auf den Fliesen in der Küche leicht ins Rutschen gekommen war. Sie servierte mir Hühnerleber mit Reis und ich verschlang alles gierig. Sie selbst schmierte sich ein Brot und machte dann Feuer im Ofen. Die Abende waren immer noch kühl und so kuschelte ich mich an Silke und wir genossen die Wärme vor dem Ofen. Sie las mir etwas über Schottland vor und ich lag lang ausgestreckt neben ihr, den Kopf auf ihrem Sch0ß.

Silke gab mir später das Zeichen, dass es Zeit für uns war, ins Bett zu gehen. Ich begab mich auf direktem Weg ins Schlafzimmer und wartete dort auf Silke, die sich noch duschte und die Zähne putzte. Endlich lag sie neben mir und ich kroch mit unter ihre Bettdecke. „Morgen früh müssen wir noch einen Rundballen Heu holen“ sagte Silke, „Wir kommen nicht ganz hin bis zur nächsten Lieferung.“ Ich freute mich und drückte meine Nase in ihr Gesicht. Dann löschte Silke das Licht, küsste mich auf die Stirn und wir schliefen ein.

Am nächsten Morgen wurde ich wach, weil Silke aufstand, draußen war es noch dunkel. „Bleib noch liegen, mein Engelchen, ich brauche noch etwas, bis das Frühstück fertig ist.“ Ich rutschte dorthin, wo Silke vorher gelegen hatte, damit ich ihren wundervollen Geruch schnuppern konnte. In der Küche klapperte die Pfanne und als ich den Duft von Rührei aufnahm, hopste ich aus dem Bett und trabte ich die Küche. „Du bist rechtzeitig da, wie immer.“ Ich wedelte freudig mit der Rute und wartete ungeduldig, bis ich meinen Anteil vom Frühstück bekam. Als der Tisch abgeräumt war, drehte Silke ihre Runde durch den Stall, ließ die Schafe und Hühner aus ihren Behausungen und dann streifte sie mir mein neues orthopädisches Geschirr über. Sie selbst zog sich die dicke Jacke und Gummistiefel an. So gewappnet ging es zur Remise, wo Silke unseren alten Audi herausfuhr, mich in den Kofferraum bat und dann den Anhänger ankoppelte.

Silke fuhr nach Augustfehn zu einem Bauern, der für sie einen Rundballen Heu liegen hatte. Ich wartete geduldig im Wagen, bis der Rundballen mit dem Radlader auf den Anhänger geladen war und Silke noch ein paar Worte mit dem Mann gewechselt hatte. Dann fuhren wir wieder los und Silke sah mich im Rückspiegel an „Du hast so brav gewartet, ich denke, wir machen noch einen kleinen Abstecher und laufen ein Stück den Deich hinauf.“ Das gefiel mir und ich bellte kurz zustimmend auf. Unser Weg führte zum Bootshaus, von wo aus wir dann ins Aper Tief liefen. Ich rannte immer wieder ein Stück voraus, um dann wieder zu Silke zurückzulaufen. Das Gras war noch nass von der Nacht und die Sonne hatte noch nicht ihre volle Kraft, aber wir genossen die Strecke mit dem Blick ins Naturschutzgebiet.

Silke wollte an der Gabelung umdrehen, doch ich hatte noch keine Lust und lief im Wetzschritt weiter voraus, so dass Silke mit den Schultern zuckte und mir folgte, „Ein paar Meter mehr können auch nicht schaden“ murmelte sie. Ich lief auf dem Schotterweg und steuerte den Aussichtsturm an, um dort ein wenig Zeitung zu lesen, während Silke oben auf dem Deich lief und den Blick zwischen Naturschutzgebiet und mir wechselte. Am Aussichtsturm war ich voll damit beschäftigt, die Nachrichten anderer Hunde zu erschnüffeln und erschrak, als Silke einen lauten Schrei ausstieß. Ich sah mich zu ihr um, sie stand versteinert auf Höhe des Schöpfwerks, die Hände hatte sie vor den Mund gepresst, damit sie nicht weiter schrie. Sofort rannte ich zu ihr hinauf und folgte ihren Augen. Was ich dort sah, ließ mein Blut in den Adern gefrieren...

