Undine und Flora - Valérie Guillaume - E-Book

Undine und Flora E-Book

Valérie Guillaume

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Beschreibung

"Schneller, immer schneller. Die zwei Schwestern rannten in vollem Tempo. Heiße Sommerluft wehte über die Wiese. Die Sonne schien aus dem azurblauen Himmel. Keuchend hielten die Mädchen nebeneinander an. Sie wischten sich den Schweiß von der Stirn. Vor ihnen erstreckte sich ein dichter, urwüchsiger Wald." Undine und Flora verbringen mit ihrem Vater den Sommerurlaub in ihrem Ferienhaus. Tief im Wald entdecken sie eine geheimnisvolle Höhle. Diese erweist sich als Übergang in eine andere Welt. Ein ungewöhnliches Abenteuer beginnt, in dessen Verlauf uns die Helden den unschätzbaren Wert von Wasser und Bäumen vor Augen führen.

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Undine und Flora

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Valérie Guillaume

Text

Helge Hildebrandt

Gestaltung

 

 

 

 

Impressum

Texte: © Copyright by Valérie GuillaumeUmschlag:© Copyright by Valérie Guillaume

Verlag: Selbstverlag Valérie Guillaume

Langbergring 2321033 [email protected]

www.valerieguillaume.eu

Video zum Buch

 

 

 

 

Inhalt

Ein heißer Sommer

Die Wette

Die Entdeckung

Das Felsentor

Der Ausgang

Die Märchenwelt

Das Zauberbuch

Der Zauber

Unheilvolle Begegnung

Der Fluch

Die Hexe

Jahre später

Suche im Wald

Das Häuschen

Der Traum

Das Gewitter

Die Verwandlung

Das Geschenk

Die Flucht

Die Einladung

Am Schloss

Die Hochzeit

Die Rückkehr

Ein heißer Sommer

 

Schneller, immer schneller. Die zwei Schwestern rannten in vollem Tempo. Heiße Sommerluft wehte über die Wiese. Die Sonne schien aus dem azurblauen Himmel. Keuchend hielten die Mädchen nebeneinander an. Sie wischten sich den Schweiß von der Stirn. Vor ihnen erstreckte sich ein dichter, urwüchsiger Wald.

„Du bist gut Schwesterchen!“, sagte die zehnjährige Undine zu ihrer jüngeren Schwester.

Flora war neun Jahre alt, klein und ziemlich robust. Sie liebte es, drinnen und draußen zu springen, zu tanzen und vor allem mit ihrem kleinen Zauberstab zu spielen. Der gehörte zu einer Abenteuergeschichte über Zauberei.

Undine war groß, blond und schlank. Meistens ruhiger als ihre jüngere Schwester, las sie gerne Sachbücher über Natur- und Umwelt, wenn sie nicht gerade mit ihrem Tablet spielte.

Die beiden Mädchen lebten mit ihrem Vater, Stefan, in einer Wohnung mitten im Tumult einer Großstadt. Seit ein paar Tagen waren sie allerdings zu dritt in ihrem Ferienhaus auf dem Lande. An ihre Mutter hatten sie nur noch vage Erinnerungen. Die arme Frau verstarb, als Undine drei Jahre alt war. Sie mochte dieses Ferienhaus besonders gerne. Darum kehrte ihr Vater zu diesem Ort jeden Sommer wieder zurück. Das Haus verband er mit schönen Erinnerungen an seine verstorbene Frau. Die Vorfreude der Mädchen auf diese Sommerurlaube war bis jetzt immer sehr groß. In diesem Jahr erlebten sie allerdings einen sehr heißen Juli. Sie waren bereits seit zwei Tagen in dem Ferienhaus, als ihr Vater ihnen beim Mittagessen erzählte:

„Ich habe gerade erfahren, dass wir mit dem Wasser sehr sparsam umgehen müssen. Und zwar ab heute…“

„Dürfen wir noch die Blumen und Pflanzen gießen?“ erkundigte sich Undine.

„Ja. Aber bitte nur jeden vierten Tag.“, antwortete der Vater.

Seine ältere Tochter schaute traurig. Sie hatte Spaß daran zu erleben, wie dank ihrer regelmäßigen Pflege der Garten von Tag zu Tag schöner wurde.

„Und der Rasen?“

Stefan biss in einen Apfel und guckte Undine an.

„Den werden wir dieses Jahr wohl nicht bewässern können.“

Die Mädchen hatten ihrem Vater beim Tischabräumen geholfen und waren anschließend in ihr Zimmer gegangen.

Undine hatte es sich dort bequem gemacht. Mit lang gestreckten Beinen lag sie auf dem Sofa. Sie hielt ihr Tablet in ihren Händen und machte ein Video Spiel. Währenddessen hüpfte Flora im Raum hin und her und summte dabei ein Lied.

Die Tür öffnete sich. Ihr Vater trat herein.

„Ihr geht jetzt bitte draußen spielen. Das Wetter ist so schön!“ befahl er ihnen.

„Aber Papa es ist doch so heiß! Der Bach, am Garten, ist völlig versiegt. Wir haben noch nicht mal die Erlaubnis, uns mit Wasser nass zu spritzen. Es macht einfach kein Spaß mehr“, entgegnete ihm Undine.

Stefan runzelte seine Stirn.

„Ich habe es Euch schon gesagt. Das Wasser ist wegen der langen Trockenheit rationiert. Hoffentlich regnet es bald wieder.“

Undine stand auf, frustriert von den Worten ihres Vaters.

