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Dieser Band enthält folgende Romane: Sterbendes Universum (Manfred Weinland) Lennox im Kreis der Telepathen (Jo Zybell) Galaktische Auslese (Ann Murdoch) Auf Tandor III versucht Generalmajor von Harthausen in Verhandlungen mit der Patrona eine Art Stillhalteabkommen zu erreichen, doch die Matriarchin erklärt ihm unverblümt, dass der Planet sich selbst wehren könnte – und würde. Auf Outer Circle landen mit einem ganz normalen Passagierschiff Mutanten. Sie werden von den meisten Menschen und besonders vom Ritterorden mit Verachtung und Abneigung empfangen. Caitlin de Valera will unbedingt den Verräter auf Kyria enttarnen, doch die verdächtigen Agenten haben keine Schwachpunkte in ihrem Leben.
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Universen und Erden: 3 Science Fiction Romane
Copyright
Raumschiff Rubikon 40 Sterbendes Universum
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Epilog I
Epilog II
Lennox im Kreis der Telepathen
Galaktische Auslese
Dieser Band enthält folgende Romane:
Sterbendes Universum (Manfred Weinland)
Lennox im Kreis der Telepathen (Jo Zybell)
Galaktische Auslese (Ann Murdoch)
Auf Tandor III versucht Generalmajor von Harthausen in Verhandlungen mit der Patrona eine Art Stillhalteabkommen zu erreichen, doch die Matriarchin erklärt ihm unverblümt, dass der Planet sich selbst wehren könnte – und würde. Auf Outer Circle landen mit einem ganz normalen Passagierschiff Mutanten. Sie werden von den meisten Menschen und besonders vom Ritterorden mit Verachtung und Abneigung empfangen. Caitlin de Valera will unbedingt den Verräter auf Kyria enttarnen, doch die verdächtigen Agenten haben keine Schwachpunkte in ihrem Leben.
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Alfred Bekker
© Roman by Author
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Alles rund um Belletristik!
Am Morgen einer neuen Zeit.
Der Krieg zwischen den organischen und anorganischen raumfahrenden Völkern konnte im letzten Moment abgewendet werden. Die Menschen jedoch sind nach wie vor fremdbestimmt und als die Erinjij gefürchtet, die sich in ihren Expansionsbestrebungen von nichts und niemandem aufhalten lassen.
Abseits aller schwelenden Konflikte kommt es im Zentrum der Milchstraße zu einer von niemand vorhergesehenen, folgenschweren Begegnung.
Eine unbekannte Macht hat sich dort etabliert. Schnell zeichnet sich ab, dass es sich um keinen "normalen" Gegner handelt. Die Bedrohung richtet sich nicht nur gegen die heimatliche Galaxie, sondern könnte das Ende allen Lebens bedeuten.
Die Geschichte des Kosmos, so scheint es, muss neu geschrieben werden …
Nomad
Das ist nicht wahr. Sag, dass es nicht wahr ist!
Schmerz von bislang unbekannter Stärke stürzte sich wie ein Schwarm fleischfressender Insekten auf Yael und verbiss sich in ihm. Nicht einmal der Moment, als Raiconn ihm die Flügel aus dem Rücken geschnitten hatte, war auch nur annähernd mit dieser Qual vergleichbar, die ihn wie Höllenfeuer durchtobte. Der Narge drohte ohnmächtig zu werden. Nein, er hoffte, ohnmächtig zu werden. Der Tod hätte ihn hier und jetzt ereilen können, er hätte nicht den leisesten Hauch von Widerstand geleistet. Er war zum Sterben bereit wie nie zuvor.
Weil sie gestorben waren.
Alle, die ihm lieb und teuer waren.
Fast alle, korrigierte er sich. Aber dass sein Orham Jiim, wie er selbst, davongekommen war, war in diesem schrecklichsten aller Momente nur ein schwacher Trost. Winoa… Commander…!
Mühsam löste er sich aus seiner Erstarrung. So schwerfällig, als müsste er eine betonartige Kruste sprengen, ein unsichtbares Korsett, das sich um ihn gelegt hatte.
Jarvis’ Rufe hallten noch in seinen Ohren: »Rylbert! Ihr müsst das Schiff abfangen! Wenn jemand die Mittel hat, dann ihr!«
Ebenso wie die desillusionierende Antwort des Felorers: »Du irrst. Der Planet ist zu groß, um überall präsent sein zu können. Der Schild war kein Problem, aber ein Objekt dieser Größe abzufangen, ist in der Kürze der Zeit, die uns bleibt, unmöglich. Ich wiederhole: unmöglich.«
Und Jarvis reflexhafte Erwiderung: »Ihr müsst etwas tun! Ihr müsst!« – die genau dem entsprach, was auch Yael in dem Moment durch den Kopf gegangen war. Und gewiss auch Jiim: »Ihr müsst etwas tun! Ihr müsst!«
Aber dann hatte die Übertragung, deren Zeugen Yael, Jiim und Jarvis in dem Achtenfeld wurden, unmissverständlich gezeigt, dass die RUBIKON nicht mehr zu retten war. Wie ein Stein – nein, wie ein abgefeuertes Geschoss – war sie an der Oberfläche der Angkwelt Nomad zerschellt. In tausend Teile gerissen worden. Das Trümmerfeld erstreckte sich über eine riesige Fläche, und der Zustand dieser Trümmer schloss auch die kleinste Hoffnung, es könnte Überlebende gegeben haben, rigoros aus.
Sie sind alle gestorben. Alle…
Die Augen seines Orhams, und selbst die holografisch vorgegaukelten Augen von Jarvis, waren wie Spiegel von Yaels eigener Betroffenheit. Das Unglück (konnte man es so nennen? Eigentlich war es kaltblütiger Mord gewesen!) hatte sie bis ins Mark getroffen. Zuvor war die RUBIKON von baugleichen Schiffen im nomadnahen Weltraum außerhalb des planetaren Schutzschilds attackiert worden. Bereits angeschlagen hatte das Rochenschiff Kollisionskurs auf Angk II genommen. Die Felorer hatten Sekundenbruchteile vor dem Zusammenprall mit dem Planetenschild eine Strukturlücke geschaltet, sodass die RUBIKON, im Gegensatz zu ihren Verfolgern, den energetischen Wall durchbrechen konnte. Doch dann hatte sich gezeigt, dass die Crew offenbar jede Manövrierfähigkeit verloren hatte. Das stolze Rochenschiff, mit dem selbst Yael als Jüngster derer, die von Nomad aus hilflos zusehen mussten, wie das Drama auf seinen bitteren Höhepunkt zusteuerte, unglaubliche Erinnerungen verband… dieses Schiff war soeben vor seinen Augen zerstört worden. Was nichts anderes hieß, als dass auch sämtliche zu diesem Zeitpunkt an Bord weilenden Crewmitglieder mit ihm untergegangen – gestorben! – waren.
Wir sind die Letzten. Wir drei – ausgerechnet! Sein Blick streifte Jiim und Jarvis. WARUM WIR?!?
Die, um die er trauerte, hatten es überstanden. Deshalb wünschte sich Yael, selbst tot zu sein. Er hatte das Gefühl, all das nicht ertragen zu können.
»Komm her, Junge…« Jiim drängte sich an ihn heran und schloss seine Fittiche um ihn.
Yael war unfähig, sich dagegen zu wehren. Unfähig, überhaupt etwas zu tun.
Wie durch dichte Nebel drang erneut Jarvis’ Organ zu ihm vor.
»Sag, dass das nicht wahr ist! Rylbert! Ist das wieder so ein irrealer Scheiß, mit dem ihr uns Dinge vortäuscht, die so nie passiert sind und auch nie passieren werden? Ich warne dich, Felorer, ihr überspannt den Bogen! Gebt zu, dass ihr uns ein weiteres Mal manipulieren wolltet. Gib – es – zu!«
Seine kybernetische Hand, ummantelt von einer holografischen Maske, die lebendiges Fleisch imitierte, schoss vor und legte sich um den wurmartigen Körper des Felorers. Schüttelte ihn so heftig, dass es aussah, als wollten sich einige der unzähligen winzigen Achten, aus denen sich diese Spezies zusammensetzte, aus dem Verbund lösen und durch den Raum fliegen.
Wie Schweißtropfen, dachte Yael. Oder wie Blutstropfen aus einer Platzwunde…
Im nächsten Moment sprangen andere Felorer, die sich in der Nähe aufhielten, ihrem Artgenossen bei und drangsalierten Jarvis mit unscheinbaren, stiftartigen Werkzeugen (oder Waffen), die – so hatte es jedenfalls den Anschein – einen Kurzschluss bei ihm hervorriefen. Jarvis »verflüssigte« sich und fiel zu einer breiigen Lache zusammen. Die Pfütze aus Nanopartikeln blubberte noch eine Weile wie kochender Teer, dann kam sie zur Ruhe.
Rylbert trat vor Yael und Jiim und erklärte: »Euer Gefährte ließ uns keine andere Möglichkeit. Wir kümmern uns um ihn. Wir sind über seine besondere Physis informiert. Er wird sich erholen.«
Yael war immer noch wie betäubt. Die Aktion von Jarvis hätte in jeder anderen Situation Unmengen von Adrenalin durch seinen Körper gepeitscht. Aber der Absturz der RUBIKON hatte schon zuvor gefühlt jeden Blutstropfen in seinen Adern durch Adrenalin ersetzt gehabt – eine weitere Steigerung war nicht mehr möglich.