2

Silke und ich standen bewegungslos oben auf dem Deich und starrten mit aufgerissenen Augen auf das vor uns liegende Schöpfwerk. Ich blinzelte einmal und hoffte, mich zu irren, doch als ich die Augen wieder öffnete war der Anblick unverändert. Vor uns hing ein Mensch. Er war an den Beinen aufgehängt und hing kopfüber am Geländer des Schöpfwerks. Kopfüber? Nein! Der Kopf fehlte. Es war ein grotesker Anblick. Ich fing mich als erster und stupste Silkes Hand, die schlaff herunterhing. Sie sah mich daraufhin an und streichelte mir über den Kopf und sah mir in die Augen. Ganz langsam gingen wir den Deich hinunter, Schritt für Schritt, und näherten uns der vor uns hängenden Leiche, die sachte vom Wind hin und her geschwungen wurde. Wir traten seitlich an das Geländer heran und verschafften uns einen Eindruck. Silke schaute sich um, doch es war außer uns keiner im Aper Tief unterwegs.

„Nicht schon wieder...“ murmelte Silke leise und erinnerte mich an unseren letzten Fall. Ich zog mit den Zähnen an Silkes Jacke, damit sie ihr Smartphone herausholt. Sie begriff und zückte ihr Handy. „Wir rufen erst einmal Rainer an“ beschloss Silke und wählte seine Nummer. Damit ich mithören konnte, hockte sie sich neben mich und schaltete auf Lautsprecher. „Kaiser am Apparat“ meldete sich Rainer, „ich bin es“ sprach Silke in das Handy. „Silke! Was für eine Freude am Morgen“ freute sich Rainer. „Du musst unbedingt ins Aper Tief kommen, zum kleinen Sperrwehr, Siley und ich haben etwas gefunden...“, sie schluckte und blickte wieder zur Leiche, „Bitte, beeile dich.“ Rainer bemerkte sofort den Ernst der Lage und fragte nicht weiter, „Ich bin in 10 Minuten da!“, dann legte er auf und Silke nahm mich in die Arme. Es tat gut, ihre Nähe zu spüren, denn der grausige Anblick der zerstückelten Leiche war furchtbar.

Rainer kam mit schnellen Schritten um die Ecke gebogen, er hatte in der Siedlung geparkt. Silke lief ihm entgegen und ich blieb ihr dabei dicht auf den Fersen, keine Minute wollte ich allein mit der Leiche bleiben. Die beiden umarmten sich und Silke nahm ihn an die Hand und zog ihn mit zum Sperrwehr. Oben auf dem Deich angekommen stoppte Rainer abrupt. Er starrte entsetzt auf die hängende Leiche. „Oh mein Gott!“ rief er aus, dann schaute er Silke an, „Hast du schon die Polizei informiert?“ Silke schüttelte den Kopf „Nach dem letzten Mal? Erinnerst du dich, wie das abgelaufen ist? Wie sieht das denn aus?“ Rainer setzte ein schiefes Lächeln auf „Okayyyy... Ja, die könnten in der Tat auf dumme Gedanken kommen...“ Ich sah von einem zum anderen und wartete gespannt, wie es nun weiterginge. „Ich rufe die Polizei an“ entschied Rainer. Silke drückte dankbar seinen Arm. „Dann rufe ich nun aber direkt Christian an, damit er jetzt auch herkommt.“ „Einen Anwalt dabei zu haben, kann sicherlich nicht schaden “ gab Rainer zustimmend zurück.

Silke erreichte Christian in seiner Kanzlei, der sie bat, ein paar Minuten mit dem Anruf bei der Polizei zu warten, da er noch einen Termin mit einem Mandaten absagen wollte. Rainer nutzte die Zeit, um in seiner Steuerkanzlei anzurufen, um dort Bescheid zu geben, dass er erst am Nachmittag ins Büro kommen würde. Als er aufgelegt hatte, sah er Silke an „Ich bin Steuerberater, aber du wirbelst mein Leben immer wieder durcheinander.“ Silke sah betreten auf den Boden, doch Rainer lachte und nahm sie fest in die Arme. „Es war nur Spaß. Du weißt, dass ich fast alles für dich täte. Außerdem bringt das Spannung in meinen Alltag.“ Silke entspannte sich und gab ihm einen Kuss. „Danke!“ strahlte sie ihn an. Ich bellte kurz auf und erinnerte die beiden daran, dass die Polizei angerufen werden musste, denn die Leiche hing immer noch kopflos an den Beinen aufgehängt am Geländer. „Du hast ja recht“ sagte Silke und gab mir einen Keks aus dem Leckerlibeutel.

