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Was wäre, wenn "Gott" ein Tätigkeitswort würde? 52 Mal stellt Andrea Schwarz Alltagstätigkeiten vor Augen: anfangen oder loslassen, spielen oder suchen, aufbrechen oder sitzenbleiben. Nur auf den ersten Blick erscheint das Alltägliche gewöhnlich, dann wird deutlich, dass sich hinter jedem Wort Überraschendes verbirgt. Nein, keine To-do-Liste und kein lästiger Pflichtenkatalog, sondern eine Einladung. "Um Antwort wird gebeten" ist ein Jahresbegleiter für Menschen heute, der die Augen öffnet für neue Blickwinkel auf Vertrautes und für die täglichen Chancen zu mehr Lebendigkeit.
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Seitenzahl: 58
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Buch lesen
Cover
Haupttitel
Inhalt
Über die Autorin
Über das Buch
Impressum
Hinweise des Verlags
Leseempfehlung
Andrea Schwarz
Um Antwort wird gebeten
52 Einladungen ins Leben
Patmos Verlag
Januar
anfangen
loslassen
entscheiden
aufbrechen
sitzen bleiben
Februar
planen
überraschen
brauchen
spielen
März
speisen
tränken
beherbergen
kleiden
April
pflegen
besuchen
beerdigen
raten
lehren
Mai
korrigieren
trösten
verzeihen
ertragen
Juni
beten
lieben
ausruhen
genießen
Juli
reisen
schauen
hören
faulenzen
erzählen
August
staunen
schreiben
lesen
gehen
September
stehen
sitzen
nehmen
teilen
Oktober
danken
reifen
wandeln
heilen
lachen
November
weinen
klagen
feiern
segnen
Dezember
erwarten
lauschen
ahnen
suchen
finden
Zum Ausklang: sein
Lieber Leser, liebe Leserin,
manchmal kann man es kleingedruckt unten auf offiziellen Einladungskarten lesen: U. A. w. g. – Um Antwort wird gebeten. Und gemeint ist damit, dass man doch bitte mitteilen möge, ob man die Einladung annehmen möchte oder nicht. Manchmal steht auch ein Termin dabei – verständlich, der Gastgeber muss ja auch irgendwann wissen, mit wie viel Gästen er rechnen muss, um das Fest gut vorbereiten zu können.
Zugegeben – allzu oft bekomme ich solche Karten nicht … bei meinen Freunden geht es nicht ganz so förmlich zu. Und ich bin, glaube ich, sogar ganz froh darüber. Offizielle Empfänge dieser Art können manchmal auch ein wenig anstrengend sein.
Aber ganz egal, ob wir solche Karten bekommen oder nicht, ob wir zu solchen Feierlichkeiten gerne hingehen oder es eher als Pflicht empfinden – für uns alle gilt: Um Antwort wird gebeten. Denn wir sind eingeladen zum Leben. Und es ist Gott höchstpersönlich, der uns zu diesem Fest des Lebens einlädt. Er hat es uns geschenkt, er ist in »Vorlage« getreten, er ist der große Gastgeber.
Mit dieser Einladung ist aber auch immer die Frage verbunden, was wir daraus machen. Ich kann mein Leben als selbstverständlich ansehen oder sogar fast als ein Recht einfordern – und dabei vergessen, dass es immer ein Geschenk ist. Ich kann mein Leben regelrecht »verschleudern« und es nicht wertschätzen. Ich kann es aber auch bewusst leben und erleben, gestalten und dankbar sein für jeden neuen Tag. Ich kann versuchen, meinen Weg zu gehen, so gut wie ich es eben kann, und meiner Zeit hier einen Sinn und eine Bedeutung zu geben.
Um meine Antwort wird gebeten – und das ist eine Antwort, die im Alltag gelebt sein will. Dafür muss ich keine neuen Kontinente entdecken, ich muss nicht Olympiasieger werden und nicht den Schönheitspreis gewinnen. Die Antwort, die Gott möchte, ist, dass ich »ich« bin und immer mehr »ich« werde. Deshalb will er auch meine Antwort – und nicht die Antwort, die andere geben.
Antworten aber wollen nicht nur gesagt, sondern gelebt und »getan« sein – hören und spielen, aufbrechen und genießen, klagen und danken. Und auch »leben« und »glauben« sind eigentlich keine »Sachen« oder »Dinge«, die man als Hauptwörter großschreiben müsste, sondern Verben – oder wie ich es noch gelernt habe, »Tu-Wörter« –, die kleingeschrieben werden, weil sie getan werden wollen.