Er war dankbar, als Jiim sich an Rylbert wandte.
»Das war nicht nötig. Er… er hätte sich schon beruhigt.«
Rylbert schwieg, ohne dass es den Eindruck eines Schuldeingeständnisses gemacht hätte. Die anderen Felorer umringten Jarvis und machten sich an der amorphen Masse zu schaffen, zu der er geworden war.
»Wir sind ebenso schockiert wie ihr«, sagte Rylbert nach einer Weile. »Ich kann euch nicht zwingen, das zu glauben. Aber seid versichert, die Zerstörung eures Schiffes ist real. Die Täuschungen, mit denen wir euch zeitweise testeten, erfahren keine Fortsetzung. Was wir über euer Wesen, euren Charakter in Erfahrung bringen wollten, wissen wir nun. Es besteht keinerlei Notwendigkeit mehr, euch zu manipulieren.«
Yael merkte, wie ihm die Knie weich wurden.
Jiim rang ebenfalls um Fassung. »Gab es…«, krächzte er. »Gab es wirklich keine Möglichkeit, das zu verhindern?«
»Das Schiff war nicht mehr zu retten. Was darüber hinaus geht…«
Yael horchte auf. Rylberts Art und Weise, das Versagen seiner Spezies hier auf Nomad zu formulieren, erschien seltsam.
Mehr als das.
»… muss erst geklärt werden«, vollendete der Felorer. Und setzte noch ein i-Tüpfelchen auf sein unklares Statement.
Yael schüttelte seine Lähmung ab. »Du verheimlichst etwas«, sagte er Rylbert auf den Kopf zu. »Was meinst du mit ›was darüber hinaus geht‹? Was sollte über das Schiff ›hinaus gehen‹?« Er schnitt eine Grimasse. »Nichts ist wichtiger für uns. Offenbar verstehst du nicht, was die Katastrophe für uns bedeutet. Aber nicht nur für uns. John und die anderen – sie hätten alles getan, um das begonnene Sterben des Kosmos doch noch aufzuhalten!«
Der nächste Satz verwandelte Yaels Trauer endgültig in Wut.
»Dieser Kosmos«, sagte Rylbert, »ist nicht mehr zu retten. Er wird untergehen. Unseren Messungen zufolge steht ein weiterer Schub, der die Verhältnisse verschlimmert, unmittelbar bevor. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
Yael hätte es Jarvis am liebsten nachgemacht und sich auf den Felorer gestürzt. Er beherrschte sich nur, weil er Jiims flehenden Blick auffing.
»Wenn nichts mehr zu retten ist«, presste er hervor, »was tut ihr dann hier überhaupt? Wozu der Schild? Wozu eure Erklärungen über euer Mitwirken an der Erschaffung unseres Universums? Wolltet ihr euch ein letztes Mal aufspielen, bevor auch euch der Kollaps in eure Schranken weist?«
»Deine Unterstellungen entbehren jeder Grundlage.« Er wandte sich seinen Artgenossen zu, die immer noch mit Jarvis beschäftigt waren. »Schafft ihr es?«
Statt einer Antwort schraubte sich eine humanoide Gestalt aus der Nanopfütze empor: Jarvis – aber ohne jede holografische Schminke. Ein anthrazitfarbener, nackter Robotkörper. Die Hülle schwankte, als hätte sie Mühe, das Gleichgewicht zu wahren.
Jiim schob sich zwischen den Felorern hindurch und legte sein Händchen auf Jarvis’ metallharte Brust. »Guma… alles in Ordnung?«
Jarvis gab keine Antwort. Die Felorer bei ihm bedienten sich unbekannter Instrumente, mit denen sie von verschiedenen Seiten über seinen Körper fuhren. Dort, wo sie tätig wurden, kam es zu visuellen Effekten. Gewebe wucherte. Gewebe, das sich nach und nach zu dem verdichtete, was Jarvis’ bractonischer Kristall generierte: erst vermeintlich Fleisch und Blut – dann die Illusion von Kleidung. Nach einer Weile stand Jarvis wieder da, wie die Freunde ihn gewohnt waren. Auch sein Schwanken endete. Und als er dann noch, ein wenig verspätet, auf Jiims Frage antwortete, waren die beiden Nargen sicher, wieder ganz den Alten vor sich zu haben.
»Könnte Bäume ausreißen.« Er lachte rau. »Notfalls tut’s aber auch ein bisschen Achten-Gestrüpp!«
Weder der so titulierte Rylbert noch einer seiner Artgenossen ließen sich von Jarvis provozieren.
»Ihr werdet bis auf Weiteres in eure Quartiere gebracht«, sagte er. »Sobald ich Sicheres sagen kann, werdet ihr umgehend informiert.«
»Sicheres worüber? Den Absturz?« Wieder stieß sich Yael an der Wortwahl des Felorers. »Bleib! Es gibt noch so viel zu klären! Das seid ihr uns schuldig! Diese… Schiffe, die die RUBIKON jagten und genauso aussehen wie sie – wo kommen sie her? Ihr könnt uns nicht einfach abschieben. Orham – sag auch etwas! Jarvis!«
Aber offenbar stand es nicht in ihrer Macht, Forderungen oder Bedingungen zu stellen.
Die Felorer gingen einfach – in einer Weise, dass nicht klar wurde, wie sie sich entfernten. Ebenso wenig wie Yael begriff, dass er plötzlich nicht mehr in dem Raum mit dem Achtenfeld stand, von dem aus sie den Absturz der RUBIKON hatten miterleben müssen. Von einem Atemzug zum nächsten befand er sich in einem Raum, der wie eine Kabine an Bord eines Raumschiffs eingerichtet war und exakt so auf der RUBIKON hätte existieren können.
Jedenfalls wenn die RUBIKON noch existiert hätte.
Seine Gefährten waren bei ihm. Aber sekundenlang war keiner von ihnen in der Lage, etwas zu sagen. Die Katastrophe hallte wie das Echo einer Atombombendetonation in ihnen nach.
Schließlich war es Jarvis, der sich ein Herz fasste. »Glaubt ihr ihnen?«
Er hätte auch sagen können: »Das war’s. Hier ist unser Weg zu Ende.« Aber typischer für ihn war dieses: »Glaubt ihr ihnen?«
»Ich wünschte«, sagte Jiim, »ich könnte es aus voller Überzeugung verneinen. Aber… ja. Ja, bei Maron, ich glaube ihnen! Warum sollten sie uns auf diese perfide Weise irreführen? Sie ließen uns exakt das sehen, was sie selbst sahen: die RUBIKON auf der Flucht vor Raumschiffen, die ihr exaktes Ebenbild waren! Handelt es sich um HAKARs? Ihr wisst schon… die Duplikate, die irgendwann im Herzen Tovah’Zaras von der RUBIKON hergestellt wurden. Die letzten Hirten brachten ein paar von ihnen in ihre Gewalt. Aber die meisten müssten während Darnoks Regime in der Milchstraße vernichtet worden sein. Ein paar wurden zu Stationen im Leerraum zwischen den Galaxien zweckentfremdet und entkamen dem Technik-Gau, den Darnok initiierte. Gerüchteweise soll es in der Großen Magellanschen Wolke noch welche geben... aber hier?«
»Rylbert weiß mehr darüber, als er uns gegenüber einräumte«, behauptete Yael, ohne einen zwingenden Beweis dafür zu haben.
In diesem Moment geisterte ein grünliches Licht durch den Boden unter ihren Füßen, ausgehend von Jarvis’ Standort. Wellenförmig breitete es sich nach allen Seiten aus. Dabei wurde der Boden schwach transparent, und unbekannte technische Gerätschaften kamen zum Vorschein.
»Bist du das, Guma?«, wandte sich Jiim an den Ex-GenTec.
Jarvis knurrte Zustimmung. »Ich dachte, ich halte mal Ausschau nach technischen Gimmicks, die erklären, wie unser Freund Rylbert uns gerade vom Achtenfeld aus hierher versetzen konnte – ich bin fündig geworden war.«
Die Scannerwellen erloschen. Der Boden wurde wieder optisch undurchlässig.
Yael stampfte auf. »Was war das?«
»Eine Art Transmitter. Sende- und Empfangsstation, wenn ich es richtig deute. Möglicherweise ist jeder Raum, den die Felorer errichten, standardmäßig damit ausgestattet.«
Jiim flatterte mit den Flügeln. »Bringt uns das weiter?« Er klang so deprimiert, wie Yael sich fühlte.