Rainer zückte sein Smartphone und wählte die Nummer der örtlichen Polizei. „Kaiser“ meldete er sich, „Ich stehe mit meiner Freundin, Frau Lüttmann, am Aussichtsturm im Aper Tief, dort, wo das kleine Stauwehr ist.“ „Herr Kaiser, wie kann ich Ihnen helfen?“ fragte der Beamte am anderen Ende des Apparates. „Nun ja“ begann Rainer, „hier hängt eine Leiche am Geländer des Wehres.“ Silke stand dicht neben Rainer und lauschte dem Schweigen, das auf Rainers Mitteilung folgte. „Haben Sie gehört?“ fragte Rainer, „Schicken Sie bitte eine Streife vorbei.“ Der Polizist räusperte sich, man konnte hören, dass er sich sammeln musste. „Eine Leiche? Im Aper Tief?“ „Sie haben richtig gehört.“ Der Beamte holte tief Luft „Ist eine Silke Lüttmann bei Ihnen?“ Rainer sah Silke an, die mit den Schultern zuckte. „Mir ist bewusst, dass Ihnen das seltsam vorkommen muss, da Frau Lüttmann erst vor wenigen Monaten an anderer Stelle eine Leiche gefunden hat. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass hier ein toter Mensch am Geländer baumelt und es notwendig ist, dass die Polizei nun hierherkommt.“ Rainer sprach langsam und bestimmt. Der Polizist am Telefon versprach, umgehend eine Streife zu uns zu schicken.

Als Rainer das Gespräch beendet hatte, sah man ihm seine Verärgerung deutlich an. „Was hattest du erwartet? Natürlich sieht das komisch aus, wenn schon wieder Siley und ich einen Toten finden.“ lachte Silke und griff Rainers Hand, „Danke, dass du da bist.“ Ich rannte um die beiden herum und bellte. Silke beugte sich zu mir runter und verstand, was ich sagen wollte. „Sag mal, hast du auf dem Weg zu uns, einen Kopf gefunden?“ wandte sie sich an Rainer, der sie entgeistert ansah. „Stopp, stopp, stopp! Was hast du vor?“ Silke setzte einen unschuldigen Blick auf „Gar nichts“ entgegnete sie.

In diesem Moment erschien Christian „Hey ihr beiden, bringt ihr wieder die Gemeinde Apen durcheinander?“ begrüßte er Rainer und Silke. Die beiden Männer gaben sich die Hand. Silke begrüßte Christian mit einer Umarmung. „Hast du wieder einen Toten erschnüffelt“ wandte der Anwalt an mich. Ich schüttelte den Kopf und Silke erklärte Christian kurz die Sachlage. Der Anwalt schaute sich um und näherte sich dann dem Geländer. Er erschauderte bei dem Anblick „Wer ist nur zu so etwas fähig? Einem Menschen den Kopf abtrennen...“ Dann sah er sich um, ging um das Geländer des Stauwehrs und verschaffte sich einen Eindruck. „Der Kopf war nirgends zu finden?“ Rainer schnaubte „Nun fang du nicht auch noch an. Ich sehe schon kommen, dass wir wieder mittendrin statt nur dabei sind.“ Christian blickte fragend zu Silke. Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, standen bereits die Polizeibeamten neben uns.

3

Christian begrüßte die beiden Beamten „Guten Morgen und vielen Dank, dass Sie so schnell erschienen sind. Dass es sich hier um einen Mord handelt, ist aufgrund des abgetrennten Kopfes offensichtlich. Ich habe mir kurz vor Ihrem Eintreffen einen Eindruck verschafft und es ist unmöglich, dass eine Abtrennung des Hauptes durch das Wehr entstanden sein kann, da die Leiche dafür zu hoch hängt, als dass sie sich in den Zwischenräumen verfangen könnte.“ Die Beamten waren sichtlich irritiert über Christians Erläuterungen und begaben sich dann selbst den Deich hinunter, um sich den kopflosen aufgehängten Toten anzuschauen. Der größere der beiden Polizisten zückte sein Funkgerät und meldete der Zentrale einen Mord und forderte Spurensicherung, Feuerwehr und Leichenspürhunde an.