52 solcher »Tu-Wörter« wollen Sie durch die 52 Wochen des Jahres begleiten – vielleicht können sie dabei helfen, dass Sie Ihre ganz eigene Antwort auf die Einladung Gottes finden. Oder Sie dazu anstiften, ganz neue »Tu-Wörter« für sich zu suchen …
Jedenfalls – um Antwort wird gebeten. Und ich glaube, da gibt es jemanden, der sich sehr freuen würde, wenn Sie seine Einladung annehmen.
Übrigens: Bei dieser Einladung steht kein Termin dabei, bis wann man antworten muss. Aber wenn es ums »leben« geht, dann könnte man eigentlich auch gleich zusagen.
Einladung
da lädt mich einer ein
zu lachen und zu weinen
zu klagen und zu träumen
zu lauschen und zu staunen
zu danken und zu wandeln
leben hier und jetzt
es ist meine Entscheidung
aber
um Antwort
wird gebeten
Es gibt eine »Kunst des Anfangens«. Dazu gehört es, zurückzuschauen und das Alte und Gewesene zu verabschieden, es loszulassen. Manchmal kann man das voll Dankbarkeit tun, dann wieder spürt man, dass es noch Zeit braucht. Auch beim »anfangen« kommt es auf den richtigen Zeitpunkt an – und das muss nicht unbedingt das Datum auf dem Kalenderblatt sein.
Offen werden für das Neue kann ich dann, wenn ich die Vergangenheit nicht festhalte. Das heißt nicht, dass ich vergessen soll, was war – aber es bedeutet, ihm seinen Platz zu geben. Solange die Vergangenheit mich »besitzt«, »besetzt hält«, wird das Neue keine Chance haben. Zu jedem Anfang gehört ein Abschied dazu.
Wer das nicht durchlebt, wird nicht gut anfangen können. Der setzt dann das Neue auf das Alte, trauert dem nach, was war – und traut dem nicht, was kommt.
Im Kassenbuch macht man am Ende des Jahres einen Strich unter die Geschäftsvorgänge des vergangenen Jahres und fängt ein neues Buch an. Das gilt auch für das Leben. Manchmal muss man einen Strich unter etwas machen, um neu anfangen zu können.
Und wir können immer wieder neu anfangen, weil Gott mitgeht.
Wer neu anfangen will, muss loslassen lernen. Manchmal muss man sich von einem Traum, einer Idee verabschieden. Oder von liebgewordenen Traditionen und Gewohnheiten, weil sie nicht mehr passen. Etwas, was mich früher gehalten hat, trägt plötzlich nicht mehr. Und immer wieder muss ich auch Menschen loslassen, weil sie mir in den Tod vorausgegangen sind, hinter mir zurückgeblieben sind oder ganz einfach andere Wege gehen. Manches kann ich gut loslassen, anderes fällt schwer und tut weh.
Loslassen kann aber auch befreien. Wenn ich immer nur alles festhalten will, dann werde ich davon auch »festgehalten«. Dann sind meine Hände und mein Herz voll und nicht offen für das Neue. Und ich werde die Zukunft nicht wagen, weil ich mit dem beschäftigt bin, was war.
Jack Kornfield, ein amerikanischer Buddhist, sagt es so: »Die Dinge loszulassen bedeutet nicht, sie loszuwerden. Sie loslassen bedeutet, dass man sie sein lässt.« Wenn ich weitergehen will, muss ich manches auch sein lassen.
Wenn jemand Christ wird und sich taufen lässt, wird er gefragt, ob er dem Bösen widersagen will. Das meint genau das: Manches zu lassen, damit ich frei werde für anderes. Oder wie es in den alten Worten heißt: Widersagen, um neu glauben zu können.
Um »anfangen« und »loslassen« zu können, muss ich mich »entscheiden«. Wer sich nicht entscheidet, für den wird entschieden werden. Dann werden mir andere sagen, was sie von mir erwarten, dann werden mir andere die Entscheidungen abnehmen. Und dann kann es schnell passieren, dass ich gelebt werde, aber nicht mehr selbst lebe. Sich zu entscheiden, das fällt manchmal schwer. Denn wenn ich mich für etwas entscheide, entscheide ich mich zugleich gegen etwas. Aber wenn ich weiterkommen will, muss ich eine Entscheidung treffen. Wir kennen das von Wegkreuzungen. Wer sich da nicht für einen Weg – und damit gegen drei andere – entscheidet, wird Wurzeln schlagen.
Christ sein heißt, sich für das Leben zu entscheiden. »Leben und Tod lege ich dir vor – du aber wähle das Leben!«, so heißt es im Alten Testament (Deuteronomium 30,19). Doch: Wie geht das, und was heißt das?