Jarvis schüttelte den Kopf. »Wenn Rylberts Prognose zutrifft und unser Universum nicht mehr zu retten ist, der nächste Schub, der den Untergang vielleicht schon besiegelt, unmittelbar bevorsteht, bringt uns vermutlich rein gar nichts mehr ›weiter‹. Trotzdem werde ich nicht einfach die Hände in den Schoß legen und darauf warten, dass der Himmel über mir einstürzt.« Er klatschte mit metallischem Klang in die Hände. »Verdammt, ich kann immer noch nicht glauben, dass alle tot sind! John… Scobee… Algorian… Unsere Angk-Freunde…«
»Wenn Rylberts Prognose eintritt«, murmelte Yael, »sind sie uns nur vorausgegangen. Dann werden wir ihnen schneller folgen, als uns lieb ist. Wobei…« Den Rest des Satzes ließ er unausgesprochen, dachte nur: Wobei ich darüber nicht unglücklich sein werde. Vielleicht gibt es ja ein Leben nach dem Tod, einen Ort, wo man all seine Lieben wiedertrifft. Das wäre perfekt – und Entschädigung für manches…
Ungefähr zur gleichen Zeit erreichte Rylbert das geheime Areal unter den Totentürmen, in denen die verstorbenen Bractonen auf Nomad ihren Negaschlaf hielten. Türme und Areal an der Oberfläche waren schon lange, bevor das System vom Feind überrannt worden war, durch Tabumarken gegen die normale Bevölkerung der Angkwelten abgesichert gewesen. Diese Marken gab es noch heute – nur die ehemaligen Bewohner nicht mehr. Was genau die Auruunen ihnen angetan hatten, wussten nicht einmal die Felorer, die sich während der primären Eroberungsphase komplett abgeschottet und tot gestellt hatten. Das schloss auch ein, dass keinerlei Versuch unternommen worden war, die Geschehnisse an der Oberfläche zu sondieren – aus Furcht, die Auruunen könnten auf die unterirdische Forschungsbasis aufmerksam gemacht werden.
Erst als die Schockwelle, die sämtliche Sonnen des Universums rapide hatte altern lassen, registriert worden war, hatten die Felorer entschieden, sich mit aller gebotenen Vorsicht ein Bild von der Lage »oben« zu verschaffen. Dabei waren sie auf das Phänomen gestoßen, dass der Feind mit Wurzeln im Urkontinuum schlagartig seine Macht – sogar die Kontrolle über sich selbst – verloren hatte. Was genau den Auruunen zugestoßen war, bedurfte noch genauer Untersuchungen. Fakt war jedoch: Ihre geklonten Aktionskörper waren entseelt und ohne fremde Hilfe kaum noch überlebensfähig.
Die Felorer hatten die Gunst der Stunde genutzt, um den Planetenschild um Nomad zu legen. Danach hatten sie ihre Anstrengungen intensiviert, mit denen sie schon beschäftigt waren, als das Angksystem noch einen sicheren Hafen für die Ganf und jeden ihrer Verbündeten dargestellt hatte.
Neben dem Elementaren, wie sie ihre Forschung nannten, gab es in dem geheimen Areal unter den Totentürmen noch zahllose andere Vorrichtungen, die alles in den Schatten stellten, was die Intelligenzen, die in diesem Kosmos entstanden waren, jemals zuwege gebracht hatten. Die Felorer hatten eine Ewigkeit Zeit gehabt, all diese Dinge zu erfinden, für eine gewisse Zeit zu benutzen und dann in die Archivzone zu verfrachten, wo sie seither einen Dornröschenschlaf fristeten. Nicht alles jedoch. Vieles war in die Tridentischen Kugeln eingeflossen, die dieses Kunstuniversum in seiner Expansionsphase erweitert hatten.
Eine Phase, die nun ebenso enden würde wie alles andere.
Rylbert war in einem Bewusstseinszustand angelangt, der ihn darüber keine Verbitterung empfinden ließ. Das sterbende Universum mochte ein Problem für die hier geborenen Spezies sein – die Felorer würden davon nicht betroffen sein. Den Feind im Nacken, hatte ihr Verstand zum Höhenflug angesetzt und Unvorstellbares geleistet. Hindernisse, die das Elementare über Äonen hinweg nur tröpfchenweise vorankommen ließen, waren plötzlich wie weggefegt gewesen. Als hätte der Untergang vor ihren Augen sie in einer Weise beflügelt, die sie befähigte, den Kosmos – diesen Kosmos – aus den Angeln zu heben. Nur noch ein paar kleinere Stolpersteine mussten aus dem Weg geräumt werden, dann…
Aber deshalb bin ich nicht gekommen, dachte Rylbert, als er die Halle betrat, mit der er vom Achtenfeld aus permanent verbunden gewesen war.
Schon vom Weitem sah er die Zylinder, in denen Körper schwebten.
Körper, die keinerlei Ähnlichkeit mit einem Felorer hatten, dafür zu einem Großteil mit den »Gästen«, die sich bereits länger in ihrer Obhut befanden.
»Es ist also gelungen«, wandte sich Rylbert an den federführenden Transtechno. »Aber in welchem Zustand befinden sie sich?«
»Wir haben soeben die Aufwachphase eingeleitet«, erhielt er zur Antwort. »Willst du beiwohnen?«
»Wäre ich sonst gekommen?«
Der Transtechno verzichtete auf eine Antwort. Kommunikation war ein notwendiges Übel – das dementsprechend auf das Nötigste beschränkt wurde.
Neugierig starrte Rylbert auf die Exemplare der Spezies Mensch, die sich zu regen begannen – im Unterschied zu einem in seiner Formgebung völlig abweichenden Wesen, das schließlich den Alarm auslöste. Weil… es vor den Augen der Beobachter einfach verschwand…
Solares System
Die Nacht über den Zinnen des KRISTALLARIUMs schien zu brennen.
»Hast du inzwischen herausgefunden, was es damit auf sich hat?«, fragte Reuben Cronenberg, der knapp hundert Meter von dem Komplex entfernt gelandet war. Hier war er mit Prosper Mérimée verabredet. Das menschliche Bewusstsein im Körper eines Auruunen hatte die Stelle mit einem Kodierstift markiert, sodass das Navigationssystem des Vakanzgleiters keine Mühe gehabt hatte, sie anzupeilen.
Und obwohl Cronenberg die Leuchteffekte, die an irdische Polarlichter aus der Zeit, als die Urerde noch nicht in die Oortschale eingebettet gewesen war, erinnerten, schon während des Anflugs hatte beobachten können, entfalteten sie ihre volle Faszination erst hier unten am Boden, im Freien stehend und zu ihnen aufblickend – wie Menschen zu allen Zeiten zum Himmel aufgeblickt hatten. Nur von einer anderen Erde aus, die jetzt tief unter Cronenbergs Füßen schwebte, zusammen mit ihrem Trabanten. Die Menschen, die dort noch lebten und PSI-gesättigte Luft atmeten, starrten im Gegensatz dazu auf ein Firmament aus Stein.
Die Zeiten ändern sich, dachte Cronenberg. Aber nur wenigen ist es vergönnt, solche großzeitmaßstäblichen Veränderungen in ihrer Gänze zu durchleben. Ich bin gesegnet. Prosper war es auch. Nur in anderer Weise.
»Ist es nicht atemberaubend?« Prosper Mérimées Schicksal, das ihn in den Körper eines Auruunen verschlagen hatte, war mindestens so fantastisch wie Cronenbergs eigenes. Und nachdem Prosper die Menschheit von der Auruunen-Geißel befreit hatte, vielleicht sogar den Kosmos in seiner Gesamtheit, hatte er fraglos Gefallen an seiner neuen Rolle gefunden, die so ganz anders war, als alles, was bis dato sein Dasein bestimmt hatte.
Das Angebot, das Cronenberg ihm unterbreitet hatte, das Angebot, mit ihm gemeinsam ein neues Menschenreich aufzubauen, dem das Weltall in einer Weise wie noch niemals zuvor offenstand, hatte er nach kurzer Bedenkzeit angenommen. Und mittlerweile hatte Cronenberg auch keinen Zweifel mehr an seiner Loyalität.
Was wichtig war.
Das Wichtigste überhaupt.
»Ist es«, gab er zur Antwort. »Aber mir wäre lieber, wir wüssten, was es bedeutet. Es hat angefangen, kurz nachdem du das KRISTALLARIUM ein zweites Mal eingesetzt hast, um eine ganze Spezies mit seinem Seelenmagneten in sich aufzunehmen – an sich zu reißen. Die Treymor. Damit beherbergen die Kristallspeicher nun bereits zwei komplette Völker. Auruunen und Käfer. Oder hast du die Käfer zwischenzeitlich gelöscht?«
»Noch nicht«, sagte Prosper. »Du hast mir diesbezüglich freie Hand gelassen – oder habe ich das missverstanden?«
»Du hast es vollbracht – du sollst darüber entscheiden. Die Auruunen sind ein anderer Fall. Hier behalte ich mir volles Mitspracherecht vor. Ich hoffe, du verstehst.«
»Natürlich.« Prosper nickte, was aufgrund seines Auruunenkörpers merkwürdig wirkte. Bei den besiegten Tyrannen handelte es sich zwar ebenfalls um Humanoide, aber in Details unterschieden sie sich sehr wohl von Menschen. Und genickt hätte weder ein Croxgk, ein Vrongk noch ein Baregk (in dessen Hülle Prosper eingezogen war), als sie noch über ihre Physis bestimmt hatten. »Ich käme nie auf den Gedanken, sie aus den Speichern zu tilgen. Im Gegenteil.«
»Im Gegenteil?«
»Sie taugen für das ein oder andere Experiment. Und wer weiß, ob wir sie nicht noch brauchen. Ich habe mich noch nicht daran gewagt, obwohl die biochemischen Voraussetzungen keine Schwierigkeiten erwarten lassen. Aber es wäre fahrlässig, nicht jede Chance zu nutzen.«
»Chance? Herangewagt? Wovon redest du? Hast du mich gar nicht wegen dieses Phänomens…«, er zeigte auf die Aureole, die die Zinnen des KRISTALLARIUMs umspielte, »… herbestellt?«
»Doch«, erwiderte Prosper Mérimée. »Doch, doch. Ich wollte es dir aus nächster Nähe zeigen – bevor es womöglich für immer verschwindet.«
»Du weißt nicht, was es auslöst – was erschreckend genug ist –, glaubst aber vorhersagen zu können, dass es nicht mehr lange zu bewundern ist?« Cronenberg legte die Stirn in Falten. Sein jugendlicher Körper war ein Triumph auruunischer Medizin. Daran gemessen hätte Cronenberg den Tyrannen aus dem anderen Universum eigentlich zu ewigem Dank verpflichtet sein müssen. Aber Dankbarkeit war eine Sache, die man sich immer wieder aufs Neue verdienen musste.
