29,99 €
Masterarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Theologie - Religion als Schulfach, Note: 2,7, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Seminar für Praktische Theologie und Religionspädagogik), Veranstaltung: Evangelische Religionslehre, Sprache: Deutsch, Abstract: In der heutigen Zeit sind der Tod und die damit einhergehende Trauer zu Tabuthemen geworden. Sie sind an den Rand gedrängt worden, da sich die westliche Gesellschaft in ihrer Suche nach Jugend und Unbeschwertheit von ihnen bedroht fühlt. Dies hat zur Folge, dass sowohl Kinder, als auch ihre Lehrkräfte in der Grundschule diese Thematik meiden. Der Tod ist jedoch im Umfeld jedes Menschen präsent. Jeder Mensch muss also früher oder später, spätestens auf dem eigenen Sterbebett, mit ihm auseinandersetzen. Diese Arbeit soll der gesellschaftlichen Tabuisierung der Thematik Tod und Trauer entgegenwirken. In ihr soll verdeutlicht werden, wie es beispielsweise durch pädagogische Kurzfilme möglich ist, im ev. Religionsunterricht der Grundschule die Thematik zu behandeln. Die Kinder der Grundschule sollen so mit dem Thema in Kontakt kommen, Ängste abbauen und einen dem Alter angemessenen Umgang mit Tod und Trauer erlernen. Zu Beginn der Arbeit wird eine theoretische Grundlage erarbeitet, auf die dann die praktische Umsetzung folgt. Des Weiteren wird darauf eingegangen, mit welchen Erfahrungen von Abschied, Verlust und Tod Kinder in ihrem jungen Alter schon in Kontakt kommen können. Es schließt sich dann eine Betrachtung zum Phänomen kindlicher Trauer an. Nach einer kurzen Überlegung, ob Trauer als Krankheit einzustufen ist, werden die vier gängigsten Trauerkonzeptionen vorgestellt und kurz verglichen. Das Wissen um die Verschiedenheit von Trauerprozessen ist von höchster Wichtigkeit, wenn überlegt wird, die Thematik in der Schule zu behandeln. In dem darauf folgenden fünften Kapitel wird dann auf die Trauerarbeit und ihre Bestandteile eingegangen. Dies geschieht speziell im Hinblick auf die Trauerarbeit mit Kindern. Im zweiten Teil dieser Arbeit, wird im Hinblick auf den vorangegangenen Theorieteil, überlegt, wie die Thematik Tod und Trauer in den ev. Religionsunterricht der Grundschule integriert werden kann. Dazu wird zunächst zwischen dem geplanten Unterricht zu dem Thema und der plötzlich notwendigen Behandlung eines konkreten Trauerfalls unterschieden. Im Weiteren wird die Thematik dann durch eine Betrachtung des Lehrplans für den ev. Religionsunterricht der Grundschule in Nordrhein-Westfalen als Inhalt für den Unterricht gerechtfertigt. Nach einer kurzen Rechtfertigung, Filme im Unterricht einsetzen zu können, werden vier ausgewählte Kurzfilme zum Thema Tod und Trauer vorgestellt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Page 1
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Fachbereich:FB 01 Evangelisch-Theologische Fakultät
Abteilung:Seminar für Praktische Theologie und Religionspädagogik
Semester:Sommersemester 2010
Abgabetermin:16. August 2010
Religionsunterricht der Grundschule unter Verwendung pädagogischer Kurzfilme
Death and grief as a topic in the religious education in the primary
Page 1
In der heutigen Zeit sind der Tod und die damit einhergehende Trauer zu Tabuthemen geworden. Sie sind an den Rand gedrängt worden, da sich die westliche Gesellschaft in ihrer Suche nach Jugend und Unbeschwertheit von ihnen bedroht fühlt. Dies hat zur Folge, dass sowohl Kinder, als auch ihre Lehrkräfte in der Grundschule diese Thematik meiden. Der Tod ist jedoch im Umfeld jedes Menschen präsent. Jeder Mensch muss also früher oder später, spätestens auf dem eigenen Sterbebett, mit ihm auseinandersetzen. Diese Arbeit soll der gesellschaftlichen Tabuisierung der Thematik Tod und Trauer entgegenwirken. In ihr soll verdeutlicht werden, wie es beispielsweise durch pädagogische Kurzfilme möglich ist, im ev. Religionsunterricht der Grundschule die Thematik zu be-handeln. Die Kinder der Grundschule sollen so mit dem Thema in Kontakt kommen, Ängste abbauen und einen dem Alter angemessenen Umgang mit Tod und Trauer erlernen.