„Wenn der nächste Sommer auch so stickig und trocken ist, dann möchte ich hier keinen Urlaub mehr verbringen.“

Stefan war verärgert. Mit welchem Recht wollte jetzt Undine bestimmen, wo sie ihre Sommerferien verbrachten.

„Da gibt es nichts zu diskutieren. Geht jetzt bitte nach Draußen! Ich habe zwar eigentlich Urlaub. Aber heute muss ich trotzdem etwas für die Firma vorbereiten.“

Widerwillig legte Undine ihr Tablet auf den Tisch und verließ das Zimmer mit ihrer Schwester. Die Mädchen nahmen Sonnencreme und gingen aus dem Haus, jede mit einem kleinen Rucksack auf den Schultern.

 

Die Wette

 

Das Sonnenlicht blendete sie. Ihre Strahlen tauchten den Garten in ein goldenes Licht. Eine heiße Brise strich ihnen über die Arme.

„Wir könnten unser altes Planschbecken mit Wasser füllen“, schlug Flora vor.

Undine schaute sie an und verdrehte die Augen.

„Hast du nicht zugehört? Papa hat uns doch gerade erst erklärt, dass wir Wasser sparen müssen.“

„Wieso das denn?“, fragte Flora.

„Es regnet seit Monaten nicht mehr. Die Vorräte an Leitungswasser sind knapp geworden. Wir dürfen es nur noch für unsere Grundbedürfnisse nutzen“, erklärte Undine.

„Was sind Grundbedürfnisse“, wollte Flora wissen.

Undine schaute sie verblüfft an.

„Hast du in der Schule wieder nicht aufgepasst? Grundbedürfnisse – das sind die Dinge, die man unbedingt zum Leben braucht wie Essen und Trinken.“

Flora war enttäuscht. Sie zog eine trotzige Miene.

„Wenn es so ist, dann möchte ich weg von hier.“

„Was soll ich denn sagen! Ich liebe es, mit Wasser zu spielen, mindestens so viel wie du auf Bäume kletterst. Im Moment müssen wir uns aber nun mal leider einschränken. Was hältst du davon, wenn wir zum Waldrand laufen!“, schlug Undine vor, um ihre Schwester aufzumuntern. Sie rannten über die Wiese. Erhitzt von der Anstrengung verschnauften sie kurz.

Flora hatte ihren Ärger inzwischen vergessen. Sie lächelte wieder.

„Ich habe jetzt eine bessere Idee. Wer sich am weitesten in den Wald traut, darf das Abendessen aussuchen!“

„Einverstanden!“, antwortete Undine.Vor ihnen lag der geheimnisvolle Wald…Er erstreckte sich über den ganzen Horizont.

 

Die Entdeckung

 

„Es ist wirklich anstrengend. Ich muss jetzt erst etwas trinken“, rief Undine schnaufend.

Sie hielt inne und holte eine Trinkflasche aus ihrem Rucksack. Flora tat es ihr nach.

Die Schwestern brachten die letzte Etappe ihres Wettlaufs hinter sich und erreichten endlich den Waldrand. Mit ein paar Schritten gelangten sie zwischen die hohen Bäume. Hier war endlich Schatten. Die Hitze ließ rasch nach. Es war viel angenehmer, sich zu bewegen, ohne den Stich der Sonne auf der Haut zu spüren. Die Mädchen hörten, wie die Blätter unter einem kühlenden Windhauch raschelten.

Undine und Flora gaben sich die Hand. Sie wagten sich zum ersten Mal allein hierher.

Undine blieb abrupt stehen. Sie zeigte nach vorne.

„Schau da! Hast du diese komische Felsöffnung schon gesehen?“

Flora bemühte sich all die Spaziergänge, die sie seit ihrer frühen Kindheit in diesem Wald mit ihrer Familie gemacht hatte, aus ihrem Gedächtnis wachzurufen. Nach einer Weile gab sie dennoch auf.

„Nein! Ich kann mich nicht daran erinnern.“

Undine kratzte sich nachdenklich am Kopf.

„Ich sehe sie auch zum ersten Mal. Wir gehen normalerweise auf einem ganz anderen Weg mit Papa.“

Floras Blick klebte regelrecht an dem Eingang fest.

„Ich muss unbedingt wissen, was es da drinnen gibt. Komm mit!“, forderte sie Undine auf.

Undine bekam allein bei dem Gedanken an Höhlen ein mulmiges Gefühl. Sie schämte sich aber es ihrer jüngeren Schwester gegenüber zuzugeben.

Sie waren inzwischen vor dieser seltsamen Felsöffnung angekommen. Sie erhob sich vor ihnen, wie ein weit geöffneter Mund aus Stein, dahinter ein finsterer Schlund. Nichts als Dunkelheit war, darin zu sehen. Undine hatte nicht die geringste Lust, ihre Nase dort hinein zu stecken. Sie wäre am liebsten sofort wieder nach Hause geflitzt.

„Ich möchte nicht hineingehen“, murmelte sie beschämt über ihren mangelnden Mut, als sie den begeisterten Gesichtsausdruck ihrer Schwester sah.

Flora fühlte sich, ganz im Gegenteil, von diesem Ort wie magisch angezogen. Zappelnd vor Ungeduld konnte sie sich kaum noch zurückhalten. Undine bereute es schon, ihr diese Felsöffnung gezeigt zu haben.

„Vielleicht verbirgt sich hier ein längst vergessener Schatz.“

„Wie wäre es stattdessen mit einer Wasserquelle?“, erwiderte Undine spöttisch.