Bei mir jedenfalls. Hättet ihr mich nie enttäuscht, nie vor die Wahl gestellt, wem meine unumstößliche Loyalität gilt, Mensch oder Auruune, hätte ich mich vielleicht nie gegen euch gestellt. Dann wäre die Grundsituation nach eurem Fall eine etwas andere gewesen. Ich hätte nicht Taurt als Verbündeten an meiner Seite gehabt – und ich hätte wahrscheinlich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um den Seelenräuber – dich, Prosper – dingfest zu machen oder zu eliminieren. Denn deine Tat war von meinen Loyalitätsproblemen völlig losgelöst. Was du den Auruunen angetan hast, hat seine Gründe in deiner ureigenen Biografie. Baregk hätte nie versuchen dürfen, dich aus den Speichern des KRISTALLARIUMs zu entfernen. Dann wäre er vielleicht nie von dir übernommen worden. Wo stünden wir dann heute? Wenn Vrongk – wenn dieser Raiconn noch lebte?
Es waren Gedankenspiele der besonderen Art, die ihn seit der Machtübernahme immer wieder beschäftigten.
Raiconn kannte er nur vom Hörensagen, persönlich begegnet war er ihm nie. Aber Raiconn schien der Kopf hinter allem gewesen zu sein, was die Auruunen in diesem Universum angestrebt hatten.
Die Vorstellung, in einem Kosmos zu leben, den höher entwickelte Intelligenzen vor Milliarden von Jahren im Zuge eines Experiments erschaffen hatten, war einerseits demütigend, andererseits aber schon wieder so abgehoben und bizarr, dass Cronenberg mit der Tatsache als solcher kein echtes Problem hatte. Problematisch wurde es allein dadurch, dass die Schöpfer von einst offenbar beschlossen hatten, ihr Experiment zu beenden – in der drastischsten nur denkbaren Weise.
Sie killen alles und jeden. Weil sich ihre Schöpfung gegen sie gewandt hat – wusste Baregk, weiß Prosper…
»Das mag widersprüchlich klingen«, sagte Mérimée. »Aber ich hege einen Verdacht.«
»Welchen?«
»Aktuelle Messungen belegen, dass das polarlichtartige Schauspiel da oben vom KRISTALLARIUM erzeugt wird.«
»Und in welcher Weise? Warum jetzt – und vorher nicht? Früher gab es dergleichen nicht.«
»Du hast recht, ich habe in den Logeinträgen des Kristallrechners nachgesehen, vergleichbare Effekte wurden nie zuvor beobachtet.«
»Und dein Verdacht lautet wie?«
»Dass die Aureole mit den Gefangenen zu tun hat. Mit den eingefangenen Seelen.«
»Die gab es doch auch schon immer. Letztlich ist das doch Sinn und Zweck des KRISTALLARIUMs: Seelen einzufangen. Auruunen-Seelen.«
»Was das angeht, sind wir uns einig. Allerdings solltest du folgende Dinge berücksichtigen: Vor dem Einsatz gegen die Auruunen wurde das KRISTALLARIUM noch niemals zuvor als Waffe benutzt – als Waffe, die noch lebenden Körpern ihre Seelen/Bewusstseine entriss.« Prosper nickte. »Das ist das eine. Weiterhin wurde noch niemals zuvor eine solche Menge an Seelen/Bewusstseinen in das KRISTALLARIUM gesaugt und dort abgelagert. Und – um zum letzten Punkt zu kommen – es wurde auch noch niemals zuvor eine ganze Fremdspezies dieser Prozedur unterzogen, sodass auch deren Geister in den Kristalldepots landeten!«
»Du bist eine Fremdspezies. Dich hatte es auch erwischt – erinnere dich.«
»Wie könnte ich das vergessen? Aber ich war ein einzelnes Individuum, keine ganze Spezies, wie im Fall der Auruunen und der Treymor. Und dass auch ich eingefangen wurde, bedeutet letztlich, dass mein Bewusstsein sich von einem normalmenschlichen unterscheidet. Das mag an meinem Kontakt mit der Zeitanomalie damals im Getto zusammenhängen, vielleicht aber auch mit meiner vieltausendjährigen Wächterfunktion auf Portas, wo mein Bewusstsein in die Energiesperre einfloss, mit der das Weltenportal gesichert wurde.«
Cronenberg staunte immer wieder, was Prosper schon alles mitgemacht hatte und was dementsprechend prägend für ihn gewesen war. Selbst an Bord der RUBIKON hatte Prosper längere Zeit geweilt und dort mit der Frau zu tun gehabt, die in einem ganz besonderen Verhältnis zu Cronenberg stand: Scobee. Als er noch Chef der NCIA gewesen war, hatte er unter anderem ein geheimes Klonprojekt betreut, das Kandidaten wie Scobee, Jarvis und Resnick hervorgebracht hatte, sogenannte GenTecs, genetisch aufgewertete Menschen. Mit Erscheinen der Äskulapschiffe war ein Ernstfall eingetreten, bei dem die GenTecs sich hätten bewähren können. Stattdessen hatten sie ihr eigenes Süppchen gekocht (zumindest empfand Cronenberg das so) und die erstbeste Chance zur Fahnenflucht ergriffen. Für eine lange Zeit hatte sich danach ihre Spur im Dschungel der Sterne verloren – bis Scobee und Jarvis an Bord eines Raumschiffs namens RUBIKON wieder im irdischen Sonnensystem aufgetaucht waren und den Sturz der Keelon-Master versucht hatten.
Deren ›treuer‹ Vasall ich damals war – genau wie ich später ein ›treuer‹ Vasall der Auruunen wurde…
Cronenberg betrachtete sich als Überlebenskünstler. Und daran sollte auch die Katastrophe nichts ändern, die das Universum heimsuchte.
Prosper muss sich seiner ›Kernkompetenz‹ besinnen. Er muss zu Ende bringen, was Baregk anleierte. Dann haben wir vielleicht sogar eine Chance, die größtdenkbare Verschärfung der kosmischen Lage zu überleben: den Zusammenbruch jeglicher physikalischer Ordnung.
Wie genau dieser Super-GAU aussehen würde, hatte nicht einmal Prosper mit seinem Auruunen-Wissen vorhersagen können. Aber der Wechsel der irdischen Sonne in ein Stadium, in das sie eigentlich erst in Jahrmilliarden hätte eintreten dürfen, deutete an, wohin die Reise gehen würde: Sämtliche Sterne des All werden verlöschen, neue nicht mehr geboren. Und Finsternis wird einkehren in die Gestade der Unendlichkeit…
Er fühlte sich in die Zeit religiöser Eiferer zurückversetzt. Aber genau so mochte es kommen. Wenn Dunkelheit und Kälte alles Leben im Kosmos erstickten.
»Willst du damit sagen, die Aufnahmekapazität des KRISTALLARIUMs könnte durch die Zweckentfremdung als Waffe überschritten worden sein?«, fragte Cronenberg, den Blick wieder auf die »Polarlichter« am nächtlichen Firmament gerichtet.
»Genau das werde ich testen«, sagte Prosper. »Ich dachte, du möchtest dem beiwohnen. Wenn mein Vorhaben gelingt, werden wir die farbenprächtige Aura über den Kristallzinnen nie mehr zu sehen bekommen.«
»Was hast du vor.«
»Eigentlich sprachen wir schon darüber.«
»Spann mich nicht auf die Folter.«
»Die Treymor-Seelen. Die ›Ausbrüche‹ über den Zinnen begannen, kurz nachdem ich das Treymor-Problem lösen konnte.«
»Dann sind sie die Ursache?«
»Es kann an der Beschaffenheit ihrer Seelen hängen, die sich durchaus von der der Auruunen unterscheidet«, sagte Prosper, aus dem nun hörbar die nüchterne Analytik eines Baregk sprach, »oder schlicht an einer tatsächlichen Überlastung der Kristallspeicher. In beiden Fällen wird die Beseitigung der Treymor-Komponenten zur Sicherung des KRISTALLARIUMs beitragen, das wir – wie wir beide wissen – noch dringend brauchen werden.«
Cronenberg war vor allem fasziniert von der Wesensveränderung, die Prosper Mérimée durchlief. Vor seiner Ankunft in Baregks Körper war er ein moralisch höchst integerer Mensch gewesen. Er hatte zur RUBIKON-Besatzung gezählt und später den Grundstein einer neuen Menschheit gelegt, die in Tausenden von Lichtjahren Entfernung zur Erde entstanden war. Doch dann war er dem Schoß seiner Familie entrissen und genötigt worden, »kosmische« Aufgaben zu übernehmen. In den folgenden Jahrtausenden musste irgendetwas mit ihm passiert sein, das ihn anfällig für die wahren Werte des Lebens gemacht hatte.