Die Arbeit besteht aus einem Theorieteil und einem Praxisteil. Zu Beginn der Arbeit wird eine theoretische Grundlage erarbeitet, auf die dann die praktische Umsetzung folgt. Im ersten Teil werden zunächst die Begriffe „Tod“ und „Trauer“ näher betrachtet. Dadurch soll für die Arbeit eine begriffliche Grundlage geschaffen werden. Auf diese Begriffsklärungen folgt dann ein Kapitel, in dem die entwicklungspsychologischen Aspekte von Tod in der kindlichen Entwicklung aufgezeigt werden. Es wird erläutert, wie sich die Zeitwahrnehmung im Kindesalter wandelt und wann und wie es zur Entwicklung eines Todeskonzeptes kommt. Des Weiteren wird darauf eingegangen, mit welchen Erfahrungen von Abschied, Verlust und Tod Kinder in ihrem jungen Alter schon in Kontakt kommen können. An dieses Kapitel schließt sich dann eine Betrachtung zum Phänomen kindlicher Trauer an. Es wird ausführlich dargelegt, wie Kinder im Grundschulalter Trauer erleben und wie sie sich in Trauersituation verhalten. Nach einer kurzen Überlegung, ob Trauer als Krankheit einzustufen ist, werden die vier gängigsten Trauerkonzeptionen vorgestellt und kurz verglichen. Das Wissen um die Verschiedenheit von Trauerprozessen ist von höchster Wichtigkeit, wenn überlegt wird, die Thematik in der Schule zu behandeln. In dem darauf folgenden fünften Kapitel wird dann auf die Trauerarbeit und ihre Bestandteile eingegangen. Dies geschieht speziell im Hinblick auf die Trauerarbeit mit Kindern. Nachdem die beiden Aspekte der Trauerarbeit, die Traueraufgaben des Trauernden und die Trauerbegleitung, näher beleuchtet wurden, wird zum Schluss dieses Kapitels überlegt, welche Rollen das Elternhaus und die Schule im Prozess der Trauerarbeit übernehmen können.
Page 2
Im zweiten Teil dieser Arbeit, wird im Hinblick auf den vorangegangenen Theorieteil, überlegt, wie die Thematik Tod und Trauer in den ev. Religionsunterricht der Grundschule integriert werden kann. Dazu wird zunächst zwischen dem geplanten Unterricht zu dem Thema und der plötzlich notwendigen Behandlung eines konkreten Trauerfalls unterschieden. Im Weiteren wird die Thematik dann durch eine Betrachtung des Lehrplans für den ev. Religionsunterricht der Grundschule in Nordrhein-Westfalen als Inhalt für den Unterricht gerechtfertigt. Nach einer kurzen Rechtfertigung, Filme im Unterricht einsetzen zu können, werden vier ausgewählte Kurzfilme zum Thema Tod und Trauer vorgestellt.
Um eine begriffliche Grundlage für diese Arbeit zu schaffen, sollen nun in einem ersten Schritt die Begriffe „Tod“ und „Trauer“ genauer definiert werden. Hierzu sollen die Begriffe jeweils in ihrer Wortbedeutung umrissen werden, um dann eine kurze Darstellung der mit dem Begriff bezeichneten Phänomen anzuschließen.
Der Begriff „Tod“ ist keinesfalls nur in ein paar Worten zu erklären. Er hat unzählige Aspekte, von denen nicht alle für diese Arbeit von Belang sind. Eigentlich wird sich in jeder wissenschaftlichen Disziplin mit dem Tod beschäftigt. In der Psychologie, der Biologie, der Medizin, der Religionswissenschaft und vielen anderen. Die hier relevanten Aspekte sollen nun genauer erläutert werden. Zuerst wird die Wortherkunft des Wortes „Tod“ untersucht. Das Wort Tod hat seine Wurzeln in den althochdeutschen Begriffen „tōt“ und „zu touwen“. Diese Worte bedeuten betäubt oder bewusstlos werden und auch sterben.
