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Es traf mich wie ein Blitz, als meine Tochter mir sagte, sie will ein Mann sein. Ich dachte, dass ich sie verliere. Sollte das Leben bis jetzt eine Lüge gewesen sein? Vielleicht ist alles nur eine Phase der Pubertät? Wie soll ich mit alledem umgehen? Ich habe ein Mädchen geboren und jetzt....
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Sie war ein wunderschönes Baby, aber sagen das nicht alle Mütter?
Ich hatte mich damals für dieses Kind entschieden, als der Vater mich verlassen hatte. Er wollte, dass ich dieses Würmchen abtreibe. Doch früher oder später hätte er mich doch verlassen. Dessen war ich mir bewusst. Mein Leben stellte sich komplett auf den Kopf, als sie geboren wurde.
Schon sehr früh bemerkte ich, sie wollte einfach nie wie ein Mädchen gekleidet sein. Aber damals machte ich mir keine Gedanken darüber. Jeder ist anders, aber wie anders meine Tochter sein wird, das wusste ich damals noch nicht.
Als meine Kinder im Kindergarten waren, hatten wir ständig das Problem mit Läusen, sie hatten beide lange Haare. Eines Tages wusste ich mir keinen Rat mehr, innerhalb sechs Monaten waren sie acht Mal dabei. So ließ ich ihnen die Haare ganz kurz schneiden, die Große weinte bitterlich. Von diesem Zeitpunkt an, konnte ich meine Große nicht mehr dazu bewegen, sich ihre Haare wieder lang wachsen zu lassen.
Während den ganzen kommenden Jahren habe ich es immer wieder bereut, dass ich ihr damals die Haare abschneiden ließ. Aber es war nichts daran zu ändern. Egal wie sehr ich es auch versuchte, ihr tolle Langhaarfrisuren schmackhaft zu machen. Immer war es mein Bestreben, meine Kinder selbstständig zu erziehen. An diesem frühkindlichen Verhalten konnte ich bereits erkennen, dass ich auf dem richtigen Weg war. Auch, wenn mir das in diesem Punkt überhaupt nicht gefiel.
Was die Kleidung betrifft, sie fühlte sich nie wohl in Kleidern oder kurzen Hosen. Es musste immer bis ans Knie oder sogar darüber sein. Aber vor allem mussten es Hosen sein.
Immer mehr glich sie einem Jungen. Die Leute sagten auch immer, ihr Sohn. Ständig wehrte ich mich und erklärte, dass ich eine Tochter habe. Aber egal wo wir auch hingingen, sie wurde nirgends als Mädchen angesehen. Ich dachte mir nicht wirklich was dabei. Sie kam in die Pubertät. Dann erinnerte ich mich an meine Jugendzeit. Damals war es auch modern kurze Haare zu haben, aber ich zog mich doch sehr weiblich an. Sodass jeder sehen konnte, ich bin ein Mädchen. Mit der Zeit verlor sich das auch wieder und ich trug meine Haare wieder lang. Genauso wie bei meiner Tochter, konnte ich jeden Haarschnitt tragen.
Eines Tages gingen wir zum Friseur. Sie fragte mich schon vorher,
„wie kurz darf ich meine Haare schneiden lassen?“
Ich nahm dies als Scherz auf und meinte nur, dass kann sie für sich selbst entscheiden. In der Zwischenzeit ging ich zum Supermarkt einkaufen und wollte sie danach abholen.
Als ich zurückkam, blieb mir der Atem fast im Hals stecken.
Ihre Haare waren bis auf die Kopfhaut rasiert. Ich war schockiert!
Das war auch der Zeitpunkt, an dem sie anfing, nur noch dunkle Klamotten zu tragen. Ich wurde immer unglücklicher mit ihr und versuchte auch meinen Einfluss geltend zu machen. Aber der Schuss ging immer öfter nach hinten los. Was sollte ich tun? Sie gewähren lassen und warten bis diese Phase vorüber ist oder versuchen gegenzulenken? Zum ersten Mal war ich ratlos. Aber ich ließ sie in Ruhe. Denn was wollte ich? Dass sie selbstständig entscheidet und genau da war sie auch.
Ihr Freundeskreis bestand, seit sie geboren wurde, immer nur aus Jungs. Oft fragte ich sie danach und sie meinte, die Mädchen sind ihr zu zickig oder albern.
Ein Junge entwickelte sich zu ihrem besten Freund. An den Wochenenden schliefen sie zusammen. Anfangs habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, es war eine starke Freundschaft. Der Junge hat mein Mädchen auch immer beschützt, wenn es darauf ankam. Als sie etwa zwölf Jahre alt waren, fing ich an, mit ihnen über Sexualität zu sprechen. Um ihnen auch zu zeigen, egal was ist, ihr könnt mit mir darüber reden und Vertrauen haben.