Wahre Werte, wie Cronenberg sie seit jeher verfocht.
Und jetzt sind wir fast auf Augenhöhe.
Er wünschte, Scobee und ihre Bande hätten sehen können, wie Prosper Mérimée auf dem besten Weg war, die nächste Sprosse der Evolutionsleiter zu erklimmen.
Wo Cronenberg geduldig auf ihn wartete.
»Wie lange werden die Vorbereitungen zur Löschung dauern?«, fragte er.
»Ich habe alles vorbereitet. Es bedarf nur noch eines Knopfdrucks.« Er drehte den linken Arm, sodass ein Technotattoo auf der dunklen Haut sichtbar wurde. »Willst du oder soll ich…?«
Einer der Buttons auf Prospers Haut blinkte.
»Mach du«, sagte Cronenberg.
Der Mensch im Körper eines Auruunen zögerte keine Sekunde, sondern spreizte einen seiner Finger und tippte auf den Button, der aufhörte zu blinken.
Sonst geschah nichts.
Cronenberg versuchte, seine Enttäuschung im Zaum zu halten. Als er etwas sagen wollte, legte Prosper seine Hand auf Cronenbergs Schulter und flüsterte: »Geduld…«
Cronenberg streifte die Hand ab. Wieder ging sein Blick zum Himmel. Und in dem Moment geschah es: Die Aura über dem KRISTALLARIUM stürzte in sich zusammen.
»Es hat funktioniert«, sagte Cronenberg. »Ich dachte schon, wir hätten sie völlig umsonst ausgerottet.«
Er benutzte absichtlich drastische Worte. Aber Prosper zeigte auch jetzt keinerlei Betroffenheit.
»Ja«, sagte er. »Ich habe den betreffenden Speicher, in dem sie gelagert waren, neu formatiert. Du siehst es ganz richtig. Nach dieser Maßnahme gibt es im ganzen Universum keinen Treymor mehr – Körper, die sich einmal so nannten schon. Aber ohne die Bewusstseine, die sie lenkten, werden auch sie nicht lange überleben.«
»Und wenn sie sich paaren – neue Käfer zur Welt bringen?«
Prosper seufzte. »Sie werden entweder in Raumschiffen zur Welt kommen, die ihnen niemand mehr erklären kann. Oder auf Welten, deren Sonnen sterben, sodass ihnen die Kälte den Garaus machen wird.«
»Das KRISTALLARIUM – hast du Zugriff auf sämtliche Prozesse darin?«
Prosper deutete auf das Technotattoo. »Ich empfange permanent Status-Berichte.«
»Die aktuell was besagen?«
»Ich muss es auswerten. Danach werde ich dich in Kenntnis setzen. Aber vertrauen wir ruhig dem Augenschein: Der Spuk, der Anlass zur Beunruhigung gab, ist beendet. Er muss mit den Käferseelen verknüpft gewesen sein. Jetzt geht alles wieder seinen normalen Gang.«
»Dein Wort in Gottes Ohr.«
Prosper lachte heiser auf. »Gott? Ein extrem veraltetes Konzept! Und das aus deinem Mund. Du überraschst mich, Reuben. Du überraschst mich immer wieder.«
Dito, dachte Cronenberg.
Nomad
Die Hoffnungslosigkeit lastete wie ein schattenhaftes Gewicht auf den drei Gefährten, deren Denken sich nur noch um eines drehte: Sind wir wirklich die Letzten? Sind alle anderen tot?
Gegen diese Frage verblassten alle anderen. Selbst die, wer denn die gnadenlosen Verfolger waren, die die RUBIKON wie ein waidwundes Tier gehetzt, beschädigt und schließlich zum Absturz gebracht hatten.
Noch nie war eine Lage so aussichtslos erschienen wie diese.
»Wir müssen zur Absturzstelle!«, brach es unvermittelt aus Jarvis hervor. »Wir müssen uns mit eigenen Augen davon überzeugen, dass es keine Überlebenden gibt! Ich werde es erst glauben, wenn ich die RUBIKON gesehen und mir ein eigenes Bild gemacht habe!«
An der Reaktion seiner nargischen Freunde erkannte er, dass sein Temperamentausbruch bei ihnen nicht verfing. Jeder von ihnen hatte andere Gräber im Kopf, Yael vorrangig Winoa, aber gewiss auch Freunde wie Aylea, Jelto oder den Abrogaren Alcazar. Bei Jiim würden die Erinnerungen beim Commander weilen, bei Scobee, Algorian und wie sie alle hießen.
So viele großartige Menschen – respektive Außerirdische –, und alle in einer einzigen Aktion ausgelöscht. Für immer.
Jarvis, der gerade erst den Tod eines ganz besonderen Wesensverwandten hatte beklagen müssen – den seines Ebenbilds aus einer alternativen Zukunft, Jarvis II –, hatte das Gefühl, dem inneren Druck nicht mehr lange standhalten zu können. Er kam sich vor wie ein Ballon, der unaufhörlich aufgeblasen wurde und irgendwann platzen musste.
»Ich werde mit Rylbert sprechen«, kündigte er an. »Ich werde mich nicht abwimmeln lassen. Wenn ich das Wrack sehe – wenn ich die Leichen unserer Freunde sehe, und seien es auch nur Reste davon, kann ich vielleicht meinen Frieden mit mir machen. Vorher geht es nicht.« Er schüttelte wieder und wieder den Kopf. »Vorher geht es einfach nicht!«
»Ich will sie so in Erinnerung behalten, wie sie waren, als sie lebten«, verfocht Jiim seinen Standpunkt. »Ich will nicht sehen, wozu sie geworden sind – es kann nur grauenhaft sein.«
Jarvis wollte etwas erwidern, aber unweit von ihnen glomm der Boden ihrer Unterkunft an einer Stelle rötlich auf, und im nächsten Moment stand dort ein Felorer.
Rylbert?
»Es gibt Neuigkeiten«, sagte das Achten-Geschöpf, »die ich euch nicht vorenthalten will. Ich wollte erst sichergehen, bevor ich euch Hoffnung mache. Ich hoffe, ihr missversteht mein Schweigen nicht. Hätte ich euch gesagt, es gibt Überlebende, bevor dies faktisch belegbar war, wärt ihr in eine noch größere seelische Krise verfallen.«
Jarvis dampfte das ganze Gerede auf seine Kernaussage ein. »Überlebende? Sagtest du gerade Überlebende? Redest du von unseren Freunden? Von der RUBIKON?«
»Ich rede von den Individuen John Cloud, Scobee, Algorian, Jelto, Aylea und Alcazar. Sie sind bei Bewusstsein. Wenn ihr wollt, bringe ich euch unverzüglich zu ihnen.«
»Aber du sagtest…« Jarvis musste fast würgen, obwohl er seit einer Ewigkeit in einem Körper steckte, der solche Reaktionen nur zeigte, wenn sein Besitzer dessen künstliche Beschaffenheit infolge von Stress völlig vergaß. »Du sagtest doch, dass es euch nicht möglich sei, die Crew zu retten. Das hast du mehrfach betont!«
Rylbert – er war es zweifellos – wehrte sich gegen diese Interpretation. »Ich sprach davon, dass es unmöglich sei, das Schiff abzufangen, das Schiff zu retten. Und das war es tatsächlich. Aber wir verfügen über eine Technik, die Ähnlichkeit mit euren Transmittern hat – nur dass sie mit einer einzigen Komponente auskommt. Einer Art Antenne, die, richtig justiert, abruft, was in ihren Fokus genommen wird.«
»Ein Transmitter, bei dem Sende- und Empfangseinheit eins ist?« Jarvis merkte kaum, wie er laut über das Gehörte nachdachte. Aber schon im nächsten Moment war ihm völlig egal, wie das Funktionsprinzip dieses Apparats war. Er hatte Teile der Crew aus der RUBIKON evakuiert, vielleicht nur Sekundenbruchteile vor dem Aufschlag!
»Ob wir zu ihnen wollen?« Wie ein Gong hallte es durch den Raum, als Jarvis in die Hände klatschte. »Was für eine Frage! Mach schon! Und wehe, es ist nicht wahr…!«
Ihr Name war nicht dabei.
Keiner der Namen, die Yael einfielen, wenn er an die Angks dachte – die die mit Abstand stärkste Bevölkerungsgruppe an Bord gestellt hatten – war bei der Aufzählung des Felorers gefallen.
Auch nicht der für ihn wichtigste Name überhaupt.
»Wi ist nicht dabei«, raunte er seinem Orham zu, dessen Blick nicht verbergen konnte, dass er sich vor dem Moment gefürchtet hatte, da Yael es aussprechen würde. Natürlich hatte Jiim es auch gemerkt. Und natürlich wusste Jarvis es. Aber vielleicht übertünchte die Freude über das Überleben einiger die Trauer über den Verlust so vieler in diesem Moment.
Vielleicht.
»Nein«, flüsterte Jiim. »Es tut mir so leid…«
Rylbert vollzog den Ortswechsel auch diesmal, ohne dass sie Einfluss darauf hatten. Von einem Atemzug zum anderen standen sie in einer riesigen Halle, in der hektische Betriebsamkeit herrschte. Dominiert wurde die unmittelbare Umgebung von zylindrischen Behältern, die Einblick in ihr Inneres gewährten und in denen vertraute Gestalten schwerelos zu schweben schienen.