Biologisch betrachtet bezeichnet das Wort „Tod“ bezeichnet den Zustand eines Organismus nach dem irreversiblen Ausfall der Lebensfunktionen. Der Tod ist für jedes Lebewesen unumgänglich. Er gilt als Abschluss eines Alterungsprozesses, dem jedes Lebewesen nach der Geburt unterworfen ist. Zwischen dem menschlichen Tod und dem Tod
Page 3
anderer Lebewesen lässt sich ein Unterschied feststellen. Im Gegensatz zu Tieren ist der Mensch sich seiner Sterblichkeit bewusst.
Naturwissenschaftlich gesehen ist das Leben an drei determinierte Hauptkategorien ge-bunden: An die Struktur, die Funktion und den Stoffwechsel. Diese drei Kategorien bilden ein System, in dem sie so verwoben sind, dass der Ausfall einer Kategorie den Untergang des Gesamtsystems bedeutet. Der komplette Ausfall führt dann zum Tode.1Sterben ist jedoch kein abrupter Vorgang, es sei denn der Tod wird durch äußere Gewalteinwirkung herbeigeführt. Sterben geschieht allmählich, indem die Lebensfunktionen stufenweise versagen. Der Organismus stirbt also nicht sofort komplett. Es kommt zu einem zunehmenden Mangel an Sauerstoff, da die Blutzirkulation abnimmt. Die Überlebensdauer der Organe bei Sauerstoffmangel ist sehr verschieden. Deshalb wird zwischen einem klinischen und einem biologischen Tod unterschieden.2Dies soll an dieser Stelle jedoch nur kurz dargestellt werden, da es sonst den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Unter dem Begriff „klinischer Tod“ fasst man Merkmale ausgefallener Funktionen zusammen, welche als eher unsichere Todeszeichen bewertet werden können. Dazu gehören Herzstillstand, Atemstillstand, Pulslosigkeit, Areflexie, Bewusstlosigkeit, Hautblässe und der Temperaturabfall des Körpers. Areflexie bezeichnet die fehlende Reaktion des Körpers auf Reize. Diese Zeichen sind jedoch wie gesagt eher unsicher und berechtigen nicht dazu, eine Person für tot zu erklären. Für diesen Vorgang müssen sichere Todeszeichen vorliegen. Hierunter versteht man Totenstarre, Totenflecken oder fortgeschrittene Leichenerscheinungen, wie zum Beispiel Fäulnis. Das Ausbilden sicherer Todeszeichen kann jedoch durch maschinellen Ersatz von Kreislauf und Atmung verhindert werden. Ist jedoch das Gehirn eines Menschen nicht mehr funktionsfähig, so wird dies mit dem Tod des Menschen gleichgesetzt, da mit dem Erlöschen der Hirnfunktionen die unabdingbaren Voraussetzungen menschlichen Lebens entfallen. Der Mensch könnte zwar am Leben erhalten werden, doch würde dies keine Heilung des Gehirns bewirken. Das Fortführen einer Behandlung wäre aussichtslos. Mit dem HirnTod ist also das Ende des Organismus als funktionelle Ganzheit definiert. Dies beinhaltet jedoch nicht zwangsläufig den Tod sämtlicher anderen Organe. Der Körper stirbt, wie oben schon erwähnt, nach und nach. Das Absterben aller Zellen endet im „absoluten Tod“, der auch „biologischer Tod“ genannt wird.3
Unweigerlich mit dem hier erläuterten Begriff „Tod“ steht der Begriff „Trauer“ in Zu-1
Vgl. Brockhaus: [Art.] Tod. In: Brockhaus Enzyklopädie. Bd.27. 21., völlig neu bearbeitete Auflage. Mannheim: F.A. Brockhaus 2006. S.4992Vgl. ebd.
3Vgl. ebd.