Die Polizisten sprachen noch kurz mit Christian, Rainer und Silke „Bitte kommen Sie morgen früh aufs Revier, damit wir Ihre Aussage aufnehmen können.“ Dann wandte sich der kleinere Beamte an Silke „Und Sie halten sich bitte von den Ermittlungen fern.“ Rainer musste sich das Lachen verkneifen und verabschiedete sich von den Polizeibeamten. Ich zerrte an Silkes Jacke und wollte sie dazu bewegen, dass wir noch etwas bleiben, damit wir mehr Informationen bekämen, doch Silke forderte mich auf, ihr zu folgen. Ich war etwas enttäuscht, aber Silke zwinkerte mir zu und ich verstand und folgte ihr brav. Silke ging mit Rainer und Christian zu deren Wagen. Dort angekommen vereinbarten die drei, dass sie am nächsten Morgen bei uns frühstücken wollten, damit sie dann gemeinsam zum Polizeirevier fahren. Christian stieg als erster in sein Auto und winkte im Wegfahren. Unser Auto stand noch mitsamt Anhänger und Rundballen Heu am Bootshaus. „Soll ich dich zu deinem Auto fahren?“ fragte Rainer Silke. „Ja gern“ antwortete sie und so sprang ich auf den Rücksitz und legte meinen Kopf auf Silkes Schulter. Rainer hatte Silkes Hand genommen und sie hingen beide ihren Gedanken nach.

Rainer fuhr mit uns zum Bootshaus, wir kamen dabei durch die Siedlung, die ich von früher, als wir noch hier um die Ecke gewohnt hatten, gut kannte. Silke winkte zwei Leuten zu und ich schaute gespannt aus dem Fenster, ob ich einige meiner früheren Hundefreunde sehen würde. Als Rainer den Wagen linksherum steuerte, um zu unserem Wagen zu kommen, der mit dem Rundballen auf dem Anhänger etwas befremdlich in der Siedlung wirkte, blickte er zu Silke „Du wirst nochmal wiederkommen, habe ich recht?“ Silke zog eine Grimasse „Ich habe das Gefühl, dass ich den Toten kenne“ antwortete sie. „Du kennst den?“ brachte Rainer mühsam heraus. „Ich weiß es nicht, schon vergessen? Der Kopf fehlte.“ Rainer bremste und parkte hinter unserem Anhänger. Er starrte auf den Rundballen. Ich leckte Silke über das Ohr, denn ich wollte endlich aussteigen. Silke sah zu Rainer, der immer noch auf den Rundballen sah, öffnete dann ihre Tür, stieg aus und ließ mich aus dem Wagen. Ich rannte flink zum Bootshaus, um zu schauen, ob inzwischen neue Nachrichten hinterlassen worden waren, während Silke zur Fahrerseite ging und dort die Autotür öffnete. Sie sprach Rainer an „Was ist mit dir?“ Rainer löste seinen Blick vom Heuballen und sah Silke an „Ich habe Angst.“ Sie sah Rainer fragend an. „Erinnerst du dich an das letzte Mal? Das ist gerade mal ein paar Monate her. Du bist bei deinen Nachforschungen oder nennen wir es doch besser Ermittlungen in Lebensgefahr geraten. Siley wäre beinahe umgekommen. Du bedeutest mir so viel.“ Silke nahm seine Hände und zog ihn aus dem Wagen. „Das habe ich nicht vergessen!“ Sie legte ihre Arme um seinen Hals und gab Rainer einen Kuss. „Du bist ein hoffnungsloser Fall“ lachte er. Ich fand, die beiden hatten nun lange genug geredet und wollte endlich nach Hause, in meinem Alter ist Schlaf wichtig. Rainer bemerkte mein Drängeln „Fahrt erst einmal nach Hause, ich muss auch in die Kanzlei. Wollen wir heute Abend zusammen kochen?“ Silke strahlte, sah mich an und gab zurück „Sehr gerne!“ Dann liefen wir zu unserem Auto und Silke winkte Rainer bei der Abfahrt zu.

Auf der Fahrt nach Hause sprach Silke mich über den Rückspiegel an „Siley, was hälst Du von der Sache?“ Ich schaute sie an und gab mit den Augen zu verstehen, dass ich nicht bereit war, die Sache auf sich beruhen zu lassen und die Ermittlungen einzig in den Händen der Polizei zu überlassen. Silke nickte „Ich stimme dir zu!“ Dann waren wir bei unserem Hof angekommen und Silke rangierte den Anhänger mit dem Rundballen vor die Stalltür. Ich schaute begeistert aus dem Heckfenster zu. Die Schafe standen in Reih und Glied am Zaun und beäugten das frische neue Heu. Nachdem der Anhänger passend stand, ließ Silke mich aus dem Kofferraum und ich schüttelte mich ausgiebig, um den Kopf freizubekommen. Während der Heuballen mit der Gabel am alten Schlepper ausgeladen und von Silke ins Heulager verfrachtet wurde, schlenderte ich gemütlich über den Hof und begrüßte die Schafe. Die jungen Zwillinge forderten mich zum Spielen