Yael folgte Jarvis wie an einer unsichtbaren Leine, als dieser auf den Zylinder zustapfte, in dem sich der Commander befand. Seine Augen standen weit offen. Er war wach, wie Rylbert es angekündigt hatte. Und kaum näherten sich die Freunde, fing er an zu sprechen. Seine Stimme drang über unsichtbare Übertragungssysteme nach draußen.
»Ihr lebt!«
Für einen Moment wirkte selbst Jarvis sprachlos, der sonst um keinen Spruch verlegen war.
»Wurdest du nicht informiert, John?«, fragte er schließlich, unmittelbar unter dem Zylinder verharrend.
Der Commander schüttelte den Kopf. Es sah aus, als müsse er gegen Widerstände ankämpfen. Wahrscheinlich die Kräfte, die ihn hielten.
»Was weißt du überhaupt, John?«, fuhr Jarvis fort. »Weißt du, was passiert ist – wie viele Opfer wir zu beklagen haben?«
John Clouds Gesicht wurde grau und kantig. Er kniff die Lippen zusammen, dann ließ er den Blick kurz über die anderen Zylinder in der Nähe schweifen. »Ich sehe alle, die mit mir auf dem Kommandostand waren, als die RUBIKON unkontrollierbar dem Boden entgegen fiel…« Sein Blick fand zu Jarvis zurück, glitt dann über Yael und Jiim. »Sagt ihr es mir.«
»Tausende… Es sind Tausende, John. Offenbar sämtliche Angks. Die Felorer… Du weißt, dass es Felorer sind?« Er zeigte auf ihren Begleiter, den Achten-Wurm.
Der Commander reagierte nicht. Offenbar wartete er darauf, dass Jarvis erklärte, wie er auf die Opferzahl kam.
»Jedenfalls haben sie dich und alle, die zum Zeitpunkt der Katastrophe von ihrem Rettungsgerät erfassbar waren, aus der RUBIKON gezogen. Die… die Angks sprachen darauf nicht an. Sie sind mit dem Schiff umgekommen.«
Cloud hörte, was Jarvis sagte.
Er verstand, was Jarvis sagte.
Aber irgendwo dazwischen war etwas, das sich wie ein lähmender Filter in seinen Verstand schob. Es war wie Wachsein während einer Narkose. Partiell schmerzunempfindlich, in der Lage, zu sehen, zu riechen und zu hören – aber trotzdem nicht in der Lage, adäquat zu dem, was man wahrnahm und begriff, zu reagieren.
Eigentlich hätte er seine Verzweiflung hinaus brüllen müssen. Aber er war ganz ruhig. Wie tot.
Und für einen Moment formte sich der groteske Gedanke: Vielleicht bin ich das ja auch. Vielleicht träume ich diese Szene. Jarvis, Jiim, Yael… Vielleicht ist der Tod einfach nur ein neuer Traum. Wie davor schon das Leben.
Er versuchte, die Fassung zu wahren. Sich die Momente vor dem Aufschlag in Erinnerung zu rufen.
Da war Artovayn gewesen, der es irgendwie noch geschafft hatte, an Bord zurückzukehren, bevor die RUBIKON die Strukturlücke des Planetenschilds durchbrach und diese sich hinter ihnen wieder schloss. Artovayns kryptische Beschreibung der Verhältnisse im Inneren des Amorphgebildes spülten an die Oberfläche. Cloud verkrampfte. Dann hielt er Ausschau nach dem Gloriden, den er aber in keinem der Behälter erkennen konnte.
»Wo ist Artovayn?«, fragte er.
»Artovayn?« Jarvis schien sich um niemanden weniger zu sorgen als den Perlengeborenen, der in der Lage war, beliebig zwischen feststofflicher Körperlichkeit und energetischer Zustandsform zu wechseln. Wenn jemand beste Chancen hatte, selbst einen Crash wie den, der die RUBIKON in ihre Bestandteile zerlegt hatte, zu überleben, dann er.
Schulterzucken. »Keine Ahnung.«
»Wie wär’s, wenn du rauskommst? Mit einem Commander in der Konserve zu reden, ist anstrengend.«
»Mir wurde gesagt, ich müsse noch eine Weile hier aushalten. Die anderen auch. Offenbar ist man noch nicht sicher, ob man wirklich alle Atome von uns eingefangen hat.«
»Ein bisschen Schwund ist immer dabei. Frag mich mal. Wie oft musste ich schon Nanosubstanz opfern? So was wächst nicht auf den Bäumen. Trotzdem bin ich ein Bild von einem –«
Aus einem der Nachbarzylinder rief Scobee: »Wie wär’s mit einem Knebel aus Nanomaterie?« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Ich will hier raus. Sofort.«
»Keine Zellverlustängste?« Jarvis konnte es nicht lassen.
Aber Cloud durchschaute die Bemühung hinter seiner Flapsigkeit, das zu überspielen, was nicht zu überspielen war.
Assur ist tot?
Assur und… jeder andere Angk auch?
Er flüchtete sich in Aktionismus. »Wer immer hier das Sagen hat – wir wollen alle aus diesen Dingern raus. Sofort!«
»Ich kümmere mich darum«, versprach Jarvis und wandte sich dem Wurmwesen zu, in dessen Begleitung sie gekommen waren.
Eine Stunde später standen sie im Freien, im Schatten eines himmelsstürmenden Turms, dessen Bedeutung ihnen Scobee erklärte. Sie erinnerte sich, ihn – nicht diesen, aber einen baugleichen – vor langer Zeit von Kargor erklärt bekommen zu haben.
»Ein Totenturm der Bractonen«, sagte sie und verzog das Gesicht. »Wie passend.«
Der Tod, und sei es nur seine Symbolik, war allgegenwärtig.
Rylbert hatte ihnen eine Passage an die Oberfläche ermöglicht, um sich erst einmal zu sammeln, wieder zueinanderzufinden und einen ersten Informationsaustausch zu vollziehen, bei dem die Mitwirkung der Felorer nicht vonnöten war.
»Reden wir nicht lange um den heißen Brei«, sagte Cloud. »Wir sind am Tiefpunkt angelangt. Ich denke, mit dieser Einschätzung stehe ich nicht allein.«
Er sah von einem der verbliebenen Gefährten zum anderen, blickte ebenso in Jeltos schockgrüne Florenhüter-Augen wie in die schwarzen Perlenaugen des Abrogaren Alcazar, die wechselfarbigen von Scobee oder die holografisch erzeugten von Jarvis. Dazu kamen ein Aorii und eine junge Frau, die er bereits als Mädchen mit blonden Zöpfen kennengelernt hatte: Aylea. Von ihnen allen hatte sie wahrscheinlich den höchsten IQ. Aber daran maß sie weder sich selbst noch andere. Aylea, so war es ihm oft vorgekommen, achtete auf die Dinge, die Freundschaften entstehen, wachsen und gedeihen ließen. Auf Anhieb wäre ihm niemand eingefallen, mit dem dieses Mädchen nicht auskam. Ganz besonders hingezogen hatte sie sich stets zu Winoa…
Da war es geschehen.
Er hatte es vermeiden wollen, aber die Vernetzung derer, die ihn noch umgaben, mit denen, die fehlten, war einfach essenziell. Es brauchte nur das Gesicht eines der Versammelten – und schon drängte sich das eines Angks in die Gedanken, ganz gleich, ob es Winoa, Assur, Rotak oder einer der weit über viertausend anderen Männer, Frauen und Kinder war, die die Crew einst aufgestockt hatten – und auf fast magische Weise von den Bractonen mit der RUBIKON verknüpft worden waren. Vom ersten Tag an hatten die Angks eine Sonderstellung eingenommen – was schon allein in der Art ihrer Unterkünfte zum Ausdruck kam. Keiner von ihnen hatte eine normale Kabine bezogen, wie es bei der Stammcrew Usus war. Die Bractonen hatten im Zuge der RUBIKON-Aufrüstung und -Modifikation das Dorf entstehen lassen. Eine riesige Anzahl von Häuschen, über der eine Kunstsonne und landschaftsgestalterische Eingriffe die Illusion erzeugten, durch einen urbanen Komplex auf irgendeinem Planeten zu schlendern.
Das alles gibt es nicht mehr, dachte Cloud. Das alles ist mit der RUBIKON in eine Million Teile zerschellt.
Für einen Moment schien sich Nomads Schwerkraft zu verdreifachen. Cloud drohte, in die Knie zu gehen. Nur mit äußerster Anstrengung konnte er die Panik zurückdrängen, die ihn zu überwältigen drohte.
Panik, ja. Mehr als Verzweiflung, mehr als Trauer, mehr als Angst.
PANIK.
Dass es seinen Gefährten nicht viel besser ging, wusste er, ohne sie anschauen zu müssen. Die Schwingungen, die von ihnen ausgingen, genügten ihm.
Er bog den Kopf in den Nacken und spähte nach oben, wo sich ein Himmel von unnatürlicher Farbe spannte.
Der Planetenschild, den die Felorer errichtet hatten und der bislang den Bemühungen derer trotzte, die bis vor Kurzem noch keiner auf der Rechnung gehabt hatte.