Page 4
sammenhang. Dieser wird nachfolgend näher beleuchtet
Auch hier soll zu Beginn die Wortherkunft geklärt werden. Der Begriff „Trauer“ geht auf den althoch- beziehungsweise mittelhochdeutschen Begriff „truren“ zurück. Dieser bedeutet soviel wie „sinken, matt und kraftlos werden". Im weiteren Sinne assoziiert es4auch die typische Trauergebärde „den Kopf hängen lassen“. Als Trauer wird das
schmerzliche Innewerden eines Verlustes von Gegenständen, Lebensumständen und vor allem von Menschen, zu denen eine Bindung bestanden hat, zum Beispiel durch den Tod, bezeichnet. Des Weiteren werden damit zusammenhängende Ausdruckweisen oder Gefühle hinzugezählt. Ein Ausdrucksphänomen ist zum Beispiel die traurige Gestimmtheit, auch Traurigkeit genannt. Diese kann sich auf verschiedene Weise im Gesichtsausdruck, der Körperhaltung oder dem Verhalten äußern, wie zum Beispiel in Weinen, Appetitlosigkeit, stiller Zurückgezogenheit oder Beeinträchtigung des Schlafes.5Dazu gehören auch Apathie, Schweigen, Angst, Betäubtsein und Resignation.6Trauer drückt den Menschen sowohl physisch als auch psychisch nieder und es wird deutlich, dass die Trauer Freude, Unbekümmertheit und Offenheit verhindert.7Die Trauer kann jedoch überwunden werden und muss kein dauerhafter Zustand bleiben. Durch eine bewusste und kontinuierliche Trauerarbeit lässt sich die Dauer der Trauer beeinflussen. Da jeder Mensch jedoch auf eine andere Art und Weise und in einer unterschiedlichen Intensität trauert, können die Wege der Überwindung der Trauer und die Trauerarbeit sehr variieren.
Alle Kulturen kennen neben Bestattungsbräuchen auch Trauerbräuche, die in den meisten Fällen religiös bestimmt sind. Zu diesen Bräuchen gehören in den verschiedenen Kulturen Totenbemalungen der Angehörigen, Totenklage, Totenwache, Schweigegebote, Heirats- und Arbeitsverbote sowie bestimmte Trauerkleidungen, die vom schwarzen Schleier bis hin zum Zerreißen der Kleidung variieren. Im Bereich der Religionswissen-4Vgl. Duden, Bd. 7: Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache. Hrsg. vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion. Mannheim: Duden Verlag 1963. S.643
5Vgl. Brockhaus: [Art.] Trauer. In: Brockhaus Enzyklopädie. Bd.27. 21., völlig neu bearbeitete Auflage. Mannheim: F.A. Brockhaus 2006. S.692
6Vgl. Canacakis, Jorgos: Ich sehe deine Tränen. Trauern, Klagen, Leben können. 6. Auflage. Stuttgart: Kreuz Verlag 1991. S.19
Vgl. Bonse, Hildegard:»...alsob nichts passiert wäre«Eine empirische Untersuchung über die Erfah-7
rung trauernder Jugendlicher und Möglichkeiten ihrer Begleitung durch die Schule. In: Glaubenskommunikation. Reihe Zeitzeichen. Hrsg. Von Albert Biesinger, Thomas Schreijäck und Werner Tzscheetzsch. Bd. 22. Ostfildern: Schwabenverlag 2008. S.19
Page 5
schaften gelten die Trauerbräuche entweder als „apotropädisch“ oder als Begleitung des Toten in das Jenseits oder eine neue Existenzform. „Apotropädisch“ bedeutet, dass man Trauerbräuche vollzieht, um negative Einflüsse der Verstorbenen auf die noch lebenden Verwandten oder Bekannten zu verhindern.8
Da es in der postmodernen Gesellschaft zu einer Tabuisierung des Todes kam, haben sich im 20.Jh. auch die Trauerformen gewandelt.“9Neben kirchlicher Trauerarbeit gibt es heute ein breites Spektrum an Hilfestellungen für Trauernde, zum Beispiel in der Psychologie.10An dieser Stelle könnte eine Behandlung der Thematik in der Schule der gesellschaftlichen Tabuisierung entgegenwirken. Des Weiteren ermöglicht eine Beschäftigung mit der Thematik, dass sich die Gesellschaft der Möglichkeit der Trauerarbeit am Nächsten bewusst wird. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird auf verschiedene Trauerreaktionen eingegangen. Wie bereits erwähnt verläuft die Trauerbewältigung bei jedem Menschen auf eine andere Art und Weise. Da Kinder andere Trauervoraussetzungen haben als Erwachsene, soll im nächsten Kapitel speziell auf die Entwicklung der Kinder eingegangen werden.