Sicher ist mir nicht entgangen, dass meine Große nie nur im Slip bei ihrem Freund übernachtet hat. Sie nahm immer eine kurze Hose mit, die sie beim Schlafen trug. Immer, wenn es ging, verbrachten sie die Zeit zusammen. Er war oft bei uns zum Mittagessen. Lobte mein Essen, weil seine Mutter nicht so lecker kochen konnte. Sein Großvater nahm sie mit in die Stadt, wenn er für seinen Enkel Klamotten kaufen ging. Natürlich bekam auch sie etwas gekauft. Obwohl dies für mich nicht selbstverständlich war. Denn die meisten würden es nicht tun.
Im Sommer gingen sie immer direkt nach der Schule ins Schwimmbad. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt gearbeitet und wenn ich Feierabend hatte, holte ich beide vom Freibad ab und wir fuhren nach Hause.
Meine Große entwickelte sich zu einem sehr hübschen Mädchen, mit toller Figur. Auch, wenn sie sehr wenig aß. Fast jeden Tag musste ich mich darüber aufregen und versuchen, sie zum Essen zu animieren. Ich war sehr stolz auf sie.
Dann eines Tages kam sie nach Hause und fragte, ob ihre Freundin bei ihr übernachten durfte. Ich dachte, ich höre nicht richtig. Sie sprach tatsächlich von einem anderen Mädchen. Das machte mich sehr glücklich und ich fühlte mich darin bestätigt, dass es nur eine Phase war. Die nun endgültig vorüber zu sein schien. Klar, willigte ich ein.
Aber dieses Mädchen war sehr anstrengend für mich und nach der ersten halben Stunde fingen Kopfschmerzen an mich zu plagen. Sie war so laut und sehr hektisch, ständig in Bewegung. Ich sprach mit ihr, sie sollten sich doch bitte in ihrem Zimmer aufhalten und nicht nur bei mir im Wohnzimmer. Sehr deutlich konnte ich den Unterschied der Beiden sehen. Im Verhalten, einfach in allem. Insgeheim wünschte ich mir doch, dass sie sich endlich wie ein Mädchen verhält und nicht wie Junge.
Immer wieder fragte ich mich, ob es an meiner strengen Erziehung liegt oder was ich sonst falsch machte. Aber der Gedanke, es wird schon vorübergehen, ließ mich das alles ertragen. Auch, wenn ich mit anderen Personen darüber sprach, sie sagten, das sei nur eine Phase und hätten diese auch schon mit ihren Kindern durchlebt. Also vertraute ich auf diese Worte.
Dann fing ihr Busen zu wachsen und ich dachte, jetzt kann sie es nicht mehr verheimlichen, dass sie ein Mädchen ist. Alle Leute werden nunmehr sehen, dass sie kein Junge ist. Aber ihre Kleidung wurde immer weiter und sie kam traurig nach Hause, wenn andere Jungs sie wegen ihrer Brust neckten. Ich verstand die Welt nicht mehr.
Immer öfter unterhielt ich mich mit anderen Müttern und die versicherten mir, mit sechzehn spätestens wird sich alles ändern. Ich versuchte meine Bedenken herunterzuschrauben und geduldig zu sein.
Die Tagesmutter, die ich für meine Kinder hatte, ihre Tochter zog sich auch immer sehr jungenhaft an. Auch die Frisur war so ähnlich, wie die meiner Tochter. Aber nach einiger Zeit konnte ich beobachten, dass sie einen Freund hatte. Das gab mir wieder Hoffnung, eines Tages wird sich das Blatt wenden.
Dann freundete sie sich mit einem Mädchen an, die sie nie ausstehen konnte. Sie hatten auch immer Streitereien. Mir kam das alles sehr seltsam vor. Dann zogen sie und ihre Mutter auch noch in unser Haus ein. Zunehmend wurde der Kontakt stärker. Aber ich mochte sie nicht wirklich leiden. Ihre Erziehung ließ in meinen Augen doch sehr zu wünschen übrig. Sie hatte keinen Respekt Erwachsenen gegenüber und es musste immer alles nach ihrer Nase gehen. Sehr oft kam mein Mädchen weinend nach Hause, weil Madame mal wieder quer schoss. Aber dann kam ihr langjähriger Freund wieder auf den Bildschirm. Wie oft beobachtete ich die Beiden. Wenn sie sich zankten, schmunzelte ich. Er war manchmal noch sehr albern und meinte, wenn sie anderer Meinung war, dass die Freundschaft beendet sei. Was sagte dann meine Tochter?
„Dort ist die Tür, dann geh doch!“