»Wir müssen reden«, sagte Cloud. »Jeder von uns würde sich jetzt lieber seiner Trauer und Traurigkeit hingeben – aber klüger wäre es, wenn wir das verschöben. Wir haben aktuell keine vollwertige Mannschaft mehr, aber wir haben aktuell auch kein Raumschiff mehr. Was geblieben ist, ist die Bedrohung von einer Größe, dass menschlicher Geist sie kaum fassen kann. Aber selbst wenn sie durch ihre schiere Größe abstrakt wirkt, wissen wir doch alle: Sie ist real. Sie wird nicht nur dieses Sonnensystem oder das, in dem sich die Erde oder irgendein anderer Planet befindet, mit dem wir uns verbunden fühlen, verschlingen, sondern jeden Stern, jedes System, jedes Raumschiff, das irgendwo in den Weiten des Kosmos unterwegs ist. Wir gehören zu den Privilegierten, die wissen, was dem Weltall zugestoßen ist. Aber bedenkt, welche Unzahl von intelligenten Völkern dieses Universum im Laufe der Jahrmilliarden hervorgebracht hat; welche Unzahl Raumfahrt oder Astronomie betreibt; und wie viele da draußen sind, die mit uns sterben werden, ohne je zu erfahren, was schiefgegangen ist. Welche skrupellose, amoralische Instanz beschlossen hat, ein so reiches Universum, in seiner Gesamtheit unschuldiges Universum in Sippenhaft zu nehmen und zum Tode zu verurteilen. Das allein sollte uns schon Ansporn sein, bis zum letzten Atemzug gegen diese Ungerechtigkeit zu kämpfen, auch wenn die Chance, sie noch aufzuhalten, mittlerweile im Promillebereich liegen dürfte. Ich bin bereit dazu. Um all der Lieben willen, denen es nicht mehr vergönnt sein wird, ihre Kraft und Leidenschaft in die Waagschale zu werfen. Aber ich bin sicher, sie würden es an unserer Stelle ebenso tun.« Er seufzte, hielt kurz inne und wischte sich durchs Gesicht. »Ich weiß«, sagte er dann, »ich höre mich nicht an wie der Commander, den ihr kennt. Ich höre mich an wie ein Prediger. Aber jetzt ist damit auch genug. Seht mich an. Sagt mir offen, wenn ihr anderer Ansicht seid. Wenn das, was in euch steckt, euch verbietet, den Kampf weiterzuführen. Ich trage es niemandem nach. Jeder entscheidet selbst, ob er noch Kräfte hat, die er mobilisieren kann und will. Nur: Sagt es. Sagt es hier und jetzt. Ich frage nur dieses eine Mal – aber eine Antwort seid ihr mir und jedem an eurer Seite schuldig!«
Als er um sich blickte, sah er, dass nicht nur über Ayleas Wangen Tränen rollten. Auch Scobee konnte sich davon nicht freimachen.
Es brachte sie ihm nur noch näher als ohnehin schon.
»Ich warte«, sagte er.
Und langsam, einer nach dem anderen und jeder auf seine Art… machten sie ihn stolz.
Aylea war zauberhaft. Zumindest empfand Cloud es so, als sie sagte: »Wir müssen zur Aufschlagstelle, Commander. Wir müssen unsere Freunde anständig beerdigen.«
Er nickte und fand Zustimmung in allen Gesichtern, die zuvor ihm in dem, was er ihnen gesagt hatte, beigepflichtet hatten. Jeder von ihnen hatte sein persönliches Bekenntnis zu der Frage abgelegt, wie es mit ihnen weitergehen sollte. Und nicht einer hatte von Kapitulation gesprochen oder davon, dass nun ohnehin alles sinnlos wäre. Nicht einmal ein so fremdartiges Geschöpf wie Alcazar, in dessen Kultur es völlig andere Werte und Zwänge gab als in der menschlichen. Oder Algorian, der im Großen und Ganzen wie ein Mensch aussah, aber ebenfalls einer Spezies entstammte, deren Denken sich, gerade was die gesellschaftliche Ordnung und die Soziologie als solche betraf, extrem von dem unterschied, was Menschen wie Cloud, Scobee und Jarvis, selbst Jelto und Aylea, als »normal« empfanden. Reizpunkte hatte es immer gegeben zwischen dem bunt gemischten Haufen, der in der RUBIKON untergebracht gewesen war. Aber man hatte sich auch stets auf einen Konsens verständigen können und oft sogar zur Überraschung aller festgestellt, dass die vermeintlich so weit auseinander gehenden Vorstellungen letztendlich so unterschiedlich gar nicht waren. Manchmal hatten schon kleine Zugeständnisse beider Seiten genügt, um den Frieden wieder herzustellen.
So würde es niemals mehr sein. Weil neunundneunzig Prozent der Besatzung nie mehr in solche Prozesse würden eingebunden werden können und…
… weil sogar die Plattform, wo all dies stattgefunden hatte, nicht mehr existierte.
Die RUBIKON.
Das Schiff, das Cloud fast vom Start seiner »kosmischen Laufbahn« an begleitet hatte, auch wenn es sich noch geraume Zeit unter dem Kommando des foronischen Septemvirats mit Sobek an der Spitze befunden hatte.
Sobek… die Foronen… die Virgh… die Jay’nac…
Für einen tiefen Atemzug lang zogen die Szenarien an Cloud vorbei, denen er und seine Gefährten sich über die Jahre hatten stellen müssen.
Und während für uns Jahre vergingen, tickten die Uhren in der Milchstraße tausendmal schneller. Entsprechend die Veränderungen dort, mit denen wir immer wieder zurechtkommen mussten. Nur… so etwas wie jetzt hat es nie gegeben. Ein ganzes Universum droht in Schutt und Asche gelegt zu werden. Wo bleibt da noch eine Zuflucht, eine Nische, in der die Hoffnung fortbestehen kann?
STOPP!
Er zog die innere Notbremse. Er durfte nicht schon wieder in Fatalismus und Schwarzmalerei verfallen. Die Fakten standen. Nichts daran konnte schöngefärbt werden. Aber immerhin hatten sie auf Nomad tatsächlich eine Partei angetroffen, der zuzutrauen war, dass sie noch ein paar Trümpfe im Kampf gegen den kosmischen Kollaps im Ärmel hatte.
Die Felorer verfügten über mindestens so viel Hintergrundwissen, was die beschädigte EWIGE KETTE anging, wie die Ganf. Und bislang hatte die RUBIKON-Katastrophe bei der Begegnung mit diesen Wesen alles andere überstrahlt.
Sobald wir zulassen, dass die Themen abseits unserer persönlichen Tragik besprochen werden, sehen wir klarer, inwieweit die Hoffnung gerechtfertigt ist, dass die Achten-Wesen die entarteten CHARDHIN-Perlen wieder unter Kontrolle bringen können.
Und immerhin bieten sie auch dem neu aufgetauchten Gegner Paroli – bislang zumindest.
Am liebsten hätte er Aylea noch ein wenig vertröstet, was ihr nur zu verständliches Anliegen betraf. Aber er brachte es nicht übers Herz. Zumal sie in Jarvis einen Unterstützer fand, dessen Stimme Gewicht in der Gruppe hatte.
»Schon als ich noch dachte, auch euch verloren zu haben«, sagte er und sah über die Gesichter hinweg, »war es mein dringendster Wunsch, euch eine anständige Beerdigung zuteilwerden zu lassen.« Sein Blick verharrte bei den beiden Nargen. »Jiim und Yael sind meine Zeugen. Doch dann kam Rylbert und machte uns klar, dass es wider Erwarten doch Überlebende gab. Ihr könnt euch vorstellen, was für eine Achterbahn der Gefühle wir durchlebten. Aber nun, da die bittere Wahrheit bekannt ist, dass für alle Angks an Bord keine Hoffnung mehr besteht, sollten wir uns aufmachen, wenigstens ihren sterblichen Überresten die Ehre zu erweisen, die ihnen gebührt. Die Behandlung, die sie sich verdient haben. Unseren Respekt…«
Selten hatte Jarvis auch nur annähernd so pathetisch gesprochen. Aber niemand, nicht einmal Scobee, machte darüber eine Bemerkung.
»Okay«, sagte Cloud. »Dann wenden wir uns jetzt an die Felorer. Ein guter Test, um herauszufinden, was wir generell von ihnen zu erwarten haben. Wie sie unsere Rolle sehen. Wenn sie uns den Wunsch verwehren, müssen wir schnellstens umdenken. Es wäre fatal. Aber wenn sie uns diesbezüglich entgegenkommen, ohne Wenn und Aber gar, können wir weiter hoffen, dass mit ihnen auch ein Bündnis gegen die Gefahr möglich und von Nutzen ist, die die Sterne zum Verlöschen bringt.«
Die Felorer zeigten sich kooperativ.
Schon zwei Stunden später erreichte ein Schweber mit den RUBIKON-Überlebenden das Gebiet, wo ihr Schiff wie ein niederfahrender Meteorit in den Boden geschossen war. Eine gewaltige Senke war entstanden. In ihr und um sie herum verteilten sich Trümmer von Haus- bis hin zu Mannsgröße.
Was die mit bloßem Auge erkennbaren Teile anging. Natürlich gab es kleinere, auch nur staubpartikelartige. Aber die ohne Zuhilfenahme von irgendwelchen Instrumenten sichtbaren Fragmente reichten aus, sich einen Eindruck von den Kräften zu machen, die hier zur Entfaltung gekommen waren. Und die Vorstellung, dass all diese unumkehrbar aus ihrer Ordnung gerissenen Chaostrümmer einmal ein behütetes Ganzes gebildet hatten, einen Hort der – im Nachhinein musste man wohl sagen vermeintlichen – Sicherheit, verlangte den Ankömmlingen alles ab. Jeltos Augen suchten zunächst vergeblich nach Überbleibseln seines hydroponischen Gartens; Alcazar hielt ebenfalls Ausschau nach etwas, das in diesem Garten gepflanzt gewesen war: der Vaschganen-Baum, in dem er sich ein Wohngespinst eingerichtet hatte.
Überhaupt: der Vaschgane. Beim Blick auf den Abrogaren wurde Cloud schmerzlich bewusst, dass das felorische Rettungssystem nicht nur bei sämtlichen Angks versagt hatte, sondern auch bei dem intelligenten Baum, den sie von Diversity mitgebracht hatten. Pflanzliches Leben schien von den Systemen generell nicht erfasst zu werden. Hätte Cy zu diesem Zeitpunkt noch unter uns geweilt, wäre er somit auch chancenlos gewesen. Er bedauerte den Tod des Vaschganen. Aber es gab so viele Opfer zu beklagen. Ihm schwirrte der Kopf, wenn er nur die Bilder derer, die er kannte, vorüberziehen ließ.
»Es sieht aus wie nach einem Krieg«, flüsterte Aylea, die unmittelbar neben ihm aus der Kanzel spähte. Sie fasste unbewusst nach seinem Arm und drückte ihn.
Wenig später landete der Gleiter im Kernbereich der Absturzstelle, wo Cloud aus der Luft auch schon Felorer gesichtet hatte. Sie bewegten sich mithilfe von technischen Korsetts über das Trümmerfeld, in die offenbar alle Instrumente, die sie für ihre Ermittlungen benötigten, integriert waren.
»Sie haben uns wirklich völlige Bewegungsfreiheit zugesichert?«, vergewisserte sich Jarvis noch einmal. Er war nicht dabei gewesen, als Cloud sich mit Rylbert besprochen hatte.
»Absolut«, versicherte Cloud. »Die Felorer hier vor Ort sind instruiert. Solange wir nicht ihre eigenen Untersuchungen stören, können wir uns frei bewegen.«
»Dann werde ich das mal tun – wenn du gestattest.« Er schwang sich aus dem Gleiter und sank zunächst tief im weichen Boden am Rand des Einschlagkraters ein. Doch schon vor dem nächsten Schritt hatten seine A-Grav-Module das Gewicht so weit reduziert, dass er nicht mehr als ein tatsächlicher Mensch seiner Größe und Statur wog. Jarvis blieb abwartend stehen und schaute zu Cloud und den anderen, die zu zögern schienen, ihm zu folgen. »Was ist? Wollt ihr nicht auch aussteigen?«
Jelto überwand sich schließlich als Erster. Danach ging es zügig weiter. Cloud folgte als Letzter, unmittelbar hinter Jiim und Yael.
Der Wind trieb ihm Rauchschwaden in die Augen. Er machte den Fehler, ausgerechnet in dem Moment einzuatmen – und bezahlte es mit einem heftigen Hustenreiz. Scobee wollte ihm Ratschläge geben, wie er sich zu verhalten hatte, aber es war ihm völlig egal, ob er husten musste oder nicht; ob die beißenden Böen ihm Tränen in die Augen trieben oder nicht. So konnte er es wenigstens darauf schieben, als ihm die ersten Tränen heiß die Wangen hinabliefen.
Jarvis sonderte sich von den anderen ab. Im Gegensatz zu ihnen war er in der Lage, selbst in solche Trümmerfelder vorzudringen, in denen noch immer Glutherde wüteten. Gesundheitsgefährdende Strahlung brauchten auch die anderen nicht zu fürchten, wie die Felorer versichert hatten. Auf solche Gefahren hin hatten sie die Absturzstelle als Erstes gescannt.
Die ehemaligen Energieerzeuger der RUBIKON arbeiteten mit einem Brennstoff besonderer Art: dunkler Energie, die während des Fluges permanent aus dem Weltraum aufgenommen worden war. Dunkler Energie haftete keine Eigenschaft an, die bedrohlich für Leben hätte werden können; nicht einmal, wenn es in direkten Kontakt damit kam. Wahrscheinlich hatten sich sämtliche Vorräte, die sich an Bord befunden hatten, bei dem Crash ohnehin sofort verflüchtigt.
Aber danach hielt Jarvis ohnehin nur beiläufig Ausschau. Er suchte das, was alle suchten – aber eigentlich nicht finden wollten.
Tote.
Tote in einem Zustand, wie niemand sich wünschte, ihn sehen zu müssen. Aber manchmal wurde danach nicht gefragt. Manchmal musste man sich Dingen stellen, die fernab jeder Ästhetik eines friedlich in seinem Bett Entschlafenen waren, der noch dazu sorgsam hergerichtet wurde, bevor seine Lieben von ihm Abschied nahmen.
Hier, das wusste Jarvis, wie jeder, der mit ihm gekommen war, wartete blutige, hässliche Realität auf ihn. Zerquetschte, verbrannte, zerrissene Leichen, bei denen es schwerfallen würde, sie überhaupt noch den Personen zuzuordnen, die sie einmal gewesen waren.
Alles hätte vermieden werden können, dachte er erschüttert, wenn Sesha nicht ausgefallen wäre. Wenn die Angks sich nicht in den Kopf gesetzt hätten, die KI zu ersetzen, indem sie von ihrer Fähigkeit Gebrauch machten, körperlich wie geistig mit dem Schiff zu verschmelzen. Dadurch hatten sie eine Pseudo-KI gebildet. Ein Geisteskollektiv, das so weit auch erstaunlich gut funktionierte. Nur scheint es im entscheidenden Moment auch verhindert zu haben, dass die Transtechnos der Felorer sie innerhalb der abstürzenden RUBIKON anpeilen und ebenso herausholen konnten wie die nicht in dem Schiff aufgegangenen Crewmitglieder.
Offenbar war es tatsächlich so gewesen, dass die extreme Verschmelzung das Todesurteil über alle Angks gefällt hatte.
Wir könnten alle noch da sein. Die RUBIKON ist verschmerzbar. Ein Riesenverlust, aber verschmerzbar. Die vielen Menschen sind es nicht!
Er steigerte die Leistung seiner A-Grav-Module, bis er in der Lage war, in zwei, drei Meter Höhe über die Trümmer hinwegzuschweben. Mit jeder Minute, die er das tat, fragte er sich jedoch irritierter: Wo seid ihr? Verdammt, steckt ihr etwa immer noch da drin – in dem Metall? Hat es die ganze Zerstörungsorgie nicht geschafft, euch wieder daraus zu lösen?
Die Vorstellung, die Angks nicht einmal begraben zu können – nicht im konventionellen Sinn jedenfalls –, entfachte einen bis dato unbekannten Hass in Jarvis.
Hass auf die Adaptiv-Werft, die jenseits des Planetenschilds immer noch darauf lauerte, auch nach Nomad durchbrechen zu können. Was der letzten Bastion der Widerständler drohte, wenn es gelang, den Schutzschirm zu überwinden, war unschwer zu erahnen.
Sie werden alles dem Erdboden gleichmachen – diese Bastarde!
Auch die anderen gelangten nach und nach zu der Erkenntnis, die Jarvis gewonnen hatte.
Sie hatten es sich anders vorgestellt, blutiger bis hin zur Ekelgrenze. Wenn Cloud in sich hinein lauschte, musste er sich eingestehen, dass ihm das Szenario, das sie vorfanden, fast lieber war als das befürchtete und erwartete.
Da war nirgends auch nur eine Spur von Tod. Vernichtung ja, aber nicht Tod. Entweder waren die Angk-Menschen zu nichts anderem als Asche verbrannt – oder sie hatten im Augenblick der totalen Schiffsvernichtung keine Gelegenheit mehr gefunden, sich aus der Verschmelzung mit der Materie, in die sie eingegangen waren, zu befreien.
Letztendlich wären dann die Trümmer ihr Grab, dachte Cloud. Und ihr Grabmal zugleich.
Er wandte sich an einen der Felorer, die das Trümmerfeld scannten, und fragte ihn nach seinen Befunden. Fragte, ob er Leichenfunde gemacht habe, in welcher Größe und Form auch immer.
Der Felorer verneinte.
Daraufhin bat Cloud ihn, die Wrackteile zu untersuchen, ob sich in ihrem Innern organisches Leben feststellen ließ.
Der Felorer versicherte ihm, dass seine Instrumente dies längst erledigt hätten – aber die Werte waren widersprüchlich, vor allem, was die Konzentration von organischen Anteilen anging.
Mit anderen Worten, dachte Cloud fröstelnd, ein einziger Angk kann über Dutzende oder mehr Fragmente verteilt sein. Der Gedanke, ein Trümmerteil enthalte immer einen kompletten ehemaligen Angk, war damit hinfällig, zumal er ohnehin nicht plausibel gewesen wäre.
»Ist es möglich, die Trümmer mit organischer Behaftung auszusortieren und an einen Ort zu transportieren, der ihnen als letzte Ruhestätte dienen könnte?«, fragte er.